Sailing the Caribbean

May - June 2022
A 30-day adventure by Moritz & Susanna Read more
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  • Day 1

    Hallo Largyalo!!

    May 23, 2022 in Dominican Republic ⋅ ⛅ 27 °C

    Nach einem ziemlich unspektakulären Flug landen wir in Punta Cana und fahren von dort direkt zum Ankerplatz der Largyalo... Dieses "Traumschiff" wird für die kommenden 4 Wochen unsere Herberge, Homebase, Fortbewegungsmittel, Sportgerät, Chillout Zone, Partylocation, Yogaplattform, Meditationsplatz, Gourmet-Tempel usw. sein!

    Wirkt alles noch ein wenig unwirklich... Vor allem da wir am vereinbarten Abholplatz zunächst von schwer bewaffneten Security Guards der Armada begrüßt und befragt werden, wo wir denn um diese späte Uhrzeit noch hinwollen.

    Nachdem Berti, unser Kapitän, uns sicher von Land an Bord befördert, geniessen wie erstmal einen Sprung ins warme Nass und die von ihm gezauberten Spaghetti mit Käsesoße und fallen dann todmüde in die Koje. Petra, die Kapitänin liegt schon länger im Bett und erholt sich noch von ihrer Corona Infektion.

    Beim Aufwachen können wir es immer noch nicht recht glauben tatsächlich hier zu sein... Genauso haben wir es uns vorgestellt! Raus aus der Koje, rein ins türkis leuchtende Wasser, zum Frühstück frisches Birchermüsli und selbstgebackenes Brot!

    Später gibt es ein Wiedersehen mit den Guards, die wir am Abend zuvor getroffen haben. Sie sind von der lokalen Armada, einer Art Hafenpolizei oder Küstenwache, wo Berti und ich 2,5h warten müssen, um die Erlaubnis zu bekommen den Ankerplatz zu verlassen.
    Immerhin geniessen wir von hier einen Traumblick auf die Bucht und die Largyalo an ihrem Ankerplatz!
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  • Day 2

    Segeln in der Karibik = Freiheit pur?!

    May 24, 2022 in Dominican Republic ⋅ ⛅ 30 °C

    Gleich am ersten Tag lernen wir, dass Segeln in der Karibik nicht unbedingt immer nur der Traum von Freiheit ist...

    Leider ist zumindest die Dominikanische Republik ein etwas kompliziertes Pflaster für freiheitsliebende Segler. An jedem Ankerplatz muss man sich persönlich an- und auch wieder abmelden, eine Prozedur, die je nach Tagesform, Stimmung, Kompetenz und Laune der anwesenden Personen jedesmal zwischen 30 min und einigen Stunden dauert. Man kann übrigens nie sagen, wer von diesen etwas zu sagen und entscheiden hat, da das Tragen einer Uniform, egal ob ganz, halb oder gar nicht, freiwillig zu sein scheint.

    So wird aus einem kurzen Einkaufs- und Armada-Stop an diesem nur bedingt attraktiven Ort in La Romana gleich eine ganze Nacht, da die Prozedur inkl Inspektion des Schiffs so lange dauert, dass es zu spät wird um noch zum nächsten schönen Ankerplatz zu kommen.

    Als wir fragen, wieso diese aufwändige An- und Abmeldeprozedur an JEDEM Ankerplatz nötig sei bekommen wir zur Antwort, dies sei zu unserer eigenen Sicherheit. Es könnte ja sein, dass diese Stangen, die da nach oben aus unserem Schiff schauen, mal brechen und dann wüssten sie immer wo wir grad sind und könnten uns zur Hilfe kommen.
    Wir verkneifen uns zu erklären, dass die Masten bei Segelschiffen wirklich nur ab und zu mal an Ankerplätzen brechen.

