Quer durchs Land

April 2020 - April 2024
This will become a story about Germany. Maybe its gonna become a long time story. Have a look whenever you are interested. --- In Deutschland liegt meine Heimat. Also warum sollte ich die Welt bereisen wenn ich noch nicht mal mein eigenes Land kenne? Read more
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  • Rübeland - wo die Riesen wohnen

    May 28, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 12 °C

    Tropf, platsch - mit nur fünfzig prozentiger Wahrscheinlochkeit sollte es am Abend und in der Nacht regnen. Da ich nach Thale wieder in begriff war den Harz zu erklimmen blieb mir bei Dunkelheit nur das Boofen in einer Schutzhütte. Doch die erstbeste sagte mir nicht zu. Zu vermodert. Also nach um neun nochmal 150 Hm bis zur nächsten. Die war sehr hübsch und auch geräumig. Was ich leider nicht mehr sah zu dieser Stunde, die Bretter hatten viele Astlöcher und durch die sickerte nun eifrig Regenwasser. Was solls, ich habe mir ne Ecke gesucht wo es erträglich war und weiter geschlafen. Es blieb schon weitestgehend alles trocken.

    Am nächsten morgen hatte ich es dann umso kürzer zu den Riesen. Zuerst kam die Rappodetalsperre zu Gesicht. Deutschlands höchste Staumauer. Sie ist wie der Harz insgesamt nicht übermäßig breit, aber gut 106 m hoch. Und das ist ebenso dem Harz selbst ne Hausmarke wenn man mit dem Rad unterwegs ist. Allen denen das nicht genügend Adrenalin ist, die können gerne nebenan die 468m lange Stahlhängebrücke erklimmen. Nix für schwache Nerven denn man kann unten durchgucken, bis zur Bode.

    Zurück auf der Straße folgt alsbald die Rübelandhöhle. Hier haben es Rübezahl und Konsorten häuslich dekoriert und heimisch gemacht. Früher hielten sie Bären als Haustiere, heute nur noch Fledermäuse. Und das tollste, aufgrund Covid-19 konnte man die Höhle ganz ohne Führung in einem Rundgang besichtigen.! Ich entdeckte teils 8000 Jahre alte Stalaktiten wieder neu. Zumindest erinnerte ich mich schon mal hier gewesen zu sein... Und nebenan filigrane Gardinen und Interior wie im Schaukasten.

    Zum Nachmittag ging es wieder Stempeln ( mittlerweile habe ich schon sieben) und dann nach Wernigerode. Sehr schöne Altstadt, restaurierte Fachwerkhäuser so weit das Auge reicht. Es ist echt so schön anzuschauen. Das bisschen krumm und schief an jedem Haus gibt dem ganzen einen tollen Fingerabdruck seiner Zeit. Aber, wenn der Tourismus nicht gerade schon am Boden läge wird hier gezeigt wie es endgültig funktioniert. Die Stadt ist voll mit Leuten die Eis essen und nebenan die Touristeninfo hat schon seit kurz nach Mittag wieder zu. Dann eben nur von außen angucken...

    Zum Abschluss gönne ich mir noch total leckeren Baumkuchen. Frisch aus der Manufaktur. Oben auf dem Dach thront der größte Baumkuchen der Welt. Alles in allem also ein gelungener Tag bei den Riesen.
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  • Grenzerfahrungen

