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  • Day 19

    Kleine Tour - großes Abenteuer

    October 26, 2020 in Greece ⋅ ⛅ 19 °C

    „Was mag der Tag uns heut so bringen?“
    Diese Frage stellten wir uns am Morgen noch ganz kühn. Dass es solch ein Abenteuer wird hätten wir kaum vermutet. Unsere Hamburger Freunde vom „Kantina Beach“ schrieben gestern irgendwas von einer Schlucht, wo sie noch gern wandern wollten und dank YouTube und Google bekamen wir einen kleinen Eindruck, um was es sich dabei den handelt. Klang cool...
    Wanderung im RINTOMO CANYON lautete also heute das Ziel und der Plan. Also Abfahrt!!!
    Da der Weg ja bekanntlich das Ziel ist, wählten wir wieder die beschauliche Route entlang der kleinen Küstenorte, mit den von uns so geliebten Feldsteinhäusern und türkisen Buchten.
    Nachdem wir wieder eines dieser süßen Örtchen passiert hatten, wurde Gisela etwas unruhig und weil sie schon wieder die gesamte letzte Nacht von bösem Durchfall geplagt wurde, hieß es erstmal: „STOP“ - mitten auf der Landstraße an einem Olivenhain. Das war in doppelter Hinsicht eine gute Entscheidung, denn nicht nur dass Gisela erleichtert war, erlebten auch WIR eine unerwartete Überraschung, als plötzlich ein Wohnmobil mit HH Kennzeichen um die Ecke bog und uns frech anhupte.
    Da waren sie wieder: Tommy und Nadia, die wir mit einem „wat - wer seid ihr denn?“ begrüßten. So wieder vereint machten wir uns also gemeinsam auf den Weg zur Schlucht, wo Nadia, als erprobter Tourguide bereits eine Wanderung geplant hatte. Der Weg ins Gebirge war recht aufregend, denn Tommy legte ein straffes Fahrtempo vor und unsere Verwunderung darüber dass er die ersten beiden Schilder „Rintomo Canyon“ souverän ignorierte, wich dem Wunsch einfach nur dran zu bleiben.
    In einem winzigen Ort steuerten unsere Freunde einen perfekten Parkplatz an, der wie für uns bestellt war, denn es waren exakt noch 2 der 3 Parkplätze frei.
    Die Tourenplanung sagte: 11,1 km und eine Dauer von knapp 3h voraus.
    Startzeit: 13:41 Uhr - klingt also problemlos machbar.
    Schnell noch genug Wasser für Gisela und uns in den Rucksack gepackt, ich die Wanderschuhe und Rüdiger seine wandererprobten Zehenschuhe an, und schon ziehen wir los...
    Wobei der erste Teil der Strecke recht simpel, durch die kleine Ortschaft hindurch und über leicht begehbare Pisten bergauf führt. Immer wieder erahnen wir linker Hand die Schlucht, die sich direkt neben uns, versteckt unter Baumkronen befinden muss. Deshalb führt uns unser Weg nach einer Weile auch Berg abwärts und es wird schattiger. Wir sind kurz orientierungslos, da natürlich weder mobiles Netz noch GPS vorhanden ist und wir uns nur noch anhand der Offline Karte auf dem Handy orientieren können. Wir sehen die Schlucht jetzt aber schon deutlich unter uns, als wir zwei kleine Brücken passieren und nach wenigen weiteren Gehminuten stehen wir auch schon mittendrin . Rechts und links von uns erheben sich mächtige von der Eiszeit gezeichnete Felswände und das Flussbett besteht aus riesigen Runden Felsen. Das schreit förmlich nach einer kurzen Fotosession.
    Nachdem wir Alle unsere Modellqualitäten unter Beweis gestellt haben, laufen wir direkt durch die Schlucht Richtung Startpunkt zurück. Laut Nadias Planung und der Karte sollte in nicht allzu großer Entfernung dann wieder ein Weg nach oben gehen. Wie wir nach einiger Zeit feststellen, gibt es da aber keinen. Also scheint der kleine schwarze Strich auf besagter Karte, tatsächlich einfach nur den Weg mitten im breiter werdenden Canyon zu meinen. Hier und da stehen Steinmännl, die mitunter von wahren Künstlern des Hochstapelns erbaut zu sein scheinen.
