FSJ in Südafrika

September 2018 - September 2019
Für ein Jahr lebe ich im Eastern Cape in Südafrika und arbeite in einer Bildungseinrichtung in einem örtlichen Township. Read more
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  • Day 65

    Kriminalität in Südafrika

    November 8, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 21 °C

    Heute mal ein kleiner Blogeintrag über eine nicht so liebenswerte Seite des Landes: Die Kriminalität.
    Bedauerlicherweise ist das Thema besonders in der Großstadt fast allgegenwärtig. Südafrika ist zwar drittstärkste wirtschaftliche Kraft in Afrika (nach Ägypten und Nigeria), aber dennoch lebt ein großer Bevölkerungsteil in Armut. Hinzu kommen Nachwirkungen der Apartheid und Rassismus, welche das Konfliktpotenzial enorm verstärken. PE gilt im Vergleich zu Kapstadt oder Johannesburg aufgrund seiner übersichtlichen Größe noch als ziemlich ungefährlich, dennoch gibt es einige Vorsichsmaßnahmen bei einem längeren Aufenthalt in der Stadt zu beachten.

    Grundregel Nummer 1 dabei: Niemals allein im Dunkeln draußen rumlaufen.

    Seit unserer Ankunft wurden uns so viel Sicherheitshinweise eingebläut, dass wir lange Zeit dachten, eigentlich wäre es gar nicht so wild hier und die Leute würden nur versuchen uns etwas Angst zu machen, damit wir nicht unvorsichtig werden. Zudem sind die meisten Menschen, denen wir bisher begegnet sind sehr freundlich und bemüht zu uns gewesen, ihr erinnert euch vielleicht noch an meinen anderen Blogintrag „Die Reise“, als ich festgestellt habe, dass Südafrika so voller Lebensfreude ist. Das täuscht etwas, denn bei Nacht verändert sich die Stadt. Bekannte Ecken können gefährlich werden und es müssen andere Regeln beachtet werden. Auch das konnten wir uns lange nicht vorstellen und ich laufe gelegentlich immernoch abens von der etwa 800 Meter entfernten Mall Nachhause. Man kann es sich ungefähr wie in dem PC-Spiel Minecraft vorstellen, tagsüber ist alles super und sobald die Nacht hereinbricht sucht man einen Unterschlupf, weil Zombies etc sichherauswagen. So ungefähr fühlt es sich an.

    Dennoch ist es kein Muss, dass etwas passiert, wenn man im Dunkeln herumläuft, die Gefahr ist nur deutlich erhöht. Zudem kommt es stark auf die Gegend an, im Township beispielsweise, ist die Wahscheinlichkeit abgezogen zu werden je nachdem wie lange man darin herumläuft gefühlt 110 Prozent, während wir im Suburb leben, wo nachts niemand herumläuft und wenn doch direkt von Hundegebell auf den Grundstücken verraten wird. Hunde findet man bei uns in der Gegend im Übrigen in fast jedem Haushalt, manchmal sogar mehrere. Diese sind aber nicht nur als geliebtes Familienmitglied da, sondern sollen in erster Linie das Haus vor Einbrüchen schützen, weshalb man auch nicht so vielen süßen Hunden begenet, sondern vorwiegend Rottweilern, Bulldoggen oder Schäferhunden. Unser Haus ist auch schon fast eine kleine Festung, die Eingangstür hat ein Extragitter, zwei Schlösser, zwei Riegel und ein Schnappverschluss, jedes Fenster hat ein Gitter davor und das ganz Haus ist mit Bewegungssensoren alarmgesichert.

    Für uns war es am Anfang eine relativ große Umstellung, mehr auf Sicherheit zu achten, aber wir konnten bis zu mehrern Erlebnissen Anfang Oktober noch nicht so wirklich glauben, dass es in PE tatsächlich gefährlich sein kann.

    Eine Mitbewohnerin, Toni, hatte am 14 Oktober Geburtstag und wir wollten reinfeiern. Zu Besuch waren einige Freunde von der Arbeit, mit welchen wir um zwölf noch feiern gehen wollten. Der Plan sah vor, dass wir in einen bekannten Club in Strandnähe fahren wollten. Aus unerfindlichen Gründen ging es dann aber nicht zum „White Tiger“, sondern wir fuhren alle zusammen nach Central, eine etwas unsichere Gegend, aber mit vielen Clubs. Kaum hatten wir die Location betreten, verflog meine Lust aufs Feiern enorm, denn es war ziemlich eng, überall war dieses unseriöse Rotlicht und eine Nebelmaschine verpestete die Luft. Damit hätte ich soweit noch leben können, denn so sind etwas gammelige Clubs halt, ich kann auch immernoch nicht sagen, ob ich Kabelbinder als Eintrittsbändchen ne gute Idee finde oder nicht, aber was mich wirklich störte waren zum einen die Musik, welche nur aus rhytmischen unglaublich lauten Bässen ohne jegliche Melodie geschweige denn mit Gesang war, sowie die Tatsache, dass mich alle fünf Minuten jemand fragte, ob es mir keinen Spaß machen würde, weil ich wohl etwas unbegeistert am Tanzen war.

    Dafür war der Eintritt sehr günstig. Für 10,00 Rand (ca. 60 Cent) p.P. kamen wir in den Club.

    Nach etwa drei Stunden hatten die Ersten von uns keine Lust mehr aufs Feiern und wir fuhren im kleinen Kreis zu KFC um uns was zu Essen zu organisieren. Zwei von uns blieben noch im Club mit unseren Freunden, selbst Locals, weshalb es Ok war, sie zurückzulassen.
    Als wir sie ca dreißig Minuten später wieder einsammeln wollten, war die Straße dermaßen verstopft von falschparkenden Autos, dass wir gezwungener Maßen ans Ende der Straße zurückfuhren und dort zwischen anderen Autos am Straßenrand parkten.
    Wir dachten uns nichts dabei, da es eine belebte Straße direkt neben einer großen Kreuzung war. Da es bereits nach drei Uhr Nachts war, dämmerten wir vier (eine Freundin aus einem anderen Projekt war noch mit dabei) langsam ein, bis die anderen uns ca 20 Miunten später kontaktierten, dass wir sie abholen müssten, weil sie sich, bereichtigter Weise, nicht trauten, allein durch Central zu laufen. Wir hatten jedoch keine Möglichkeit sie aufzusammeln, weshalb ich entschied, sie abzuholen.

