United States
Wilma Lake

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Travelers at this place
    • Day 102

      Sonora Pass, California (Mile 816)

      July 25, 2018 in the United States ⋅ ⛅ 18 °C

      Der Norden des Yosemite Nationalparks ist mittlerweile fast menschenleer. Die meisten PCT-Hiker sind mir einige Wochen voraus und die JohnMuirTrai-Hiker haben die Wanderung im Yosemite Valley beendet.

      Gestern bin ich den ganzen Tag alleine durch den Park gelaufen, ohne dass ich einem Menschen begegnet bin. Abends am Campground habe ich Jenner (Santa Cruz, Sectionhikerin) als einzige Person an diesem Tag angetroffen .

      Die letzten zwei Tage bin ich ein wenig grantig und ich weiß selbst nicht warum. Gestern hätte ich am liebsten den nächsten Exit in die Zivilisation genommen und ab nach Hause. Manchmal habe ich keine Lust mehr auf PCT. Aber ich habe es mir selbst ausgesucht und jetzt muss ich das auch zu Ende bringen. Meine letzte Übernachtung in einem Bett liegt Wochen zurück und ich muss mir endlich einen Erholungstag mit Bett, Frühstück, gutem Essen, vielleicht einem Bier und den Annehmlichkeiten der Zivilisation gönnen. Einen Film im Kino schauen und dazu ein riesiges Schokoeis wären gerade meine Definition von Glückseligkeit :)

      Wir haben mittlerweile täglich Wärmegewitter in den Bergen. Morgens strahlt noch die Sonne und ab den Mittagsstunden zieht es sich oft zu. Es ist reine Glückssache, ob das Gewitter in dem Tal loslegt, in dem man sich gerade befindet. Hiker "Pumasalat" hatte den PCT bereits vor 2 Jahren gelaufen und gab mir den guten Rat: " ... nutze jede Sonnenstunde in der Sierra zum trocknen der Ausrüstung". Wenn die Sonne um 11 Uhr kräftig scheint, dann gibts die Mittagspause eben früher und alles wird zum trocknen aus dem Rucksack geholt.

      Der Rauch der Waldbrände ist seit Tagen unser Begleiter. Manchmal ist die Luft so dick, als wenn man am Lagerfeuer sitzt und der Wind einem den Rauch sanft ins Gesicht bläst. Die Feuer sind wahrscheinlich sehr viele Meilen entfernt, aber man sieht die Flammen im Geiste sich über den Bergkamm nähern. Letztlich ist die Windrichtung über die Stärke des Rauches der maßgebliche Faktor.
      Waldbrände sind im Westen der USA nichts ungewöhnliches und wiederholen sich jedes Jahr mehrfach. Die Ranger haben uns versichert, dass wir rechtzeitig evakuiert würden, wenn das Feuer gefährlich nahe käme. Als letzte Möglichkeit habe ich immer noch meinen SPOT-Notrufknopf. 30 Minuten nach Aktivierung würde der Rettungshubschrauber über mir kreisen ... beruhigt das Kopfkino ungemein.

      Die Moskitos rauben mir seit Wochen den letzten Nerv. In Scharen, nein zu Hunderten, fallen sie über mich her. Jeden Tag und ohne große Unterbrechungen. Ich schmiere mir mittlerweile das DEET 100% (stärkstes Moskitogift) auf die Arme und Beine. Das Zeug ist so stark, dass es nicht in Kontakt mit meiner Regenjacke oder Synthetik kommen darf. Es würde glatt ein Loch hinein brennen.
      Für das Gesicht nehme ich DEET 30%. Aus Sicherheitsgründe wegen der Augen und Lippen.

      Die Moskitos suchen sich permanent den schwächsten Punkt am Körper aus. Sind Arme und Beine eingeschmiert, dann greifen sie das Gesicht an. Wenn das Gesicht eingeschmiert ist, dann fliegen sie in Ohren und Nacken. Jeder enge Kontakt des Hemdes mit dem Körper (z.B. Schulterbereich) wird mit Stichen bestraft.

      Heute habe ich wirklich eine gute Strecke geschafft. Großteils bergauf und am Abend nochmal richtig "einen rausgehauen". Meinen angedachten Übernachtungsplatz "Wilmer Lake" habe ich gegen 19:00 Uhr erreicht. Sogar einen ebenen Platz zum Zelten hatte ich gefunden ... eigentlich perfektes Timing. Ich bin vom Laufen total durchgeschwitzt und ein Bad im See ist dringend notwendig.
      Sobald ich an das Seeufer getreten bin sind Wolken von Moskitos auf mich losgegangen. Auch mein abgestellter Rucksack war von Moskitos übersät. Als hätten die gesamten Moskitos der Umgebung eine Betriebsversammlung abgehalten. Nur darauf wartend, dass Scarecrow als Blutopfer endlich eintrifft und ... Attacke! Ich konnte nur noch meine Sachen schnappen und regelrecht vom See wegrennen. In einer Stunde wird es dunkel und der nächste eingezeichnete Campground ist nochmal 3 Meilen entfernt. In solchen Augenblicken hast du keine Lust mehr ...

