Turkey
Şereflikoçhisar

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Travelers at this place
    • Day 217

      Auf dem Weg nach Zentralanatolien

      March 31 in Turkey ⋅ ☀️ 20 °C

      Als wir in Istanbul los radeln wissen wir, vor uns liegen knapp 900 km bis zu unserem nächsten Ziel: Kappadokien.

      Luzi plant eine Strecke durch das Landesinnere. Wir hoffen, dass es dort beschaulicher und ruhiger wird.

      Ein 30 km langer Radweg führt uns aus Istanbul raus. Fast immer entlang der Küste schlängelt er sich durch eine Vielzahl an Parkanlagen. Wir sind erstaunt, wie lange sich Istanbul und auch die Vororte ziehen. Irgendwann endet der Radweg ziemlich abrupt vor einem eingezäunten Militärgelände. Komoot möchte uns dort durch lotsen, der Wachposten hält allerdings wenig davon 😉.

      Mit Ende des Radweges geht es dann auch los- Industriegebiet an Industriegebiet. Wir fahren auf der Autobahn Fahrrad. Es ist laut, staubig und wegen der LKWs nicht ganz ungefährlich hier zu radeln. Spaß macht es so auf jeden Fall gar nicht!

      Wir sind froh, als wir bei Fatma und Gülay ankommen. Die beiden Frauen sind bei der Plattform "Warmshowers" angemeldet und bieten Radler:innen eine Übernachtungsmöglichkeit. Wir haben viel Spaß zusammen. Fatma ist Frisörin und schenkt mir einen Haarschnitt. Wir schlagen unser Bett im Frisörsalon auf. Im Gegenzug kochen wir für die beiden Käsespätzle und Salat. Die beiden Frauen sind ein Paar, was in der Türkei nicht selbstverständlich offen gelebt wird.
      Wir freuen uns, uns offen mit ihnen austauschen zu können - vorallem auch über LGBTQ Themen in der Türkei . Werden wir ansonsten hier gefragt, wie wir zueinander stehen, sagen wir immer "Freundinnen", was uns beiden irgendwie nicht wirklich gefällt.

      Auch bei einem unserer nächsten Warmshowers, Meltem und Fatih können wir offen sagen, dass wir ein Paar sind, da die beiden sehr weltoffen sind und vieles was politisch in der Türkei geschieht hinterfragen. Die landesweiten Bürgermeisterwahlen stehen kurz bevor. Es scheint als ob unendlich viel Geld in den Wahlkampf gesteckt wird. Ganze Straßenzüge sind mit Fahnen geschmückt, Bässe wummern aus vorbeifahrenden Wahlkampfautos. Fatih und Meltem sind wie alle Türken gespannt, wie die Wahlen ausgehen werden.

      Nachdem wir uns morgens von Meltem und Fatih verabschieden, ist es endlich so weit: unsere gefühlt erste landschaftlich richtig schöne Straße in der Türkei tut sich vor uns auf. Endlich die endlose Weite, die ich mir seit dem Nationalpark Gran Sasso in Italien gewünscht habe. Ich schaue mich um und kann so weit blicken, dass ich es selbst kaum fassen kann. Das ist dann auch endlich wieder einer der Momente, wo ich weiß, warum ich zu solchen Reisen aufbreche. Solche Weiten ohne Häuser oder verstellten Blicken gibt es in Deutschland einfach nicht. 

      Ab jetzt tauchen wir ein in das Landleben der Türkei. Keine Touristen weit und breit. Sind wir vorher schon mehr als nett begrüßt und immer wieder gefragt worden, was wir mit dem Rad hier machen, woher wir kommen und wohin wir fahren, begrüßt uns jetzt fast jedes Auto mit einem Hupen und Winken der Fahrzeuginsassen. Wir kommen aus dem Zurückwinken schon fast gar nicht mehr raus.

