Indochina 2017

March - May 2017
A 74-day adventure by Tobias Read more
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  • Day 1

    Hamburg

    March 10, 2017 in Germany ⋅ ⛅ 7 °C

    Nach zwei wirklich entspannten Wochen in Deutschland brechen wir also zu unseren nächsten Ziel, dem östlichen Teil von Indochina, auf.

    Aus irgendeinem, heute für uns nicht mehr so ganz nachvollziehbaren Grund, haben wir einen Flug gebucht, der schon früh morgens vom Hamburger Flughafen starten sollte. Da vor uns 22 Stunden liegen würden, die wir entweder im Flugzeug oder auf den Flughäfen von Amsterdam oder Guangzhou verbringen sollten und der Zeitunterschied zu Vietnam +6 Stunden beträgt, wäre ein späterer Flug ohne Problem möglich gewesen. Sei's drum...Read more

  • Day 2

    Amsterdam - Guangzhou

    March 11, 2017 in China ⋅ 🌫 17 °C

    Wir hatten einen wirklich guten Stop in Schipol, toller Flughafen, der sogar Gebäck da hatte, das ich essen konnte. Der Flug nach Guangzhou war etwas schräg. Wir starteten gegen 12 Uhr mittags, wurden dann gleich verköstigt, unter anderem mit einem alkoholischen Getränkeangebot und wurden kurz darauf genötigt, alle Fenster zu schließen, da jetzt Ruhezeit sei... ...um 13:30 am Mittag nach der unter uns gültigen Ortszeit.

    Um 2 Uhr nachts Ortszeit in Vietnam, was entsprechend 20 Uhr in Deutschland war, fragte ich nach einem Glas Wein und wurde darauf verwiesen, dass jetzt Frühstückszeit sei und man von daher keinen Alkohol ausschenke. Kurz darauf wurde auch tatsächlich Frühstück serviert, und es folgte wieder Ruhezeit. Ich habe mich etwas gefühlt, wie in einem Pflegeheim.

    Ich habe schon am Flughafen von Guangzhou gemerkt, dass ich den Jetlag meines Lebens haben würde und tatsächlich waren wir beide als wir endlch Ho Chi Minh City erreicht hatten körperlich am Ende. Silke meint, dass ich mit dem Zusammenhang mit dem Zeitmanagement auf dem Flug übertreibe...

    Auf unserem Zwischenstopp in China hatten wir grade genug Zeit um eine Nudelsuppe zu essen, deren Schärfe eine echte Herausforderung war. Geschmacklich waren wir aber beide begeistert, denn einer der Hauptgründe für die Entscheidung nach Vietnam zu fliegen war das Essen in Asien.

    Wir wären gerne in noch in China eingereist, hatten aber zu wenig Zeit beim Zwischenstopp. Guangzhou soll wirklich spannend sein. Es ist die Hauptstadt der Provinz Guangdong, über die ich vor etwa einem Jahr mal etwas gelesen hatte. Es ging dabei darum, dass die Chinesen für die Provinz den Aufbau eines Rettungsdienstsystems nach deutschem Vorbild planen. Dazu müssem alleine fast 100.000 Menschen parallel ausgebildet werden. Davon alleine über 50.000 Notfallsanitäter und 40.000 "Technische Retter". Geplant wurde also eine Rettungsdienstakademie, die genau diese Anzahl an Personen auf einmal Ausbilden kann.

    Ich habe mich beim Lesen an ein Zitat aus dem Film "2012" erinnert gefühlt. Die Chinesen hatten hier gigantische Schiffe im Auftrag der anderen Staaten konstruiert, um die Weltelite vor der Sinnflut zu bewahren: http://vignette2.wikia.nocookie.net/2012movie/i…
    Als die Protagonisten die Berge erreichen, in denen die Werften für die Schiffe lagen, sagte einer von ihnen in etwa: "Nur die Chinesen können sowas in so kurze Zeit realisieren."
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  • Day 5

    Ho Chi Minh City

    March 14, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach weiteren 3 Flugstunden sind wir in Ho-Chi-Minh-City angekommen, das von den Vietnamesen auch noch häufig mit seinem alten Namen „Saigon“ betitelt werden. Das liegt allerdings nicht daran, dass sie ein schlechtes Bild von dem ehemaligen Präsidenten des Landes hätten. Weit gefehlt, denn im Volksmund wird er nämlich auch heute noch liebevoll „Onkel Ho“ genannt. Jedes Kind wächst hier mit den Abenteuern auf, die er im Zuge seiner Reisen und seines Widerstandes gegen die japanische Besatzung und die französischen Kolonialherren erlebt hat. Dabei schauen sie natürlich etwas durch eine rosarote Brille, denn Vietnam ist auch heute noch ein sozialistischer Ein-Parteien-Staat, der sich wirtschaftlich gesehen zwar kapitalisiert hat, aber weiterhin noch von meinungsbildenden Komitees geführt wird und einen großen Führerkult betreibt. Ich habe mir also schon nach den ersten Geschichten, die wir über ihn erzählt bekommen haben, seine Biografie als Ebook gekauft, um eine etwas neutralere Pespektive einnehmen zu können. Diese verspricht, auch wenn ich sie noch nicht beginnen konnte, spannend zu werden. So reiste Ho Chi Minh, dessen Geburtsname Nguyen Sinh Cung lautete, durch Amerika, Asien und Europa, immer auf der Flucht vor der französischen Geheimpolizei und nahm dabei etwa 50 verschiedene Identitäten an. Er soll angenlich mehr als 10 Sprachen gesprochen haben und während des Kampfes gegen die Japaner im zweiten Weltkrieg stand er sogar kurzzeitig im Dienste der US-Regierung. Sein „Glück“ als Führungspersönlichkeit war wohl, dass er zeitlebens in Konflikten lebte. Erst politisierte er sich in Frankreich, dann organisierte er den Widerstand in Indochina, dann begann der Vietnamkrieg, dessen Ende er nicht mehr erlebte. Durch diesen Umstand werden mit ihm weniger die Defizite Realsozialistischer Systeme, sondern der Kampf gegen Unterdrückung verbunden. Das ist, so denke ich, einer der Gründe, warum man ihn hier heute so verehrt, aber auch politisch nutzt. Zitate von Ho Chi Minh werden eingesetzt, um seinen eigenen Standpunkt zu verdeutlichen und sein Gegenüber zu demoralisieren, denn Ho Chi Minh sollte man nicht widersprechen.

    Unser Hotel lag etwas abseits vom Stadtkern. So mussten wir zwar etwa eine halbe Stunde in die Innenstadt laufen oder ein Taxi nehmen, allerdings hatten wir einen unverfälschteren Eindruck des vietnamesischen Alltagslebens und ich war gespannt darauf, ob meine Vietnamesischstunden sich ausgezahlt hatten. Die Tatsache, dass es bei uns kaum Touristen gab, führte auch zu einigen lustigen Situationen. So wurden wir im Restaurant von etwa 6 Kellnern bedient, die sich auffällig um uns herum gestellt hatten und uns all ihre Aufmerksamkeit schenkten und Kinder waren ganz begeistert davon uns ein Hallo hinterher zu rufen.

    Läuft man durch die Straßen von Ho Chi Minh City, fallen einem zwei Dinge sofort ins Auge. Die zahlreichen Garküchen am Straßenrand, die zumeist über winzige Tische verfügen, an denen den gesamten Tag über Menschen auf kleinen Stühlen sitzen, essen und sich unterhalten und die vielen Motorroller, die zur Abendzeit keine einzige Lücke auf der Straße lassen. Alles ist nur ein vibrierender Strom. Manche der Roller sind mit Stapeln von Waren oder gleich der ganzen Familie beladen: https://www.youtube.com/watch?v=_uz2MR9-UTI

    Wir hatten zunächst keine Ahnung, wie wir über die Straße gehen sollten. Die Lösung ist allerdings denkbar einfach: Einfach losgehen. Es hat etwas magnetisches durch den dichten Verkehr zu laufen, denn um einen herum tut sich der Platz den man braucht einfach so auf.

    Am ersten Tag in Saigon liefen wir durch die Straßen und besuchten ein paar Sehenswürdigkeiten. Der Revolutionspalast ist im Stile einer Scheußlichkeit aus den 60er Jahren konstruiert und bietet ein rundum konservatives Ambiente. Das Ho Chi Minh City Museum stellte zwar einige interessante Exponate, wie etwa altes vietnamesisches Geld oder Ausrüstung des Vietcong aus, war aber nur leidlich gepflegt. Hier beobachteten wir auch das erste der unzähligen Hochzeitsshootings, wir nehmen an für Kataloge oder ähnliches. In Vietnam ist es, wie in gesamt Südostasien verpönt, öffentlich Zuneigung zu seinem Partner auszudrücken und so sind die Gesichter des Brautpaares, sei es nun echt oder lediglich gespielt, entsprechend entsetzt, wenn der Fotograf zum Kussbild auffordert.

