Romania
Suceava

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Travelers at this place
    • Day 13

      Kloster Voroneț

      August 30, 2023 in Romania ⋅ ☁️ 23 °C

      Jetzt von Rumänisch übersetzt:

      "Kloster des Heiligen Voronet

      - Kurzgeschichte -

      Die Kirche des Heiligen Voronet-Klosters, die dem Heiligen Georg dem Großen Märtyrer gewidmet ist, wurde 1488 in nur drei Monaten und drei Wochen (vom 26. Mai bis 14. September) erbaut und 1496 innen ausgemalt. Ihre Architektur ist repräsentativ für den moldauischen Stil .

      Die Legende vom „Ursprung“ der Kirche vereint für immer zwei große Persönlichkeiten in unserem nationalen Schicksal: den Gründer des Klosters, den glorreichen Woiwoden Stephan den Großen, und den heiligen und ehrwürdigen Pater Daniil, den ersten Abt des Klosters, einer der größten Heiligen, die das Land Moldawien gesegnet hat, ein Einsiedler und berühmter Geistlicher.

      Während der Zeit des Heiligen Daniil des Einsiedlers war das Kloster mit Mönchen mit einem ausgewählten spirituellen Leben gesegnet und war eine wahre Lavra des rumänischen Hesychasmus.

      Im Jahr 1547 vergrößerte ein Schüler des Heiligen Daniil des Einsiedlers, Metropolit Grigorie Roșca, ein Gelehrter mit weitreichenden Anliegen, die Kirche, indem er an der Westseite eine geschlossene Veranda hinzufügte, und schmückte anschließend den gesamten Ort mit wunderschönen Außenfresken. Damals wurde auch die Innenseite der Veranda gestrichen.

      Im Jahr 1785, nach dem Anschluss der Bukowina an das Habsburgerreich, wurde das klösterliche Leben unterbrochen. Es wurde 1991 mit einer Nonnengemeinschaft unter der Äbtissin Stavrofora Irina Pântescu wieder aufgenommen.

      Die Fresken an den Außenwänden wurden nur ein Jahr nach Peters Tod fertiggestellt. Sie sind selten und gehören zusammen mit denen aus Probota, Humor, Moldovița und Arbore zu dieser Zeit
      Herrscher. Die vorherrschende Farbe des Klosters ist Blau – Voronet-Blau.

      Links von der Eingangstür sind unter der Pisania aus dem Jahr 1547 die Gesichter der beiden gemalt Gründer, die unter der Steinplatte in der Klosterkirche ihre Ruhe finden: der Metropolit
      Grigorie Roșca und der heilige Daniil der Einsiedler.

      Die Fassaden der Veranda dienen der Darstellung von Themen, die Metropolit Grigorie Roșca besonders am Herzen lagen: im Süden das Leben des Heiligen Nikolaus und des Heiligen Johannes des Neuen aus Suceava, auf dem Pfeiler der Heilige Georg, der den Drachen tötet, im Norden Vamile vazdulsi. Die Westfassade wird zu einer riesigen Bühne, auf der sich in leuchtenden Farben das Urteil des Apoio entfaltet, eine riesige Komposition, einzigartig in der Kunst des gesamten christlichen Ostens.

      An den Außenwänden der Kirche St. Stephan des Großen folgt die Ikonographie traditionellen Linien. An den Wänden der Apsis des Altars und an den Seitenapsiden bewegt sich die Prozession aller Heiligen aus dem Alten und Neuen Testament wie auf ein Ziel in Richtung Osten. Die Südfassade stellt den Baum Jesse und die Propheten des Alten Testaments dar, eingerahmt von griechischen Philosophen auf vertikalen Säulen. An der Nordfassade ist der akathistische Hymnus der Frohen Botschaft dargestellt.

      Die fast vollständige Restaurierung der Innenmalerei offenbart uns in ihrer ganzen Brillanz mehrere bemerkenswerte Kompositionen: Im Gewölbe des Pronaos erstrahlt das Bild der Jungfrau Oranta, umgeben von Melozi-Heiligen, das Kirchenschiff wird von der zentralen Kuppel dominiert, in der Jesus sitzt Christus der Pantokrator ist gemalt, auf dem Votivtisch verehrt der Heilige Woiwode Stephan, beschützt vom Heiligen Georg, die Erlöserkirche. Das Kloster des Heiligen Voronet bewahrt eine Fülle mittelalterlicher Kunst: die Grabplatten der Gräber im Pronaos und in der Vorhalle der Jilt. die Kirchenbänke und die Holzschindeln vergoldete Eibe, ein wahres Meisterwerk der Holzskulptur.

      Durch alles, was war und ist, verewigt das Kloster des Heiligen Voronet die Schönheit, das Denken, die Opferbereitschaft und den Glauben der rumänischen Nation. Der Glaube wächst durch die Kraft der Kunst und Kunst entspringt dem Glauben."

      Auch hier durfte man im inneren der Kirche nicht fotografieren.
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    • Day 369

      Der Priester sollte die 15 min bekommen

      September 17, 2023 in Romania ⋅ ☀️ 20 °C

      Gestern haben wir das erste Kloster, Kloster Humor, von drei Moldauklöster angesehen, die wir aufsuchen wollen. 

      Insgesamt wurden acht rumänisch-orthodoxe Moldauklöster 1993 in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe aufgenommen. Alle acht Klöstern liegen in der historischen Landschaft Bukowina, den   nordöstlichen Karpaten. 

      Aber die aus unserer Sicht schönsten drei Klöster "müssen" reichen.

      Darum geht es heute weiter, mit dem Kloster Nr. 2 und 3.

      Doch bevor es soweit ist, bremsen uns vier Pferde auf der Straße aus. Die vier haben heute besonderen Ausgang und vermutlich irgendwo ein Durchschlupf im Zaun gefunden 😄.