    Warum schreibe ich erst von Sicherheit und Kriminalität in Südafrika und erzähle dann, wie wir nett Geburtstag feierten?

    In den knapp zehn Minuten, die ich tatsächlich unterwegs war, was schon leichtsinnig an sich war, als weißer Junge Nachts durch Central zu laufen, sind die Mädchen im Auto größtenteils eingeschlafen, bis urplötzlich eine Scheibe zerschlagen wurde. Ein Mann drängte sich in das kleine Auto und war beinahe mit seinem ganzen Oberkörper im Wagen und griff nach allem was er in die Hände bekam. Die anderen fingen natürlich an um Hilfe zu schreien, aber auch wenn viele Menschen auf der Straße rumliefen, kam niemand. Stattdessen kam ein zweiter Mann dazu und griff ebenfalls nach Wertsachen im Auto. Eines der Mädchen fing an auf die Männer einzuschlagen. Nach wenigen Sekunden verschwanden diese zusammen mit einem Handy, dass gestohlen wurde. Glücklicherweise wurde niemand ernsthaft verletzt, bis auf ein paar wenige Schnittwunden von den Glassplittern. Der psychische Stress hingegen war bei allen hoch.

    Ich selbst war zu dem Zeitpunkt auf der Straße unterwegs, wo mich ein Mann ansprach, welcher mir helfen wollte den Club zu finden, an dem die anderen warteten, vermutlich wollte er aber einfach nur Geld. Ich wimmelte ihn mit ein paar flüchtigen Sätzen ab, aber er folgte mir, bis ich schließlich anhielt und ihm die Location beschrieb. Von ihm erfuhr ich, dass ich nicht weitergehen solle, da ich im nächsten Abschnitt der Straße wohl ausgeraubt werde würde, woraufhin ich entschied, zurück zum Auto zu laufen.

    Insgesamt lässt sich also sagen, dass der Abend nicht ganz so verlaufen ist, wie wir es uns vorgestellt hatten, ich würde also wegen der schlechen Musik und der Unfreundlichkeit der Leute in unserem Auto maximal 3 von 10 Sternen geben und in nächster Zeit nicht mehr nach Central fahren. Aber immerhin haben wir alle die ziemlich wichtige Lektion gelernt, dass die vielen Warnungen nicht unberechtigt sind.

    Trotzdem möchte ich an dieser Stelle nochmal für alle, die vielleicht mit dem Gedanken spielen, nach Südafrika zu reisen, betonen, dass das für normale Touris nicht üblich ist und wir uns einfach leichtsinnig verhalten haben. Und wer aus Angst jetzt nicht nach Südafrika fährt, der wird sein Leben lang spannende Sachen verpasen, denn eine hundertprozentige Garantie gibt es nirgendwo und ich kann es nur jedem ans Herz legen, auch nach dieser Erfahrung, sich einmal Südafrika anzusehen. Wenn man ein paar Regeln beachtet und sich mit Locals über Gefahren unterhält und ihre Warnungen ernst nimmt, dann wird man auch ziemlich sicher unbeschadet durch’s Land kommen. Und noch ein kleiner Tipp, es ist nicht peinlich jemanden nach Gefahren und Sicherheitsvorkehrungen zu fragen, denn Sicherheit ist hier ein großes Thema und sogar die Leute aus dem Township sehen die Kriminalitätsrate in ihrer Wohngegend kritisch.
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  • Day 66

    Kleines Update zu unserem Chico

    November 9, 2018 in South Africa ⋅ ⛅ 22 °C

    Eine kleine Anmerkung zu meinem letzen Blogeintrag, seit heute haben wir das weiße Auto, bei dem uns die Scheibe eingeschlagen wurde, wieder und es wurde ziemlich gut in Schuss gebracht. Die Anzeigen funktionieren zwar immernoch nicht, aber dafür haben wir einen neuen Schalthebel, eine neue Fenserscheibe, neue Reifen und eine neue Batterie gabs auch noch oben drauf. Jetzt kann der Tour nach Kapstadt im Winter hoffentlich nichts mehr im Weg stehen.Read more

  • Day 67

    Jeffrey's Bay

    November 10, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 22 °C

    Dieses Wochenende haben wir zum ersten Mal das Surfernest Jeffrey’s Bay besucht.
    Die Bucht liegt etwa eine Stunde außerhalb von PE in Richtung Kapstadt und ist besonders für ihre sonnigen Strände und starken Wellen bekannt. Hier findet auch im Juni die alljährliche Surfweltmeisterschaft im Wellensurfen (In Wellenrichtung rechts) statt. Für jeden der die Garden Route bereist also ein absolutes Muss.
    Am Freitag Abend ging es nach der Arbeit und dem Sport dann los in den Sonnenuntergang hinein. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichten wir unser Hostel, das „African Ubuntu Bagpackers“, und entspannten auf der loungartigen Terasse, bis wir kurz darauf von ein paar Dänen eingeladen wurden, in einem anderen Hostel feiern zu gehen. Gesagt getan, verließen wir unser Nachtquatier, dass im Übrigen parktisch nur aus deutschen Gästen bestand, und gingen mit. Das andere Hostel hatte zwar nicht den Charme unseres, aber dafür einen wunderschönen Blick auf den Ozean, wovon man allerdings hauptsächlich nur die Brandung bei Nacht wirklich wahrnehmen konnte. Kurz darauf machten wir spontan noch eine kleine Townshiptour mit einem Local namens Tristan, gebürtig wohl Belgier, welcher bei uns im Hostel wohnte und uns in seinem Auto mitnahm.
    Am nächsten Tag ging es dann an den Strand, wo wir den Tag über mit surfen, spazieren gehen oder entspannen am Strand verbrachten. Highlight war zudem eine Gruppe Buckelwale, die wir aus einiger Entfernung vom Strand aus beobachten konnten. Majestätisch warfen sich die gigantischen Tiere in die Höhe und sorgten für riesige Wasserfontänen, wenn sie zurück in den Ozean fielen. Selbst aus der Distanz waren wir alle von der Größe der Wale sehr beeindruckt und freuen uns umso mehr auf’s Whalewatching in Hermanus.
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  • Day 68