    Verpasst haben wir leider das War Remnants Museum, das einen Einblick in die Nordvietnamesische Perspektive des Vietnamkriegs bietet. Demenstprechend wäre natürlich auch das mit Vorsicht zu genießen gewesen. Es bietet aber einen guten Anhaltspunkt für die Dimensionen, die dieser Krieg umfasst hat:
    https://www.tripadvisor.com/Attraction_Review-g…

    Ich lese dazu aktuell „Krieg ohne Fronten“ von Bernd Greiner. Es ist zwar sehr technisch geschrieben, aber ungemein gut recherchiert. Es beleuchtet vornehmlich das amerikanische Verhalten in Bezug auf die zahlreichen Kriegsverbrechen, verschweigt dabei aber nicht die Taten, die vom Vietcong begangen wurden. Es ist enorm umfangreich und manchmal macht das Lesen etwas müde, aber es lohnt sich wirklich. Wer also mal ein Wochenende Zeit hat und bereit ist, sich durch 600 Seiten zu kämpfen, sei das Buch wärmstens ans Herz gelegt:
    https://www.amazon.de/Krieg-ohne-Fronten-Die-Vi…
    …insbesondere spannend ist das, was man aus dem Buch über das Versagen von ganzen Institutionen mitnehmen kann. Es lässt sich ohne Probleme mit leichten Modifikationen auf das eigene Alltagsleben, z.B. Firmenstrukturen oder Behördenorganisation übertragen.

    Wir besuchten am nächsten Tag die Củ Chi-Tunnel, die dem Vietcong als Verteidigungsanlagen gedient haben. Sie erstrecken sich auf über 200 km und bestehen aus unterirdischen Gängen, die etwas gößere Kammern miteinander verbinden. Zudem ist es in mehreren Etagen aufgebaut, von denen die tiefste in etwa 8 Metern liegt. Selbst mit großangelegtem Flächenbombardement war es nicht möglich, die Anlagen zu zerstören. Als ich ein Kind war, habe ich gerne in einem Buch meines Vaters geblättert, das eine Zeichnung de Tunnelanlage enthielt. Schon damals fand ich das ganze System absolut faszinierend. Ich war also unheimlich begeistert davon, dass wir auch durch einen kleinen Teil des Sytems kriechen durften. Einmal wurden haben wir dabei sogar kleine Fledermäuse aufgeschreckt, die an der Tunneldecke hingen.

    Nach der Führung konnte man an einem Schießstand verschiedene Gewehre ausprobieren. Natürlich gegen einen Aufpreis. Auch wenn ich mir ein wenig, wie so ein Vollbluttouri vorkam, habe ich mir die Gelegenheit mit einer AK-47 zu schießen, natürlich nicht nehmen lassen.

    Am selben Tag haben wir übrigens auch den Cao Đài Tempel in Tây Ninh besucht, um mal von etwas anderem als Politik zu schreiben. Caodaismus ist eine interessante Mischreligion, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Vietnam entstand und noch heute hauptsächlich in Indochina verbreitet ist. Da die Religion so jung ist, wird sie manchmal auch als Sekte bezeichnet. Die genaue Abgrenzung ist natürlich schwierig, aber ich habe das persönliche Gefühl, dass man den Menschen Unrecht tuen würde, wenn man ihre Religion so abwertent bezeichnen würde.
    Der Caodaismus stellt eine Mischform aus westlichen und östlichen Religionen dar und geht davon aus, dass alle Menschen an den selben Gott glauben, der sich ihnen nur unterschiedlich offenbart hat. Die Anhänger haben recht strenge, aber auch verhältnismäßig nachvollziehbare Vorschriften, wie etwa Demut, Alkoholverzicht, Vegetarismus oder Nächstenliebe.
    Witzig allerdings ist, dass sie bestimmte histoische Figuren verehren. So findet sich im buntgeschmückten Tempel, der über eine zentrale Kuppel, wie bei einer Moschee und zwei Türme, wie bei einer Kirche, verfügt, ein großes Bild von Victor Hugo. Also der Victor Hugo, der den Glöckner von Notre-Dame geschrieben hat. Er gilt ihnen als eine Art spirituelle Leitfigur.

    Wir durften, nachdem wir durch den Tempel geführt worden waren, an der Mittagszeremonie teilnehmen, bei der wir die betenden von einem Balkon aus anschauen durften. Wir haben uns dabei ziemlich über die Touristen und selbst die Führer geärgert, die sich laut unterhielten und immer wieder herumliefen, um die besten Fotoplätze zu ergattern. Eine ältere Französin war wohl ziemlich sauer auf mich, weil ich sie gefragt habe, „what the fuck“ sie da tut, als sie versuchte zwischen unseren Beinen hindurchzukriechen.

    Ich gebe zu, dass meine Wortwahl da unglücklich war. Es ist mir im Eifer des Gefechts so rausgerutscht. Ohne das „the fuck“ wäre es vermutlich ähnlich wirksam gewesen. Aber ich war wirklich schockiert, dass eine Frau jenseits der 50 sich selbst so erniedrigt und dabei auch noch die Zeremonie stört.

    Trotzdem war der Besuch sehr schön. Besonders der bunte Tempel, die langen Gewänder der Betenden und der Blumengarten neben dem Tempel hatten es uns angetan. Kurz nachdem wir durch diesen Garten spaziert waren, kam ein Mann mit seinen Kindern auf uns zu, und machte unverständliche Gesten und schob seinen Sohn neben mich, um ein Foto von uns zu machen, dann seinen nächsten Sohn und dann seine Tochter. Danach mussten alle noch ein Foto mit Silke machen. Sie waren ganz begeistert von uns und machten den Eindruck, dass sie noch nie einen Europäer gesehen haben. Danach setzten sie sich zu fünft auf einen Roller und fuhren davon.

    Am letzten Tag in Saigon machten wir einen Ausflug in das Mekong-Delta, wo wir uns die örtliche Lebensmittelproduktion anschauten und ein kleines Hauskonzert mit traditioneller Vietnamesicher Musik besuchten. Als wir in einem traditionellen kleinen Ruderboot über einen Seitenarm des Flusses gefahren wurden, fuhr vor uns eine witzige Vietnamesin, die während sie die langen Ruder sag laut „Row, row, row your boat“ sang...
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  • Day 8

    Nha Trang

    March 17, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Seit dem Jahre 1883, als der Kaiser zum Abdanken gezwungen wurde, war Vietnam eine Kolonie Frankreichs. Zunächst waren die Fremden nur Berater des Regenten, als Vietnam jedoch von politische Unruhen ergriffen wurde, nutzten sie ihre Chance zur Einverleibung des Landes.

    Der Ort Nha Trang galt den neuen Herren des Landes wegen seine schönen Strände und dem klaren Wasser als das „Nizza des Ostens“. Wir planten zwei Tage dort zu verbringen, um etwas zu baden und uns zu entspannen.

    Wir hatten von Ho-Chi-Minh-City aus einen Zug genommen, der etwa 8 Stunden gebraucht hatte. Wir hatten Tickets für die „Soft-Seat“-Klasse gekauft, denn die „Hard-Seat“-Variante entsprach dem, was man gemeinhin als Holzklasse versteht. Viel schöner anzusehen, aber eben auch viel ungemütlicher. Grade wenn man einen ganzen Tag unterwegs ist…

    Das Zugfahren in Vietnam ist sehr gemütlich. Wegen der unebenen Schienen fährt man nicht sehr schnell und schaukelt gemächlich hin und her. Zwischendruch werden immer wieder kleine Essenswagen durch die Gänge geschoben, auf denen heiße Suppe dampft. Auch kleine Snacks, wie gekochte Maiskolben, Eier oder Süßigkeiten konnten bestellt werden. Dazu wurde auch immer der in Vietnam typische cà phê sữa đá (Eiskaffe mit gesüßter Kondensmilch) angeboten, der viel leckerer schmeckt, als es zunächst klingt:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Vietnamese_iced_c…

    Manchmal kommen auch Händler aus den Dörfern, in denen der Zug grade hält, hinein, um Früchte oder hausgemachtes Essen zu verkaufen. Ich fragte eine der Frauen nach dem Preis für eine Drachenfrucht, wunderte mich, dass sie ganze 2,50 Euro dafür haben wollte und fragte nach einem besseren Preis Sie war ganz begeistert, dass ich den vietnamesischen Ausruf für „Viel zu teuer!“ (đắt quá) kannte und gewährte mir einen kleinen Rabatt. Ich sagte zu, obwohl mir zwei Euro immer noch zu teuer erschienen, nur um kurz darauf festzustellen, dass es nicht um nur eine Frucht, sondern um den ganzen Beutel ging, den sie dabei hatte. Ich war also jetzt stolzer Besitzer von 13 Drachenfrüchten von denen wir gleich eine an lachende Mitreisende verschenkten.

    Als wir in Nha Trang ankamen, stellten wir fest, dass neben vietnamesischen und chinesischen Beschriftungen auch meistens deren Entsprechung im russischen angegeben war. Der Ort gilt nämlich als das Mallorca Russlands. Dementsprechend kultiviert erschienen uns unsere touristischen Nachbarn also. Im Grunde hatten wir aber kaum Berührungspunkte.