      Kommen wir zu unserer Klostertour:

      Das Kloster Sucevita gilt als eines der schönsten Kloster, da die Malereien der Innen- und Außenwände weitestgehend vollständig erhalten sind. In dem mit Wehrtürmen und einer großen Mauer umgebenden Kloster leben auch heute noch Nonnen. Als wir morgens, um ca. 10:00Uhr, ankommen sind noch wenig Autos auf dem Parkplatz. Da wir ohne Frühstück losgefahren waren, entschieden wir uns, das Frühstück auf dem Parkplatz nachzuholen. Währenddessen erkennen wir, wie sich der Parkplatz minütlich füllt. 

      Um ca. 11:00 Uhr ( nach Frühstück und Pepe wieder ins Bimobil zurückbringen, da Hunde nicht auf das Gelände durften ) waren wir dann im Kloster.

      Es fand gerade eine Messe statt und viele Menschen waren in dem Kloster. Wir konnten nur den Vorraum betreten. In allen anderen Räumen standen die Menschen dicht gedrängt. Ebenso waren noch viele draußen und verfolgten die Messe über die außen angebrachten Lautsprecher.

      Somit konzentrierten wir uns zunächst auf den Innenhof und bestaunen die Fresken auf der Außenwand des Klosters. Ebenso gehen wir die vier Mauerabschnitte zwischen den vier Wehrtürmen ab. 

      Ein Blick in das Kloster um 11:40 Uhr machte klar, es hat sich noch nicht viel geändert. 

      Also, verließen wir wieder den Vorraum.

      Um die Situation besser einordnen zu können fragen wir die Nonne beim Eingang, wie lange die Messe noch dauern wird.

      Die Nonne lächelt uns freundlich an und sagt evtl. noch ca. 15 min. Aber das hängt ganz davon ab, wie lange der Priester noch sprechen will. 

      Die 15 min soll der  Priester von uns bekommen. 😉

      Nachdem die 15 min vergangen sind und sich nichts wesentlich an der Situation geändert hat, fragen wir uns, wie viel zusätzliche Minuten wir dem Priester geben können. 

      Okay, weitere 5 min können wir noch geben.

      Und siehe da, immerhin, um 12:00 Uhr tut sich etwas. 😀

      Es kommen die ersten Familien mit ihren Kindern aus dem Kloster. Die Eltern haben einen Weißbrot-Kranz in einer Plastiktüte dabei und die Kinder Süßigkeiten in der Hand. 

      Der nächste Blick in das Kloster verrät uns, es wird noch lange dauern, bis wir ungehindert in das Kloster gehen können und ganz vorne am Altar ankommen. 

      Aber, was sein muss, muss sein.

      Wir beobachteten das Geschehen aus nächster Nähe und um ca. 12:30 Uhr scheint unsere Zeit gekommen. Es sind nur noch wenige Menschen im Kloster und wir nutzten die Gelegenheit. 

      Es lohnt sich und wir können ungestört einige Fotos machen und die Wandmalereien bestaunen.

      Weiter geht's.

      Kloster Moldovita ist unsere Nummer 3. 

      Als wir ankommen, sehen wir viele Menschen vor der Kirche. Einige trinken Wein aus Plastikbechern, andere haben einen großen Korb dabei, mit allerlei Leckereien gefüllt. 

      Für uns die einzige Erklärung, dass einige Gemeinden heute Erntedankfest feiern. 

      Die Messe ist ganz offensichtlich zu Ende. Schön, dass wir ungestört in das Kloster Moldovita gehen können. 

      Auch hier sind zahlreiche gut erhaltene Wandmalereien zu betrachten. Ebenso, wie in Kloster Humor und Kloster Sucevita sind teilweise historische als auch religiöse Szenen dargestellt. 
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    • Day 370

      Besuch aus der alten Heimat :-)

      September 18, 2023 in Romania ⋅ ⛅ 20 °C

      Nach den zahlreichen Klosterbesuchen haben wir gestern einen Campingplatz angesteuert. Die Fahrt durch die Bukowina ( zu deutsch, Buchenland ) war sehr stark von den landschaftlichen Eindrücken geprägt. Die Landschaft erinnert an Österreich. Satte Grüntöne und viele Berge bestimmen das Aussehen. Da macht es auch nichts, wenn ein Mann sein Pferd vor dem Geschäft "abstellt" bzw. anbindet. Wo sieht man schon so etwas? 😂

      Mittendrin, in diesem Idyll, unser Campingplatz, direkt neben einer alten Holzkirche. Von der Stimmung lassen wir uns inspirieren, so dass wir min. zwei Übernachtungen einplanen und uns Zeit zum Relaxen nehmen.

      Soweit die Randnotiz.

      Wichtiger!
      FindPenguins verbindet. Das Schöne daran: Wenn es die Reiserouten erlauben, dann kann man sich tatsächlich auch persönlich treffen. Genau das haben wir heute geplant.

      Wie kam es dazu:

      Birgit und Aria, aus Monheim am Rhein, haben von Freunde erfahren, dass wir zurzeit in Rumänien unterwegs sind. Birgit hat die Gelegenheit genutzt und über FindPenguins mit Manuela Kontakt aufgenommen. Alles andere war dann ganz leicht.

      Birgit und Aria fahren eine ähnliche Route wie wir durch Rumänien. Gravierender Unterschied, wir fahren anders rum. Soll heißen, die Stationen in anderer Reihenfolge an. Wir quasi entgegen dem Uhrzeigersinn, während Birgit und Aria im Uhrzeitsinn durch Rumänien fahren.
      Wenn die Reihenfolge nicht gleich ist, aber die Stationen annähernd gleich sind, dann sollte ein Treffen doch möglich sein. 

      Genau das haben wir heute auf dem Campingplatz vor. 😀

      Tatsächlich hat es geklappt. Nachmittags kommen Birgit und Aria, auf den Campingplatz. Wir haben sehr viel Spaß, es wird viel gelacht und gefachsimpelt als auch über unterschiedlichste Themen gesprochen.

      Aria, "leidenschaftlicher Hobbykoch" war so nett und hat ein leckeres Abendessen zubereitet, wir haben Weißwein beigesteuert.