    Smalltalk mit Gott

    November 11, 2018 in South Africa ⋅ ⛅ 21 °C

    Diesen Sonntag waren wir das erste Mal in einem südafrikanischen Gottesdienst. Eingeladen wurden wir von unserer Kollegin und Freundin Noni, welche selbst Mitglied in der freien (ich glaube katholischen aber auf jeden Fall christlichen) Kirche ist. Grund der Einladung war ein spezielles Jugendevent, dass von Donnerstag bis Montag gefeiert wurde. Bei dem Kirchengebäude handelte es sich um einen kleinen betonierten Raum mitten im Township. Der Boden bestand aus einem grau-weiß-Mix mit einem großen roten Kreuz entlang des Mitttelgangs. Im Raum waren Stühle und Bänke für die Leute verteilt, und Wände waren mit weißen und roten Vorhängen geschmückt worden. Am Kopfende des Mittelgangs war eine kleine Freifläche, welche immer wieder für Tänze benutzt wurde und dahinter, etwas nach links (vom Eingang aus) verrückt, die Kanzel mit einer Bank dainter, wo die hochrangigen Gemeindemitglieder saßen. Kaum hatten wir den Raum betreten, wo ich mich zu den anderen setzten wollte, wurde ich darauf hingewiesen, dass ich als Junge getrennt von den anderen auf der Männerbank am rechten Ende des Raumes sitzen sollte. Ich fand den Sitzplatz zuanfang nicht besonders toll, da ich wie auf dem Präsentierteller für alle Gemeindemitgleder (schätzungsweise 60-70 Leute) saß. Die Mädels dagegen saßen wie alle anderen Frauen, auf den Bänken im Raum, bevor sie dann auf eine eigene Bank mir gegenüber gesetzt wurde. Dafür stellte ich fest, dass ich einen sehr guten Blick auf das Geschehen an der Kanzel und davor hatte, was jedoch keinesfalls so ruhig und kühl wie in Deutschland blieb. Bevor ich mit dem Gottesdienst anfange zuerst noch eine kleine Bemerkung zu der traditionellen Kleidung der Mitglieder. Der Dresscode schrieb für die Männer Buisnesslook mit schwarzem Jacket und Hose nach Wahl vor, während die Frauen weiße Kleider und Mützen trugen, was einen im ersten Augenblick an Krankenschwesteruniformen während des zweiten Weltkriegs (siehe Film Pearl Harbor) erinnern ließ. Dazu ein rote Krempe.
    Der Gottesdienst begann mit einem Tanz, der uns Begrüßen sollte. Die Musik war hauptsächlich Acapella und die einzigen Instrumente waren kleine Kissen, auf die man schlug und deren dumpfes Klopfen den Takt vorgab, so wie verschiedene Rasseln.
    Im Anschluss wurde aus der Bibel vorgelesen – leider auf Xhosa. Zum Glück hatte mein Sitznachbar auf seinem Tablet eine Xhosa – Englisch-Übersetzung der Bibel, damit ich mitlesen konnte. Die Predigt handelte unteranderem von dem Buch Exodus, soviel ich verstehen konnte. Danach wurde wieder getanzt und dann ein paar Kinder getauft. Es gab ein Abendmahl, wobei der Traubensaft aus Shotgläsern getrunken wurde und dann eine Predigt. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits um die zwei Stunden im Gottesdienst und es wurde spürbar wärmer und begann zu müffeln. Kleiner Reminder: bei uns fängt bald der Sommer an :). Jedenfalls wurde es ab diesem Zeitpunkt richtig merkwürdig, denn die Predigt war kein normaler ruhig gesprochener Text passend zum Thema, sondern nach nur wenigen Minuten sprach der Pastor nicht mehr normal, sondern schrie die Menge förmlich an. Das Rumgebrülle sollte uns wohl einschüchtern, während er uns die Wahrheit über die Welt vermittelte oder so, zumindest war das mein Eindruck, denn alle waren mucksmäusschen still, während der Pastor extatisch am rumschreien war. Dabei fuchtelte er noch mit den Armen herum, was die ganze Situation noch skuriler und meiner Meinung nach etwas lächerlich machte.
    Aber damit nicht genug, danach wurden die Mitglieder in Gruppen auf die kleine Fläche vorne gebeten und sollten die Augen schließen, während vier hochrangige Mitglieder herumliefen, sie anbrüllten, Jesus dankten und ihre Köpfe packten und schüttelten, als würden sie versuchen, ihnen den Glauben einzuprügeln. Aber die Gehirnwäsche funktionierte! Einige Mitglieder brachen in Tränen aus , während andere es nicht wagten eine Miene zu verziehen. Nach etwa vier Stunden Gottesdienst kam Noni zu uns, um uns nach draußen zu begleiten, dort gab es noch etwas zu essen, bevor wir wieder Nachhause fuhren. Insgesamt würde ich sagen, war die Kirche eine der krassesten und merkwürdigsten Erfahrungen war, die ich hier nicht wieder brauche. Der Gottesdienst im Ganzen dauerte übrigens 11 Stunden...
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  • Day 72

