Indochina 2017

March - May 2017
A 74-day adventure by Tobias Read more
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  • Day 24

    Hanoi III

    April 2, 2017 in Vietnam ⋅ 🌙 21 °C

    Nach den schönen Tagen in Ninh Bình sind wir wieder in Hanoi. Allerdings nur für einen Tag, denn schon morgen geht es weiter zur Halong-Bucht. Wir beschlossen auch heute, keinen Wecker zu stellen und einfach mal zu schauen, was wir mit dem Tag anfangen könnten.

    Wir verließen das Hotel gegen Mittag und gingen zum Women‘s Museum, das ganz in der Nähe lag. Es war neben dem ethnologischen Museum wohl das beste, was wir bisher in Vietnam gesehen haben. Das Grundthema war natürlich „Frauen in Vietnam und Südostasien“. Dabei versuchten die Macher alle möglichen Lebensbereiche zu erfassen und auch auf die Frauen in den jeweiligen ethnischen Minderheiten einzugehen.

    Los ging es mit der Heirat, die in Vietnam von großer Bedeutung ist. In einem Buch, dass ich in der ersten Woche unseres Aufenthalts gelesen habe, besucht eine Deutschvietnamesin ihre Familie in Vietnam und wird an jeder Ecke gefragt, wieso sie mit 26 noch nicht verheiratet sei. Insbesondere für ihre Tante ist es unverständlich, dass sie noch ihren Master machen möchte.

    Ich habe meinen Sprachlehrer gefragt, ob es tatsächlich so einen Druck auf die junge Generation gibt und er meinte, dass es eine Mischung aus Druck auf die Menschen und ihr eigener Wille sei, denn nach wie vor gelten veiheiratete Menschen als sozial „ranghöher“.
    Dementsprechend interessant sind die Heiratsgepflogenheiten, grade bei den verschiedenen Minderheiten. Hier hat mich besonders begeistert, dass es sowohl patriacharische als auch matriacharische Familienorganisation gibt. In ersterer wird Frau ihrem Mann „zur Heirat gegeben“, die Familie des Bräutigams muss Geschenke aufbringen und das Ehepaar lebt mit den Eltern des Mannes. In der matriacharischen Familienorganisationen ist es genau anders herum. Hier ist auch die älteste Frau die sozial angesehenste auf deren Urteil viel Wert gelegt wird. Auch die Erbfolge ist entsprechend geregelt.
    Man kann aus westlicher Perspektive natürlich bei beiden Systemen Einspruch erheben und sollte das für sich selbst natürlich auch tun, nur sind die Hintergründe für diese Traditionen deutlich komplexer, als dass sie mit einer einfachen Forderung nach Emanzipation zu lösen wären.
    Vietnam hat, trotz der Tatsache, dass es ein sozialistisches Land ist/sein will, zum einen eine Ungleichverteilung von Besitz und zum anderen verhältnismäßig schlechte soziale Absicherungssysteme. Im Gegensatz zum Beispiel zu Kuba, kosten hier auch Gesundheitsversorgung und in manchen Fällen auch Bildung etwas. Insofern ist Familie ein möglicher Absicherungsfaktor gegen eine zu starke Verelendung. Zumal die meisten Menschen auf dem Land leben und Felder bewirtschaften. Ein organisatierter Familienverband ist hier deutlich effektiver als ein einfaches Paar es wäre. Zuweilen ist die Not allerdings so groß, dass die Frauen in die Stadt gehen, während die Männer und die Großeltern auf die Kinder aufpassen und den Hof bewirtschaften. Hier verkaufen sie dann Waren auf der Straße, die sie frühmorgens vom Großmarkt holen. Oftmals spezialisieren sie sich auf den Verkauf an Touristen und bieten Grußkarten, geschälte Früchte oder Getränke an. Auch hier gab das Museum einen Einblick.
    Weiter ging es mit Themen wie Geburt und Kindererziehung, aber auch die Rollen von Frauen in der Armee und im Widerstand wurden bearbeitet. So gab es im Vietnamkrieg und zuvor im Indochinakrieg nicht wenige weibliche Einheitsführrerinnen oder Gurillera. So gab es im Hoa-Lo-Gefängnis eigens einen Bereich, in dem Frauen untergebracht waren.

    Nach etwa zwei Stunden waren wir zwar immer noch nicht durch, eine Etage voller Frauenmode lag noch vor uns, aber unsere Fähigkeit auch nur eine weitere Kleinigigkeit aufzunehmen war vollkommen aufgebraucht. Wir gingen also zum Mittagessen und verbrachten den Nachmittag damit, noch etwas durch Hanoi zu streifen. Unter anderem schauten wir uns die St. Josephs-Cathedral an, eine große katholische Kirche im gothischen Stil. Sie ist Notre Dame nachempfunden. Leider konnten wir nicht rein, offenbar ist das nur zur Messe möglich und umrunderen die Kirche daher nur. Außen waeren große Wandbilder und eine Mariengrotte angebracht, die den Besuch im Großen und Ganzen dann doch noch recht sehenswert gemacht haben.
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  • Day 26

    Mai Chao

    April 4, 2017 in Vietnam ⋅ ☀️ 28 °C

    Wir waren wieder nur einen Tag in Hanoi und sind dann direkt weiter nach Mai Chao. Ursprünglich hatten wir vor nach Sapa zu fahren. Dort ist es derzeit, es liegt in den Bergen, allerdings relativ kalt und bis auf den Wintermantel, den ich in Hoi An gekauft habe und seither mit mir herumschleppe, haben wir keine wirklich warme Kleidung eingepackt. Mai Chao ist im Grunde aber recht ähnlich. Beide Gebiete leben vom Reisanbau und werden großflächig von ethnischen Minderheiten bewohnt.

    In Sapa leben hauptsächlich Hmong (aber auch andere Gruppen) in Mai Chao sehr viele Tay. Begleitet wurden wir von einer Führerin, die der Mehrheitsbevölkerung angehörte und einem lokalen Führer. Die Führerin kannten wir schon von einer anderen Tour, sie war mit einer anderen Gruppe im selben Homestay, wie wir. Sie war etwas verrückt, machte daraus aber auch keinen hehl. Ihr Englisch war ausnehmend gut, klang aber bei Erklärungen sehr mechanisch. Etwa wie eine Bahnhofsdurchsage: „Ok, guys, we go to the homestay. After going to the homestay we will have dinner in the homestay. Be ready to start walking.“ Allerdings hatte sie noch eine andere etwas ausgeflipptere Seite. Sie machte komische witze, lachte die ganze Zeit, meistens über sich selbst und verteilte Spitznamen an die Gruppe. Ich war „german guy“, Silke war „german girl“, später dann, als sie erfahren hatte, dass ich Vegetarier bin und Tobi heiße, war mein zweiter Spitzname „Tofu“. Silke war dann „Mrs. Tofu“…
    ...so eine Hyperaktivitätssache, denken wir. Sie erzählte uns später, dass sie zum Englisch Üben immer Hannah Montana schaut, was einiges erklärte.
    Mit uns auf der Tour waren noch Florian, der Österreicher vom letzten Mal und eine Familie französischsprachiger Schweizer. Beim Mittagessen saßen wir mit einer sehr lauten australischen Familie zusammen, deren Mutter ein recht strenges Regiment führte. Sie war zwar die lauteste von allen, hatte aber so eine leise, eindringliche Tyrannenmutterstimme, wenn sie mit ihren Kindern sprach. „I‘d like you to chose if you want a softdrink for lunch or for dinner. You can‘t have it both times!“, zischte sie zum Beispiel ihrem etwa 16-jährigen Sohn, kurz vor Beginn des Essens, zu. Auch ist sie immer wieder zum Kindertisch rüber, um für Ruhe zu sorgen und dann wieder laut polternd zu unserem Tisch zurückgekommen. Silke sagt ja immer, dass ruhige Eltern, ruhige Kinder haben. Das gilt dann wohl auch andersrum.
    Unsere erste Aktivität war eine Wanderung über einen Hügel, zum Dorf, in dem wir schlafen sollten. Sie führte uns durch einen Bambuswald. Da die Stämme manchmal sehr eng zusammenstehen, machen sie gelegentlich ein knarrendes Geräusch, wenn der Wind sich in den Blättern verfängt. Am Boden waren manchmal tunnelörmige Netze, an deren Trichterende große Spinnen hockten und auf Beute warteten. Ich habe sie später als Teil der Familie Agelenidae bestimmten können, bin mir da aber nicht so sicher. Trichternetzspinnen kenne ich eigentlich nur aus Australien. Diese hier scheinen auch nicht wirklich giftig zu sein. Ein weiterer schöner Aspekt eines Bambuswaldes ist der Lichteinfall von oben, der alles gleichzeitig dunkel und hell erscheinen lässt.
    Nach etwa einer Stunde kamen wir an eine Lichtung, auf der, mitten im Nirgendwo, plötzlich ein kleiner Bauernhof auftauchte. Bewirtschaftet wurde er von einem alten Ehepaar. In Vietnam ist es so, dass jeder Dorfbewohner ein Anrecht auf ein Stück Land hat, das er bepflanzen kann. Dafür gibt er einen Teil der Ernte ab. Klingt fast ein wenig feudalistisch, ist aber im Detail etwas gerechter, als noch zu Zeiten des Kaisers. Trotzdem reicht es nicht, um die Menschen aus der Armut zu holen. Manchmal kommt es auch zu Problemen, wenn das Dorf größer wird, die Anbaufläche aber limitiert ist. Das ältere Ehepaar hat daher ihrem verheirateten Sohn das Land beim Dorf überlassen und ist auf die Lichtung gezogen. Unsere verrückte Führerin erzählte uns, dass sie dort recht einsam sind, weil sie die meiste Zeit arbeiten und daher keine Zeit hätten, ins Dorf zu gehen, um dort bei ihrer Gemeinschaft zu sein. Das war wirklich interessant, denn auf den ersten Blick machte die Lichtung einen tollen Eindruck. So als habe sich jemand den Traum eines Häuschens im Wilden erfüllen können.

