Norway
Snåsa

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Travelers at this place
    • Day 54

      Veresstua querfeldein Richtung Gaundalen

      July 23, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 12 °C

      Nachdem ich um zwei Uhr nachts wach wurde und die Kopfschmerzen immer mehr zunahmen, habe ich in den Morgenstunden nur wenig und schlecht geschlafen. Um kurz nach fünf stehen Nele und Matthias auf. Um halb sieben, kurz bevor sie gehen, stehe ich auch auf. So können wir uns wenigstens noch voneinander verabschieden. Mir dröhnt der Kopf. Ich bin mir recht sicher, dass es daran liegt, dass ich gestern zu wenig getrunken habe. Ich hätte schwören können, dass ich allein über die Füße sieben Liter Wasser aufgenommen habe. Aber das scheint nicht funktioniert zu haben.

      Ich mache mir einen Kaffee und nehme die Gitarre, die an der Wand hängt und spiele etwas. Ich bin irgendwie ganz froh, dass ich wenigstens heute Morgen die Hütte für mich habe. Neles ALS-Diagnose arbeitet in mir. Emotional bin ich heute Morgen ganz schön labil. Ich frühstücke mein Müsli mit heißem Wasser und bereite meine Sachen zum Packen vor. Dann entscheide ich mich, mich noch einmal hinzulegen. Immerhin schlafe ich noch einmal kurz ein, aber schon bald will der Kaffee wieder raus und ich stehe auf. Um kurz nach zehn mache ich mich auf den Weg.

      Zunächst geht es noch ein paar Kilometer über die Schotterstraße. Ich bin immer noch unschlüssig, ob ich nachher querfeldein gehen soll oder doch die vermeintlich sicherere Route, welche heute und morgen zum Großteil wenigstens noch markiert wäre. Zunächst folge ich dem markierten Pfad nach oben. Aber auch hier sind wieder so viele Sumpfabschnitte, dass es querfeldein eigentlich nicht schlimmer sein kann. Oben setzt ein leichter Sprühregen ein. Ich ziehe die Regenjacke an und entscheide mich spontan, querfeldein zu gehen. Die Regenhose lasse ich aus. Ich hoffe einfach, dass der Regen bald wieder aufhört.

      Der Anfang ist etwas beschwerlich. Ich finde es verwunderlich, dass jeder noch so kleine Bach in der Karte vermerkt ist, das Gelände selbst aber mehr als grob skizziert ist. Ganze Rinnen, Geländeeinschnitte und kleine Täler werden von den Höhenlinien gar nicht berücksichtigt. Dennoch bahne ich mir meinen Weg. Die Hose ist bald bis über die Knie nass, weil ich ständig nasse Büsche streife. Mein Plan ist es, so gut es geht, einen Bergrücken entlang zu laufen. Oben erhoffe ich mir ein leichteres Vorankommen als unten, wo mit viel Sumpf zu rechnen ist. Sumpfige Abschnitte gibt es hier aber auch an jeder Ecke. Als ich zwischen zwei Seen durchlaufe, sehe ich sogar Fußspuren und eine Art Pfad. Als ich eine Böschung hochgehe, stehe ich plötzlich vor einem Wegweiser. Auf meiner Karte ist nicht ein einziger Pfad hier vermerkt. Ich schaue in die norwegische App. Tatsächlich sind hier noch Pfade eingezeichnet. Ich folge einem davon drei Kilometer zu einem Gipfel. Ab hier führt dann wirklich kein Pfad mehr weiter.

      Das Gelände hier oben ist genau meins. Niedrige Vegetation. Nur Moose, Heidekraut oder Blaubeersträucher. Auch einige sumpfige Abschnitte, aber im Vergleich zu den letzten Tagen ist das ein Genuss. Über zehn Kilometer habe ich schon auf der Uhr und ich mache eine Pause. Allerdings weht der Wind kräftig und mir wird schnell kalt, dass ich nach wenigen Minuten weitergehe. Meine Kopfschmerzen waren eigentlich fast weg. Jetzt zieht es zunehmend aus der rechten Schulter in die Schläfe. Wetter und Kopfschmerzen sind nicht optimal, aber ich freue mich über das Gelände und wie einfach ich vorankomme. Immer wieder schrecke ich einzelne Rentiere auf. Ich glaube, kein Tier flüchtet so elegant wie ein Rentier. Den Kopf nach oben gestreckt traben sie stolz davon, um dann in sicherer Entfernung stehen zu bleiben und mich zu beobachten.

