Spain
Pico Redondo

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Travelers at this place
    • Day 11

      Nahe am Wahnsinn

      March 30, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 17 °C

      Als wir uns entschieden, den Wanderweg "Runde um Femes" in Angriff zu nehmen, gingen wir von einer zwar anstrengenden, aber nur mittelmäßig schweren Tour aus. 15 km, 4,5 Std. und 600 Höhenmeter. Schwierigkeitsgrad Rot. Unsere Wanderungen sind in drei Schwierigkeitsgraden eingeteilt, blau für leicht mit Kindern machbar, rot etwas anspruchsvoller mit Schwindelfreiheit als Voraussetzumg und schwarz mit hohem Schwierigkeitsgrad, also für uns nicht geeignet. Nun, wir fassten den Entschluss, diesen roten Weg zu gehen. Seit der ganzen Zeit auf Lanzerote fragte ich mich, wo sind denn hier die Tiere? Überall Warnschilder "Vorsicht Ziegen queren den Weg". Unseren Weg querten sie bisher noch nicht. Auch in der Ferne konnten wir noch keine sehen. Hier oben am Start unserer Wanderung, hier gab es Ziegen, viele Ziegen. Auch einen Berghof, dort hatten die Ziegen ihren Stall. Am Ziegenstall vorbei ging unser Weg nach unten durch das Tal Higuera. Dieses Jahr hatte ich mich für leichte Trailschuhe entschieden, sonst war ich mit Wanderschuhe unterwegs. Aber ich dachte mir, soviele laufen damit den AT, also laufe ich damit mal durch Lanzerote. Gleich nach dem Ziegenstall ging es sehr, sehr steil abwärts. Nein, kein Weg, nur Geröll und weit unten die Ahnung, dass dort ein Pfad sein könnte. Meine leichten Trailschuhe waren die totale Fehlentscheidung. Ich hätte auch versuchen können, mit Rollschuhen halt zu finden. Also rutschte ich mehr oder weniger den Hang hinunter. Immer in der Hoffnung, das Gleichgewicht zu halten. Manches mal kamen die Steine unter meinen Füßen so sehr in Bewegung, dass ich doch ausrutschte. Zum Glück verletzte ich mich nicht und konnte mich sehr gut auffangen. Aber auch Herbert mit seinem Profilschuhen, musste sehr aufpassen. Es wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, hier abzubrechen. Aber der Pfad kam näher und die Hoffnung starb zuletzt. Der Weg wird schon besser, sobald wir den Pfad erreicht haben, so hofften wir. So war es auch. Unten angekommen machte das Wandern wieder Spaß. Das wir die Höhe aber wieder am Rückweg erreichen mussten, blendeten wir erstmal aus. Irritierend waren die Knochen von verendeten Ziegen am Weg. Sind die hier abgestürzt? Wenn Bergziegen hier in den Tod stürzen, was machen wir dann hier? Staunend von der Vielseitigkeit der Vulkane und der Pflanzen, die hier überleben können, gingen wir weiter unseren Weg in Richtung Meer. Die von Kaps und Steilküsten sowie einsamen Buchten untergliederte Landschaft zwischen der Player da Ponzo und dem Barranco Parrado gehört zu den spektakulärsten Küstenregionen Lanzerotes. Nur gab es anschließend kaum noch einen Weg zu erkennen. Wir mussten Steilküsten rauf und runter klettern. Ich glaubte der Tod hat uns auf Schritt und Tritt begleitet. Wer schon mal versucht hat, eine Steilküste ohne Pfad hinunter zu klettern, weiß sicher, was ich meine. Man sah nicht immer, ob man von der Stelle, die man erreicht hatte, weiterkommt und schon gar nicht, ob man wieder rauf kommt. Dazu lockeres Gestein, das vor einem in die Tiefe stürzte oder nach einem. Die Frage wieso, stellte ich mir öfter. Unten in einer der sensationellen Buchten angekommen, musste man ja auch wieder irgendwie auf der gegenüberliegende Seite hinauf. Meine GPS Daten und mein Wanderführer sagte, ja du bist richtig, das ist dein Weg. Mein Verstand sagte, das kann nicht sein. Ein Zurück gab es für uns nicht wirklich. Da, wo wir runter gekommen sind, schaffen wir es nicht wieder hinauf. Also kontrollierten wir nochmal und gingen dann auf dem Weg des Wahnsinns weiter. Wieder Kletterten wir wünschten uns eine Seilsicherung. Verdammt nochmal, im Wanderführer stand eine gewisse Trittsicherheit sollte man haben. Trittsicherheit. Beim Klettern braucht man Hände und Füße. Ich merkte schon, wie mir vor Anstrengung die Beine zitterten und auch die Handmuskeln protestierten. Oben angekommen fanden wir endlich wieder ein Pfad vor und wurden durch eine herrliche Aussicht auf die weitere Küste und auf den Atlanik für unsere Mühen entschädigt. Und wieder sollten wir runter, diesmal noch steiler und noch gerölliger. