New Zealand
Ashwick Flat

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Travelers at this place
    • Day 67

      Von Türkisblau bis Tiefschwarz

      March 5, 2019 in New Zealand ⋅ 🌙 10 °C

      Es ist nicht immer leicht, Eindrücke in Worte zu fassen oder in Bildern festzuhalten und die Gefühle zu transportieren, die bestimmte Erlebnisse erzeugen. So geht es mir gerade in diesem Moment als ich an einem Ausblickspunkt auf dem Weg zum Mount Cook entlang des Lake Pukaki einen Stopp einlege, mich auf ein Bänkchen setze und das reinste leuchtendste Türksblau in mich aufsage, welches ich bisher irgendwo in der freien Natur erlebt habe. „Die pure Definition von Türkisblau“ denke ich als ich aufs Wasser starre. Die Szenerie um den See herum setzt dem Ganzen nur noch das Sahnehäubchen auf, denn im Hintergrund leuchten die schneeweißen Berge des Mount Cook National Park. Eine gute halbe Stunde führt mich die Straße entlang des Sees mit nichtendenden Ausblicken auf dieses unglaubliche unwirkliche Türkisblau. Ich lasse mir heute Zeit. Immer wieder fahre ich mit dem Auto kurz ran, um diese Bilder genießen zu können und in mein Gedächtnis zu brennen. Ein Maler hätte wohl kaum schönere intensivere Farben gewählt.

      Gegen Mittag erreiche ich dann schließlich Mount Cook Village, ein kleines Dörfchen aus Lodges und Herbergen, um begeisterten Wanderern einen guten Ausgangspunkt für Hiking Touren zu bieten. Da alle Unterkünfte bereits ausgebucht bzw. unbezahlbar waren, werde ich hier nur einen kleinen Hike machen. Der nette Ranger am Infocenter empfiehlt mir eine dreistündige Wanderung durch das Hooker Valley ohne allzuviel Steigung. Da der gestrige Aufstieg zum Roys Peak mir noch in den Muskeln sitzt, bin ich da auch nicht allzu traurig drüber. Mit Wasser und Kamera gerüstet ziehe ich also los. Der Weg führt entlang des Gletscherflusses durch das tiefe weite Tal, ständig mit Blick auf den thronenden weißen Mount Cook, der mit über 3700 m der höchste Berg Neuseelands ist. Die Wanderung ist tatsächlich sehr schön, auch wenn unglaublich viele Touristen auf dem Weg unterwegs sind (wahrscheinlich weil der Weg nicht allzu anstrengend ist 😉). Zudem weht heute ein ordentliches Windchen, das mich teilweise fast von den Socken reißt. Insbesondere auf den Hängebrücken entlang des Weges sorgt der Windstoß für eine besonders wackelige Angelegenheit und lässt den Adrenalinspiegel ein wenig in die Höhe schnellen (zum Glück machen die Hängebrücken einen sehr stabilen Eindruck). Der Hike endet schließlich am gräulich weißen Gletschersee, der im Hintergrund vom Mount Cook überragt wird. Eine schöne Gelegenheit, hier eine Rast einzulegen (wenn der Wind doch nicht so blasen würde). Bevor ich Mount Cook Village schließlich wieder verlasse, mache ich vor der Rückfahrt noch einen kurzen Abstecher ins Nachbartal zum Tasmanian Glacier. Ein leicht zu erklimmender Aussichtspunkt bietet eine schöne Sicht auf das Tal und den Gletscher bzw. auf das was von ihm noch übrig ist. Leider zieht sich durch die Klimaerwärmung der Gletscher jährlich um 800 m zurück, so dass der Aussichtspunkt, an dem vor 20 Jahren noch hohe dichte Eismassen thronten, inzwischen nur noch von einem Gletschersee umgeben ist, in dem zahlreiche Eisschollen treiben. Lediglich in der Ferne lässt sich noch die scharfe Kante des Gletschers erspähen.