    DDR meets South Africa

    November 15, 2018 in South Africa ⋅ 🌙 17 °C

    Heute ging es mit unseren Mitfreiwilligen aus dem Masinyusane-Projekt ins Theater. Der Titel des Stücks hieß „Changes“ und es war lustigerweise eine Kooperation des Staatstheaters Oldenburg mit dem Operahouse Port Elizabeth. Thematisiert wurden die Parallelen zwischen der Apartheid in Südafrika und dem Überwachungssystem der DDR, sowie deren Zerfall.
    Das Stück begann mit einer flüchtenden Südafrikanerin ins nahegelegene Lesotho, welche von einem weißen Wissenschaftler über die Grenze geschmuggelt wurde. Dort schloss sie sich einer Widerstandsgruppe an, über welche sie Kontakte nach Westdeutschland bekam und an einer Art Austauschprogramm teilnahm. Nach einer anstrengenden Reise landete sie im schönen Hamburg. Zu Anfang völlig verloren stieß sie nach einigem Suchen auf den jungen Thorsten Mann. Dieser verstand ihre Vergangenheit, da er selbst als DDR-Flüchtling viele Strapazen auf sich genommen hatte. Er hatte an der Ostseeküste gelebt und war mithilfe eines selbstgebauten Segelsurfbretts nachts nach Dänemark geflohen. Dramatisch beschrieb Thorsten seine Reise, die Fluch über den Strand, den Hundeatem beinahe schon im Nacken, Taschenlampen, die die Umgebung durchforsteten und dann die vielen Stunden auf See, in dem Wissen, dass er jederzeit vom Meer verschlungen werden könnte.
    Ich fand die Beschreibung sehr beeindruckend und selbst die Grundschulkinder in den vorderen Reihen waren ganz still.
    Von Dänemark reiste Thorsten dann nach Hamburg, wo er sie (ich habe leider ihren Namen vergessen...) traf.
    Die beiden heirateten 1987 und zogen nach Südafrika. Dort wurden sie von vielen schief angesehen und sie erzählte ihre Geschichte, wie es war unter der Apartheid zu leben. Zu diesem Zeitpunkt hätte es bereits ein Happy End geben können, aber wie der liebe Geschi-LK Sieg es uns gelehrt hat, kam es zwei Jahre später zum berühmten Mauerfall. Zum erstenmal außerhalb der DDR entschied Thorstens alter Freund Thomas sich, seinen Freund in Südafrika zu besuchen. Dort angekommen, völlig überfordert mit den vielen neuen Eindrücken, gelang es ihm schließlich auch diesen zu finden. Die DDR wurde in Südafrika zu diesem Zeitpunkt scheinbar als eine Art Prototyps-Modell betrachtet, denn Thomas stieß immer wieder auf Leute, die begeistert darauf reagierten, dass er aus einem sozialistischen System kam und einige planten selbst eines in Südafrika aufzubauen.
    Ganz besonders sichtbar wurden die Parallelen, als der DDR-Gegner Thomas und der sozialisische Südafrikaner sich über ihre Vorstellungen von Staat, Politik und Lebensweise unterhielten und der eine von dem klassischen Bild des Sozialismus‘ schwärmte, während der andere abwehrend von dessen fatalen Folgen berichtete. Ein ganz besonders wichtiger Punkt dabei war für Thomas die Tatsache, dass die DDR ihre Bürger zwang, sich gegenseitig zu bespitzeln. An dieser Stelle nahm die Geschichte erneut Fahrt auf, denn wie sich herausstellte, hatte Thorsten für die Stasi gearbeitet und Thomas nachspioniert. Natürlich nicht freiwillig und es tat ihm in seinen Geständnis auch offensichtlich leid, aber Thomas, zutiefst getroffen, wehrte ab. Um das Geschehen und den Ärger nach dieser Offenbarung abzukürzen: Thomas hatte die Erkenntnis, dass wenn er sich wirklich von der DDR lösen und einen Neuanfang starten wolle, er sich zuallererst von seinem Hass lösen und lernen müsste, zu vergeben und sich daraufhin sich mit Thorsten wieder versöhnen.
    Insgesamt fand ich das Theaterstück richtig gut, denn es erinnert mich stark an unseren Geschi-Unterricht und auch an meine Abenteuer hier, wie ich völlig überrumpelt meine ersten Erfahrungen mit südafrikanischer Kultur gemacht habe.
    Dabei habe ich jedoch wieder feststellen müssen, wie schade es ist, dass der Geschichtsunterricht in Deutschland so auf Europa fokussiert ist, dass man normalerweise die Geschichte Südafrikas und vieler anderer Länder, nicht wirklich wahrnimmt.
    Auf jeden Fall einen Besuch wert und wer sich ebenfalls dafür interessieren sollte, es soll wohl auch noch eine Deutschlandtour geben.
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  • Day 74

    Tsitsikamma

    November 17, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 21 °C

    Dieses Wochenende ging es das erste mal die Garden Route entlang (Jeffrey’s Bays Ausflug mal abgesehen) zum Tsitsikamma National Park. Unterwegs waren wir mit unserer Freundin Emily, eine Amerikanerin aus der Nähe von Boston, welche hier ein knappes Jahr lang an der örtlichen Universität unterrrichtet. Am Freitagnachmittag ging es um drei Uhr los, allerdings nicht direkt in den Park, sondern wir besuchten die Eltern von einer von Emilys Studentinnen, etwa eineinhalb Stunden entfernt vom Tsitsikamma National Park. Unsere Gastgeber waren weiße Farmer wie aus dem Buche. Er, namens Neil, war in der Gegend um Tsitsikamma aufgewachsen und war dann in die Armee gegangen, bevor er entschied, wie sein Vater Gemüsefarmer zu werden. Seine Frau Anne, stammte aus England, schien aber schon einige Jahre in Südafrika zu leben. Das Haus in dem sie wohnten war stilvoll eingerichtet mit afrikanischen Holzmöbeln und Dekorationsartikeln und die Terasse war vollunterdacht und bot neben einem Grill auch einen herrlichen Blick über die Landschaft, welche hauptsächlich von Feldern und Baumalleen dazwischen geprägt war. Im Horizont sah man die Silhouetten einiger Berge. Also ingesamt ein sehr romantisches Plätzchen mit großem Pool im Garten und einem Wohnzimmer praktisch unter freiem Himmel. Unsere Gastgeber waren auch sehr nett und luden uns direkt auf ein Bier oder zwei ein, allerdings merkten man schnell, dass sie ein Paradebeispiel weißer Farmer waren. Während des Gesprächs fielen immerwieder Bemerkungen von ihnen, die uns allen etwas hinterwäldlerisch und ich will nicht sagen rassistisch, aber definitv nicht angebracht gegenüber einigen Bevölkerungsgruppen hier in Südafrika waren.
    Danach fuhren sie mit uns zu ihrem nahegelegenen Ferienhaus, wo sie uns kurz alles zeigten, bevor sie uns allein ließen. Wir bezogen unsere Zimmer und ich muss sagen, die Einrichtung war sehr die umfangreichste, die ich hier in SA bisher gesehen habe. Mit Emily zusammen kochten wir uns was Nettes und beoachteten die Sonne, die über den Orangenbäumen neben unserem Haus unterging. Neben der ersten Spülmaschine, die ich hier gesehen habe, war auch meine Matraze ganz gut und ich konnte richtig ausschlafen.
    Am nächsten Tag ging es mit unserem Chico dann weiter in den Tsitsikamma National Park. Dort wanderten wir ein paar Stunden entlang der Küste über die Berge und bewunderten ein atemberaumbendes Panorama. Highlight war zudem die große Hängebrücke über eine der Buchten.
    Am späten Nachmittag trennten wir uns dann von Emily, die zurück nach PE musste, da sie noch was für die Uni zu erledigen hatte, eine ihrer letzten Stunden, da sie nächsten Samstag abreist. Für uns ging es in ein nahegelegenes Hostel namens „Wild Spirit“, das wie ein sehr großes Patchworkbaumhaus an einen Hang gebaut worden war. Wir kochten uns etwas und entspannten in der Lounge. Ich genehmigte zum Ausklingen noch ein gekühltes Savannah, der beste Cider, den es hier gibt, und wir unterhielten uns mit eine paar internatonal Students aus Deutschland, welche gerade am herumreisen waren und von denen wir einen auch schon aus PE kannten.
    Ich denke bei Gelegenheit werde ich zu den lokalen Spirituosen, Bieren und leckeren Gerichten noch einmal einen eingenen Blogeintrag machen, sobald ich ein paar mehr kennengelern habe.
    Am Sonntag ging es dann weiter Richtung Plettenberg Bay, wobei wir das Elephant Sanctuary skippten, da es uns einfach zu teuer war und gingen in einem Restaurant etwas essen, bevor es nach einer kurzen Strandbesichtigung dann wieder zurück Nachhause ging.
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  • Day 80

