Zwei auf Weltreise

January 2018 - June 2019
Januar 2018 - Mai 2019
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  • Day 7

    Hop over Buenos Aires

    January 23, 2018 in Argentina ⋅ ⛅ 31 °C

    Nochmals eine Nacht im Hostel Portal Del Sur in Buenos Aires und ein paar Fotos von der Durchreise nach Ushuaia.

  • Day 8

    Partnerlook des Grauens

    January 24, 2018 in Argentina ⋅ ⛅ 14 °C

    Wir machen uns also auf den Weg nach Ushuaia, dem "Ende der Welt". Als wir so in der Abflughalle für "domestic flights" in Buenos Aires sitzen, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Sue und ich sind im Partnerlook unterwegs, grüne Hose und so. Shit, wie konnte das passieren? Haben wir doch genügend sich unterscheidende Kleidungsstücke in unseren prall gefüllten Rucksäcken. Nach einer kurzen (und ergebnislosen) Diskussion stelle ich mir bzw uns die Frage, wieso findet man(n) den Partnerlook eigentlich so zum Kotzen? Ich nutze die verhasste Wartezeit und recherchiere im Internet. Dabei stosse ich auf die durchaus treffende Bezeichnung vom Märchen-Pärchen-Alptraum (http://www.thisisjanewayne.com/news/2011/05/17/…), welche die Zurschaustellung der "ach so Verliebtheit" für Aussenstehende zum Alptraum werden lässt. Ja, zum Kotzen ist das. Da wir uns noch immer nicht einig sind, ob wir denn nun im Partnerlook unterwegs sind, bzw Sue es nicht einsieht (ganz nebenbei, ich liebe diese Diskussionen, man tauscht Meinungen und allerlei Begründungen derer aus und zum Schluss habe ich doch recht. Und wenn der andere mal recht haben sollte? Hm, das schauen wir dann wenn es mal soweit ist), schalte ich einen Gang höher bzw ein externes Gremium ein ...

    Ja wen nehmen wir denn da? Ich unterbreche einfach mal die 3 älteren und sympathischen Mitmenschen, welche uns zu dem Zeitpunkt gegenüber sitzen, in ihrem ohnehin belanglosen Gespräch über vergangene Reisen. Wir leben und reisen schliesslich heute. Meine freundliche Anfrage „may you help us with a quick outfit assessment?“ scheint noch keinen Sinn zu machen. Alle drei sitzen da und lächeln verlegen. Scheisse, was soll das? Nuschel ich oder was? Habe doch die letzten 5 Minuten eure Gespräche belauscht und kann mit Sicherheit sagen, du bist Amerikaner und ihr ein Pärchen aus England (nicht im Partnerlook). Oder habe ich vielleicht immer noch meine einschüchternde „erzähl keinen Scheiss“-Fratze auf? Hm, könnte sein. Einen Spiegel habe ich aber gerade nicht zur Hand und so versuche ich es zur Abwechslung einfach mit einem breiten Lächeln und weiterführenden Erklärungen zum gewünschten Assessment: „would you consider this a partnerlook?“ ... Jetzt kommt Bewegung ins Gespräch (liegt wohl am Lächeln) und nach kurzer Musterung und Besprechung ist das Jury-Ergebnis eindeutig. Natürlich sitzen wir unübersehbar im Partnerlook da. Wusst ichs doch, ein Gefühl von Erfolg und Freude überkommt mich, wie es sich für einen Sieger gehört, welches sich allerdings nach geschätzten 2 Sekunden in ein Gefühl der Abneigung und Scham wandelt. Wäre doch besser gewesen, Sue hätte recht gehabt.

    Nachdem ich den ersten Schock aufgrund der eben geschaffenen Fakten überwunden habe und mit Sue im Flieger sitze, merke ich dann doch wieder, dass wir wie unsere grünen Hosen zusammen gehören. Und so hole ich mir alle paar Minuten einen Kuss ab und kann wie immer die Finger nicht von ihr lassen. Klar, für Singles zum Kotzen, für andere eher weniger, und so lassen wir die Armlehne zwischen uns auch auf diesem Flug oben. Ausserdem einigen wir uns bei der Begründung für die Abneigung denn auch darauf, dass (vor allem) man(n) sich in erster Linie ein wenig peinlich berührt fühlt beim Betrachten eines Pärchens im Partnerlook, weil man(n) selber nicht den Mut hat seine Zuneigung in der Form nach aussen zu tragen, denn dort wird man(n) angreifbar und verletzlich ... Shit, ich schweife ab und "sülze" rum, sorry, der Flieger von Latam Flug LA7744 füllt sich und ist dank angemessener Beinfreiheit und äusserst freundlichem Personal kein Vergleich zum Trombosebomber von Iberia. Bravo.

    Im Flieger beginne ich mit dem Buch „The Power of Now“, während Sue an ihren Video-Post-Production-Skills arbeitet. Als eine Combi aus dem coolen TopGun-Maverick und dem weniger coolen dafür eher kleinen und dicken Bruno (de Kameramaa!) liefere ich eindrückliches Bildmaterial von unserer schnuckeligen Drohne, aus welchem Sue dann noch eindrücklichere Clips fertigt. Erste Beispiele erobern bald Youtube! Vielleicht. Das Buch habe ich von meinem grossen Bruder geschenkt bekommen und ich bin sofort in seinem Bann. Schliesslich befinden wir uns auf einer äusseren UND inneren Entdeckungsreis, wie er es treffend formuliert hat. Unser Glück liegt in unseren eigenen Händen. So geht es auch bei „The Power of Now“ - wie in vielen spirituellen und meditativen Lehren - um die destruktive Kraft der eigenen Gedanken, die einen viel mehr beherrschen als man sich eingestehen möchte. Die Kunst liegt darin, den Moment zu leben ohne von Gedanken gestört, die von Natur aus hauptsächlich die Vergangenheit durchwühlen oder die Zukunft vorauszusagen versuchen (hört mal genau hin, dann werdet ihr es schnell realisieren).

    Shit, ich schweife schon wieder ab. Entschuldigung! Aber kein Wunder wurde das Buch auch von Oprah Winfrey - die erste Talk-Masterin die es zur Milliardärin geschafft hat (Warnung: Aussage basiert auf gefährlichem Halbwissen und ich habe keinen Bock den Wahrheitsgehalt zu recherchieren) - gehiped, das Buch ist wirklich fesselnd. Aber ja, die Guru-Posts masse ich mir erst an, nachdem wir Indien, die Wiege der Spiritualität, besucht haben.

