Russia
Shuyezero

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Travelers at this place
    • Day 5

      Point of no return

      August 3, 2018 in Russia ⋅ 🌧 16 °C

      Weil der Wetterbericht starken Regen vorausgesagt hat, brechen wir frühmorgens bevor die Schlechtwetterfront kommt auf und räumen noch im Trockenen unser Zelt zusammen. Kaum sind wir im Auto, wird es dunkler und dunkler, doch wir schaffen es gerade noch ganz knapp, einen Abstecher zu der uralten Vulkanlandschaft von Girvas zu machen.

      Der Geologe, welcher wir gestern abend kennengelernt haben, erzählte uns, dass die Landschaftsformationen sowohl in Karelien wie im Murmansker Bezirk bis zu 7 Milliarden Jahre alt seien, fast so alt also wie die Erde selbst. In Deutschland beispielsweise reichen die Datierungen höchstens bis 3 Milliarden Jahre zurück. Uralt also ist der Boden auf dem wir uns befinden, und in Girvas sieht man riesige Gesteinsbrocken, welche ein Vulkan einst herausgeschleudert hat.

      Es beginnt schon zu gewittern und wir müssen uns beeilen, um den Rundgang noch einigermassen unbeschadet zu überstehen. Auf dem Rückweg giesst es dann aber aus Kübeln und wir springen rasch zurück zum Auto, wo sich die Kinder gleich gemütlich einmummeln.

      Die Wolken hängen tief und es ist stockdunkel auf der Weiterfahrt Richtung Norden. Erst nach einiger Zeit bessert sich das Wetter etwas und links und rechts tauchen immer mehr einsame Sumpflandschaften auf. Dörfer fehlen fast ganz, nur etwa einmal pro Stunde taucht irgendein Wegweiser auf der auf eine 20 oder sogar 100 km entfernte Ortschaft hinweist. Man tut sich also gut daran, immer genügend Benzin im Tank zu haben und die Vorräte voll um im Falle eines Falles mindestens genügend Trinkwasser und Essen dabei zu haben.

      An den Tankstellen kann man sich verpflegen und nahezu alle Fahrer legen einen Stopp ein auf dem langen Weg in den Norden. Nach einigen Stunden Fahrt kommt unsere Abzweigung zur Tourbaza, der Unterkunft, in der wir heute übernachten wollen. Ich bin schon einigermassen überrascht als gleich hinter der E105 der Teerbelag endet und wir uns auf einer Piste wiederfinden. Gemäss Google Maps sollen es 12 km bis zur Unterkunft sein. Die Piste ist hart und auch bei Regen relativ gut befahrbar.

      Tatsächlich tauchen nach besagten 12 km Häuser auf und Google sagt: "Ziel erreicht". Aber von unserer Tourbaza fehlt leider jede Spur! Wir folgen der Hauptpiste weiter und überqueren Bäche auf morschen Holzbrücken, das Handynetz ist natürlich längst ausgefallen und auch Google hat sich mit den Offline-Karten inzwischen verabschiedet. Unsere Landkarte hat irgendein Massstab von 1:500'000 und nützt rein gar nichts. Langsam werde ich nervös, zumal es auch immer wieder regnet und wir keine Ahnung haben, ob wir diese Tourbaza jemals finden und sie überhaupt ohne 4x4 erreichbar ist. Das hatte ich nämlich glatt vergessen zu fragen, als ich das enthusiastisch im Internet buchte! Langsam reisst meine Geduld und ich bin dafür, umzukehren und irgend in einer Stadt nach einem Hotel zu suchen. Wildnis ist gut und recht, aber heute fühle ich mich dafür gerade nicht so in Stimmung. Unser Strom ist schon vom letzten Camp bei dem wir keinen hatten fast aufgebraucht, und irgendwie habe ich mich in meinem Alter doch schon an einen gewissen Komfort gewöhnt, wie ich zähneknirschend feststellen muss... Andi meint, so schnell geben wir jetzt nicht auf, und wir fahren in den Ort zurück an dem Google meinte, dass sich das Ziel befände. Endlich finden wir mal jemanden, den wir fragen können, und der freundliche Mann redet in einem Schwall auf uns ein und meint, jaja, die Tourbaza ist nur noch 3 km entfernt, wir müssen die Nebenpiste dem See entlang nehmen, die Strasse sei normal befahrbar, kein Problem! Uff.... was normal auf russisch bedeutet, sei mal dahingestellt, doch immerhin wissen wir jetzt, dass wir diese kleine Piste nicht vergeblich zurücklegen und am Ende doch noch etwas kommen sollte.

      Tatsächlich taucht nach besagter Strecke mitten im Wald das Ortsschild "Shuezoro" auf, was fast schon skurril anmutet. Sibirien ist ja das eine, da kennen wir Orte die nur mit dem Schiff erreichbar sind und so, aber das hier ist irgendwie nochmal ein Stück extremer, vor allem da wir völlig auf uns alleine gestellt sind.

      Auf jeden Fall haben wir Glück und finden unsere Unterkunft wirklich. Unsere Ankunft versetzt das Personal in Aufregung, Schweizer hat man hier wahrscheinlich noch nie gesehen. Alle rennen herum, damit alles bereit ist, und sogar die Satellitenschüssel wird neu montiert und wir bekommen Internet-Zugang mitten im Nowhere!

      Das Dorf ist eine Augenweide. Es liegt an einem grossen See und uralte, meist schön gepflegte Holzhäuschen säumen in lockeren Abständen sein Ufer. Die Leute sind mit dem Wiederaufbau beschäftigt, und es gibt auch eine schöne grosse Holzkirche im Blockhausstil. Das absolute Highlight und der Grund für diesen Abstecher sind aber die Rentiere, die neben unserer Unterkunft wohnen. Eines davon ist weiss und so niedlich, dass ich mich kaum mehr vom Anblick losreissen kann. Die Kinder verlieben sich sofort in die Hunde, und einer davon begleitet uns auf dem ganzen Rundgang durch das Dorf.

      Am Abend kocht die Köchin ein leckeres Nachtmahl für uns, bestehend aus Randensalat, Kartoffeln und Fisch.

      Draussen ist es kalt geworden. Konnten wir gestern noch bei 30 Grad Lufttemperatur im See schwimmen, kühlte es heute schon pro 10 km 1 Grad ab. Hier oben hatte es tagsüber noch knappe 18 Grad, die von einem eisigen Wind auf gefühlte 10 Grad runtergekühlt wurden, und jetzt am Abend liegt die Temperatur bei etwa 12 Grad plus. Zum Glück haben wir schön warme Zimmer und müssen nicht im Zelt erfrieren!
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    You might also know this place by the following names:

    Shuyezero, Suikujärvi, Sjuozero, Šuikujärvi, Шуезеро

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