    Am selben Tag schafften wir nur einen kleinen Spaziergang an der Uferpromenade, an der zahlreiche Restaurants lagen, die Grills in ihren Eingängen stehen hatten, auf denen große Schlangen und kleine Krokodile gebraten wurden.

    Es soll in Nha Trang auch eine Schlangenshow geben. Auf einer Insel gegenüber, die eine Art Disneyland darstellt, wohl auch eine Show mit Tanzbären und Affen. Auf einer anderen Insel soll es eine Show geben, in der kleine Affen in kleinen Autos herumfahren oder als Jockeys bei Hunderennen eingesetzt werden. Ich muss ja gestehen, dass mich das jedes Mal wirklich anwidert, wenn ich davon nur lese. Der Umgang mit Tieren ist in Asien tatsächlich deutlich problematischer als in vielen anderen Teilen der Welt. Spannenderweise sind es die Touristen aus diesen „vielen anderen Teilen der Welt“, die diesen Blödsinn auch noch finanzieren.

    Wir haben uns daher tatsächlich gegen größere Ausflüge entschieden und den ersten vollen Tag nur am Strand verbracht. Der Strand ist in Abschnitte unterteilt, die bestimmten Anbietern gehören, so dass man immer etwas zahlen muss, wenn man irgendwo liegen möchte. Dafür hat man dann aber, grade an den äußeren Rändern, Liegen, Handtücher und einen Sonnenschirm für sich. Zudem ist eine kleine Bar sowie Toiletten und eine Dusche in der Nähe. Ich konnte mich allerdings nicht so recht entspannen und fühlte mich den ganzen Tag innerlich sehr unruhig. Erst dachte ich, dass ich krank werden würde, schob es aber später auf zuviel von dem vietnamesischen Kaffee, der manchmal recht stark daher kommt. Das merkt man meistens aber zunächst gar nicht so sehr, weil er so süß ist. Geschwommen bin ich natürlich trotzdem. Der Strand ist sehr steil, so dass man schon nach ein paar Metern nicht mehr stehen kann. Im Kombination mit den großen Wellen, die vom Südchinesischen Meer kommen, ist das manchmal sogar eine kleine Herausforderung gewesen.

    Am nächsten Tag haben wir noch etwas kuturell wertvolles gemacht und uns zwei religiöse Stätten angeschaut. Po Nagar ist ein verfallener Tempelkomplex der Cham-Kultur aus der Zeit, als diese noch hinduistisch dominiert war. Heute sind die Cham weitestgehend Sunniten und stellen eine der zahlreichen Minderheiten in Vietnam dar. Po Nagar erinnert an ihre Blütezeit als sogenannte Champa-Kultur. Die Cham hatten insbesondere kurz nach dem Vietnamkrieg ein schweres Schicksal, da sie mit den USA kollaboriert hatten und vor allem in Kambodscha reihenweise von den Roten Khmer ermordet wurden. Viele von ihnen flohen von daher in die umgebenden Länder der Region.

    Unser zweiter Stop war die Long-Sơn-Pagode, ein buddistischer Tempel im Herzen Nha Trangs. Die Vietnamesen pflegen eine interessante religiöse Mischung in ihrem Alltagsleben. Zwar bekennen sich die meisten zum Atheismus, dennoch besuchen viele von ihnen buddistische Tempel und haben kleine Hausschreine mit denen sie ihre Ahnen ehren. Religion und Alltag sind hier zu einer wilden Mischung aus Tradition und Aberglauben vermengt. In Long-Sơn finden sich neben dem großen Gebetsraum auch ein schöner liegender Buddha mit seeligem Lächeln und eine große sitzende Buddhastatue, die auf einer Lotusblüte thront.

    Nach einem letzten Abendessen verlassen wir Nha Trang mit dem Nachtzug...
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  • Day 11

    Hội An

    March 20, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Unsere erste Fahrt im Nachtzug war etwas aufregend, aber auch recht ereignislos. Auf den längeren Strecken in Vietnam kann man sich Schlafabteile buchen, die über wahlweise 4 oder 6 Betten verfügen, die als Stockbetten verbaut sind.

    Wir teilten uns das Abteil mit einer jungen Mutter und ihrem Kind, das Nachts häufiger aufwachte und weinte, im Grunde aber sehr friedlich war. Die Betten stehen seitlich zur Fahrtrichtung, so dass man auf den unebenen Strecken immer wieder hin- und herschaukelt. Die Klimaanlage kühlte, wie es hier sehr häufig so gehandhabt wird, auf unter 20 Grad hinunter, so dass man eine Decke brauchte. Wir haben extra für diesen Reiseabschnitt Schlafsackinlays gekauft, die man als dünne Minischlafsäcke benutzen kann, wenn man den angebotenen Decken in Bezug auf die Sauberkeit nicht traut.

    Am nächsten Morgen dann, kamen wir ziemlich zerknittert in Đà Nẵng an. Damit waren wir in Zentralvietnam, in dem ein anderer Dialekt gesprochen wird, als im Süden oder im Norden, was das Vietnamesischlernen für mich nicht unbedingt einfacher gemacht hat.

    Vietnamesisch ist eine interessante Sprache für westliche Sprachinteressierte. Der Lehrer aus der Nähe von Saigon, bei dem ich Unterricht über Skype nehme, ist davon überzeugt, dass seine Landessprache der Brückenschlag zwischen östlicher und westlicher Kultur sei.

    Ob das so stimmt, bezweifliche ich in einigen Punkten, aber im Grunde hat er nicht Unrecht, denn obwohl Vietnamesisch keinerlei ähnlichkeit mit den indogermanischen Sprachen hat, zu denen unter anderem die germanischen und die romanischen Sprachen gezählt werden, verwendet es das lateinische Alphabet in einer etwas modifizierten Form und ist „phonetisch“, d.h. wenn man die Aussprache der Buchstaben kennt, kann man das Wort im Regelfall korrekt aussprechen.

    Dies geht vor allem auf Einflüsse von katholischen Missionaren und letztendlich die Kolonialisierung durch Frankreich zurück. Đà Nẵng übrigens ist ein, in Bezug auf den Kolonialismus, historisch wichtiger Ort. So wurde es in einer ersten Offensive zur Unterwerfung des Landes von französischen Kriegsschiffen bombardiert. Vorgeblich um auf die Verfolgung zuvor genannter Missionare zu reagieren.

    Die vietnamesische Grammatik ist ebenfalls unheimlich einfach und logisch aufgebaut. Der große Vorteil gegenüber europäischen Sprachen ist, dass weder konjugiert noch dekliniert werden muss, die Sprache wird dann auch als „isolierend“ bezeichnet.
    Aus „Ich esse Reis“ wird immer „Ich essen Reis“. Aus „Ich aß Reis“ wird „Ich Vergangenheit essen Reis“. Nach dem Spanischen mit seinen unzähligen Verbtabellen, bin ich ganz froh, dass ich mich hier nichtmehr darauf konzentrieren muss.

    Die große Schwierigkeit ist allerdings, dass Vietnamesisch „tonal“ ist. D.h. je nachdem in welcher Tonhöhe bzw. mit welcher Tonhöhenveränderung ein Wort ausgesprochen wird, verändert sich auch seine Bedeutung. Hier kann man das ganz schön sehen: https://www.youtube.com/watch?v=9YsyGTvkpZU

    Alleine das Wort „ma“, kann -je nach Ton- wahlweise „Gespenst, Mutter, aber, Reissetzling, Grab oder Pferd“ heißen. Ich als „Pharang“ kann das natürlich nicht wirklich und dementsprechend häufig ist der Anteil von Blödsinn, den ich von mir gebe, wenn ich versuche etwas auf Vietnamesisch zu sagen.

    Von Đà Nẵng aus fuhren wir mit einem Shuttle in das nahegelegene Hội An, das wohl die schönste Altstadt in ganz Vietnam zu bieten hat. Er gilt zudem als berühmteste Scheiderstadt des Landes, so dass wir nicht umhinkamen unser Reisebugdet durch Kleidungskäufe auf eine kleine Zerreisprobe zu stellen. Übernachten sollten wir etwas außerhalb des Zentrums in einem „Homestay“, das eher wie ein Hotel wirkte. Die Familie, die die Herberge betrieb, gab sich alle Mühe, uns den Aufenthalt so angenehm, wie möglich zu machen. Da wir so früh am Morgen ankamen, war unser Zimmer allerdings noch nicht zum Einzug bereit, so dass wir den Tag nutzten, um uns die Stadt anzuschauen.