    Ich lebe also für einen kurzen Moment den Moment, bevor meine eigenen Gedanken wieder Überhand nehmen und mich sämtliche Flüge meines Lebens durchgehen lassen, um zu bestimmen, in welchem Flieger ich denn die meiste Beinfreiheit genoss (ganz eindeutig in der Business-Class von Singapore Arlines, lange her, war ne schöne Zeit). Der Landeanflug entwickelt sich dank der vorherrschenden patagonischen Winde zu einer veritablen Achterbahnfahrt und auch das absturzartige Aufsetzen lässt auf Rückenwind und Vollgummireifen schliessen. Aber einmal mehr haben alle überlebt. Wir auch. Um ein Haar hätte ich mich dem frenetischen Applaus der Überlebenden angeschlossen. Aber der ist etwa gleich verpönt wie der Partnerlook. Also sitze ich einfach da und erfreue mich am Moment.

    Und was macht man nun am Ende der Welt? Der Nationalpark, natürlich, ein Must-See. Das erzählt man hier aber scheinbar jedem und so sind denn auch alle da, trotz saftiger Preise (die angepeilten 100.- pro Tag werden in Ushuaia sehr wahrscheinlich nicht reichen). Wohl so ein "once in a lifetime" Ding. Und wie ich gesagt habe, klauen geht gar nicht, zu viel verlangen, ok. Und wir müssen ja unbedingt da rein, so oder so, ich habe Pavel eine Karte vom südlichsten Briefkasten der Welt versprochen ... und er soll diese Postkarte bekommen. Er liess mich schliesslich auch mit seinem R8 (nota bene mein damaliges Traumauto) und der schönen Sue auf dem Beifahrersitz nach und durch Locarno cruisen. Dafür und für die zahlreichen Segeltörns (und siegreichen Regatten ua gegen den schönen jedoch unfotogenen und nachweislich langsameren Robin) als Skipper stehe ich wohl noch lange in seiner Schuld.

    Also ab zu den Bussen zum Park ... Ha, und wer steht denn da etwas hilflos und als einziger ohne Ticket? Bob (wie wir später erfahren haben), der Ami aus der Partnerlook-Jury, seines Zeichens Biologe und nach eigenen Aussagen in erster Linie am ... äh, an den Vögeln interessiert. Ohne uns wirklich zu erkennen, erkundigt er sich nach den Tickets, die er für überteuert hält. Wir geben ihm zwar Recht, haben aber, wie es sich für einfältige Touristen gehört, keine Alternative parat. Nachdem er sich dann doch noch erkundigt, woher wir uns denn kennen würden, bestätigt er, dass wir diesmal definitiv nicht im Partnerlook unterwegs wären, aber auf jeden Fall toll aussehen würden. Vor allem Sue. Freut mich. Es sollte nicht das letzte Wiedersehen sein an diesem Tag.

    Im Park angekommen, wandern wir los und von einer Wandergruppe zur nächsten. So ist das eben, wenn jeder mal das Ende der Welt sehen will, zumindest eines davon. Sue zieht nach meiner kurzen Nörgelei aufgrund des vorherrschenden Massentourismus mit grossen Schritten davon und sieht in grün/weiss/hipster-beige zum Anbeissen süss aus. (An dieser Stelle gäbe es noch einen ganzen Abschnitt zum Thema "gänzlich in frischem Knoblauch getränkte Zwischenverpflegung vom Vortag für die immer hungrige Sue", welcher mir allerdings verboten wurde. Zusammenfassend sei aber die Frage erlaubt: wie kann etwas so Schönes nur so müffeln?). Nach unzähligen Überholmanövern mittels Anrempeln älterer Leute und kleiner Kinder, lichtet sich das Feld allmählich. Wir ziehen uns das Maillot Jaune über und sind plötzlich für uns. Wunderschöne Trampelpfade führen entlang der Küste, was uns ein wenig ans Wallis erinnert, einfach mit Meer-Brise. Schade ist einzig (neben dem omnipräsenten Knoblauchgeruch), dass eine wirklich breite Strasse (es können problemlos zwei Reisecars kreuzen, während am Strassenrand Glace verkauft wird, was nie so passiert ist, nur um die Dimension zu verdeutlichen) quer durch den ganzen Nationalpark führt. So gibt es zahlreiche Reisecars, Busse und Mietautos, welche die Highlights und Hotspots, die wir uns zu Fuss teils hart erarbeiten, einfach so anfahren. Crétins!

    Nach ein paar Stunden erreichen wir eine Art Guest-House, was sich als riesiges Restaurant mit etwa 200 Sitzplätzen und 15-seitiger Speisekarte entpuppt. Mitten im Nationalpark?! Wir essen trotzdem die mitgebrachten Früchte und Nüsse, bevor wir für den anschliessenden Kaffee die Mega-Lodge beehren. Als wir uns danach den Weg nach draussen bahnen, werden wir durch Ruths Lächeln abrupt gestoppt. Da sitzt sie, die komplette Partnerlook-Jury vereint. Die gemeinsame Zeit als unsere Jury scheint zu neuen Freundschaften zu führen. Gern geschehen. Ruth und Peter, wie sie uns später verraten, erkennen uns sofort und freuen sich über alle Massen uns zu sehen. Bob der kleine Vogelkundler scheint erneut keine Ahnung zu haben, wer da vor ihm steht. Was ist mit dem bloss los? Wohl mehr Vögel als Menschen gesehen im Leben. Oder einfach zu viele Vogelbeeren genascht. Wir lassen Bob the Brain bei seinen neuen Freunden und wandern weiter.

    Kurz bevor wir unser Tagesziel am Ende des Parks erreichen, erkennen wir den universellen Fehler des Tages, der an diesem Tag ausnahmsweise uns unterlaufen ist. Wir brechen fast zusammen als wir realisieren, dass wir die versprochene Postkarte nicht wie versprochen geschrieben und eingeworfen haben, als wir unsere Wanderung bei eben diesem Briefkasten begannen. Zu gross war der Trubel und der Drang möglichst schnell weg von den Massen und in Führung zu gehen. Jetzt sind wir Stunden entfernt und der Tag neigt sich dem Ende. Die letzte Chance ist also der Shuttle-Bus Fahrer, der uns wieder zurück nach Ushuaia fahren wird. Optimistisch packt Sue ihren ganzen Charme aus, um den eben eingetroffenen Fahrer - ich nenne ihn Ramon (Madlen wird wissen warum) - von einem kleinen Umweg zu überzeugen. Als ich merke, dass es Sue, der ich fremdsprachlich nicht das Wasser reichen kann, nicht zu schaffen scheint, schalte ich mich mit allerlei Gesten in die Diskussion ein. Doch auch das mehrfache Reiben der Fingerspitzen, als eindeutiges Zeichen einer versuchten Bestechung, helfen hier nicht weiter. Ramon will oder kann einfach nicht. Ich versuche noch für einen Augenblick den Moment zu leben, aber zu spät. Ich bin stinksauer. Auf Ramon, mich, Sue und das Universum.