    Auch finden wir jetzt häufiger rote Pfeile, die an die größer werdenden Felsen gemalte worden sind. Wir scheinen also doch auf dem richtigen Weg zu sein, aber irgendwie in die falsche Richtung. Gisela stellt ihre Erfahrungen als Katze, oder eher Bergziege, aus einem früheren Leben wieder eindrucksvoll zur Schau, indem sie die immer schwieriger werdenden Abstiege über die Felsen souverän meistert. Wir navigieren sie gemeinsam durch das Felslabyrinth, aber einige schwierige Passagen werden zum wahren Kraftakt, denn Rüdiger muss sie mehrfach runter heben. Dabei schwebt kurz die Frage im Raum: „ wieso haben wir eigentlich keinen 5 Kilo Chihuahua?“
    Wir haben die geplanten 3 Stunden bereits lange hinter uns und hören schon förmlich das Ticken der Uhr, die gegen uns spielt, denn der Sonnenuntergang rückt näher. Aber kein Aufstieg ist in Sicht. Immer wieder sehen wir Schädel, oder gar ganze Kadaver von scheinbar abgestürzten Ziegen und Wildschweinen, was das leicht mulmige Gefühl nicht besser macht. Unsere Position auf der Karte scheint sich auch kaum zu ändern, aber wir kämpfen uns tapfer weiter, auch wenn der Wunsch nach einem kühlen Radler, etwas zu essen oder einfach einem Weg nach oben wächst und jetzt häufiger laut geäußert wird. Als es bereits dämmert, sehen wir ihn endlich linker Hand, gesäumt von zwei extra großen Steinmännln, den Weg aus dem Tal empor. Ich aktiviere die letzten Reserven und marschiere im Stechschritt vornweg Bergauf um auch die Anderen etwas zu pushen. Die Sonne reckt nur noch ihre letzten Strahlen zum Himmel, denn der Mond hat sie bereits hell leuchtend abgelöst und spendet uns etwas Licht in der Dämmerung. Es ist auch merklich kühler geworden. Aber als wir nach einigem Zickzack den befestigten Weg erreichen ist das Ziel greifbar nah. Das merken wir auch deutlich indem plötzlich die Handys anfangen zu piepen und alle versäumten Mitteilungen, nach Stunden im sprichwörtlichen Mobilfunkloch aufploppen. Es ist inzwischen 18:30 Uhr als wir untermalt von einem orangen Horizont das Dorf erreichen. Jetzt bleibt nur zu hoffen dass die kleine urige Taverne, die direkt neben unserem Parkplatz war auch noch geöffnet hat. Unsere Gebete wurden erhört und so sitzen wir bereits wenig später am warmen Ofen und bekommen von einer netten englischen Lady übersetzt, was die älteren Wirtsleute uns denn so zaubern könnten. Für uns klingt Alles phantastisch und so bestellen wir kurzerhand einmal Alles... wenig später reihen sich Hackbällchen, zartes Schweinekotelett, Fisch mit Knoblauchsauce, handgeschnittene Pommes, Salat und Brot aneinander und wir fangen an zu schlemmen. Nebenbei erfahren wir beim Smalltalk mit dem englischen Pärchen, welches seit 20 Jahren her kommt und über dementsprechende Griechischkenntnisse verfügt, dass die Wirtsleute Ende Achtzig und Mitte Neunzig sind. Liegt scheinbar an der guten Küche und dem Klima.
    Nachdem wir die zweite Runde Essen verdrückt haben, wollen wir Alle nur noch ins Bett.
    Drum bleiben wir kurzerhand stehen, wo wir heut Mittag geparkt haben und krabbeln in unsere mobilen Hotelzimmer.
    In diesem Moment - der pure Luxus...
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