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- Feb 26, 2024, 9:32am
- ☁️ 15 °C
- Altitude: 284 m
- New ZealandTasmanTasman DistrictUpper Takaka41°2’21” S 172°50’32” E
Von Seefahrern und Traumstränden
February 26 in New Zealand ⋅ ☁️ 15 °C
Wie erholt man sich von einer anstrengenden alpinen Etappe? Genau, man verlässt den Trail und… wandert - und zwar den 60 km langen Abel Tasman Coastal Way. Dieser Abel Tasman war ein niederländischer Seefahrer und erreichte 1642 als erster Europäer Neuseeland. Selbst ein Asteroid wurde nach ihm benannt. Was er wohl dazu sagen würde, wenn er das wüsste?
Egal, wir müssen uns jetzt darum kümmern, wie wir die 75 km von Motueka nach Wainui Bay kommen. Es ist Montagmorgen und auf den Straßen ist schon viel los. Unser Motto: „Wer mitfahren will, muss freundlich lächeln.“ Das tun wir, aber ich muss zugeben, dass mir die ersten Minuten immer schwer fallen, wenn ich meinen Arm hebe und um eine Mitfahrgelegenheit „bettele“. Ein paar Autos rauschen vorbei, aber das ist normal und Geduld gehört zum hitchen (trampen) einfach dazu.
Nach ein paar Minuten fährt ein größerer Truck rechts ran. Wir sind unsicher und denken, er hat andere Gründe, hier anzuhalten. Aber dann steigt ein junger Mann aus und winkt uns freundlich zu sich. Es ist David, er arbeitet für Treescape, ein Baumpflegebetrieb in der Region Nelson. Er hat im Fahrerhaus noch 2 Plätze frei und dann räumt und schichtet er extra Sachen um, damit wir unsere sperrigen Rucksäcke unterkriegen. Wahnsinn, diese Hilfsbereitschaft! Er nimmt uns knapp 60 Kilometer bis nach Tākaka mit. Er erzählt uns von seinem Job und Leben hier in Neuseeland und dass er eine Schwester hat, die in München Lehrerin ist.
In Tākaka hitchen wir weiter mit einem jungen Mann, der eigentlich nur seinen Müll wegfahren wollte und uns ein Stück mitnimmt. Dann stellt er fest, dass sein Benzin bald alle ist und er nicht ganz so weit fahren kann. Macht aber nichts, jeder Kilometer zählt. Nach 20 Minuten hält eine ältere Frau an, sie will die Kunstgalerie ihrer Freundin besuchen. Bis dahin sind es nur wenige Kilometer. Wir fahren trotzdem mit und nähern uns so stückchenweise unserem Ziel. Ein letzter Hitch noch und wir sind da. Leider kommen jetzt kaum noch Autos vorbei. Es ist warm und wir brutzeln am Straßenrand vor uns hin. Doch dann, nach einer gefühlten Ewigkeit hält ein großer dunkler SUV an. Ein anscheinend sehr reiches Ehepaar aus Kopenhagen nimmt uns bis Wainui Bay mit und ist sehr beeindruckt (gleichzeitig aber auch belustigt), dass wir durch Neuseeland laufen. Das würde für sie nie Frage kommen, sie bevorzugen die bequeme Art des Reisens mit Auto, Schiff oder Flugzeug.
Gegen 12.30 Uhr sind wir endlich in Wainui Bay. Jetzt sind‘s nur noch 23 Kilometer bis zu unserem Campingplatz. Ein Kinderspiel für uns - oder auch nicht. In der Mittagshitze laufen wir eine Schotterstraße hoch und kommen an einem sehr niedlichen Restaurant vorbei. Aber wer ruht, der rastet, der rostet. Es bleibt nur kurz Zeit zum Austreten und ein kleines Bier für Danny, denn wir müssen weiter und bei Ebbe auch noch die Bucht bei Awaroa durchwaten.
Wir hecheln uns wie die Hunde die Bergwindungen hinauf. Spaß macht’s nur wenig. Wir haben die Etappe falsch eingeschätzt und uns zu viel vorgenommen. Kurz vor Ende der Schotterstraße hält ein Ehepaar an und nimmt uns die letzten Kilometer mit, bevor wir dann endlich auf dem offiziellen Abel Tasman Coastal Way, in Totarunui, angekommen sind.
Der Weg ist toll und die Buchten, an denen wir vorbeilaufen, malerisch. Trotzdem geht’s zu meiner großen Überraschung erstmal steil nach oben. Der Weg führt nicht immer flach am Strand entlang. Wie eine Schnecke schniefe ich nach oben, wo Danny brav auf mich wartet. Nach all unseren Etappen und der Bewältigung der Richmond Ranges ist bergauf für mich immer noch sehr anstrengend. Und unser Zeltplatz ist noch lange nicht in Sicht.
Endlich erreichen wir die Awaroa Bucht und können zusammen mit anderen durchs knie- bis hüfttiefe Wasser ans andere Ufer waten. Das hat fast was von einer Massentaufe. Spät abends erreichen wir völlig erschöpft den Zeltplatz. Wir wollen nur noch essen und schlafen. Der Abel Tasman Coastal Way ist eben doch kein Klacks, erst recht nicht, wenn man sich zu viel zumutet am ersten Tag. Erschöpft und müde schlafen wir ein.
Die nächsten Tage sind zum Glück entspannter. Entlang goldener Strände und türkisblauem Wasser laufen wir von einer Traumbucht zur nächsten. Wir nutzen die Gelegenheit, um uns abzukühlen und machen sogar noch einen Abstecher zu Cleopatras Pool. Keine Ahnung, warum man den so genannt hat, Danny springt rein und ist glücklich. Froh zu sein, bedarf es wenig.
Nach 3 Tagen sind die 60 Kilometer geschafft und wir begießen das feierlich in einem Café am Ende des Weges.
Ein wenig Wandermüdigkeit macht sich in mir breit und aktuell kann ich mir gar vorstellen, in eine nächste herausfordernde Te Araroa Etappe zu starten. Auch ein paar Tränen fließen, aber vielleicht auch, weil ich mal Zeit und Ruhe brauche, die Eindrücke der letzten Tage und Wochen in Ruhe zu verarbeiten. Wir beschließen, noch ein paar Tage in der Nähe von Nelson zu bleiben und einfach mal was abseits vom Trail zu unternehmen. So landen wir bei einer Weinverkostung und schlendern anschließend mit unseren Vermietern durch Sarau, wo die ersten deutschen Siedler in den 1840er Jahren angekommen sind, Weinreben im Gepäck hatten und an einem Wasserloch eine Kneipe errichteten. Sie steht noch immer und ist Neuseelands ältester Pub.
Abends kochen wir Pasta Bolognese, trinken Weißwein und schauen auf die Zitronen- und Orangenbäume in „unserem“ Garten.
Und wir treffen Philippa wieder, die uns am Heiligabend mit nach Auckland genommen hat und mit der wir auch Silvester in Hamilton gefeiert haben.
Ich genieße die Pause vom Trail sehr.Read more