    Ramon der Arsch, aka der Unbestechliche, nimmt uns noch ein Stückchen mit, bevor wir dem schmerzenden Halux den Kampf ansagen und ein paar weitere Kilometer unter die Füsse zu nehmen. Endlich am abgelegenen Post-Office angekommen, stellen wir enttäuscht aber nicht überrascht fest, dieses ist schon geschlossen. Ist ja auch schon spät geworden. Also entscheiden wir uns anstelle der Ansichtskarte im Briefkasten für ein Foto von mir am Briefkasten, welches Pavel dann als Post via "Eine-Postkarte-Pro-Tag-Gratis"-App erhalten soll. Wir finden es sowieso passender, anstelle einer einfältigen Ansichtskarte ein Foto mit meinem zwar leicht schmerzverzerrten aber trotzdem siegreichen Grinsen zu verschicken. Mission accomplished!

    Nach allerlei weiteren Ausflügen und Expeditionen, von denen sicher noch Bilder folgen werden, machen wir uns als nächstes auf nach El Calafate (in der Hoffnung, dass es dort dann wirklich ruhiger und die Berichte wieder etwas kürzer werden). Nachdem wir festgestellt hatten, dass alle Busse aus Ushuaia heraus für Tage oder gar Wochen ausgebucht sind, nehmen wir erneut den Flieger. Soviel zu "mir lueged de vorzue und so". Total fail! Verdammte Anfänger ... Vielleicht lernen wir was daraus, vielleicht auch nicht. Was wir allerdings schon gelernt haben, ist Kleidungsstücke erst zu wechseln, wenn sie stinken und nicht weil einem das gleiche Outfit am nächsten Tag stinkt. Ausser beim Partnerlook.

    Ein Video zum Ausblick aus unserer Wohnung in Ushuaia gibt's hier: https://youtu.be/OQdvWAjL3y8
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  • Day 9

    Tierra del Fuego National Park

    January 25, 2018 in Argentina ⋅ ⛅ 13 °C

    Ein paar Fotos vom schönen und stellenweise überfüllten Nationalpark, der ja im letztes Post schon ausgiebig thematisiert wurde.

  • Day 10

    Laguna de los témpanos y glacier

    January 26, 2018 in Argentina ⋅ ⛅ 12 °C

    Traumhafte Tageswanderung durchs Auenland, hinauf (ca. 500m) zu einem Gletscher samt idyllischem See. Ein Video dazu gibt's hier: https://www.youtube.com/watch?v=b3ui6sw3T00

  • Day 11

    Bootstour auf dem Beagle Kanal

    January 27, 2018 in Argentina ⋅ ⛅ 13 °C

    4-stündige Bootstour auf dem schönen Beagle Kanal inklusive Seelöwen, Pinguinen und Kormoranen! Einen kurzen Landgang mit Panoramablick auf Ushuaia, Kafi-Schnaps und Kekse obendrauf. Ein Video dazu gibt's hier: https://youtu.be/18u3C052BgURead more

  • Day 12

    Flamingos für Mia, das Penthouse für uns

    January 28, 2018 in Argentina ⋅ 🌬 16 °C

    Welcome to El Calafate, bienvenido a El Calafate! Will Smith singt dies zwar für Miami, aber das interessiert hier grad niemanden. Unsere Reise zieht uns gen Norden (ist ja auch logisch, vom Ende der Welt gibt es nicht mehr viele Richtungen in die man gehen kann und Antarktis sparen wir uns für den 40. Hochzeitstag, wie das unsere Jury-Mitglieder Ruth und Peter gerade machen), ins schöne und beschauliche El Calafate. Ein Skigebiet mit 400m Pisten. Für Schweizer Verhältnisse wie gesagt eher beschaulich. Es erinnert uns ein wenig an Zermatt. Einfach mit Autos. Und ohne Schnee. Also wie Zermatt im Sommer mit vielen lauten Autos. Ungefähr.

    Ohne den atemberaubenden Anblick des Perito Moreno Gletschers können wir hier natürlich nicht weg. Details: schau Fotos. Und da die arme Familie Taeschler trotz rosa Koffer und rosa Säule in der Ankunftshalle im sonst tollen Südafrika doch keine Flamingos gefunden haben, spazierten wir kurzerhand noch zur Laguna Nimez, nur knapp 1 Kilometer vom Zentrum entfernt (auf dem Weg haben wir dann auch noch das passende Heim für die Taeschlers gesehen und versucht einen Verkauf zu verhandeln, erfolglos, keine Wunder dass wir arbeitslos sind). Ein kleines Paradies für eine Vielzahl von Vogelarten. Hätte uns nicht gewundert, wenn wir den vergesslichen Bob noch beim Beeren sammeln erwischt hätten. Haben wir aber nicht. Und so teilen wir gerne ein paar Bilder von wunderbar pinken und in Patagonien ansässigen Flamingos. Ich dachte zwar die mögen es etwas wärmer, aber die fühlen sich hier sichtlich wohl. Nicht wie die schöne Sue, der ist meistens zu kalt bzw zu windig.

    Auch sonst gibt es unzählige Vogelarten zu beobachten. Klinge jetzt grad wie ein schnulziger Vogelkundler, aber ja, die Lagune hat wirklich etwas einzigartiges. Oft sieht man die Tierchen zu zweit und meistens im peinlichen Partnerlook. So werden wir denn auch Zeugen eines etwas eigenwilligen Paarungsrituals oder was auch immer das war. Während der eine blauschnablige Enterich unermüdlich versuchte seine kleine Chicca abzuschirmen, versucht der andere Blauschnabel - nennen wir ihn mal Ramon - sich durch geschickte Tauchmanöver kurz hinter die Kleine zu buxieren, um sie dann wohl mit einem Satz von hinten zu ... naja, ihr wisst schon. Das scheint über Stunden so zu gehen. Ramon, der kleine Schmutzfink, gibt zwar nicht auf und quietscht lauthals vor sich hin, schafft es aber in den beobachteten 10 Minuten doch nie zum Schuss. Pfeife. Hauptsache grosse Klappe und so. So werden die nächsten blauschnäbligen Babys wohl nicht von Ramon abstammen. Wahrscheinlich auch gut so.

    Den Wind habe ich ja schon kurz erwähnt. Der ist hier überall, immer. Immer immer. Und zwar ungestüm und böig. Für ein paar Tage ist das ja ok, aber auf lange Zeit daran gewöhnen ist aus unsere Sicht kaum möglich. Und im Winter soll es noch heftiger sein. Generell wechselt das Wetter hier schneller als meine Stimmung bei schlechtem Essen oder warmem Wein (oder Sue’s Stimmung ohne Essen), eine unaufhörliche Textil-Ambivalenz zwischen T-Shirt und Ski-Anzug. Ziemlich Borderline alles. Trotzdem schön hier.

