Von Porto nach Porto

August - September 2020
Eigentlich wollten wir von Porto zuerst den Küstenweg nehmen, dann ins Landesinnere weiter nach Santiago gehen. Leider zwingt und die Reisewarnung für Spanien zu einer Änderung der Route und auch der gesamten Reise. Read more
  • 19footprints
  • 2countries
  • 19days
  • 185photos
  • 0videos
  • 4.5kkilometers
  • 2.0kkilometers
  • Day 1

    Zittern, bangen, Porto

    August 19, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 24 °C

    Schon Tage zuvor bildete es sich ab und dann kam für uns der Paukenschlag. Für Spanien wurde eine Reisewarnung ausgesprochen und wir mussten uns entscheiden, ob wir die Reise wie vor 8 Monaten geplant antreten wollen oder stornieren. Lange überlegten wir und überlegten und überlegten. Wir wogen verschiedene Situationen und Möglichkeiten ab und kamen dann zu der Entscheidung, dass wir Spanien auslassen. Stattdessen wollen wir zuerst die geplante Route bis zur Grenze nach Spanien gehen. Dort dann aber umdrehen und einen anderen Weg an der portugiesischen Küste wieder zurück nach Porto nehmen.

    Für Olaf brach die Zeit der Routenumplanung und Unterkunftumbuchungen an. Das macht er sowieso gerne. Jedoch hatte er dafür nur zwei Tage bis zur Abreise Zeit und das setzte ihn etwas unter Druck, so dass er etwas schlecht schlief. Den Tag der Abreise, also heute, hat er sich frei genommen. Ich hingegen musste zur Arbeit, da ich die Woche zuvor bis gestern im Covid-19 Abstrichzentrum am Flughafen Schönefeld gearbeitet habe. Das hat mir einen Riesenspass gemacht und trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl. Was ist wenn ich mich durch das „erhöhte“ Risiko anstecke und krank werde?! Dann würde die komplette Reise ausfallen. Jedoch bin ich nicht krank geworden und habe auch meinen letzten und stressigen Arbeitstag hinter mich gebracht.

    Zuerst fuhr ich nach Hause und war eigentlich ziemlich erschöpft, um heute noch eine Reise anzutreten. Aber mit Blick auf den Urlaub ging es dann doch - irgendwie. Wir fuhren mit dem Regio 3 Stunden früher zum Flughafen. Denn durch meine Tätigkeit auf dem Flughafen habe ich gesehen, wie lang die Schlange nach draußen war. Auch wegen der Abstandsregelung im Flughafengebäude. Aber dem war nicht so. Keine Schlange vor oder im Gebäude. Noch nicht einmal bei der Sicherheitskontrolle. So saßen wir dann viel zu früh in einem sehr leeren Flughafen und warteten auf die Freigabe der Gate-Nummer.

    Das Warten auf den Einstieg in den Flieger hatte ein Ende. Das Flugzeug füllte sich, war aber nicht ganz voll. Es schien, als seien die meisten Fluggäste aus Portugal. Hin und wieder sah man Jakobspilgerer und etwas Wehmut machte sich in mir breit. Wir nahmen in den engen und unbequemen Sitzen platz und warteten auf den Start.

    In der fortgeschrittenen Abenddämmerung flogen wir in den Himmel. Olaf schlief ein, wachte aber immer wieder wegen seinen zuckenden Beinen auf. Ich sah mir einen Film an. Ab und zu kamen Turbulenzen und manchmal waren sie so stark, dass Panik in mir Aufstieg und Olaf schien zu schlafen.

    Holpernd kamen wir auch wieder herunter und landeten gut in Porto. Schon im Flugzeug Konnte man das prasseln des Regens hören. Es war warm und wir mussten etwa 100m zu Fuß durch den Regen in die Halle. Da wir nur Handgepäck hatten, brauchten wir nicht zum Fließband. Das ließen wir rechts liegen und folgten der Markierung zum Ausgang. In der Ankunftshalle orientierten wir uns Richtung Metro und nachdem wir unsere wieder aufladbare Fahrkarte gekauft hatten, gingen wir zum Bahnsteig. Es stand bereits ein Zug und dieser fuhr genau über unseren Bahnhof „Bolhão“. Im Zug waren wir zuerst die Einzigsten. Nach und nach stiegen ein paar andere Touristen ein und fragten uns, ob der Zug auch über „Trindade“ fahre - ein großer Umsteigebahnhof.