    Zuallererst machten wir einen Stopp beim Silk-Village, wo wir Einblick in die Seidenherstellung bekamen und verschiedenen Webtechniken vorgeführt bekamen. Unter anderem wurde uns gezeigt, wie die Cham, ihre traditionellen Kleidungsstücke und Assesoirs anfertigen. Mir war auch bisher nicht so recht bewusst, dass man die Raupen auskocht, um an die unbeschädigten Kokons zu kommen. Ich habe daraufhin etwas gegoogelt und einen Artikel aus dem Wall Street Journal über ein Verfahren gefunden, bei dem die Raupen vor der Seidengewinnung schlüpfen dürfen:
    http://www.seidentraum.eu/pdf/taking_the_violen…
    Ob einem das wichtig ist oder nicht, muss man natürlich für sich selbst entscheiden. Ich fand es allerdings ganz schön zu lesen, dass sich jemand intensiv mit dem Thema beschäftigt hat und eine gute Alternative anbieten kann.

    Für den Eintritt nach Hội An selbst, muss man eine Gebühr bezahlen, da die Altstadt unter besonderem Schutz steht. Sie ist sogar UNESCO-Weltkulturerbe und hat diesen Status weit mehr als verdient. Ein altes Holzhaus reiht sich an das nächste. Fast alle beherbergen Geschäfte, was den Zauber zwar ein wenig stört, aber dennoch ganz der Tradition der Stadt folgt, die einst ein großes Wirtschaftszentrum von japanischen und chinesischen Händlern gewesen ist. Demenstprechend vielfältig sind auch die Einflüsse, die auf die Architektur der Stadt gewirkt haben:
    http://whc.unesco.org/en/list/948/gallery/

    Wir verbrachten den Tag in einem Geschäft nach dem anderen und deckten uns mit Kleidung ein, die wir definitv nicht in Indochina tragen würden. Ich zum Beispiel habe mir einen tollen Wintermantel gekauft, von dem ich gleich begeistert war, den ich jetzt wohl aber für ein paar Wochen mit mir herumtragen muss. Am Abend besuchten wir den bunt beleuchteten Nachtmarkt und die vielen Stände und Buden. Dabei probierten wir allerlei regionale Gerichte, wie etwa die knusprigen, gefüllten Reispfannkuchen (Bánh xèo) oder das nur hier erhältliche Nudelgericht Cao lầu, das eine wirklich spannende Herstellungsgeschichte hat: https://asiastreetfood.com/esskultur/cao-lau-nu…

    Ich werde hier meistens etwas irritiert angeschaut, wenn ich mich als „chay“ als Vegetarier oute. Man hat hier, wie in vielen asiatischen Ländern, einen sehr pragmatischen Umgang mit Essen. Fast alles, was weich genug ist, um gekaut zu werden, wird hier auch irgendwo gegessen. Ganz gleich ob es sich dabei um Schlangen, Hunde, bestimmte Baumrinden, scheinbar ungenießbare Wurzeln, Schnecken oder Seidenraupen, von der mir im Silk Village versichert wurde, dass das enthaltene Protein „very nice“ für den Muskelaufbau wäre, handelt.
    Die vietnamesiche Gastfreundschaft ist allerdings so groß, dass sie so einiges daran setzen, besondere Kundenwünsche zu erfüllen. Mit den Glutenunverträglichkeit habe ich sogar Glück, denn fast alle Speisen basieren auf Reis oder Reismehl. Eine Ausnahme bilden hier die berühmten Sandwiches, die mit Bánh mì, also Weizenbrot angefertigt werden.
    Genauso wie die Kaffeeverehrung hier, gehen die überall erhältlichen Baguettes wohl auf den französichen Einfluss zurück. Ähnlich wie bei der vietnamesichen Sprache, gibt es hier einen interessanten Brückenschlag zur europäischen Kultur.

    Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach Mỹ Sơn, das ganz in der Nähe liegt. Hier sind mehr als 70 Tempel der Cham-Kultur erhalten geblieben. Einige allerdings in recht rudimentärem Zustand, was nicht zuletzt an den Flächenbombardements im Vietnamkrieg liegt. Der Wideraufbau ist ungemein schwierig, weil die Cham eine spezielle fugenlose Bauweise nutzten, die bisher nicht nachempfunden worden ist. Es wird vermutet, dass sie hierzu große Hitze einsetzten.

    Wir hatten, wie bisher immer, einen besonders „witzigen“ Führer, was auf die Dauer etwas anstrengend ist. Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass jeder Information ein Witz folgte, über den man dann meist nur aus Verlegenheit gelacht hat. Das Lieblingsthema dieses Führers war der Sexualitätsbezug der Cham-Reliquien. Wir hielten mehrfach vor kleinen Altären, die wahlweise zylinder- oder rautenförmig waren. Eine kleine Japanerin hatte es besonders schwer mit ihm, denn sie verstand sein gebrochenes Englisch nicht, was dazu führte, dass er die Symbolik pantomimisch vedeutlicht hat. Nachdem wir wieder in der Innenstadt abgesetzt wurden – der zweite Teil unserer Tour war eine Bootsfahrt, bei der wir auch einige Wasserbüffel sehen konnten – besuchten wir noch ein paar Museen, antike Stätten und eine traditionelle Musikshow, bevor wir zum Abend nach Hause gingen, um zu entspannen.

    Leider hatten wir nur zwei volle Tage in Hội An eingeplant. Eine Fehleinschätzung, denn man kann hier ohne Probleme eine gute Woche verbringen, wenn man noch ein paar Strandtage und Ausflüge einrechnet.

    Dafür freuen wir uns aber umso mehr auf die Zugfahrt nach Hue, der alten Kaiserstadt Vietnams, die uns über die Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam führen wird, die auch als Wolkenpass bezeichnet wird.
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  • Day 14

    Huế

    March 23, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 25 °C

    Die Fahrt über den Wolkenpass gehörte zu einer der schönsten Reiseerfahrungen, die wir in Vietnam bisher hatten. Man fährt direkt am Hang entlang, hat einen imposanten Ausblick über das blaue Meer und konnte in den Kurven ein Stück des eigenen Zuges sehen. Wobei das Silkes Entdeckung war, als sie nach einem guten Beobachtungsplatz gesucht hat. Ich selbst habe auch einige Zeit damit verbracht in „Krieg ohne Fronten“ zu lesen und bin zeitweilig wirklich erschüttert gewesen. Dazu passte es auch dass der Pass sowohl im Indochinakrieg, als auch im Vietnamkrieg heiß umkämpft war. Einmal kam es sogar zur Sprengung einer Eisenbahnbrücke durch die Viet Minh, was zur Folge hatte, dass unzählige Wagen in die Tiefe stürzten. Weit vor dieser Zeit war der Pass übrigens die Grenze des Champareichs, so dass wir wohl vorerst keine Bauwerke dieser Kultur mehr besuchen können.

    Etwas später auf der Fahrt konnte man unzählige Reisfelder sehen, auf denen heimkehrende Schulkinder und gemütlich kauende Wasserbüffel herumwanderten. Auch wenn man weiß, dass das Leben eines Reisbauern in Vietnam von vielen Entbehrungen geprägt ist, war man schnell versunken in die Fantasie eines einfachen Lebens auf der Hochebene.

    Ausgewachsene wilde Wasserbüffel sind gigantische Tiere von über 3 Metern länge und einem Gewicht von mehr als einer Tonne. Ihre Hörner können eine Spannweite von etwa 2 Metern erreichen. Selbst ihre Kälber sind schon riesig, obwohl sie beim Spielen manchmal so leicht wie ein kleines Haustier wirken. Allerdings habe ich gelesen, dass domestizierte Wasserbüffel kleiner und leichter sein sollen. Wilde Wasserbüffel sind kaum noch zu finden und in den durchstrukturierten Landwirtschaftsparzellen Vietnams wohl auch nicht mehr alleine überlebensfähig.
    In Thailand haben die Büffel einen schlechten Ruf. Das Wort dient sogar als Beleidigung für stumpfsinnige und dümmliche Menschen. Tatsächlich ist es aber diese Ruhe, die die Tiere für die vietnamesischen Bauern unverzichtbar bei der Reisernte macht. Sie können unheimliche Lasten ziehen und scheuen den Kontakt zum Wasser auf den Reisfeldern nicht.

    Wir erreichten Huế schon nach wenigen Stunden. Der Taxifahrer am Bahnhof versuchte uns mit einem nicht-vorhandenen Taxameter und einem deutlich zu hohen Preis über‘s Ohr zu hauen. Wir sind aber inzwischen Recht gut darin geworden, solche Situationen zu lösen. So musste er mit dem angesagten Preis runter gehen. Am Ende hatte er trotzdem immer noch einen satten Gewinn gemacht, aber wir haben uns wenigstens nicht als die totalen Volltrottel gefühlt.

    Wir übernachteten in einem recht zentral gelegenen Hotel und machten am selben Abend nicht mehr viel anderes als die Gegend zu erkunden und in einem Restaurant, dass seltsam leer war zu essen. Hier gab des den großartigsten Reispfannkuchen, den wir bisher hatten. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass es nur ein Abschreibungsbetrieb war. Einige Tage später wurde das Restaurant zur selben Tageszeit übrigens nur noch als Garage für Motorroller genutzt. Essen wurde nicht mehr serviert.

