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Sep 18, 2023 · ☁️ 7 °C Altitude: 8 m
NorwayFinnmarkPorsangerOlderfjordPoastagurra70°28’40” N 25°3’58” E
Raksevarjavri - Olderfjord
September 18, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 7 °C
Wieder werde ich früh wach, drehe mich aber noch ein paar mal um und döse noch etwas. Draußen regnet es. Mal mehr, mal weniger. Am liebsten würde ich einfach ewig liegen bleiben, aber heute sind es nur noch 15 Kilometer bis Olderfjord, wo ein Zimmer mit Dusche auf mich wartet. Das motiviert mich und ich mache mir Frühstück. Erst um halb neun fange ich an zu packen. Als alles verstaut ist und nur noch das Zelt steht, hört der Regen auf. Perfektes Timing. Um zwanzig nach neun mache ich mich auf den Weg.
Auch heute bleibe ich nicht vom Sumpf verschont, was mich heute aber lange nicht so stört wie die letzten Tage. Der Weg führt entlang eines Baches, die meiste Zeit bergab. An einer Stelle habe ich etwas Handyempfang und neben WhatsApp checke ich auch kurz meine Mails. Carina vom Münchner Merkur schreibt mir. Der Kontakt kam über Nicole zustande. Sie fragt, wann ich Zeit für ein Interview hätte. Ich antworte direkt, weil ich nicht weiß, wie lange ich hier Empfang habe. Ich schreibe ihr, dass ich gegen Mittag eine Straße erreiche und da stabiler Empfang sein sollte. Ich gehe weiter und das Wetter wird jetzt immer besser. Schon wieder lag der Wetterbericht zu meinen Gunsten daneben. Die Sonne kommt raus und bald sehe ich über die gelb leuchtenden Birkenwälder hinweg den Fjord.
Eine halbe Stunde später bin ich an der E6. Hier ist einiges los. Immer wieder LKW und jede Menge deutsche Wohnmobile. Ich rufe Carina in München an. Außer dass ich dem ein oder anderen LKW in den Graben ausweiche, muss ich mich wegtechnisch hier nicht mehr konzentrieren. Ich habe vor dem Telefonat noch überlegt, ob ich mich noch einmal sammeln soll, durchgehen, was ich sagen möchte. Aber ich rufe einfach an. Ich kann ja nichts falsches erzählen und ich glaube, wenn ich frei drauf los erzähle, ist das vermutlich am authentischsten. Wir telefonieren eine gute Dreiviertelstunde. Das Interview macht richtig Spaß und es vergehen einige Kilometer. Ich bin sehr gespannt, was Carina daraus macht.
Nach dem Interview sind es nur noch 2,5 Kilometer, die ich bald geschafft habe. Zuerst geht es zur Supermarktcaféposttankstelle. Der Ort selbst besteht nur aus einigen Häusern und einem Campingplatz. Da hat man fast alles, was man braucht in einem Gebäude untergebracht. Ich habe keine Lust, gleich meinen gesamten Einkauf zu machen. Daher gibt es eine Cola und ein belegtes Baguette. Auch mein Paket kann ich hier unkompliziert abholen, ohne Abholschein oder Personalausweis. Hier klappt es noch mit Vertrauen. 200 Meter weiter ist das Campingplatzsouvenirshopbarcaféhotel. In dem Shop bekomme ich den Schlüssel für mein Zimmer. Die Zimmer sind in einem anderen Gebäude und ziemlich einfach. Ein kleines Bad, zwei Betten, zwei Stühle, ein Tisch. Als erstes springe ich unter die heiße Dusche. Einfach nur herrlich! Danach räume ich meinen Rucksack aus. Das Außenzelt hänge ich in der Dusche zum Trocknen auf, meine Schuhe stelle ich auf eine kleine Heizung an der Wand. Ist gibt bessere Möglichkeiten, die Raumluft zu beeinflussen, aber ich will wenigstens für die ersten Kilometer morgen ein paar trockene Schuhe haben.