    Nach gefühlt 20 Minuten Wartezeit in dem Zug, fuhr dieser dann los. Der Regen schien noch heftiger geworden zu sein. An unserem Bahnhof angekommen, gingen wir ca. 7 Minuten in leichtem Regen zum „Porto Spot Hostel“. Die Rezeption ist 24h besetzt und nach dem einchecken gegen 00:50 Uhr kamen wir in unserem Doppelzimmer an. Es war modern eingerichtet und nett anzusehen. Etwas gestört hat mich das zu stark duftende Potpourri, was ich nach mehreren Aufstellorten in Olaf seine Schuhe stellte.

    Die Nacht kann kommen
    Read more

  • Day 2

    Die Erkundung von Porto

    August 20, 2020 in Portugal ⋅ ⛅ 21 °C

    Das Hostel lag an einer recht gut befahrenen Straße und die meisten Straßen in Porto haben Kopfsteinpflaster. Wenn Autos darüber fahren, scheint man jeden einzelnen Pflasterstein zu hören. Auf die eine Art ganz nett, aber irgendwie störend wenn man schlafen will. Hinzu kam, dass wir das Fenster geöffnet hatten. Früh am Morgen habe ich es dann geschlossen und war erstaunt, wie ruhig es dann war. Gute Abschirmung!

    Wir gingen zum Frühstück und wie in Deutschland in manchen Hotels auch, gab es kein Buffet mehr, sondern jemand bereitet das Frühstück nach unserer Auswahl vor und brachte es zum Tisch. Wir saßen draußen und es war trotz des herrlichen sonnigen Morgen noch gut zu erkennen, dass es viel geregnet hatte. Was wir selbst bei unserer Ankunft erfahren durften.

    Einen kleinen Plan haben wir für heute. Wir wollen uns zwanglos Porto ansehen, ein nettes veganes Restaurant aufsuchen und am Abend im Hostel einen Cocktail trinken. Zwar kann man im Hostel in der Küche selbst kochen, aber weder Olaf noch ich hatten Bock darauf.

    Wir begannen unsere Sightseeingtour und gingen zur Kirche „Santo Ildefonso“ mit einer herrlichen Fliesenfassade. Anschließend weiter zu einen Café mit super leckeren veganer „Pastei de Nata“ und Kaffee. Der Bahnhof „Sao Bento“ ist innen wegen seiner vielen Fliesen eine wahre Pracht und wir waren mehr als beeindruckt. Weiter gingen wir zum Turm „Torre de Clérigos“ und kauften dort Tickets für die Besteigung um 19:00 Uhr. Per Zufall sahen wir dann in der Umgebung das „portugiesische Centrum der Photographie“, was in einem ehemaligen Gefängnis untergebracht war. Das Motto der Ausstellung war „Hollywods Idols“ und Olaf war sehr interessiert an den Fotografien ehemaliger Hollywoodstars. Ich hingegen fand das Gebäude ziemlich beeindruckend. Die starken Mauern und die Gefängnistüren waren sehr imposant.

    Danach schlenderten wir weiter durch die hübschen alten Gassen. Die teils zerfallenen Gebäude strahlten einen romantischen Charme aus. Das Gelände war sehr bergig und passte hervorragend in das Stadtbild. Schließlich kamen wir zum Hafen und sahen dort die riesige Stahlkonstruktion der Brücke „Ponte Dom Luis l“. Ein Schüler von Herrn Eifel plante diese Brücke, was man am Design sehr gut erkennen kann. Von unten führte ein Weg mit 212 Stufen zum Berg hinauf und wir gingen dann über die Brücke zum Aussichtspunkt. Von dort hatte man einen phantastischen Blick auf die gegenüber liegende Altstadt von Porto mit der Kathedrale und dem Fluss Doro.

