Thailand
Rongphayaban Ratchaburi

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Travelers at this place
    • Day 30

      The clocktower of Ratchaburi

      December 8, 2022 in Thailand ⋅ ⛅ 25 °C

      Tolles Foto, oder?
      Ist das alles, was Ratchaburi zu bieten hat?
      Nein!
      Der Uhrturm im Kreisverkehr ist lediglich ein Stellvertreter – Foto für alle anderen Fotos, die ich NICHT machen konnte, wiewohl ich einen Tag länger hier geblieben bin, um genau dieses Ziel zu verfolgen.
      Es läuft auf der diesjährigen Rundreise nicht so rund, wie ich mir das vorstelle.
      Obwohl das Wetter endlich umgeschlagen hat und in dieser Region Thailands nun perfekte Bedingungen für großartige Radtage herrschen, ziehen andere Kummer-Wolken auf und regnen mir ins Gemüt.
      Spontan wollte ich einen Tag länger hierbleiben, gehe frühmorgens zur Rezeption des Hotels, um mit der Kreditkarte die weitere Nacht zu bezahlen.
      Da es am Vortag mit einer Kollegin einwandfrei funktioniert hat, denke ich nichts Böses und übergebe meine Karte der nun unbedarft agierenden Kollegin. Sie hantiert unsicher am Terminal.
      Via App werde ich zeitgleich informiert, dass der Bezahlvorgang abgebrochen wurde.
      Ich frage, ob es Probleme gibt?
      „No, no!“
      Sie startet den zweiten Versuch.
      Wieder ertönt das card complete- Signal am Handy und die App teilt mit, dass ein weiteres Mal abgebrochen wurde.
      Die Rezeptionistin beginnt das Lesegerät zu zerlegen und erklärt mir: „No paper.“
      Doch sie kann ihre hochgradige Verunsicherung nicht länger verbergen, speziell als sie mich zum Platznehmen auf der gegenüberliegenden Couch bittet, um mich von der Rezeption wegzulächeln.
      Über Walkie – Talkie wird administrative Verstärkung aus den Tiefen des Hotels geordert.
      Mittlerweile versuchen drei Personen, den Bezahlvorgang durchzuführen und schlussendlich wird mir die Karte mit den Worten
      „Sorry, it’s not working. You card is blocked.“
      zurückgegeben.
      Die Karte, die am Tag davor für die Bezahlung dieses Zimmers einwandfrei funktioniert hat, ist auf einmal gesperrt?
      Das kann nicht sein.
      Wer mich kennt, weiß, dass ich in solchen Situationen sehr schnell in den Zustand
      einer - sagen wir es vorsichtig - leichten Unentspanntheit gleite und beim Volume-Button meiner Stimmlage auf + gedrückt wird.
      Das kommt in diesen Ecken der Welt übrigens gar nicht gut.
      Ein klärendes Telefonat mit CardComplete bestätigt, dass die Dame an der Rezeption einen Bezahlvorgang dreimalig eingeleitet hat, ohne mir das Gerät zwecks PIN - Eingabe weiterzureichen, weil sie es nicht für wichtig erachtete. Sowas scheucht das Sicherheitssystem aber auf wie Radfahrer einen thailändischen Straßenköter, es wittert Betrug durch dreimalige „falsche PIN Eingabe“ und sperrt meine Karte mit sofortiger Wirkung.
      Und das ist … fuck! Und zwar so richtig fuck!