      Schön war's.
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    • Day 37

      Tag 35.4: Bei der Moldau

      September 23, 2023 in Romania ⋅ ☀️ 24 °C

      Auf der Fahrt zum Kloster hatten wir schon mal die Augen offen gehalten, wo ein Platz für die Nacht sein könnte. So sind wir zielgerichtet wieder ein paar Kilometer zurück zum Moldau-Ufer gefahren und haben dort auch einen Platz gefunden. Die Moldau konnten wir wegen der Büsche zwar nicht sehen, es kamen bis zum Sonnenuntergang immer wieder Leute in Quads vorbei und in einer Lokalität in der Nähe fand eine längere laute Feier statt, aber es schien uns ein sicherer Ort für die Nacht zu sein, an dem wir auch die Freiheit hatten unser Stromaggregat aufzustellen und den Eindruck hatten einigermaßen unsere „Ruhe“ zu haben.
      Wir haben uns noch umgesehen und leider lag wieder an manchen Stellen sehr viel Müll herum, z. B. ein Berg Schuhe. Auch wenn wir nicht alles mitnehmen können, versuchen wir an jedem Platz etwas Müll mitzunehmen. Die Kinder haben noch an einem Bachlauf gespielt - Steine ins Wasser werfen immer wieder ein Klassiker - bis sie mal wieder nass und dreckig genug waren.
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    • Day 2

      Klassenkampf

      June 24, 2024 in Romania ⋅ ⛅ 20 °C

      Im Bus nach München, sitzt neben mir auf dem Sitz am Fenster, ein Junger Mann. Die ersten 15 Minuten ist er leidenschaftlich wortkarg, dann zieht er den Vorhang vor das Fenster und schläft ein. Könnte schlimmer sein, denke ich mir, denn immerhin sitze ich am Gang und kann so wenigstens mein linkes Bein immer mal ausstrecken. Dass es Zeit dafür ist, signalisiert mir ein immer heftiger werdender, stechender Schmerz im Kniegelenk. Strecke ich mein Bein dann aus, ist je nach Stärke des Schmerzes ein vornehm leises, oder erstaunlich kräftiges Knacken zu hören. Danach ist für die nächsten 20 Minuten erstmal alles wieder gut. Im Laufe der Jahre als 194 cm großer Mensch, habe ich mir die Fähigkeit erworben, exakt berechnen zu können, wie lange eine Reise in engen Buss- und Flugzeugsitzreihen dauert. Ich schätze mit erstaunlicher Genauigkeit den Abstand zum Sitz vor mir in Millimeter. Dann verorte ich die Stärke meiner Schmerzen im Knie auf einer Skala von 0 bis 17,4 und kombiniere alles geschickt mit der Anzahl der Knackgeräusche. Fertig ist der Salat. Ist alles keine Zauberei

      Jetzt schläft auch der Junge Mann auf dem Sitz auf der anderen Seite des Ganges. (Nicht der Fluß in Indien, sondern der Laufweg im Bus). Er schafft es. dass sowohl sein Kopf mit dem daran befindlichem Oberkörper, als auch beide seiner Beine weit in den Gang hineinragen. Dadurch nimmt er mir jegliche Möglichkeit der exakten Zeiterfassung, denn nun kann ich mein Bein nicht mehr ausstrecken. Ich beschließe Gegenmaßnahmen zu ergreifen und huste laut. Keine Reaktion. Hätte ich mir auch denken können. Er hat sich seinen Pullover um den Kopf geschlungen. Vermutlich hatte er es einfach satt, von seinen Mitreisenden ständig energisch angehustet zu werden. Vorsichtig schiebe ich seinen Fuß zu Seite und erobere mir meinen Platz im Gang zurück. Er schreckt auf, fuchtelt wild mit seinen Armen um sich, murmelt unverständliche Worte und schläft wieder ein. Dem habe ich es gezeigt. Der Mann rechts neben mir schläft noch immer. Jetzt aber mit weit geöffneten Mund und nach hinten gelehntem Kopf. Vor meinem Inneren Auge erscheint eine Aufzählung von putzigen Dingen, die ich ihm jetzt in den Rachen schnipsen möchte. Nicht aus Boshaftigkeit, nur aus Gründen der Zerstreuung. Boshaft wäre, wenn ich jetzt zur Anwendung bringen würde, was ich neulich beim Kürzen meiner Fingernägel mit einem Nagelknipser über die Flugweite von Horn gelernt habe. Mit der, von meiner Mutter vererbten Treffsicherheit, sie war mal DDR Bezirksmeisterin im Luftgewehrschießen, ergäbe ….. ach lassen wir das lieber.

      An Schlaf ist unter diese Umständen nicht zu denken. Ich überbrücke die Zeit bis zur Ankunft in München mit Filmen, in denen geschossen wird, es viele dumme Logikfehler gibt und die Helden selbst nach der ärgsten Prügelei noch aussehen, als wären sie gerade von der Kosmetik gekommen.
      Der Anschlussbus in München hat 45 Minuten Verspätung. Ich bleibe entspannt, denn ich habe noch genug Zeitpuffer. Ich schaue nochmal auf die Auslastung meines Fluges und entschließe mich spontan für den Schnäppchenpreis von 16,95€ noch einen Platz mit mehr Beinfreiheit zu buchen. Am Fenster, weil ich bei Flügen noch immer staunend aus dem Fenster schaue. Laut Übersicht ist die komplette Sitzreihe frei. Na wenn ich mir das nicht verdient habe.
      Am Flughafen gebe ich als erstes meine Rucksack auf. Ich frage die nette Dame am Schalte, ob der gut 1m lange Regenschirm, den ich professionell an der Seite meines Wanderkoffers festgezurrt habe, eine Chance hat zu überleben, oder ob es aus selbigem Grund ratsamer wäre, ihn als Handgepäck mit ins Flugzeug zu nehmen. Ich werde zum Schalter für Sperrgut geschickt, wo mein Rucksack samt Schirm, zusammen mit einem großen Karton eines Mitreisenden auf einem kleinen Karren verladen wird. Nun gut, hoffen wir das beste.
      Weiter geht es zur Sicherheitskontrolle. Ich bin ein wenig aufgeregt, denn in meinem Handgepäck befinden sich eine beachtliche Menge Medikamente. Der Quartalsvorrat eines depressiven, Schilddrüsenkranken mit verkleinertem Magen. Weil ich clever bin, habe ich alle Tabletten und Pillen schon zu Hause ausgepackt und wenn ich auspacke, dann gründlich. Selbstverständlich habe ich alles ordentlich aus den Blistern gedrückt und in einem großen Beutel zu einem Potpourri der guten Laune vermischt. Erst als es zu spät war, ist mir eingefallen, dass mich diese 2 Pfund pharmazeutisches Konfetti beim Zoll in Erklärungsnot bringen könnten. Um mich zu beruhigen habe ich noch einen zweiten Beutel gepackt. Voll mit den leeren Vepackungen, Beipackzetteln, einer Bestätigung meiner Ärztin, der Rechnung der Versandapotheke und eines wichtig aussehenden Medikamentenpasses.

