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  • Day 11

    Burgherren für einen kleinen Moment

    August 23, 2022 in Estonia ⋅ ☀️ 22 °C

    Direkt an der Küste steht dann noch die verfallene Tolsburg. Sie stammt bereits aus dem 14. Jahrhundert und wurde damals zum Schutz des Hafens errichtet, später oft fremd besetzt und war dann sogar mal eine Kneipe. Wir stellen uns vor wie es hier früher mal aussah und wandeln durch den Hof und die Räume. Es war sicher sehr cool, wenn man hier gewohnt hat. Nachdem wir unsere „Herrschaft als Burgherr und -Fräulein“ mit einem lauen Fußbad im flachen Meer beendet haben, machen wir uns auf den Weg unsere herrschaftlichen Wälder und Felder zu besuchen…
    Was in Estland total witzig ist und ich euch schon seit Tagen erzählen wollte, sind die Namen beziehungsweise die Sprache allgemein. Spätestens jetzt wissen wir, wo die IKEA Designer die Namen für ihre Produkte hernehmen. So viele „Ö“, „Ä“ oder „Ü“ haben wir nie zuvor irgendwo gesehen. Es sieht dabei so ulkig aus und auch irgendwie sehr niedlich. Eigentlich wollten wir auch noch eine Nacht im Naturreservat verbringen, wo es Bären, Elche, Luchse und andere Tiere geben soll. Aber unser Zeitmanagement erlaubt das leider nicht und so fahren wir nur hindurch. Am Rande des Reservats liegt der Peipussee. Es ist der fünftgrößte Binnensee Europas und mehr als sieben mal so groß wie der Bodensee. Mitten im See verläuft die Grenze zwischen Estland und Russland. Wobei man das russische Ufer kaum erkennen kann, aufgrund der Größe. Wir halten kurz im Wald und laufen mit Gisela noch einmal zum Wasser. Rüdiger überlegt kurz, ob er noch mal ein Bad nehmen möchte. Als wir allerdings bereits knapp 50 m gelaufen sind und das Wasser immer noch nicht bis zum Knie reicht, verwirft er diesen Plan. Wahrscheinlich könnte man direkt bis Russland rüber laufen… 🤣
    Wir fahren also weiter, zu unserem heutigen Stellplatz. Ich habe uns einen Platz an einem kleinen See mit Feuerstelle und Sitzecke rausgesucht. Als wir dort eintreffen, parkt dort bereits ein Auto, am Ufer flackert ein Feuer und eine estnische Familie grüßt freundlich. Außer ihnen sind hier wieder nur dutzende Mücken und Bremsen am Start. Also schlüpfen wir schnell in unsere Onepiece und setzten uns mit unserem Abendbrot an einen Picknicktisch. Kurze Zeit später kommt der Vater mit seinen zwei Söhnen und der Tochter zu uns rüber, weil sie sich gern ein wenig mit uns unterhalten möchten. Die Kinder sind 10, 12 und 14 Jahre alt und sprechen erstaunlich gut und vor allem souverän Englisch. Ich glaube nicht, dass unsere Kinder sich so mit fremden Leuten auf Englisch unterhalten würden.
    Wir verbringen den Rest des Abends gemeinsam und unterhalten uns über alles mögliche. Während die Männer eher über geschäftliche Dinge, Politik und Autos sprechen, unterhalte ich mich mit den Kids, die mir neugierig Löcher in den Bauch fragen. Aber es ist ganz süß. vorallem wenn Fragen kommen, wie beispielsweise: ob ich denn an Aliens glauben würde? Oder ob es in Deutschland irgendwelche Legenden und Fabelwesen gäbe? Nachdem wir noch ein paar Sternschnuppen gesehen haben, verabschieden wir uns und gehen schlafen. Ich bin so platt, dass ich nicht mal mehr einen Bericht für euch schreiben konnte. Nach einer ruhigen Nacht, in der man nur in einiger Ferne einen Harvester die ganze Nacht hindurch „Holz ernten“ hört, wachen wir gegen 8 Uhr auf. Unsere estnischen Nachbarn haben im kleinen Dachboden, des zum Stellplatz gehörenden Holzschobers geschlafen und sich somit sogar das aufbauen des Zeltes gespart. Echt praktisch diese Plätze.
    Wir stehen also auf und machen uns und dem Nachbarn einen Kaffee und bekommen von den Kids dafür sogar ein paar Pancakes. Na das ist doch mal ein perfekter Start in den Tag. Wir setzen unsere gestrigen Gespräche fort und könnten wahrscheinlich noch ewig so weiter reden, aber wir haben ja noch ein ganzes Stück Weg vor uns, also starten wir kurz nach 10 Uhr.
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