      Die kleinen Ortschaften gewinnen hier wirklich keinen Schönheitspreis, dafür sind die Menschen umso gastfreundlicher. Kaum steigen wir von den Rädern, werden wir zu einem Chai (Tee) eingeladen. Aus manch größeren Ortschaften kommen wir kaum los, weil uns immer wieder Menschen ansprechen und einladen wollen. Es entstehen skurrile Situationen, so sitzen wir z.B. plötzlich im Büro eines Mannes, der mit Salz und Kohle handelt. Nachdem er gehört hat, dass wir aus Deutschland kommen, telefoniert er kurz und ruft seinen Bruder mit dazu, der wiederum einen Freund dazu ruft, der eigentlich in Bayern lebt und auf Heimatbesuch ist. Irgendwann sitzen wir zwei mit sieben türkischen Männern im Büro und trinken zusammen Chai. Zum krönenden Abschluss bekommen wir noch zwei große Einmachgläser geschenkt. Eins mit Marmelade und eins mit süß eingelegten Gurken. Lieb gemeint, allerdings echt schwierig in die Radtaschen zu stopfen:).

      In bestimmten Gebieten Zentralanatoliens werden wir so oft auf Deutsch angesprochen, dass es schon fast irritierend ist. Es scheint hier kaum jemanden zu geben, der nicht jemanden aus der Familie hat, der in Deutschland lebt oder mal gelebt hat. Zum Teil scheinen es ganze Generationen zu sein, die im Zuge der Gastarbeiterbewegung nach Deutschland gingen. Viele kehrten in die Türkei zurück, viele Familien leben auch heute noch in Deutschland und sind nur noch zum Urlaub in der Türkei. Wir fahren durch Geisterstädte, wo tolle Häuser stehen, aber alle Rollläden geschlossen sind. Später erfahren wir, dass das die Urlaubshäuser der Deutsch-Türken sind.

      Ich denke in diesen Tagen viel darüber nach, wie es bei uns zu Hause um die Gastfreundschaft steht und nehme mir vor einen Teil des hier Erlebten mitzunehmen.

      Auch landschaftlich sind die Etappen durch Zentralanatolien wirklich ein Traum. Wir radeln auf einer Hochebene vorbei an Bergen unterschiedlicher Farbe und Form, an blühenden Mandelbäumen und über den Salzsee Toz Gölü. Hier legen wir einen verdammt langen Fotostop ein, um ähnliche Fotos zu schießen wie 2012 im "Salar di Uyuni" in Bolivien. Salz wird hier ebenfalls im großen Stil abgebaut, wie wir bei unserer Weiterfahrt sehen.

      Die unendliche Weite begleitet uns die gesamten Radtage. Die Temperaturen steigen, die Sonne brennt gnadenlos. Während dieser Tage fühlen wir uns wie im Sommer - auch hier zu heiß für die Jahreszeit.
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    • Day 127

      Tag 127 - Şereflikoçhisar

      November 18, 2019 in Turkey ⋅ ☀️ 12 °C

      40 km / 4825 km - 3 / 492 Stunden

      Ausgaben:

      0 € / 52,5 € Transport (Fähre, etc.)
      0 € / 945 € Lebensmittel
      0 € / 794 € Unterkunft
      0 € / 220,5 € Eintrittspreise
      0 € / 152,5 € Anschaffungen
      0 € / 84 € Ersatzteile
      0 € / 52 € Visum

      0 € / 2276,5 € Gesamt

      Der Blick aus dem Zelt ließ mich etwas vermissen.
      Tom und Jule waren mitsamt Zelt verschwunden. Zumindest entzogen sie sich meinem Blick geschickt im Nebel. Und das obwohl wir die Nacht näher aneinander gezeltet haben, als je zuvor. Windschutz!

      Selten konnte ich in einem Nebel weniger sehen. Und während ich frühstückte hörte ich Glocken in einiger Entfernung. Eine Schafherde rückte an. Nach zehn Minuten waren wir umringt von Schafen und Hunden, welche erstaunlich unbeeindruckt von unserer Anwesenheit waren. Auch der Schäfer auf einem Esel ritt seelenruhig an uns vorbei, ohne wirklich Notiz zu nehmen.

