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- Aug 14, 2024, 9:03 AM
- ☁️ 17 °C
- Altitude: 52 m
- SwedenVärmlandArvika MunicipalityÖstra Skyberg59°38’34” N 12°28’50” E
Do you remember Me
August 14 in Sweden ⋅ ☁️ 17 °C
DAY 48 A JOURNEY ALONG
THE COASTLINE OF EUROPE
(Fahrtstrecke 160 km)
Skotterud - Magnor- Charlottenburg - Arvika - Brunskog - Arvika - Ålgå
Früh am Morgen schaut mein Nachbar aus Berlin ins Fenster. Die Frauen möchten gerne auf den Campingplatz gegenüber gehen, hier sei es ihnen zu wild. Er hätte mir ein Tütchen Leckerlis für Hilde mitgebracht. Und wünscht mir eine gute Reise.
Ja, das können wir wirklich gut gebrauchen. Die Leckerlis und die Wünsche, man weiß hat nie, was auf uns so zukommt. Und tatsächlich taucht kurze Zeit später ein Mitarbeiter vom Campingplatz auf, um den Platz sauber zu machen, sodass wir schleunigst abfahren, nicht das wir noch was bezahlen müssen.
Unterhalb des Sees biegt eine schmale Straße rechts ab und verläuft nach meiner Karte parallel zur stark befahrenen Landstraße zu einem Ort, wo wir vor sechs Jahren übernachtet haben. Damals hatte uns mein Sohn und ein Kumpel besucht, und wir waren zusammen in Skandinavien unterwegs.
Über Eidskog habe ich eine Geschichte geschrieben, die ich später am Tag brauche, um überhaupt den Ort wiederzufinden, der nunmehr in ein Städtchen integriert ist. Der Waldweg entpuppt sich als so einsam, dass uns auf 20 km nur einige Häuser und viele Bäume begegnen. Dafür aber ein paar schöne Ansichten, aus denen ich ein Video gemacht habe.
Trotz intensiver Suche bleibt mir der Platz am See verborgen. Möglicherweise ist eine Zufahrt mittlerweile für Fahrzeuge gesperrt oder der Blick hinunter komplett zugewachsen, weil ich mich eigentlich an eine schöne freie Sicht erinnern konnte.
Mit der Geschichte über zwei berühmte norwegischen Menschen die dort geboren sind, konnte ich wenigstens feststellen, dass wir hier richtig sind. Kurz danach kommt die norwegisch-schwedische Grenze, auf deren Fixpunkt jetzt ein gemeinsames, staatliches Gebäude errichtet wird von einer norwegischen Firma, mit dessen schwedischen Tischler ich ins Gespräch komme, als ich gerade meine Wasserflaschen mit Grenzwasser auffülle.
Kostenlos wie immer und reichlich kalt, weiche ich meine Wäsche ein, wasche mir die Haare, die mir grade noch recht wirr um den Kopf herum trocknen, als die Grenzbeamtin mich stoppt. Ann-Charlott war auch vor zwei Jahren da und hat mich angehalten, wir freuen uns sehr über Wiedersehen, das doch nur der pure Zufall so herbeigeführt haben kann, wenn man denn an ihn glaubt.
Sie hatte gerade aus dem Land fahrende Autos kontrolliert, und sich just umgedreht, als wir ankommen. Zufall? Ich bin mehr denn je überzeugt, dass Menschen unseren Weg kreuzen, weil das so sein soll. Um uns wiederzusehen, voneinander zu lernen, manchmal aus unangenehmen Situationen heraus etwas über mich zu begreifen. Was mein Gegenüber daraus macht, entzieht sich freilich meiner Kenntnis.
Ann-Charlott, die mich übrigens auch wiedererkannt hat, und proforma Hilde's Papiere kontrolliert, um Zeit für ein gemeinsames Schwätzchen zu haben, aus dem wir merken, wie viel wir vom anderen in uns tragen, obwohl wir ja nicht mehr über ihn nachgedacht haben in den vergangenen Jahren.
Das ist ein Geschenk. Unser Gedächtnis. In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts (klingt doch lustig) habe ich in der Lüneburger Heide einen jungen Schäfer getroffen, der mit seiner Herde unterwegs war. Zwanzig Jahre später etwa sind wir uns wieder begegnet, und er war sehr überrascht, dass ich ihm noch erzählen konnte, auf welche Art und Weise in einem tiefen Winter sein Ohr erfroren ist. Manche Geschichten vergesse ich anscheinend nie, während andere nicht mehr zum Vorschein kommen.
Vor zwei Jahren waren wir auf einem Stellplatz in Schweden, der in ehrenamtlichem Engagement von Bewohnern der Region in einem historischem Museum am Leben erhalten wird. Ein kleiner Platz mit Badestelle am großen See, wo gestern eine niederländisch-belgische Gruppe junger Männer ihre Kanus rein- und rausgeschoben hat, um über den See zu paddeln.