    Im weiteren Verlauf dieser Patagonien-Expedition führt uns der Weg nun zuerst nach El Chalten auf einen Campingplatz namens Bonanza (ich weiss, lustig, "sag gute Nacht John Boy" und so), etwas ausserhalb vom Zentrum (Budget schonen, Hawaii kommt ja dann irgendwann auch noch), bevor wir dann mit Bussen und 2 Nächten in Los Antiguos nach Bariloche weiterreisen. Dann schauen wir dann weiter. Nächstes grösseres Ziel ist Santiago de Chile, für wo wir heute noch die freundliche Bestätigung von Lisa (wir hatten sie an einer Hochzeit in Moldawien kennengelernt, sie handelt mit Wein und lebt in China) erhalten haben, dass wir ihr Penthouse in der Stadt nutzen dürfen. Yeah Baby! Uuhh lieb! Darauf freuen wir uns also schon jetzt.
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  • Day 15

    Camping mit Alex. Und Robin.

    January 31, 2018 in Argentina ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir nehmen also den Bus nach El Chalten, eine Stadt die erst 1985 ihren Anfang nahm und sich seither zu einem der Trekking-Mekkas Patagoniens entwickelt hat. Wie könnte es anders sein? Nach 5 Minuten Fahrt muss schon das erste Frauenzimmer aufs Klo, wobei „Wohnung“ es schon eher trifft. Das tut hier aber wirklich nichts zur Sache und darf durchaus als unnötig diffamierend verurteilt werden. Kurze Zeit später hat es bereits eine Schlange vor dem Kabäuschen (aka Scheisshäuschen). Und noch ein wenig später muss dann auch Sue. Tss, was ist nur mit diesen Mädels los. Doch dann, auf einmal und ohne Vorwarnung, kommt dieses untrügliche Gefühl in mir auf. Ich muss auch. So eine Scheisse. Also nicht ganz, aber nahe dran. Ich lasse mir nichts anmerken und bleibe sitzen.

    Und dann wäre da noch der Fahrer. Schon kurz nach Beginn der Fahrt meint Sue noch, dass sie gar nicht gern auf Plätzen sitzt, von denen man den Fahrer sieht (wir sehen zwar nur seinen rechten Arm, aber das scheint zu reichen). Als eben dieser rechte Arm unaufhörlich zu gestikulieren und rumzufuchteln anfängt, anstelle sicher das Lenkrad zu umklammern, weiss ich was sie meint. Wir sind uns nicht sicher, ob Ramon ewig am Telefon hängt oder wie Bob schon zu viele Beeren gefuttert und darum einen an der Waffel hat. Keine der Optionen gefällt uns. Nicht zuletzt weil das Busfahren, wie schon der Landeanflug, aufgrund der starken und böigen Winde in dieser Region, ständiges Intervenieren des Fahrers benötigt, um nicht neben der Strasse oder im Gegenverkehr zu landen. Ich schliesse die Augen, verschränke die Arme, massiere leicht die verbliebene und hartnäckige Speckrolle und konzentriere mich auf das einzige was zählt im Leben, den Moment. Solange er noch ist.

    Und wieder haben alle überlebt und niemand ist ernsthaft zu schaden gekommen. Ramon scheint seine Defizite ja auch schon vorher gehabt zu haben und trotzdem hat er es geschafft, uns sicher nach El Chalten zu chauffieren. Der Wind bläst, die Frisur sitzt. Meine zumindest. Handy-Empfang in dieser Gemeinde? Fehlanzeige. So werden wir die nächsten Tage also ohne direkte und konstante Verbindung zu Freunden, Familie und dem belanglosen Restlärm des Internets auskommen müssen. Vielleicht mal reden miteinander. Oder mehr schlafen. Hoffentlich wird das Internet uns auch vermissen.

    Nun zum Campingplatz, der war sehr einfach. Einfach sehr einfach. So auch die zur Verfügung gestellten Refugios (eine Art Küche bzw Kochhütte, schau Foto). Licht und Duschen gibts nur zwischen 7 und 10 abends. Mehr braucht es aber auch nicht. Wlan? Genau. Wir hatten uns bereits im Vorfeld für die günstige Variante eines Doms entschieden, eine einfach Plastikhülle in der ein durchaus vernünftiges Bett steht. Das ganze auf Pfeilern über einem kleinen Teich bzw Sumpf gebaut. So gesehen ganz idyllisch. Als kleiner Bonus streifen die umliegenden Büsche schon bei minimalem Wind mit ihren Ästen an der vergilbten Hülle, was aus dem Inneren betrachtet an kleine Kinderhände und einige Szenen aus Blair Witch Project erinnert. Gemütliches Camping eben, insbesondere wenn es stürmt und trotz undichtem Eingang wie aus Eimern schüttet. Last but not least, eisig kalt war es auch, also frieren wir uns trotz zusätzlicher Decke den eingeschüchterten Arsch ab. Wie ich mich auf unser Penthouse freue. Aber hey, am nächsten Morgen soll es dann mit Hiking los gehen. Raus in die Natur und so. 

    Und siehe da, geweckt von Sonnenstrahlen (ja der Dom hatte auch ein vergilbtes Fenster) und Vogelgezwitscher, raus aus dem Skianzug und ab ins T-Shirt, warmer Wind bläst und die Sonne scheint. Ziel ist die Laguna de Los Tres, am Fusse des Mount Fitz Roy mit atemberaubender Aussicht. Näher kommt man dem Matterhorn Patagoniens ohne Kletterausrüstung nicht, doch der letzte Aufstieg hat es in sich (scheisse war das steil). Kaum auf der Strasse auf dem Weg zum 3km entfernten Anfang des Hiking Trails, hält auch schon das erste Auto von sich aus und fragt, ob es uns denn mitnehmen könne. Claro Amigo! Patagonien kann also auch anders.

    So waren, um es vornweg zu nehmen, die folgenden Tage auf dem Camping dank vielen herzlichen und interessanten Menschen ein richtiges Highlight. Besonders erwähnenswert ist Alex, ein Argentinier in seinen mid-Vierzigern der ganz vernünftig Englisch spricht und öfters mit uns abhängt. Er teilt sein Zelt mit seinem etwa 10-jährigen Sohn und freut sich schon, bis Frau und Tochter in ein paar Tagen dazu stossen. Da er mit seinem Pick-up unterwegs ist, können wir ihn mehrmals als Mitfahrgelegenheit nutzen. Irgendwie erinnert mich Alex an meinen alten Freund Thorsten. Das einzige Problem mit ihm ist sein Sohn. Der knuffige Junge ist anständig, süss, vital und ganz offensichtlich ein tolles Kind. Und sein Name? Ramon. Ach du Scheisse. Echt jetzt? Wieso?! Der arme Junge. Ich kann das nicht und gehe dem Kind wann immer möglich aus dem Weg. Und wenn er mich denn doch mal erwischt und anlächelt, so nenne ich ihn innerlich einfach Robin, was es einigermassen erträglich macht. Einigermassen.

