Als wir heute aufwachten war das Wetter schon viel besser. Die Berge waren immernoch etwas wolkenverhangen, aber zumindest sahen wir sie und der Regen hatte auch aufgehört. Wir machten uns also startklar. Heute mussten wir endlich mal nicht alles zusammenpacken. Gegen 10uhr ging es los Richtung Odda. Dafür mussten wir auf die andere Seite des Berges. Zwei lange Tunnel führten auf schnellem Weg hinüber. Da wir allerdings Zeit hatten, entschieden wir uns für die alte Passstraße über den Røldalfjellet, die sicherlich sehnswerter ist als die Tunnel. Anfänglich waren wir skeptisch. Die Straße wirkte eher wie ein besserer Feldweg. Als die Straßenbedingungen allerdings nicht schlechter zu werden schienen, fuhren wir weiter und wurden dafür mal wieder mit einer fantastischer Landschaft und Aussicht belohnt - Norwegen eben.
Auf der anderen Seite angekommen, fuhren wir weiter auf der Hauptstraße. Diese führte am bekannten Wasserfall Låtefossen vorbei, an dem wir natürlich anhalten mussten. Ein Felsvorsprung teilt die hinabstürzenden Wassermassen, so dass man am Fusse des Wasserfalls eigentlich zwei Wasserfälle bestaunen kann. Die Zwillingswasserfälle bieten dann auch ein beeindruckendes Schauspiel, das man im Prinzip vom Auto aus bequem beim Vorbeifahren bestaunen könnte.
Danach geht es weiter zum Buarbreen. Im Reiseführer ist die insgesammt 3-4 stündige Wandertour zum Rand einer Gletscherzunge als abwechslungsreich und sehenswert angepriesen. Wir sind nicht sicher, ob das Wetter tatsächlich halten wird, aber momentan sieht es gut aus. Deswegen beschließen wir es zu versuchen - umkehren kann man ja immer noch. Was als kleiner felsiger Anstieg begann, entpuppte sich als anspruchsvolle Kletterpartie. Man durchquert kleine und größere Wasserströme, hangelt sich auf Stegen enge Furchen entlang und zieht sich an Seilen steile Felswände hoch. Das Gekracksel geht mit der Zeit ganz schön auf die Muskulatur, sowohl auf die Arme beim Hochziehen, als auch auf die Beine beim Hochstemmen auf höhere Felsstufen. Ich bin froh, dass ich immer noch Krafttraining machen, sonst wären meine Muskeln schnell ermüdet - von meiner Kondition mal ganz abgesehen. 😩 Trotz allem bin ich natürlich vorsichtig, wohin ich trete und ob ich genug Halt habe, schlieslich bin ich nicht mehr nur für mein Leben verantwortlich. Es geht aber alles gut, Phillipp hilft mir des öfteren (er muss ja eh mehrmals auf mich warten) und somit haben wir den Aufstieg dann auch in guten 2 Stunden geschafft, in denen wir auf 3km 600 Höhenmeter überwinden. Oben angekommen wird man für die strapaziöse Tour mehr als belohnt. Die Gletscherzunge reicht fast bis zur Aussichtsplattform, es ist atemberaubend, wie nah man den Eismassen kommt. Es gibt auch Gletscherführungen (die man im Vorfeld allerdings buchen muss), denn ohne fachkundige Begleitung den Gletscher zu betreten ist lebensgefährlich. Der Buarbreen ist auch nur ein kleiner Teil des sehr viel größeren Folgefonna-Gletschers. Sehr beeindruckend sind auch die Berge rundherum. Wir erkunden ein wenig die Gegend, machen die obligatorischen Bilder und verspeisen in schöner Szenerie unsere belegten Schnitten. Nach gut einer Stunde machen wir uns auf den Rückweg, denn dort oben pfeift uns der Wind ganz schön um die Ohren. Der Abstieg erweist sich wider Erwarten einfacher als der Aufstieg. Wir wissen, was auf uns zukommt und die Etappen, auf denen man sich abseilen muss, erfordern nicht mehr so viel Kraft. Wir meistern den Rückweg fast schon souverän. Zwei Stunden später sind wir zurück am Auto und bestaunen den Gletscher nochmal von unten. Da sind wir tatsächlich hochgelaufen?
Etwas unentschlossen darüber, was wir nun unternehmen wollen, fahren wir zunächst in die kleine Stadt Odda. Schon beim Hinunterfahren ist schnell ersichtlich, dass der Ort nicht allzu sehenswert ist. Odda ist eine recht schnörkellose Industriestadt. Wir gehen also nur schnell zur Touristeninformation und erfragen einige mögliche Wanderrouten für den morgigen Tag.
Da es morgen recht früh losgehen soll, beschließen wir, nur noch etwas fürs Abendessen einzukaufen und dann zurück zur Unterkunft zu fahren. Der Abend verläuft dann auch unspektakulär, wir machen uns ein leckeres Abendessen mit mariniertem Hühnchen, Reis und Gemüse, und kochen für morgen schon mal eine Kartoffel-Gemüse-Suppe vor. Gegen 23Uhr gehen wir schlafen, schließlich klingelt der Wecker morgen etwas zeitiger als sonst. Read more