    Unser Homestay war geräumiger als beim letzten Mal und wir hatten nach unserer Ankunft etwas Zeit zum erholen. Silke wurde allerdings von der verrückten Führerin zum Kochen eingeladen... Frühlingsrollen wickeln…
    Ich hatte das Glück, dass ich erst zum Essen wieder aus dem Zimmer gekommen bin, und daher weder zu irgendeiner Tätigkeit, noch zu einem Gespräch „eingeladen“ werden konnte.
    Ich hatte vor einigen Tagen mit der Biografie von Ho Chi Minh von Martin Großheim angefangen, die ich in kürzester Zeit verschlang. Absolut lohnende Lektüre und wirklich kurzweilig. Wichtig wäre vielleicht zu sagen, dass es sich nicht um eine von der vietnamesichen Regierung zugelassene Biografie handelt. Dementsprechend wenig glorifizierend ist sie geschrieben. Sie ist, auf den ersten Eindruck und ohne eine andere Biografie gelesen zu haben, recht fair geschrieben.
    Nach dem Abendessen wurden wir, d.h. Florian, der Familienvater und ich von der Dame des Hauses darum gebeten, die Teller in die Küche zu bringen. Dort warteten schon unser lokaler Guide und einer der Fahrer mit einer Flasche selbstgebrannten Reiswein und recht roten Wangen auf uns. Wir mussten uns nach dem dritten Glas gegen weitere Einschenkversuche wehren. Die Stimmung war aber trotzdem sehr gut. Unser Guide erzählte uns, dass er sehr dankbar sei, nicht mehr nur auf die Feldarbeit angewiesen zu sein und dass sie sich das große Haus nur wegen dieser Arbeit zulegen konnten. Nach einer letzten Runde, die mit einem vietnamesischen Trinkspruch begangen wurde, setzten wir uns zum „Damentisch“ und unterhielten uns noch eine Weile.
    Am nächsten Morgen dann sollten wir eigentlich einen kurzen Spaziergang und im Anschluss eine Radtour machen. Allerdings schien das Unternehmen mit weniger Gästen geplant zu haben, so dass sich unsere Radtour verzögerte und der Spaziergang verlängerte.
    Das war aber gar nicht so schlecht, denn wir erlebten ein paar kleine Highlights. Etwa als wir an einer Grundschule vorbeikamen, die grade Hofpause hatte. Alle Kinder stürmten, nach anfänglicher Skepsis raus, um uns anzuschauen. Von mir und Florian wollten die Jungs immer, dass wir ihnen unsere Muskeln zeigen, dann zeigten sie uns ihren Bizeps. Nachdem einer der Jungs angefangen hatte, so zu tun, als würde er gegen Florian kämpfen wollen und der so getan hatte, als nehme er die Herausforderung an, wurde er auf einmal von etwa 12 Gegnern umzingelt. Sie waren aber, trotz aller Wildheit, wirklich vorsichtig und nett mit ihm.
    Es gab nur ein oder zwei Situationen, die etwas unangenehm waren. So etwa als die Kinder uns an die Taschen gehen wollen. Wohl in der Hoffnung, dass wir etwas für sie hätten. Offenbar, so unser Eindruck, hatten Touristen ihnen Mal Geld zugesteckt und sie hofften natürlich wieder darauf beschenkt zu werden.
    Als die Schweizer, die etwas hinter uns gelaufen waren, eintrafen, kamen die Kinder sogar noch etwas auf ihre Kosten, denn die hatten extra ein paar Schulhefte und Stifte eingekauft, falls sie in eine solche Situation kommen würden. Es hat leider nicht für alle gereicht, aber selbst dann hatte man den Eindruck, als wären die Kinder untereinander nicht missgünstig. Das hat mich wirklich gefreut.

    Kurz darauf sind wir noch über ein paar Reisterassen gelaufen. Mai Chao liegt nämlich auch in den Bergen, auch wenn nicht so hoch wie Sapa. Die Terassen sahen denen der Inka, die wir in Peru gesehen hatten, zum verwechseln ähnlich. Anders allerdings war das komplese Bewässerungssystem, denn Reisanbau verschlingt Unmengen an Wasser.

    Zum Mittagessen haben wir die Stuttgarter nochmal zufällig getroffen und mit ihnen UNO gespielt. Ein wirklich gelungener Abschluss des kleinen Ausflugs.
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  • Day 29

    Hanoi IV

    April 7, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 24 °C

    Zum Ende unseres Vietnamaufenthaltes verbrachten wir nochmal zwei Tage in Hanoi. Den ersten Tag nutzten wir zum Ausschlafen und sind erst gegen Mittag los gegangen. Ich machte in einem Restaurant den Fehler, mir gedämpfte Tapiokaknödel zu bestellen, die etwa die Konstistenz von frischen Schnecken hatten. Ich aß nicht auf, sondern kaufte mir im Anschluss ein paar Chips. Das war bisher das erste Essen in Asien, dass mir nicht geschmeckt hat. Die Quote ist deutlich besser als in Südamerika.

    Eigentlich wollten wir gemeinsam in den botanischen Garten, ich fühlte mich aber irgendwie dröge, so als würde ich krank werden und ging zum Hotel zurück. Mein Tag war recht eintönig. Ich schaute Netflix, zerlegte mein Taschenmesser, um es zu reingen, nähte meine Hose und fing mit dem ersten Buch aus der Expanse-Serie von James A. Corey an.

    Silke kam irgendwann zurück, erzählte das der Botanische Garten seinen Namen nicht verdiene. Wir entspannten noch ein wenig und gingen dann essen. Der Tag war also etwas vertan für mich. Ich bin auch nicht krank geworden. Ich glaube einfach, dass mich das erste Mal so etwas wie Reisemüdigkeit gepackt hatte. Nicht wirklich tragisch. Gehört wohl dazu, wenn man seine Wohnung für so einen langen Zeitraum aufgibt und nur aus Koffern lebt.

    Den letzten Tag in Hanoi nutzten wir produktiver. Gleich am Morgen gingen wir zur Post, um Karten aufzugeben und danach zum Ho Chi Minh Mausoleum. Ich wäre gerne rein gegangen, hatte mich aber, während ich seine Biografie gelesen hatte, dagegen entschieden. Er war ein interessanter und offenbar ganz anständiger Charakter. Vietnam hat seine Unabhängigkeit von der franzöischen Kolonialherrschaft maßgeblich ihm zu verdanken, da er in der Lage war, verfeindete Lager des Widerstandes zu vereinen und so eine breite Front gegen die Franzosen aufzubauen. Zuvor war er unter verschiedensten Identitäten durch Europa und die Welt gereist. Er kombinierte sozialistische Ideen mit konfuzianischen Werten. Er ähnelte damit also ein wenig den Befreiungstheologen Südamerikas, die selbiges mit den christlichen Moralvorstellungen machten. Auch betonte er immer wieder, dass er keine Unterdrückung der Bevölkerung wolle. So hatte er vollkommen, trotz eines politischen Bündnisses, komplett andere Ansichten als etwa Mao Tse Tung, für den es nur logisch war, dass jemand der kein Revolutionär war, beseitigt werden müsse.

    Allerdings, soviel muss gesagt werden, ist er auch nicht immer dann gegen diese eingeschritten, wenn sie geschehen ist. Bei der Landreform in den 50er Jahren, bei der Tausende von Bauern ermordet worden, weil man sie -nicht selten grundlos- zu Großgrundsbesitzern erklärte hatte, schritt er erst nach zwei Jahren effektiv ein. Warum genau lässt sich nicht zweifelsfrei ergründen. Offenbar fehlte ihm schon zu dem Zeitpunkt ein Teil seiner Durchsetzungsmacht, so dass er taktieren musste, was er durchgehen ließ und wo er Einspruch erhob. Immerhin war er da schon Mitte 60 und viele Ämter waren mit Personen besetzt, die ihm kritisch gegenüberstanden, zumal er sich im sino-sowjetischen Konflikt sehr zurückhielt und immer wieder auf Einigkeit behaarte.
    Allgemein waren seine letzten Lebensjahre von dem Widerspruch zwischen dem Symbol, das er für die Bevölkerung darstellte und seiner tatsächlichen Macht, die zuletzt kaum noch vorhanden war, geprägt.
    Während von deutschen Studenten aus Protest gegen den Vietnamkrieg also „Ho, Ho, Ho Chi Minh“ gerufen wurde, war er schon längst nur noch ein symbolischer Vertreter seines Landes. Dies ging soweit, dass man hinter seinem Rücken seine Einbalsamierung plante, obwohl er in seinem Testament festgelegt hatte, dass er verbrannt und seine Asche über Nord-, Zentral- und Südvietnam verteilt werden solle.
    Ich verzichtete also darauf, mich seine „Mumie“ anzuschauen. Silke war das von Vornherein nicht so wichtig gewesen. Den Tag verbrachten wir also im Ho Chi Minh Museum und dem Präsidentenpalast, wo wir uns sein Haus anschauen konnten, das er im Garten hat aufstellen lassen.
    Es war klein und auf Pfählen errichtet. Es hatte lediglich zwei Zimmer und eine Art Terasse unterhalb der Pfahlkonstruktion. Nur bei Luftangriffen schlief er nicht hier. Seine, wohl recht autentische, Devise war es, dass kein Beamter das Geld des Volkes verschwenden solle.
    Aus diesem Grunde hatte er sich auch eine große Trauerfeier testamentarisch verbeten, die natürlich trotzdem abgehalten wurde.

    Gerne hätten wir uns auch noch einen Teil des Gartens angeschaut, in dem er Gäste empfangen und Frühsport gemacht hat. Wir hatten allerdings übersehen, dass man sich nur in eine Richtung bewegen durfte und wurden von netten vietnamesichen Beamten daran gehindert, wieder zurückzugehen. Wenn man mich fragt, hätte man bei denen mit dem Geldsparen anfangen und sie für etwas sinnvolleres einsetzen können, aber sei‘s drum...