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich suchte oben nach einem anderen Weg, es gab keinen. Wenn ich hier weg wollte, muss ich entweder wieder runter oder einen Hubschrauber rufen. Leider hatte ich die Nummer nicht, weder von einem Piloten noch von der Bergrettung. Also wieder runter, vorsichtig und Schritt für Schritt. 200 m Strecke und 45 Minuten unterwegs, neuer Rekord in der Langsamkeit zeigte mir meine Fitness App an. Und wieder Knochen von abgestürzten Ziegen. Im Wanderführer steht: "Auf der gegenüberliegende Seite ist wieder eine massive und steile Felswand, aber keine Sorge, sie müssen dort nicht hinauf klettern, sie können unten am Kiesstrand am Meer vorbei. An der Felswand sehen sie ein kleines Steinhaus, welches sich an die Wand schmiegt. Wenn sie unterhalb herum gehen, können Sie nach oben sehend, noch die Schießscharten erkennen." Erleichtert gingen wir weiter, durchquerten die Bucht und suchten den Kiesstrand. Nun, der Kiesstrand war wohl schon unter Wasser und wir versuchten über die Klippen zu klettern. An dem Steinhaus verlor ich den Glauben daran, hier nochmal lebend weg zu kommen. Wann Bitteschön war der Autor hier? Bei Ebbe? Hatte er vergessen, dies zu erwähnen? Nasse Füße wären das kleinste Problem gewesen. Wir gingen nicht unterhalb des Steinhauses, das sich an der Felswand schmiegt, sondern wir mussten oberhalb entlang klettern. Aber auch das hatten wir geschafft. Aus dieser Bucht führte zunächst ein breiter Wanderweg, der zusehends an Höhe gewann. Endlich war der Weg wieder das, was er sein sollte, ein ganz normaler Wanderweg. Er ging stetig bergauf. Anstrengend, aber sicher. Wir freuten uns am Wetter und an die Aussicht, die sich immer wieder zeigte. In der Ferne noch ziemlich hoch entfernt glaubten wir den Ziegenstall zu entdecken. Wir hielten mit unserem Weg geradewegs darauf zu. Mittlerweile hatten wir an Höhe wieder einiges gewonnen und der Weg wurde wieder etwas schwieriger, aber noch ganz OK. Wir mussten schwindelfrei sein und auch Trittsicherheit war wieder gefragt, aber genauso wie man es sich vorstellt, wenn man den Wanderführer liest. Der Ziegenstall näherte sich und damit auch die Gewissheit, dies ist nicht unser Startziegenstall. Bei dem Ziegenstall angekommen, waren wir zuerst etwas ratlos und sahen dann entsetzt unseren weiteren Weg. Wir mussten an der Westflanke des Piko Redondo entlang hangeln. Orientieren sollten wir uns an dem schwarzem Wasserschlauch, der um dem Berg herum gelegt wurde. Dort wo wir jetzt entlang gingen, kletterten, hangelten, wäre eine Kletterausrüstung angesagt gewesen. Unter uns die Tiefe, über uns der Gipfel. Tolle Aussicht, aber es war nicht angesagt, ins Tal zu sehen. Nur ein sehr schmaler Steg für die Füße, immer wieder Kakteen am Fels. So mussten wir die Westflanke überwinden dann über einen Sattel auf die andere Seite und dort dann weiter die Wand entlang Richtung Ziegenstall. Diesmal der Richtige. Atemberaubend war die Sicht ins Tal. Dort sind wir heute Morgen runter? Wir konnten es fast nicht glauben. Total fertig und glücklich, es unverletzt und lebend geschafft zu haben, machten wir erst im Dorf Femes Pause. Ich nahm mir vor, dem Autor des Wanderführers noch richtig die Meinung zu Geigen. Rote Route? Die war schwarz und das sowas von Schwarz. Aber rückblickend war es eine sehr schöne Strecke mit tollen Aussichten, aber ohne Seilschaft und Kletterausrüstung zu gefährlich. Und mit leichten Trailschuhen gar nicht zu empfehlen.Read more

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    Pico Redondo

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