      Die Menschheit schafft es im Jahr 2022 das James Webb-Teleskop ins All zu schießen und tausende Kilometer entfernt funktionstüchtig zu machen. Es gelingt, einen Meteoriten punktgenau zu beschießen, ihn aus der Umlaufbahn zu werfen, sodass er nicht mit der Erde kollidiert. Aber Visa-Austria schafft es nicht, eine in Thailand gesperrte Kredit-Karte wieder freizuschalten.
      Der Dolm im Callcenter erklärt mir tatsächlich, dass man die PIN-Sperre bei einem österreichischen Bankomaten sofort aufheben kann. Er beschreibt mir ganz stolz, wie das funktioniert…. Ich unterbreche ihn und erkläre ihm zum wiederholten Male, dass ich in Thailand bin. Und dabei nicht mal in Bangkok, wo es eventuell so einen Wunderbankomaten geben könnte. Wir sprechen von der thailändischen Pampa, in der man schon lange suchen muss, bevor man überhaupt einen ATM findet, der internationale Behebungen ermöglicht.
      Meine Unterbrechungen werden als unhöflich wahrgenommen, wo er doch nur versucht hilfreich zu sein.
      Bereits mehr als gereizt will ich wissen, worin seine „Hilfestellung“ konkret besteht und wie er mir schlussendlich auch praktisch weiterhelfen kann.
      Er meint, er will mir alle Möglichkeiten aufzeigen, die PIN -Sperre aufzuheben.
      Ich versuche ihm zu erklären, dass es keine Hilfe ist, mir zu sagen dass das bei österreichischen Bankomaten möglich ist, wenn man tausende Kilometer von diesen entfernt ist. Er meint dazu, dass es aber die einzige Möglichkeit wäre. Plötzlich hat er noch einen Alternativ-Vorschlag. Man könnte mir auch eine neue Kreditkarte zusenden, die innerhalb von 14 Tagen bei mir sein würde, wozu ich aber eine fixe Adresse in Thailand benötige.
      Das Telefonat eskaliert jetzt komplett, während drei Thai-Angestellte, die an der Misere nicht ganz unbeteiligt sind, eine perfekte Vorstellung von dem geliefert bekommen, wovor Thais in Bezug auf „die Ausländer“ immer gewarnt werden.

      Der Extra -Tag in Ratchaburi geht vollends drauf für die Suche nach Möglichkeiten, den „Verlust“ der Bezahlfunktion mit Kreditkarte zu kompensieren.
      Es gelingt.

      Doch wird mir einmal mehr bewusst, wie abhängig wir geworden sind, wie schnell das System sich gegen dich richten kann und wir uns dabei naiv und völlig blind auf Dinge verlassen, die mit einem Knopfdruck, der Fehlbedienung einer unbedarften Hotel - Mitarbeiterin schlagartig aus dem Ruder laufen können..

      Tags darauf beim Checkout hat die Dame wieder Dienst. Ich versuche meinen Blick so freundlich wie möglich zu halten. Meine Stimmung ist nach wie vor getrübt. Ich retourniere frostig meine KeyCard, um die dafür hinterlegte Kaution zurückzubekommen. Dabei zückt die Frau mit einem zerknirschten Blick, der dir das Herz erweichen lässt, einen Block, auf dem eine handschriftlich vorbereitete Notiz zu lesen ist, im Schönschrift-Stil einer Erstklässlerin gehalten und in einwandfreiem Englisch verfasst:
      I‘m deeply sorry for the incident yesterday and I apologize for the troubles I caused.

      Ich bin in diesem Moment dermaßen gerührt, dass ich mich wegdrehen muss, weil ich befürchte, dass es mir das Wasser in die Augen treibt. Ich schnappe mein Handy und versuche ihr mit der Übersetzungshilfe alle Schuldgefühle zu nehmen, zu erklären, dass ich noch über andere Bezahlmöglichkeiten verfüge, ich mich für mein aufbrausendes Verhalten entschuldigen möchte, dass ich Thailand so gerne mit dem Rad bereise und eh auch noch sehr lieb hab.

      Ein paar Minuten später bin ich wieder auf der Straße. Eine der schönsten Etappen steht mir heute bevor. Doch die Fotostrecke über diese thailändische Kleinstadt wird noch länger auf sich warten müssen.
      Und bis dahin bleibt mir immer noch Paris und der Uhrturm von Ratchaburi.
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    You might also know this place by the following names:

    Rongphayaban Ratchaburi, โรงพยาบาลราชบุรี

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