    Einfach von Bucht zu Bucht segeln und am schönsten Platz den Anker zu werfen... Zumindest hier in der Dominikanischen Republik keine Chance! Leider!
    Hoffentlich wird das in Jamaika und Belize besser...
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  • Day 3

    Bilderbuch-Karibik: Isla Catalina

    May 25, 2022 in Dominican Republic ⋅ ⛅ 29 °C

    Endlich raus aus La Romana... So haben wir uns das Segeln in der Karibik schon eher vorgestellt :)

    Zweieinhalb wunderschöne Tage an einem perfekten Ankerplatz vergehen wie im Flug. Kaum andere Schiffe, perfekte Schnorchelbedingungen mit bis zu 30 Metern Sicht und bestes Wetter.
    Wir bewundern die Korallen, Muränen, Langusten, eine kleinen gelben Hai und sogar einen Adlerrochen, den die Anwesenheit der Largyalo nicht zu stören scheint.

    Bei einem kleinen Landausflug mit dem Dinghi bzw besser gesagt mit dem "Largyalinghi" überrascht uns der "andere" Moritz mit seinen Palmenkletterkünsten! So kommen wir sogar noch in den Genuss frischer Kokosnüsse... zumindest nachdem wir Bertis komplett verostete Machete mit einer Flex wieder scharf geschliffen haben.

    Die Isla Catalina beschert uns sämtliche Karibik-Klischees... Und wenn es nach uns geht, könnte es einfach noch ewig so weiter gehen!
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  • Day 6

    Latino-Parties und noch mehr Bürokratie

    May 28, 2022 in Dominican Republic ⋅ ⛅ 30 °C

    Bei der Abreise von der Isla Catalina geht es wieder los mit der Bürokratie. Petra ist wieder fit und übernimmt die Formalitäten, die wie üblich ewig dauern, obwohl ja eigentlich nur die Schiffs- und Crewdaten, das Abreisedatum und der nächste Anlaufpunkt von einem Armada Beamten in ein Formular eingetragen werden müssen.
    An das Warten auf dieses sogenannte "Despacho Nacional" haben wir uns mittlerweile gewöhnt... Und ehrlich gesagt, fällt das Warten an einem solchen Ort auch nicht wirklich schwer. Über den Grund, dass es dieses Mal sogar noch länger als üblich dauert, können wir auch noch schmunzeln... Aus Mangel an Formular Vordrucken wird dieses umständlich von Hand geschrieben, inkl Einzeichnen von Hilfslinien und Neuanfertigung beim obligatorischen Schreibfehler.

    Wir beschließen daher, dass wir so schnell wie möglich die Dominikanische Republik verlassen wollen, in der Hoffnung, dass Jamaika und Belize wieder seglerfreundlicher werden. Also steuern wir die Marina von Boca Chica an, da man dort auch die finalen Ausreiseformalitäten aus der Dominikanischen Republik erledigen kann.

    Wir fahren zum ersten Mal unter Segel, der Spinnaker zieht uns mit lockeren 5 Knoten zügig voran. Wellen und Wind von hinten, dass Sonnensegel an Deck kann aufgespannt bleiben, an Bord gibt es reichlich Platz zum Essen, Chillen, Lesen, Dösen... so segelt es sich extrem entspannt und komfortabel.

    Was wir während der Fahrt nicht ahnen ist, dass es in Boca Chica noch einmal richtig dicke kommen soll!
    Als wir in die Lagune einlaufen und vor der Marina im Flachwasser vor Anker gehen herrscht um uns herum schon das reinste Chaos auf dem Wasser. Etliche Boote liegen vor Anker, auf jedem von ihnen Party pur, teils mit Lautsprechern, die für ein Open Air Festival reichen würden. Jedes Boot versucht dabei die Lautstärke der anderen möglichst zu übertrumpfen. 2 Speedboote und mind. 20 Jetskis rasen nicht nur kreuz und quer um die Boote herum sondern teilweise auch nur haarscharf an badenden Leuten vorbei. Das vorherrschende Bild: Typen mit Plauze und/oder aufgepumpten und tätowierten Oberkörpern umkreisen mit laut aufheulenden Motoren die Boote mit tanzenden, selfiemachenden Ladies! Ab und zu zeigt dieses etwas proletenhafte Balzverhalten sogar tatsächlich Erfolg und die ein oder andere Lady darf sich vor oder hinter den Jetski Macho setzen. Eine von diesen wird etwas übermütig, dreht zu fest am Gas und schmeisst ihren Casanova direkt vor unseren Augen hinten vom Pferd... pardon, Jetski. Wir kommen aus dem Staunen und Lachen nicht heraus.