    Molweni Nonnenwerth

    November 23, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 20 °C

    Da ich in diesem Blog versuche, soviele Eindrücke wie möglich an einem Ort festzuhalten, dachte ich mir, dass ich den Beitrag für meine alte Schule hinzufüge, da er meine Erlebnisse vor einem anderen Publikum, sowie meinen Freiwilligendienst bisher ganz gut zusammenfasst. Daher habe ich entschieden, ihn in meinen Beitragskanon mit aufzunehmen:

    Molweni Nonnenwerth,
    wie versprochen sende ich Euch heute einen Beitrag aus Südafrika.
    Mein Name ist Mats, ich habe im Juni mein Abitur am Gymnasium Nonnenwerth bestanden und lebe seit September in Südafrika, wo ich einen Freiwilligendienst in Port Elizabeth bei dem Schul- und Kulturzentrum „Masifunde“ absolviere.
    Ein Freiwilligendienst ist im Prinzip nichts anderes als ein FSJ, nur das es über andere Organisationen läuft und im Ausland stattfindet.

    Wie kam es dazu? Vor ca. einem Jahr habe ich auf der Seite von Weltwärts (Link zur Homepage: www.weltwaerts.de) begonnen, nach einem geeignetem Projekt zu recherchieren und mich bei verschiedenen Organisationen zu bewerben. Mein Ziel war Afrika. Welches Projekt und Land es schlussendlich werden sollte, entschied ich erst, als ich von mehreren Organisationen Einladungen und Projektvorschläge hatte und mir selbst klar darüber wurde, was ich wirklich machen möchte.

    Die Organisation Masifunde gefiel mir aus verschiedenen Gründen sehr gut. Sie hat vielfältge Programme, ein sehr nettes Team und viel Erfahrung mit Freiwilligen. Zudem bietet die Küstenstadt einiges an Freizeitaktivitäten. Als mir die Projektstelle angeboten wurde, sagte ich also zu.

    Es folgten noch in Deutschland ein Vorbereitungsseminar und ein Praktikum in einer ähnlichen Einrichtung ( in meinem Fall – Ihr erinnert Euch vielleicht - war ich nach den Sommerferien auf Nonnenwerth).

    Ziemlich aufgeregt, mit nur 23 kg Gepäck für ein Jahr, flog ich am 5.9.18 zusammen mit einigen anderen Freiwilligen auf die Südhalbkugel.

    Schon die Ankunft lies alle Zweifel hinter mir, als wir mit einem kleinen Bus von unserem Projektleiter Jonas und einigen Mitarbeitern, tanzend und singend vom Flughafen abgeholt und zu unserer Unterkunft gebracht wurden.

    Nun lebe ich in einer WG mit vier Mitfreiwilligen in der Port Elizabeth. Mein Arbeitsplatz ist in einem kleinen Township im Stadtteil Walmer. Hier hat sich Masifunde zum Ziel gesetzt, den Bildungsstandard im Township nachhaltig zu verbessern. Wir unterstützen in den vielen Programmen zur Ausbildung nützlicher Kompetenzen, Lifeskills und der eigenen Persönlichkeit, wie etwa Learn4Life, Learn2Swim, fit4life, oder dem Chor, Theatergruppen und in dem neugegründeten Kindergarten (Link zu masifunde: www.masifunde.org).
    Neben dem Mithelfen in den Programmen übernehme ich auch andere Aufgaben, wie zum Beispiel die Organisation der Schülerzeitung, Unterstützung eines Startups und vieles mehr.

    Aber die Arbeit ist nicht alles, an den Wochenenden gibt es Unmengen an Freizeitaktivitäten, denen man hier nachgehen kann. Wir haben bereits mehrere wunderschöne Sundownerspots entdeckt, verbringen viel Zeit an den Stränden, die besonders durch die gewaltigen Wellen beeindrucken, und fahren oft zu nahegelegenen Buchten an denen meist kleine Städte liegen. Das Angebot ist vielfältig, man kann surfen, Wale und Delfine beobachten, mit Sardinenschwärmen tauchen, Hochseeangeln, Sandboarden und und und.
    Ein weiteres Highlight der Region ist der international bekannte Addo Elephant National Park, den wir letztes Wochenende auf eigene Faust erkundet haben. Kaum hat die Safari begonnen, lief eine Herde Wasserbüffel direkt vor unserem Wagen vorbei, wobei sich die massigen Tiere kaum von uns oder den anderen Autos stören ließen. Wir konnten Elefantenherden beobachten, die sich mittags an einem Wasserloch zum Abkühlen trafen, einer Gruppe Erdmännchen beim Spielen zuschauen oder einfach die atemberaubende Aussicht über die Savanne an einem der Aussichtspunkte genießen. Als Freiwilliger zählt man zudem nicht als normaler Tourist und darf eine sogenannte Wildcard beantragen, die einem unbegrenzten Eintritt für ein Jahr in 80 der größten Nationalparks und Reservate ermöglicht und nur ca 500 Rand (umgerechnet ca 30€) kostet, was weit unter dem Touristenpreis liegt.

    Das allein um einen kleinen Überblick über die Angebote in Port Elizabeth zu geben. Dennoch ist der Freiwilligendienst in erster Linie die Chance in eine neue Kultur Einblicke zu erhalten, die dem normalen Touristen verwehrt bleiben. Ich lebe, arbeite und unternehme viel mit Locals, erfahre viel über Traditionen, Lebensweisen, sowie Vorurteile und Stereoypen gegenüber Deutschland und stelle selbst fest, inwiefern die eigenen Vorstellungen von Afrika zutreffen oder nicht. Denn ein Freiwilligendienst ist auch ein Lerndienst und die persönliche Entwicklung, die man das Jahr über macht, merke ich schon jetzt.