    Schon am nächten Tag sollten wir unser nächstes Ziel, Laos, erreichen.
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  • Day 32

    Luang Prabang

    April 10, 2017 in Laos ⋅ ⛅ 34 °C

    Der Flug nach Luang Prabang war erstaunlich kurz und das Flugzeug erstaunlich klein. Zwei Propeller und vielleicht Platz für 70 Reisende. Ursprünglich hatten wir ja beschlossen, keine Inlands- bzw. Kurzstreckenflüge zu machen, haben uns dann aber umentschieden, als wir vom „Bus from Hell“ von Vietnam nach Laos gelesen haben: 24 Stunden in einer Art Liegebus, bei dem man im schlimmsten Fall nur einen Platz unter der Liege, also ohne Fenster und Tageslicht, bekommt.

    Wir landeten auf einem ebenso erstaunlich kleinen Flugplatz mit wirklich netten Grenzbeamten. Welchen, die lächeln und einem einen schönen Tag wünschen. Einige Menschen behaupten, dass Laoten sogar generell freundlicher sind als Vietnamesen. Wir können das zwar so nicht bestätigen, aber alleine die Einwohnerdichte ist schon ein Zeichen dafür, dass es in Laos etwas entspannter zugeht. Während Vietnam 282 Einwohner pro km² hat, liegt Laos grade einmal bei 29 Einwohnern pro km². Ein nicht unerheblicher Teil des Landes ist noch mit Primärwald bewachsen, wobei in den letzten Jahren massiv abgeholzt wurde. Dies liegt vor allem daran, dass Laos nicht viel Wirtschaftskraft besitzt. Die Preise sind hier, bei einem wirklich niedrigen mittleren Einkommen, verhältnismäßig hoch, weil die meisten Güter importiert werden müssen. Da wenige Exportgüter vorliegen besann man sich auf Holz und Kaffee, der auf den freigewordenen Flächen angebaut wird. Die meisten Laoten leben von der Landwirtschaft und hier auch im wesentlichen nur zur Deckung des Eigenbefarfs. Kaum größere Konzerne sind im Land vertreten.
    Demtentsprechend kann man sich vorstellen, wie langsam es im Lande zugeht. Es gibt wenig hektik und ein verhältnismäßig ruhiges Leben, was zu der offenen und freundlichen Atmosphäre beiträgt.

    Wenn man bedenkt, dass Laos ein Land mit einer Lebenserwartung von nur 54 Jahren ist, das Jahreseinkommen pro Kopf unter 1000 Dollar liegt und das gesamte Land voll von Blindgängern ist, die in den 1970er Jahren durch die Amerikaner abgeworfen wurden, wirken die Menschen hier erstaunlich glücklich.

    Laos stellt sogar das am stärksten bombardierte Land der Erde dar. Etwa 2,5 Tonnen pro Einwohner fielen während dieser Zeit. Manchmal sieht man die alten Bombenhüllen, der entschärften Blindgänger als Einrichungsgegenstände oder als Baumaterial wieder:
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/kriegssch…

    In Luang Prabang merkt man von alldem nichts. Das Zentrum ist klein und beschaulich. Der Straßenverkehr ist ruhig, niemand benutzt die Hupe und überall laufen Mönche in orangen Kutten herum. Über 30 Tempel sind in der Stadt zu finden, darüber hinaus kann auch der sehr bescheidene frühere Kaiserpalast besichtigt werden. Jeden morgen wandern die Mönche durch die Straßen und sammeln Opfergaben ein, die ihnen von den Anwohnern gereicht werden. Einiges davon behalten sie selbst, anders wird an bettelnde Kinder weitergegeben.

    Ich bin am letzten Tag unseres Aufenthaltes extra früh aufgestanden, um mir die Prozession anzuschauen und war ein wenig entsetzt über die Touristen, die bis auf einen Meter an die Mönche herangegangen sind, um Großaufnahmen von ihnen zu machen. Grade einmal 3 Minuten habe ich mir das angetan, mich etwas fremdgeschämt und mich dann nochmal für eine Stunde ins Bett gelegt. Natürlich haben wir auch einige der Tempel, die Vat genannt werden, besucht. Hier leben die Mönche zwar noch auf eine sehr einfache Weise, dabei verschließen sie sich aber nicht vollkommen der Moderne. Oft sieht man sie mit ihren Handys Nachrichten schreiben oder in Geschäften einkaufen. Das liegt vielleicht auch daran, dass die wenigsten Mönche dauerhaft Mönche bleiben. Fast jeder laotische Mann war für eine kurze Zeit seines Lebens in einem Kloster. Es gilt hier als ein Bestandteil des Erwachsenwerdens.

    Wir sahen auch den Mekong wieder, von dem wir uns in Südvietnam verabschiedet hatten. Den Rest unserer Reise wird uns dieser etwas schmuddelige Fluss, der aus Tibet kommt und sich ins südchinesische Meer entwässert begleiten. So versuchten wir jeden Tag am Fluss zu essen und haben an einem Tag eine Fahrt zur „Buddha-Cave“ gemacht. Die beiden Höhlen sind nicht sonderlich spektakulär, aber interessant. Sie sind mit zahlreichen kleinen und großen Buddhastatuen gefüllt, teilweise noch in Folie verpackt. Dem Brauch nach bringt es Unglück Abbilder von Buddha wegzuschmeißen und so musste ein Ort für die Altlasten gefunden werden.

    An einem anderen Tag haben wir uns einen Roller gemietet, um zu einem der Wasserfälle in der Umgebung fahren zu können. Das war natürlich ein wenig aufregend, denn Laos hat eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt und keinen Versicherungsschutz für den Rollermieter. Es gilt der einfache Grundsatz, dass der Ausländer im Falle eines Unfalls den kompletten Schaden zahlt, wenn er nicht grade tödlich verunglückt ist, weil kein Krankenhaus zur Verfügung stand.
    Allerdings war der Verkehr sehr ruhig und gut überschaubar, so dass wir schon schnell beruhigt fahren konnten.

    Wir hatten Glück, dass wir schon früh zum Wasserfall gefahren waren, denn um die Mittagszeit war er voll von anderen Besuchern, so dass es keinen Spaß mehr machte, sich dort aufzuhalten.
    Einen Besuch ist er trotzdem wert, denn er gehört zu den schönsten Wasserfällen, die wir bisher gesehen haben, was auch an dem bläulich-kristallfarbenen Wasser liegt, dass seine Färbung durch bestimmte Minerale erhält.
    Dem Wasserfall gleich angeschlossen ist ein Shelter für Bären, die vor Wilderern gerettet wurden. Die Bären werden vor allem zu zwei Zwecken gefangen. Zum einen werden ihre Tatzen manchmal zum Bestandteil von Mahlzeiten gemacht und zum anderen gilt ihre Galle als wirkungsvolles Heilmitteln in der traditionellen chinesischen Medizin. Die Bären werden für die Gewinnung in kleine Käfige gesperrt und kontiineenuierlich über einen Katheter „gemolken“.
    Das Shelter bietet den mehrheitlich verhaltensgestörten Bären ein neues Zuhause und setzt sich daneben gegen Wilderei und für den Erhalt der natürlichen Habitate ein.
    Besonders schön war es, den Bären beim Spielen zuzuschauen. Sie waren dabei unheimlich vorsichtig und sozial zueinander. Einer von ihnen hatte nur noch zwei Vorderbeine und sein Kontrahent beim Spaßkampf hat diesen Vorteil nicht ausgenutzt. Er hat stattdessen auch nur eine Tatze eingesetzt. Für mich ist das ein wirklich herausragendes Zeichen für die Intelligenz und Empathiefähigkeit dieser Tiere.

    Wir haben uns auch relativ intensiv mit den Elefantensheltern hier beschäftigt, denn Laos gilt als „Land der Elefanten“. Schön wäre es gewesen, einem der berühmten Dickhäuter nahe zu kommen. Schnell aber haben wir von der Idee abgelassen. Elefanten haben ein sehr dominanzbasiertes Sozialleben. Die Vorherrschaft in der Herde wird erkämpft und ein Mensch ist ein potentieller Konkurrent. Dementsprechend ist es eigentlich nur möglich, einen Elefanten mit Menschen vertraut zu machen, indem man ihm körperliche Schmerzen bereitet, um seinen Willen zu brechen. Dies wird mit dem sogenannten Elefantenhaken gemacht, der in empfindliche Körperteile gestoßen wird, um dem Elefanten aufzuzeigen, wer in der Machtposition ist.
    Bei den richtigen Sheltern ist es zwar so, dass nur Elefanten aufgenommen werden, die vorher illegal als Arbeitstiere eingesetzt wurden, um ihnen einen guten Lebensabend zu ermöglichen. Der Elefantenhaken wird dennoch auch hier von den Mahoud eingesetzt. Nur ein Shelter in Nordthailand kommt wohl ohne ihn aus. Zudem werden die Elefanten dort auch nicht geritten angefasst, sondern nur aus einer sicheren Entfernung bewundert. In Laos wird statt dieser tierfreundlichen Maßnahmen, den wirtschaftlichen Situation des Landes entsprechend, deutlich mehr angeboten. Neben dem Reiten der Tiere, können sie beim Baden begleitet werden und sogar einen Mahoud-Kurs für den gelangweilten Westtouristen, der sich mal wie im Dschungelbuch fühlen möchte, wird angeboten.

    Übrigens gibt es auch bei uns aktuell die Debatte zum Elefantenhaken, um mal einzugestehen, dass nicht nur die „unzivilsierten Laoten“ manchmal Blödsinn machen, sondern Blödsinn-Machen ganz kulturunabhängig sein kann:
    https://www.welt.de/vermischtes/article16374166…

    Die ruhigen Tage hier haben wir, nach der ereignisreichen Zeit in Vietnam, sehr genossen. Wir freuen uns aber schon auf unseren nächsten Stopp, bei dem wir hoffentlich mal wieder etwas abenteurliches anstellen können...
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  • Day 36

    Vangvieng

    April 14, 2017 in Laos ⋅ ☀️ 29 °C

    Von Luang Prabangaus mussten wir für einige Stunden nach Süden in Richtung Vangvieng fahren. Nach der ersten Stunde quoll allerdings weißer Rauch unter unserer Motorhaube hervor, so dass wir alle aussteigen mussten. Nachdem unser Fahrer seinen gesamtem Trinkwasservorrat zum Kühlen des Motors verwendet hatte, ohne das Problem beheben zu können, wurde ein neuer Wagen angefordert, mit dem wir dann ohne Probleme ans Ziel gelangten.
    Er fuhr etwas ruppiger, als der Fahrer zuvor, vermutlich, um die Verspätung auszugleichen. Da wir aber, im Gegensatz zu der Zeit in Südamerika, keine Steilhänge neben uns hatten, war das kein wirklich großes Problem.