      So verbesserte sich die Sichtweite um einige Meter, dass wir es wagen konnten, die Straße wieder zu befahren.
      Es wurde aber aufgrund der uns umgebenden Nässe so kalt, dass ich anhalten, und meine oberste Jacke anziehen musste.

      Dann geschah es.
      Ich hörte Tom nur noch sagen: "Nein! Wie stehen die Chancen?"
      Und dann sah ich ihn. Einen anderen Radreisenden aus dem Nebel brechen. Ich wusste gleich, wer er war. Aber ich wollte den beiden nicht die Überraschung verderben.
      Als er uns erreichte rief er: "Tom, Jule, Benjamin"

      Völlig verwirrt sahen die beiden einander um.
      Lukas hatte uns eingeholt.
      Vor einigen Tagen war er mit Mandy und Nancy unterwegs. Hat sich dann von den beiden gelöst und Strecke gemacht. Für ihn erzählte ich Mandy von unserer beabsichtigten Route, auf der er uns gefolgt war.

      So begrüßten wir unser neues Mitglied.
      Gemeinsam ging es dann weiter bis in die nächste Stadt.

      Doch vorher erwartete uns noch der Salzsee.
      Ein beeindruckendes Erlebnis. Er ist vollkommen begehbar, solange man es nicht übertreibt. Und obwohl die Aussicht etwas zu kurz kam, war das Licht hervorragend, um ein tolles Ensemble auf die Fotos zu bekommen.

      Song des Tages
      Go Your Own Way - Fleetwood Mac
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    • türkische Gastfreundschaft

      April 29, 2023 in Turkey ⋅ ☁️ 9 °C

      Fazit von Sturz: blaue Flecken, Daumen gestaucht und steifer Nacken, Rippen geprellt.
      Aber es kann weitergeradelt werden.
      Wir verbringen den Abend zusammen mit der türkischen Familie. Kochen und essen zusammen. Wir können auch was dazu beisteuern, wir machen Tomaten und Gurkensalat, das haben wir noch in unseren Radtaschen.
      Heute morgen bekommen wir sogar noch ein Frühstück. Für uns ein unvergesslicher Tag und Abend.
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    • Hotel Yildirim