      Vor lauter Angst, gleich als Pablo Escobar der Antidepressiva verhaftet zu werden, hatte ich mich schon bei der Gepäckaufgabe in der falschen Schlange angestellt, aber dann doch noch rechtzeitig bemerkt, dass ich ja Priority Kunde bin. Nicht dass ich darauf großen Wert lege, aber bei der Buchung von Aufgabegepäck habe ich diesen Adelstitel des Flugreiseproletariats unvermeidbar mit erwerben müssen.

      Und schon stehe ich wieder in der Schlange, die dem Prekariat zugedacht wurde. Das geht ja garnicht. Wenn schon Unterschiede, dann auch nicht halbherzig. Also wieder zurück und in die nicht viel kürzere Schlange.
      Angriff ist die beste Verteidigung. Ich präsentiere der Flughafenicherheitsfachkraft eine beeindruckende Geschichte von 4 Monaten Rumänien, Wildnis, Bärenforschung, einer seltenen Erkrankung und Medikamenten, die nicht im Ausland erhältlich sind. Erst dann hole ich wieder Luft. Scheinbar reisen von Memmingen tagtäglich verwegenen Bärenforscher für längere Aufenthalte nach Rumänien, denn sie scheint keineswegs beeindruckt zu sein. Alles in die Kiste legen, sagt sie und ruft ihrem Kollegen am Durchläuchtungsgerät, Achtung jetzt kommen Tabletten, zu. 5 Sekunden später kann ich alles wieder in meinem Tagesausflugsrucksack verstauen. Es ist enttäuschend, so uninteressant zu sein.

