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  • Day 63

    Islands of the People

    September 25, 2017 in Canada ⋅ 🌧 13 °C

    Es war ein guter Entscheid, zwei Tage in Smithers zu verweilen. Wie bereits im letzten Bericht erwähnt wartet dieser Ort mit unzähligen Wanderrouten auf. Viele davon finden sich in unmittelbarer Nähe, für andere muss man eine Autofahrt von 30-40 Kilometern (oft auf ungeteerten Strassen) in Kauf nehmen. Aber so ist das halt mit den Distanzen in Kanada; es ist nach hiesigen Verhältnissen immer noch ein winziger Katzensprung.

    Unser Katzensprung in den Babine Mountains Provincial Park hat sich allemal gelohnt. Während einer Wanderung auf einen Pass wurden wir mit wunderschönen Ausblicken auf die umliegenden Berge belohnt. Nach ungefähr 27 Leistungskilometern kamen wir am Abend mit etwas erschöpften Beinen und viel Bergluft in den Lungen wieder in unserem Motel in Smithers an.

    Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Prince Rupert, wo wir am Abend an Bord der Fähre nach Haida Gwaii gingen. Wie viele andere Passagiere verbrachten wir die Nacht in unseren Schlafsäcken auf Deck. Wir hätten auch eine Kabine nehmen können, die Überfahrt war aber auch schon so teuer genug. Um sechs Uhr morgens kamen wir im noch schlafenden Skidegate an.

    Auf Haida Gwaii hat einst das Indianervolk der Haida gelebt. Haida Gwaii bedeutet in deren Sprache denn auch nichts anderes als "Islands of the People". Die Haida haben Jahrtausende auf den Inseln gelebt und sind noch heute bekannt für Ihre Kunst (insbesondere Totempfähle), ihren Sinn für den Handel und ihre Fähigkeiten auf hoher See. Ihre riesigen Kanus fassten bis zu 60 Personen.
    In den 1770er Jahren kamen die Europäer nach Haida Gwaii und mit ihnen viele Krankheitsepidemien, allen voran die Pocken. Diese kosteten mehr als drei Viertel der Haida das Leben. Heute haben die Inseln rund 5000 Einwohner, etwa die Hälfte davon sind Haida. Nur wenige aber sprechen noch die gleichnamige Sprache. Die Kultur an und für sich rehabilitiert sich langsam aber sicher wieder.

    Doch nicht nur die Haida und ihre Geschichten faszinieren einen auf Haida Gwaii, auch die Natur hat einiges zu bieten. Die märchenhaften Regenwälder entführten uns fast täglich in eine andere Welt. Wir wanderten viel auf Haida Gwaii, meistens eben durch Wälder, einmal aber auch zu einem alten Schiffswrack an einem rauen Strand. Eine bestimmte Wanderung entlang eines Flusses durch den Wald wird uns wohl in besonders guter Erinnerung bleiben; es ist Lachssaison und Weisskopfseeadler halten derzeit überall Ausschau nach einem frischen Mittagessen. So scheuchten wir etwa sieben dieser stolzen Vögel auf. Das erste Mal waren wir für einen Moment wie versteinert - ein davonfliegender Adler hinterlässt dann doch einen etwas anderen Eindruck als zum Beispiel eine davonfliegende Taube.

    Alles in allem hat es uns auf Haida Gwaii sehr gut gefallen. Man kann auf diesen Inseln wunderbar abschalten und sich vom Alltag und der Aussenwelt distanzieren. Internet ist entweder gar nicht oder nur sehr beschränkt vorhanden und es gibt nur einen Telefonanbieter, der auf den Inseln ein Funknetz zur Verfügung stellt.
    Wir verbrachten eine Woche auf der Nordinsel (Graham Island) - zuerst in einem sehr grosszügigen Airbnb etwas nördlich von Port Clements, danach in einem gemütlich rustikalen Hostel in Queen Charlotte - hätten es aber problemlos auch drei Wochen oder länger ausgehalten, vor allem, wenn wir auch noch die Südinsel (Moresby Island) besucht hätten. Diese war saisonbedingt aber praktisch kein Thema mehr, besonders was den Gwaii Haanas National Park (dort könnte man den wichtigsten Teil des Kulturerbes der Haida erkunden) betrifft. Das nächste Mal werden wir daher sicher im Juli oder August nach Haida Gwaii gehen, um auch noch die Südinsel zu besuchen. ;-)

    Heute Abend sind wir wieder in Prince Rupert angekommen. Anne-Claire hat die Überfahrt im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich übel zugesetzt, jetzt geht es ihr aber wieder gut. Zum Glück, denn morgen hat sie nämlich eine lange Autofahrt nach Prince George vor sich (ich bin ja bekanntlich nur Beifahrer). Von Prince George aus wird uns am Mittwoch der Greyhound zurück nach Lac La Hache bringen.

    Mehr Bilder von unserer Reise: https://adobe.ly/2gZ7phH
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