    Aber es ging noch ein kleines Stück höher zu einem weiteren Aussichtspunkt. Das „Mosteiro da Serra do Pilar“ bot einen weiteren unglaublich schönen Blick auf die Altstadt. Wieder zurück über die Brücke, wo auch die Metro drüber fährt und dann zur Kathedrale. Unser Glück war, dass man sie besichtigen konnte. Wir bezahlten 3,-€ und konnten uns im inneren umsehen und vom Dach die Umgebung. Der Blick fiel dabei auf die Dächer der Altstadt, wo die Dachziegel im Sonnenlicht rot strahlten.

    Nach der Kathedrale gingen wir wieder zum Hafen und haben dort etwas gegessen. Erneut stellten wir dabei fest, dass es unsere heutige erste richtige Pause war und das nach 7 (!) Stunden. Frisch gestärkt gingen wir zum Turm und erstiegen diesen mit 193 Stufen. Der Turm ist der höchste Ausblick über die Stadt und der war einfach nur grandios und atemberaubend in der Abendsonne.

    Ein schöner Tag sollte auch gebührend zu Ende gehen und somit tranken wir in unserem Hostel noch einen Mojito und ließen unser Eindrücke noch einmal Revue passieren. Was für ein wunderbarer Einstieg in die Reise. Ein Pluspunkt für Olaf, die vielen Fliesen an den alten Häusern. Er hat gefühlt Tausende fotografiert und wir werden sicherlich viel Zeit mit der Auswahl verbringen für ein neues Fliesenwandbild für zu Hause.
    Read more

  • Day 3

    Auf dem Holzweg

    August 21, 2020 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Erstaunlicherweise war es mit dem geschlossenen Fenster relativ ruhig. Gegen 07:00 Uhr schaute ich hinaus und stellte erstaunt fest, dass es völlig vernebelt draußen war. Offensichtlich wurde die Feuchtigkeit vom Atlantik nach Porto hinein gedrückt.

    Das Frühstück erfolgte in den Abläufen wie gestern. Danach checkten wir aus und gingen zur Haltestelle der Straßenbahnlinie 1. Es war die End- bzw. Anfangshaltestelle der bekannten Linie zum Atlantik und war bei den Touristen sehr beliebt. Mit vielen Menschen war demnach zu rechnen. Aber außer uns war da nur noch ein weiterer Wanderer und so konnten wir entspannt mit der ersten Straßenbahn um 09:00 Uhr zum Atlantik fahren. Es ist schon eine tolle Erfahrung, mit solch einer alten Straßenbahn zu fahren.

    An der Endhaltestelle angekommen stiegen wir aus und gingen zum Leuchtturm. Das Meer war recht stürmisch und aufgewühlt und in der Luft war ein feiner leichter Nebel. Was Feuchtigkeit mit sich brachte und wir auch schneller zu schwitzen begannen.

    Wir folgten von nun an dem „gelben Pfeil“ und gingen zuerst an einer Art Promenade an einer Straße entlang und das auch ziemlich lange. Es wurde heißer und heißer und so langsam mussten wir uns etwas zu trinken organisieren. Da kam uns die Reklame von „Lidl“ gerade recht. Dort kauften wir ein frisches Brot, Wasser, Obst und Kekse. Dann etwas durch die Ortschaft und über eine große Brücke. Hinter der Brücke ging es dann wieder an das Meer und von da an permanent auf einem Holzsteg in den Dünen entlang. Vorbei an einer kleinen Kirche direkt an der stürmischen Küste. Das Industriegebiet zur rechten Seite, versuchten wir zu ignorieren. Nach einer Weile machten wir im Schatten auf einer Steinbank Pause. Und Schatten war Mangelware. Dort aßen wir das Brot, etwa Obst und Kekse.