    Wir kamen an einem Busbahnhof an, der außerhalb von Vangvieng lag, so dass wir unsere Hauswirtin anrufen mussten, damit sie uns abholt. Das Angebot eines Tuctuc-Fahrers uns für 8 Euro hinzufahren, haben wir abgelehnt. Zwei Wochen später sollte ich rausfinden, was das Telefonat mich gekostet hat. Wir hätten auch das Tuctuc nehmen können…

    Nouth, unsere Gastgeberin, holte uns mit einem etwas vermüllten Großraumwagen ab. Sie selbst hatte einen leichten Hippieeinschlag, trug Pumphosen und hielt unheimlich viele Tiere auf ihrem Gelände. Darunter ein sehr liebenswerter Mischlingshund, der total verlaust aussah, aber eine sehr gute Seele hatte. Neben zwei weiteren Hunden und eine Riesenzahl von Enten, waren da auch zwei Katzen, die seltsam kurze Schwänze hatten, die auch einen Knick hatten. Wir wussten ja inzwischen, dass Südostasiaten einen sehr „praktischen“ Umgang mit Tieren hatten und fragten uns bereits, ob man den Katzen hier die Schwänze aus irgendwelchen merkwürdigen Gründen vielleicht abschneiden würde… Zumal das kupieren der schwänze bestimmter Hunderassen ja auch heute och in vielen Ländern Usus ist. Als wir allerdings „Katzen, Laos, Schwanz“ bei Google eingegeben haben, waren wir beruhigt zu erfahren, dass es sich um einen hier sehr verbreitetn Gendefekt handelt: http://m.tierwelt.ch/?rub=4485&id=41152

    Wir hatten uns in Vangvieng besonders auf die Ballonfahrt über den Ort gefreut. Die Landschaft sah ähnlich aus, wie in Ninh Binh, war also voller Kegelkarstfelsen und grün bewachsen. Wir buchten auch gleich eine Fahrt, wurden dann aber von einem Gewitter überrascht, dass den Start verhinderte. Ich hatte nie darauf geachtet, was eigentlich passiert, wenn ein Gewitter aufkommt. Da wir aber ja gerne fliegen wollten, waren wir unheimlich feinfühlig für jede Veränderung, die uns den Start hätte vermiesen konnte. So habe ich hier wohl das erste Mal bewusst gespürt, wie stark der Wind, noch bevor es anfängt zu regnen, wird. Oder auch wie subtil die Veränderungen des Lichtes sein können. Insofern war das, trotz eines verschobenen Starts, schon eine interessante Erfahrung. Ich kam mir auch noch nie so sehr, wie ein weltfremdes Stadtkind vor :-)

    Wir verschoben den Flug auf einen anderen Tag und verbrachten den Abend bei strömendem Regen in Nouths Bar und beschäftigten uns mit dem netten Hund. Das Gewitter war wohl das intensivste, das wir je erlebt hatten. Die Blitze durchzogen den ganzen Himmer und verästelten sich dutzendfach. Nach einer Zeit fiel auch der Strom aus, so dass wir den Rest des Abends nur mit Kerzenschein verbringen konnten und früh ins Bett gingen. Wir wurden dann irgendwann wach, als die Ventilatoren und das Zimmerlicht wieder angingen.

    Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour gebucht. Vangvieng selbst war kein schöner Ort. Er liegt aber mitten in der schönsten Natur. Berge, ein großer Fluss, Urwälder, alles vorhanden. Aus diesem Grunde ist hier ein Zentrum für Eventtourismus entstanden.
    Noch vor einigen Jahren war das Hauptkonzept des Ortes, dass Touristen sich in großen aufgepumpten Autoreifen den Fluss unter treiben ließen und an den kleinen improvisierten Bars am Ufer einkehrten, wo Alkohol in Eimern und sogenannte Happy-Menues serviert wurden. Happy kann in Südostasien zwei Bedeutungen haben: Sex oder Drogen. In diesem Falle ging es um letzteres.
    Das Konzept funktionierte einige Jahre sehr gut und machte Vangvieng zu einem kleinen Hotspot im Nirgendwo. Nachdem aber pro Jahr wiedeholt Dutzende von Touristen gestorben waren, weil sie betrunken in ihren Autoreifen unterwegs gewesen sind, schob die Regierung dem Ganzen einen Riegel vor und Verbot den Bars am Ufer. Heute gibt es noch vereinzelt Orte, an denen „Happy-Sachen“ zu haben sind. Das ganz große Geschäft ist aber vorbei. Stattdessen wird die Natur deutlich mehr genutzt, um die Falang bei Laune zu halten.

    Wir hatten uns erst für eine Zipline-Tour, einer Art schnellen Seilbahnfahrt durch die Baumkronen und einer Tubing-Tour in einer der Höhlen angemeldet.
    Schon früh morgens waren die Guides irritiert darüber, dass wir in die Höhle wollen und wir waren schon fest davon überzeugt, dass wir da Blödsinn ausgesucht hatten, blieben aber bei unserer Entscheidung. Wir sollten später auch die einzigen in der Höhle sein…

    Zuerst aber, ging es zum Ziplining, dass wir eigentlich schon in Südamerika ausprobiert haben wollten. Wir waren eine gigantische Gruppe, wurden aber durch auffallend professionelle Guides sehr zügig durch die Anlage begleitet, so dass kaum Wartezeiten entstanden. Man trägt einen Klettergurt, an dem ein Schlitten und Sicherungshaken befestigt sind. Sind die Sicherungshaken erst einmal im System, besteht eigentlich kein Risiko mehr von den Plattformen zu fallen. An jeder Station wird der Schlitten dann auf das Laufseil gesetzt, dass man in folgedessen entlang fahren kann. So sieht das Ganze dann aus:
    https://www.youtube.com/watch?v=ubwZAtkz_C0
    Zum Vergleich, hier einmal die schnellste Zipline der Welt in Wales:
    https://www.youtube.com/watch?v=35D7rpxjeqo

    Nach dem Ziplining und dem Mittagessen sind wir dann zu unserer Höhle gefahren, begleitet. Wir mussten zuerst mit einem der Tubes ins Wasser und uns dann an einem Seil durch den Höhleneingang ziehen, in den der kleine Fluss hineinführte. Danach ging es über eine Leiter ins Innere. Die Höhle hat während des Bombardements der Amerikaner als Versteck für die Dorfbewohner aus der Umgebung gedient. Sie sollen sogar mehrere Monate dort verbracht haben. Die Wände waren voll mit Handabdrücken und man war zuerst geneigt zu glauben, dass es sich um Kunst zur Verschönerung der Umgebung während dieser schweren Zeit gehandelt hat. Der Guide enttäuschte uns da aber. Die Abdrücke sind von Touristen, die während der Regenzeit in die Höhle kommen, die dann voller Matsch ist…

    In der Höhle selbst fühlte man sich wie auf der Oberfläche eines anderen Planeten. Nichts schien dort zu leben. Aber selbst hier hatte das „Leben einen Weg [gefunden]“. Silke entdeckte eine handflächengroße, wunderschöne Spinne an der Wand und ich sah eine blinde Grille, die zwar nur einen Zentimenter lang war, aber Fühler hatte, die dem Zehnfachen ihrer Körperlänge entsprachen und die sie rhythmisch, wie einen Bildenstock hin und her schwang.
    Für diejenigen, die Insekten nichts abgewinnen können, halten sich auch Fledermäuse in der Nähe der Ausgänge bereit. Wir hatten also einen sehr gelungenen Tag und freuten uns schon auf unseren Ballonflug am nächsten Morgen, den wir direkt vor unserer Abreise machen wollten.

    Wir schliefen beide schlecht in der Angst zu verschlafen und standen überpünktlich auf. Nouth brachte uns um 6 zur Brücke, wo wir abgeholt werden sollten. Wir standen eine Weile herum, es wurde immer später und später und wir wurden zunehmend unruhiger.

    Ein Ladenbesitzer erkundigte sich nach uns, stellte uns zwei Klappstühle raus und telefonierte dann wie wild herum, um den Veranstalter des Ballonflugs ans Telefon zu bekommen. Dann sahen wir einen Ballon aufsteigen und ärgerten uns schon, bis der Ladenbesitzer uns sagte, dass es insgesamt 3 Ballons gäbe, was uns wieder beruhigte. Als dann Ballon Nummer 2 und Ballon Nummer 3 auch aufgestiegen waren, zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern.

    Endlich kam der Fahrer, der uns nicht abgeholt hatte, mit seinem Tuctuc an und erzählte uns, dass er gewartet hätte, wir aber nicht da gewesen seien. Das war natürlich Blödsinn, aber ändern konnten wir nicht mehr viel. Er bot uns aber an, dass der Ballon mit uns nochmal aufsteigt, wenn wir direkt mit ihm zum Landeplatz fahren würden.