      Das Wetter lockert jetzt allmählich auf und teilweise kommt sogar die Sonne raus. Nach 15 Kilometern mache ich spontan eine Pause. Hinter ein paar niedrigen Büschen ist es ein wenig windgeschützter. Hier lege ich mich ausf meine Isomatte und schlafe ein, obwohl es doch etwas frisch ist. Nur eine halbe Stunde, aber die tut richtig gut. Als ich danach weitergehe, braucht es eine Zeit bis der Kreislauf wieder hochgefahren ist. Aber die Kopfschmerzen und die Verspannung sind weg. Um mich herum wird es immer sonniger und ich mache weitere Höhenmeter. Die Aussicht ist der absolute Hammer. Jetzt mit Sonne ist es einfach wunderschön. Ich bin so froh, dass ich diese Variante gewählt habe. So habe ich 25 Kilometer gespart und darf allein durch diese atemberaubende Landschaft bei dem Wetter laufen. Und immer wieder freue ich mich über einzelne Rentiere oder Rentiermütter mit ihrem Kleinen. Allein durch diese Weite zu laufen fühlt sich einzigartig an.

      Allmählich geht es wieder bergab und die sumpfigen Anteile werden immer mehr. Eigentlich dachte ich, mache ich heute die 30 Kilometer locker voll, aber je länger ich gehe, desto müder werden meine Beine. Wenigstens 28 Kilometer sollte ich heute schaffen, dann wären es morgen dann 30 Kilometer. Dort erwartet mich dann mein erstes Versorgungpaket. Hoffentlich. Ich gehe weiter und finde mein erstes Rentiergeweih, das nicht am Wegrand liegt. Es ist auch das erste, wo alle Spitzen noch dran sind. Ich mache ein Foto und lasse es dann zurück. Ich hätte es gerne mitgenommen, aber für die restlichen 1500 Kilometer ist es einfach zu schwer.

      Nach 26 Kilometern komme ich an einen Fluss. Aus der Ferne hab ich schon gesehen, dass es kein schmaler ist. Je näher ich komme, desto lauter wird er. Zum Glück ist oberhalb von der lauten Stromschnelle eine sehr breite Stelle, wo ich gut furten kann. Einfach rein mit den Schuhen. Das ist echt praktisch! Auf der anderen Seite geht es wieder einen Berg hoch. Ich habe das Gefühl, dass der ganze Berg aus Sumpf besteht. Jeder Schritt ist jetzt richtig anstrengend. Nach 28 Kilometern komme ich an einen kleinen Bach. Nicht weit davon entfernt finde ich eine Stelle, die ausreichend unsumpfig ist und ich stelle mein Zelt auf. Es ist mittlerweile 19:30 Uhr. Nicht viel Zeit zum regenerieren. Morgen geht es wieder teilweise querfeldein.

      Als ich am Abend im Zelt meine weitere Route anschaue, wird mir klar, dass ich vermutlich die nächsten vier oder fünf Tage querfeldein gehen werde. Tobi hatte berichtet, dass diese Passage komplett weglos ist. Die Pfade, die Komoot angibt, scheinen hier nicht zu stimmen. Hier werde ich wieder eine gute Linie finden müssen.
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    • Day 8

      Zwischen Trondheim und Rognan

      December 3, 2022 in Norway ⋅ ⛅ -6 °C

      Heute sind wir nach Trondheim gefahren, doch leider war vieles geschlossen das wir keine Besichtigung machen konnten.
      Also sind wird weiter gefahren, bis auf einmal mitten in einem Feld weitweg von uns 3 Elchkühe zusehen waren.

      Den rest der Fahrt war fast 400km nur Wald.
      Da es am 15 uhr schon dunkel wurde, mussten wir uns mehr und mehr auf die Umgebung achten.

      Am Abend sind wird über einen kleinen Pass gefahren und der Mond hat alles hell beleuchtet das mir fast die schwachen Nordlichter entgangen sind.

      Für unsere nächste Übernachtung sind wird in Rognan gelandet, wo wir uns kaum noch die augen offen halten konnten und schnell ins Bett huschten.
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    • Day 56

      Gjefsjøen Richtung Gressåmoen

      July 25, 2023 in Norway ⋅ ⛅ 16 °C

      Nach dem Abendessen war der Abend gestern noch nicht vorbei. Um kurz nach zehn möchte ich noch einmal in das Nachbarhaus, um Wasser zu holen. Das ist in meiner kleinen Hütte noch nicht angeschlossen. Als ich rausgehe, treffe ich Christian, den Bewohner von Gjefsjøen. Es sind auch noch andere Leute hier, teilweise zum arbeiten oder zum Angeln. Aber Christian ist wohl der einzige offizielle Einwohner hier. Ich frage ihn, ob ich jetzt zahlen soll oder lieber morgen. Ihm ist es egal. Ich denke mir, was erledigt ist, ist erledigt. Er holt das Bezahlgerät. Selbst hier, mitten in der Natur, eine Bootsfahrt und 150 Kilometer entfernt von der nächsten Stadt, kann ich mit Karte zahlen.

