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  • Day 206

    Das hässliche Gesicht des Meeres

    January 28, 2017 in Indonesia ⋅ ☁️ 27 °C

    Vor einigen Wochen noch unfassbar schöne Stunden im Meer verbracht, zeigt dieses eben noch so schöne und beruhigende Meer plötzlich von seiner ganz hässlichen Seite. Das Grundstück meiner Arbeit und des Homestays, in welchem ich derzeit wohne, grenzen unmittelbar an den hauseigenen Strand. Dieser ist bei gutem Wetter perfekt zum Relaxen und Baden geeignet, weshalb er an schönen Wochenenden viele Einheimische für einen Familientag am Meer anzieht.

    Nun herrscht allerdings seit ca. Anfang Dezember Regenzeit, welche neben täglichen Monsunregengüssen auch einen starken Westwind mit sich bringt. Dieser sorgt folglich natürlich für hohe Wellen, welche schließlich mit voller Kraft auf den Strand treffen. Nachdem der Zaun, welcher das Grundstück eben dagegen schützen soll, kurz vor Weihnachten bereits fast vollständig zerstört wurde, zeigte sich bereits die enorme Kraft die das Meer entwickeln kann. Bei dieser Zerstörung wurden bereits ca. 1-2 Meter vom eigentlichen Grundstück weggerissen und ein ganzer Tag damit verbracht das Grundstück soweit es geht vor den nächsten Wellen zu schützen, um einen weiteren Verlust des Grundstücks zu verhindern. Bis vor einigen Tagen hielten die errichteten neuen Schutzzäune auch gut. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Mond bereits fast seine volle Größe, also Vollmond erreicht, was für einen maximalen Anstieg und Abfall, also Ebbe und Flut sorgt. Man wird schon ein wenig zum Experten für Ebbe/ Flut und Grundstücksschutz, wenn man eine gewisse Zeit am Meer lebt. In der Nacht stieg der Meeresspiegel also bis auf ein Maximum an und zusätzliche starke Wellen sorgten dafür, dass das Wasser bis auf große Teile des Grundstücks vordrängten und ein Bild der Verwüstung hinterließen. Als ich morgens aus meinem Zimmer auf den Garten schaute, fragte ich mich zuerst ob ich irgendwie nen Tsunami oder Erdbeben verschlafen hatte. Das Wetter hatte sich nun wieder beruhigt und so schaute ich mir um 6 morgens mal das Resultat der stürmischen Nacht an. Der Weg, welcher von Kokosnüssen abgegrenzt zum Strand führte, wurde fast vollständig weggeschwemmt. Ebenfalls hat es große Teile des Zaunes ins Meer gezogen, sowie im näheren Umwelt mehrere Kokosnusspalmen niedergelegt, weil die Wurzeln durch die Wellen so freigelegt wurden, dass sie keinen Halt mehr hatten. Bei uns drohen derzeit zwei Palmen umzustürzen, weshalb diese in den nächsten Tagen gefällt werden müssen.

    Bereits um halb sieben hieß es dann mal wieder, Schäden zu beseitigen so lange die Ebbe anhält und bevor die Flut die Wellen wieder bis ans Grundstück ranführt. So wurden wieder unzählige Holzplanken in den Boden gestampft und sonstige Maßnahmen zur Grundstückssicherung ergriffen. Um ca. 13:00 war der Meeresspiegel wieder auf seinem Maximum angelangt und die Wellen drohten erneut auf das Grundstück zu brechen, weshalb in aller Not eine Hilfstruppe der Regierung angefordert wurde und auch schnell zur Hilfe eilte. Mit 10 – 15 Männern wurden dann viel Sandsäcke gefüllt und zur Unterstützung am Zaum positioniert. Schon cool zu sehen wie die Jungs ohne irgendwelche Bedenken mit normaler Bekleidung ins Meer rennen nur um zu helfen. Nachdem der Meeresspiegel wieder etwas abgenommen hatte und die größten Leck Stellen geflickt waren, wurden die Jungs mit Musik und Palmenschnaps belohnt, was dann auch zur endgültigen Arbeitseinstellung des gesamten Teams führte. Wenn man einem Bewohner Maumeres seinen geliebten „Moke“ auf den Tisch stellt, lässt er sich nicht zweimal bitten und vergisst sämtliche Dinge um sich herum und konzentriert sich vollständig auf den Schnaps;) Ich persönlich bin ja gar kein Fan von diesem Zeug und trinke es wirklich nur aus Höflichkeit, wenn mir dieser angeboten wird. So verbrachte die Meute dann noch ca. 2 Stunden mit tanzen, Kettcar fahren und vielen Zigaretten bevor sie nach geleisteter Hilfe wieder von dannen zogen. Echt ein crazy Bild die vermeintlich so mutigen, starken Männer beim Kettcar fahren und dancen zu beobachten.
    Zuletzt wurden die folgenden Tage dann noch viel weitere Sandsäcke durch den Mann meiner Chefin und mir befüllt und der Zaun weiter geflickt. Wollen wir hoffen, dass es das jetzt erstmal war und der Schutz für die restliche Regenzeit (welche noch bis ca. März) dauern wird ausreicht.

    Auf meine Frage, ob diese Situation denn ganz neu sei, bekam ich eine ganz klare Antwort: JA. Der Grund ist der Klimawandel. Der Meeresspiegel steigt wohl in den letzten Jahren so stark an, dass das Meer immer weiter ins Land vordringt. Jetzt macht es auch Sinn, dass Jahrzehnte alte Palmen unterspült werden und fortgespült werden. Diese Antwort ließ mich noch lange Zeit über meinen ganz persönlichen Beitrag für den Klimawandel nachdenken und wie ich diesen in Zukunft minimieren kann. Wenn man den Anstieg der Weltmeere so knallhart vor Augen geführt bekommt, ein für mich nur logischer Schritt.

    Die Bilder zeigen noch wie es vorher aussah und nach der Zerstörung aussah, sowie den Moke verliebten Hilfstrupp bei der Arbeit.

    Ach, und ja mir geht es nach wie vor blendend und ich genieße meine letzten Wochen in Maumere.

    Bis dahin
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