    Mein Fazit nach drei Monaten: Auch wenn es immer wieder chaotisch ist und man schnell von einigen Angewohnheiten der Leute genervt sein kann, etwa Pünktlichkeit, ist das Land, die Leute und die Lebensweise hier unglaublich faszinierend. Es gibt jeden Tag Neues zu entdecken, skurrile Situationen, sympathische Menschen und fortlaufend neue Erfahrungen gehören schon fast zum Alltag.

    Einen Freiwilligendienst würde ich jedem empfehlen, denn es ist eine tolle Möglichkeit in einem sicheren Umfeld in eine unbekannte Kultur einzutauchen. Schon jetzt nehme ich eine große Menge an persönlichen Erfahrungen und Eindrücken mit.

    An dieser Stelle möchte ich zudem gerne noch meinen ehemaligen Stammkursleiter Herrn Sieg grüßen, mit dem wir die letzen Jahre sehr viel Spaß und eine toll gemeinsame Zeit hatten, so wie Herrn Borggrefe, der meinen Weg auf der Suche nach dem richtigen Land begleitet und mir immer wieder geholfen hat.
    Viele Grüße aus Südafrika

    Mats
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  • Day 85

    Das Township

    November 28, 2018 in South Africa ⋅ 🌬 17 °C

    Das Walmer Township in dem ich arbeite, offizieller Name hier Gqebera, ist das einzige stadtinterne Township, dass man in Port Elizabeth finden kann. Laut einer Einwohnerzählung leben hier angeblich ca. 30.000 Menschen, die Dunkelziffer wird jedoch deutlich höher geschätzt. Es liegt neben dem Flughafen und hat eine ganz besondere Bedeutung in der Geschichte der Stadt. 1898 kam es im Zuge der Apartheit zu einer Stadträumung, bei der bisher überwiegend „schwarze“ Wohnviertel nach außerhalb der Stadt verlegt wurden, um neuen Wohnraum für die weiße Bevölkerung zu schaffen. Im Walmer Township gab es jedoch starke Gegenproteste und die Einwohner weigerten sich zu gehen. Unterstützt wurden sie dabei von einigen weißen Familien aus dem anliegenden Suburb (unsere Wohngegend). Die vorerst nobel erscheinende Geste hatte jedoch mehr praktische und eigennützige Gründe, da man es als vorteilhaft erachtete, wenn die Angestellten möglichst nah am eigenen Stadtviertel wohnten, da die Pünktlichkeit und Verfügbarkeit wesentlich besser waren. Dennoch war dies einer der Mitgründe, warum das Walmer Township, oder einfach nur „Walmer Location“ von den Bewohnern gennant, bis heute existiert.
    An der Situation von damals hat sich meiner Einschätzung nach, jedoch noch nicht viel geändert. Die Entwicklung/Tendenz sieht zwar besser aus, aber eine Verbessung des Lebensstandarts im Township hat gerade erst begonnen. Ein Beispiel dafür ist, dass es sich die südafrikanische Regierung zum Ziel gesetzt hat, jedem Einwohner ein richtiges kleines Steinhaus zu bauen. Mein Arbeitsplatz liegt relativ am Eingang des Townships, wo die meisten Wellblechhütten gegen solche Häuser ersetzt wurden, weshalb ich lange Zeit dachte, unser Township wäre eine Art edles oder besonders wohlhabendes Township im Vergleich zu den anderen, die man aus den Nachrichten kennt. Das war eine Fehleinschätzung. Nach einer Township-Tour in der zweiten oder dritten Woche mit unserem Mentor Jonas, in welcher wir tiefer in die Location fuhren, sah ich viele Blechhütten eng aneinander gereiht und verfallende Steinhäusschen, deren Bewohner zwar die vom Staat versprochene Unterkunft erhalten hatten, aber nicht über die Mittel verfügten, diese in Schuss zu halten, geschweige denn selbst reparieren zu können. Kleine Anmerkung: laut Jonas ist so ein Steinhaus etwa 5000 Rand wert, was umgerechnet ca 300 Euro entspricht. Daran zeigt sich schon, dass die subventionierten Häuser ohnehin nicht wirklich das Beste sein können. Ein anderer Grund für eine Verbesserung ist, dass sich immer mehr Organissationen für das Township einsetzen, vorzugweise NGOs, wobei Masifunde soweit ich es einschätzen kann, eine der Größten ist.
    Besonders das Viertel Airport Valley hat es schwer getroffen. Es ist der ärmste Teil des Townships und liegt direkt neben dem Flughafen, weshalb es der Stadtverwaltung immer ein Dorn im Auge war, aber bis heute nicht geräumt werden konnte. Die Bewohner sind auch sehr stolz auf ihre Geschichte und das es ihnen bis heute gelungen ist, sich erfolgreich gegen Räumungsversuche zu wehren. Zudem leben hier mittlerweile bei weitem nicht nur noch Südafrikaner, sondern auch Somalier, Leute aus Simbabwe, Nigeria und und und. Dabei ist der Rassismus, zu dem es eventuell auch noch einen eigenen Blogeintrag gibt, unter den Afrikanern angeblich schlimmer, als zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung. Gewalt gegen Ausländer anderer afrikanischer Länder ist nich unüblich und es kommt schnell zu Eifersucht und Gewalttaten. Insgesamt herrscht ein großes Problem im Township mit Gewalt, Alkohol- und Drogenmissbrauch, Teenagerschwangerschaften, Überfällen und vielen anderen teilweise sehr heftigen Problemfeldern.
    Darum gibt es auch einige Regeln, wie man sich im Township zu verhalten hat: zum Einen darf man nie ohne Begleitung weiter ins Township hingehen, als den Arbeitsweg selbst und es gibt viele Gebiete, in denen seit Jahren keine Weißen mehr herumgelaufen sind und überhaupt erst seit Masifunde regelmäßig Leute für seine Projektarbeit ins Township schickt und regelmäßig jedes jahr neue Freiwillige hierhin kommen, war es für die Leute normal, Bewohner aus dem Suburb etc zu treffen. Außerdem sollte man niemals Wertsachen offen mit sich herumtragen, da es sogenannes Grab-and-Run gibt, wo einem das Handy oder was auch immer einfach aus dem Nichts aus der Hand gerissen wir und der Betroffene erst gar nicht realisiert, was passiert ist, ist der Dieb schon längst über alle Berge. Oder man wird direkt überfallen, da gibt es beispielsweise eine Abkürzung zu unserer Arbeit, die ein paar von uns zu Anfang mehrmals genutzt hatten, bis wir darauf hingewisen wurden, dass es ein No-Go wäre, hier entlang zu laufen, da die Überfallgefahr auf den circa 200m bei gefühlt 95% liegt. Es soll wohl Kids geben, die aus den anliegenden Büschen springen und einen mit Messern und manchmal sogar Handfeuerwaffen bedrohen. Aber genug davon, zur Kriminalität habe ich ja bereits etwas geschrieben. Jedenfalls nehme ich meine Kopfhörer fast immer ab, wenn ich das Township betrete und überprüfe meistens nochmal, ob alle Reisßverschlüsse an meinem Rucksack zu sind und nicht wertvolle Sachen offen zu sehen ist.
    Das größte Problem des Townships liegt jedoch in der Bildung der Bevölkerung. Zwar gibt es eine Grund- und weiterführende Schule (Hier Primary und High School), aber nach einer in den letzen Jahren, glaube ich, aufgeführten Statistik schaffen es im Schnitt von 100 Schülern, die die Schule besuchten nur etwa 56 in die zwölfte Klasse, 13 von ihnen bestanden die Abschlussprüfungen und nur von zweien war das Ergebnis gut genug, um sich an den südafrikanischen Universitäten zu bewerben. Dieser schlechte Schnitt ist der Hauptgrund, warum schon in der Primary School viele Kids es aufgeben, die Schule zu besuchen oder für Prüfungen anständig zu lernen, da die meisten davon ausgehen, es ohnehin nicht zu schaffen, die Final Exams zu bestehen, wenn sie denn bis dahin kommen. Hinzu kommen teilweise extreme familiäre Belastungen, häusliche Gewalt, viele Waisen, die bei Verwandten aufwachsen, Kataststophen und und und.
    Fazit: Insgesamt schätze ich, dass Walmer Township eigentlich gute Chancen hat, in Zukunft zu wachen und seinen Bewohern einen besseren Lebensstandart bieten zu können, da Regierung und und Nicht-Regierungs-Organisationen sich immer mehr für die Leute einsetzten. Davor gilt es jedoch, einige Probleme zu lösen und vor allem die große Bildungslücke zu schließen, damit mehr Kids es auf die Uni schaffen, um später im Township neue soziale Strukturen aufzubauen und eine neue Generation Kinder frei von Gewalt großzuziehen.
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  • Day 94

