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  • Day 128

    Martinique 2

    March 21, 2020 in Martinique ⋅ ⛅ 28 °C

    Annika und ich lagen uns in den Armen und schluchzsten nur noch um die Wette.

    Nach der Entscheidung meine Reise zu beenden fühlte ich mich wie ein kleines Häufchen Elend. Vorallem da direkt nach der Flugbuchen eine Gruppe Backpacker durch den Hafen lief. Den ganz vorne erkannte ich sogar. Es war Jonny, einer der Bootssuchenden, mit denen ich in Gibraltar im Hippie-Camp gewohnt hatte. Er erzählte mir, dass sie sich dagegen entscheiden hatten und zusammen in den Dschungel zogen. Für den Notfall hatten sie sich mit Reis zugedeckt, aber der eigentliche Plan war nur von der Natur dort zu leben. Mir blieb der Mund offen stehen und die Tränen liefen nun in Wasserfällen über mein Gesicht. Hätte ich sie eine Stunde früher getroffen, wäre meine Entscheidung wahrscheinlich anders ausgefallen. Das was sie machten war genau das, was ich tun wollte. Das Mädchen sein, was weitermacht, was die Corona Panik auf Martinique aushält ud dannach weiter reist. Nicht einfach bei der ersten schwierigen Situation sofort nach Hause fährt. Hatte ich zu früh aufgegeben? Hatte ich mich einfach von der Panik überrumpeln lassen? Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich die Situation hier schon irgedwie gemeistert hätte, aber ja ob das eine schöne Reise gewesen wäre ist die andere Frage
    Was letztendlich die richtige Entscheidung gewesen wäre, werde ich nie wissen. Aber ändern kann ich jetzt eh nicht mehr.
    Den Rest des Tages hatte es Annika trotzdem sehr schwer mit mir. Egal wie viel Mühe sie sich gab, ich war untröstlich, wollte in meiner Ecke sitzen und einfach nur heulen, heulen und heulen. Ich war nur noch für ein bisschen Serien schauen zu gebrauchen. Zum ersten Mal auf der Reise, ist es mir sogar passiert, dass ich richtig unfreundlich zu einem Fremden war. Aber ich konnte einfach nicht mehr. Seit über einer Stunde fing dieser Typ alle 5 Minuten wieder einen Versuch an mich zu überreden nicht zu fliegen. Er würde ja weiter um die Welt segeln, könnte uns mitnehmen und nach Europa zu gehen würde ja eh sowieso keinen Sinn machen. Es tut mir im Nahhinein leid, aber nachdem das ignorieren gar nicht funktioniert hatte und er sich inzwischen schon direkt neben uns gesetzt hatte, bin ich ihn dann leider etwas angegangen. Er würde doch sehen, dass wir eh schon weinen, die Entscheidung stand eh schon fest und alles was er tat machte die Situation echt nicht besser, meinte ich. Aber selbst das half nich. Er machte weiter, bis Annika und ich in die Duschen flüchteten. Ich wollte einfach niemamden sehen, mit niemandem reden und vorallem immernoch nicht glauben, dass ich jetzt nach Hause fliege.

    Ja, ich weiß es klingt übertrieben. Jetzt, wenn ich es aufschreibe denke ich genauso darüber. In diesem Moment aber war es genau so. Für mich war ein Lebenstraum geplatzt und eine Welt zusammengebrochen.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich die nächsten Wochen etwas anderes tun wollte, als mich unter meiner Decke zu verkriechen.

    Tatsächlich ging es mir aber Stunde für Stunde besser. Immer weniger Tränen kullerten meine Backen herunter und immer mehr freute ich mich auf zu Hause. Auf den See, meine Freunde und meine Familie. Und vorallem versuchte ich jeden noch verbleibenden Augenblick zu genießen.
    In einer Sache hatte ich nämlich Glück: Ich war nicht in einem Haus gefangen, sondern auf einem Boot. Immernoch konnte ich draußen mit angenehm frischen Wind und leuchtenden Sternen an Deck schlafen. Nachdem Annika zum Flughafen aufgebrochen war, fuhren wir dann auch aus der bedrückenden Hafenstimmung heraus. Stattdessen lagen wir dann vor Anker neben Palmen, Mangroven und Sandstrand. Und von ein paar Mal in das klare turkisblaue Wasser zu springen konnte mich auch niemand abhalten.
    Moritz holte sogar sein Saxophone wiedermal raus und den ganzen Tag lief Musik auf dem Boot. In der restlichen Zeit hatte ich mich noch daran gemacht, diese ganzen Blogs fertig zu schreiben.

    Am letzten Abend in der Karibik gab es dann noch eine "grüne Fee" auf der grünen Fee und ein total leckeres Käsefondoue von meinem schweizer Kapitän. Ein wirklich gelungener Abschied! Und dann ging es auch schon auf nach Hause. Zwischen mir und meiner Heimat lagen nun nur noch etwa 24h an verschiedenen Flughäfen rumsitzen...

    Ganz liebe und vorallem wieder total fröhliche Grüßle
    Vera
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