      Um 19 Uhr komme ich nach einem langen Tag schließlich in der Unterkunft an, eine schöne Lodge auf dem Land mit mehreren Zimmern und großzügigen Gemeinschaftsräumen wie Küche, Wohnzimmer und Billiardraum. Der Abend zeigt auf kennzeichnende Weise wie unterschiedlich Begegnungen mit anderen Reisenden sein können. In der Unterkunft übernachten noch ein Pärchen aus der Schweiz in etwa meinem Alter, ein jüngeres Pärchen aus Hongkong und eine alleinreisende Frau um die 30. Das Pärchen aus der Schweiz begrüßt mich freundlich, wir kommen ins Gespräch und ich werde spontan zum Essen eingeladen, das sie gerade zubereiten. Wir verbringen einen netten Abend und tauschen uns über Reiseabenteuer und Tipps aus. Das Pärchen aus Hongkong sagt kurz „Hi“, stellt noch die obligatorische Frage „Where are you from?“, dann startet er seine Drohne im Garten, macht noch ein paar Fotos von der Unterkunft und die beiden verschwinden wortlos in ihrem Zimmer. Mit der Alleinreisenden verhält es sich ähnlich. Auf mein freundliches „Hi, how are you?“ wird nur ein kurzes „Hi“ erwidert, dann ward sie nimmermehr gesehen 🙂 Es zeigt mir einmal mehr, dass nicht jeder Reisende auch Kontakt sucht, aber das durchaus auch nette Bekanntschaften erfolgen können, wenn man die nötige Offenheit mitbringt. Ich bin gespannt, was mich da die nächsten Wochen noch so erwarten wird...

      Es ist inzwischen 22 Uhr, ich bin seit 7 Uhr morgens unterwegs und doch soll der Tag noch nicht enden. Für heute Nacht habe ich noch eine Star Gazing Tour am Lake Tekapo gebucht. Das Gebiet ist als sogenanntes Dark Sky Reserve ausgewiesen, ein Zertifikat für besonders wenig künstliche Lichteinflüsse und daher ideal zum Sternengucken geeignet. Diese Gelegenheit will ich nicht verpassen. Ich mache mich also nochmal auf den Weg zum Lake Tekapo, der leider 50 km von meiner Unterkunft entfernt ist. Es ist stockdunkel draußen und das Gebiet macht seiner Auszeichnung wirklich alle Ehre. Außer den Scheinwerfern meines Autos ist nichts zu sehen und auf der gesamten Fahrt kommen mir insgesamt nur eine Hand voll Autos entgegen. Es fühlt sich an, wie in absoluter Leere zu treiben, irgendwie beeindruckend aber auch ein wenig angsteinflößend. Ich muss auch sofort an die unzähligen kleinen hasengroßen Nagetiere denken, deren Kadaver in Vielzahl die Straßen Neuseelands schmücken. Nachts sind sie besonders aktiv und tatsächlich dauert es keine Minute, bis ich die ersten leuchtenden Augen über die Straße huschen sehe. Ich drücke fest die Daumen, dass die kleinen Vierbeiner heute Nacht flink und achtsam genug sind, meiner rollenden Walze zu entkommen. So fies es klingt, mache ich mir in diesem Moment ehrlicherweise weniger Sorgen um das Leben der Nager als um mein Auto, denn ich habe keine Versicherung abgeschlossen, die mir eine Tierkollision erstatten würde... Ich soll in dieser Nacht Glück haben. Auch wenn ich noch einige Nager entlang des Weges wuseln sehe, bleibt mein Auto und damit auch das Leben der Kleinen verschont 😀 Der nächtliche Ausflug ist schließlich alle Anstrengungen wert. So viele Sterne habe ich noch nie am Himmel gesehen. Die Milchstraße erstreckt sich als helles Band deutlich bis zum Horizont, wir können unzählige Sternzeichen betrachten, sehen sogar mit bloßem Auge ferne Galaxiewolken, betrachten mit Hilfe eines großen Teleskops verschiedene Sternennebel und rote Riesen und können zum Ende der Tour auch noch den Aufgang des Jupiters am Horizont erleben. Das Erlebnis wird lediglich von einer Gruppe Asiaten gestört, die vehement versuchen, die Schönheit des Nachthimmels mit ihrer Handykamera festzuhalten (bitte, bitte, bitte niemals versuchen!!!). Insgesamt ist die Tour der krönende Abschluss eines wahnsinnig intensiven Tages und ein absolutes MustDo für jedermann, der einmal die Gelegenheit für etwas Ähnliches bekommen sollte.
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    • Day 67

      New Zealand is different!