    Weiter auf dem Holzsteg und vorbei an Fischerhäusern und Restaurants. Es war schon anstrengend, bei dieser Hitze und auch Feuchtigkeit wandern zu gehen und so machten wir dann in einem Ausflugslokal einen weitere Pause und tranken jeder ein Bier. Frisch gestärkt ging es weiter auf dem Holzsteg. In der Ferne sahen wir dann schon „Vila do Conde“ und irgendwie wurden wir schneller. Aber das erschöpfte uns noch mehr und so gingen wir bedachter weiter.

    2016 bin ich schon einmal diesen Weg gegangen, aber im Februar. Viele Einrichtungen hatten geschlossen und es waren wenig Menschen unterwegs. Jetzt war das alles anders und ich hatte Schwierigkeiten mich zu erinnern. Manchmal tauchte eine Erinnerung auf von einem Ort oder einem Platz. Es war schön das noch einmal auffrischen zu können.

    In „Vila do Conde“ angekommen, gingen wir zum Hotel. Es war wirklich sehr schön und auch modern eingerichtet. Nach dem Duschen stellten wir fest, dass wir uns etwas im Nacken verbrannt hatten. Ich suchte etwas im Internet, wo wir essen gehen könnten. Und ich fand sogar etwas. Das „V-SnaQ“ sollte es werden. Ein kleiner laden, von zwei Frauen geführt und vollkommen vegan. Das hätten wir hier nicht erwartet. Wir mussten zwar noch etwas warten, weil sie erst gegen 19:30 Uhr geöffnet hatten, aber das war ok. Wir aßen Burger mit Pommes, dazu Bier. Dann Humus und als krönenden Abschluss Schokoladenmousse aus Datteln. Das Essen war ne Wucht. Sehr lecker.

    Danach gingen wir zurück zum Hotel
    Read more

  • Day 4

    Alte Steinmauern und Eykalyptusbäume

    August 22, 2020 in Portugal ⋅ ☀️ 23 °C

    Um etwas zu frühstücken, gingen wir ins „O Forninho“ - einer Konditorei und Bäckerei. Dort bestellten wir uns Brötchen und Café. Danach fix noch zu Lidl und Wasser und Brot gekauft (wie sich das anhört 😂). Zurück an den Fluss und die Tour kann beginnen.

    Wir sahen Kunst und das Piratenschiff. Dann unter die Brücke durch und der Straße aus „Vila do Conde“ hinaus folgend. Vor uns drei Pilger - aus Deutschland. Wir überholten sie und sahen sie später Pause machen. Der Weg an der Straße entlang war wegen den Autos schon etwas anstrengend. Es gab auch sonst kein wirkliches Highlight zu sehen.

    Langsam wurde es wärmer und da auch wir dazu lernen, haben wir uns in einer Bushaltestelle eingecremt. Aber es war trotzdem sehr warm und teilweise gab es keinen Fußweg.

    In „Rates“ machten wir eine längere Pause, bevor wir uns dann die „schönste romanische Kirche“ Portugals angesehen haben. Bis zu dieser Stelle führten zwei Jacobswege. Einmal der „Camino portugues central“ und dann der Zubringerweg vom „Camino portugues costa“. Ein wenig verwirrend war dann die Wegführung durch die Pfeile dann doch gewesen. Nun aber waren wir richtig und gingen Straßen entlang, welche durch alte Steinauern gesäumt waren. Der Schatten dieser alten Mauern, spendete uns wohltuenden Schatten.

    Immer mehr zersiedelte sich die Ortschaften und manchmal gingen wir durch herrlich duftende Eukalyptuswälder. In einem kleinen Café an Weg nahmen wir ein kühles Bier zu uns und gingen frisch gestärkt weiter. Zwischendurch legten wir sonst auch kleinere Pausen ein. Aber so ein etwa längerer Aufenthalt in einem Café und ein kühles Getränk dazu, dass weckt wieder Energie.

    Unterwegs waren viele Kirchen zu sehen. Meist waren diese geöffnet und wir sahen uns diese von innen an. Leider schienen die Pilgerunterkünfte wegen Covid-19 alle geschlossen zu haben. Im September 2015, bin ich den Weg ja schon einmal gegangen. Aber ich kann mich kaum an den Weg erinnern. Nur hin und wieder ein Gebäude oder Platz kam mir bekannt vor. An einer „heiligen“ Quelle gab es einige Weinreben mit dunklen Trauben. Olaf kostete eine und war ganz begeistert. Er naschte und naschte und nahm sich auch noch für unterwegs welche mit.