    Den ersten vollen Tag in Huế haben wir irgenwie vertrödelt. Eigentlich wollten wir zur Zitadelle, dem alten Kaisersitz, sind dann aber erst gegen Mittag los gekommen und haben auch noch lange und üppig gegessen. In Vietnam ist es üblich, dass man mehrere Gerichte bestellt und diese dann teilt. Wir haben uns also den Tisch mit allerlei Sachen, die wir nicht kannten voll stellen lassen. Einiges davon schmeckte nicht, aber die Erfahrung möchten wir nicht missen.

    Nach dem Essen kamen wir an einem Friseur vorbei und Silke ließ sich die Haare nachfärben. Sie war mit dem Ergebnis nicht zufrieden (ich finde es gut). Das Ganze ein wenig so ab:
    https://www.youtube.com/watch?v=92fD8Cy2zL0

    Als wir dann mit allem fertig waren, war es zu spät, um noch was anständiges zu machen. Wir gingen also zum Hotel zurück, entspannten noch eine Weile und gingen dann wieder essen. Wir ließen auch, ein wenig, um dem Tag noch etwas vernünftiges abzugewinnen, auch beim Japaner den Tisch vollstellen und hatten sogar das Gück ein Séparée für uns alleine zu haben.

    Am zweiten Tag dann, schafften wir es endlich schon früh morgens aus dem Hotel und gingen zum Fluss, in der Hoffnung, dort ein Boot aufzutreiben, dass uns zu ein paar Sehenswürdigkeiten bringen könnte. Diese lagen nämlich fast alle außerhalb der Stadt. Nur die Zitadelle war fußläufig zu erreichen. Wir trafen auf ein Ehepaar, dass an dem Tag keine Tour hatte und einigten uns auf einen Preis, mit dem wir alle leben konnten. Wir hatten den Eindruck, dass sie mit ihren Kindern auf dem Boot lebten und waren dementsprechend bemüht, entsprechend rücksichtsvoll zu sein.

    Huế ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Ihm entwachsen sind unter anderem der letzte Kaiser Vietnams, Hồ Chí Minh und der vormalige südvietnamesische Präsident Ngô Đình Diệm. Auch der Mönch Thích Quảng Đức stammte aus Huế. Er war der erste buddhistische Mönch, der sich in Südvietnam aus Protest gegen die Unterdrückung seiner Religion selbst verbrannte. Auf der Wikipediaseite über ihn findet man eine bedrückende Schilderung des Vorfalls:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Thích_Quảng_Đức
    Unser erster Halt war genau das Kloster in dem der Mönch gelebt hatte und das noch heute den Wagen, einen hellblauen Austin ausstellt, mit dem er nach Saigon gefahren war. Wir schlenderten etwas herum und zeigten uns begeistert von den großen Mangroven-Bonsais, die ausgeprägte Luftwurzeln aufwiesen.

    Unser nächster Halt war das Grab von Tự Đức, der als letzter unabhängiger Kaiser Vietnams gilt. Nach ihm kamen zwar weitere, diese standen aber mehr oder minder im Dienste der Franzosen. Tự Đức machte während seiner Regentschaft den Fehler und ließ Christen verfolgen und sogar einen spanischen Bischof exekutieren, was ihm jede Unterstützung des Auslands kostete und Frankreich einen Anlass lieferte, das Land unter seine Gewalt zu bringen. Tự Đức hatte trotz über 100 Ehefrauen und zahlreichen Konkurbinen keine Kinder und so gab er die Regenschaft nach seinem Tode an einen seiner Neffen weiter. Sein Grabmal ist so gigantisch, dass alleine die Baukosten die Krise Vietnams auch aus dem Inneren heraus provoziert haben. Der frühere Kaiser liegt angeblich trotzdem nicht in seinem teueren Grab, sondern an einem Ort, wo sein Leichnam nicht geschändet werden kann. Alle am Aufbau dieses geheimen Ortes beteiligten Arbeiter sollen nach der Fertigstellung hingerichtet worden sein.

    Als letztes besuchten wir noch einen kleinen Schrein und fuhren dann weiter zur Zitadelle. Auf dem Weg konnten wir wieder zahlreiche Wasserbüffel sehen, die am Ufer grasten oder im flachen Wasser badeten.

    Die Zitadelle selbst ist gigantisch, aber nur zum Teil erhalten. Insbesondere während der Ted-Offensive sind hier zahlreiche Bomben niedergegangen, um gegen die Nordvietnamesen und den Vietcong vorzugehen. Fast alles wurde zerstört. Allerdings arbeiten die Vietnamesen seit Jahrzehnten am Wiederaufbau und das bisherige Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Besonders schön sind der Thronsaal, der weitläufige Garten, in dem wir zu Mittag essen konnten und die großen Prunkbauten im chinesischen Stil im Westteil der inneren Zitadelle, die der verbotenen Stadt nachempfunden wurde.

    Am Abend fielen wir nur noch ins Bett und verbrachten sogar den nächsten Tag kaum mit mehr als langen Spaziergängen und kleineren Museumsbesuchen. Wir hatten wieder einen Nachtzug gebucht. Dieses Mal nach Hanoi.
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  • Day 16

    Hà Nội I

    March 25, 2017 in Vietnam ⋅ 🌬 22 °C

    Am letzten Abend in Huế sind wir spät in den Zug gestiegen und haben die bisher längste Zugfahrt von etwa 15 Stunden Dauer hinter uns gebracht. Der Zug war älter als der vorherige und das Schaukeln und Vibrieren der Wagen dementsprechend intensiver. Dafür verfügte er aber über eine Innenausstattung, die komplett aus Holz war, was das Fahrgefühl viel schöner gemacht hat. Da wir den Großteil der Strecke nach Hà Nội bei Nacht zurückgelegt haben, haben wir auch die schöne Karstfelsenlandschaft in der Provinz Ninh Binh verpasst. Hier planen wir aber in den kommenden Tagen noch einen Ausflug.

    Hà Nội erreichten wir am Mittag, so dass wir ohne Probleme einckecken und uns für eine Weile ausruhen konnten. Wir spazierten dann am Nachmittag etwas durch die Straßen. Es hat zwar nur unwesentlich weniger Einwohner als Sài Gòn wirkt aber auf den ersten Blick selbst in der Innenstadt kleiner und gemütlicher. Hier findet man auch im Zentrum noch zahlreiche enge Gassen, in denen winzige Geschäfte und Garküchen untergebracht sind. Die Bürgersteige liegen oftmals voll mit Körben von Obst- oder Blumenhändlern. Wir liefen etwas herum, tranken Kaffee und gingen nochmal ins Reisebüro, um die letzten Dinge für unsere Ausflüge nach Ninh Binh und zur Halong-Bucht zu besprechen. Vielmehr schafften wir am ersten Tag auch gar nicht. Die Zugfahrt hatte uns doch ziemlich aus der Bahn geworfen. Den Abend verbrachten wir im Hotel.

    Am nächsten Tag kamen wir auch recht spät los, so dass wir es nicht mehr pünktlich ins Mausoleum von Ho Chi Minh schafften, der dort übrigens gegen seinen Willen liegt. Er selbst hatte verfügen lassen, dass seine Asche im Land verteilt werden sollte. Allerdings hatte sich um ihn bereits zu Lebzeiten ein massiver Personenkult gebildet, der dem um Eva Peron in nichts nachsteht. Die Idee, ihm einen Tempel zu bauen, schien für die Führer des Landes wohl zu verlockend gewesen zu sein.
    Wir sahen den grauen Betonbau im Stile eines Säulentempels deshalb vorerst nur von außen. Auch der Weg ins Ho Chi Minh Museum blieb uns verwehrt, da ich mein Taschenmesser dabei hatte und man am Eingang auf Waffen untersucht wird.