    May 29, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Stapelburg - eigentlich kein besonders toller Name und zudem noch könnte es irgendeiner dunklen Vergangenheit des Nationalsozialismus den perfekten Namen leihen. Aber so alt ist die Geschichte hier gar nicht. Gerade mal 30 Jahre. Bis zum 11. November 1989 verlief hier am Fluss Ecke die Innerdeutsche Grenze zwischen DDR und BRD die damals am besten gehütete Grenze der Welt. Um 16 Uhr war sie dann Geschichte. Während im Rest der DDR schon seit dem 9. November keiner glauben konnte was geschah machten die Grenzer hier noch lange weiter.
    Ich treffe eine alte Dame beim Spazieren mit ihrem Hund sie erzählt mir wie sie heute fühlt. Es ist ja schließlich nicht alles besser geworden nur weil man nicht mehr am Ende der Welt wohnt sondern im Herzen Europas. ( Anm.: der Brocken liegt +- weniger Kilometer in der Mitte zwischen Helsinki und Madrid), sicher auch mal ein interessantes Projekt) Die Frau jedenfalls meinte das wichtigste in heutiger Zeit bleibt nicht etwa ein Gut oder eine Errungenschaft. Für sie zählt heute umso mehr auch im heute zu leben. Man konnte früher nicht allen Träumen nachgehen und man kan es heute in anderer Weise immer noch nicht. Ich merke ihr schnell an, dass sie ebenso wie ich mit dem zufrieden ist was sie hat und nicht immer höher, schneller , weiter hinaus braucht.

    Für die Weiterfahrt in den wilden Westen ist es bald schon zu spät und so finde ich ein nettes Schutzhäuschen genau auf der Grenze. Wer kann schon von sich behaupten dass er mal auf der Grenze übernachtet hat? ;)

    Am nächsten Tag werfe ich meine Pläne wieder ein Stück über den Haufen. Ich will mehr von dieser Grenze erfahren wenn ich schon einmal hier dabei bin. Der Eckerentlang folge ich zum Stausee. Trinkwassertalsperre. 40 Jahre geteilt. Verwaltung im Westen, Verorgungsleitungen und Maschinen allerdings im Osten. Es hat 26 Jahre gedauert diesem Dilemma einen Grundsatzvertrag zwischen beiden Staaten zu vereinbaren. Die BRD war schon damals nicht die schnellste...und so lange konnte eben einfach nix instandgesetzt werden oder an den Stand der Technik angepasst werden. Die armen Leute die das Wasser dann trinken sollten bis hin nach Braunschweig. Muss man sich mal vorstellen du darfst auf Arbeit deine Arbeit nicht machen weil dein Arbeitsplatz in einer Sperrzone liegt für die du 26 Jahre keinen Passierschein bekommst. Manchmal ist das fast wie heute wenn man eingetretene Pfade in Deutschland verlässt.

    In Sichtweite der Brocken. Einmal hin,alles drin. Radfahren, wandern ... Kollonnenweg, Sowjetbesatzung... Eisenbahn und schöne Aussicht. Was will man mehr? Es sind nur 4 km his zum Gipfel und die sind heute meine Tagesaufgabe obwohl ich eeigentlich noch ins Hochmoor wollte. Doch das Wetter ist einfach zu schön um den Brocken links liegen zu lassen.
    Das Rad gut im Wald versteckt packe ich das nötigste in den Rucksack und treffe schon bald den ersten gemütlichen wanderer. Der Kollonenweg, ein patrollie-weg der Sowjets führt immer entlang der Grenze hoch über den Brocken und drüben wieder runter. Alles Betonplatten. Ein Grund mehr nicht mit meinem Packesel da hoch zu fahren sind die Löchergitter. Meine Reifen passen immer haargenau da rein, das kann einen wahnsinnig machen. Und die Steigung! Heinrich-Heine meinte schon früher auf seiner Harzreise „Wenn man die obere Hälfte des Brocken besteigt, muß man an die große deutsche Nationaltragödie vom Dr. Faust denken. Ich glaube auch Mephisto muß mit Mühe Atem holen wenn er seinen Lieblingsberg ersteigt. Es ist ein äußerst erschöpfender Weg.“ Ich selbst will heute ja nicht nur hoch sondern auch wieder runter und dann noch weit, weit, weg. Mir geht es gut. Gerade auf dem Rückweg gegen Mittag sehe ich in vielen Wandergesichtern die bloße Empörung die ein Heinrich Heine hier beschreibt. In den Gesichtern lässt sich genau ablesen wer heute Lust hat und wer nur mit muss. Ich glaube die würden am liebsten oben bleiben oder fahren mit der Brockenbahn wieder ins Tal. Da fehlte noch vieles zum deutschen Sportabzeichen. =)
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  • Emilia Galotti zu Braunschweig