      Außerdem frage ich ihn, wie ich am besten weiter nach Norden gehe. In meiner App ist der E1 markiert, macht aber umständliche Bögen. Und da ich davon ausgehe, dass hier nicht wirklich ein Pfad existiert, kann ich mir gleich einen kürzeren Weg durch das Gelände suchen. Er überlegt kurz und sagt dann, ich soll mit rein kommen. Er hat gerade Besuch von seinem Neffen (vermute ich) und seiner Freundin. Den jungen Mann hatte ich schon bei meiner Ankunft getroffen und er erzählte, dass er herkommt, seit er sechs Jahre alt ist. Christian meint, er könne mir am besten den Weg erklären. Er sei heute erst in der Richtung unterwegs gewesen. So zeigt er mir auf seiner App, wo er entlanggelaufen ist und wo er welche Flüsse gequert hat. Diese Infos sind echt hilfreich für mich.

      Danach kommen wir noch so ins Gespräch und ich berichte von meiner Reise. Auch was für beiden berichten ist total spannend. Besonders lieben sie hier den Winter. Die Anreise hier gelingt nur über den See, per Boot oder im Winter mit dem Schneemobil, wenn der See zugefroren ist. Wenn es mal schnell gehen muss, haben Sie auch Freunde, die einen Helikopter haben. Das ist echt eine andere Welt hier. Hier möchte ich mal im Winter herkommen! Dann fragt Christian, ob ich nicht ein Bier trinken möchte und kurze Zeit später ist er mit drei Dosen Bier zurück. Dann erzählt er, dass sie ein Museum hier haben und fragt, ob ich mir das ansehen möchte. Es ist zwar schon spät aber ich bin neugierig. Zu dritt gehen wir raus und dann ein Stück den Berg hoch. Es ist schon kurz vor elf aber immer noch hell.

      Das Museum ist ein altes kleines Bauernhaus. Genau genommen das Haus, in dem noch seine Eltern gewohnt haben. Christian wohnt hier in sechster Generation. Das Haus stand eigentlich mal unten bei der Farm, wurde für den neuen Zweck aber abgebaut und weiter oben wieder aufgebaut. Vieles sei noch original. Die Amerikaner hätten hier einen Stützpunkt im zweiten Weltkrieg gehabt. Darum geht es in dem kleinen Museum. Es ist darin deshalb schon interessant, weil man die alten Möbel sieht und sich vorstellen kann, wie man früher gewohnt hat. Dazu gibt es einige Kriegsgegenstände anzuschauen. Ein altes Maschinengewehr. Das haben sie im See gefunden. Alte Fallschirme, ein Morsegerät und Kleidung aus der Kriegszeit. Das ist echt Geschichte zum anfassen. Ich bin etwas beschämt, dass ich in Geschichte damals so wenig aufgepasst habe. Aber Geschichte bei Frau Winkler hat auch nicht unbedingt dazu eingeladen, Interesse zu entwickeln. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich damals, egal bei welchem Lehrer, sowieso lieber draußen Fußball gespielt hätte.

      Zwischendurch erzählt Christian auch anderes zum Hof. Über deine Versorgung mit Solar und Windkraft und dass er trotzdem noch viel Diesel benötigt. Er erzählt, dass er über Facebook versucht hat, eine Frau zu finden, die mit ihm hier leben möchte. Das hätte großes Interesse der Medien auf sich gezogen, aber leider nicht das der Frauen. Auf der einen Seite ist Christian mit seinem Hof hier sicher ein echter Glückspilz. Dass man hier aber auch einer potenziellen Lebenspartnerin über den Weg läuft, ist natürlich unwahrscheinlich. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen! Nach unserem Rundgang geht es zurück. Es ist halb zwölf! Zeit für‘s Bett!

      Ich bin echt überwältigt von dem Tag heute. Erst die Einladung zu Kaffee und Zimtbrötchen in Gaundalen, jetzt hier die Einladung zum Bier und das Museum. Was für ein Tag!

      In der Nacht schlafe ich wieder schlecht. Wieder habe ich das Gefühl, maximal in eine Art Halbschlaf zu kommen, unterbrochen von Wachphasen. Um halb sieben gebe ich auf. Dabei habe ich mir fest vorgenommen, so lange zu schlafen wie es geht. Ohne jeden Zeitdruck, weiterzukommen. Mal wieder fühle ich mich ganz schön gerädert. Ein Blick in die Frontkamera meines Handys macht deutlich, warum mittlerweile keiner mehr überrascht ist, wenn ich sage wie alt ich bin. Das war vor einiger Zeit noch anders. Jetzt kommt meistens nur noch ein zustimmendes Kopfnicken. Immerhin fragt keiner, ob ich schon in Rente bin. Naja. So is datt eben!