    Wir erreichten „Barcelos“ - unser heutiges Ziel. Die Stadt erreicht man über eine alte imposante Steinbrücke, an deren Ende die Ruine einer alten Burg steht. Wir gingen quer durch die Stadt zu unserer Unterkunft. Ziemlich erschöpft kamen wir an und machten eine kleine Pause. Nach dem Duschen gingen wir zu Lidl und kauften zu Abend ein. In der Unterkunft gab es eine Gemeinschaftsküche und nach draußen eine kleine Terrasse. Dort aßen wir und nach dem Abwasch gingen wir noch einmal zur Brücke und der Burgruine. Die beleuchteten Gebäude waren auch nachts hübsch anzusehen.
    Read more

  • Day 5

    Spili Déjà-vu und Schattenjäger

    August 23, 2020 in Portugal ⋅ ⛅ 26 °C

    In der Nacht war es trotz Klimaanlage so warm, dass wir diese ausgeschaltet und die Fenster geöffnet haben. Dann bekam man wenigstens etwas Luft und es kühlte sich auch schneller ab. Dementsprechend haben wir „gut“ geschlafen. Ich hatte sogar einen schlechten Traum mit homophoben Verfolgern und ich musste durch ein Loch im Fußboden in ein tosendes Meer springen. Das war aufregend und verstörend zugleich.

    Pünktlich gegen 08:00 Uhr waren wir beim Nachbarhotel. Dort gab es für uns frühstück, obwohl wir keins gebucht hatten - egal. Es war ausreichend. Dann gingen wir wieder zu einem Lidl (so langsam werden wir richtige Fans), kauften Brot, Wasser, Nüsse und etwas Mangosaft. Ich wollte heute mal meine Flüssigkeitszufuhr mit verdünnten Mangosaft bestreiten. Auf dem Parkplatz von Lidl füllten und packten wir alles um und gingen los. Laut Wetterbericht sollten es heute maximal 24 Grad werden.

    Zurück auf dem Weg folgten wir dem gelben Pfeil. Um es gleich zu sagen, es war wenig reizvoll. Es ging zunächst teils nur an der Straße entlang. Zwar sind die portugiesischen Autofahrer sehr vorsichtige Fahrer (kein Vergleich zu Deutschland), aber es nervte eben doch an der Straße entlang zu gehen.

    Hin und wieder gab es ein architektonisches Highlight und auch ein paar Fliesen für Olaf. Jedoch insgesamt - ich traue es mich kaum zu schreiben - eintönig mit einem Hang zur Langweiligkeit.

    Wir gingen so durch die ineinander übergehenden Ortschaften und plötzlich gesellte sich ein kleiner Hund zu uns, der uns längere Zeit fröhlich begleitete. Wir nannten ihn Barcelos - nach der Stadt aus der wir kamen und schon hatten wir die Erinnerung an „Spili“ (Ort auf Kreta, wo wir einem ähnlichen Hund begegneten). Wir haben Spili auf Kreta kennen gelernt und er folgte uns eine lange Zeit beim Wandern. Aber als wir uns der Schnellstraße näherten, die wir entlang gehen mussten, wollten wir nicht das Spili uns weiter begleitete. So versteckten wir uns in einer kleinen Kapelle auf einem Friedhof und warteten dort eine halbe Stunde. Dann schlichen wir zwischen den Gräbern entlang, denn Spili suchte uns am Eingang von dem Friedhof. Es gelang und Spili folgte uns nicht mehr.