    May 30, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 16 °C

    Ergiebiges Ausschlafen nach meiner Harzreise. Der Tag beginnt erst etwas später und in einer ganz anderen Stadt! Willkommen im Herzogtum Braunschweig wo außerhalb Bayerns auch heute noch der Löwe regiert. Es liegt einmal auf der Route und Braunschweig wird von allen Seiten als sehr schöne Stadt beschrieben. Es ist mir nur noch nie gelungen anzuhalten. Auf der Autobahn rauscht man ja immer nur durch...
    Die Stadt hat einen sehr schönen historischen Altstadtkern, wirkt dennoch modern und aufgeräumt. Es ist Samstag morgen vor Pfingsten und entsprechend viel ist los auf den Straßen. Überall wimmelt es vor Menschen. Das Ringleis führt durch grüne Wälder, ich würde nicht vermuten dass ich hier in Niedersachsens zweitgrößter Stadt bin. Im Zentrum ist Markt am Rathaus. Doch das ist nichts außergewöhnliches wäre nicht an diesem Rathaus die Braunschweiger Elle verewigt. Jede Stadt hatte im Mittelalter ihr eigenes Maß für „Meterware“. Die Braunschweiger wären heute keine technischen Ingeneure wenn sie nicht damals schon vor 500 Jahren verbindlich festgelegt hätten wie lang ein Stoff, Leinen, ... was auch immer sein soll. Un dass allgemeinverbindlich für Märkte, Messen, Bau, etc. Damit waren sie fortschrittlicher als viele andere Städte mit ihren Maßeinheiten für dies und das.
    Braunschweig ist neben den Ingenieuren jedoch auch Platz des Adels, der Dichter und Denker. Viele Berühmtheiten wie Friedrich Gerstäcker und Gottfried E. Lessing fanden hier auf dem königlichen Magnififriedhof ihre letzte Ruhe. Der Braunschweigsche Hof war bekannt dafür dass er Freidenken zuließ um neue Inspirationen zu schaffen. Viele Künstler des 18 Jh nahmen das gern an. Beschaulicher als am Hannoveranschen Hof war es allemal. Lessing, der gebürtig ja ebenfalls Sachse war, arbeitete zueletzt als Hofbibliothekar in Braunschweig und konnte seiner Philosophie frönen.

    Egal ob im Fachwerkbau, im Handel, in der Ingenieurskunst - Braunschweig setzt Maßsgäbe und ist wieder einmal eine Reise wert.
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  • Die Leuchten von Celle

    May 31, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Der Radweg führt in die Heide. Also, nach Norden. Heide habe ich auf den letzen hundert Kilometern keine gesehen. Stattdessen, Spargel für den die Erntehelfer fehlten, Erdbeeren die leider noch nicht reif waren, Maisfelder wo mehr Unkraut als andere wächst und Mannesgroßer Weizen. Selbst wenn es noch so sehr wie Pampa anmutet ist es echt schön hier. Die Region links und rechts der Aller ist ein echter Tipp für alle die abseits übervölkerter Routen radeln möchten. Sogar jeder zweite Feldweg ist dafür früher geteert worden. Dafür sind die Hinweisschilder wie man sich auf welcher Straße wo zu verhalten hat länger als beim fahren Zeit zum lesen bleibt. Kein wunder dass so viele Verkehrsunfälle an Bäumen enden wenn die Läute mit lesen nicht bis zur nächsten Kurve fertig werden.