      Zwei Aufguss-Cappuccino gibt’s heute morgen. Ich weiß immer noch nicht so recht, wie ich meine zu große Menge an Vorräten verstauen soll. Es dauert, bis ich halbwegs wach bin und nutze das WLAN noch etwas, um mit Nicole zu schreiben. Empfang dürfte die nächsten Tage Mangelware sein. Dann packe ich mein Zeug. Irgendwie schaffe ich es, alles zu verstauen. Ganz schön schwer der Rucksack. Es sind locker 4,5 kg zusätzliches Gewicht. Das macht sich mehr als bemerkbar. Ich bin froh, dass ich mittlerweile sonst so viel abgespeckt habe. Also am Equipment. Wobei auch ich merklich abgenommen habe.

      Um kurz nach neun verabschiede ich mich und mache mich auf den Weg. Der Himmel ist verhangen mit dichten grauen Wolken. Dafür ist es relativ mild. Die ersten 300m geht es noch über eine Art Forstweg. Dann kommt der Punkt, wo ich querfeldein muss. Wirklich einladend zum querfeldein gehen ist das Gelände hier nicht. Fichtenwald, durchmischt von ein paar Birken, teilweise Sumpf und grundsätzlich unebener Untergrund. Ich überlege kurz, biege dann aber rechts ab und schlage mich durchs Unterholz. Jetzt setzt auch noch leichter Sprühregen ein. Ich spüre die Müdigkeit und den schweren Rucksack. Immer wieder schaue ich auf mein Handy, um Kurs zu halten. In dem unübersichtlichen Gelände gibt es keine Möglichkeit, einen Punkt in der Ferne anzupeilen.

      So arbeite ich mich Kilometer für Kilometer voran. Im Wald finde ich manchmal einen Pfad, der ziemlich sicher tierischer Natur ist. Auch Tiere sind faul und suchen sich oft den einfachsten Weg. Das hilft mit teilweise, allerdings verlaufen sich diese Pfade auch immer wieder. Die Landschaft wird offener, je höher ich komme. Viele große Sumpfgebiete gilt es zu queren. Heute ist es richtig zäh und der Regen nimmt jetzt auch noch stark zu. Ich ziehe die komplette Regenmontur an. Nach einer Weile erreiche ich den kleinen runden See, bei welchem ich einen Fluss queren möchte. Der Fluss ist eher ein Bach und schnell bin ich auf der anderen Seite. Hier geht es steil den Berg hoch. Ab jetzt sammle ich Höhenmeter bis ich Büsche und Bäume hinter mir gelassen habe. Hier oben ist das Vorankommen deutlich leichter. Aber auch hier gibt es Sumpf und unebenes Terrain. Dafür sehe ich jetzt in die Weite und kann viel leichter peilen.

      Das ist heute die anstrengendste Querfeldeinmission. Allerdings auch, weil mir Schlaf fehlt und ich mit viel Gewicht unterwegs bin. Als ich oben über das Fjell gehe, schaue ich verwundert nach links. Da kommt jemand. Mit großem Rucksack. Unsere Wege kreuzen sich 90 Grad und exakt zur gleichen Zeit. Wie unwahrscheinlich ist das denn? Ich begrüße den Mann mit dem riesigen Rucksack und sage, dass ich hier niemanden erwartet hätte. Er stimmt mir zu. Er geht hauptsächlich querfeldein und ist seit 11 Tagen unterwegs. Seit dem bin ich der erste Mensch, den er trifft. Er ist Norweger und verbringt seine drei Wochen Urlaub in der Natur. Als er losgegangen ist, wog sein Rucksack 35kg (!!!). Jetzt immerhin nur noch 30kg. Er habe so viel zu essen dabei, ernährt sich aber viel vom Fischen. Dadurch werden seine Vorräte einfach nicht weniger. Schade. Ich hätte ihm gerne was von mir abgegeben.

      Nach einem kurzen Plausch gehen wir unserer Wege. Beziehungsweise unserer Querfeldeins. Auf dem Weg hierher hatte ich erst darüber nachgedacht, dass ich hier auch gerne angeln würde. Auf einer Reise wie meiner ist das zu viel, aber genau wie der Norweger ein oder zwei Wochen durch die Natur zu ziehen und viel zu angeln, anstatt Kilometer zu machen. Das kann ich mir richtig gut vorstellen. Angeln in Deutschland würde mich nicht so sehr interessieren. Aber hier? Das wäre der Hammer. Ich überlege, ob ich in Deutschland den Angelschein mache, wenn ich zurück bin. Nein, ich nehme es mir fest vor. Allerdings befürchte ich, dass ich von Klemens direkt eine Liste mit unzähligem Equipment erhalte, das gut und praktisch wäre. Vielleicht stelle ich mir das auch zu einfach vor. Eine Angel, Salz und Pfeffer. Fertig!