    Diese Gedanken hatten wir auch und Barcelos lenkte uns von der Umgebung ab. Machten wir Pause, wartete er auch, gingen wir weiter, folgte er uns und schaute sich auch häufig nach uns um. Meist gingen wir auf einer befahrenen Straße entlang und Barcelos waren offensichtlichen die Auto bekannt. Er hatte ein fehlendes rechtes Auge, was bei Olaf die Sympathie-Punkte nach oben schnellen ließ. Jedesmal zuckten wir zusammen, wenn ein Auto daher kam. Aber Barcelos hatte sie gut im Blick und die Situation unter Kontrolle. Die Autofahrer waren auch sehr vorsichtig, als sie ihn sahen und wir glauben, dass sie dachten, dass er zu uns gehören würde. In einer Kurve passte Barcelos nicht so gut auf und einen Bruchteil hat gefehlt und ein Auto hätte ihn voll erwischt. In dem Moment hielt ich mir die Hände vor das Gesicht und Olaf schreckte auf.

    Also wir mussten ihn loswerden und so wendeten wir dieselbe Strategie an, wie damals bei Spili. Wir saßen auf einer Bank im Schatten und Barcelos schnupperte in der Umgebung herum. Plötzlich ging er in einen Hinterhof hinein und wir witterten unsere Chance. Schnell packten wir alles zusammen, schnallten die Rucksäcke auf und gingen flux die Straße weiter. Aber er sah uns und folgte uns erneut. Das hat nicht geklappt. Wir suchten auf unserem Weg nach Möglichkeit und manche sahen zunächst aus als wenn sie klappen könnten, wie zum Beispiel eine öffentliche Toilette - aber die war leider geschlossen. An einem Weiler machten wir Pause und Barcelos trank endlich auch ein wenig. Es ging leicht den Berg hinunter und rechts bot sich uns DIE Chance. Ein Weg zu einer Weinreben-Anpflanzung. Schnell gingen wir dort entlang, denn Barcelos war vor uns und wir versteckten uns hinter den üppigen Weinreben. Die Weintrauben schmeckten Olaf gut. Nach einer Weile gingen wir zum Weg zurück und siehe da, Barcelos war (leider) weg. Zwischenzeitlich habe ich ihn noch zwischen den Weinreben uns suchen gesehen.

    Wir folgten dem Weg und durch die steigende Sonne, wurde es zunehmend wärmer und dadurch viel anstrengender. Mehr als sonst machten wir kurze Pausen und tranken etwas. Schatten war rar und jedes bisschen herzlich willkommen. Wir folgten sogar den Schattenverläufen von Mauern, Zäunen, parkenden Autos, Bäumen etc. Alles war uns recht.

    In einer Bar, etwas abseits vom Weg, machten wir eine länger Pause mit kühlen Getränken. Ein letzter Aufstieg stand uns bevor und der war kurz. Dann ging es wieder durch Wälder und wir hatten Schatten. Je näher wir unseren heutigen Ziel „Ponte de Lima“ kamen, nahmen auch wieder die zersiedelten Ortschaften zu. Das machte einfach keinen Spaß und so sank in uns die Motivation.

    Am Fluss angekommen wurde es von den Temperaturen her angenehmer. Heute ist Sonntag und somit waren viele Menschen unterwegs und es gab einen Markt. In „Ponte de Lima“ suchten wir unsere Unterkunft und fanden sie in einem alten Stadthaus. Olaf rief die Nummer an, welche auf der Tür stand und der Vermieter war in 40 Minuten da. Bis dahin tranken wir wieder ein Bier und suchten im Internet nach Restaurants für uns.

    Der Vermieter zeigte und das Zimmer - ähm... Wohnung. Eine geile alte Stadtwohnung mit Küche, Wohnzimmer und Bad. Es gab zwar noch eine Etage höher noch zwei Zimmer, aber die schienen nicht belegt zu sein. Hoffentlich bleibt das so - hehe. Auch gab es frisches Obst, etwas Kuchen und Toast. Wir werden uns entscheiden müssen, ob wir hier kochen oder essen gehen werden. Erst wir geduscht, wir haben es nötig und verdient.
    Read more

  • Day 6

    Waldwege und Wasserfälle

    August 24, 2020 in Portugal ⋅ ⛅ 27 °C

    Eine unruhige Nacht lag hinter uns. Das lag zum Teil an der Lage. Denn direkt an der Kirche hört man sehr deutlich die Glocken läuten und zusätzlich waren da noch die vielen lauten Menschen auf den Straßen. Und wie immer war es einem zuerst zu warm und im Verlauf der Nacht zu kalt.