    Der ganze Weg ist gesäumt von Backsteinhäusern, überall weiden Pferde. Toll! In Wienhausen lohnt der Zwischenstopp im Kloster. Es wird noch heute bewohnt. Leider muss ich dafür aber nochmal wieder kommen. Corona lässt grüßen.

    Der Weg nach Celle und der Weg von Celle weg sind wie gesagt wunderschön. Die Stadt selbst kann man sich bis auf ein paar Fachwerkhäuschen zum Feiertag sparen. Bis ich beim wegfahren doch noch neues über die Geschichte der Stadt erfahre. Fünf alte Gaslaternen am Rande der Straße erzählen einem von der mehr oder weniger glorreichen Geschichte ihrer unglücklichen Prinzessin Sophie Dorothea von Braunschweig-Lüneburg.

    Die Prinzessin wurde ursprünglich als Bastard geboren. Sie bekam erst später auf Umwegen ihren Adelstitel und wurde daraufhin mit irgendeinem Cousin im Alter von zehn Jahren verlobt. Das war damals so üblich. Weder kannte sie ihn noch wurde aus der Ehe was denn der Cousin starb kurz darauf. Der zweite Versuch der Eltern glückte und die Prinzessin heiratete den Cousin in Hannover. Daraus entstanden zwei Kinder. Einer davon wurde später der Preußenkönig Friedrich. Mit ihrem Mann hatte sie indes nur noch wenig zu tun denn der hatte mittlerweile eine oder mehrere geliebte so dass sie hinten runter fiel. Aus einem Flirt mit einem dahergelaufenen Knappen wurde indes später wahre Liebe. Aber das durfte nun erst recht nicht sein. Dummerweise wurde deren beider Fluchtplan schon vor der Flucht bekannt. So dass sie des Verrats beschuldigt und nach Ahlen verbannt wurde. Dort durfte sie unter ständiger Bewachung imUmkreis von fünf Kilometern leben. Niemals wieder bekam sie ihre Kinder oder ihren Gatten zu Gesicht. Denn der wiederum wurde König von Großbritannien. - Merke: Untreue macht langfristig unglücklich!
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  • Schwarzes Gold

    May 31, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 19 °C

    Ich habe immer nich keine Heide gesehen. Geschweige denn Heidekraut. Egal dafür gibts ganz viele Pferde und die interessieren sich bekanntlich für Fahrräder. Also kommt man aus dem gucken nicht mehr raus.
    Das dieser Landstrich jeher interessanter war als er heute auf der Landkarte scheint verdanken wir den wenigen Erdölvorkommen auf deutschem Festland. Vor ca. 100 Jahren setzte hier ein regelrechter Goldrausch ein nachdem Öl durch den ersten Weltkrieg mehr benötigt wurde denn je. Und die Leute in Wietze hatten es anfangs leicht. Umweltauflagen gabs keine und das Öl kam her natürlich an die Oberfläche gesprudelt. Doch auch der Ölsand war sehr ergiebig. So gab es bald mehr Bohrtürme wie Häuser um den Ort. Das Handwerk war dennoch kein leichtes. Viele Bohrungen verliefen im Sand. Das änderte sich schlagartig mit dem Seismograph. Heute ein Erdbebenmessgerät war es damals ursprünglich als Kriegsgerät im Einsatz um feindliche Flakstellungen ausfindig zu machen. Es stellte sich heraus, dass damit jedoch auch ganz gut Öl zu finden sei, oder zumindest die Hohlräume in denen es vorkommen kann.
    Die Bohrtürme sprießten wie Pilze, bald war das Vorkommen jedoch erschöpft. Viel war nicht zu holen... was jedoch blieb war das deutsche Erdölmuseum. Hier lassen sich allerlei Arten von Pumpen aus der Nähe betrachten. Es gibt eine kleine Einführung in die verschiedenen Produkte und die Gewinnung des Öls. Anschließend darf man selbst au ch auf den Knöpfen rjmspielen und Erdöl pumpen. Nur mitnehmen geht nicht. Das Fahrrad ist leider schon voll.