    Gut dass wir uns hier nur kurz anmelden und die Ausreise am nächsten Tag vorbereiten wollen. Unser Ankerplatz soll weiter hinten in der Bucht liegen eines ruhiger zugeht.

    Das Lachen über die Partymeile auf See vergeht uns aber als wir von der Marina und der Armada erfahren, dass wir nicht Ankern dürfen, sondern verpflichtet werden in der sauteuren Marina anzulegen. Echt jetzt, hier in diesem Lärm und im Dreckwasser des Hafens sollen wir übernachten?? Nichts mit schwimmen am Abend und am Morgen? Und um uns dort anzumelden sind 6 Beamte notwendig?!

    Wir beschliessen dem Chaos zumindest kurz zu entfliehen und den Ort zu Fuß zu erkunden und die Gelegenheit für einen Einkauf zu nutzen. Berti der arme Kapitän muss an Bord bleiben und den Lärm allein ertragen.
    Als wir bei der Rückkehr erfahren, das morgen der día de la madre, der lokale Muttertag ist, schwindet unsere letzte Hoffnung, dass zumindest die Nacht ruhig wird. Die Party geht bis morgens um 7 Uhr. Selbst Ohropax hilft nicht gegen Reggaeton, Salsa, Techno auf See in voller Lautstärke. Warum wir nicht in der Lagune ankern und übernachten dürfen, während es für die 20 Partyboote kein Problem ist, bleibt uns ein Rätsel... Genauso bleibt es uns ein Rätsel, warum Berti schon um 9 Uhr morgens mit lautem Metal-Gitarren-Sound aus unserer Boombox nach nur zwei ruhigen Stunden seine persönliche Rache ausübt... Und damit natürlich auch uns wieder unsanft aus den Federn schmeisst. Wahrscheinlich eines der Privilegien eines Kapitäns ;)

    Die Crew ist trotz Alkoholabstinenz verkatert, übermüdet, genervt und will nur noch weg. Es dauert aber noch bis um 4 Uhr am Nachmittag, bis alle Papiere in Ordnung, sämtliche Pässe 4x kopiert sind und die Largyalo nochmal inspiziert ist.

    Die erzwungene Zeit im Hafen nutzen wir immerhin, um Wäsche zu waschen, Wasser aufzufüllen, Müll abzuladen und das Deck zu schrubben...

    Bis die Wartezeit in plötzliche Hektik umschlägt. Die Tinte der Ausreisestempel in unseren Pässen ist noch nicht trocken, da werden wir angewiesen SOFORT den Hafen zu verlassen. Es stehen mehrere Bedienstete der Armada sowie der Marina am Schiff und passen auf, dass niemand dieses mehr verlässt und warten bis wir ablegen.

    Was haben sie hier in der Dominikanischen Republik nur gegen Segler?!
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  • Day 7

    Plötzlich auf See - erster Härtetest

    May 29, 2022, Caribbean Sea ⋅ ⛅ 27 °C

    Nachdem der Aufbruch von Boca Chica so überstürzt erfolgen musste, muss bei der Crew erst noch die Erkenntnis einsinken, dass wir nun mind 24 Stunden auf See sein werden, vielleicht sogar 3,5 Tage, sollte ein Zwischenstopp vor der Isla Beata nicht mehr möglich sein. Offiziell dürfen wir zwar trotz bereits erfolgter Ausreise auch im Gebiet der Dominikanischen Republik noch für Ruhepausen vor Anker gehen, aber nach den bisherigen Erfahrungen trauen wir der lokalen Armada so einiges zu. Daher wollen wir uns lieber nicht zu früh freuen.