    Wir liefen also zum „Tempel der Literatur“ weiter, der Konfuzius geweiht ist. Ein paar Tage später sollte wir auch den Unterschied zwischen Pagode und Tempel verstehen lernen, denn während ein Tempel verschiedenen Personen geweiht sein kann, ist eine Pagode immer Buddha geweiht.
    Der Tempel der Literatur gilt als Ort der Bildung und so war er voll mit vietnamesischen Mädchen, die in lange roten Roben gekleidet waren und offenbar grade die Uni oder eine Ausbildung beendet hatten. Dazwischen rannten unzählige Kinder, vermutlich jüngere Geschwister herum, die offenbar ganz irritiert von meinen Piercings waren und sich immer wieder an uns heranschlichen und einen Blick riskierten. Silke wurde zeitgleich von einem kleinen Mädchen für ein Interview auf Englisch in Beschlag genommen. What ist your favorite animal? Offenbar eine Hausaufgabe…
    Oft klingen Vietnamesen beim Englischsprechen wenig verständlich. Das liegt wohl auch daran, dass es zu wenige gut Englisch sprechende Sprachlehrer in Vietnam gibt. Das ist ein echtes Problem, zumal der Bedarf für die Sprache mit zunehmendem Tourismus steigt. Aber sie machen, wie es Vietnamesen immer machen, das beste draus. Meist ist es übrigens weder Wortschatz noch Grammatik, die schwierig für sie ist, sondern zumeist die Aussprache. Das ist natürlich auch andersrum so. Vor ein paar Tagen bin ich auf dieses Video hier gestoßen und fast vor Lachen vom Stuhl gefallen:
    https://www.youtube.com/watch?v=heDY_onxasw

    Nachdem wir den Weg vom Tempel der Literatur nach Hause gefunden und eine kurze Pause gemacht haben, gingen wir am Abend zum Wasserpuppentheater. Obwohl es die Kunstform des Puppentheaters in vielen asiatischen Ländern in ähnlichen Varianten gibt, ist das Wasserpuppentheater ein vietnamesisches Unikum. Es hat vermutlich eine über 1000 Jahre zurückreichende Geschichte und wurde zunächst innerhalb der einzelnen Darstellerfamilien entwickelt und weitergegeben. Das Gesamte Stück findet im Wasser statt. Zum Einen spielt das Wasser seit jeher eine zentrale Rolle im vietnamesischen Alltag, so zum Beispiel beim Nassreisanbau oder Fischfang, zum Anderen dient das Wasser als Hilfe für die Puppenspieler. Es verdeckt nämlich die langen Bambusstangen, auf denen die Puppen montiert sind, die sich auf diese Weise scheinbar von Zauberhand über das Wasser bewegen. Meist werden Alltagsszenen aus dem vietnamesischen Leben gespielt. Wir haben unter anderen einen Gänsehirten gesehen, der eine Art Fuchs vertrieben hat, haben Fischern bei der Arbeit zugesehen und konnten Reisanbau bewundern, bei dem der Reis dann auch tatsächlich aus dem Wasser „gewachsen“ ist. Die Puppenspieler sind die ganze Zeit hinter einem Vorhang versteckt und neben dem Wasserbecken spielt eine traditionelle Musikgruppe die passenden Stücke. Der einzige Nachteil ist wohl, dass sich die Stücke alle sehr ähneln und so kein wirklicher Anreiz besteht, nochmal hinzugehen. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, findet hier das passende Video:
    https://www.youtube.com/watch?v=n8bSD_3xgyA

    Wir sind nach dem Theater auch recht zeitig ins Bett, da wir am nächsten Morgen zu unserer Tour nach Ninh Bình abgeholt werden sollten.
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  • Day 19

    Ninh Bình

    March 28, 2017 in Vietnam ⋅ 🌙 4 °C

    Ninh Bình hatten wir schon auf dem Weg nach Hanoi durchfahren und wären wir etwas cleverer gewesen, hätten wir uns direkt von hier vom Touranbieter abholen lassen. Trotzdem ist es ganz schön, eine Basis in unserem Hotel in Hanoi gefunden zu haben und von dort aus alle Ausflüge angehen zu können. Insgesamt wollen wir so die nächsten zwei Wochen verbringen.

    Ninh Bình ist eine Stadt im Norden Vietnams, die zur gleichnamigen Provinz gehört und zwar nur 93 Kilometer südlich von Hanoi liegen soll, aber trotzdem etwa 3 Stunden mit dem Auto entfernt liegt. Es kommen verhältnismäßig wenige westliche Touristen hierher, dafür aber umso mehr Vietnamesen, die die Landschaft genießen oder zu einem der zahlreichen Tempel oder den berühmten Pagoden reisen möchten, um zu beten.

    Wir starteten am Morgen in Hanoi und machten uns gleich mit unseren Mitreisenden bekannt. Unsere Gruppe war dieses Mal sehr klein und bestand neben uns nur aus zwei Briten, die allerdings nicht mehr in Großbritannien, sondern auf der holländischen Seite des Dreiländerecks zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden lebten. Er arbeitet dort bei der NATO und ich konnte mir nicht verkneifen etwas politisch zu sticheln und zu versuchen, etwas über sein Tätigkeitsfeld heraus zu bekommen. Ganz der Engländer gab er sich da aber ziemlich zurückhaltend. Auch in Bezug auf die veränderte Weltordnung seit den US-Wahlen. Nur zum Brexit bezog er eindeutig Stellung. Sie beiden waren sehr traurig über den Ausgang des Referendums.
    Beide waren sehr angenehme Zeitgenossen und die nächsten drei Tage machten wirklich viel Spaß.

    Gleich zu Beginn sind wir mit dem Ruderboot einen Kanal entlang gefahren worden, der von Reis- und Maisfeldern gesäumt war und der von den gigantischen Karstfelsen der Region umgeben war. Unser Ziel war eine befahrbare Höhle, die grade so hoch war, dass wir uns nicht den Kopf gestoßen haben, zumindest wenn nicht grade ein Stalagtit im Weg hing. Unsere Bootsfrau hat dann immer „la tête“ gerufen. Wir waren uns nicht sicher, ob sie uns für Franzosen gehalten hat oder aufgrund ihres Alters noch Französich hat lernen müsssen. Wir haben inzwischen übrigens schon häufiger gehört, dass es für nicht-Europäer schwierig sei Deutsch und Französisch auseinander zu halten, sowohl in Südamerika als auch hier in Asien. So richtig nachvollziehe können wir das nicht und auch die Franzosen, die ich darauf angesprochen habe, waren latent irritert.

    Danach aßen wir zu Mittag, auf den Touren wird man dreimal am Tag bis zur Besinnungslosigkeit gemästet, und erkundeten dann die Gegend mit dem Rad. Die Nacht verbrachten wir in einem Homestay, also bei einer lokalen Familie. Vorher aber kauften wir noch auf einem lokalen Markt Lebensmittel für das Abendessen ein. Das war etwas schräg, denn unser Guide sagte uns, dass wir alles kaufen könnten, was wir wollten. Wir müssten ihm nur sagen, was wir kochen wollten. Da wir alle allerdings keinen so rechten Überblick hatten, was man denn neben Pho (Nudelsuppe) und Nem (Frühlingsrollen) so kochen könne, waren die ersten 10 Minuten auf dem Markt etwas zäh. Bei der Gelegenheit ist mir nochmal der örtliche Umgang mit Tieren aufgefallen, an den ich mich definitv weder gewöhnen werde noch möchte. So werden Fische in 5 cm tiefen Wasserbecken, in die Luftschläuche führen, zum Verkauf angeboten. Das Wasser ist also grade so tief, dass sie im geringen Umfang atmen, aber nicht schwimmen können. Waterboarding für Kiemenatmer.
    Wir suchten uns eine Bananenblüte aus, aus der man einen Salat machen kann, die anderen noch ein paar Früchte.

    Neben den Salaten bereiteteten wir auch die Frühlingsrollen gemeinsam zu und konnten vorher im hauseigenen Garten noch Wasserspinat pflücken, der mit Knoblauch angebraten wohl eines der einfachsten, aber auch besten vietnamesichen Gerichte darstellt.

    Am zweiten Tag machten wir eine Wanderung durch den Nationalpark. Auf http://www.kumalo.de/index.php/de/countries-de/… hatte ich mir vorher angeschaut, welche Spinnen man dort vielleicht finden könnte. Vögel und Insekten sind ja zumeist die einzigen Wildtiere, die man in solchen Parks finden kann. Die Säuger sind entweder nicht mehr vorhanden oder schlafen am Tage. Bei den Reptilien ist bis auf ein paar Geckos nicht viel zu hohlen, weil viele von ihnen unsere Schritte schon von Weitem spüren und sich vorsorglich zurückziehen.

    Da ich Vögel an Vögeln nicht soviel Freude habe, habe ich mich also im Vorfeld mit den Insekten beschäftigt, die hier in der Hitze auch toll gedeien.

    Und tatsächlich haben wir gleich am Eingang des Rundwegs eine Wohnröhre entdeckt, aus der zwei Tarantelbeine guckten. Zwar zog sich die Spinne zurück, als sie bemerkte, dass ich mich für sie interessierte, aber auf mein Herumwedeln mit einem kleinen Stock vor dem Röhreneingang reagierte sie instinktiv und schoss kurz zur Verteidigung heraus. e mich das kleine Highlight, des langen Fußmarsches, der ansonsten war nur wenige Tiere, dafür aber eine tolle Flora bot. Gigantische Bäume mit Luftwurzeln waren genauso vertreten, wie Riesenfarne und Lianen.