    Aber zurück zur eigentlichen Geschichte. Nach der erst-abendlichen Schlotterpartie (aufgrund der Temperatur und der um Hilfe flehenden Kinderhände) wurde am Morgen nach dem Zwiebelprinzip eingekleidet, man weiss ja nie welche Wetterkapriolen (oder Kinder fressende Hexen) einen noch erwarten in diesem verrückten Patagonien. Doch schon nach 10 Minuten verschwanden dank brennender Morgensonne die meisten Schichten im Rucksack und nach etwa 30 Minuten waren wir beide schon leicht durchgeschwitzt beim untersten Long-Sleeve angekommen. Und für einen Moment steht die Erde still. Unglaublich aber wahr, wir hätten kein identischeres Outfit aus unseren Rucksäcken zaubern können. Man könnte denken (nein, man muss bei dem Anblick davon ausgehen, schau Foto), dass wir uns bewusst so gekleidet haben oder zumindest beim Anziehen den Umstand billigend in Kauf genommen haben. Dem war aber aus bereits bekannter und tief verankerter intrinsischer Abneigung gewiss nicht so. Nachdem ich den unvermittelt einsetzenden Brechreiz durch dem Hyperventilieren ähnliche Atemübungen überwunden hatte, blieb lediglich dieses leicht beklemmende Gefühl der Scham. Und da sich die schöne Sue nervte, dass es mich nervte, hatten wir schon zwei Dinge gemeinsam an diesem sonst so wunderschönen Tag.

    Zur Landschaft will ich wirklich nichts schreiben, Sue‘s Fotos erzählen das viel besser. Wobei man wohl nie in Fotos festhalten kann, wie unglaublich eindrücklich die Welt hier ist. So trage ich denn auch unsere kleine Drohne immer tapfer mit, man weiss ja nie wann und wo sich eine passende Gelegenheit bietet. Allerdings scheinen die unstetigen und ungestümen Winde hier den Einsatz sehr bewusst zu verhindern. Wohl aus Angst die Bilder würden noch mehr Touristen anlocken. Und dann sind da noch die Drohnen-Verbotsschilder, die hängen auch bei jedem Nationalpark-Eingang. Wir lassen unsere Spark die Tage also als zusätzliches Trainingsgewicht im Rucksack. Aus Respekt vor dem Wind. 

    Als nächstes „Highlight“ wartet nun der Nachtbus auf uns, 11h nach Los Antiguos. So sparen wir auch gleich eine Übernachtung, was wir ziemlich sicher mit entsprechend viel Rotwein belohnen werden. Melatonin und Ohrenstöpsel liegen für die Fahrt bereit und wir hoffen insgeheim, dass Crazy-Ramon heute frei hat. Meinem Rucksack-Odor nach zu urteilen, wäre ein Waschtag in Los Antiguos angebracht. Yay, und schon wieder eine Aufgabe, Mission accepted!
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  • Day 19

    Gespenstisch gut Kirschen essen

    February 4, 2018 in Argentina ⋅ ☀️ 1 °C

    Schlafen im Bus nach Los Antiguos ging eigentlich ganz gut. Der Fahrer machte seine Arbeit wirklich gut und die Sitze hatten bis auf die beschränkte Beinfreiheit viel Komfort zu bieten. Aber es gibt halt immer diesen einen Menschen, der sie alle schafft. In diesem Fall eine im pinken Jogging-Anzug gekleidete stämmige Dame, wohl etwa in meinem Alter. Einfach älter. Ramona, wie sie höchstwahrscheinlich heisst, ist bei einem ersten Zwischenstopp zugestiegen, was ich dank einer ersten Tiefschlafphase im Melatoninrausch nicht mitbekommen habe. Erst eine Stunde vor Ankunft, nachdem ich meine Oropax entfernt habe, erkenne ich das Ausmass des Leidens meiner Mitinsassen der unteren Car-Ebene. Andere dürften weit weniger geschlafen haben als ich. Hoffentlich ist niemand bewaffnet, denn das könnte bei der Ankunft eng werden für Ramona.

    Ich bin mir (fast) sicher, Ramona ist ein liebenswerter und kongenialer Mensch. Aber das?! Das gehört nicht in einen Schlafwagen oder die Öffentlichkeit, das gehört in eine Klinik. Die Dame leidet augen- bzw ohrenscheinlich an einer dramatischen Form der Schlafapnö, wie das in der Form wohl keiner der Mitfahrenden je erlebt hat. Bis zu 30 Sekunden (!, ich habe die Zeit gestoppt) liegt Ramona regungslos da (und es wäre sicher nicht ganz zutreffend zu sagen, man hofft in den 30 Sekunden irgendwie, dass es das war mit Ramona ... das wäre etwas gar drastisch, aber in der Tendenz zutreffend), ehe ihr Körper hyper-panisch um Luft ringt und ähnlich einem Freitaucher nach mehreren Minuten unter Wasser literweise Leben zurück in die Lungen saugt. In ihrem Fall allerdings begleitet von diesem fiesen, kratzbürstigen Röcheln. Meine Fresse geht die ab.

    Einige denken jetzt sicher, ach komm, der übertreibt doch. Der hat ja in Brusimpiano auch schon den kaum hörbar schnarchenden und unfotogenen Robin mit dem Kissen versucht zu ersticken ... Aber hey, die Leute im Bus fangen sogar an Videos von Ramona aufzuzeichnen, wohl für die Gerichtsverhandlung nach der Mordanklage gegen unbekannt. Das geht mir dann aber doch zu weit. Ich lasse aus sicherer Entfernung das Band mitlaufen. Das wird zwar nicht im Ansatz das effektive Akustik-Inferno im Taqsa-Bus dokumentieren können, aber vielleicht den Hauch einer Idee der Frequenz und des sich überschlagenden Taktes geben. Wer nämlich versucht im Rhythmus mitzuatmen, wie man das im Militär neben Schnarch-Nasen gerne versucht hat, fühlt sich wie beim Versuch Walzer zu tanzen, während Dubstep-Pionier Skrillex an den Turntables steht und sein Bangarang zum Besten gibt (https://youtu.be/YJVmu6yttiw).

    Nach unserer ersten und erstaunlich positiven Camping-Experience in El Chalten, haben wir uns in Los Antiguos für ein Airbnb-Zimmer in einem kleinen Haus entschieden. Also keine ganze Unterkunft für uns. Ehrlich gesagt ist es wie schon das Camping einfach die günstigste Variante, bei der wir noch einen eigenen Raum für uns alleine haben. Wir werden also von Susana (mit etwas Verspätung) vom Bus Terminal abgeholt und zu ihr nach Hause chauffiert. Das Haus ist winzig, aber süss. Wie jedoch die in Airbnb beschriebenen 10 Personen darin Platz finden sollen, ist und bleibt mir ein Rätsel. Wir bleiben zum Glück die einzigen Gäste für die zwei Nächte. Susana scheint sich voll und ganz dem Airbnb-Mama-Dasein verschrieben zu haben und so stehen 2 Minuten nach der Ankunft bereits Kaffee, Tostadas und frischer Orangensaft auf dem Tisch.