    Überrascht werden wir nicht nur davon, dass plötzlich die erste längere Überfahrt ansteht, sondern auch von den Bedingungen, die draussen herrschen!
    Wir schauen uns gerade noch die riesigen Containerschiffe an, die hier in den Hafen manövriert werden, sowie ein paar Surfer, die hier erstaunlich gute Wellen surfen (ich ärgere mich natürlich, dass ich am Morgen nicht meinem Gefühl gefolgt bin, mir den Spot mal näher anzuschauen!)... Da werden wir schon von der ersten Welle erwischt, die an Deck spritzt. In der Eile haben wir Sonnensegel, unsere Wäsche, die in der Sonne trocknet, Fender, Hängematten, Gartenstühle und Co nicht rechtzeitig verstauen können. Das holen wir nun nach bei 2 Meter Wellen von vorn. Auch das Briefing der Crew sowie die Einteilung der Wachen erfolgt jetzt. Aber auch wenn wir alle etwas kalt erwischt wurden und uns noch etwas an diese neuen Bedingungen "akklimatisieren" müssen, merken wir schnell, dass dies für Petra und Berti alles reine Routine ist. Berti steuert, Petra zaubert in der Küche trotz kräftigem Geschaukel ein leckeres Abendessen...

    Wir segeln nun in die Nacht hinein... Was sich so schön und chillig anhört, ist allerdings alles andere als angenehm und ganz anders als bei der ersten längeren Fahrt am Tag zuvor, wo wir mit dem Spinnaker und relativ kleinen Wellen extrem gemütlich unterwegs waren. Jetzt haben wir hohen Wellengang und die Segel knallen. Der achterliche Wind ist anspruchsvoll und dreht immer wieder plötzlich, sodass Berti von den Wachen dauernd aus seiner Kabine geholt werden muss, um die Segel neu zu trimmen.
    Bei uns in der Kabine ist es ziemlich laut, da die Wellen von Backbord immer stark gegen unseren Steuerbordrumpf schlagen. Dazu ist's stickig... wir müssen alle Luken schließen, da immer wieder Wellen von unter Deck hoch spritzen.

    Der Sternenhimmel allerdings ist genial, obwohl wir noch immer recht nah zur Küste segeln und die Instrumente leuchten. Und je mehr wir uns an das Schaukeln und Rumpeln gewöhnen, desto mehr können wir das Abenteuer geniessen auf See zu sein, nach anderen Schiffen Ausschau zu halten, den Kurs zu halten, die Segel zu trimmen und unserem nächsten Ziel langsam aber sicher, nur mit der Kraft des Windes näher zu kommen!
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  • Day 8

    Isla Beata - unverhofft kommt oft

    May 30, 2022 in Dominican Republic ⋅ ⛅ 28 °C

    Endlich Ruhe! Keine Wellen und kein Schaukeln mehr. Endlich Erholung.
    Wir sind im Lee der Isla Beata geschützt vor den Wellen und es weht nur noch eine leichte Brise.

    Wir brauchen zwar etwas bis wir zwei Anker so in dem harten Korallensand platziert haben, dass sie uns sicher an Ort und Stelle halten, aber dann können wir uns entspannen, schwimmen gehen und den Abend genießen. Wir beschließen den ganzen nächsten Tag hier zu verbringen, nochmals ein paar Reparaturen vorzunehmen und Kräfte zu sammeln bevor wir dann ca 120 Stunden bis nach Jamaika durchsegeln.

    Die Aussicht auf einen ruhigen Tag mit Schnorcheln im glasklaren Wasser und einer Erkundung der unbewohnten Insel hebt die Stimmung bei uns allen nochmals an.
    Und tatsächlich, die Insel ist ein Traum. Bevor wir jedoch unsere "Freizeit" geniessen dürfen, stehen noch einige Arbeiten an, die erledigt werden wollen.

    Am Tag zuvor ist uns eine Leine vom Lazy Bag (einem Sack, in dem das Großsegel verstaut ist, solange es nicht benutzt wird) oben am Mast gerissen. Silke, die leichteste von uns allen, wird in einem umfunktionierten Gleitschirmgurt am Mast hochgezogen und muss dort eine neuen Verbindungsknoten stecken. Auch der Tiefenmesser war Tags zuvor ausgefallen und wir müssen den Echolotgeber am Unterwasserschiff sowie die Kabelverbindungen checken. Und endlich schaffen wir es auch mit vereinten Kräften die Absenkvorrichtung der Schiffsschrauben wieder gängig zu machen. Diese hatte bisher geklemmt, sodass die Propeller bei Fahrt unter Segel im Wasser bleiben mussten, was uns einerseits Geschwindigkeit gekostet und gleichzeitig ziemlichen Lärm verursacht hat.