    Während Olaf nach dem Aufstehen Frühstück vorbereitete bzw. schon seine Sachen zusammen packte, ging ich zu Lidl - lach 😆 - und kaufte wieder das Brot mit Walnüssen und Wasser. Wir nahmen dann in der großen Küche unser Frühstück zu uns. So eine große Küche hat schon was. Die hätte ich auch gerne.

    Dann packten wir unsere restlichen Sachen in die Rucksäcke und gingen los. In der Stadt war ein ziemlich großer Markt. Jeden zweit Montag soll so ein Markt sein, dann haben wir wohl einen erwischt. Es gab Klamotten, Lederwaren, T-Shirts, Pflanzen - also das Übliche. Auch fanden wir die Soldatenstatuen. Hier die Legende dazu:

    Der Legende nach verwechselten die kriegsmüden Römer den „Rio Lima“ mit dem Fluss Lethe, dem Fluss der Vergesslichkeit und einem der fünf Flüsse des Hades. Die Soldaten befürchteten, dass das Wasser alle ihre Erinnerung verlieren lassen würde und weigerten sich, den Fluss zu überqueren. Der römische Befehlshaber, General Decimus Junius Brutus Callaicus, war frustriert darüber, dass der Fluss seinen Feldzug behinderte. Deshalb begab er sich auf seinem Pferd sitzen durch den Fluss. Obwohl die Soldaten ihren Kommandanten am gegenüberliegenden Ufer des Flusses sahen, waren die Soldaten nicht überzeugt. Der General begann dann, jeden der Männer beim Namen zu nennen. Die Truppen waren erstaunt darüber, dass ihr Kommandant seine Erinnerungen bewahrt hatte, und überquerten den Fluss, um sich ihrem furchtlosen Anführer anzuschließen. Ihre Ängste wurden zerstreut und ihre Erinnerungen blieben intakt.

    Soviel zur Legende. Auf der gegenüberliegenden Flussseite, war natürlich die Statue vom bäumenden Pferd mit aufsitzendem Kommandanten. Ein richtiger Held dieser Kommandant.

    Wir überquerten die im 1. Jh v.Chr. erbaute alte und lange Steinbrücke. An deren Ende säumte eine kleine Kirche das Ufer. Viele Pilgersymbole waren zu sehen, denn gleich im Anschluss befand sich auch die Pilgerherberge von „Ponte de Lima“. Das Gebäude beinhaltet auch das portugiesische Spielzeugmuseum. Ein Schild am Eingangstor der Herberge informierte, dass auf unbestimmte Zeit geschlossen sei.

    Wir folgten dem weißen Rabbit- ähm... gelben Pfeil und kamen an einen interessanten Weg der auch gleichzeitig Wasser führen kann. Damit man keine nassen Füße bekommt, wurden Steine als Weg in den Lauf gelegt. Bei uns war jedoch kein Wasser.

    Wir kamen an alten Gebäuden, weite Felder mit Mais, Weintrauben und Kohl vorbei. Unterquerten eine Autobahn auf einem interessanten Wegverlauf, mal ging es hoch dann wieder runter. Dann eine kleine Ortschaft und etwas Straße. Zunehmend wurde der Weg ländlicher und meist gingen wir dann durch Kiefer- und Eykalyptuswälder. Der Duft der Bäume war betörend schön. Hinzu kam noch, dass sie uns Schatten spendeten. Den die Temperatur stieg und stieg und sollte am Ende unserer Etappe bei 32(!) Grad liegen.

    Wir machten an einem schattigen Rastplatz etwas länger Pause, da uns ein Aufstieg bevor stand. Es waren 400 Höhenmeter zu bewerkstelligen, an sich kein Problem. Aber die Hitze des Tages nahm uns auch die Kräfte.