    Der Sand der in der Sonne kocht dampft links und rechts des Weges noch Petroleum aus. Wenn ich nicht den Wald vor lauter Bäumen sehen würde möchte ich meinen ich befinde mich geradewegs in einer Schrauberwerkstatt.
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  • Die Störche sind wieder da!

    June 1, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 15 °C

    Ich kann es nicht oft genug erwähnen. Die Radwege und die Landschaft im östlichen Niedersachsen sind einfach toll. In jedem Dorf entdecke ich Altes neu wieder! Besonders die vielen Backsteinbauten und Fachwerkhäuser sind Klasse. Sogar die Schafe haben hier ihre eigenen Häuser bekommen. Eigentlich wärmt deren Fell ja genug doch es war auch schutz vorm Wolf. Der lebte hier noch bis ins 19. Jahrhundert. Und damit nicht jeder Bauer seine Scheune sonst wo hinbauen musste gibt es in den Dörfern zum Teil ganze Scheunenviertel oder Schafstallviertel. Ganze Viertel in denen nie ein Mensch lebte!

    Oben auf dem Dach haust hingegen heute noch der Storch. Die eine Familie hat sogar eine live Kamera ins Nest installiert. Jedoch mehr wie ein Junges hat das Storchenpaar nicht. Allgemein sei die Zahl der Störche leider weiterhin rückläufig. Zugegeben dafür ist das für die hier ein Paradies! Und so kann es schon einmal ganz schnell gehen, dass ich gut Zeit beim Vogelbeobachten zubringe und meine Tagesstrecke nur müde schweren Trittes in der Mittagshitze schaffe. Echt ungern, aber ich habe ja noch einiges vor in den nächsten Tagen.

    Für Pferdeliebhaber habe ich hier rings um Verden ebenfalls das Paradies gefunden. So viele Gestüte gibt es in Deutschland nicht noch einmal auf einen Schlag. Mensch ich komme aus dem schwärmen gar nicht mehr raus. Ich glaube es ist Zeit für Kontrastprogramm.
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  • Hadde wadd, bisde wadd in BREMEN

    June 1, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 19 °C

    Es wäre vermessen zu behaupten nach ein paar Stunden in Bremen hat man die Stadt, bzw das kleinste Bundesland Deutschlands kennen gelernt. Dennoch verschafft es mir eindeutige Einblicke was das Leben so anders macht als in Niedersachsen.

    Zur Feier des Tages kommt auf den Mittagstisch erst einmal Nordseescholle. Was für ein monstergroßes Tier! Der Feiertagsbraten macht seinem Namen alle Ehre! Da passt schon fast keine Garnitur mehr auf den Teller und die Kartoffeln und Soße müssen extra gereicht werden. Genau das richtige für mich. =)