    Wir holperten also über Feld und Wiesen, wurden plötzlich von einem vollbesetzten Pickup überholt, auf dem Männer mit Sturmmasken saßen. Das machte einen unheimlichen Eindruck. Sie waren aber lediglich die Bodencrew, zum Abseilen des Ballons. Als wir ihn erreichten, wurde uns leider vom Piloten mitgeteilt, dass der Wind zu stark sei und er deswegen nicht mehr aufsteigen könne…

    Wir fuhren also zu Nouth zurück, die selbst so geknickt wirkte, wie wir uns fühlten und frühstückten in Ruhe. Da wir noch am selben Tag weiterfahren würden, konnten wir die Fahrt nicht mehr an einem anderen Tag nachholen, was schade war. Wir suchten aber, um die Stimmung zu retten, einen Ballon in Kambodscha raus, mit dem wir über Siem Reap fliegen wollten...
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  • Day 37

    Vientiane

    April 15, 2017 in Laos ⋅ 🌫 24 °C

    Die Fahrt nach Vientiane verlief ungemein ruhig. Die Straßen in Laos sind nicht die besten, dafür aber die meiste Zeit leer. Zwar fahren viele Motorräder umher, aber kaum Autos. Ab und zu sieht man mal einen LKW. Da die Zugverbindungen des Landes quasi nicht existent sind und das Land vom Import lebt, muss zwar alles irgendwie transportiert werden, davon merkt man aber auf den Straßen kaum etwas.

    Als wir aber die Stadtgrenze von Vientiane erreichen, steckten wir auf einmal im Stau. Überall um uns herum waren Pickups, auf deren Ladeflächen ganze Horden von Menschen saßen. Auf den meisten befand sich zudem ein riesengroßer Bottich mit Wasser, das mit Messbechern und Töpfen ausgeschöpft und für Wasserschlachten benutzt wurde. „Pi Mai“, in Thailand „Songkran“ ganannt und gemeinsam als „Wasserfest“ übersetzt, befand sich im vollen Gange.
    Pi Mai ist das größte Fest in Laos und ist die laotische Version der Neujahrsfeierlichkeiten. Ursprünglich war das Fest ein rein religöses. Man besuchte Tempel, machte Opfergaben und bespritzte Buddhastatuen vorsichtig mit Wasser. Dies stand für die Reinwaschung von Sünden und zur Abwehr von Pech. Menschen, die von ihren Heimatorten weggezogen waren, nutzten diese Tage, um nach Hause zu kommen.

    Dann kam die Moderne und verwandelte Pi Mai in eine große Party, die auch am Ballermann stattfinden könnte. Vor den Häusern der Stadt waren große Musikanlagen aufgebaut, die laute Elektromusik spielten. Große Plantschbecken voller Bierdosen gehören ebenso dazu, wie Wasserschläuche, um vorbeigehenden Passanten die begangenen Sünden vom Leib zu waschen.
    Wir hassten es…

    https://www.youtube.com/watch?v=N2xTAqCNSTk

    Während sich unser Bus so durch die Stadt quälte, konnten wir einen guten Eindruck von den Dimensionen der Feierlichkeiten gewinnen und wir waren uns noch nicht sicher, wie wir es schaffen sollten, halbwegs trocken zu unserem Hotel zu kommen. Als der Bus endlich in einer Seitenstraße anhielt, sahen wir, dass auch unsere Reisegenossen die selben Gedanken gehabt haben müssen. Alle waren eifrig damit beschäftigt ihre Rucksäcke in die Regenhüllen zu packen und Handys und Geldbören in Plastikfolie zu wickeln. Dazwischen liefen die Tuctuc-Fahrer herum und nutzten die hektische Stimmung dazu, Fahrten zu zu hohen Preisen anzubieten.

    Auch wir einigten uns auf einen Betrag für die Fahrt zu unserem Hotel. Wir wussten nicht wo wir waren, denn mein Handy lädt wegen der laotischen Zeichen keine Karten herunter und besteht auf eine Onlineverbindung. Insofern hätte er ohnehin jeden Preis verlangen können. Wir fuhren mitten durch die feiernden Massen, nur geschützt von LKW-Planen, die an den Seiten der Passagierbänken heruntergelassen wurden. Auch packte er das Tuctuc immer voller und teilte sich seinen Frontsitz irgendwann sogar mit zwei Personen, was ziemlich gewagt ausgesehen haben muss, denn ein Tuctuc fährt vorne nur auf einem Rad und hat einen Mofasitz. Wir waren allerdings schneller da als erwartet und waren sogar verhältnismäßig trocken geblieben. Eine Tag später stellten wir fest, dass der Halteplatz des Busses am Ende der Straße lag, in der sich unser Hotel befand. Wir brauchten etwa 5 Minuten zu Fuß für den Weg.

    Den Nachmittag verbrachten wir im Hotel und überlegten, ob wir die Feier auf irgendeine Weise vielleicht doch mögen konnten. Wir stellten dabei fest, dass wir ziemlich spießig geworden sind. Laos ist ein wirklich armes Land und viele der Menschen verzichten auf viel Luxus, der für uns selbstverständlich ist. Wenn sie also ein paar Tage ausgelassen feiern konnten, war das gut. Wir einigten uns also darauf, dass wir den Leuten ihren Spaß vollends gönnten, aber selbst wenig Lust auf nass werden und Technomusik hatten. Trotzdem mussten wir am Abend nochmal raus, wir hatten ja noch nichts gegessen. Wir schafften es natürlich nicht nicht nass zu werden und Silke wurde sogar mit sowas wie Schuhcreme im Gesicht angemalt. Es war ok, aber wir entschlossen uns, nicht noch, wie eigentlich geplant die nächste Nacht in der Hauptstadt zu verbringen, sondern den Nachtbus nach Pakse zu nehmen, trotz bereits bezahltem Hotelzimmer.
    Der Rezeptionist am nächsten Tag war untröstlich, dass er niemanden in der Reiseagentur erreichte. Es sei Neujahr und da sei alles geschlossen. Nur direkt am Busbahnhof könnten wir Tickets kaufen. Der Bahnhof allerdings, lag etwas außerhalb, so dass wir mit einem Tuctuc dahin fahren mussten.

    Die Fahrt selbst war das erste gemütliche, was wir in Vientiane so gemacht haben. Die Stadt selbst ist nicht wirklich schön. Es gibt sie zwar schon recht lange und sie war die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs, als sich aber der König gegen die Oberherrschaft der Siamesen wehrte und den Kampf verlor, wurde er hingerichtet und die Stadt zerstört. Die Bewohner wurden auf die andere Seite des Mekong, auf der heute Thailand liegt umgesiedelt. Ihre Nachfahren stellen eine der Minderheiten Thailands dar.
    Als die Fransosen später „Französisch-Indochina“ kolonisierten, traten die Thailänder das Gebiet an sie ab. Zwar wurde die Region allmählich wieder besiedelt, die Hauptinvestitionen derEs Kolonialherren, geschahen aber in Vietnam, so dass Vientiane zunächst nicht zu seiner urprünglichen Bedeutung zurückfand. Erst als die kommunistische Partei die Führung des Landes nach dem Vietnamkrieg übernahm, wurde Vientiane als Hauptstadt wiederbelebt.
    Es befinden sich also keine wirklichen alten Gebäude, mit Ausnahme einige Tempel, die die Siamesen aus Respekt vor Buddha hatten stehen lassen, in der Stadt. Zwischen den kleinen Häusern der Einwohner tauchen immer mal wieder Prunkbauten auf, die unter anderem Museen beherbergen. Diese konnten wir aber nicht besuchen, weil sie geschlossen waren.

    Nachdem wir die Tickets für den Abend gekauft hatten, besuchten wir noch ein paar kleine Orte in der Stadt, unter anderem das Siegestor „Patuxai“ und That Dam, eine alte verfallene Stupa, in der eine gigantische 7-köpfige Schlange leben soll, die die Stadt beschützt. Dann gingen wir ins Hotel zurück und lasen bis zum Abend.

    Ich hatte mit dem Rezeptionisten ausgemacht, dass ein Taxi um 6 kommen würde, um uns abzuholen. Wir mussten um halb 8 am Bahnhof sein, rechneten mit einer halben Stunde fahrt und hatten sicherheitshalber eine Stunde Reserver eingeplant, weil die Stadt so voll war.
    Als um 6 keiner da war, warteten wir eine Viertelstunde und fragten, er versuchte den Taxifahrer anzurufen und verwies uns darauf, dass er gleich kommen würde. Um halb 7 das selbe. Er sprach kaum Englisch und machte uns mit seiner freundlichen, aber hilflosen Art wahnsinnig. Um Viertel vor sagten wir ihm dann, dass wir eine genaue Auskunft bräuchten. Er sagte 5 Minuten, die auf Nachfrage zu 10 Minuten und auf nochmalige Nachfrage zu einer Viertelstunde wurden. Der arme Kerl hätte mir fast leid getan, immerhin versuchte er ganz gemäß seiner kulturellen Prägung freundlich und hilfsbereit zu sein, obwohl er im Grunde hätte sagen müssen, dass er für nichts garantieren kann. Wir bedanken uns bei ihm und sagten ihm um kurz vor 7, dass er das Taxi abbestellen könnte. Wir rannten dann mit unserem Gepäck die Straße runter, bis wir zu dem Platz kamen, auf dem der Bus uns am Vortag rausgelassen hatte. Es war aber weit und breit kein Tuctuc zu sehen. Ich war etwas weiter vorne und sah, als ich mich nach ihr umdrehte, wie Silke mit zurückwinkte. Sie hatte unseren Taxifahrer gefunden, der offebar wirklich schon fast beim Hotel gewesen war. Als er uns fragte, wann wir da sein müssten und wir mit „8“ antworteten, runzelte er nur die Stirn und sagte, dass wir das nicht schaffen. Wir würden wegen der Feier mindestens eine Stunde nur für den Weg brauchen… Wir waren kurz davor, wieder ins Hotel zu gehen, das Zimmer war ja bezahlt, entschlossen uns dann aber dazu, es noch zu versuchen.

    Der Taxifahrer gab sich alle Mühe und vermutlich war die Fahrt auch die gefährlichste, die wir bisher in Asien erlebt haben, denn er fuhr in Hochgeschwindigket über Seitenstraßen und hupte kontinuierlich, um alle in der Umgebung vor ihm zu warnen. Wir disktieren sogar, ob wir was sagen sollten, damit er langsamer wird, waren dann aber plötzlich aus der Innenstadt heraus und auf einer der Hauptstraßen, so dass das nicht mehr nötig war.