    Summercamp 2

    December 7, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 22 °C

    Diesen Freitag ging es auf das Summercamp der High School Kids. Wie bereits das erste Camp im Oktober fand auch dieses etwas außerhalb der Stadt nahe Despatch statt.
    Die Abfahrt war auf 10:00 Uhr veranschlagt, was im Gegensatz zum letzten Mal erstaunlich gut funktionierte. Auch fuhr ich dieses Mal nicht im Crafter von Mr. Rush mit, sondern im Bus mit den Kids. Ich durfte sogar ganz vorne neben dem Busfahrer am Fenster sitzen :).
    Nach etwa einer Dreiviertelstunde Fahrt erreichten wir das Camp, wo wir zuallererst unsere Zimmer bezogen. Wie letztes Mal teilte ich mein Zimmer mit Fu und Yonela, aber dieses Mal war auch Fabian, ein internationaler Student aus Deutschland, der ein Auslandssemester an der Nelson Mandela University macht und schon häufiger mit uns unterwegs war, dabei. Zudem kam ab Sonntag auch Manelisi, ein weiterer Kollege des Learn4Life-Teams, dazu.
    Der Tagesplan sah für die ersten Tage etwa folgendermaßen aus:

    6:30 - 7:00 Uhr Morgensport
    8:00 - 9:00 Uhr Frühstück
    9:00 - 13:00 Uhr Workshops mit (Teabreak zwischendurch)
    13:00 - 14:00 Uhr Mittagessen/Lunch
    14:00 - 15:00 Uhr Freizeit
    15:00 - 18:00 Uhr Outdoor Activity
    18:00 - 19:00 Uhr Abendessen
    19:00 - 20:00 Uhr Freizeit und Teammeeting
    20:00 -22:00 Uhr Night Activity
    22:00 - 22:30 Uhr Freizeit
    22:30 Uhr Nachtruhe

    Soweit der Plan, in Realität haben sich die Zeiten jedoch meistens verschoben.
    Das Thema des Camps dieses Jahr war Globalisierung und Xenophobie, sowie die Bedeutung und Verantwortung des Einzelnen im globalen Zusammenhang. Die Kids sollten sich eigene Länder ausdenken und für diese Regeln und Gesetze, sowie Flaggen, Währungen, Sprachen und vieles anderes erfinden. Das sollte die Komplexität eines Staates und das Zusammenspiel mit anderen Ländern, vermute ich, darstellen. Am nächsten Tag wurden Gefahren im Internet und verantwortungsvolles Nutzerverhalten besprochen. Dabei sollten die Kinder Regeln aufstellen und über ihr eigenes Verhalten reflektieren.
    Als Teil des Outdoorteams war ich nachmittags meistens mit den Outdooraktivitäten beschäftigt und habe von Kursinhalten dadurch relativ wenig mitbekommen. Da mir die Rolle des Fotografen dieses Mal zufiel, habe ich dennoch in jede Gruppe und ihre Unterrichtsinhalte einen Blick werfen können.

    Am ersten Nachmittag machten wir mit den Kids einen Hindernismarathon, wo es verschiedene Hürden zu nehmen galt, bevor man den Stab überreichen konnte. Beispielsweise musste man durch Hula-Hoop- Ringe klettern, mit aneinander gebunden Beinen rennen, sich verkleiden oder in einem Eierlauf mit seinem Ei heil beim nächsten Läufer des Teams ankommen. Danach gab es noch einen Buiscuit-Run. Aufgabe dabei war es, zu einem in der Mitte platzierten Tisch zu rennen, einen Keks zu essen und zurück zum Team zu laufen, um den nächsten Teamkollegen abzuklatschen. Das Team, bei dem als erstes alle Teammitglieder ihren Keks ganz aufgegessen hatten und zurück gelaufen waren, hatte gewonnen.
    Weitere Aktivitäten waren ein Hindernislauf, an einem Nachmittag ein Wasserspiel, Schwimmunterricht, Basketball, Volleyball und einige andere Spiele.