      Die weiteren Kilometer ziehen sich. Der Regen hört irgendwann auf und in der Ferne sieht man einzelne blaue Flecken am Himmel. Der Wind bläst jetzt recht stark, dass meine Pausen immer sehr kurz ausfallen. Heute tue ich mich auch schwer, eine gute Linie zu finden. Überhaupt tue ich mich heute mit allem schwer. Ich habe einfach zwei Nächte in Folge richtig schlecht und wenig geschlafen und schleppe jetzt viel Gewicht. Das merke ich jetzt. Heute Morgen hatte ich mir vorgenommen, die anstehende Etappe nicht in sechs sondern in sieben Tagen zu machen. Das sind im Schnitt 22 Kilometer am Tag. Deutlich weniger als die letzten Tage, wo es oft um die 30 waren. Für heute sehe ich aber auch mit den 22 Kilometern schwarz. Das Vorankommen ist zu mühsam.

      Nach 18 Kilometern schlage ich mein Zelt auf. 18 Kilometer habe ich mit den geraden Linien in meine Karte gezeichnet. Tatsächlich dürften es die letzten Tage, wenn ich querfeldein gegangen bin, immer deutlich mehr gewesen sein. Es ist noch vor vier Uhr aber ich freue mich einfach nur darauf, mich hinzulegen. Das Wetter wird immer besser und es wird zunehmend sonnig. Schönes Wanderwetter, aber ich muss Schlaf nachholen. Selbst das Zelt aufstellen kostet mich heute richtig Kraft. Die Entscheidung ist absolut richtig. Tempo raus! Überhaupt waren die letzten Tage sehr lang. Wenn man erst zwischen sieben und acht sein Ziel erreicht, dann noch essen und Tagebuch schreiben will, bleibt eigentlich keine Zeit zum runterfahren. Auch wenn ich hier mehr als entschleunigt reise, die Menge an Eindrücken und Erlebnissen, die es täglich zu verarbeiten gilt, ist enorm. Und auch der Körper kann zwischen Aktivität und Nachtruhe sicher etwas Pause gebrauchen.

      Ich koche mir ein Trekkinggericht und lege mich dann hin. Tatsächlich schlafe ich bald ein. Wieder nicht extrem tief, aber zwei Stunden liege ich dösend im Zelt. Das tut richtig gut! Dann schreibe ich mein Tagebuch. Dabei lasse ich die Zelttür auf und die Abendsonne hineinscheinen. Dazu gibt es zwei Cappuccino. Hunger auf eine zweite Mahlzeit habe ich nicht.

      Um kurz vor neun gehe ich nochmal raus, die Abendstimmung genießen. Ich ziehe das trockene Paar Schuhe an und nehme meine Wanderstöcke. Ich will den Hang östlich von meinem Zelt etwas hinauf gehen. Alles sieht hier immer näher aus als es ist und so gehe ich eine Zeit. Es tut aber gut, den Kreislauf nochmal hochzufahren und mal ohne Rucksack unterwegs zu sein. Rund 200 Höhenmeter mache ich. Mein Zelt ist nur noch ein kleiner Punkt von hier aus und nur schwer erkennbar. Es weht ein leichter aber nicht zu kalter Wind. Ich bin im Genussmodus. Was eine traumhafte Landschaft. Auf dem Weg finde ich auch mein bislang größtes Rentiergeweih. Ganz schön schwer. Zwei davon auf‘m Kopp und dann krisse aba richtich Nacken!

      Allmählich bekomme ich doch nochmal Hunger. Oben verweile ich etwas und genieße die Stimmung und die Weite. Beim runtergehen wird der Hunger immer größer. Es dauert nicht lange und es fühlt sich nach leichtem Unterzucker an. Jetzt aber flott! Und so gibt es noch ein zweites Trekkinggericht, das ich morgen nicht tragen muss.
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    • Day 55

      Über Gaundalen nach Gjefsjøen

      July 24, 2023 in Norway ⋅ ☀️ 13 °C

      Das war die erste Nacht im neuen Zelt, die ich nicht so gut geschlafen hab. Gefühlt hab ich die Nacht im Halbschlaf verbracht. Um halb acht gebe ich auf mit dem hin und her drehen und dem Hoffen, dass ich nochmal tief einschlafe. Es gibt einen Kaffee und meine Haferbrei-Müsli-Mischung. Draußen ist es ganz ruhig. Kein Wind, kein Regen. Es ist bewölkt aber an vielen Stellen schimmert es blau durch. Ich räume alles zusammen und genieße, dass ich endlich mal wieder ein trockenes Zelt packen kann. Abgesehen von etwas Kondensation innen.