    Als wir am Bahnhof ankamen hatten wir sogar noch 10 Minuten Zeit. Und wir hatten Glück mit dem Bus. Es war einer der besseren. Gut in Schuss und ohne äußerliche Mängel, ganz im Gegensatz zu dem Bus gegenüber von uns, der mit einem gigantischen Loch in der Windschutzscheibee ausgestattet war, das den Fahrer zwang, seinen Kopf auf Höhe des Lenkrads zu halten, um überhaupt herausschauen zu können.

    Die Schlafbusse waren so aufgebaut, wie man sich ein Raumschiff vorstellt. Zwei Etagen und auf jeder ein langer Mittelgang, zu dessen Seiten je eine Art Doppelbett lag. Hatte man Pech und reiste allein schlief man dort mit einem Unbekannten. Mann lag auf Matratzen, die mit Plastikwänden abgetrennt waren. Anschnallgurte gab es nicht und jedes Mal, wenn der Bus bremste, hatte ich Angst, dass er irgendwo gegenfuhr und ich mit den Füßen voran in die Trennwand rutschen würde.
    Ansonsten war die Nacht aber erholsam und schon bald sollten wir ganz im Süden von Laos sein…
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  • Day 41

    Pakse

    April 19, 2017 in Laos ⋅ ⛅ 7 °C

    Wir erreichten Pakse am Morgen und wurden gleich wieder von zahlreichen Tuctuc-Fahrern überfallen. Dieses Mal gelang es uns, uns etwas Zeit zu erbitten, unser Gepäck abzuholen und uns ersteinmal Gedanken zu machen, was-wann-wie-wo.
    Das ist immer ein kleiner Kampf, denn immerhin wollen sie Geld verdienen. Fair enough… aber sobald man einmal nett, aber deutlich gesagt hat, dass man „a moment“ braucht, bekommt man ihn auch. Man kann auf diese Weise bares Geld sparen, da man sich, wenn man sich erstmal gesammelt hat, nicht so leicht zu irgendeiner Sache überreden lässt.

    In einem kleinen Mini-Van wurden wir dann zu unserem Hotel gebracht, dass eine kleine Gartenanlage in einer ansonsten eher ärmlichen Siedlung war. Auf den Bildern war der Garten auch Sommergrün, als wir ankamen war er eher sonnenverbrandgelb. Dafür hatte man hier wirklich einen kleinen Ruhepol gefunden. Pi Mai lief noch, aber ohne uns…
    Unsere Gastgeberin machte auch in allereile ein Frühstück und unser Zimmer fertig, so dass wir uns dort noch vor dem offiziellen Check-In ausruhen konnten. Ansonsten haben wir an dem Tag nicht viel von ihr mitbekommen. Sie hatte uns am Morgen gefragt, ob sie uns auf dem Gelände alleine lassen könne, weil sie mit ihrer Familie zum Wasserfall für das Neujahrsfest gehen wollte. Wir haben natürlich zugestimmt. Nur ihr Angebot uns unser Mittagessen schon um 10 Uhr zu machen, damit wir etwas Essen können, bevor sie fährt, haben wir abgelehnt. Stattdessen haben wir am Nachmittag einen Spaziergang gemacht und uns Chips gekauft, die uns, zusammen mit dem Obst, dass unsere Gastgeberin uns hingestellt hatte, über den Tag gebracht haben. Ansonsten passierte am ersten Tag nichts. Wir schliefen viel, lasen und ich schrieb ein wenig an einigen der Berichte.

    Am nächsten Tag hörten wir, nachdem wir vom Frühstück kamen, und die Klimaanlage wieder anmachten, ein komisches Geräusch, das so klang, als sei ein Blatt im Ventilator verfangen. Plötzlich klatschte einer der kleinen Geckos auf den Fliesenboden unter ihr. Einige Sekunden später folgte der Schwanz. Das Tier zuckte nur noch kaum merklich, während der Schwanz sich, bereits vom Körper getrennt, noch wand, wie ein Regenwurm. Der Gecko sah sehr mitgenommen aus. Vermutlich hat ihn der Ventilator überrascht und ihm einige Knochen gebrochen und ihn großflächig an der Haut verletzt. Ich fühlte mich verpflichtet, sein Leiden abzukürzen und schnitt ihm mit dem Taschenmesser den Kopf ab, in der Hoffnung, dass es damit vorbei wäre. Stattdessen wendete er seine Augen zu mir, zumindest machte es den Eindruck auf mich, und züngelte nochmal, wie eine Schlange wirkend. Das war wirklich irritierend.
    Ich hoffe ja, dass das lediglich letzte Reflexe waren, ähnlich wie die Bewegungen des Schwanzes. Ich frage mich, ob der Schwanz sich sogar extra so stark bewegt, nachdem die Echse ihn abgeworfen hat, damit er einen Angreifer ablenkt?

    Im Anschluss mieten wir einen Motorroller, wieder zu den selben für Ausländer eher unvorteilhaften Konditionen, um einer alten Tempelanlage in der Gegend zu fahren. Der Wat Phou ist ein alter Khmer-Hindu-Tempel, ganz in der Nähe von Pakse. Er hat sogar eine Straße, die ihn mit Angkor Wat verbindet, das wir uns in Kambodscha anschauen werden. Die Tempel zeugen davon, dass die alten Kulturen ganz andere Grenzzeichnungen hatten, als sie heute bestehen.
    Wat Phou ist weitestgehend verfallen, wird aber mit Geldern der UNESCO und der Unterstützung Indiens restauriert und ist ein gerne besuchter Ort in der Gegend. Kommt man an, wird man für etwa 500 Meter in einem etwas albernen Golfcar an zwei großen künstlichen Seen vorbeigefahren und muss dann durch Wurzelwerk verschobene, steile Treppen hinaufsteigen, um zur eigentlichen Anlage zu kommen. Hier erwarten einen das kleine Hauptgebäude mit dem großen Buddha, ein angeblicher Fußabdruck Buddhas und kleinere Schreine, wie der Elefant und das Krokodil.
    Fast am schönsten ist aber der Ausblick über die umliegende Gegend.

    Nachdem wir auch noch das kleine, angeschlossene Museum besucht haben, dass ein paar der gefundenen Skulpturen- und Fassadenteile austellt, haben wir noch eine Mittagspause in einem Hotel und Restaurant am Straßenrand gemacht, das von einem Briten und seiner laotischen Frau betrieben wird. Sie hatten grade erst eröffnet und sehr um uns bzw. unsere Empfehlung geworben. Sie dürfen wir jetzt sogar anrufen, wenn wir etwas laotisches Übersetzt haben wollen oder Probleme im Land haben…

    Am Abend gab es wieder eines der intensiven Gewitter, die derzeit ab und zu in Laos vorkommen und wieder hatten wir für eine Zeit keinen Strom. Unsere Gastgeberin hatte für den Fall aber vorgesorgt und autobatteriengroße Taschenlampen im Essbereich aufgestellt.

    Am nächsten Morgen wollen wir eigentlich eine Tour zum Bolaven-Plateau machen, um uns den Kaffee- und Teeanbau und einige Wasserfälle anzuschauen. Leider läuft das Land rund um Neujahr etwas träge, so dass wir auch hier wieder einen Roller gemietet haben. Dieses Mal war die Straße weniger gut erhalten, als am Vortag, was wir beide mit Rückenschmerzen am Abend quittiert bekamen.

    Dafür haben wir, bis auf die Teeplantagen auch alles gefunden, was wir gesucht haben. Die beiden Wasserfälle waren beeindruckend anzuschauen und auch das Ziel vieler Einheimischer und in einem Café zu sitzen und eine Tassee Kaffee von dem Kaffee zu trinken, der direkt vor einem wächst, war auch eine schöne Erfahrung. Leider war er noch nicht reif, als wir ankamen, so dass wir die Ernte nicht sehen konnten.

    Unser nächstes Ziel sollten die 4000 Inseln, gleich an der Grenze zu Kambodscha sein...
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  • Day 45

    Don Khon

    April 23, 2017 in Laos ⋅ ☀️ 20 °C

    Pakse und die „4000 Islands“ trennen nur eine halbstündige Autofahrt. Die Inseln selbst liegen im Mekong, der mit einem der Boote überquert werden muss.
    Der Name der Region kommt davon, dass der Mekong hier besonders breit ist und zahlreiche kleine Inseln beherbergt, die bis vor ein paar Jahrzehnten noch ein völlig autakes Leben mit Subsistenzwirtschaft geführt haben. In der Regenzeit schrumpft die Anzahl der Inseln, denn die kleineren werden einfach überspült.

    Wir kamen zunächst als einzige Gäste in einem größeren Hotel auf Don Khon unter. Im Vorfeld hatten wir uns gegen einen Aufenthalt auf Don Det entschieden, weil es bei uns im Vergleich weniger Partys geben sollte. Wir wollten die nächsten Tage einfach nur mit Nichts- oder zumindest Wenigtun verbringen. Am ersten Tag unseren Aufenthalts machten wir auch nichts anderes, als uns ein anderes Hotel zu suchen, weil wir gerne einen Pool und einen Bungalow haben wollten und zu lesen.
    Aktuell lese ich den zweiten Band der Expanse-Reihe und bin noch immer gefesselt. Ich bin nicht sicher, ob ich in den nächsten Monaten noch etwas anderes lesen werden. Parallel lese ich zwar immer noch ein Sachbuch, aber Expanse hat es mir so angetan, dass ich den Rest der Zeit in Asien nu mit lesen verbringen könnte.