    Ein ganz besonderes Highlight in meinen Augen war die Nachtwanderung, welche von meinem Kollegen Yonela durchgeführt wurde. Mit ruhiger Stimme bat er die Kinder ganz leise zu sein, nicht zu sprechen und sich auf eine Geschichte einzulasse. Danach erzählte er von der Situation vieler Flüchtlinge aus Simbabwe, die nach Südafrika fliehen und schaffte eine beeindruckende Atmosphäre. Die authentische Erzählweise ermöglichte einem wirklich, sich gut in die Situation hineinzuversetzen und in der Diskussion im Anschluss, teilten viele ihre Empfindungen und es wurde übeer Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gesprochen
    So in etwa verliefen die Tage, bis am Montag dann die Reihenfolge etwas geändert wurde und es abends noch eine Veranstaltung für die Schüler der Klassen elf und zwölf gab, zusammen mit einer Verabschiedungszeremonie für die Absolventen. Parallel dazu hat ein Teil des Outdoorteams und ein paar andere Betreuer für alle gebraait.
    Am letzten Tag gab es dann eine weitere Abschlussveranstaltung, bei welcher die Workshopgruppen ihre Ergebnisse in Form von Tänzen, Theaterdarbietungen, Ausstellungsstücken oder Videos präsentierten.

    Insgesamt muss ich sagen, dass ich dieses Summercamp noch etwas besser fand, als das letzte. Die Schüler (viele auch in meinem Alter oder sogar älter) haben gut mitgemacht, die Outdooraktivitäten haben alles in allem sehr gut funktioniert und das meisten sogar in der vorgesehenen Zeit. Das Team war nett, es war wärmer und ich hab mich mit viel mehr Leuten unterhalten können, weil man sich vom letzten Camp oder von der Arbeit mittlerweile kannte.
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  • Day 103

    Die Kaffeebucht

    December 16, 2018 in South Africa ⋅ ⛅ 27 °C

    Mitte Dezember ging in Südafrika der vierte und letzte Schoolterm vorbei und damit standen die großen Sommerferien an. Für uns Freiwillige bedeute das, dass wir unsere erste richtige Reise antreten konnten.
    Ziel waren die etwa tausend Kilometer entfernten Drakensberge. Geplant waren zwei Fahreinheiten mit eintägiger Unterbrechung in dem kleinen Coffee Bay an der Wild Coast. Unser Autovermieter, welcher anfangs gar nicht begeistert von der Idee war, warnte uns direkt vor Schlaglöchern, Trickbetrügern und Autopannen. Da die Wild Coast nicht so sehr touristisch erschlossen ist, wie die Garden Route, sondern noch etwas natürlicher ist, waren die Straßen tatsächlich in keinem sehr guten Zustand, allerdings weit besser, als wir bei den pessimistische Vorausdeutungen von Karl (niemand kennt unseren Autovermieter unter anderem Namen) erwartet hatten. Dementsprechend gibt es über die Fahrt nach Coffee Bay wenig Interessantes zu sagen, außer, dass sie in unserem kleinen Golf 1 sehr anstrengend war.

    Coffee Bay selbst ist ein kleiner Ort, der aus praktisch nur einer Straße besteht und die so ungefähr aus nur einem Backpackers. Dieses wiederum ist dafür sehr groß. Ansonsten zur raumanalytischen Beschreibung Coffee Bays gibt es zu sagen, dass es etwa auf halber Strecke zwischen Port Elizabeth und Durban liegt. Es ist eingebettet in eine Hügelkette, von deren Spitze aus man einen wunderschönen Blick in die Abendsonne hat. Die Strände sind leider sehr felsig und es gibt unerwartete Strömungen, die das Badeerlebnis auch schnell in ein unangenehmes Abenteuer verwandeln können.

    Größte Überraschung für uns war jedoch, dass aufgrund der Tatsache, dass der 16 Dezember ein nationaler Feiertag ist, beinahe der komplette Strand in dem winzigen Ort voll mit Menschen war. Da wir sieben (hatten noch zwei Bekannte von Anne, ebenfalls Freiwillige, in dem Hostel getroffen) so ungefähr die einzigen Weißen waren, gab es innerhalb weniger Minuten unmengen Aufsehens um uns. Uns allen war es sehr peinlich, alle drei Minuten von jemandem angequatscht zu werden, der ein Foto mit einem machen will, aber irgendwann wurde es richtig nervig, als die Leute aufhörten zu fragen, und neben uns posierten, ungefragt Fotos mit uns machten und sich sogar zu uns legten, während wir am Strand einfach entspannen wollten. Nach einiger Zeit verzogen wir uns zurück ins Hostel.

    Am nächsten Tag erkundigten wir ein wenig den Ort, während Lena einen Surfkurs machte, was sich jedoch schnell erledigte, da er wirklich winzig war. Nachmittags wurde auf den Felsen am Meer entspannt (diesmal ohne gestört zu werden), während wir uns am Abend erneut aufteilten. Ein paar gingen mit zwei Kumpels aus dem Hostel sich eine Sehenswürdigkeit anschauen, während wir anderen auf die Hügelkette fuhren und den Sonnenuntergang bewunderten. Abends gingen wir dann noch mit den zweien aus dem Hostel was essen, wobei sich der eine als Zane vorstellte und angeblich wohl professioneller Pokerspieler sei Richtig merkwürdig wurde es, als ihm in dem kleinen Lokal (mehr eine Art Biergarten auf einem Balkon) zu heiß wurde und er vor versammelter Mannschaft sein Tshirt auszog, und von da an Oben-ohne weiteraß.

    Am nächsten Tag war Abfahrt angesagt und wir fuhren so früh es ging zur nächstgelegenen Tankstelle, welche erst um sieben Uhr morgens öffnete und etwa zwanzig Kilometer weit entfernt war.

    Insgesamt ist Coffee Bay eine wunderschöne verträumte Ecke, die sich auf jeden Fall einen Besuch lohnt, aber nicht für einen längeren Aufenthalt, da es meiner Meinung nach nicht allzuviel zu machen oder zu sehen gibt und sich somit eher für einen Zwischenstop mit Übernachtung eignet, um den romantischen Sonnenuntergang zu bewundern, denn als richtiges Urlaubsziel.
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