Der Start zu unserer Biskayaüberquerung war zunächst entspannt. Nach dem Verlassen des Hafens von Cowes ging es noch zu den Needles, eine Felsformation, die, je nach Blickwinkel, spitz wie Nadeln wirkt. Von Land aus ist diese Sehenswürdigkeit sicherlich nicht besonders gut zu sehen, aber von der Wasserseite ist es schon eine Attraktion. Danach ging es auf das offene Meer und rein ist die Biskaya. Wobei sich das jetzt so liest, als wäre es um die Ecke gewesen. Das war natürlich mit nichten so.
Wie erwähnt, verlief der Anfang der Überquerung recht ruhig. An Segeln war nicht zu denken und man konnte sich fragen: Ist das jetzt hier die Biskaya, oder der Wittensee? Nach einer langen Motorfahrt von über 9 Stunden setzte dann der ersehnte und vor allem richtige Wind ein und die Segelfahrt konnte beginnen. Auf unserer Tor war dann für jeden was dabei.
Tiere: Noch im englischen Kanal begleitete uns eine Delphin-Schule mit bis zu 15 Tieren, welche sich einen Spaß daraus machte, immer wiederkehrend neben und in der Mitte des Bootes zu schwimmen. Das war schon ein beeindruckendes Erlebnis.
Aktion: Als Corinna bei einer Nachtwache bemerkte, dass sich das Vorsegel an der unteren Halterung gelöst hatte, ein Schekel hatte sich verabschiedet und musste, bei anständiger Dünung und Dunkelheit wieder montiert werden, war Aktion angesagt. Die Reparatur hat Frank dann jedoch schnell und souverän erledigt. Allerdings war der Ersatz-Schekel in einem Staufach im Bug untergebracht und so mussten wir alle drei (Corinna, Frank und ich) erstmal raus und das Fach ausräumen. Irgendwie ist es ja immer so, das was du brauchst, liegt immer an unterster Position. Während der Adrenalinspiegel von Frank wahrscheinlich auf normalem Level lag, war er bei uns schon etwas höher. Wellengang, Wind, Dunkelheit und Gischt haben da auf Anfänger schon eine gewisse Wirkung. Bei dieser Aktion hatten wir unsere „Mann über Bord“ Armbänder natürlich dabei, welche, wenn du über Bord gehst, sofort die Position im Schiffssystem speichert. So weiß man dann jedenfalls, wo du gerade badest. Sogar Frank hatte eines dabei, was den Ernst der Lage dann doch unterstich…
Dünung: Der Wind wehte ordentlich, die Sonne schien und die Dünung erreichte in der Spitze höhen zwischen ca. 6 bis 7 Meter. Muss man mal gesehen haben. Corinna und ich saßen eine lange Zeit oben in der Sonne und haben das Schauspiel genossen.
Thrill: Du weißt ja, dass du auf dem Meer nicht allein bist. Vor allem gibt es natürlich unter der Wasseroberfläche vieles, was du nicht siehst, von dem du aber weist, dass es da ist. Eines Nachts, ich hatte Nachtwache, zeigte das Echolot über zwei Stunden, in immer wiederkehrendem Rhythmus, eine Tiefe zwischen fünf und sieben Metern. So gesehen nichts ungewöhnliches, wenn du nicht gerade in einem Gebiet unterwegs bist, wo die Wassertiefe gerade bis zu 4.000 Meter beträgt. Wenn dann das Echolot für vier bis fünf Sekunden diese Tiefe anzeigt, dann kann man erahnen, dass das, was da gerade unter dir ist, kein einzelner Hering sein kann. Letztlich hat sich dann aber weder ein Orca, noch ein Delphin gezeigt. Ein wenig beunruhigend ist es dann aber schon, wenn du nach draußen gehst und in schwarzem Wasser, welches leicht von Mondlicht beschienen wird, nach einem schwarzen Orca Ausschau hältst. Was, wenn er gerade in dem Moment neben dir aus dem Wasser schießt. Dann hast du die Hose aber gestrichen voll…
Relaxen: Ja, nö, dazu kann ich jetzt nichts schreiben. Relaxen war nicht so das Thema bei dieser Überfahrt. Wobei: Schlafen ging eigentlich immer. Unser Wachsystem war zwischenzeitlich geändert worden. Statt mit zwei Personen, war man nun für zwei, statt drei Stunden, allein auf der Brücke. Das ist in sofern besser, als dass man dann mehr Schlaf bekommt. Da Claudia leider anhaltend und schon seit unserer Abfahrt von Texel unter Seekrankheit leidet, waren wir in der Nacht nur zu fünft. Der Schiffsverkehr war überschaubar. Segler sind in dieser Jahreszeit eher weniger unterwegs (wundert mich jetzt nicht so) und so trifft man nur vereinzelt auf Frachtschiffe und Fischerboote. Hin und wieder kommt auch mal ein Kreuzfahrtschiff vorbei.
Am 18. Oktober erreichten wir dann gegen frühen Abend das Festland an der nördlichsten Spitze Spaniens auf Höhe von O Faro da Estaca de Bares und ankerten in einer Bucht, in welcher wir uns später mit dem Schlauchboot auf Nahrungssuche im nahegelegenen Hafen begaben. Was leider nicht erfolgreich war, da Loui, unserem Bordhund, leider der Eintritt in das einzige, geöffnete Restaurant verwehr wurde. Stattdessen haben wir dann alle auf einer Bank am Hafen gesessen und das „Einlaufbierchen“ genossen. Gekocht wurde dann später am Abend an Bord.
Fazit: Die Wetterbedingungen auf unserer Überfahrt waren jetzt nicht außergewöhnlich aber standesgemäß. Die zum Teil ruppige See und der nicht immer optimale Wind forderten zum einen das Schiff und zum anderen auch die Crew. Aber es hat ja auch niemand erwartet, dass eine Biskayaüberquerung Mitte Oktober eine Blümchensegeltour wird. Auf dem IKI (Internationaler Kotztüten Index) kam diese Überfahrt übrigens auf eine 3 von 5. Was uns aber nichts ausgemacht hat, da wir inzwischen Seefest sind. Bis auf Claudia, die arme Socke hat es echt hart getroffen.Read more
Traveler het emel gnueg Holz für es romantischs Lagerfüürli 🔥
Traveler Zünde mal an!🙃🍻