    Am nächsten Tag zogen wir um und gammelten weiter rum. Ich bin im Entspannen nicht so gut wie Silke. Als Beschäftigung habe ich einen Online-Tropenmedizinkurs bei der Duke-University angefangen und versuche jede Woche ein Thema zu bearbeiten. An diesem Tag schaffte ich sogar zwei: Malaria und die Schlafkrankheit. Außerdem habe ich angefangen etwas Khmer für unser nächstes Ziel, Kambodscha, zu lernen. Wie gesagt, ich kann entspannen nicht so gut.
    Dafür ist Khmer echt spannend. Ein gigantisches Alphabet. Die Vokale werden um die Konsonanten rum arrangiert und sie können lang oder kurz ausfallen. Dafür fallen die Töne weg, die das Vietnamesischlernen für mich so schwer gemacht haben. Khmer weist allerdings bis auf „sch“ und „f“ eine Vielzahl von Lauten auf, so dass es für Kambodschaner verhältnismäßig leicht ist, Fremdsprachen zu lernen.
    Schon nach dem ersten Lehrvideo hatte ich beschlossen, dass ich es gar nicht erst mit der Schriftsprache aufnehme und stattdessen nur Phrasen lerne.
    Wer es mal hören möchte:
    https://www.youtube.com/watch?v=fG9XYCNEfZE

    Am Mittag wurde unsere Ruhe allerdings von einer im Hotelrestaurant einfallenden Touristengruppe gestört. Wir vermuten, dass es Chinesen oder Koreaner waren. Das ist natürlich nur geraten, aber es sind neben Japanern, die wir sprachlich raushören würden, die einzigen Asiaten mit wirklich breitem Mittelstand, so dass zumindest der Verdacht nahe liegt.
    Nach dem Essen turnte die Gruppe, deren Durchschnittsalter etwa bei 55 lag über das gesamte Hotelgelände und schaute sich alle Bungalows an. Sie gingen sogar auf die Terrassen, um sich gegenseitig zu fotografieren und trieben uns so ein wenig in den Wahnsinn…
    Zwar war das nach guten zwei Stunden vorbei. Dafür zog eine Großfamilie neben uns ein. Ein älteres australisches Pärchen zog im Verlauf des Ganzen sogar aus. Wir nahmen alles mit Humor, so gut es ging jedenfalls :-)

    Am darauffolgenden Tag fiel uns die Decke auf den Kopf und so verbrachten wir den Nachmittag am berühmten Wasserfall der Insel. Hier rauscht ein großer Teil des Mekong in Kaskaden ein paar Meter hinunter. Tief war er zwar nicht, dafür aber der wasserreichste Fall in ganz Laos. Die Einheimischen hatten sich alle Mühe gegeben, rund herum eine Art Gartenanlage aufzubauen. Besonders schön waren hier zu „Bäumen“ gebündelte Bambusrohre, die weit unten stark miteinander verwachsen waren, so dass der Eindruck eines soliden Stamms entstand. Weiter oben fächerten sie sich dann auf, wie Palmen.

    Hier sahen wir auch zahlreiche Echsen, die wir noch nicht kannten. Die Umgebung schien ihnen freundlich gesinnt zu sein. Sie waren unheimlich groß und wirkten gut ernährt.
    In den Städten werden sie von den Katzen gejagt, so dass die meisten von ihnen es nicht bis zur vollen Größe schaffen.

    Das Highlight unseren Aufenthalts war aber wohl unsere Fahrt zu den Irawadidelfinden, die im Mekong leben. Hierzu mussten wir mit dem Fahrrad über Don Khon zu einem kleinen Strand fahren und uns dort ein Boot mit Fahrer mieten, der uns dann über den Fluss zu ihrem Aufenthaltsort brachte.
    Es soll im Fluss angeblich grade noch 80 Stück von ihnen geben und zunächst sah es so aus, als würden wir keine sehen, bis irgendwann eine kleine Wasserfontäne zu erkennen war. Irawadidelfine können nicht lange tauchen, so dass sie sehr regelmäßig an die Wasseroberfläche kommen und Luft zu holen. Als wir eine Weile mit abgeschaltetem Motor im Wasser getrieben waren, kamen sie bis auf 10 Meter heran. Man konnte sie sogar atmen hören.
    So richtig zu sehen bekamen wir ihn allerdings kaum, denn er springt nicht so auffällig aus dem Wasser, wie andere seiner Artgenossen. Manchmal sah man seinen Kopf, der etwas an den eines Wales erinnert, manchmal auch nur die Flossen.

    Ein guter Abschluss für Laos. Gleich am nächsten Morgen wollten wir die Grenze nach Kambodscha überqueren...
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  • Day 51

    Siem Reap

    April 29, 2017 in Cambodia ⋅ ⛅ 28 °C

    Die Grenzüberquerung nach Kambodscha war ähnlich einfach, wie zuvor nach Laos. Verhältnismäßig freundliche Beamte und keine größeren Schickanen. Das Gesundheitszeugnis, das einem manchmal für einen Dollar aufgedrängt wird, erhielten wir kostenlos. Im Grunde war das auch nicht mehr als eine oberflächliche Überprüfung unserer Impfpässe.
    Wir hatten eine Vereinbarung mit einem Transportunternehmen getroffen, das uns direkt hinter der Grenze erwarten wollte. Den Weg von den 4000 Islands legten wir als Anhängsel einer größeren Gruppe zurück, die auch nach Siem Reap unterwegs war. Hier wurden die Pässe eingesammelt und gebündelt gestempelt. In „Travelerkreisen“ geht das Gerücht um, dass das Unternehmen einen großen Aufschlag dafür nimmt. Wir hörten sogar etwas von 10-15 Dollar pro Pass. Da wir zu Fuß über die Grenze gingen, betraf uns das nicht. Eine merkwürdige Italienerin stieg auch aus, in der Hoffnung Geld sparen zu können. Effektiv waren es dann 3 Dollar. Das Unternehmen wollte 40, die Ausreise aus Laos kostete 2 Dollar „Stempelgebühr“ und das Visum für Kambodscha 35 Dollar. Dafür lief sie wie von der Tarantel gestochen hektisch herum und versuchte sich am Schalter ganz nach vorne durchzubetteln, damit der Bus nicht ohne sie abfährt. Zwei Franzosen, die mit dem selben Unternehmen weiterfuhren wie wir, diskutierten 10 Minuten mit den laotischen Grenzern, um die 4 Dollar Bearbeitungsgebühr zu sparen.
    Ich verstehe ja wirklich, dass manche Reisende kein Geld haben. Sowas ist mir allerdings eindeutig zu blöd. Reisen zehntausende Kilometer weit, kommen aus einem Land mit funktionierendem Sozialsystem und diskutieren dann über 4 Dollar in einem Land mit einer Lebenserwartung von rund 60 Jahren. Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass die arme Landbevölkerung nicht davon profitieren dürfte, wenn ein paar Grenzbeamte etwas dazuverdienen. Aber ich bezweifle wirklich stark, dass sie dann eben im Café mehr Trinkgeld geben oder etwas Blödsinn am Straßenrand kaufen, um etwas Geld da zu lassen. Insbesondere in Kambodscha komme ich mir übrigens so vor, als würde hier niemand Trinkgeld geben. Ich werde immer angeguckt, als sei ich dämlich, wenn ich etwas auf die Rechnung aufschlage. Das führt manchmal sogar so weit, dass ich das Geld zurücknehme, weil mein Gegenüber denkt, dass ich mich verrechnet habe.

    Nach einer etwas holprigen und überdurchschnittlich schnellen Fahrt, kamen wir in Siem Reap (sprich: Siem Riep) an und verbrachten die ersten anderthalb Tage hauptsächlich im Zimmer, weil Silke etwas kränkelte. Siem Reap bietet als Stadt ohnehin nicht soviel, wie wir zunächst angenommen hatten. Es ist die touristische Hochburg Kambodschas, was wohl an der legendären Tempelanlage Angkor Wat und seiner Umgebung liegt und natürlich an den günstigen Preisen, die es vielen Ausländern ermöglichen hier mit ihren Ersparnissen oder einem kleinen Einkommen ein gutes Leben zu führen. Einige versuchen sich sogar an wirklich großen Projekten. So etwa Dillan, der Inhaber unseres Hotels. Ein dreiundzwanzigjähriger Amerikaner, der gemeinsam mit einer Japanerin seine Ersparnisse investiert hat. Das klingt jetzt erstmal ein wenig merkwürdig, man muss ihm allerdings zu Gute halten, dass wir ihn auf Mitte 30 geschätzt hatten.
    Das Modell ist eigentlich ganz interessant, obwohl ich nicht so recht weiß, was ich von ihm halten soll. Man kauft ein Hotel oder eine Bar, leitet sie als „Businesserfahrung“ für ein, zwei Jahre und versucht in der Zeit ihren Wert zu steigern und verkauft das Geschäft danach.
    Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand. Ich denke allerdings, dass es vielleicht schöner wäre, wenn die Geschäfte in einheimischer Hand lägen und nicht in der Verantwortung von aufstrebenden Ausländern. Dillan war allerdings ein wirklich feiner Kerl, von dem man den Eindruck hatte, dass er einen guten Job machen möchte bzw. es unserem Eindruck nach auch macht.
    Weil dieses Modell offenbar so gut funktioniert, ist Siem Reap voll mit Bars und Lokalen, in denen touristen sich betrinken und feiern können. Neben dem bekannten Nachtmarkt und ein paar Theatern und den beliebten Circusshows, gibt es nicht sonderlich viel zu sehen. Für fast alles braucht man einen Tuktuk-Fahrer, der als Chauffeur fungiert.
    Wir hatten uns gleich am ersten Tag mit einem bekannt gemacht. Ran, ein netter kambodschaner mittleren Alters, der sich freute, gleich für mehrere Termine von uns gebucht zu werden.

    Wir fuhren gleich am ersten Tag zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat, dem größten Tempel in der Umgebung. Ursprünglich war er Vishnu geweiht und wurde von den früher hinduistischen Khmer erbaut. Nach und nach wurde dann ein buddhistischer Tempel daraus. Angkor gilt als das weltweit größe erhalten gebliebene religiöse Bauwerk. Er zieht auf Grund dieser Umstände auch ein paar merkwürdige Menschen an. So unterhielt ich mich im Tempel eine gute Viertelstunde mit Sophie, einer englischen Hippiefrau, die von sich selbst als buddhistische Piratin beschreibt und schon fünfmal in Angkor war. Alles in Allem also etwas schräg..
    Der schönste Tempel der Umgebung war wohl Ta Prohm, der zum Teil vom Urwald überwuchert und so manchmal zu einem Teil von ihm wurde. Er wurde von daher auch schon als Filmkulisse verwendet, u.a. für Tomb Raider. Den Großteil unserer Zeit in Siem Reap verbrachten wir also in den Tempelanlagen. Zugegebenermaßen sind wir jetzt etwas müde vom Besichtigen.