    Als wir gerade ein paar Fischern einen Teil ihres Fangs abkaufen, kommt wie schon fast erwartet auch die Armada wieder zu uns. Sie verjagen die Fischer, und fragen uns nach den Papieren und warum wir hier ankern, obwohl wir doch eigentlich auf dem Weg nach Jamaika sind. Zum Glück sind sie dieses Mal recht nett und lassen die Reparaturen als Grund gelten. Nach einem kurzen Schwätzchen bei kalten Getränken an Bord und mit zwei alten Seilen und einer Flasche Rum verschwinden sie wieder und lassen uns danach in Ruhe.

    Nach getaner Arbeit machen wir uns zu viert auf zur Insel. Wir haben von Bord ein paar hohe Felsklippen ausgemacht, die wir uns anschauen wollen. Unter Wasser sehen wir nicht nur riesige Einsiedlerkrebse, Langusten, Rochen, Kofferfische, Feuerfische und einen Aal, sondern finden auch mehrere Höhlen und Grotten, deren Eingänge teilweise nur knapp unter dem Wasser liegen, die aber mit ein paar Metern klettern und tauchen einigermaßen gut zugänglich sind... Die Stimmung im Inneren haut uns um! Alles leuchtet in schönsten Türkis- und Blautönen! Wie gut, dass Silke ihr wasserfestes Handy im Drybag mitgenommen hat!! Als uns auf dem Rückweg sogar noch ein 1,5 Meter langer Leguan vor die Nase läuft ist der Tag perfekt!
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  • Day 10

    3 Tage auf See

    June 1, 2022, Caribbean Sea ⋅ ⛅ 28 °C

    Um 2 Uhr nachts geht es los, Berti holt uns alle aus den Kojen, jeder bekommt eine Aufgabe, die beiden Anker lichten, Ausschau halten nach den zahlreichen Fischerbojen, damit diese sich nicht in den Schrauben verfangen und, nachdem wir weit genug draussen sind, den Spinnaker setzen. Danach dürfen wir wieder in die Kojen, Berti übernimmt die erste Wache. Normalerweise wird er eigentlich nicht für Wachen eingeteilt, da er eh durchgehend auf Standby ist und jeden Moment für verschiedensten Sachen aus seiner Koje geholt wird. Mehr als 1-2 Stunden Schlaf am Stück sind da für ihn nur selten drin! Das schwere Los des Kapitäns! ;)

    60 Stunden segeln liegen vor uns, zum Glück haben die beiden Möritze den Autopilot wieder flott gekriegt (OK, ausser aufschrauben, ein paar korrodierte Kontakte mit Alkohol säubern und wieder zusammenbauen war nicht erforderlich... Aber trotzdem ein schönes Erfolgserlebnis). So sind dann die Wachen meist sehr entspannt. Vor allem die Wachen bei Nacht kann man richtig genießen, denn selbst im T-Shirt ist es nachts angenehm warm. Ganz allein im Dunkeln an Deck den Sternenhimmel bewundern und den Wind um die Nase spüren. Ab und zu den Horizont nach anderen Schiffen absuchen, Geschwindigkeit, Wind und Segel checken und dazu ein Hörbuch hören oder einfach nur den Wellen zuhören oder das Leuchtplankton bewundern! Herrlich!

    Tagsüber ist es hingegen oft sehr heiss und trotz Sonnensegel und stetem Wind ziemlich anstrengend. Auch sieht man tagsüber die Ausmaße der Braunalgenplage... Ganze Teppiche von Braunalgen die wir unterwegs. Es gibt eigentlich kaum Momente wo wir keine Algen sehen. Auch MoGrei ist verzweifelt... Die Algen machen es fast unmöglich, während der Fahrt die Angel auszuwerfen. Spätestens nach 2 Minuten ist der Köder in einem kiloschweren Algenbündel verschwunden.

