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- Sep 3, 2023
- ☁️ 12 °C
- Altitude: 475 m
- NorwayTroms FylkeStorfjordGolddajeakkit69°3’38” N 20°33’1” E
Njearreláhku - Dreiländereck
September 3, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 12 °C
Die Nacht war ok. Um 06.30 Uhr wache ich auf und mache meinen Kaffee. Draußen ist es fast windstill und etwas blauer Himmel schlinzt durch die Wolken. Ich bereue eine wenig, dass ich gestern Abend nicht wenigstens schon mit meinem Footprint angefangen habe. Mit dem ersten Kaffee fange ich an zu schreiben. Gestern war ein besonderer Tag und dementsprechend viel schreibe ich auch dazu. Aber ich versuche, mir keinen Stress zu machen. Wenn ich heute später loskomme, ist das auch nicht schlimm. Rund 39 Kilometer sind es von hier bis nach Kilpisjärvi. Mir zu viel, um es in einem Tag zu gehen. Also zwei entspannte Tage. Trotzdem will ich heute meine 25 Kilometer machen, damit ich morgen schon früh ankomme. Aber genaues entscheide ich unterwegs. Als ich mit dem Schreiben und Packen fertig bin, ist es viertel vor zehn. So spät bin ich schon lange nicht mehr los.
Es lockert immer weiter auf und die Sonne kommt raus. Traumwetter in einer Traumlandschaft. Wieder weit und breit kein Mensch. Es geht tendenziell bergab und ich komme gut voran, obwohl ich die Müdigkeit wieder deutlich spüre. Es geht ein leichter, milder Wind und die Sonne im Gesicht tut einfach nur gut. Das hier ist wahres Genusswandern. Auch der Rucksack ist deutlich leichter. Die schwindenden Vorräte und ein komplett trockenes Zelt machen sich bemerkbar. Jetzt hätte ich gerne funktionierende Kopfhörer.
Ein kleines Schild informiert, dass ich nun wieder in Norwegen bin und nach insgesamt sechs Kilometern erreiche ich die Gappohytta, direkt neben einem ganz kleinen See. Hier setze ich mich draußen in die Sonne auf eine Bank. Von Osten her ziehen ein paar Wolken herein, die sich immer wieder vor die Sonne schieben. Aber die Gesamtstimmung hier ist einzigartig. Der Wind pfeift leise, die Sonne wärmt, wenn die rauskommt und niemand ist in der Nähe. Ich trinke einen halben Liter Wasser und mache mich dann wieder auf den Weg.
Die Sonne verschwindet immer häufiger hinter den Wolken. Auch der Wind frischt auf. Nach ein paar Kilometern checke ich mein Handy und tatsächlich habe ich finnisches Netz. Ich rufe WhatsApps und Mails ab. Sonst freue ich mich immer, wenn ich wieder Kontakt zur Außenwelt habe. Heute ist mir das alles ein wenig zu viel. Mit meinen Gedanken bin ich überall, nur nicht im hier und jetzt. Außerdem bin ich müde. Ich merke wieder deutlich, dass mir Schlaf fehlt. Eine schwierige Kombination. Ich versuche, mich wieder stärker aufs Wandern und auf positive Gedanken zu fokussieren. Teilweise gelingt es mir. Aber so richtig bei mir bin ich nicht. Ein Hinweis auf Handynetz am Wegrand hebt meine Stimmung. Daniel hat aus vielen Steinen das Wort NETZ geschrieben. Ich gehe weiter und sehe in der Ferne eine Gruppe von Menschen, die sich langsam in Bewegung setzt und sich auf den Weg von mir weg macht. Diese Gruppe möchte ich einholen. Ich brauche gerade eine kleine Challenge, um mich zu motivieren. Allerdings ist diese Challenge nach 15 Minuten abgehakt. Es ist eine Gruppe Finnen, die extrem langsam unterwegs ist. Als ich sie überhole, öffnet sich vor mir ein neues Tal mit einem großen See. Seitlich des Sees beherrschen gelb leuchtende Birkenwälder das Landschaftsbild. Ich steige weiter ab in das Tal und lasse die Finnen schnell hinter mir. Mittlerweile ist Gelb die Hauptfarbe. Alle Pflanzen, egal ob Bäume oder niedrige Vegetation, tragen ihr Herbstkleid. Als ich den See teilweise umrunde, kommt die Sonne raus und die Landschaft erstrahlt in gelb und rot.
Nach 17 Kilometern erreiche ich die Goldahytta. Daniel wollte hier übernachten. Ich gehe in die Hütte und Daniel macht gerade Kaffee. Top Timing! Er macht auch mir einen Kaffee und wir unterhalten uns. Außer uns ist niemand in der Hütte. Eine halbe Stunde später mache ich mich wieder auf den Weg. Jetzt kommen gerade ein paar Schweden, die auch in der Hütte übernachten wollen. Ich möchte noch ein paar Kilometer gehen, weil ich erstens lieber im Zelt schlafe und zweitens morgen einen kurzen Wandertag haben möchte. Allerdings ist mein Plan begrenzt. An der finnischen Grenze beginnt ein Nationalpark. Ich weiß es nicht sicher, aber ich gehe davon aus, dass man hier nicht zelten darf. Ich gehe am See entlang und immer wieder kommt die Sonne raus. Der Himmel im Osten ist mittlerweile recht düster, dass die leuchtenden Herbstfarben vor dem dunklen Himmel noch stärker zur Geltung kommen. Nach zweieinhalb Kilometern erreiche ich die finnische Grenze. Hier ist auch das Dreiländereck Finnland, Schweden und Norwegen. Ein dicker gelber Betonklotz markiert die Stelle im See. Über Holzplanken kann man den Ort erreichen. Bestimmt 10 Leute sitzen hier und machen scheinbar eine Pause. Ich gehe ein paar Meter querfeldein und finde eine halbwegs ebene Stelle für mein Zelt. Hier bleibe ich. Nach dem Zeltaufbau geht es zum See für eine Ganzkörperwäsche. Heute kommt es mir gar nicht so kalt vor. Dann geht‘s ins Zelt zum Kochen. Es dauert nicht lange, dann habe ich die gesamte Umgebung für mich alleine.Read more