In der Nacht hat es immer mal wieder bis zum Morgen leicht geregnet. Trotzdem ist mein Zelt bis nach dem Frühstück soweit trocken, dass ich es zufrieden einpacken kann. Schon lange vorher stehen Lotta und Erna nur zwei Meter weg vom Zelt und fordern mich heraus. Kurz nach neun bin ich im Supermarkt und stöbere in der Verfalls-Abteilung rum. In Schweden als auch in Norwegen ist der Verkauf von überfälligen Produkten bis zu einem bestimmten Punkt möglich. Und entsprechend sind die Preise dann um 40% oder 70% gesenkt. Ich kaufe ja nicht für den nächsten Winter ein, sondern für jetzt, deshalb krame ich da gern durch und finde dabei neben Sachen vom letzten Winter auch Fischfilet, das ich mir heute irgendwann anbraten will und noch dieses oder jenes. Dann ziehe ich bei grau in grau hängenden Wolken los. Es ist angenehm kühl zum Laufen und nachdem ich erst mal vom Supermarkt aus in eine falsche Richtung losgezogen bin, es aber glücklicherweise nach ein paar hundert Metern raffe, geht es jetzt dann tatsächlich Richtung Rørvik. Es gibt unzählige kleine Bauernhöfe und auch eine ganze Reihe von Dörfern, die soweit zumindest zusammenhängend sind, dass ich sie als solches bezeichnen würde. Die Berge, durch die ich heute laufe, sind zwar nur noch knapp über 100 m hoch, wirken aber durch die Flachheit des restlichen grünen Graslands auf mich deutlich höher. Am Vormittag sehe ich mal zwei Rehe, ansonsten freue ich mich einfach an dem Gewusel aus Häusern, Wasser, grünen Wiesen und bergig-steiniger Landschaft. Gegen zwei laufe ich an einem Haus entlang, der Besitzer quält gerade außenrum seinen Aufsitzmäher und grad, als ich vorbei bin, stoppt das Gefährt und er ruft mir nach. Wir kommen ins Gespräch, es ist Knut, der hier mit seiner Frau Ellen lebt. Er lädt mich direkt auf einen Kaffee ein, serviert mir dazu ein Stück Kuchen, das er selbst gebacken hat und wir sind beide mindestens mal sehr erstaunt, um es nicht „positiv entsetzt“ zu nennen, als er sieht, wo ich herkomme und wo er in vier Wochen hinfährt. Sie haben gute alte Freunde in Mühlhausen, also nur eine halbe Stunde von meinem Wohnort entfernt, wo ich auch so oft gearbeitet habe. Da wollen sie Anfang August auf einen Besuch hin. Da muss ich so weit hier hoch laufen, um wieder einmal festzustellen, dass die Erde doch nur eine Scheibe mit einem Dorf drauf ist. Da er Jäger und auch Fischer ist, gibt er mir noch ein Stück selbstgefangenen Lachs mit, auf den ich mich besonders freue. Irgendwann in der Zwischenzeit kommt auch Ellen nach Hause. Wir unterhalten uns noch eine Weile und dann ziehe ich nach über einer Stunde bei immer noch trockenem Wetter weiter. Danke für diese Gastfreundschaft einfach so along the road.
Gegen vier erreiche ich die Marøybrua, eine Dreiviertelstunde später dann die Nærøysund bru, zwei Brücken, die ich auf dem Weg nach Rørvik und damit auch auf die Insel Vikna überqueren muss. Es sind wunderbare Ausblicke von den Brücken, von der ersten über so wunderbar türkisfarbenes Wasser rüber zur Insel Nærøya, die schon seit 1200 ein politisches und spirituelles, später auch ein Handelszentrum wurde. Von der mit 41 Metern deutlich höheren zweiten Brücke habe ich erstmals einen Blick raus auf die offene See, hierdurch passieren auch die großen Schiffe, die den Hurtigruten bis weit in den Norden folgen. So hoch über dem Wasser und so frei pfeift deutlich der Wind, so dass ich mir Mütze und Jacke antun muss. Nun habe ich endlich die Insel Vikna erreicht, auf der ich in den nächsten Tagen soweit Richtung Westen laufe, wie es Landschaft und Meer zulassen. Ich habe hier in Rørvik einen Supermarkt im Visier, in dem ich für die nächsten zwei Tage noch mal einkaufen möchte. Auf dem Weg dahin komme ich an einem Gebäude des örtlichen Bootsvereins vorbei, hier gibt es Toiletten und auch Duschen gegen eine geringe Gebühr, irgendwie zieht es mich in das Haus rein, obwohl ich gestern erst geduscht habe. Ich treffe auf Preber, einen 14-jährigen Schüler, der hier gerade in den Ferien für ein paar Tage jobbt und sich etwas Geld verdient. Er nimmt die Besatzungen von neu ankommenden Booten, seien es heimische oder fremde, in Empfang und managed diverse Sachen. Ich bin irgendwie mit meinem großen Schlachtplan für heute durch, seit ich von der großen Brücke runter bin und so sitze ich jetzt hier, erzähle mit ihm, trinke einen Kaffee und sehe auf der anderen Seite des Hafenbeckens den Supermarkt, auf den ich überhaupt keine Lust habe. Am Ende habe ich inklusive Dusche fast 2 Stunden hier rumgedruckst und dabei festgestellt, dass ich bis zum nächsten Supermarkt in Austafjord wohl auch noch so hinkommen werde. Und so ziehe ich mit einem kleinen Umweg über die nach einem Brand neu gebaute moderne Kirche im Ort raus in ein kleines Wandergebiet, ganz dicht am Rande der Stadt, das mir Preber empfohlen hat. Hier finde ich eine Art Shelter, der mir für die Nacht dienlich ist und unter dem ich, als es gerade leicht anfängt zu nieseln, meinen Fisch zurechtmache und mir eine gesegnete Mahlzeit gönne.Read more
Traveler Endlich wieder super Wetter. Sieht toll aus. LG. Von Pa und Chrissi
Traveler 😘 zurück und Danke für die Hilfe 👌🏻
Traveler Danke für das schöne Wetter ist bei uns angekommen und diese tolle Insel sieht alles wunderschön aus super weiter so 🤹♂️🥳❤️
Traveler Gern geschehen 😉