New Zealand
Okahukura

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Travelers at this place
    • Day 64

      Reise in die Vergangenheit

      January 22 in New Zealand ⋅ ☁️ 19 °C

      Am nächsten Morgen frühstücken wir zusammen mit Sharon und Roger in der Scheune. Sie nehmen uns mit nach Ōwhango, und wir laufen von dort die Etappe nach Taumarunui, die wir vor ein paar Tagen wegen Starkregen übersprungen haben. Es ist brütend heiß und die Kilometer ziehen sich. Trotzdem schaffen wir die 26 Kilometer in 6 Stunden. Hungrig und durstig steuern wir direkt ins „Rusty Nail“, ein uriges Pub/Restaurant, und bestellen Steak und Burger. Gierig und ausgehungert schlingen wir das wirklich leckere Essen in uns rein, während wir Bier (Danny) und Weißwein (ich) dazu trinken.

      Unsere Beine fühlen sich müde und schwer an. Wir brauchen eine Pause. Zum Glück haben wir ein paar Tage Zeit, bis unsere Kanu-Etappe auf dem Wanganui River beginnt. Die freie Zeit wollen wir nutzen, abseits vom Trail etwas zu erleben. Am besten etwas, das nichts mit wandern zu tun hat. Wir finden das perfekte Ausflugsziel. Wir wollen ins Hinterland des Hinterlandes, wollen entlang des Forgotten World Highways reisen und vergessene Orte besuchen.

      Nicht einmal 24 Stunden später erfüllt uns der Veranstalter „Forgotten World Adventures“ genau diesen Wunsch, denn die Firma hat umgebaute Golf Carts, mit denen man auf einer stillgelegten Eisenbahnstrecke in dieses abgelegene Gebiet fahren kann.

      Es ist ein unglaublicher Spaß. Wir steuern unser Wägelchen wie richtige Lokführer über die Schienen. Unsere Tour führt uns 82 km nach Südwesten, immer tiefer in eine vergessene Welt. Immer wieder halten wir an und erfahren von unserer Reiseführerin - die im Wagen vor uns fährt - die abenteuerlichsten Geschichten über die Orte am Rand der Strecke. Es sind Dörfer, die vor 100 Jahren durch die Eisenbahn und den Kohleabbau in der Region boomten, seit Jahrzehnten aber dahindarben. Oft wohnt dort nur noch eine Handvoll Leute, es gibt weder Geschäfte noch Kneipen, nur ein paar übrig gebliebene Häuser und dazwischen hier und da eine Farm.

      Es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. Vor unseren Augen wird sie wieder lebendig. Neben vielen Geschichten bekommen wir auch selbstgebackene Kekse und Kuchen serviert, dazu frisch gepflückte Pflaumen und leckere Sandwiches. Letztere gibt’s in der verlassenen Bahnhofsstation von Tokirima. Sie steht mitten im Nirgendwo und ist nicht größer als eine Bratwurstbude. 500m entfernt ist eine alte Poststelle, die noch kleiner ist. Und daneben eine Schule, in die 12 Kinder gehen. Immerhin, die Schule ist noch offen, während die Bahnhofsstation und die Poststelle längst geschlossen sind.

      Acht Stunden dauert unsere Fahrt über die Schienen. Wir durchqueren dabei mehr als 20 Tunnel (der längste misst über 1,5km) und fahren über unzählige Brücken. Geländer gibts meist keine, und unsere Golfcarts haben außer einem Hüftgurt auch keinen Schutz. In Deutschland wäre eine solche Fahrt allein schon wegen der Sicherheitsbedenken unmöglich (wie so vieles andere auch), aber hier in Neuseeland traut man sich und anderen mehr zu und liebt das Abenteuer - und wir lieben es auch.

      Unsere Reise endet in Whangamomona. Der Ort hat 11 Einwohner und einen legendären Pub mit angeschlossenem Hotel. 1989 wurde dort die freie Republik Whangamomona ausgerufen. Der Grund: die elf Einwohner konnten sich bei einer Gebietsreform nicht entscheiden, zu welchem Distrikt sie gehören wollen und machten sich daraufhin selbstständig. Seitdem nennen sie sich Republik und wählen regelmäßig ihren eigenen Präsidenten. Das kann auch mal ein Schaf oder eine Ziege sein. Ganz wie in einer „richtigen“ Republik, mit „richtigen“ Politikern und Präsidenten.

      Unser Schlafplatz ist die alte Fleischerei des Ortes. Die ist zwar seit 1970 geschlossen, wird aber als Unterkunft vermietet. Praktischerweise liegt sie direkt neben dem Pub. Und noch praktischer ist es, dass der Mann unserer Vermieterin (ein Farmer) heute Geburtstag hat und im Pub feiert. Es dauert nicht lange, da sind wir Teil der einheimischen Trinkgemeinschaft und lernen viel übers Schafe scheren, die Herstellung von Manuka-Honig (der wird in diesen entlegenen Winkeln in großen Mengen produziert) und über das Leben im Hinterland allgemein.

      Und während wir in diesem Pub sitzen, trinken und reden und hören, da merken wir, dass wir nicht nur in die Vergangenheit gereist sind, sondern uns auch in einer ganz anderen Welt befinden. Deutschland und Leipzig scheinen unendlich weit weg. Whangamomona, dieses entlegene Fleckchen Erde, mit seinen hart arbeitenden Schäfern und seinen trinkfesten Farmern, ist uns in seiner raubeinigen Herzlichkeit dagegen ganz nah.
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    • Day 3

      Forgotten World Rail trip day 1

      March 23, 2021 in New Zealand ⋅ ⛅ 8 °C

      First half of our rail trip - Taumaranui to Whangamomona. Sure see the world through a different lens doing this. A lot of history through the King Country ... a jail, towns, brick factory, coal mining and just the construction of the railroad itself. 20 tunnels, untold bridges, and great views.
      We tootle along at 22kmh max in a rail-converted golf cart, stop at the points of interest with morning tea lunch and afternoon tea included. Awesome day, finishing with a night on the republic of Whangamomona!
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    You might also know this place by the following names:

    Okahukura

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