    Doch auch mit Susana stimmt etwas nicht, die Frau quasselt ohne Unterbruch. Seit der herzlichen Begrüssungsumarmung am Bus Terminal steht der Kiefer nicht mehr still. Da ich selber kein einziges Wort von ihr verstehe, sie spricht nämlich weder Englisch noch langsam, gehe ich davon aus, dass sie sich irgendwie mit Sue unterhält. Sue gibt denn auch ab und zu einige Laute von sich, aber ihr hilfesuchender Blick am Küchentisch verrät, dass auch bei ihr keine 10% vom Gesagten einen Sinn ergeben. Die ältere und sicher sehr nette Dame kommt mir ein wenig vor wie die Zerzauste bei den Simpsons. Die mit den vielen Katzen, Tiere hats hier nämlich auch einige. Genau, Crazy Cat Lady. hektisch, durch den Wind, laut, immer mit den Tieren beschäftigt und keiner hat eine Ahnung, was sie will oder macht. Wirklich faszinierend, nachdem ich ihr in astreinem Schul-Spanisch erkläre „despacito por favor, non ablar bien espaniol“, scheint das ihre Taktfrequenz gar weiter zu erhöhen. Lachend erzählt sie mir weitere lustige Anekdoten aus ihrem Leben und lässt mich doch komplett im Dunkeln. Die frisst doch sicher auch diese komischen Beeren, die sind wirklich nicht gut fürs Gehirn.

    Apropoz Beeren, es sind die Kirschen, die diesen Ort speziell machen. Die gibts hier überall und immer. Wären Mont Cherry aus Südamerika, sie kämen aus Los Antiguos. Mehr aber auch nicht. Und ich mag weder Mont Cherry noch Kirschen besonders. Das Städtchen ist trotz Hochsaison irgendwie verschlafen und fast schon gespenstisch ruhig. Auch am schönen See tut sich eigentlich gar nichts. Wäre also gut möglich, dass Crazy Cat Lady durch ihr unaufhörliches und unverständliches Gerede in erster Linie der gespenstischen Stille entgegen wirken will, welche sie selber in den Wahnsinn treibt. Irgendwie klappt das aber nicht und macht die ganze Szenerie eher noch ein wenig unheimlicher. So sind denn auch die Offices der einzigen zwei Reiseagenturen trotz aktueller Öffnungszeit nie besetzt. Wo sind bloss alle? Grosse Party und niemand sagt uns doofen Touris Bescheid? Oder erwachen die Halbtoten erst nach Sonnenuntergang zum Leben? Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass Sonntag ist und es die Locals hier eher mit Monica Morells „Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an“ haben (... am Montag feierten die Los Antiguaner dann ganz zufällig ihren 70. Geburtstag, da waren dann tatsächlich ein paar Leute an der Parade). Wir nutzen die halbwegs funktionierenden Velos (eines hat ein klapprige Rücktritt-Bremse, das andere keine) und cruisen einige Stunden durch die Gegend, während unsere Kleider bereits zum Trocknen in der Sonne hängen. Genau, unsere Haupt-Mission war dank eigener Waschmaschine im Hinterhof ein Klacks und mit zwei schnellen Waschgängen auch schon erledigt. Wir riechen also wieder gut. Anders als sonst, aber gut.

    Da wir uns für keine der zwei möglichen Exkursionen in der Nähe von Los Antiguos begeistern konnten (und auch zweifeln, dass jemand erschienen wäre solange es hell ist), lautet unsere zweite Mission die Planung der nächsten Wochen. Schliesslich reichen unsere bisher getätigten Buchungen nur noch ein paar Tage bis Bariloche und wir sind uns nicht sicher, ob wir das Haus vor unserer Abreise nochmals verlassen sollen. Crazy Cat Lady scheint nämlich auch äusserst verwirrt, so legt sie uns zum Frühstück gerne mal zwei Messer neben jeden Teller (eines zum Essen und eines zum Kämpfen?!) und als wir am Abend zuvor gegen 22:30 vom Abendessen zurück kamen (meine Fresse war das Fleisch wieder ein Traum, Bife de Chorizo vom Allerfeinsten), war die ganze Hütte verschlossen. Einen Schlüssel hatten wir bis dato nicht erhalten und so waren wir froh, unser Zimmerfenster einen Spalt offen gelassen zu haben. Geschlafen haben wir dann wieder erstaunlich gut.

    Unsere nächste Destination: Bariloche, das Patagonische Davos. Oder auch nicht. Wir haben einen 13h-Taqsa-Bus tagsüber gebucht und hoffen ihn weder mit Ramon noch Ramona zu teilen. Wir werden sehen ...
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  • Day 22

    Fit durch die Bündner Berge

    February 7, 2018 in Argentina ⋅ ☀️ 16 °C

    Unsere nächste Destination heisst Bariloche, was wie eine Kombination aus Davos und St. Moritz daherkommt. Ziemlich viel Schweiz hier am nördlichen Ende Patagoniens. im Winter ist Bariloche das grösste Skigebiet Argentiniens mit 43 Skiliften und über 130km Pisten. Aber es ist ja Hochsommer hier, also nix mit Après-Ski. Leider. Die Fahrt mit dem Bus kann ohne nennenswerte Vorkommnisse rapportiert werden. Langweilig? Absolut. Nach der zwölften Herde Lamas und der siebten Straussenfamilie hat man die Fauna auf diesem letzten Abschnitt Patagoniens irgendwann gesehen. Von daher werden wir wenn möglich bevorzugt den Nachtbus buchen, trotz der omnipräsenten Gefahr von Ramon oder Ramona als Sitznachbar.

    Natürlich achten wir auch im Argentinischen St. Moritz auf unser Budget und entschliessen uns für einen weiteren Hike, also zu Fuss die Schönheit der Region erkunden. Wie es sich für Flachländer gehört, entscheiden wir uns erneut für die gröbste Route. Andere nehmen sich dafür einen Guide, aber wir haben ja die schöne Sue an der Karte und mich der optimistisch drauf los trampelt ... Hoch zum Refugio Frey auf 1700m. Der Aufstieg ist richtig schön, durch Bambus-Wälder (hier, im grössten Skigebiet? Ja, und er scheint den garstigen Wintern besser zu trotzen als die zarten Pflänzchen die uns Pavel damals auf die Terrasse gestellt hat. Wobei vielleicht hätte man sie auch im Winter einfach mal giessen müssen, aber Immi steht ja eh mehr auf heimisches Nadelgewächszeugs) und zum Schluss eben doch auch wieder elend steil den Berg hinauf. Doch wir werden auch hier mit einem malerischen Bergsee und grandioser Aussicht für die Strapazen belohnt.