      Ich quetsche mich durch den Duty Free Bereich und nehme noch eine Dose Bayrisches Bier für meinen freundlich Taxifahrer mit, der mich in Suceava in Empfang nehmen will und mich nach Putna fahren wird. Auf zu Boarding.
      Am Boardingschalter stehen 2 Boardingschalterbedienstete. Der Rechte ist fürs Prekariat und der linke für die Blaublüter der Billigflieger. Hätte ich doch nur wie andere Passagiere meinen Boardingpass vorsichtshalber auch ausgedruckt. Am besten in DIN A2. Dann könnte ich ihn jetzt stolz vor mich halten und immer wieder mit dem ausgestreckten Zeigefinger und abgespreizten kleinem Finger auf das Wort PRIORITY zeigen. Naja, scheiß Digitalisierung. Der Schalter befindet sich mittig vor einer gut 20m langen Glasfront. Jeder Schaltermitarbeiter hat hinter sich eine Tür, durch der die Passagiere der entsprechenden Kaste ins Freie gelangen. Die feinen Leute links, das grobe Pack rechts. Und wo für? Damit sich alle auf der anderen Seite der Glasfront wieder wild durcheinander mischen. Zwar stehen da Absperrzäune, aber irgend ein Amateur hat diese nur dazu benutz, die Passagiere vom Rollfeld fernzuhalten. Nix ist mit Apartheid. Kopfschüttelnd zünde ich mir eine Zigarette an. Jawohl, mitten in der Rauchverbotszone. Die Maschine rollt vor. Die Gangways werden hinten und vorne an das Flugzeug geschoben. Die Türen öffnen sich und der Flieger spuckt sofort eine bemerkenswerte Anzahl an Urlaubern und Geschäftsreisenden aus. Dann passiert eine ganze Weile nix. Das Menschenkongklomerat wird unruhig, fängt in der Sonne langsam an zu schwitzen und drängt sich immer dichter zusammen. Gleich ist die kritische Masse erreicht und es wird zu ersten Verschmelzungen kommen. Als ein unscheinbarer Vorfeldmitarbeiter das Tor in Richtung Flugzeug öffnet, gleicht dies einer Initialzündung. Hat diese Tölpel doch tatsächlich der Arbeiterklasse zuerst den Durchlass gewährt. Ach was sage ich, nicht zuerst, sondern ausschließlich. Durch diesen anarchistischen und zugleich diabolischen Schachzug hat er mirnichts dirnichts die Upperclass in die Underdogs verwandelt. Nicht mit uns, du Martin Luther King für Arme. Wild fliegt Schaum in weißen Fetzen von den Mündern, als die ersten Absperrgitter auseinandergerissen werden. Die Prioritys rennen in Richtung Gangway und versuchen sich wenigstens einen kleinen Rest ihrer Überlegenheit zurückzuerobern. Ich bin vor gut 10 Jahren mal zu einem Seminar nach Italien geflogen. Damals hatte ich auch den Status eines Prioritykunden, weil ich einen Sitz mit mehr Beinfreiheit gebucht hatte. Die Passagiere wurden mit kleinen Bussen über das Rollfeld zur Maschine gefahren. An der Bustür kontrollierte der Fahrer mein Ticket und schickte mich dann zur hinteren Bustür. Ich betrat den Bus und stellte feste, dass dort einfach mit rot-weißen Flatterband der Bus innen mittig geteilt wurde. Scheinbar war ich der einzige Prioritypassagier, denn ich hatte die komplette Hälfte des Busses für mich. Während sich in der anderen Hälfte des Busses Szenen wie in der Tokioter U-Bahn abspielten und mich verächtliche blicke tragen, überlegte ich, ob ich es mir nicht demonstrativ, liegend auf mehreren Sitzen bequem machen sollte. Ach was waren das noch für Zeiten.
      Ich aber stehe noch immer rauchend in Memmingen und frage mich, wie oft es schon vorgekommen ist, dass ein Flugzeug abgeflogen ist, obwohl noch die Hälfte der Passagiere davor gestanden haben. Ach egal, ich wurde nicht verhaftet und habe gleich einen Sitzplatz am Fenster mit extra viel Beinfreiheit.
      Als ich mich in die Schlange auf der hinteren Treppe einreihe, fährt ein kleiner Wagen mit 2 Anhänger vor. Das Gepäck wird gebracht. Da Aufgabegepäck den Preis der Flugtickets gleich mal verdoppelt, ist die Menge der zu verladenden Koffer sehr überschaubar. So überschaubar, dass sich auf dem zweiten
      Anhänger lediglich mein Rucksack und das große Paket des Mitreisenden befindet. Und jetzt wird es unschön. Ich benötige nur den Bruchteil einer Sekunde um mir ganz kräftig mit der flachen Hand vor die Stirn schlagen zu wollen. Die Wagen, in denen das Gepäck transportiert werden sind ungefähr 2m lang und 1,5m breit. Damit nix runterfallen kann, umgibt die Ladefläche eine gut 50cm hohe Umrandung. Auf dieser ruht verfickt noch mal die Spitze meines Regenschirmes, während der Rucksack auf selbigen liegt. Ich schwöre, während ich auf der Treppe zum Flugzeug gestanden habe, konnte ich beobachten, wie mein Rucksack Stück für Stück zu Boden sank und sich in der Mitte meines neuen, unbenutzten, ultraleichte, Kohlenstoff-Glasfasergestell-Regenschirmes ein 45° Knick bildete. Bitte geben sie ihren Rucksack als Sperrgepäck auf, dann passiert ihrem Regenschirm nix. 10 Wochen stationäre Musiktherapie verpufften in diesem Augenblick. Wäre mein Kreislauf nicht noch von der unschönen Magen/Darm Erkrankung der letzten Tage am Boden gewesen, währe mir just in diesem Moment vor lauter Verzückung Blut aus den Augen geschossen.
      Sitz 29A Fensterplatz mit Beinfreiheit. Beinfreiheit ja, Fensterblick naja. Wenn ich mir den Hals verrenke, kann ich mit einem zugekniffenen Auge durch einen 2cm breiten Spalt an meiner Kopfstütze vorbei ins Freihe sehen. Ich sitze am Notausgang. Immerhin werde ich von einer Flugbegleiterin, die Meghan Duchess of Sussex Markle zum verwechseln ähnlich sieht, gebeten, im Ernstfall den Notausgang zu öffnen und die aufblasbare Rutsche auszulösen. Es erfolgt eine kurze Unterweisung und das erhabene Gefühl, jetzt zur Crew zu gehören.
      Noch immer habe ich die ganze Sitzreihe für mich. Fresst Staub ihr sterblichen.
      Aber auch innerhalb von Passagiermaschinen kommt Hochmut vor dem Fall. Kaum hat die Maschine den weiß blauen Himmel Bayerns erklommen ertönt auch schon das Signal, welches verkündet, dass man sich nun anschnallen darf. Nach all dem, was ich heute schon erdulden musste, ist es beinahe unnötig zu erwähnen, dass sich sogleich wildfremde Menschen auf die freien Plätze neben mir zwängen. Ist denen denn garnichts mehr heilig. Immerhin musste ich mir diesen Luxus durch opulente 16,90€ erkaufen. Danke WizzAir! Als ich wenig später von der Toilette zurück komme, ist auch mein Platz besetzt. Mir gelingt es den blassen Jüngling durch einen betont ausdruckslosen Blick zum verlassen meines Sitzes zu bewegen. Ich setze mich, wild entschlossen erst wieder aufzustehen, wenn alle Passagiere das Flugzeug in Suceava verlassen haben. Nach der Landung wird applaudiert. Ich mache da nicht mit. Ist es denn nicht das mindeste, was ich von einem Piloten verlangen kann, dass er das Flugzeug wieder sicher zu Boden bring? An der Gepäckausgabe nehme ich meinen Rucksack nebst imposant gekrümmten Regenschirm in Empfang. Mich empfängt wie abgesprochen ein äußerst netter Marius. Er begleitet mich zum Einkaufen und dolmetscht nicht nur beim Erwerb eines neuen Regenschirms und Gaskartuschen, sondern auch beim Fleischer, bei dem ich mir diverse, verführerisch duftende Köstlichkeiten für meinen Rucksack aussuche. Eine gute Stunde später Bringe ich meine Sachen in die Pension. Ein Foto von Marius und mir macht den Anfang in meinem Album der Begegnungen. Michael der Vermieter, der mir auf dem Rückweg aus der Stadt Bier mitgebracht hat, wird gemeinsam mit den 3 anderen Wanderern, die mittlerweile eingetroffen sind, folgen. Ich werde drei Nächte hier bleiben, mich auskurieren und meine Akkus aufladen. Es fühlt sich sooo gut an, wieder unterwegs zu sein.
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    • Day 62

      Manastirii Moldovita

      June 30, 2024 in Romania ⋅ ☀️ 28 °C

      Heute 80 Km Fahrt, über zwei Pässe bei wunderschönem Wetter mit blauem Himmel.
      Unterwegs besichtige ich das Kloster Manastirii Moldovita. Dieses ist ein rumänisch-orthodoxes Frauenkloster. Die innerhalb der Klostermauern befindliche Kirche wurde 1993 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
      Erbaut wurde die Kirche 1532 von Petru Rares. Die Wandmalereien der Innen- und Aussenwände stammen aus dem Jahr 1537.
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    • Day 10