    Susanna ist es dank Pflaster gegen Seekrankheit nicht mehr so übel wie am Tag der überstürzten Abfahrt von Boca Chica, aber man merkt ihr an, dass die Hitze sie ziemlich mitnimmt. Immerhin können wir uns mit einem Eimer ab und zu eine kühlende Meerwasserdusche an Deck holen.
    Da wir gen Westen segeln zieht uns der Spinnaker nicht nur mit 6 Knoten recht flott übers Wasser... Am Nachmittag spendet er uns auch noch angenehm kühlenden Schatten! Je tiefer die Sonne sinkt, desto angenehmer wird es auch wieder sich an Bord aufzuhalten.
    Als Petra uns kurz vor Sonnenuntergang plötzlich mit Bob Marley aus der Boom Box und einem eisgekühlten Cocktail überrascht, ist der der Segeltraum wieder perfekt! Es gibt tatsächlich eine Eismaschine an Bord und Petra zaubert aus frischer Ananas, Orange und Limette, Kokosnussmilch, etwas Muskatnuss und viel braunem Rum einen exzellenten Sundowner.

    Wir halten uns übrigens fern von der haitianischen Küste und fahren nachts ohne Beleuchtung. Die Dominikanische Armada auf der Isla Beata hat uns zwar versichert, dass es momentan keine Probleme gebe... aufgrund einer Vielzahl von Kommentaren in diversen Foren über Piraterie in Haiti wollen wir aber lieber auf Nummer sicher gehen. Alle Wachen in der Nacht schauen immer mit einem etwas mulmigen Gefühl, ob sich aus Richtung der Küste vielleicht Boote nähern... Aber den einzigen Sichtkontakt haben wir zum Glück nur mit Tankern und Containerschiffen.
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  • Day 12

    Wah Gwaan! Welcome to Jamaica!

    June 3, 2022 in Jamaica ⋅ ⛅ 29 °C

    Nur noch eine Nachtfahrt und wir sind in Jamaika! Als ich Silke um 2 Uhr von ihrer Wache ablöse, sieht man bereits die ersten Lichter an der Küste und man riecht sogar das Land! Es riecht nach Rauch... Und sogar irgendwie würzig, als ob jemand nebenan ein leckeres Curry zubereitet.

    Ich übernehme auch Sannas Wache, ich fühle mich fit und das ruhige Segeln durch laue Nacht ist wunderschön. Als wir nur noch 5 Meilen vor uns haben wecke ich Berti. Wir bergen das Großsegel,um langsamer zu werden... Es lief so gut in der Nacht,dass wir nun "bremsen" müssen, um nicht schon im Dunkeln anzukommen.

    Im Morgengrauen sind nun bereits die ersten Hügel und sogar richtig hohe Berge dahinter erkennbar. Trotzdem lege mich nochmal hin und wache erst auf, als wir bereits im Hafen von Port Antonio einlaufen.

    Eine überraschend schöne Marina, ausser uns liegen nur 4 andere Schiffe hier. Kein Rummel, die Bucht ist wunderschön und um uns herum sprießt das Grün! Im Hintergrund sind die Blue Mountains zu sehen, dem Ort wo der teuerste Kaffee der Welt wächst. Und auch wenn es wie ein Klischee erscheint, in der Ferne wehen tatsächlich schon die ersten Reggae-Klänge zu uns herüber.

    Wir hissen die gelbe Quarantäne-Flagge... Nicht weil, wir Corona oder die Pest an Bord haben, sondern um dem Zoll und der Immigrationsbehörde zu signalisieren, dass wir gerne in Jamaika "einklarieren" möchten.
    Nun heißt es erstmal warten, bis die unterschiedlichen Behörden zu uns an Bord kommen. Und auch diesbezüglich werden wir positiv überrascht. Alles läuft freundlich, zügig und sehr organisiert ab. Zuerst kommen zwei Herren von den Departements Landwirtschaft und Gesundheit, kurz darauf der Zoll, woraufhin wir uns bereits an Land gehen dürfen und den marinaeigenen Pool und Strand besuchen können. Im Laufe des Tages bekommen wir dann auch die Einreisestempel und sind nun offiziell in Jamaika angekommen.

