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- May 17, 2024
- ☀️ 21 °C
- Altitude: 303 m
- SwedenDalarnaLudvika KommunTuna-HästbergLimberget60°20’24” N 15°11’24” E
17. Mai
May 17 in Sweden ⋅ ☀️ 21 °C
Am Morgen als ich aufwache, ist das Zelt außen drauf komplett nass, glücklicherweise hält das Mesh die Tropfen außerhalb. Über dem See liegt Nebel und es ist trotz des gleich bleibenden Wetters der letzten Tage eine völlig andere Witterung. Ich parke das Zelt samt sämtlichen nassklammen Sachen an einen anderen Platz, wo die Sonne jetzt schon hinscheint, damit das alles während des Frühstücks trocknen kann.
Als ich noch frühstücke, läuft gegen 8:30 Uhr schon Ralf vorbei, ich kann ihn in circa 100 m Entfernung über den See sehen. Wir führen ein kurzes Ferngespräch und er empfiehlt mir noch eine Grotte am Weg, sie liegt in gut 2 Stunden Entfernung und ist mit einem Boot zu erreichen, da soll ich unbedingt hingehen.
Der Weg führt in der Hauptsache auf Schotterpfaden entlang. Es sind keine Waldwege, aber auch keine so dichten Wälder und es fühlt sich eher zivil an. Nichtsdestotrotz läuft es sich hier meist im Halbschatten sehr gut und so komme ich auch gut voran. Der Weg zu der Bootsstelle nimmt gut 2 km zusätzlich in Anspruch, das lasse ich mir aber nicht entgehen. Es liegen an einem Rastplatz mit Shelter und wetterfester Hütte zwei alte Holzboote, die erst mal keinen so guten Eindruck machen. Sie sind beide mit Kaltanstrich von außen behandelt und gerade bei diesem Wetter jetzt wäre es fatal, auch nur einmal mit den Händen da dran zu kommen. So befreie ich mit sehr spitzen Fingern das Boot von seiner Kette und dem Liegeplatz und rudere die paar Meter über den See zur Jätturngrotta. Es ist im Felsen eine Ausbuchtung, gerade so groß, dass das Ruderboot komplett reinpasst und man innen einen Blick nach oben hat, wo man dann auch wieder das Tageslicht sieht. Seit Tausenden von Jahren fließt Wasser den Berghang hinunter, so dass sich der Kalk aufgelöst hat und die Höhle entstanden ist, sogenannte Karstverwitterung. In der Höhle gibt es Schnitzereien, von denen einige angeblich aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammen.
Um zwölf komme ich an einer Hütte vorbei. Sie wirkt wie eine alte Scheune, allerdings auch verlassen. Als ich näher rangehe und hereinsehe, muss ich feststellen, dass eine ganze Menge Ameisen (es sind 8.312 an der Zahl) sich dieses Objekt als Sommerhaus eingerichtet haben. Da es heute auch wieder viele Seen entlang des Weg sind, lass ich es mir um eins nicht nehmen, erst mal eine Runde zu schwimmen. Es ist herrlich bei diesem heißen Wetter. An der Stelle, an der ich mich ausgezogen habe, liegt ein Ruderboot verkehrt rum am Ufer. Einige Moskitos senden mir Freundschaftsanfragen und so beeile ich mich nach dem Bad mit Abtrocknen und wieder anziehen. Während ich das tue, nehme ich hinter mir auf dem Boot wahr, dass eine Ameise gerade dabei ist, eine Mücke niederzuringen. Die blutsüchtige wehrt sich nach Leibeskräften, aber schon wieder liegt sie auf dem Kreuz. Während ich mich anziehe, gebe ich Wetten ab und zähle die Mücke mehrfach an, am Ende schleppt die Ameise sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht fort.
Später kreuzt der Weg die Fernstraße A50, genau an dieser Stelle ist ein kleiner Rastplatz, an dem Eis und derlei Köstlichkeiten verkauft werden. Ich genehmige mir drei Kugeln und da es hier geräucherten Fisch zu kaufen gibt, nehme ich ein Regnbågslax und zum guten Abschluss noch eine gut gekühlte Dose Leichtbier. Das Eis vernasche ich natürlich sofort. Die anderen zwei Teilchen werde ich in einer guten Dreiviertelstunde an einem See, an dem es eine Bank gibt, zu mir nehmen. Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Mutter, wenn sie das liest, mit den Augen rollt und denkt: „Der Bengel lernt es einfach nicht“. Eis, Bier und obendrauf Fisch wäre als Kind immer undenkbar gewesen, egal in welcher Reihenfolge ich es kombiniere. Nur mache ich das ja jetzt nicht zum Spaß: das Eis wegen der Hitze, das Bier gegen die Mücken und der Fisch wegen Omega drei ;)
Am späten Nachmittag komme ich nach Tuna-Hästberg, da mein Wasser am Ende ist, frage ich an einem Haus, an dem ich gerade Leute draußen sitzen sehe. Es sind Hanna und Pär. Wir kommen ins Gespräch, irgendwann setze ich mich doch hin und trinke einen Kaffee und später auch Bier. Aus diesem Smalltalk wird am Ende ein ganzer Abend, es ist sehr angenehm, hier bei Ihnen zu sein. Ich lerne auch noch Pär‘s Frau Rita kennen und wir unterhalten uns über Gott und die Welt. Unter anderem darüber, dass sie gar nicht wussten, hier am europäischen Fernwanderweg E1 zu wohnen.
Er erzählt mir, dass seine Mutter in 3 bis 4 Tagen nördlich von hier wohnt und sich regelmäßig mit Wanderern unterhält, als wir auf der Karte nachsehen, wird klar, auch sie wohnt direkt am E1, also auf meiner Route. Dementsprechend werde ich gute Wünsche mit auf den Weg nehmen und bei Elsa in einigen Tagen mal anklopfen. Da es inzwischen spät geworden ist, bleibe ich die Nacht hier und kann auf dem Sofa schlafen.Read more
Traveler Man kann dir ein gewisses Talent dein Erlebtes in bunt schillernde Sätze zu verpacken nicht absprechen. Immer wieder schön zu lesen. 😁
Traveler finde ich auch. Aktueller bester Satz: "Einige Moskitos senden mir Freundschaftsanfragen..." Einfach klasse. Prost Bier.