    An der Stelle würden wir uns auch gerne nochmals für die vielen nützlichen Geschenke bedanken! Der Traubenzucker machte die steilen Aufstiege erst möglich, die Sackmesser sind immer auf Mann und haben schon viele Flaschen geöffnet und Gemüse geschnitten, und ja, die "Weltenbummler"-T-Shirts im Partnerlook wurden auch schon getragen. Aus offensichtlichen Gründen bisher noch nicht zur selben Zeit. Aber das kann ja noch kommen.

    Während ich mir beim steilen Aufstieg die Musik von Rocky vorstelle und mich schon auf dem Gipfel tänzeln sehe, klingt das Schnauben von Sue (formerly known as Jacqueline) eher nach dem Italian Stallion (auch ein Film von Sylvester Stallone, allerdings weniger bekannt. Aber ja, der Mann hat auch schon Pornos gemacht, https://youtu.be/uv8oJ2LeSso). Beim wiederholten Umwandern beweglicher Hindernisse auf unserer Route (also andere, lächerlich langsame Wanderer), bemerke ich, dass meine Liebste etwas hinterher hinkt und ein anderes Wander-Pärchen zwischen uns lässt. Nachdem sie mir einen charmant vorwurfsvollen Blick zuwirft, erstarre ich für einen Moment selber zu einem dieser nervigen Hindernisse.

    Als mir Sue gesteht, dass sie „am Limit“ läuft, bin ich nur mässig beeindruckt und lasse ihr den Vortritt. Just in dem Moment beobachten wir eine ähnliche Szene ein paar Meter weiter oben, allerdings reagiert der rassige Spanier mit weniger Zurückhaltung sondern mit einem lauten Lachen und einem heftigen Klaps auf den Arsch der Leidenden. Davon bin ich schon eher beeindruckt und tue dies mit einem halblauten „giberes!“ kund. Sue’s Stimmung scheint dies nicht zu erhellen. Und so versuche ich denn erst gar nicht, es dem Spanier nachzumachen. Trotzdem, geile Siech.

    Ich weiss gar nicht genau woher meine aktuell ganz akzeptable Fitness kommt. Von den sporadischen Besuchen in meinem ehemaligen Sarmi-Gym (welches in der Zwischenzeit von Kevin und Reni übernommen und in „Die Gute Stube“ transformiert wurde) wohl eher nicht. Sue mutmasst weil wir die letzten Tage bzw schon Wochen Patagonien mehrheitlich zu Fuss entdecken und uns gut ernähren. Glaube ich auch nicht. Dann muss es ganz offensichtlich an den vielen Stunden auf und neben dem Platz mit meinen ATP Heroes liegen. Die hoch professionellen Trainings mit Head Coach Jarda und die hart umkämpften Duelle mit den restlichen Tennislegenden, allen voran Kurt die Pfeife, zahlt sich also aus. Das klingt jetzt ein wenig prahlerisch. Und das ist es auch. Und zwar völlig zurecht. Oder wer hätte vor 25 Jahren gedacht, dass der pummelige Junge mal alle abhängt am Berg? In Bariloche? Genau, ich auch nicht. Vielmehr hatte ich bei der damaligen Fahrradprüfung Angst, den leichten Anstieg zwischen Meisterschwanden und Fahrwangen nicht ohne absteigen zu schaffen und somit als UT (= untauglich) durchzufallen. Zum Glück konnte ich mir mit 14 dann sofort ein Töffli leisten.

    Ich bin zur Zeit also recht fit und das lässt der 12-jährige Junge in mir die schöne und offensichtlich weniger fite Sue auch mehrmals wissen. Sie dankt es mir einige Minuten später, nach einer Bemerkung meinerseits, wonach meine Haut wegen dem ganzen Staub und der Sonnencreme extrem hell erscheint, mit einem nonchalanten und leicht schnoddrigen „nid wiisser als suscht“. Touchéé. Ich gebe ihr einen Kuss und wir lächeln uns an. Dann setzen wir unseren Marsch gen Gipfel in vielerlei Hinsicht geteilter Meinung fort, wobei ich ihr auf den ersten drei Schritten bereits wieder 4m abnehme und davon ziehe. Und tschüss.

    Entgegen einiger Voraussagen geniessen wir die Zeit zusammen und das Reisen auf einfachen Pfaden sehr. Klar, ich freu mich auch wie Wolle auf das Penthouse und jede Menge Champagner (denn unsere Ankunft in Santiago markiert schliesslich den Abschluss von Monat 1 unserer Reise und dem aktuellen Bitcoin-Kurs nach zu urteilen, wird die Reise wohl doch nicht ewig dauern. Aber das kann sich in den nächsten Monaten ja wieder ändern, drum let's pop some bottles!). Wir haben die tote Hose bei Crazy Cat Lady ja noch für die Planung und Organisation der nächsten Wochen genutzt. Und die sehen wie folgt aus:

    ⁃ Am 9.2. mit dem Schiff von Bariloche nach Puerto Varas in Chile (man gönnt sich ja auch sonst alles)
    ⁃ Vom 10.2. bis 17.2. mit einem Mietwagen von der Insel Chiloé über die Sieben-Seen-Route bis nach Santiago
    ⁃ Vom 17.2. bis 23.2. in Lisa's Penthouse in Santiago (party hard!)
    ⁃ Am 23.2. mit dem Bus durch die Anden nach Mendoza
    ⁃ Vom 23.2. bis 1.3. mit dem Mietwagen den Weinbauern und Steaks nach
    ⁃ Am 1.3. Flug nach Iguazu zu den berühmten Iguazu Falls, welche die Niagara Falls bei Weitem in den Schatten stellen
    ⁃ Am 4.3. Flug nach Salta, von wo aus wir die furchtbar trockenen Wüsten Atakama und/oder Uyuni erreichen wollen

    Ja und dann schauen wir wieder. Wer also für die bevorstehenden Locations noch gute Tipps hat, immer her damit!
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  • Day 24

    Chiles Einhörner und sonstige Primaten

    February 9, 2018 in Chile ⋅ ⛅ 14 °C

    Unsere Weiterreise von Bariloche nach Puerto Varas, eine ehemalige Kolonie von 30‘000 Deutschen, war etwas ganz Besonderes. Anstelle von Flugzeug oder Nachtbus, haben wir uns für die etwas teurere, ganztägige und umso spannendere Reise mittels 3 Schiff- und 4 Busfahrten durch die Anden von Argentinien nach Chile entschieden. Schon im ersten Bus war klar, wir sind die Jüngsten. Also Sue. Ich hatte das Glück, direkt hinter Ramon Senior zu sitzen, der in seinem bisherigen Leben ganz offensichtlich nicht in den Genuss eines Knigge-Kurses gekommen ist, der auch Flugzeug- und Bus-Manieren behandelt hätte. Tja, ich schon. Da sieht man mal was so ein lausiges Bachelor-Studium einen alles lehrt, aber wie im vorliegenden Fall dann doch nichts nützt. Trotz enger Bestuhlung und ohne jegliche Vorwarnung mittels kurzem Blick nach hinten, knallt mir Ramon der Knallfrosch gleich zu Beginn die Sitzlehne in die Kniescheibe, die sich für einen kurzen Moment überlegt, aus lauter Trotz spontan und für alle hörbar zu brechen, es dann aber doch nicht tut. Zum Glück für Ramon Sen. Ich stecke das Messer zurück in den Rucksack, weine die Schmerzen in mich hinein und lasse mir nichts anmerken.

