Norway
Litjelangneset

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Travelers at this place
    • Day 19

      Voll langweilig, gut so

      September 11, 2020 in Norway ⋅ 🌧 8 °C

      Als der Morgen die Augen öffnet und das Wetter sieht, denkt er sich, das wird nix. Und schläft weiter.
      Die Wolken hängen tief und schneiden dem Berg die Kuppe ab. Die Farbe haben sie vergessen, selbst die roten Cabins wirken nichtssagend farblos. Es wird also wieder so ein Tag werden, den viele heute wohl als langweilig bezeichnen würden.
      Langeweile ist fast ein Schimpfwort geworden in der heutigen Zeit, wo es für so viele nur um lohnen, noch mehr und schneller, Action und Effizienz geht.
      Dabei ist Langeweile auch nur eine lange Weile, also das Gegenteil von Augenblick.
      Ich ernte oft erstaunte Blicke wenn ich sage, Langeweile ist toll. Hey, endlich mal Nicht in der Hektik leben, die der Alltag, die Umwelt, andere Menschen uns aufzwingen. Früher zum Beispiel, saß man in einem Cafe und war nicht erbost, wenn nicht eben sofort die Speisekarte auf dem Tisch liegt, eine beflissen Bedienung hurtig den Kaffee bringt, kaum dass ich die Bestellung aufgegeben habe. Früher gabs ein Kännsche Kaffee und ein Stück Kuchen und man sass da und genoss. Niemand war in Hektik, keiner bespasste einen. Man hatte Freude an der langen Weile, die so ein Kännsche Kaffee eben brauchte und es dauerte, wie es dauerte. Man beobachtete in der Zeit die Leute und amüsierte sich über die Frau links hinten, die einen an Tante Giesela erinnerte. Eine rundliche, fröhliche Frau, die das Leben genoss, wie es eben kam und mit Wonne den Hausgemachten Käsekuchen verdrückte ohne ihn gleich zu analysieren und zu verdammen, weil er so gar keinen Nutzen hatte. Ernährungspsychologisch gesehen. Die rundliche, fröhliche Frau hatte den Nutzen durchaus erkannt, ohne eine Stunde darüber nachzudenken. Der Kuchen schmeckte, tat ihr gut und verschaffte ihr eine kleine Ruheinsel im Tagesablauf. Und weil die rundliche, fröhliche Frau im Hier und Jetzt lebte, weil sie einfach lebte, genoss sie Kännsche und Kuchen und war glücklich. Vielleicht nur diese lange Weile, aber diese war sie es.
      Und so einen Effizienzfreien Tag haben wir heute. Gemessen an der Effektivität, die auch ein Urlaub heute haben muss, beginnt dieser Tag heute völlig langweilig. Gemächlich zieht der Hybrid seine Bahn durch eine komplett unaufgeregte Landschaft, der nur Kenner etwas abgewinnen können. Die wrst auf den zweiten Blick eine Reihe von kleinen aber feinen Schönheiten offenbart. Man muss sie natürlich sehen wollen und können. Das geht schon mal nicht auf der E6, deswegen nehmen wir die Strasse über Land. Hinein in eine herrliche beruhigte Herbstlandschaft ohne Action und Effizienz. Und fahren von einer Schönheit zur nächsten. Staunen über eine Spieglung da, herrlich gelbe Birkenblätter hier, über diese Unmengen an Pilzen. Naschen Blaubeeren frisch vom Strauch und kichern, ob wir wohl doch auch mal die Rauschebeeren erwischen.
      Und irgendwo in dieser beruhigten Herbstlandschaft landen wir an einem Wasserfall. Davor soll es ein kleines Touristencenter geben, gibt es auch. Aber wie so vieles hier, ist alles zu. Sogar die Toiletten. 2 junge Männer schauen ziemlich angesickert durch die Gegend.
      Wir laufen weiter vorn durch den Herbstwald mit all seinen Schönheiten und vergessen Corona, Effizienz und Zugänge zu was auch immer finden. Wir könnten uns gar nicht nur mit uns selbst beschäftigen oder Probleme wälzen, der Wald knallt uns voll mit Eindrücken, die wir bereitwillig aufsaugen, der Weg ist durch den vielen Regen glitschig wie Schmierseife. Es riecht nach Erde, Moos, Pilzen und Nässe, aber auch nach Glück, Freiheit, das gerade mit allen Sinnen tun zu können.
      Und dann stehen wir auf den Felsen vor dem tosenden Wasserfall und spüren die Energier, die er versprüht. Das Wasser ist an manchen Stelken herrlich Gletscherblau, weiss schäumt Gischt vor jedem Felsen, an dem sich das rauschende Wasser bricht. Es ist laut und kraftvoll hier. Und wer bis jetzt noch Probleme kreiert weil er vor lauter Analysen zu nichts anderem mehr kommt, den binde ich hier mal ein paar Tage an. Versprochen.
      Wir kraxeln wieder auf den Felsen umher, saugen die Kraft des Wassers in uns auf. Schön so ein langweiliger Tag. Er lässt ins Zeit für so etwas. Welch Glück wir doch haben.
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    Litjelangneset

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