Sudan
Karmah an Nuzul

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    • Auf den Spuren der schwarzen Pharaonen

      November 29, 2020 in Sudan ⋅ ☀️ 21 °C

      Heute tauchen wir wieder tief ein in die Geschichte des antiken Nubiens. Ich versuche so gut es geht, den faszinierenden Erklärungen von Khalid zu folgen. Es ist jedoch soviel „input“, dass ich jetzt zu Hause nochmal Einiges nachlese und versuche, es anhand meiner Fotos einzusortieren;).

      Nubien wird auch als „Reich von Kusch“ bezeichnet. Es gilt heute als erwiesen, dass sich schon ab ca. 3.000 v.Chr. unabhängig von Ägypten eine eigenständige Hochkultur in Nubien entwickelt hat mit der sog. „A-Gruppe“. Die Geschichte Ägyptens und Nubiens ist über die Jahrtausende jedoch teilweise eng miteinander verwoben und gegenseitige Einflüsse beider Reiche vielfach zu finden.

      Wir beginnen heute morgen mit einer unvollendeten Statue des nubischen Pharaos Taharqa. Diese liegt in der Nähe des Ortes Tumbus der Länge nach im Sand, als ob sie dort jemand vergessen hätte. Taharqa war einer der bedeutendsten Könige, der ab 690 v.Chr. regierte. Er zählt zu den sog. „schwarzen Pharaonen“, den Pharaonen der 25. Dynastie, die von Nubien aus auch gesamt Ägypten regierte. Taharqa war der Sohn von Pianchi, des ersten schwarzen Pharaos. Diese Phase des unter nubischer Herrschaft vereinten Königreichs dauerte ca. 100 Jahre.

      In der Nähe ist ein großer Granitblock mit unwahrscheinlich vielen und gut erhalten Hieroglyphen. Hier möchte ich gern Ägyptologin sein! ;) Die Inschriften stammen aus der Zeit des ägyptischen Pharaos Tutmosis I. aus dem 15. Jahrhundert v.Chr. Tutmosis I. drang damals weit bis in den heutigen Sudan vor und begründete die ca. 500 Jahre andauernde Kolonialzeit der Ägypter in Nubien.

      Nach dieser “Geschichtsstunde” fahren wir in den Ort Kerma mit vielen Verkaufsständen entlang der Hauptstraße. Unsere Crew frühstückt hier - 10 Uhr ist allgemeine Frühstückszeit, wie wir lernen. Für uns gibt es ein Gläschen sudanesischen Kaffee mit Ingwer, lecker! Dann spazieren wir drei Frauen entlang der Hauptstraße und treffen dabei u.a. auf einen Bettenmacher. Fasziniert schaue ich zu, wie er mit seinen Händen zwischen den Bettpfosten flink die Schnüre spannt, auf die dann später die Matratze gelegt wird. Hier gibt es immer wieder Neues zu entdecken!

      Kerma hat einen klangvollen Namen, da ganz in der Nähe das Zentrum der sog. Kerma-Kultur lag, die um 2.500 v.Chr. entstand. Bedeutendstes Zeugnis aus dieser Zeit ist eine riesige Lehmziegelruine, die sog. „deffufa“. Das schauen wir uns näher an. Es ist bis heute nicht ganz klar, was der Zweck dieses großen Baus war, ein religiöses Zentrum/ein Tempel? Um die deffufa herum befindet sich ein riesiger antiker Friedhof mit Tausenden von Gräbern. Vom „Dach“ der Ruine können wir das Ausmaß der Anlage überblicken, hier haben die Archäologen ein riesiges „Spielfeld“ 😉.

      Wir dürfen das angrenzende Museum besichtigen, extra für uns wird es aufgeschlossen. Darin finden sich viele interessante Erläuterungen der nubischen Geschichte sowie zahlreiche Fundstücke, z.B. Tonschalen. Die Gegend hier ist gut erforscht. Es wurden Überreste menschlicher Zeltcamps von vor einer Million Jahren gefunden. Viel später entstand die Stadt Kerma als politisches Zentrum der gleichnamigen Kultur. Rund 1.000 Jahre hatte diese Kultur Bestand bis sie von Ägypten eingenommen und die Stadt Kerma vollständig zerstört wurde.

      Die herausragendsten Ausstellungsstücke des Museums sind die sieben überlebensgroßen Statuen der schwarzen Pharaonen, darunter auch Taharqa. Sie wurden erst 2003 von einem Schweizer Archäologenteam hier in der Nähe ausgegraben. Man erkennt deutlich die schwarzafrikanischen Gesichtszüge sowie das doppelte Kobrasymbol an der Stirn als Sinnbild für die Herrschaft über Nubien und Ägypten. Eine ganze Weile bleibe ich mit einer gewissen Ehrfurcht vor den Schwarzen Pharaonen sitzen. Tausende Jahre alte Geschichte wird irgendwie lebendig beim Anblick dieser Monumentalstatuen, ich bin fasziniert und dankbar dafür, hier zu sein!
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