    Nach dem Mittagessen schauten wir uns dann noch das Endangered Primate Rescue Center an, das das bisher einzige seiner Art in ganz Asien ist (http://www.wgfa.de/projekte/eprc.html).
    Hier landen Primaten, die in Gefangenschaft waren oder deren Habitate zerstört wurden. Ziel ist neben der Nachzucht, über die man in meinen Augen streiten kann (mehr davon in einem späteren Beitrag) vor allem die Aussiedlung in neue Schutzzonen. Affen und andere seltene Tierarten tragen in Asien das schwere los, dass Teile von ihnen gerne in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt werden. Besonders der Handel mit den Tieren hat bei einigen der Primaten im Center nahezu bis zu ihrer Ausrottung geführt.
    Es war spannend zu sehen, wie sich die Affen je nach Region unterscheiden. Charakteristisch für Südostasien sind die langen Schwänze und das auffällige Fell. Afrikanische Arten „zeigen zumeist mehr Haut“.
    Auch das Schildkrötenrettungscenter war wirklich spannend. Hier erfuhren wir, neben den biologischen Aspekten auch, dass eine gigantische Schildkröte einen Teil der vietnamesichen Mythologie ausfüllt. Angeblich verwahrte die Jangtse-Riesensweichchildkröte, die in einem See nahe Hanoi lebte, das Schwert eines Nationalhelden für den Fall, dass Vietnam nochmals verteidigt werden müsse. Leider starb sie im letzten Jahr an Altersschwäche: http://www.n-tv.de/panorama/Verehrte-Riesenschi…
    Jetzt existieren weltweit nur noch 3 Tiere, zwei in einem chinesischen Zoo, der keine Nachzuchterfolge hat und eine in Vietnam.

    Am Abend machten wir wieder Salat, dieses Mal aus Wintermelone, die so aussieht, wie eine große Salatgurke und gar nicht so viel anders schmeckt. Beide sind allerdings auch um ein paar Ecken verwandt und natürlich wieder Frühlingsrollen (liebste „Cooking-Class-Beschäftigung“, um Pharang zu unterhalten).

    Den letzten Tag verbrachten wir auf den Fahrrädern, um die Gegend noch etwas genauer zu erkunden. Schön war es, durch einige der Döfer zu fahren und etwas von dem Alltagsleben mitzubekommen. Das Highlight war allerdings der Besuch eines der Karstfelsen, den man über lange Treppen besteigen konnte.
    Die Felsen sind übrigens aktuell sehr berühmt und die ganze Gegend spricht darüber, denn „Kong: Skull Island“ wurde hier gedreht: http://bayareahq.com/wp-content/uploads/2017/03…

    Nach einem letzten Spaziergang am Nachmittag, auf dem wir noch eine „Nephila maculata“ gefunden haben, deren Beindurchmesser gute 20 cm betrug, kehrten wir nach Hanoi zurück...
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  • Day 20

    Hanoi II

    March 29, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 22 °C

    Diejenigen von Euch, die sich gewundert haben, dass ich manchmal die eingedeutschte und manchmal die vietnamesiche Version eines Städtenamens verwende, wollte ich zu Anfang dieses Beitrags mal auf die Tücken der Installation einer vietnamesichen Tastatur bei einem Linuxsystem verweisen. Ich habe darauf, und mehr oder minder erfolglos, einen nicht unerheblichen Teil meines Urlaubs verwendet und festgestellt, dass ich definitiv beim Schreiben und Medzinmachen bleiben sollte.
    Ich bin inzwischen soweit, dass ich die Namen aus der Wikipedia kopiere, wenn ich Internet habe und wenn ich kein Internet habe, einfach die eingedeutschten Namen nutze. Das hat also alles irgendwie seinen Sinn… obwohl ich wegen des Lerneffekts natürlich lieber Vietnamesisch schreiben würde... (Falls aber jemand eine Idee haben sollte, wie ich die Tastatur auf Linux MINT in LibreOffice flexibel umstelle = Immer her damit!)
    Wir hatten nach unserem Aufenthalt in Ninh Bình einen Tag zur Entspannung in Hanoi eingeplant und ihn wirklich von Anfang bis Ende gut genutzt.
    Gleich am Morgen waren wir im Ethnologischen Museum, dass so ziemlich das beste Museum war, das wir innerhalb der letzten Monate besucht haben.
    Vietnam ist ein Vielvölkerstaat, der zwar über einen Bevölkerungsanteil von grob 85% ethnischen Vietnamesen verfügt, aber die restlichen 15% aus immerhin 53 verschiedenen Volksgruppen zusammensetzt. Sie alle, und noch ein paar weitere südostasiatische Gruppen, wurden in dem Museum vorgestellt, wobei der Fokus auf den größten Gruppen lag.
    Unter diesem Link kann man sich einen kleinen Überblick verschaffen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Völker_Vietnams

    Das spannende finde ich hier ja besonders die Sprachfamilien, so kann man nachvollziehen, wie die Wanderungsbewegungen der Volksgruppen waren.
    Die großen Unterschiede sind neben den Sprachen sehr häufig in den lokalen Brauchtümern zu finden, die vorallem den Kleidungs und Handwerksstil umfassen. Dabei ist wirklich interessant, welche verschiedenen Werkzeuge für die selben Handwerksarbeiten genutzt werden. Ein Webstuhl der Cham sieht vollkommen anders aus als einer der Hmong und trotzdem erfüllen beide die selbe Aufgabe und bringen ein ähnliches Produkt hervor.
    Die Thai wollen wir in etwa einer Woche bei einer Tour nach Mai Chao besuchen. Sie und die Hmong werden uns noch etwas in Laos begleiten. In Laos spielen die Hmong auch heute noch einen interessante politische Rolle. Sie wurden in den 1960er großflächtig von der CIA zu Guerillatruppen gegen die kommunistische Gruppe, Pathet Lao, ausgebildet. Auch heute noch sind einige von ihnen in den Bergen als Widerstandskämpfer aktiv. Erst im Februar gab es einen Mord an einem Soldaten, der unter Umständen mit dem Hmong-Konfikt zusammenhängen könnte.
    Das Museum hatte als besonderes Highlight im Garten hinter dem Hauptgebäude zahlreiche Häuser, der verschiedenen Volksgruppen aufgebaut, so zum Beispiel die Pfahlhäuser der Thai oder die Langhäuser der Cham.

    Nachdem wir im Museumsrestaurant gegessen hatten, es gab frische vietnamesiche Frühlingsrollen, die lediglich in eingeweichtes Reispapier gewickelt sind ohne im Anschluss frittiert zu werden, fuhren wir zum Hoa Lo Gefängis im Stadtkern. Hier wurden, bis zur Befreiung Nordvietnams von den französischen Kolonialherren, politische Gefangene inhaftiert. Auch Hinrichtungen fanden hier statt. Die Gefangenen wurden zu der Zeit auf lange Pritschen gelegt und an den Füßen angekettet.
    Während des Vietnamkriegs wurden hier abgeschossene amerikanische Kampfpiloten interniert. Der berühmteste unter ihnen war ein gewisser John McCain. Der spätere Präsidentschaftskandidat der Republikaner verbrachte insgesamt 5 ½ Jahre in Hoa Lu. Die Berichte über die Zeit gehen auseinander. Sarkastisch wurde das Gefängnis von seinen Insassen als „Hanoi Hilton“ bezeichnet. Diesen Namen nutzen die vietnamesischen Behörden auch heute noch gerne, um auf ihren besonders humanen Umgang mit den Kriegsgefangenen aufmerksam zu machen. Es scheint allerdings so, als habe es -wie so oft bei Kriegsgefangenen, Genfer Konvention hin oder her- auch hier Folter und Misshandlungen gegeben. So soll McCain zunächst die Behandlung seiner gebrochenen Gliedmaßen verweigert worden sein, bis man herausfand, dass er der Sohn eines hochrangigen Admirals war. Interessant ist hier, dass das berühmteste Bild von ihm in Hoa Lu seine Behandlung zeigt. Auch wenn ich McCain jetzt keine 5 Meter weit traue, sind die Berichte der dort gefangenen Soldaten recht eindeutig, auch wenn die Austellung im Gefängnis das Gegenteil behauptet. Gebessert haben soll sich die Situation erst ab dem Jahr 1969.
    Ich bin übrigens fast durch mit „Krieg ohne Fronten“ und erneuere meine Empfehlung. Es ist zu langatmig, aber die Details des amerikanischen Barbarentums sind so erschreckend, dass man ein gutes Bild davon bekommt, wie dünn unsere Zivilisationsdecke eigentlich so ist.

    Unser letzter Sightseeing-Besuch an dem Tag galt den Häusern, zwischen denen die Bahnschienen verlaufen. Sie bilden einen Korridor, der grade einmal 4 Meter breit ist. Fährt kein Zug stehen Tische auf den Schienen, an denen Leute Essen, Hausfrauen bereiten auf den Gleisen sitzend die Mahlzeiten zu und Kinder rennen umher.