      Endlich Wolken

      July 2, 2024 in Romania ⋅ ☁️ 22 °C

      Ich befinde mich jetzt schon 5 Tage auf der Zeltwiese der Pension Cristal in Sucevita. Auch wenn es mir hier an nichts mangelt, ist dieser Aufenthalt nicht ganz freiwillig, aber beginnen wir am Anfang. Nach meiner Landung in Suceava wurde ich am Flugplatz von Marius in Empfang genommen. Wir hatten uns über eine Facebookgruppe kennengelernt und er hatte mir angeboten mich nach Putna zu fahren. Über dies hinaufhalf mir Marius auch noch bei anstehenden Besorgungen. Er dolmetschte im Supermarkt, half köstliche Lebensmittel aus regionaler Herstellung für meinen Rucksackvorrat zu beschaffen und zeigte sich als geduldige Begleiter bei der Suche nach einem neuen Regenschirm. Noch vor der Pension in Putna, machten wir ein gemeinsames Foto und er bekam den ersten Platz in meinem Buch der Begegnungen.
      Die Pension Daria wurde von einem Namensvetter geführt. Michael begrüßte mich mit ebenfalls mit einer extra Portion Gastfreundschaft und einem Rundgang durchs Haus. Im Gegensatz zu Marius sprach er zwar kein Englisch, aber mit Hilfe des Google Translaters führten wir die nächsten Tage sehr angeregte und vielfältige Gespräche. Am Frühen Abend reisten Lavinia und Toma an. Nun waren wir schon 3 Transilvanica Wanderer in der Pension. Lavinia und Toma sind gebürtige Rumänen, sprachen aber sehr gut deutsch und arbeiteten schon ein paar Jahre in der Schweiz. Irgendwann stellte sich sogar heraus, dass sie dort nur wenige Kilometer entfern von meiner Freundin Pia lebten. Ein glücklicher Zufall, der ein Wiedersehen während meiner Rückreise sehr wahrscheinlich macht. Wir haben an diesem Abend viel gelacht und sind irgend wann zu sehr später Stunde auf unsere Zimmer gegangen.
      Da sich Michaels Frau gerade im Krankenhaus befand, führte er die Pension alleine. Als am Morgen die Gäste abgereist waren, begann er mit der Reinigung der Zimmer. Irgendwann kam er mit einem großen Berg Wäsche aus dem Haus, stopfte diese in den Kofferraum seines Autos und fragte mich, ob ich Lust hätte, ihn ins Kloster zu begleiten. Wir fuhren zum benachbarten Kloster in Putnei. Gleich neben den historischen Klostergebäuden befanden sich einige Wirtschaftsgebäude, in denen auch eine Wäscherei untergebracht war. Dort entluden wir die Wäscheladung und Michael führte mich zu einem Nebengebäude. Er klopfte an der Tür, rief etwas auf Rumänisch und wenig später stand ich in einer Holzwerkstatt, in der wunderschöne, filigrane Schnitzereien angefertigt wurden. Pater Nicolai lud uns zu einem Glas Wein ein, verschwand und kehrte nur einen kurzen Augenblick später mit einem gefüllten Krug und Weingläsern zurück. Der Wein schien gerade frisch aus einem Weinballon gezapft wurden zu sein. Er war leicht trüb und auf seiner Oberfläche schwammen kleine Hefeflocken, aber er schmeckte großartig. Ich durfte mich in Ruhe in der Werkstatt umsehen und entdeckte dabei immer mehr unglaublich schöne Kunstwerke. Unsere Unterhaltung mussten wir mit Händen und Füßen führen, was der Kommunikation aber nicht im Wege stand. Nach gut 1 Stunde verabschiedeten wir uns und Michael und ich besichtigte die Kirchen des Klosters. Im ersten Moment war ich wie erschlagen von den unzähligen und unbeschreiblichen schönen Ausmalungen und Verzierungen im Inneren. Die Abbildungen unzähliger Heiliger schmückten die Wände und von den Deckenbalken hingen schwere, vergoldete Leuchter, die mit grünen Zweigen geschmückt waren. In der kleineren der beiden Kirchen fand gerade eines Messe statt. Die Gesänge der Mönche wurden mit Lautsprechern nach draußen übertragen und tauchten das Klostergelände in eine feierliche und mystische Atmosphäre. Diese Eindrücke werde ich noch eine ganze Weile bei mir tragen. Michael fuhr mit mir nach Putna in ein kleines Restaurant, wo ich eine Portion Polenta mit frischen Waldpilzen zu mir nahm. Am Nachmittag brach ich zu einer Wanderung in die Umgebung auf. Ich stieg auf einen Hügel, dessen Gipfel ein großes Kreutz zierte. Von hier oben aus soll im Jahr 1466 Stefan der Große einen Pfeil ins Tal geschossen haben. An der Stelle im Tal, an der der Pfeil landete, ließ der Fürst einen Altar errichten und wenig später das Kloster Putna. Von dort oben aus hatte man einen wunderbaren Blick über den Ort und das große Kloster samt seinen Gärten. Michael erwies sich als unglaublich gastfreundlicher Fremdenführer. Er fuhr mich zur Tankstelle, in der ich mich mit Getränken eindeckte und den Stempelpass der Via Transilvanica kaufen konnte. Wir fuhren ein weiteres mal zu Bruder Nicolai, damit ich ein gemeinsames Foto für mein Buch der Begegnungen mit ihm machen konnte und er lud mich erneut zum Essen ein. Ich denke, wir beide genossen die Gesellschaft des anderen Sehr. Am Abend vor meiner Abreise lud mich Michael ein, noch ein paar Tage bei ihm zu bleiben. Schweren Herzens lehnte ich ab. Ich wollte endlich loslaufen. Mein Gastgeber fuhr mich am Morgen zum Kloster Putna. Mit machten vor dem Kilometerstein Nr. 1 noch ein gemeinsames Foto, Michael schrieb mir etwas in mein Buch und dann verabschiedeten wir uns voneinander, nicht jedoch ohne uns ein letztes mal lange zu umarmen. Als Michael am Ende der langen Klosterallee verschwunden war, besichtigte