    Eine Wohltat nach den leider weniger guten Erfahrungen in der Dominikanischen Republik.
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  • Day 13

    Port Antonio - Reggae und Wasserfälle

    June 4, 2022 in Jamaica ⋅ ⛅ 29 °C

    Wir verbringen 3 Tage in Port Antonio und lernen Jamaika von seiner schönsten Seite kennen. In Port Antonio gibt's keinerlei größere Hotels oder sonstige touristische Infrastruktur, natürlich bis auf die Marina, die aber gerade einmal ca. 10 Schiffe behergen kann.

    Am Ankunftstag sind wir alle extrem platt, die Überfahrt steckt uns noch in den Knochen. Den Nachmittag verbringen wir am Marinastrand und machen am Abend noch einen kurzen Spaziergang durch das Städtchen. Danach fallen wir alle früh ins Bett.
    Am nächsten Morgen ziehen die beiden Möritze los und treiben mithilfe von Patrick, der sich schon am Vorabend als unser inoffizieller Guide angeboten bzw. sich eher selbst zu diesem erklärt hat, einen Mitsubishi Pajero auf. Wir mieten diesen für zwei Tage, um damit ein wenig die Umgebung und das Landesinnere zu erkunden.

    Am Nachmittag fahren wir mit diesem neuen, mittlerweile etwas ungewohnten Fortbewegungsmittel (wo sind denn hier die Segel?), zu den Nanny-Falls. Auch die Rollen werden neu gemischt. Der Kapitän kommt auf die hinterste Bank, der jüngere der beiden Möritze ist der neue Steuermann.
    Nur zweimal müssen wir ihn mit lauten "LINKS!!!" Rufen an den Linksverkehr erinnern... Ansonsten schaukelt er uns genauso sicher über die holprigen Straßen wie sonst Berti über die See.

    Sonnenverwöhnt wie wir sind nehmen wir alle unsere Badehosen mit, um im Wasserfall zu schwimmen... keine/r von uns rechnet mit dem plötzlich aufziehenden Regen. Schon auf dem Hinweg fängt es an zu tröpfeln und als wir den Wagen abstellen wird er langsam stärker. Reisegruppe Largyalo macht sich natürlich trotzdem auf den Weg... im Rucksack und unter Elefantenohr-Blättern werden schon alle Handys und Kameras trocken bleiben. Irgendwann wird uns aber klar, dass dies wohl eher Wunschdenken war. Spätestens als wir auf den letzten Metern sogar noch ein wenig klettern und über rutschige Felsen durch den Fluss waten müssen, geht es nur noch um Schadensbegrenzung. Der Wasserfall ist super, und kalt ist es auch nicht. Richtiges REGENwald-Feeling eben. Als wir für ein Foto im Pool unterhalb des Wasserfalls stehen realisiere ich plötzlich, dass ich meinen Reisepass noch in der Hosentasche habe und verstaue ihn patschnass im Rucksack. Kurz darauf rutscht Petra auf dem Rückweg auf den glitschigen Steinen aus und landet mitsamt Rucksack, in dem auch Bertis Kamera ist, im Wasser.
    Die Stimmung ist aber immer noch super... Das absolute Highlight: als Petra uns auf dem Rückweg irgendwann mitteilt, unser Kapitän habe sich auf der hintersten Sitzbank zum Trocknen ausgezogen und sitze nun splitterfasernackt da hinten. Wir können nicht mehr vor Lachen und hoffen fast schon auf eine Polizeikontrolle, die aber leider nicht kommen will.
    In den darauffolgenden Tagen nimmt dieses Mal Bertis Kamera ein mehrtägiges Reisbad, während mein Reisepass sich die Sonne auf den Pelz scheinen lässt. Er hat zwar nun etwas Ähnlichkeit mit einem Grünkohl, aber immerhin sind die meisten Stempel noch gut zu erkennen.

