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  • Day 128

    Reefton

    February 6, 2023 in New Zealand

    Meine beiden Zimmergenossen schlafen noch als mich das Smartphone weckt. Ich schleiche mich aus dem Zimmer. Beim Frühstück ist wieder für Unterhaltung gesorgt. Ute und Arthur, die Radler aus Berlin sind auch schon auf den Beinen. Insgesamt herrscht nach dem gestrigen Regentag Aufbruchstimmung. Die Leute wollen weiter. Mehrere Abschiede von Reisenden mit denen ich die letzten Tage ins Gespräch gekommen bin. Zum Schluss benötigt Arthur noch Werkzeug, das ich ihm ausleihen kann. Dann komme ich endlich los. Wieder mal später als gedacht. Aber was soll's...

    So schön's im Global Village war, nach 3 Tagen wird's Zeit weiter zu ziehen. Die Akkus sind geladen und ich freue mich auf die Straße auch wenn ich weiß, daß es heute nochmal etwas nass werden wird. Ich bin kaum auf dem Rad als der erste Schauer auf mich nieder geht. Es wird nicht der letzte sein. Ich verlasse Greymouth kurz in nördlicher Richtung auf dem Highway, bevor ich auf eine Nebenstrecke in östlicher Richtung abbiege. Auch dieser Abschnitt ist Teil der Tour Aotearoa. Keine offizielle Radstrecke, sondern eine Route die ein Neuseeländer ausgetüftelt hat und die Cape Reinga auf der Nordinsel mit Bluff im äußersten Süden der Südinsel verbindet und dabei überregionale Straßen weitgehend vermeidet. Allerdings führt sie auch an vielen Sehenswürdigkeiten Neuseelands vorbei und ist deshalb nur eingeschränkt für mich von Belang. Darüber hinaus macht sie zur Vermeidung der Highways teilweise weite Umwege die ich mir zeitlich nicht leisten kann und das teilweise auf Wegen deren Eignung für mein Gefährt nicht immer abschätzbar ist.

    Als es Zeit für die erste Pause wird kündigt bei Atarau ein Schild einen Rastplatz an. Ich erwarte aus den bisherigen Erfahrungen maximal ein paar halb vergammelte Holzbänke und werde positiv überrascht. Überdachte Sitzgruppe wo man vor Regen und Sonne Schutz findet. Wunderbar!
    Nacheinander trudeln auf ihren Rädern ein: Ein Neuseeländer der die Tour Aotearoa fährt. Zwei weitere Neuseeländer. 4 Kanadier. Ein Brite. Bei letzterem fällt mir der Brooks-Sattel auf, der in Fahrradzeitschriften hoch gelobt wird. Auf meine Frage diesbezüglich antwortet er: The best i ever had. Also muss was dran sein. Nichtsdestotrotz sehen die Dinger für mich eher wie Folterinstrumente aus... Des(mond) kommt aus der Nähe von Cambridge, 65, seit vergangenem Herbst in Rente aber doch noch nicht ganz, weil er mit seiner Frau mehrere Geschäfte betreibt. Keine Ahnung was man sich unter ein bisschen in Rente sein vorzustellen hat. Er besucht jedes Jahr seinen Sohn samt Enkel in Neuseeland und radelt bei der Gelegenheit ein wenig durch die Gegend.

    Weiter geht's entlang des Grey River. Ich bleibe auf der Nebenstrecke auf der Nordseite. Der SH7 verläuft in einigen Abstand im weiten Flusstal auf der Südseite. Ich hatte eigentlich eine unbefestigte Straße erwartet aber die Nebenstrecke ist fast ebenso gut ausgebaut wie der Highway aber eben ohne nennenswerten Verkehr. Bei Ikamatua führt die Straße allerdings zurück auf den Highway.

    Dort erstmal Kaffee und Muffin im örtlichen Tante-Emma-Laden.

    Die Tour Aotearoa verlässt den Highway bald wieder und führt in weitem Bogen nach Reefton. Diesen Umweg erspare ich mir aus den genannten Gründen und nehme die letzten 26km bis dorthin den Highway. Kurz nach 4 bin ich da. Weil die nächsten Stunden und morgen früh kein nennenswerter Regen zu erwarten ist und auch nicht allzu viele Sandflies unterwegs sind entschließe ich mich mal wieder zu zelten. Mein australischer Zimmergenosse vom Global Village ist schon da und kommt grade vom Einkaufen als ich mein Zelt aufstelle.

    Kurzer Rundgang durch's Städtchen. Wirklich nett. Wildwest-Charme. Keine Lust auf Mikrowelle. Stattdessen Pizza bei Alfresco am Broadway 🙂
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