    Den Rest der Zeit haben wir unter anderem für den Besuch das War Museums und des Landminenmuseums. Kambodscha hat eine unheimliche bewegte Geschichte. Es wurde im kalten Krieg zum Spielball von West und Ost. Das Ergebnis war das Erstarken der Roten Khmer, einer politischen Organisation, für die das Wort Terrororganisation wohl tatsächlich passender wäre. Normalerweise, wie etwa in Vietnam und Südamerika, versuche ich ja sozialistische Bewegungen genau zu betrachten und mir eine differenzierte Meinung zu Begleitumständen und Opfern zu bilden. Das fällt mir im Falle der Khmer Rouge nicht so leicht.
    Während nämlich die meisten Diktaturen „lediglich“ gegen Minderheiten oder Abweichler vorgehen, gingen die Roten Khmer vollständig gegen die eigene Bevölkerung vor. Sie planten einen Bauernstaat zu errichten und schafften es Pnomh Penh, eine Millionenstadt, innerhalb eines Tages fast vollständig zu entvölkern und die Menschen auf‘s Land zu bringen, damit sie dort unter sklavenbedingungen als Bauern arbeiten konnten. Das führte soweit, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung in den 70er-Jahren ihr Leben ließ.
    Am Anfang wurden die Roten Khmer von den sozialistischen Staaten unterstützt, als diese sich aber gegen sie wendeten, begannen auf einmal die Amerikaner damit, ihnen im folgenden Bürgerkrieg beizustehen.
    Bei diesem Krieg wurde ein großer Teil des Landes vermient, was noch heute zahlreiche Tode und Behinderungen zur Folge hat, denn natürlich wurden die Minen nicht wieder geräumt.
    Dieser Aufgabe kommen seither zahlreiche nationale und internatiale Organisationen nach. Die berühmteste ist wohl die Organisation von Akira, einem früheren Kindersoldaten der Roten Khmer, der sich später gegen sie stellte und der inzwischen etwa 100.000 Minen von Hand entschärft hat. Insgesamt gab es in Kambodscha zu Höchstzeiten doppelt soviele Minen wie Einwohner.

    Am letzten Tag unseres Aufenthaltes schauten wir uns noch ein Schattentheaterstück an, das zwar etwas unorganisiert war, aber von einer wirklich liebenswerten Puppenspielergruppe gespielt wurde.
    Leider habe ich hiervon kein Video im Internet gefunden. Dafür aber ein exemplarisches:
    https://www.youtube.com/watch?v=lkufDz_xyxo
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  • Day 54

    Battambang

    May 2, 2017 in Cambodia ⋅ ⛅ 27 °C

    Kambodscha ist bisher das Land, mit dem wir uns am wenigsten anfreunden können. Es ist nicht so vielfältig wie Vietnam und nicht so grün wie Laos. Man tut den Menschen hier, die sehr herzlich sind, natürlich Unrecht, wenn man das so einfach dahersagt. Aber trotzdem hat man ein wenig das Gefühl, dass Kambodscha ohne Angkor Wat keine Touristen hätte.

    Um also nicht nur Siem Reap, die Hauptstadt Phnom Penh und das Meer gesehen zu haben, beschlossen wir, dass es sinnvoll wäre, einen weiteren Zwischenstopp im Inland einzulegen.
    Unsere Wahl viel auf Battambang, die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir hätten auch weiter auf‘s Land fahren können, dachten aber, dass wir da nicht viel mehr zu sehen bekämen, als in Nordvietnam. Interessant wären noch die schwimmenden Dörfer gewesen. Da aber aktuell Trockenzeit ist, sollen sie nicht so imposant sein, wie wenn die Flüsse mehr Wasser führen.

    Battambang haben wir uns ausgesucht, weil es zum einen noch eine Vielzahl an Kolonialbauten geben soll und weil in der Umgebung wohl einiges zum erleben angeboten wird.
    Im Internet haben wir gelesen, dass es in einer tropischen Traumlandschaft liegen soll. Davon war allerdings nicht mehr soviel übrig, wie man annehmen könnte. Das größte ökologische Problem Kambodschas ist der Holzeinschlag, aufgrund dessen ein großer Teil des natürlichen Waldes verloren gegangen ist. Und obwohl die Regierung immer wieder Erlässe herausgibt, nach denen die weitere Abholzung verboten sein soll, wird weiter gefällt. Vermutlich liegt das an der weit verbreiteten Korruption, die dafür sorgt, dass das wenige, dass der Staat für die Ärmsten aufbringt, nicht bei ihnen ankommt.
    Ein Beispiel sind hier die Wälder westlich von Battambang, in denen noch sehr viele Minen zu finden sind. Die Armee hat diese Bereiche großflächig abgesperrt, lässt sich aber immer wieder von lokalen Holzfällern bestechen, die ihre Familie mit dem Verkauf des Tropenholzes ernähren können. Das führt zu immer neuen Minenopfern, was damit einhergeht, dass die Familie noch schlechter darsteht, als zuvor.

    Die Stadt selbst ist nicht sehr touristisch. Dafür verhältnismäßig belebt und die Kolonialbauten sind mit zahlreichen Werbetafeln verunstaltet. Der Verkehr ist in Kambodscha seltsamerweise anders als in Vietnam oder Laos. Während in Vietnam noch viel gehupt und dann um die Fußgänger herum gefahren wurde, war es in Laos ruhiger. Man fuhrt zwar auch um Fußgänger herum, hupte aber nicht. In Kambodscha hupt man ein bisschen, insbesondere, wenn man überholen möchte, hält aber an, wenn Fußgänger auf der Straße sind. Wir waren darüber am Anfang fast ein bisschen erstaunt.

    Den ersten Tag nutzten wir für den Besuch eines nahegelegenen Bergklosters. Das klingt romatischer als es war, denn der Berg war leider voller Müll und an seinem Fuße waren dutzende von Ständen, die Souvenirs verkaufen. Neben dem Kloster bietet der Berg noch die Möglichkeit sogenannte „Killing Caves“ zu sehen. Höhlen, in denen die Roten Khmer ihre Opfer begraben haben. Eine Gedenkstätte und Kunstwerke erinnern heute an die Menschen, die zumeist totgeschlagen und dann in die Grube gestoßen wurden.

    Neben diesen traurigen Aspekten, die unweigerlich mit dem Gedanken an den Tod verbunden sind, bietet Phnom Sampeau auch etwas für Menschen, die sich mehr für das Lebendige interessieren. Zahlreiche Affen klettern auf den Hügeln herum, und man muss aufpassen, dass man ihnen nicht zu nahe kommt, denn sie gelten als recht unverträglich und neigen dazu Touristen regelrecht um ihr Essen zu berauben. Am Fuße des Berges kann man zum Abend hin die eine gigantische Zahl von Faltlippenfledermäusen aus ihrer Schlafhöhle fliegen sehen. Die Größe der Kolonie wird auf etwa 1.000.000 Exemplare geschätzt:
    https://www.youtube.com/watch?v=rOhpNHAtLWo

    Am nächsten Tag dann fuhren wir gleich am Morgen zum Bambootrain, einer Behelfskonstruktion der Bewohner der umliegenden Dörfer, die das stillgelegte Schienennetz zum Transport nutzen. Dazu legen sie einfach zwei große Walzen auf die Schienen und befestigen darauf einen Bambusaufsatz mit eingebautem Motor. Verbunden sind Walzen und Aufsatz mit einem einfachen, langen Keilriemen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Norry (Da kann man auch ein Video anschauen)

    Die Fahrt war wirklich aufregend, im Wortsinn, denn mehr als einmal hatte man das Gefühl, das der „Zug“ aus den verbogenen Schienen springen müsste. Grade wenn der Fahrer den kleinen 6-PS-Motor so richtig in Fahrt gebracht hatte und man mit über 50 km/h auf dem Wackelgestell über kleine Brücken fuhr, wurde einem manchmal schon ein wenig anders.
    Wir machten einen Zwischenstopp bei der nächsten Haltestelle, wo natürlich schon die Souvenirshops auf uns warteten. Wir unterhielten uns länger mit einer der Frauen und einem kleinen Jungen von etwa 8 Jahren, der ein unglaublich gutes Englisch sprach.
    Ich habe gelesen, dass Kambodschaner einen guten Zugang zu Fremdsprachen haben (hatte ich das schon geschrieben?!?), da fast alle Laute im Khmer vertreten sind.

    Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Markt, bzw. im Zimmer und entspannten ein wenig.
    Das Highlight von Battambang elebten wir dann am Abend, beim Besuch einer Zirkusaufführung.
    Organisiert werden die fast täglichen Shows von einer gemeinnützigen Kunstschule für „unterpreviligierte Kinder“. Die Schule hat etwa 1000 Schüler, die völlig kostenfrei kreative Berufe lernen. Neben einem Bereich für Design und bildende Kunst, gibt es einen für „Performance Arts“ und eben dieser Bereich richtet die Zirkusshows aus, die ein wahrer Publikumsmagnet sind.
    Silke hat sogar gelesen, dass einige der Absolventen es zum Cirque du Soleil geschafft haben.
    https://www.youtube.com/watch?v=y0y5b8fBIlQ
    Das wirklich Schöne an der Idee ist, dass das Land auf diese Weise, grade nachdem die Roten Khmer so ziemlich jede Kultur unterbunden hatten, wieder dazu kommt sich auf seine kulturelle Identität zu besinnen.

    Nach der Show fanden wir einen Inder, der noch geöffnet hatte und gönnten uns zum Abschluss unseres Aufenthaltes ein anständiges Essen.
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