      Auch die Berge strengen mich nach fast 4 Wochen Sierra Nevada an. Das permanente bergauf- oder bergab gehen geht an die Substanz. Nur noch eine Woche durchhalten. In South Lake Tahoe habe ich die High Sierra komplett durchlaufen und das Terrain solle flacher werden.

      Ich glaube, dass meine Lustlosigkeit nur eine "Schwächephase" ist. Die nächste Möglichkeit für einen Urlaubstag in Kennedy Meadows North werde ich zum Ausruhen nutzen und es mir gut gehen lassen. Urlaub vom Urlaub sozusagen ;-) Danach macht das hier bestimmt auch wieder mehr Spaß ...

      Update 24.07.2018 bis 26.07.2018
      Heute morgen habe ich mich wieder gequält. Ich fühlte mich, als hätte mir jemand den Energiehahn zugedreht. Die 6 Meilen zum nächsten See wollten einfach nicht zu Ende gehen. Viele Pausen, Energiegel und Elektrolyte eingeschmissen, aber die Luft war raus. Was mache ich hier eigentlich? Am See angekommen (es waren ausnahmsweise wenig Moskitos anwesend) habe ich eine laange Pause gemacht. Ich war im See baden, habe mir einen Nachmittgskaffee gekocht und mich auf der Wiese gesonnt. Ich sollte mir viel öfter die Zeit nehmen solche Dinge zu tun. Tatsächlich ging es mir danach deutlich besser und die Kraft kam langsam zurück.

      Ich sollte den Trail viel langsamer laufen. Es ist mein Weg und ich muss hier niemandem etwas beweisen. Jetzt sind es nur noch zwei Monate und ich sollte das hier eigentlich jeden Tag genießen. Meine (internen) Ambitionen die Grenze nach Washington State "Bridge of the gods" zu erreichen habe ich gestrichen. Ich werde ab sofort langsamer laufen und Ashland (Kalifornien/Oregon Grenze) ist von hier nochmal 700 Meilen entfernt. 100 Meilen danach würde ich Crater Lake N.P. erreichen und das wäre doch ein schöner Ort den PacificCrestTrail zu verlassen. Bis Crater Lake wäre es nochmal die gleiche Strecke, die ich seit Mexiko gelaufen bin. Nur das Gelände wird im Norden Kaliforniens einfacher.

      Des Weiteren habe ich heute beschlossen meine USA-Reise mit einem Highlight zu beenden. Als der Film "Jurassic Park" 1993 in die Kinos kam, ist mir eine Szene von Anfang an in Erinnerung geblieben. Mr. Hammond, der Eigentümer des Jurassic Park, lässt einige Wissenschaftler auf die Dinosaurierinsel einfliegen. Der Helikopter fliegt im Tiefflug über den Ozean auf diese unglaublich paradische Küste der Insel zu. Dort angekommen, sinkt der Hubschrauber vor einem großen Wasserfall, umgeben von dichtem Regenwald in einen riesigen Canyon hinab. Eine wunderschöne Aufnahme und ich dachte mir damals: das ist das Paradies. Dort möchte ich irgendwann auch mal hin ... und ich werde!

      Als Abschluss meiner Auszeit werde ich am 19.09.2018 von Seattle für 4 Tage nach Kauai Island/Hawaii fliegen. 6 Stunden Flugzeit von der Westküste der USA, inmitten des Pazifischen Ozeanes und zugehörig zu den Inseln Polynesiens. Die Kulisse ist traumhaft und Hollywood hat die kleine Insel schon öfters genutzt (z.B. die meisten Jurassic Park Filme, King Kong etc.). Kauai ist die nördlichste der Hawaii Inseln und es soll dort wunderschöne Wanderrouten geben. Ich wollte das eigentlich schon 2010 in meiner Kanadazeit machen. Die Flüge von der Westküste nach Hawaii sind vergleichsweise günstig (EUR 360,- NonStop-Flüge) und ich habe die Visa und den internationalen Führerschein dabei. Nur das Finden einer bezahlbare Unterkunft/Campground wird eine Herausforderung werden.

      Jetzt gibt es auch kein vorzeitiges Aufgeben am PCT mehr. Ich freue mich riesig auf die geplante Abschlusstour und starte mit neuer Energie Richtung South Lake Tahoe.
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    You might also know this place by the following names:

    Wilma Lake

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