    Bei der Fahrt in die Stadt treffe ich auf weitestgehend verlassene Straßen zum Feiertag. Die Welt sitzt am Weserstrand und holt sich nen Sonnenbrand. Doch einer Macht ne Ausnahme. Schon weitem lese ich über einem schönen Hausfassadenbild „Modellbahnbörse“. An dem Haus angekommen folgen drei Schaufenster zugestellt bis oben hin mit Modellautos, Modelleisenbahn und einem wüsten Haufen aller anderen Modelle die man auf der Welt sammeln kann. Dann folgt eine Eingangstür in der ein alter Mann im Gartenstuhl sitzt und seinen Eingang als Terrasse auf die Straße gebraucht und nochmal ein paar solcher Schaufenster. Ich komme mit ihm ins Gespräch und bin froh dass er nicht nur Platt spricht nachdem ich ihm erzähle wo ich herkomme. Er gibt sich wahrhaft mühe. Dass woran er sich in seinem Alter noch am besten erinnert war Leipzig! Durfte er da früher überhaupt hin? Ab dem Moment weiß ich zunächst nicht was Seemannsgarn ist und was echt. Er erzählt aus seiner Vergangenheit. Er hätte hier die größte Modellbahnbörse Deutschlands. Repariert, tauscht, verkauft... und früher, da war er sogar bis nach Leipzig auf der Messe vertreten. „Da gab et diesn Moument, da kam ein windstous und da floch min Hut wech! Dierekt dem Erich Honecker vor die Füsse“ Er spricht noch viel mehr aus seiner Vergangenheit und das ihm sein Sohn immer alles kaputt macht und dass ihm seine Frau alles geklaut hätte bevor sie in den Osten abgehauen sei. Solls geben, naja. Ich schwnke ihm mal Glauben und erzähle ihm von meiner eigenen TT-Eisenbahn. Da blüht er auf! Er holt mich zu sich rein und zeigt mir seinen ganzen Laden. Naja, das Erdgeschoss davon. Allein dass sind schon fünf große Zimmer eingerichtet wie eine Bibliothek oder der Zauberstabladen von Harry Potter. Voll bisßunter die Decke mit Modelleisenbahnen aller Größen. Dazu noch Ersatzteile, und und und. Mittlerweile glaube ich ihm die Geschichte irgendwie. Hier muss ich unbedingt nochmal her kommen wenn ich nicht gerade auf dem Rad unterwegs bin. Hoffentlich lebt der Mann dann noch.

    Bei einer kleinen Stadtrundfahrt schau ich mir erstmal an was jeder so von Bremen kennt und doch oft noch nie in echt gesehen hat. Den Weserstrand, das Rathaus, den Roland und die Bremer Stadtmusikanten. Die Fotos as def Altstadt haben sich zu den Bildbänden von vor fünfzig Jahren kein bisschen verändert. Anders als die Neustadt rundherum ist es hier zeitlos und durch den Feiertag weitestgehend Menschenleer. Eigentlich ein guter Tag für Bremen. Von den Bremer Stadtmusikanten darf man sich nicht zu viel erwarten die Geschichte ist viel größer als die Skulptur, die an sie erinnert. Allgemein finde ich ist für Touristen sehr wenig erklärt. Entweder Markenting damit die Leute die aktuell nicht stattfindenden Führungen buchen oder man will gar nicht erst Interesse wecken. Ich weiß es nicht. Ein Spaziergang an der Weser führt mich dann noch zur Becks Brauerei. Weltweit einer der richtig Großen Biergiganten. Aber die machen heute auch nix. Schade.

    Dem Wetter geschildet werfe ich den ein oder anderen Plan erstmal wieder um und überlege mir noch heute an die Nordsee zu fahren. Morgen bei strahlendem Sonnenschein durchsWatt zu waten wäre doch zu schön. Immerhin ist es ja Urlaub und man soll machen was am meisten Spaß macht.
    Auf dem Weg zum Bahnhof treffe ich am Rathaus auf einen Radfahrer mit Anhänger. Er sitzt daneben im Angelstuhl und trinkt sein Bierchen direkt aufm Marktplatz. Ich frag ihn ob er auch schon länger unterwegs ist und was er heut noch machen will. Er meint nö, er sei Musiker und im Anhänger sind zwei, drei Instrumente die er gerne spielt und für Leute wie mich die ihn ansprechen. Gemeinsam zu spielen macht einfach mehr spaß. Zu dumm, aber ich kann besser zuhören anstatt spielen. Vielleicht im nächsten Leben. Aber eine interessante Strategie wie ich finde und ein sehr geselliger Mensch. Er gibt mir noch gute Tipps für die Küste. So viel Zeit habe ich wieder gar nicht. Schade eigentlich. Aber immerhin. Ich war noch nie in Ostfrießland. „Erstma guck’n ob datt watt für mich is...“
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  • Watt ??

