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- Dec 15, 2024, 8:05 PM
- 🌙 13 °C
- Altitude: 1,115 m
NepalWestern RegionPumdibhumdiDahara28°12’3” N 83°56’42” E
World Peace Pagoda

Mein Start in die Famulatur hat sich auf Montag verschoben, obwohl die Woche in Nepal mit dem Sonntag beginnt. Da aber alle anderen Famulanten auch erst am Montag wieder da sind, hat mich der zuständige Mitarbeiter gebeten, ebenfalls erst am Montag zu erscheinen. Insgesamt sind sieben australische und ein oder eine weitere deutsche Famulant*in vor Ort. Ich bin gespannt, ob ich einige oder sogar alle morgen schon kennenlerne.
Um den Tag möglichst komplett auszunutzen, geht es heute zur World Peace Pagoda. Es ist eine buddhistische Stupa, die nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen einer Initiative von japanischen Mönchen erbaut und mit lokalen Gremien eröffnet wurde. Es gibt zahlreiche Weltfriedenspagoden auf der Welt, und sie sollen symbolisch den Frieden und die Harmonie unter den Völkern fördern. Die bekannteste in Europa steht wohl in Großbritannien, und sogar in Deutschland gibt es eine. Sie steht in Bonn, direkt in der Nähe des Rheins. Auch ich musste das erst hier lernen und kannte die World Peace Pagode in Bonn nicht.
Die weiße Stupa mit der charakteristischen Kuppel erhebt sich auf einem Hügel über dem Phewa-See und bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Annapurna-Bergkette.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dorthin zu gelangen. Die leichteste ist natürlich, mit dem Auto oder einem Motorrad hochzufahren und die letzten Meter zu laufen. Man kann auch mit einem Boot übersetzen und dann den Berg hinaufwandern. Ich entscheide mich allerdings für die etwas längere Wanderung nach oben. Ich starte in Pokhara Lake Side, direkt am See, quasi gegenüber der Pagode. Entlang des Sees sieht die Landschaft so malerisch aus, dass ich alle paar Minuten anhalte, um Fotos zu machen. Nach einiger Zeit muss ich einen kleinen Bach, der ein Ausläufer des Sees ist, überqueren. Die kleine Fußgängerbrücke knarzt, als ich sie betrete, und beginnt ein wenig zu schwingen. Als ich in der Mitte bin, bemerke ich, dass unter mir ein paar Planken fehlen. Das ist genau die Art von Wanderung, die ich gesucht habe. Es geht entlang von kleineren Reisfeldern und dann steil den Berg hinauf. Nach rund einer Stunde und 40 Minuten erreiche ich die World Peace Pagode. An der religiösen Stätte ist es nicht gestattet, laut zu sprechen, und Mitarbeiter achten darauf, dass dies strikt eingehalten wird. Auch die Schuhe müssen an der Pagode ausgezogen werden. Aus der Nähe ist die weiße Stupa noch majestätischer, als sie es aus der Ferne schon war. Sie ist nach traditionellen buddhistischen Architekturprinzipien gebaut und enthält vier Buddha-Statuen. Diese repräsentieren die vier wichtigsten Lebensereignisse Buddhas: Geburt, Erleuchtung, erste Predigt und Tod. Man kann auf drei verschiedenen Ebenen um sie herum laufen. Wichtig dabei ist, da es sich um einen Tempel handelt, stets im Uhrzeigersinn zu laufen. Auch darauf achtet ein Mitarbeiter sehr genau. Der Blick von der Pagode ist wirklich unglaublich: ein spektakulärer Ausblick über den Phewa-See, und im Hintergrund erheben sich die riesigen, schneebedeckten Gipfel der Annapurna-Bergkette des Himalayas.
Nach einem Kaffee mit Blick auf die Berge beschließe ich, den gesamten Weg auch wieder zurückzuwandern. Ich wollte erst den Weg über den See nehmen, da ich aber sicher bin, dass ich noch einmal hierherkommen werde, hebe ich mir die Bootsfahrt auf. Ich laufe also den langen Wanderweg durch den üppigen und ruhigen Wald entlang des Phewa-Sees hinab. Nach rund der Hälfte merke ich, dass ich neue Wanderschuhe brauche. Meine Füße fangen an zu schmerzen. Aber aufgeben geht nicht. Deshalb laufe ich weiter. Als es langsam dämmert, komme ich wieder am Haus von Bina und Prakash an. Meine Füße glühen. Bevor ich im Januar ins Himalaya-Gebirge starte, muss ich dringend neue Wanderschuhe einlaufen – ein Plan, den ich mir für die laufende Woche vornehme. Lieber zu früh als zu spät damit anfangen.
Zu meiner Überraschung bereitet Bina schon das Abendessen vor. Sie hat selbst gebackenes Brot gemacht, und es gibt noch Dal Bhat (Reisgericht) von gestern. Ich muss demnächst direkt aufschreiben, wie die Gerichte heißen, deren Namen so kompliziert für europäische Ohren klingen. Wobei mein Namensgedächtnis bekanntermaßen sehr, sehr, sehr schlecht ist. Nach dem Essen helfe ich Bina beim Abräumen. Wir kommen ins Gespräch, und ich frage sie jede Menge über ihre Hilfsorganisation. Sie lädt mich ein, wenn mein Zeitplan es zulässt, mittags ihre Einrichtungen anzuschauen. Ich werde noch genauer darüber berichten. Die NGO jedenfalls heißt KOPILA Nepal. Sie betreibt Schutzhäuser für sexuell misshandelte Kinder und Frauen. Direkt unter uns im Erdgeschoss ist eines dieser Schutzhäuser. Dort leben aktuell zwölf Mädchen und Frauen. Auch wenn Nepal ein nach außen friedliches und freundliches Land scheint, erstrecken sich die Probleme mit häuslicher und sexueller Gewalt von den Familien bis zu den Schulen, in denen Lehrer übergriffig werden. Wir sprechen noch lange über dieses Problem, bis wir zu müde sind. Bina leidet noch unter Jetlag, und ich bin völlig fertig von meinem Tag. Da mir die Augen zufallen, werde ich von meinem Adrenalinkick am Morgen in den nächsten Tagen berichten. Auch ein Gasgeruch und eine defekte Gasleitung haben uns heute noch auf Trab gehalten. Aber soweit ist alles sicher!
Bis morgen!Read more
Traveler
Wunderschöne Aussicht 🤩👌
Traveler
Rückengereicht 🫣