    Am Abend nimmt Patrick uns noch mit zu einer
    Reggae Party im Ort... Obwohl Party wohl eher nicht die richtige Bezeichnung ist.
    Wir stehen vor einer kleinen Holzbaracke, die als Bar dient. Neben einem kleinen Laden für Handyhüllen und sonstigem Zubehör hat ein DJ sein Equipment aufgebaut. Er geht mega ab, springt herum, betätigt sämtliche Effektknöpfe und schreit in bester Dancehall MC Manier Wörter wie "Bomboklaa" ins Mikro. Rundherum stehen ca. 10-15 Leute meist Männer und fast alle jeder für sich, tanzend, wippend oder einfach nur zuhörend.

    Auf meine Frage, warum sich niemand unterhält erklärt Patrick, dass sich doch alle kennen würden und einfach nur herkommen, um die Musik zu genießen. Auch ein Konzept für Parties...

    Ich lerne noch einen alten Reggae Veteranen kennen, der vor 20 Jahren Reggae Parties in Münster veranstaltet hat und mir aufträgt ich solle bitte seine Frau Angelika Miller anrufen und ihr schöne Grüße ausrichten von ihm, wenn ich wieder Zuhause sei. Eine Nummer habe er nicht und er habe sie auch seit Jahren nicht gesprochen... Aber ich würde mich bestimmt gut mit ihr verstehen :) Ich verspreche, es zumindest zu versuchen!

    Bevor wir an Tag 3 den nächsten Wasserfall ansteuern, fahren wir die Largyalo noch schnell raus in der Bucht vor der Marina und gehen dort vor Anker, da die Marina auf Dauer doch recht teuer ist. Als wir gerade los wollen merkt Berti gerade noch rechtzeitig, dass der Anker nicht hält und wir kurz davor sind ein anderes Boot zu rammen. Ich hole Petra, die schon an Land ist, eilig mit dem Dinghi zurück zur Largyalo und wir setzen den Anker neu. Der Wind hat kräftig zugenommen. Berti bleibt daher lieber auf dem Schiff und kann leider nicht mit zu unserem zweiten Ausflug.
    Wir fahren dieses mal also ohne (nackten) Kapitän auf der zweiten Rückbank zu den Nonsuch-Falls. Dort angekommen wundern wir uns etwas über die gesalzenen Eintrittspreise. 8 US Dollar pro Person, für den kurzen Walk zum oberen Teil des Wasserfalls. Für den 40-minütigen Walk zum unteren Teil wären nochmal 15 Dollar fällig. Und da haben wir nach Verhandlungen schon die Preise für die Locals bekommen. Dafür ist allerdings auch der Ausblick von oben fantastisch... Man blickt aus dem Loch im Grün, das sich dort auftut, wo der kleine Bach über die Kante strömt, über ein wunderschön grünes Dschungeltal bis zum Meer. Heute sind übrigens alle komplett für Platzregen, Flussdurchquerungen und sonstige nassen Angelegenheiten ausgestattet... Profis halt, wir sind ja lernfähig!

    Nur das heute kein Tropfen fällt und auch der Fluss eher ein Rinnsal ist. Wir haben Glück, dass wir ein paar kleine Gumpen finden, die genügend Wasser haben um im kühlen Süsswasser planschen zu können.
    Nach der obligatorischen Insta-Fotosession machen wir auf dem Rückweg noch einen Stop am wunderschönen Winifred-Beach... wir haben leider nicht herausfinden können wer dieser Winifred war.

    Am Abend nimmt Patrick uns mit auf ein absolutes Schmankerl... Den Vinyl Sunday! Jeden Sonntag legen lokale Reggae-Enthusiasten ihre Vinyl-Sammlungen auf. Es läuft ähnlich wie am Vorabend, allerdings alles eine Nummer größer... Die Leute sind mega offen, wir werden herzlich aufgenommen.
    DJ Dignitary Stylish (aka Richard), den wir am Vorabend schon kennengelernt haben stellt uns allen möglichen Leuten vor. Unter anderem DJ Yellow Culture, der uns begeistert von seiner kleinen Farm und vegetarischer (natural) Ernährung berichtet und uns gleich mal ne Flasche selbst produzierte Chilisauce verkauft. Dazu schenkt er uns selbst angebaute Kräuter und sonstiges Rauchwerk.

    Herrlich diese Insel... Lauter tiefenentspannte Menschen und eine wunderbare Natur!
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