    June 2, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 17 °C

    Wilhelmshaven am Abend. Ich habe zwei Radfahrer getroffen die mich durch die Stadt lotsen als wäre ich ein besonders dringender Gast. Und tatsächlich kann ich die Stadt schon nach 15 Minuten glücklicherweise hinter mir lassen. Ich will ja noch den Campingplatz erreichen bevor die Rezeption schließt. Der Wind steht günstig. Dennoch vertrödel ich mich wieder beim Sonnenuntergang. Der ist aber auch einfach immer wieder schön.

    Am nächsten Morgen studiere ich die Gezeitentabelle und mache meinen plan fest. Heute geht es raus auf den Meeresgrund! Zuvor spaziere ich noch über den Strand, denn umd zehn war gerade Flut und danach wird es nun immer besser! Die Sonne prasselt zwar und mit den Füßen fühlt die Nordsee sich angenehm warm an, doch das trügt.
    Und wieder raus aus den Schuhen, rein in den Matsch. An der ersten Stelle versinke ich gleich nach 20 m 30cm tief. Gar nicht gut! ( das kenne ich irgendwoher von früher ) Ein Bad im Schlamm soll immerhin gesund sein. Im zweiten Versuch klappt es besser und ich überquere die Endmole souverän. Nun bin ich im Wattenmeer. Auf der einen Seite Weltnaturerbe, auf der anderen Seite nebenan riesige Schifffahrtskähne, Windräder, sprich industrielle Revolution 3.0.
    Die Muscheln piksen wenn man barfuß durchs Watt geht. Gerade graben sich die letzten Herzmuscheln in den Schlick ein. Die Wattwürmer sind schon allesamt verschwunden. Hier und da liegt eine Qualle auf dem Trockenen. Ich will hinaus bis an die Wassergrenze, aber die zieht sich ja immer weiter zurück. Dort draußen, vor mir, liegt noch Wangerooge. Und dann Nichts weiter.

    Zum Schluss entdecke ich noch ein Schiffswrack, egal ob künstlich oder natürlich gestrandet ist es der ideale Spielplatz für Krebse. Leider gibt es davon in der Nordsee jedoch immer weniger.
    Ein rundum gelungener Abschluss der ersten Etappe bis an die Nordsee. =)
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  • Auf dem Deich

    June 2, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

    Mit Rückenwind treibt es mich die Küste entlang nach Carolinasiel. Mal vor und mal hinter dem Deich. Das hängt nicht nur allein von mir ab, sondern vor allem auch wo gerade Deichpflege betrieben wird. Überall Schafe! Oben, unten, auf dem Weg, vor den Gittern. Wirklich übeeall trampeln und treten sie. Noch dazu ist bei den alten gerade Fellwechsel und die Lämmer sehen so süß aus!Read more

  • Mühlen im Wind

    June 3, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 21 °C

    Klack, klack, klack, klack, klack... Ich kenne dieses Geräusch irgendwoher. Ah ja! Wurzeln im Radweg. Die Qualität ist echt von Landkreis zu Landkreis dermaßen unterschiedlich.

    Früher kam dieses Klacken jedoch von den Mühlen die hier in ziemlich jedem Dorf noch stehen. Am meisten ist die Holländermühle hier vertreten, doch toll sehen sie alle aus.
    In dem kleinen Örtchen Spetzerfehn steht eine ganz besondere. Die einzige Windmühle Norddeutschlands die noch heute industriell in Betrieb ist. Gemahlen werden hauptsächlich Tierfutter, jedoch kann man auch sein frisches Mehl dort kaufen und wenn nicht gerade Corona ist kann man sich sogar privat führen lassen. Das gefiele mir doch gleich wieder.

    Sobald ich Ostfrießland verlassen habe ersetzen jede Menge Kuhscheunen die ganzen tollen Windmühlen. Und die Luft zum Atmen wird ungewohnt dick. Das erste Sommergewitter des Jahres kommt da gerade recht. =) (Ich liebe Gewitter).
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