      March 5, 2019 in New Zealand ⋅ ☀️ 27 °C

      Nach den gestrigen Strapazen habe ich mir vorgenommen, es heute erstmal ruhig angehen zu lassen. Ich schlafe also erstmal aus und genieße die großzügige Unterkunft für mich alleine, denn alle anderen Gäste haben sich bereits auf den Weg gemacht. Ich mache mir also erstmal ein schönes Frühstück in der riesigen Küche, chille auf den bequemen Ledersofas und streune etwas über das schöne gepflegte Grundstück. Doch lange halte ich es draußen nicht aus. Die Sonne knallt heute ungewöhnlich stark für Neuseeland und so blöd es klingt, zieht es mich erstmal wieder in den Schatten, wo ich entspannt Hörbuch höre, im Internet nach neuen Zielen in Neuseeland surfe und die Abholung meines Campervans in Christchurch organisiere. Ich habe gestern soviel tolles gesehen, dass mir heute fast die Motivation fehlt etwas zu unternehmen. „Was soll mich heute schon erwarten, was ich nicht schon gestern gesehen hätte?“ denke ich.

      Dennoch raffe ich mich auf gegen frühen Nachmittag nochmal die 45 Minuten zum Lake Tekapo zu fahren. Gestern in der schwarzen Nacht hab ich ihn ja nicht bestaunen dürfen. Und alleine der Gedanke daran, in den kühlen klaren See zu springen, treibt mich an aufs Gaspedal zu treten. Ich parke mein Auto an der der berühmten „Church of the Goods Shepheard“, eine kleine schnuckelige Kapelle direkt am türkisblauen Lake Tekapo. Das Highlight der Kapelle ist ein großes Fenster im Innenraum direkt hinter der Kanzel mit unschlagbarem Blick auf den leuchtenden See. Wenn das mal kein Magnet für einen vollen Gottesdienst ist... 😀 Wie es nun mal wieder so mit schönen Sehenswürdigkeiten ist, ist die Kapelle aber auch Ziel unzähliger Ausflugsbusse und so wimmeln Herrscharen von Touristen über das Gelände um einen Schnappschuss mit dem berühmten Bauwerk zu schießen. Der ganze Trubel nervt mich inzwischen etwas und so schön Neuseeland auch ist, merke ich hier gerade besonders stark die Konzentration des Tourismus. Auf den Bildern wirkt Neuseeland häufig wild, unerschlossen, einsam und verlassen. Ein Reiseziel so abgelegen, dass man es noch für sich alleine haben kann. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Neuseeland verfügt über ein ausgezeichnetes, aber sehr überschaubares Straßennetz. Alle Orte sind exzellent erreichbar und machen es selbst unerfahrenen Reisenden extrem leicht. Es ist richtig, dass man entlang der Straßen endlose Felder und Landschaften sieht, allerdings handelt es sich in den meisten Fällen hier um privates eingezäuntes Farmland, d.h. es gibt nicht allzuviele Möglichkeiten abseits der Hauptverkehrsroute zu reisen. Vielmehr als in Australien, wo man teilweise als menschenleeren Stränden wandeln konnte, ist jeder schöne Aussichtspunkt in Neuseeland von Besuchern belagert. Während ich in Australien noch das Gefühl der vollen Entspanntheit hatte und die wenigen Reisenden, denen man begegnet ist, immer einen freundlichen Gruß und ein Lächeln auf den Lippen hatten, nehme ich hier eine unterschwellige Unruhe und Anonymität war. Dabei sollte die Hochsaison bereits vorbei sein. Zudem höre ich seit Tagen überall deutsche Stimmen. Das Land scheint nur so von deutschen Reisenden überflutet zu sein, obwohl kein Ziel auf der Welt weiter entfernt sein könnte. „Bin ich wirklich soweit gereist um wieder unter Meinesgleichen zu wandeln?“ Etwas frustriert über diesen Tumult ziehe ich weiter ans Ufer des Lake Tekapo, weiche dabei den unzähligen Hobby-Fotografen aus und suche mir eine ruhige Stelle am Wasser. Damit ich nicht missverstanden werde: ich gönnen jedem ein schönes Urlaubsfoto, ich bin ja da nicht anders und irgendwie süchtig danach, meine Erlebnisse auch in Bildern festzuhalten. Ich merke nur, dass es viele nicht mehr schaffen, den Ort als solches überhaupt zu genießen, weil sie zu sehr mit Posen beschäftigt sind. Das wohlbekannte Vorurteil asiatischer Fotogruppen bestätigt sich hier einfach ungemein. Mit Fotoapparaten, Handys und Selfie-Stangen bewaffnet stürmen sie meist für 10 Minuten in Gruppen aus ihren Ausflugsbussen, belagern die Umgebung, wuseln hektisch hin und her, geben wilde Zeichen und Anweisungen, hüpfen in ausgefallene Posen und sind dann plötzlich wieder genauso schnell wieder verschwunden. Vermehrt sehe ich auch Touris, die die Welt scheinbar gar nicht mehr mit eigenen Augen wahrnehmen und die mit vorgehaltenem Handy durch Ihre Umwelt wanken. Ich frage mich manchmal ernsthaft, was die Welt mit all dieser Datenmenge an Bildmaterial anfangen soll und ob wir irgendwann einmal Gefahr laufen sollten ein digitales Datenmüll Problem zu haben...