      August 19, 2023 in Turkey ⋅ ☀️ 36 °C

      Um halb sechs kriechen wir aus den Schlafsäcken, frühstücken, bauen das Zelt ab und machen uns gegen 7:15 Uhr im wahrsten Sinne des Wortes vom Acker. Und wie sollte es anders sein - die Navigationsgeräte führen uns weiterhin immer geradeaus und eine andere Möglichkeit lässt die Straßenführung auch kaum zu. In einem kleinen und scheinbar (noch) menschenleeren Ort treffen wir auf eine Gruppe von Eseln, die allein die Straße entlangspaziert. Bald geht es etwas bergauf und als wir über die Kuppe des erklommenen "Bergchens" schauen können, eröffnet sich der erste Blick auf den von uns planmäßig angesteuerten großen Salzsee, den Tuz Gölü. Auf schotteriger Piste rumpeln wir dem See entgegen, passieren währenddessen ein sehr ärmlich wirkendes Zeltlager. Die zwei Kinder, die zu uns an den Wegrand laufen und uns bettelnd ihre Hände entgegenstrecken, lassen uns vermuten, dass es sich um ein Flüchtlingslager handelt. Kurz vor Erreichen des Damms, der mit einer Länge von etwa 10km den Salzsee quert, kreuzt vor uns eine riesige und sehr gemischte Schaf- und Ziegenherde staubumhüllt den Weg. Die meisten Tiere nutzen ein kleines Wasserloch zum Stillen ihres Durstes, begleitet werden sie von einem Hirten auf einem Esel. Die Herde zieht weiter und auch wir setzen unseren Weg Richtung Damm fort. Der Tuz Gölü ist der zweitgrößte See der Türkei und gehört mit einem Salzgehalt von bis zu 37 Prozent zu den salzhaltigsten Seen der Welt. Jetzt im Sommer zeigt er sich weniger als See, sondern vielmehr als eine große weiße Fläche aus verkrustetem Salz, welches die Sonne wie Schnee glitzern lässt. Wir sind fasziniert von dieser surreal anmutenden Szenerie dieser weißen Wüste und beschließen, an diesem besonderen Ort eine Pause einzulegen. Ja, und wenn das Gewürz uns schon zu Füßen liegt, schneiden wir doch einen Salat dazu. Am Rand des Salzsees stellen wir unsere Stühle auf und streuen frisch "gepflücktes" Salz über unsere Gurken und Tomaten. Herrlich! Satt und mit reichlich Fotos im Gepäck radeln wir weiter den Damm entlang und lassen schließlich den Tuz Gölü hinter uns. Nach wenigen Kilometern erreichen wir unseren heutigen Zielort Şereflikoçhisar, wo wir nach inzwischen fünf heißen Tagen und Nächten ohne Dusche in einem Hotel einchecken wollen. Bei der Einfahrt in die Stadt hören wir laute Musik aus einer Seitenstraße, was Heiko zu dem folgenreichen Satz veranlasst: "Lass uns da mal reinfahren und gucken, was da los ist." Ja, und dann geht alles ganz schnell. Begleitet von einem Trommler und einem Flötisten werden wir willkommen geheißen im Rahmen der Festgesellschaft zu einer kurdischen Hochzeit. Bevor wir ernsthaft widersprechen können, sind uns schon zwei Plätze zugewiesen und wir werden mit verschiedenen Getränken versorgt. Zwei müffelnde, staubige, schwitzende Radler zwischen unzähligen herausgeputzten Hochzeitsgästen, na super. Wenige Minuten später steht eine leckere warme Mahlzeit vor uns auf dem Tisch, die wir uns schmecken lassen, parallel trudeln immer mehr Gäste ein. Immer wieder werden wir zwischendurch von verschiedenen Menschen, einschließlich der in ein rotes Glitzerkleid aus sehr viel Tüll gekleideten Braut Fatma gefragt, ob wir noch etwas wünschen. Wir haben uns bereits gefragt, wie aus der Nummer elegant wieder rauskommen, aber spätestens mit den ersten Aufforderungen zur Teilnahme an den traditionellen Tänzen wird unser Fluchttrieb sehr akut. Heiko schreibt ein paar nette Worte und Wünsche auf ein Foto von uns, welches wir mehrfach für Begegnungen wir diese in der Tasche haben. Wir steuern die Braut an und deuten an, dass wir weiterreisen müssen, übergeben das Bild und danken für die Gastfreundschaft. Auf Wunsch der Braut nehmen wir noch neben ihr auf dem roten "Thron" Platz, um uns von einer Gästemeute fotografieren zu lassen. Ob Fatma diesen Wunsch angesichts unseres Geruchs bereut hat? Wir wissen es nicht...! Nachdem wir den geordneten Rückzug angetreten haben, rollen wir die letzten Kilometer zum Hotel Yildirim. Wir checken ein und gönnen uns sowie unserer Kleidung ausgiebige Dusche/ Wäsche. Nun wären wir sich auch hochzeitstauglicher gewesen...! Den Abend verbringen wir in einem Restaurant und genießen zu guter Letzt das erste Baklava dieser Reise.Read more

    You might also know this place by the following names:

    Şereflikoçhisar, Sereflikochisar, شرفلی قوچ‌حصار, ШерефликъочхӀисар, Шерефликочхисар, ضلع شیریفلیکوچیسار, Koçhisar, TRSKH, 謝雷夫利科奇希薩爾

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