Tanzania
Bangwe

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Travelers at this place
    • Day 13

      Eine Busfahrt, die ist lustig...

      September 24, 2018 in Tanzania ⋅ ⛅ 32 °C

      Vor kurzem hat mir meine Oma einen kleinen Brief gezeigt, den ich ihr im Grundschulalter geschrieben habe.

      „Nicht viel Zeit im Leben.
      Lieber gleich erleben.“

      Bis heute bin ich meinem Motto treu geblieben und so nehmen wir heute den weiten Weg von Arusha nach Kigoma auf uns, um Schimpansen in freier Wildbahn zu suchen. Spätestens seit „Unser Charly“ ist das einer meiner Lebensträume.

      Um diesem Traum näher zu kommen, müssen wir 28 Stunden per Bus einmal quer durchs Land fahren. Sightseeing-Tour inklusive. Ich freue mich schon drauf!
      Busfahren bedarf jedoch starker Nerven sowie einer gewissen Portion Abenteuerlust und Gelassenheit.

      Juuunge, gehts hier zu auf den Busbahnhöfen. Als sei es nicht Aufgabe genug, herauszufinden welcher dieser zahlreichen grellbunten Busse oder Daladalas (Kleinbusse) in die gewünschte Richtung fährt. Nein! Man muss sich an Erdnuss-, Mais- und Fleischspießverkäufer vorbeidrängen, sich gegen „you need taxi miss?”-Marktschreier behaupten und seinen Rucksack festklammern, den einem gleich mehrere Flitzpipen in der Hoffnung auf Trinkgeld abnehmen wollen. Dann fährt der Bus dreimal vor der Nase weg, weil man entweder gerade am Diskutieren mit dem Marktschreier ist oder der Busfahrer rausschreit: „Bus Full!“

      Den nächsten (meiner Meinung nicht weniger vollen) Bus ergattern wir uns. Irgendwer nimmt uns die Rucksäcke ab und schmeißt sie zu Kartoffel und co in den staubigen Kofferraum.

      Puhh. Wir sitzen drin.
      Ganz schön schmale Plätze. Wir denken an Freunde wie Feli oder Nono. Wie zur Hölle sitzen die in solchen Bussen?!

      Wir kleben wie Arschfliegen aufeinander. Schön!
      ‚Authentisches Buserlebnis’ denken wir uns.
      Wieder mal falsch gedacht. Authentisch wird’s erst als eine Big (BIG) Mama einsteigt und sich auf unsere Sitzbank dazuquetscht. Berührungsängste scheint es nicht zu geben. Big Mama (übrigens mit schreiendem Baby auf dem Arm) sitzt halb auf Felix, sie drückt ihren propperen Hintern an seinen Bauch und das Baby zwickt ihn in den Nippel.
      Es kann losgehen!

      Die Beschallung aus röhrenden Boxen inklusive der schlechtesten Musikvideos ever macht die Busfahrt erst richtig lustig. Tansanische Kirchenchöre im Wechsel mit Celine Dion. Großartig!

      Nach ein paar Stunden muss ich aufs Klo. Schwierig. Ich nutze die Gelegenheit beim Stopp an einem Busbahnhof, renne wie ein aufgescheuchtes Huhn über den Platz, bis ich die Toiletten finde. Es geht hier um Sekunden. Es ist einfach undurchschaubar, wie lange der Bus wartet. Verkäufer strömen in den Bus und von außen an die Fenster, Passagiere steigen ein und aus, ein riesen Gedränge im Bus. Der Fahrer hält nie richtig an, sondern lässt den Bus immer leicht weiter rollen, wobei Menschen auf das rollenden Fahrzeug aufspringen.
      Der Bus könnte also jederzeit abfahren.
      Während ich beim Pinkeln bin.
      Felix hat gottseidank versprochen, sich vor den Bus zu legen, wenn dieser abfahren will, bevor ich wieder vom Klo zurück bin.

      Wir verstehen das Pinkelkonzept dieser Busfahrt nicht, bis wir drei Stunden später mitten in der Prärie anhalten. Der Fahrer ruft etwas (vermutlich sowas wie PINKELPAUSE), alle drängen sich aus dem Bus und es findet ein kollektives Gruppenpinkeln im Busch statt.
      Rechts stehen die Männer und links sitzen die Frauen. Schön ordentlich getrennt, wie es sich gehört.

      In meinem Kopf höre ich unseren neuen Kumpel Ankor aus Moshi grinsend dazu sagen:

      „TIA!“ (This Is Africa)

      Nach weiteren 8 Stunden hält der Bus erneut an. Das Problem ist: wir wissen nicht, ob der Bus nach Kigoma durchfährt oder ob wir irgendwo übernacht Halt machen und erst morgen weiter fahren. Wir haben diesbezüglich unterschiedliche Informationen bekommen und wir sind die einzigen Touris im Bus. Bisher haben wir hier drin auch noch niemanden gefunden, der Englisch spricht. So bleibt uns nix übrig als im Bus zu sitzen und abzuwarten.
      Wir fahren also bereits seit 12 Stunden (Felix ist schon hypnotisiert von den sauschlechten Musikvideos, die er sich seit Stunden reinzieht. „Was soll ich machen? Ich kann nicht wegschauen!“) und da alle Menschen ohne ihr Gepäck aus dem Bus drängeln, schlussfolgern wir: Pinkelpause.
      Nicht weniger abenteuerlich als die kollektive Buschpinkelaktion von vorhin. Dieses mal halten wir an einer Art Tankstelle mit genau 2 Toiletten. Mittlerweile habe ich gelernt, dass ich richtig mitdrängeln muss, um mein Ziel zu erreichen. Berührungsängste gibts ganz offensichtlich nicht. So stehe ich eingequetscht inmitten einer Traube Tansanierinnen, drängle mich aktiv richtung Klotüre vor und hoffe, dass ich, sobald ich es reingeschafft habe, die Türe auch von innen zuschließen kann. Sonst ergeht es mir nämlich wie den anderen vor mir: die Wartenden reißen die Türe auf, solange drinnen noch Frauen über dem Plumpsklo hocken. Privatsphäre wird wohl nicht allzu groß geschrieben in Tansania. Was für eine lehrreiche Busfahrt!

      Nach 17 Stunden Fahrt hält der Bus an und wir erfahren, dass die Fahrt erst morgen früh weiter geht. Es ist 23 Uhr, also stockdunkel, wir sind in irgendeinem Kaff und unser Gepäck sowie wir selbst sind komplett mit roter Erde einpaniert, da wir die letzten Stunden ausschließlich auf bumpy dirt roads gefahren sind.

      Nach stabilen 4 Stunden „Schlaf“ geht es um 5 Uhr weiter.

      Der Sonnenaufgang taucht das aufwachende Land in ein wundervolles Licht. Ich höre Musik und beobachte aus dem Fenster die vorbeiziehende savannenartige Landschaft und das bunte Treiben in den Dörfern. Immer wieder aufs neue beeindruckt mich die Kunst, alles Mögliche auf dem Kopf zu balancieren: von Ästen, Steinen und Zuckerrohr über Schüsseln, ja sogar Handtaschen, Tische und Colakisten.

      Gegen Mittag erreichen wir dann endlich unser Ziel Kigoma.

      Ich werde nervös. Es ist nicht mehr weit bis zu meinen Schimpansen!!
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    Bangwe

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