      Um wieder einen freien Kopf zu bekommen, springe ich erstmal in den eiskalten Lake Tekapo. „Springen“ ist etwas übertrieben ausgedrückt, denn ich muss barfuß über die groben glitschigen Steine wanken, nachdem ich wenige Minuten zuvor meine Flip Flops auf dem Weg verloren habe (ich kann mir immer noch nicht erklären, wie ich das geschafft habe 😄). Zudem ist das Wasser wirklich eiskalt, also so richtig eiskalt. Kein Wunder, denn der See wird ja direkt von Gletscherwasser gespeist. Meine Füße brennen vor Kälte und nur mit äußerster Überwindung weg ich es, für wenige Sekunden in dem kühlen Nass unterzutauchen. Mir bleibt fast die Luft vor Kälte weg, so dass ich in Windeseile wieder ans Ufer krabbele und die warmen Sonnenstrahlen Leben in meinen Körper zurückbringen. Die Kälte hat dennoch ungemein gut getan und ich bin wieder motiviert für den Rest des Tages. Ich stehe noch eine Weile am See und schnipse ein paar flache Steine über das Wasser. Eine Gruppe älterer Chinesinen scheint mich beobachtet zu haben und versucht sich nun ebenfalls am Steineschnippsen. Ich muss innerlich laut lachen als eine von ihnen einen klumpigen großen Steinbrocken nimmt und wenige Meter vor sich ins Wasser wirft... da fehlt wohl noch etwas Übung und Grundlagenunterricht in Aerodynamik 😂

      Ich habe mir vorgenommen, am späten Nachmittag noch den Mount John zu erklimmen, der unmittelbar ans Ufer des Lake Tekapo angrenzt. Mit etwas Glück kann ich vielleicht sogar einen spektakulären Sonnenuntergang genießen. Einen kurzen Moment zögere ich wieder, ob sich der Aufwand lohnt, denn der Gipfel ist prinzipiell auch einfach per Auto erreichbar und ich befürchte, dass ich mal wieder nicht der Einzige sein werde, der diese grandiose Idee hat. Ich raffe mich dennoch auf und starte den recht steilen, aber dafür kurzen Hike. Nach weniger als 45 Minuten bin ich am Gipfel, wo mich bereits die charakteristischen weißen Kuppeln des Mt John Observatory erwarten, eine Astronomie Station der University of Canterbury. Was mich aber außerdem noch erwartet, kann ich kaum glauben: absolute Ruhe, denn neben mir tummeln sich nur noch eine Hand voll anderer Wanderer im weiten Gelände. Und der Ausblick ist einfach unbeschreiblich und absolut unerwartet: Auf der rechten Seite der Blick über den großen Lake Tekapo und die hügelige Landschaft. Auf der anderen Seite jedoch eine unglaubliche Weite und ganz am Horizont die hohen dunklen Silhouetten der Neuseeländer Alpen, in denen ich erst gestern noch gewandert bin. Die ganze Landschaft strahlt in einem braungoldenen Licht, übersähet von hohen goldgelben Gräsern, an denen ich mich nicht satt sehen kann, getränkt durch das wunderbar warme Licht der Spätnachmittagssonne. Ich bin überwältigt von dieser Landschaft, die mir in diesem Moment so vielseitig und vollkommen erscheint. Ich schieße ein paar Fotos, nutze die Ruhe und Zeit auch für ein paar Selfies (😉). Dann setze ich mich auf einen Stein und genieße nur noch den sagenhaften Ausblick...
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    Ashwick Flat

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