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- Aug 4, 2024
- ☁️ 21 °C
- Altitude: 30 m
- EnglandArun DistrictArundelArundel Castle50°51’24” N 0°33’15” W
Zwiespältige Zeitreise
August 4 in England ⋅ ☁️ 21 °C
Am Sonntag war in Arundel Castle der letzte Tag des "Jousting Tournament". Neben dem Mittelalter-Spektakel kann man dabei auch die Burg bzw. Schloss besichtigen.
Arundel Castle wurde wie fast alle Burgen in Sussex direkt nach der Schlacht von Hastings 1066 von den Normannen gegründet. Zunächst war es eine Holzburg auf einer Motte, einem aufgeschütteten Hügel. Die folgenden Steinburg kann man als "The Keep" noch immer besichtigen. Anfang des 15. Jhd. kam sie ins Eigentum der Familie Fitzalan-Howard bzw. deren Chef, dem jeweiligen Duke of Norfolk - und der bzw. dem gehört sie noch immer. Duke of Norfolk ist der höchste Adelige Englands und der Earl Marshall, sowas wie der Zeremonienmeister des Landes.
Neben dem Keep gibt es eine riesige, mittelalterlich anmutende Burg. Das meiste davon ist allerdings im 19. Jhd. erst entstanden bzw. vollständig überarbeitet worden. 1846 besuchte Queen Victoria die Burg und da musste man mal aufräumen. Danach war der damalige Duke der Meinung eine kleine Hauskapelle im Stil der französischen Gotik und eine riesige Empfangshalle wären sinnvoll.
Bei der Besichtigung bekomme ich ein ungutes Gefühl. Die Fitzalan-Howards sind erzkatholisch, waren als Politiker und Offiziere immer in England bzw. dem UK aktiv. Unter Heinrich VIII opferten sie zwei ihrer weiblichen Mitglieder (Anne Boleyn und Catherine Howard) ihrem politischen Ehrgeiz. Aber die Ausstellung hinterfragt nicht und analysiert nichts. Es werden Gemälde und Fotos mit Königen, Politikern und dem Papst ausgestellt, Jagdtrophäen und koloniale Kunstwerke, aber alles erzählt nur von der tollen Familie und ihrem Rang. Das führt bei mir zu dem Eindruck von Arroganz und Klassenbewußtsein, der wirklich unangenehm ist.
Nach der Pracht erhole ich mich beim Turnier. Ich sehe mir den Kampf zwischen den Mannschaften von Frankreich und Portugal an - es geht darum den Gegner an der Brust oder den Armen zu treffen. Um den Turnierplatz gibt es einen kleinen Mittelaltermarkt - leider nur mit 1 Stand für Essen und Getränke. Essen war um 12.45 schon fast aus! Zudem kann man Axtwerfen, Armbrustschießen und Schwertkampf versuchen. Es ist alles sehr ruhig und nicht so lebhaft, wie ich gedacht hatte. Vermutlich mag der Duke kein lärmendes Volk auf seinem Grund.
Vor meiner Rückfahrt nach Brighton mache ich noch eine Runde durch die kleine Stadt Arundel. Die Cathedral, die tatsächlich Sitz eines katholischen Bischofs ist, wurde von einem Duke of Norfolk im 19. Jhd. gestiftet, weil er die Gotik so gerne hatte. Und die Nikolaus-Kirche der örtlichen Gemeinde hat wer gestiftet? Genau!Read more
Traveler Ich war das letzte Mal vor ca 20 Jahren in Arundel, und fand es echt niedlich. Nicht nur das Schloss, sondern auch die Stadt. Findest Du es nicht ein bisschen verwegen, den Schlossherren vorzuwerfen, dass sie persönliche Bilder ganz unkommentiert ausstellen? Machst Du das bei Dir zu Hause?
Traveler Danke für den Hinweis. Bilder bei mir sind unkommentiert, weil sie komplett privat sind. Aber wird ja bewußt ein Bild für die Öffentlichkeit aufgebaut. Es geht gar nicht um die Bilder an sich, sondern darum, dass es kein Hinterfragen der Geschichte gibt. Aber ich werde weiter darüber nachdenken.
Traveler 😘