Dann gehe ich die 200 Meter zurück zum Supermarkt (-caféposttankstelle). Ich kaufe Schokolade, Müsliriegel, Nussmischungen, Wurst und Käse für heute Abend, Waschmittel und ein paar andere Sachen. Wieder verlasse ich den Laden mit einer Rechnung von 90 EUR. Das Leben hier ist einfach deutlich teurer. Zurück im Hotel gehe ich noch in den Souvenirshop. Ich kaufe mir eine Fleecefecke. Die letzten Nächte im Zelt waren oft frisch und eine zusätzliche Decke soll mir die letzten Nächte draußen noch etwas angenehmer machen. Dann bringe ich alles auf mein Zimmer. Dort ziehe ich alles aus und nur Regenhose und Daunenjacke wieder an. Alles andere bringe ich ins Nachbarhaus zur Waschmaschine. Diese und den Trockner darf ich kostenlos nutzen. Nur Waschmittel musste ich extra kaufen. An der Waschmaschine treffe ich Ramon, der gerade aus der Dusche im Nachbarraum kommt. Ihn hatte ich schon im Supermarkt gesehen. Auch er sieht aus wie ein Weitwanderer. Der Bart verrät die meisten hier. Wir kommen ins Gespräch. Mit seiner Frau ist er Mitte April in seiner Heimat in den Niederlanden gestartet. Dann sind sie auch über Lindesnes Norge på langs gelaufen. Allerdings sind sie jetzt zum Ende auf‘s Fahrrad gewechselt und haben noch einen Hund dabei. Ich lade ihn ein, mein Waschmittel zu benutzen. Er sagt, er hätte eh nicht viel und wir schmeißen einfach unsere Wäsche gemeinsam in die Waschmaschine.
Zurück auf dem Zimmer recherchiere ich nach Bussen vom Nordkap nach Alta. Jeden Tag fährt genau ein Bus. Außer an dem Tag, an dem ich nach Alta zurück muss. Ich finde aber heraus, dass der Bus an dem Tag immerhin von Honningsvåg nach Alta fährt. Das bedeutet, dass ich rund 30 Kilometer vom Nordkap trampen muss. Aber das wird schon irgendwie klappen. Mein Ziel ist nicht das bekanntere touristische Nordkap, sondern die Landzunge westlich davon, der Knivskjellodden. Das ist wirklich der nördlichste Punkt. Am nächsten Tag möchte ich dann zum touristischen Nordkap mit dem Globus wandern. Von dort wird mich hoffentlich schon irgendjemand mitnehmen.
Während ich nach den Bussen recherchiere, fange ich wieder an zu frösteln. Kurzerhand entscheide ich mich, noch eine heiße Dusche zu nehmen. Den Luxus muss ich ausnutzen. Während ich dusche, klingelt es laut und dauerhaft Flur. Feueralarm! Ich trockne mich in Ruhe ab und ziehe mir wieder Regenhose und Daunenjacke an. Während ich mich wundere, dass mein Feuermelder rot blinkt, klopft es an der Tür. Eine Frau fragt, ob alles in Ordnung ist. Tatsächlich habe ich mit der heißen Dusche den Feueralarm ausgelöst, weil ich die Tür im Bad nicht geschlossen hatte. Ups. Aber die Frau hatte sich das schon gedacht und meint, ich solle beim nächsten mal einfach die Tür vom Bad schließen.
Nach der Dusche sitze ich wieder auf meinem Bett. Daniel schreibt mir, wie es mir geht und ob ich schon durch den Tunnel zum Nordkap durch sei. Er sei heute in Olderfjord angekommen. Wie cool ist das denn! Ich schreibe sofort zurück, dass ich auch hier bin und gerade auf meine Waschmaschine warte. Er antwortet, dass er gerade darauf wartet, dass die Waschmaschine frei wird. Eine halbe Stunde später treffen wir uns an der Waschmaschine. Wie haben uns viel zu erzählen. Ich schmeiße eine Runde Waschmittel. Dann gehen wir zu Daniel. Er hat eine Hütte gebucht und hier schmeißt Daniel eine Runde Bier. Wir tauschen uns über den bisherigen Weg aus, über den Sumpf, über Nordlichter und über die nächsten Tage. Daniel wird hier noch einen Ruhetag machen. Auch Daniel geht es so, dass er mittlerweile nur noch ankommen möchte. Natürlich wollen wir den Weg noch genießen. Aber mit der Kälte und dem Sumpf freuen wir uns dann auch auf das Ziel und das Ende der Reise.
Eine Stunde später hole ich meine Sachen aus dem Trockner. Hier treffe ich Lisa, die Frau von Ramon. Sie hat meine Sachen sogar schon zusammengelegt. Was ein Service. Auch wir unterhalten uns eine Weile. Dann geht es zurück aufs Zimmer. Mit Daniel bin ich um halb acht im Gemeinschaftsraum verabredet. Auch Lisa und Ramon sind hier. Bis zehn Uhr tauschen wie uns über unsere Erfahrungen und Routen aus und haben einen wirklich lustigen Abend. Dann ist es Zeit für’s Bett.Read more
Traveler Hey Max, wirklich genial wie du schreibst, da macht das Lesen immer Spaß! An Olderfjord kann ich mich auch noch gut errinnern als wir dort mit dem Auto durch sind. Das sind ja wirklich nur ein paar Häuser ^^