- Show trip
- Add to bucket listRemove from bucket list
- Share
Aug 3, 2023, 9:09pm · ⛅ 16 °C Altitude: 447 m
Tag 29: Be thankful!

Be thankful!
—————-
Start: 9:05 Uhr
Ankunft: 16:30 Uhr
Strecke: 24,9 Kilometer
Temperatur: 23 Grad, sonnig
Lied des Tages: Synapson - Soro te Karaba
—————-
Ich komme gerade vom Abendessen und hatte ein bewundernswertes Gespräch mit einem Franzosen. Er am Anfang gefragt, ob einer aus der Runde französisch sprechen kann, war ich der Einzige und setzte mich neben ihn. 70 Jahre und aus dem Norden Frankreichs kommend, hatte er eine sehr schöne, aber auch gleichzeitig viel traurigere Geschichte zu erzählen.
Gemeinsam mit seiner Frau hatte er schon so lange geplant, den Jakobsweg zu laufen und sie nahmen es sich vor umzusetzen, wenn sie beide in Rente gehen. Ein halbes Jahr vor geplanter Abreise ist sie aber völlig überraschend gestorben. Ihn es mit seiner Familie sehr aus der Bahn geworfen, beschloss er trotz allem, den Weg dieses Jahr anzugehen.
Er startete nicht wie geplant in den französischen Pyrenäen, sondern bei sich Zuhause - 2.500 Kilometer! 4 Tage vor seiner Ankunft in Santiago stieß ich dann auf ihn und war sehr dankbar für die Möglichkeit. Er sprach von seinen Erfahrungen, wie heilend der Weg für ihn war, aber er trotzdem immer das Gefühl hatte, dass sie mit ihm lief.
Am Montag möchte er sein Ziel, was er all die Kilometer vor Augen hatte, umsetzen: das Foto seiner Frau an die Kathedrale in Santiago hängen und sich somit von ihr auf seine Weise verabschieden. Wow!
Er startet immer sehr früh und hat geplant, weiterzulaufen als unsere Etappe es vorgesehen hat, aber vielleicht sehen wir uns ja in Santiago wieder. Dann wollen wir uns auf jeden Fall auf einen Vin Rouge, wie man in Frankreich sagt, verabreden und anstoßen! 🍷
Da sind se doch wieder, die Geschichten aus dem Jakobsgarten! 🙏🏻
Der Tag heute war auch sehr besonders. Alle beginnen etwas emotional zu werden. In Irún vor knapp einem Monat mit dem Kilometerschild 850 to go losgelaufen, trafen wir heute auf das 99 Kilometerschild. Das erste Mal nur noch zweistellig!
Man sagt, dass alle Pilgernden in den letzten 100 Kilometer etwas nachdenklicher werden, da die Entscheidungen, die sie fällen wollten, sie nun nicht mehr nach hinten schieben können und es Zeit ist, diese final anzugehen. Bald ist es wieder da, das normale Leben. Der normale Alltag!
Wenn ich aber ehrlich sein darf, ich freu mich total auf Leipzig! Kann es kaum erwarten wieder zurückzukehren, vollgepackt mit super schönen Erinnerungen. Es steht viel an 🙋🏼♂️
Meine Füße halten bis dahin hoffentlich noch durch, heute die nächsten 3 Blasen mit einer Nadel aufgestochen, aber speziell die Beine fühlen sich sehr fit an, sodass ich die heutigen 24 Kilometer gut erledigen konnte!
Abschließen möchte ich den heutigen Blogeintrag mit Lawkins Freund. Er hat die Tage die Nachricht bekommen, dass der Hirntumor zu stark war und er es leider nicht geschafft hat. Eine unglaublich emotionale Nachricht. Viel mehr war seine Freude darüber, dass sein Freund das Video von Lawkin noch gesehen hat und mit einem riesigen Lächeln darauf reagierte.
Im Alltag in Leipzig wird man mit solch einem Thema sehr selten konfrontiert, hier ist es aber sichtbarer. Menschen kommen mit großen Schicksalen auf den Weg, der riesiger Ballast ist. Unsere Probleme sind manchmal so klein im Gegensatz zu deren, wir machen sie aber trotzdem größer als sie sind. Daher habe ich den Eintrag „Be thankful“ getauft, weil wir das wirklich mehr sein sollten! ✌🏻
In diesem Sinne, auf das Leben! 🍀🫶
4 days und 85 Kilometer to go! 👣
—————-
Kosten des Tages:
-Frühstück: 5,60 Euro
-Lunch: 5,30 Euro
-Herberge: 21 Euro
-Bier: 3,60 Euro
-Abendessen: 13 Euro
Gesamt: 48,50 EuroRead more
Traveler
Sehr coool, Alex. Kannst stolz auf dein Durchhaltevermögen sein. Gesegnete Grüße
Traveler
Ich hätte wohl erst deine Worte lesen sollen, statt die Fotos auf mich wirken zu lassen. Sehr emotional ......, Gott sei Dank dürfen wir uns auf den Weg machen, gerade fehlen mir die Worte, die das ausdrücken sollen, was ich bei euren Begegnungen empfinde.
Traveler Ces rencontres et histoires émouvantes sont des vrais cadeaux. 🇫🇷
Traveler Ich glaube es hat jeder sein Päckchen dabei und versucht auf dem Camino unauffällig zu entsorgen durch Gespräche und guten Ratschläge anderer