ich das Kloster Putna, welches in Pracht und Schönheit dem Kloster in Putnei in nichts nachstand. Im kleinen Laden vor dem Kloster kaufte ich mir, aus dem Gefühl heraus, dass ein Talisman auf dieser Reise nicht schaden könnte, ein kleines Holzkreuz an einem Lederband, welches ich seitdem um meinen Hals trage. Ich legte am Startpunkt noch eine kleine Pause ein und lief dann Richtung Ortsausgang. Nun dauert es auf so einer Wanderung immer ein paar Tage, bis man seinen eigenen Takt gefunden hat, bis die Schuhe und der Rucksack richtig sitzen, bis im Rucksack alles dort verstaut ist, wo es für die Gewichtsverteilung am sinnvollsten ist, oder bis man das richtige, ganz eigene Tempo gefunden hat. Das war mir bekannt und dass sich noch nicht alles so rund anfühlte, verwunderte mich nicht. Trotzdem war da noch etwas anderes. Ich fühlte mich bereits nach kurzer Zeit schlapp und kraftlos. Mir wurde schwindlig und ich hatte Kreislaufprobleme. Zwar spürte ich die Last der Rücksacks deutlich, aber dies schien es nicht zu sein, denn es drehte sich in meinem Kopf und die Knie wurden weich, egal ob ich den Rucksack trug oder nicht. Es war die Hitze. Ich weiß nicht aus welcher Überheblichkeit heraus ich nicht in Betracht gezogen hatte, dass meine Schwächeanfälle etwas damit zu tun haben könnten, dass ich bei 32°C auf einer Straße ohne schattenspendende Bäume oder Bebauungen unterwegs war. Nun ist es so, dass es in Rumänien recht viele Straßendörfer gibt. Ortschaften, die aus einer Straße und denen, sich an dieser befindlichen Häusern bestehen. Selten wird in zweiter Reihe gebaut, sodass sich so ein Dorf auch mal auf eine Länge von 4 km strecken kann. Meine Eigentliche Tagesetappe wieß eine Länge von 22km auf. Ziemlich in der Mitte der Strecke befand sich ein Berg, auf den es hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab ging. Der Rest des Weges war, recht flach. Leider bestand die Strecke, bis auf Ausnahme des Berges hauptsächlich auf Betonstraßen und breiten, geschotterten Waldautobahnen, auf denen in sehr kurzen Abständen, große Holztransporter versuchten Geschwindigkeitsrekorde aufzustellen. Nun kam zur unbarmherzig scheinenden Sonne auch noch die Gefahr hinzu, in einer Staubwolke vom nächsten Holztransporter unbemerkt zermalmt zu werden. Manchmal schaffte ich es von einem Kilometerstein zum nächsten. Oft musste ich mich aber bereits nach spätestens 500m irgendwo am Straßenrand fallen lassen. Dann versuchte ich mich unter meinem Regenschirm oder im Schatten eines Papierkorbes ein wenig zu erholen, bevor ich mich weiterschleppte. Bei Kilometer 8 hatte ich den Wald erreicht. Auf einer winzigen Lichtung, wenige Meter von einem Bach entfernt, schlug ich mein Zelt auf und beendete die erste Etappe auf halber Strecke. Ohne jeglichen Funkempfang hatte ich keinerlei Möglichkeit zu recherchieren, wie weit es zur nächsten Unterkunft, oder zum nächsten Zeltplatz sein könnte. Auch bestand keine Möglichkeit Hilfe zu holen, sollte es mir noch schlechter gehen. Immerhin, deutet nichts darauf hin, dass es sich um mehr als ein paar Probleme mit der Hitze handeln könnte. Ich hatte genug zu essen für 3 Tage beim mir und das Wasser des Bachs erschien auch in Ordnung zu sein. Sollte ich am nächsten Tag noch nicht weiterlaufen können, würde ich es hier noch eine ganze Weile aushalten. Um die Kühle des Morgens zu nutzen, startete ich am nächsten Tag schon sehr zeitig. Die knapp 200 Höhenmeter, die es nun zu bewältigen galt, bewältigte ich im Schatten der Bäume, engagiert schwitzend und mit ein paar kleinen Pausen. Das fehlen nahender Ohnmachtsanfälle stimmte mich äußerst positiv. Kaum war ich aber vom Berg wieder hinabgestiegen und am Waldrand angekommen, entzog mir die flirrende Hitze des schattenlosen Weges erneut alle Kraftreserven. Ich schleppte mich bis ins Zentrum von Suveava, schwankt in den kleinen Laden vor den Toren des Klosters, verzehrte 2 Eis, 2 Cola, sowie, in der Hoffnung damit meinen Elektrolytehaushalt wieder in Gleichklang zu bringen, eine Tüte Chips mit Bacongeschmack. Anschließend suchte ich im Internet nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Und so bin ich vor ein paar Tagen dort gelandet, wo ich jetzt diese Zeilen schreibe. Die Pension Cristal bietet, neben ihren Pensionszimmern, auch die Möglichkeit, im Garten dieses kleinen Bauerngehöftes zu zelten. Ich habe mein Lager im Schatten eines großen Walnussbaumes aufgeschlagen. Wenige Meter entfernt hat ein großer Pool die Hitze der letzten Tage erträglich gemacht. Die Betreiberfamilie ist zurückhalten, aber äußerst nett. Ich durfte Gast auf einer rumänischen Geburtstagsfeier sein und dort unglaublich leckere Spezialitäten vom Grill genießen. An den Sanitären Anlagen gibt es nichts auszusetzen und die Tatsache, dass ich momentan der einzige Gast bin, beschert mir viel Ruhe. Ich kann mich also nicht beklagen. Seit gestern Abend stehen graue Wolken am Himmel. Die Temperatur sinkt langsam und wenn der Wetterbericht nicht ganz falsch liegt, dann regnet es morgen zwar, aber ich werde bei angenehmen 16°C auf eine Etappe aufbrechen, die mit 1200 zu bewältigenden Höhenmetern schon respekteinflößend daherkommt.
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    • Day 63