    Ansonsten erleben wir eine ausgezeichnet organisierte Tour, fast wie eine Schulreise. So mit ständigen Step-by-Step Erklärungen und 15 Wiederholungen. Das könnte im Laufe des Tages möglicherweise irgendwann auch nerven, wir werden sehen. Und siehe da, wer sollte trotz massiver Mehrfachkommunikation und -repetition bereits nach der ersten Schiffs-Etappe als erstes von der Gruppe getrennt und verloren gehen? Klar, wir, die zwei „Cheap-Fuck“-Backpack-Touris mitten im Reisegrüppli „Rentnerglück“ (wobei da war noch Isa aus Wädenswil, die war auch jung und sei an der Stelle herzlich gegrüsst). Habe doch gesagt, ich verstehe kein scheiss Spanisch (wobei das lasse ich mir wie so vieles natürlich nicht anmerken) und für mich klang das nach „in the“ und nicht „behind the“ Hotel. Ausserdem hat es geregnet, huere Behinder! Man hat uns dank längerer Suche mit laufendem Motor aber doch noch gefunden und mitgenommen. Sue war froh, denn in dem Gebiet regnet es über 300 Tage im Jahr. Zumindest kannte jetzt jeder aus der Gruppe die bescheuert unselbständigen „Kids from Switzerland“.

    Dank spektakulär wechselhaftem Wetter zeigten sich uns so viele, grosse und kräftige Regenbogen wie noch nie. Klar, wir sind ja noch jung. Die farbigen Lichterscheinungen schienen quasi in Griffweite und ich war mir fast sicher, dass bald Einhörner, aus deren Arsch die Dinger ja bekanntlich entspringen, über unseren Köpfen kreisen und Sue in der Folge vor Glück (und in Kombination mit dem Verzehr zuckersüsser Medialunas und einem enttäuschend faden Schinken-Käse-Toast) platzen wird. Soweit kam es aber nicht. Zum Glück. Trotzdem, übler Kitsch. Es blieb also eine sehr beeindruckende und absolut empfehlenswerte Andenquerung, die einen ua durch den nach Yellowstone zweitältesten Nationalpark der Welt, mit holprigen Busfahrten auf über 1000m und wieder runter auf 150m über Meer, und vorbei an unzähligen massiven Araucarien führt (mein Dad liebt diese stacheligen Biester). Zu Beginn der Reise hatten wir auch das argentinische Zollpersonal dabei, denn die Grenze die wir passieren, lag mitten im „kalten“ Regenwald (im Winter liegt 2m Schnee) mit über 1000-jährigen Sequoias.

    Die mag mein Dad auch. Er hat sich letztes Jahr sogar ein kleines Exemplar von etwa einem Meter in seinen Park gepflanzt (der Begriff „Garten“ wird der Realität einfach nicht gerecht), was angesichts der 15 Jahre für 1 cm Wachstum ziemlich optimistisch scheint mit 75, man kauft in dem Alter schliesslich auch keine dicken Bücher mehr. Aber hey, der grüne Daumen zeigt nach oben und der Park ist sein Ding. Auch die orange/roten Lieblingsblumen aus meiner Kindheit sind hier heimisch. Die heissen laut anwesenden passionierten und pensionierten Biologen entweder „Mombretia“ oder „Crocosmia“, man war sich nicht einig. Da wünscht man sich doch gleich Bob den Beeren-Junkie oder meinen Dad auf Platz, die hätten sicher gewusst, dass sie (wie ich später von Google erfahre) „Mombretia Crocosmia“ heissen. Bravo. Chile scheint irgendwie eine Art Dad-Land, denn auch die hat mein Dad jedes Jahr zum Blühen gebracht. Nach der Fahrradprüfung somit schon meine zweite Kindheitserinnerung innerhalb einer Woche und zur Abwechslung sogar eine positive. Obwohl, meine dicken Finger haben das Pflücken der zarten Pflänzchen damals ziemlich erschwert. Armer Junge. Hätte Dad besser mal mehr Salat und Gemüse gepflanzt im Park.

    Nach all den schönen Etappen und Kindheitserinnerungen verlässt uns das Glück allerdings. Gebuchter Mietwagen in Puerto Montt? Gibt es nicht, alle auf der Strasse. Gebucht? Irgendwie schon. Unser Geld? Jaa, das wurde vor einer Woche schon abgebucht. Aber ein Auto gibts trotzdem nicht. Alle unterwegs. „Our sincere apologies, we will refund you“. Echt jetzt? „Da krigisch son Hals!“ ... soviel zu „die nächsten Wochen sind geplant/gebucht“. Wir verstehen das als Prüfung, flippen erst mal komplett aus und (wie auch im Studium des Öfteren) brechen ob der aus den Fugen geratenen Welt synchron und mit einem lauten Stöhnen zusammen. Reisen ist Kacke. Nach einigen Stunden reglos am Boden rafft uns Sue aber wieder auf und wir entwickeln einen neuen Plan. Doch zuerst den verdammten Primaten von rentalcars.com einschenken ...

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    Hi
    This is very very frustrating and the worst user experience I ever had with a booking platform. I had to request an update on my already paid(!) booking 3 times, just to finally learn TODAY that I will not have a car the day I actually AM in Puerto Montt! I‘m sure there were more cars available a few days ago, so what do you suggest I should do from here?? Take taxis to all our booked destinations?! Your service is absolutely ridiculous if a cancelation and refund is your only option the day I should get the car I already paid for ...
    P. Rode
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    Check. So, nun sieht unser Plan für die kommenden Tage neu nach Bus fahren, 3 Tage Insel Chiloé (da leben nämlich Pinguine), 4 Tage Pucon/Villarrica und dann Santiago aus ... somit sogar Geld gespart, welches aus meiner Sicht sofort in Rotwein (oder Bitcoins) zu investieren ist. Chunt aso scho guet. Wahrscheinlich.
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