      Um viertel nach neun geht es los. Weiter querfeldein, zum Glück stetig bergab. Ich bin immer noch auf dem Sumpfberg. 30 Kilometer habe ich auf dem Plan. Nach 7 Kilometern erreiche ich Gaundalen. Ein kleines Fleckchen Zivilisation. Über diesen Ort hat Simon in seinem Buch über Norge på langs berichtet. Selbst das norwegische Fernsehen sei hier schon gewesen, weil der Ort selbst für norwegische Verhältnisse sehr abgelegen ist. Die Straße, die zu der Ansammlung mit kleinen Häusern führt, war oder ist gleichzeitig auch Landebahn für ein kleines Flugzeug. Jedoch sei der Mann, der das genutzt hat, mittlerweile verstorben, hat Jens zu Beginn in Lindesnes erzählt. Als ich mich dem Haus näher, höre ich Hundegebell. Oh Mann. Das mag ich ja gar nicht. Trotzdem gehe ich weiter. Soweit ich weiß, kann man hier auch ein Zimmer mieten. Da wird es sicher kein Hund sein, der jeden Gast gleich auffrisst. Als ich näher komme sehe ich, dass sich ein junger Mann gerade für eine Wanderung fertig macht. Er ist Norweger und läuft ebenfalls Norge på langs. Während wir uns unterhalten kommt eine alte Frau aus dem Haus und erkundigt sich, wo ich herkomme und ob ich einen Kaffee möchte. Da sage ich nicht nein. Das wird hoffentlich nicht so teuer sein. Der Norweger macht sich auf den Weg. Sein Rucksack ist noch größer als meiner zu Beginn der Reise. Zwischen 20 und 25 kg schleppt er mit sich herum. Alle Achtung!

      Ich sitze draußen in der Sonne und trage mich in das Buch ein, das mir die ältere Frau hingelegt hat. Hier soll sich jeder eintragen, der vorbeikommt. Es sind einige Norge på Langs Läufer auf den Seiten vor mir. Hier kommt aber auch jeder vorbei, der Norwegen von Süd nach Nord durchquert. Dann kommt die Frau raus und stellt mir Zimtbrötchen und Kaffee hin. Boah ist das gut! Sonne, Zimtbrötchen und frischer Kaffee. Es fühlt sich an wie ein Festtag! Oberhalb der Hütte hört man plötzlich jede Menge Schafglocken. Eine ganze Gruppe von Schafen scheint in Eile zu sein. Die Frau erklärt mir, dass die vermutlich in den Stall wollen, weil so viele Bremsen unterwegs sind. Auch ich habe einen Pulli angezogen, weil viele dieser riesigen Bremsen umherschwirren. Auch der Hund, der sich zu mir gesetzt hat, scheint sich von den Biestern bedroht zu fühlen. So hat das schöne Wetter eben auch eine Kehrseite. Fast alles, was stechen kann, ist heute unterwegs.

      Als ich ausgetrunken auf aufgegessen habe, frage ich, was sie dafür bekommt. Gar nichts. Ich bin eingeladen. Ich bin richtig glücklich. So ein schöner Vormittag. Obwohl ich schon sieben Kilometer gelaufen bin, habe ich das Gefühl, meinen Tag hier noch einmal mit neuen Kräften zu beginnen. Ich bedanke mich 100 mal und mache mich dann auf den Weg. Zu Beginn führt ein Pfad auf den Berg hinauf. Er ist laut Komoot Teil des E1. Markiert ist hier aber nichts. Oben verliere ich den Pfad dann auch und ich gehe einfach grob in die Richtung, die mir die App vorgibt. Auf einer Art rundem Gipfel mache ich ein paar Fotos und dann eine Pause. Der Weg hierher war schön aber dauerhaft von den stechenden Viechern begleitet. Regelmäßig erwischt mich so ein Tier und es gibt dicke Schwellungen. Es gelingt mir aber ganz gut, diese in Ruhe zu lassen und nach einiger Zeit ist die Schwellung weg.