      Vama Eiermuseum

      July 1, 2024 in Romania ⋅ 🌩️ 28 °C

      Am Nachmittag fahre ich über einen kleinen Pass. Nun mal keine weiteren Kirchen und Klöster, dafür schaue ich mir in Vama das Eiermuseum an. Die Frauen hier sind spezialisiert auf Eier malen. Je nach Region benützen sie hauptsächlich die Farben ihres Klosters. So sind zum Beispiel die blauen Eier aus der Gegend vom Kloster Voronet.Read more

    • Day 22

      Abbruch und Aufbruch

      July 14, 2024 in Romania ⋅ ☀️ 26 °C

      Ich habe nicht geschlafen. Freiwillig, weil es Dinge zu entscheiden gab. In den letzten Tagen musste ich mir eingestehen, dass ich das Projekt Via Transilvanica nicht fortsetzen kann. Seit mehr als 1 Woche fallen die Temperaturen Tagsüber nicht unter 30°C. Hier in Vatra Dornei zeigt das Thermometer 35°C. Ja, ich bin ohne große Kondition losgelaufen. Die kommt doch mit jedem Tag von alleine, habe ich mir gesagt. War ja auf dem EB auch so. Die Transilvanica hat mich vom ersten Tag an in ihre gewaltigen Arme geschlossen und mir zur Begrüßung täglich ein beeindruckendes Höhenprofil um die Ohren gehauen. Ok, langsam laufen, Pausen machen, durchatmen, kleine Schritte. Irgendwie komme ich den Berg schon hoch. Ach ja, Wasser! Natürlich gibt es auf den Bergetappen nur am Start und am Ziel Trinkwasser. Also alles Wasserreserven aufgefüllt und 6 Liter lebenswichtiges Nass und damit 6kg zusätzlich im Rucksack. Macht in der Summe 23kg. Nein, ich will auf keinen Fall jammern. All das habe ich mir vorher durch den Kopf gehen lassen. Was ich aber nicht bedacht habe, weil ich es im letzten Jahr nicht dermaßen extrem erlebt habe, sind die Auswirkungen der Hitze. Im Schatten der Bäume und in der Kühle des Waldes, habe ich mich Kilometer für Kilometer durchgebissen. Mit jedem Tag habe ich gemerkt, das ich mehr Kondition aufbaue. Schon eine knappe Stunde nach Sonnenaufgang, war die Kraft der Sonne außerhalb der Wälder, also auf langen Asphalt oder Schotterstrecken, auf Bergwiesen, oder breiten Forststraßen so dermaßen unbarmherzig zu spüren, dass mein Körper mir gut 75% Energie entzog, um alle möglichen Körperfunktionen vor dem Zusammenbruch zu schützen. Die verbliebenen 25% reichten dann meisten nur noch für 500 oder selten auch 1000m. Dann setzte Schwindel, Schwäche und Übelkeit ein. Auch dass habe ich ausgehalten. Hab mich Kilometer für Kilometer von Schattenfleck zu Schattenfleck gehangelt, um mich dann vor eine Mülltonne, hinter einem geparkten LKW, hinter einem Baumstamm, oder unter eine Bank zu legen. Legen, weil sitzen nicht gegen das Schwindelgefühl geholfen hat. So bin ich an manchen Tagen nur 8 oder 10 km weit gekommen. Am Abend, wenn die Erschöpfung von mir abfiel, hat sich dass dann auch wieder gut angefühlt. Als ich mich aber vor 3 Tagen, nach einem steilen Abstieg über große Weideflächen und nur 2 km Fußmarsch in der Mittagshitze der Kleinstadt unkontrolliert vor einem Tante Emma Laden erbrach und ich dort, zwischen Zigarettenkippen und Hundehaufen am liebsten liegen geblieben wäre, wusste ich, dass es so nicht mehr weiter geht. Es bedurfte aber immer noch 3 ganze Tage und Nächte, sowie eines unbeschreiblichen Freundschaftsbeweises lieber Menschen, denen ich bisher nur virtuell begegnet bin, bis ich mich zu einer Entscheidung durchringen konnte. Am Dienstag breche ich mein Zelt hier ab und schlage einen neuen Weg ein. Ich werde mit einer Mitfahrgelegenheit ans Schwarze Meer reisen. Zwar sind dort die Temperaturen sehr ähnlich, aber ich kann mich ins Wasser legen. Einen schattigen Zeltplatz habe ich auch gefunden. Die Villa Transilvanica aber, wird mich nicht los. Wenn alle Pläne aufgehen, sehen wir uns spätestens im nächsten Mai wieder. Ich werde hier noch schreiben und zeigen, was ich in den letzten Wochen auf dem Weg erlebt habe. Natürlich gilt das auch für alles, was mir in nächster Zeit am anderen Ende Rumäniens als erzählenswert erscheint. Bis nachher also und liebe Grüße aus Vatra Dornei.Read more

    • Day 3–4

      Einmal übern Berg

      September 3, 2024 in Romania ⋅ ☀️ 18 °C

      Naja morgens sind wir erst nach zehn in die Puschen gekommen. Was nicht schlimm war, weil die Tour heute nur 19 km zu laufen war. War auch nicht weiter schlimm nur: am Anfang 2 km Betonstaße, dann Forstweg, dann durch den Wald, dann Forstweg, dann Asphaltstraße und die letzten zwei Kilometer nach dem Kloster zogen sich endlos. Die Schultern schmerzten. Die Tour war eigentlich zum Abhaken weil nur Straße, Forstweg, Wald keine Ausblicke keine Landschaft, nix! Wenn nicht noch das beeindruckende Kloster gewesen wäre! Jetzt haben wir ein schönes Quartier und ruhen uns aus für morgen.Read more

    You might also know this place by the following names:

    Suceava, Bucovine, Județul Suceava

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