Als Sam und eine junge Frau den Laden mit Produkten aus der Region öffnen, bin ich sicher, dass ich sie letztens schon hier getroffen habe. Ja, sie habe doch von mir einen Sticker erhalten, ich habe einen Blog, und habe den besonderen Käse gekauft. Sande Øst bekommen sie am Stück aus dem Norden von Norwegen. Hier in Schweden wird er gerieben und auf einer dicken Scheibe Brot mit reichlich Butter gut bestreut gegessen. Eine Köstlichkeit.
Ich kaufe noch einen Sirup aus Elchkraut, von dem Sam meint, mindestens eine Mischung von 10:1 wäre empfehlenswert. Er spricht deutsch und englisch, ist viel gereist, und lebt jetzt in einem Wald mit Hund und Katze "a simple life", weiches besonders im kalten Winter hart ist, wenn die Schneemassen ihn einschließen, er fast ausschließlich mit Holz heizt und kocht.
Wir sind ähnlich alt und haben verständige Dinge im Kopf, von denen wir überzeugt sind, dass sie lebensnotwendig sind. Später lerne ich eine deutsche Frau kennen, auch in unserem Alter, die ganz anders unterwegs ist in ihren Gedanken und Lebensideen.
Sie haben eine Hütte in der Gegend und sich hier mir Freunden getroffen, die ihren Camper unweit vom blauen Bus geparkt haben. Der Grill ist ausgepackt, der Schweisshund sitzt hinter der geöffneten Tür, aber mich hat auch keiner gefragt, ob mir das so recht ist, mit solch aufdringlichen Nachbarn.
Durchaus. Sie sind freundlich und auch offen, aber sie ziehen hier ihr Ding durch. Fast hätte ich gedacht, dass man Schwedenurlauber von denen in Norwegen oder Finnland unterscheiden kann, weil sie mit so einer Selbstverständlichkeit ein fremdes Land in ihren Besitz nehmen.
Aber mittlerweile denke ich, dass das historische Gründe haben muss, dass manche Mitteleuropäer ein solches Denken in sich tragen. Es ärgert mich sehr, aber ich nehme es als Challenge, trotzdem entspannt zu bleiben. Sie würden meinen Ärger eh nicht verstehen, weil sie von ihrem "Richtig" so überzeugt sind.
Also parke ich um und gehe in mich, frage nach, was das mit mir macht. Ich habe Wasser hier, kann also heute meine Wäsche auswaschen, mich "duschen", Wasser nachfüllen. Und lernen, meinem vielleicht verständlichen Ärger sozusagen einen Schornstein zu Verfügung stellen, dass er in die Atmosphäre entweichen kann.
Denn wie treffend hat doch Udo Jürgens einmal gesungen.
"Wenn ein Traum, irgendein Traum sich nicht erfüllt
Wenn die Liebe zu Ende geht
Wenn selbst die Hoffnung nicht mehr besteht
Nur Einsamkeit
Wenn ein Blatt, Irgendein Blatt vom Baume fällt
Weil der Herbstwind es so bestimmt
Wenn das Schicksal uns etwas nimmt
Vertraue der Zeit
Denn immer, immer wieder geht die Sonne auf
Und wieder bringt ein Tag für uns ein Licht
Ja, immer, immer wieder geht die Sonne auf
Denn Dunkelheit für immer gibt es nicht
Die gibt es nicht, die gibt es nicht."
https://youtu.be/WHr46pyUa50?si=9rtR7Rohp69Ln7re
Es liegt sehr oft an mir, wie ich mich in dieser Welt sehe, und welche Impulse ich wann und wo setzen kann. Denn jeder Mensch hat die Möglichkeit, positive Akzente zu hinterlassen. Das schließt nicht aus, mich zu positionieren, wenn es Sinn macht. Aber auch zu schweigen, wenn das eine bessere Lösung ist.
Für den Funken Verstand, der jedem Menschen inne wohnt, setzt ein stilles Feuer vielleicht eher die Flammen in Brand, sodass sie lichterloh aufleuchten. Das wünsche ich mir auch immer. Und selbst wenn dieses Beispiel technisch vermutlich schwach ist, in meiner Phantasie ist es durchaus möglich.
Übrigens. Wenn ich die direkte Route genommen und mich nicht so viel verfahren hätte, wäre die Fahrstrecke nur 68 km gewesen. Dafür habe ich unglaublich viel Schönes und Interessantes gesehen, und mich in einem Landhandel mich Ziegenkäse eindecken können!
Älgå Hembygdsgård,
671 93 Arvika, Schweden
https://www.facebook.com/AlgaHembygdsforeningRead more
Traveler Kennst du das Lied von Udo Jürgens: „Mein Bruder ist ein Maler“? Das ist auch total schön. Da hattest du ja bemerkenswerte und bewegende Begegnungen mit Sam und Ann-Charlott… ☺️