      Die Aussicht hier ist der Wahnsinn. Bei dem sonnigen Wetter ist das einfach nur eine Traumlandschaft. Auf der anderen Seite des Berges geht es wieder am Hang entlang allmählich bergab. Dabei überhole ich auch den Norweger, der 150m weiter östlich gerade seinen Rucksack abstemmt, sich hinsetzt und sich den Schweiß von der Stirn wischt. Ich ahne nur, wie es ihm gerade geht. Ich gehe weiter querfeldein ein bergab Richtung See. Plötzlich höre ich ein seltsames Geräusch. War das ein Tier? Ich bleibe stehen und sehe mich um. Dann höre ich jemanden „hello“ rufen und dann entdecke ich eine kleine Gruppe Wanderer. Ich mache einen kleinen Bogen, um zu ihnen zu gehen. Ein Mann und zwei Frauen im besten Alter. Es sind Norweger. Das Geräusch hatte ein kleiner Hund gemacht, denn sie dabei haben. Sie sitzen unter ein paar Kiefern in den Blaubeerbüschen und machen eine Pause. Sie sind dabei, den Pfad zu markieren. Tatsächlich bemerke ich jetzt erst den Pfad, auf den ich stehe. Sie wollen ihn bis Gaundalen markieren und später in die andere Richtung bis Gjefsjøen, meinem heutigen Tagesziel. Wir unterhalten uns noch etwas und dann gehe ich weiter. Jetzt kann ich den Markierungen folgen. Immer wenn Sumpfgebiete kommen, verlaufen sich die Pfade. Da sind die Markierungen wirklich hilfreich!

      Am See angekommen finde ich eine Brücke über den Fluss. Hier ist eine super schöne Stelle, um Pause zu machen. Ich ziehe Schuhe und Socken aus, bedecke die Füße aber schnell mit meinem Regenschutz für den Rucksack. Die stechenden Biester sind hier extrem aktiv. Während ich ein paar Nüsse esse, kommt der Norweger und setzt sich etwas zu mir. Wir unterhalten uns über mögliche Streckenvarianten und tauschen uns auch sonst aus. Sehr sympathischer Typ! Dann geht er weiter. Ein paar hundert Meter weiter ist eine DNT-Hütte. Hier will er eine längere Pause machen.

      Als ich später nachkomme, sitzt er draussen an einem Tisch. Wir reden nochmal kurz und dann gehe ich weiter. Es dauert etwas, bis ich den Einstieg in meinen Pfad finde. Er ist deutlich an anderer Stelle, als die App sagt. Es geht steil den Berg herauf und irgendwann verläuft sich der Pfad. Er hat mich tendenziell etwas zu weit östlich geführt und ich gehe mal wieder querfeldein. Diesmal aber noch durch Büsche und Bäume. Es dauert etwas, aber dann bin ich auf einem vegetationsarmen Bergrücken. Hier kann ich mir etwas Übersicht verschaffen. Meine App sagt leider, dass ich mich mehr westlich halten soll. „Leider“, weil es wieder etwas bergab geht und durch sumpfiges Gelände. Einen wirklichen Pfad finde ich nicht und so gehe ich einfach drauflos und korrigiere hier und da per App. So überwinde ich den nächsten Höhenzug. Jetzt sehe ich schon den riesigen See, der ebenfalls Gjefsjøen heißt. Allmählich kämpfe ich mich runter zum See. Mal finde ich was pfadähnliches, dann geht es wieder durch große Sumpffelder. Je weiter ich runter komme, desto waldiger wird es. Hauptsächlich Kiefern wachsen hier.

      Irgendwann bin ich am See und hoffe, dass der Weg, der dauerhaft parallel zum Ufer verlaufen soll, hier eindeutiger ist. Aber es ist das gleiche Spiel. Kilometer für Kilometer kämpfe ich mich durch Sümpfe und finde immer mal wieder einen Pfad. Erst als ich meinem Ziel näher komme, wird es eindeutiger. Um 19.00 Uhr ist es geschafft. Ich erreiche Gjefsjøen. Ein Mann kommt aus dem Haus und schaut mich freundlich aber fragen an. Als ich meinen Namen sage, weiß er gleich Bescheid. Er geht rein und holt das Paket, das ich Ende Mai von Kristiansand aus hierher verschickt habe. Ich bin froh, dass es angekommen ist. Dann frage ich, ob er eine Übernachtungsmöglichkeit hat. Für 400 Kronen bietet er mir eine Hütte an, die zwar noch nicht ganz fertig ist aber alles wichtige nutzbar ist. Eine kleine Küche und ein Schlafzimmer mit zwei Doppelhochbetten. Das Bad ist noch nicht fertig, ich kann aber eines in einem anderen Haus nutzen. Das mache ich. Auch Wlan habe ich hier. Den ganzen Tag hatte ich keinen Empfang. Beim Kaffee und den Zimtbrötchen durfte ich auch das WLAN nutzen. Das kommt mir heute nicht nur gelegen, um Kontakt zur Außenwelt zu haben. Da kann ich auch mal drauf verzichten. Ich muss für die nächsten Tage planen. Es gibt überhaupt keine Wege. Ich muss rund 50 Kilometer Luftlinie durch freies Gelände. Hier ist etwas Internet ganz hilfreich, um zusätzliche Infos einzuholen.