    Am Abend dann waren wir bei einem recht berühmten Inder, der zwar für die regionalen Verhältnisse recht deftige Preise hat, dafür aber auch tolle Gerichte anbietet. Der Chef, der normalerweise unten an der Rezeption sitzt und etwas patronenhaft über den ganzen Laden wacht, kam extra zu unserem Tisch und hat auf die Papierauflage seine Empfehlungen geschrieben. Auch das etwas patronenhaft, aber seine „Special Dishes“ waren auch wirlich etwas besonderes. Nur an das „schärfste Gericht, das man essen kann“ habe ich mich nicht getraut, auch wenn er mir versichert hat, dass es zwar so scharf sei, dass einem die Lippen taub würden, man aber am nächsten Tag keinerlei Probleme haben würde. Da war mir der Ausflug in die Halongbucht allerdings etwas zu wichtig, als dass ich das risikiert hätte...
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  • Day 23

    Halong / Bai Tu Long

    April 1, 2017 in Vietnam ⋅ ☀️ 18 °C

    Am nächsten Morgen wurden wir ganz in der Frühe zu unserem Ausflug zu den beiden Buchten im Nordosten Vietnams abgeholt. Wir verbrachten die Zeit bis zum Mittag im Auto, nur unterbrochen von einer kurzen Pause in einer Art Raststätte, die ungemein scheußlich war. Sie war aufgebaut, wie eine gewaltige Souvenir-Manufaktur mit angeschlossenem Basar. Neben ein paar schönen Mitbringseln, wie den typischen Ein-Tassen-Kaffeefiltern oder den Essschälchen und Aufbewarungskisten, konnte man tausende kitschige Bilder mit Reisbauernnmotiven, hunderte Buddhaschlüsselanhänger und zahlreiche Plastikfächer erwerben. Der Garten des Gebäudes war mit großen Steinfiguren zugestellt, die man sich einfach per Schiff nach Hause liefern lassen konnte. Eine große Fotowand zeigte ein paar ausgewählte Neubesitzer neben ihren Statuen. So lernte man Claude aus Marseille kennen, der sich einen lebensgroßen Elefanten in seinen Garten gestellt hat.

    Als wir am Mittag in der Halong-Bucht ankamen, deren Name auf einen Drachen hinweist, der mit einem der Gründungsmythen Vietnams verbunden ist, war es schon Mittag. Unser Reiseveranstalter hatte allerdings etwas unglücklich geplant, so dass wir zwar bereits auf dem Boot waren, aber noch auf andere Mitreisende warten mussten, die aus anderen Richtungen kamen. Wir waren dann irgendwann die letzten im leergewordenen Hafenbecken und wurden dann noch von einem Problem mit dem Motor aufgehalten. Die Gruppe hatte sich inzwischen auf 14 Personen vergrößert, darunter eine Familie aus Stuttgart, deren Tochter im Sommer eingeschult wird. Sie haben also die Gelegenheit genutzt vorher nochmal für 3 Monate durch Indochina zu reisen.

    Wir starteten in die Bucht und bekamen direkt das Mittagessen serviert. Wie immer stellte man uns den ganzen Tisch zu und Silke und ich kauften einen Wein aus Da Lang, das das einzige Weinanbaugebiet Vietnams beherbergt. Die beiden größten Landwirtschaftsprodukte sind Reis und Kaffee, wobei hier hauptsächlich Robusta-Bohnen angebaut werden, die auf dem Weltmarkt nur eine Chance haben, weil sie deutlich günstiger sind als Arabica-Bohnen. Brasilien hat einmal, um ihre Kaffeeexporte stabil halten zu können gigantische Mengen an vietnamesischem Kaffee für den heimischen Markt eingekauft. Man kann sich also vorstellen, wie groß der Preisunterschied sein muss.

    Die Halong-Bucht ist seit 1994 als UNESCO-Weltnaturerbe gelistet und ist so berühmt, wegen ihrer im Wasser liegenden Felsformationen. Insgesamt 1969 Kalkfelsen aus dem Wasser, die zumeist dicht bewachsen sind. Auf einigen kann man sogar richtig dichten Dschungel sehen. In den felsen selbst befinden sich zahlreiche Höhlen, die von den gewaltigen Naturkräften über die letzten Jahrtausende in sie getrieben wurden. In einigen von ihnen wurden Flüchtlinge während des Vietamkriegs untergebracht. Sogar ein Krankenhaus mit mehreren Hundert Betten hat es hier gegeben.

    Einen guten Überblick erhält man von der Stelle, wo auch die meiste Schiffe liegen. Hier ist man von zahlreichen Felsen umgeben und kann verhältnismäßig weit gucken. Wir hatten allerdings etwas Pech mit dem Wetter und so sind leider nur verhältnismäßig wenige gute Fotos entstanden.

    Als wir auf dem Panoramadeck standen fiel uns plötzlich eine Frau in einem Ruderboot auf, das vollbeladen mit Snacks und getränken war. Offenbar ein lohendes Konzept so ein Kioskboot. Wir kauften, sehr zum missfallen der Crew unseres Schiffs noch eine Flasche des selben Weines wie zuvor, nur zur Hälfte des Preises für den nächsten Abend. Da wir aber so spät losgefahren waren und die 5 jährige Charlotte eine „Maus“ auf dem Schiff gesehen hatte und Vietnamesen ohnehin nicht dazu neigen Streit anzufangen, ließ man uns gewähren.

    Am selben Abend hatten wir, obwohl es schon dämmerte, noch die Gelegenheit, mit dem Kajak zwischen den Felsen umherzupaddeln. Das war wirklich beeindruckend. Grade die zunehmend dunkler werdende Umgebung verlieh der Bucht ein gespenstisches Ambiente.

    Nach dem Essen dann, behauptete ein mitreisender Brite, dass grade eine Ratte über eine der Gardinenstangen gelaufen sei. Ein paar Leute saßen nun mit hochgezogenen Beinen am Tisch. Auch in unserer Kabine hatte ich einen Schatten gesehen und wir haben Spuren der kleinen Nagetiere bemerkt, so dass wir peinlichst darauf geachtet haben, die Badezimmertür geschlossen zu halten. Das brachte uns übrigens einen kleinen Rabatt, von immerhin 16 Dollar, bei der Buchung unserer nächsten Tour ein und es klingt jetzt auch ein wenig schlimmer, als es war. Unser Schiff war nämlich eigentlich im guten Zustand, das Essen war etwas fettig, aber sehr reichhaltig und die Crew war sehr nett.

    Am nächsten Morgen dann, paddelten wir zu einer nahegelegenen Höhle, die wir durchquerten und die entstanden sein soll, als eine junge Frau, die zwangsverheiratet werden sollte, hierher floh. Ihr ebenfalls unglücklicher Geliebter soll zur Höhle gegenüber geworden sein. Als uns diese und eine andere Geschichte erzählt wurden, hatte ich das Gefühl, dass wir in Europa eine andere Geschichtenkultur haben. Selbst Germanische Sagen, bei denen etwa der Wolf Fenris die Sonne verschluckt, sind weniger abstrakt. Das kann aber natürlich auch nur an der Sprachbarriere liegen, wenn einem die Geschichte auf Englisch erzählt wird, geht natürlich vieles von dem, was eine Sprache ausmacht verloren.

    Zum Mittag waren wir wieder an Land, ein Teil der Gruppe verabschiedete sich und wir machten uns auf den Weg nach Bai Tu Long, einer weniger überlaufenen und beschaulicheren Version der Halong Bucht. Mit dabei war auch die Familie aus Stuttgart und zwei Niederländer, die als Expats in Singapur lebten und ein französisches Pärchen. Er hatte wohl vor ein paar Jahren einen Unfall und ist mit einem gebrochenen Halswirbel zunächst vom Krankenhaus abgewiesen worden und dann ein paar Tage mit der Verletzung herumgelaufen. Eine kleine OP-Narbe in seinem Nacken erinnerte daran. In der Bucht selbst trafen wir noch einen Österreicher, der die Gruppe komplettierte. Insgesamt war es ein wirklich netter Haufen.

    Wir fuhren mit dem Boot zu der Insel, auf der wir übernachten sollten und überquerten diese mit Fahrrädern. Wir trafen dort auf eine weniger sympathische Gruppe, einer von ihnen war ein deutscher Politikstudent, der ein Praktikum bei der UN in Thailand gemacht hatte und sich an die Expats ranwarf. Eigentlich eine spannende Sache, hätte er nicht ausgesehen, wie eine ausgedruckte Broschüre der Jungen Union. Ich habe, eingeschlossen eines NATO-Offiziers, diverser Manager und Ingeneure, auf keiner unserer Reisen einen Menschen getroffen, der bei 30 Grad mit einem Pullunder und einem Seitenscheitel rumgelaufen ist…

    Wir machten bei dem Kochkurs am Abend wieder Frühlingsrollen. Das konnten wir inzwischen richtig gut und für die beiden Kinder war das tatsächlich ganz nett auch mal helfen zu können. Nach dem Essen saßen wir noch eine Weile herum, tranken den Wein aus dem Bootskiosk und unterhielten uns. Der Österreicher, der zu uns gestoßen war, war grade auch in einem Sabbatjahr und erzählte uns von seinem Aufenthalt in Venezuela und Kolumbien und von Afrika.

    Am nächsten Tag dann fuhren wir wieder mit dem Boot in die Bucht hinaus, hatten endlich gutes Wetter und konnten mit dem Kajak durch eine Austernfarm fahren. Einige von uns sind auch schwimmen gegangen. Silke und ich fragten uns aber, wo die Abwässer der Muschelfarmer, die in einem kleinen Haus auf dem Wasser lebten hingeleitet wurden und verzichteten lieber...
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