      Dann gehe ich duschen und mache mir was zu essen. Dabei packe ich mein Paket aus. Das war ganz schön schwer, als ich es entgegengenommen habe. Was hab ich mir denn das alles geschickt?? Fail Nummer 1: Ich finde ein Kilo Früchtemüsli. Bah! Aber gut. Vielleicht kann ich nun nach langer Pause wieder etwas davon essen. Und dazu habe ich mir mehr Trekkingnahrung geschickt als ich essen kann. Mehr als doppelt soviel, wie ich gebraucht hätte. Ich hatte gelesen, dass irgendwann der Punkt kommt, an dem man nur noch ans Essen denkt und man den Kalorienbedarf kaum noch gedeckt bekommt. Deswegen habe ich zwei Gerichte je Tag geplant. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich das alles in den Rucksack bekomme. Und essen kann ich das auch nicht alles. Aber die Gerichte kosten richtig Geld, dass ich sie sicher nicht einfach hier stehen lasse. Da muss ich nochmal drüber nachdenken. Warum habe ich mir stattdessen nicht einfach Unmengen Schokolade geschickt? Das wäre etwas, das ich richtig gut gebrauchen könnte.

      Um mein Problem direkt anzugehen, esse ich gleich zwei Trekkinggerichte zu Abend. Jetzt habe ich noch weniger Lust auf weitere. Aber mal schauen. Vielleicht esse ich ab jetzt einfach mittags warm. So lange es nicht ultra windig ist und regnet, kann das ja auch ganz schön sein. Auch wenn es keine Schokolade ist.
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    • Day 19

      Strindmoen Camping

      September 24, 2023 in Norway ⋅ ☀️ 8 °C

      Heute Morgen haben wir die Reisepläne geändert, da in Nordnorwegen nur noch schlechtes Wetter angesagt ist, haben wir die Fv17 verlassen und sind auf die E6 gefahren. Das wir schneller richtung Süden kommen. Schon hier in Mittelnorwegen ist das Wetter besser, hier auf dem Strindmoen Camping scheint die Sonne und kein Wölklein am Himmel. ALLES RICHTIG gemacht.Read more

    • Day 5

      Norwegen!

      June 14, 2022 in Norway ⋅ ⛅ 9 °C

      Heute sind wir viel gefahren. Heute haben wir das Reh, die Kraniche und die ersten Rentiere gesehen und durch Zufall auch wieder ein Elch. Der Zoll war nicht besetzt und Wein und Zigaretten sind sozusagen legal eingeführt. Wir sind ko. Morgen haben wir noch 260km und dann reicht es erstmal. Dann kommt Urlaub.Read more

    • Day 36

      Ein Tag am See

      June 18, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 25 °C

      Heute waren wir den ganzen Tag in der Nähe des Camping Platzes- Vagabonds Sanctuarium. Erst laufen, dann relaxen. Den ersten Tag haben wir draußen gesessen und gegessen. Ist man gar nicht mehr gewöhnt. Morgen geht es weiter nach Trondheim.Read more

    • Day 35

      Nord Norge verlassen

      June 17, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 24 °C

      Heute sind wir vom Rastplatz unterhalb der " Sieben Schwestern " gestartet und haben auch die Küstenstraße Fv 17 verlassen. In Mosjøen haben wir Grau- und Schwarzwasser entsorgt, waren einkaufen und sind nach einem leichten Frühstück weiter gefahren. Nach Trofors haben wir dann Nordnowegen verlassen und sind am Snåsna See gelandet. Der Campingplatz ist sehr naturbelassen, direkt am See und der Betreiber nett und locker. Hier bleiben wir morgen und planen die nächsten Tage. Einiges lag wieder am Weg, wie das Namdal- ein Naturschutzgebiet. Leider können wir nicht alles auf einmal machen- das nächste Mal...Read more

    • Day 3

      Auf nach Bodø

      June 17, 2019 in Norway ⋅ ⛅ 16 °C

      Die Nacht oberhalb Trondheim verbracht. Leider war Trondheim „ausgebucht“ wegen Kongress etc. Sehr schade, da die Stadt einen super Eindruck hinterlassen hat. 703 km haben wir abgespult. Heute geht’s in Richtung Lofoten. Versuchen ein Zimmer zu bekommen. Bodø quasi ausgebucht.Read more

    You might also know this place by the following names:

    Snåsa, Snasa, স্নসা, Сноасе, Kommun Snåsa, Snåsa kommune, Сноса, Snoasa, Snåsa kommun, 斯諾薩

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