    Wir kamen zum Aufstieg und dieser war Gottseidank im Wald. Keuchend gingen wir über große Steine, welche den Weg markierten und kamen schweißnass oben an. Dort machten wir an einem Rastplatz erneut eine kleine Pause und gingen danach weiter durch den herrlich duftenden Eykalyptuswald. Von nun an meist bergab und das war auch gut so. Denn es wurde zunehmend wärmer und wärmer. Jede Schritt fing an schwer zu fallen und wir beide waren froh, dass wir die Etappe von 36km geteilt haben und gleich hinter der nächsten Biegung unser Ziel und unsere gebuchte Herberge in Rubiães erreichen.

    Zunächst saßen wir im Schatten auf der Treppe von der Herberge „Constantino“, denn wir dachten die Tür sei verschlossen. Per Telefon rief Olaf die Nummer der Herberge an. Niemand meldete sich. Uns graute schlimmes- denn wir wollten endlich aus den verschwitzten Klamotten raus. Aber dann der Rückruf. Eine Frau meldete sich und sie sei in 10 Minuten vor Ort. Wir sollten doch schon mal reingehen meinte sie. Und siehe da, die Tür war doch offen.

    Dann kam sie auch pünktlich, nahm die Buchung vor und gab uns ein paar Infos. So können wir zum Beispiel heute Abend mit ihr zum Restaurant fahren und sie würde uns auch wieder zurück bringen. Das hinfahren nahmen wir gerne an, aber wir laufen zurück. Ähnlich sollte es morgen zum Frühstück sein, denn das inkludierte Frühstückwar ebenfalls in dem Restaurant. Aber da haben wir gesagt, dass wir auch gehen werden. Oben in dem recht großen Zimmer mit Bad wuschen wir unsere Sachen nach dem Duschen und ruhten uns ein wenig bis zur Fahrt zum Restaurant um 19:00 Uhr aus.
    Read more

  • Day 7

    Auf der alten Römerstrasse XIX

    August 25, 2020 in Portugal ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir beide sind der selben Meinung: das war unsere beste Nacht bisher auf der Reise. Ob es an der frischen Luft oder dem Alleinsein in dem Haus oder Erschöpfung lag, können wir nicht sagen.

    Wie mit der Vermieterin besprochen, haben wir den Schlüssel im Hause gelassen und machten uns auf dem (Fuß-) weg zu der Bar von gestern Abend. Gestern hat sie uns dorthin und auch wieder zurück gefahren. Heute wollten wir laufen.

    Wir folgten dem gelben Pfeil und der Weg war gleichzeitig eine von den Römern angelegte Straße. Herr Kommandant Brutus (siehe Ponte de Lima) hat diese anlegen lassen um schneller das römische Reich zu vergrößern bzw. verwalten zu können. Und schließlich haben die Römer auch die befestigten Straßen erfunden.

    Zunächst kamen wir an einer Kirche vorbei, sie soll zu den Portugiesischen National-Denkmälern gehören. Leider war der Haupteingang und das Gelände zur Kirche versperrt. Offensichtlich waren dort Restaurationen vorgesehen - die Kirche stammt von 1251. Oberhalb der Kirche war wieder ein Steinkreuz, an welchen die vorbeigehenden Menschen kleine Steinchen abgelegt haben. Jeder Stein hat eine Bedeutung und eine Geschichte. Wir gingen durch einen kleinen Eukalyptus-Wald, überquerten eine Autostraße und gingen dann sogleich auf der alten Römerstrasse weiter über eine alte Steinbrücke. Kurz dahinter kamen wir wieder auf die Autostrasse und zur Bar. Bevor wir zum Frühstück in die Bar gingen, holten wir uns Wasser und Brötchen in einem kleinen Supermarkt an der Straße.

    Nach dem Frühstück cremten wir uns mit Sonnenschutz ein, denn wir werden wieder einen sonnigen Tag haben. Am Supermarkt vorbei wieder auf der alten Römerstrasse, kamen wir an einem alten Weiler vorbei. Die Luft war frisch und der Tag noch jung. Eine wunderbare Atmosphäre. So folgten wir der alten Straße und stellten uns vor, wie es wohl damals zur Römerzeit hier zugegangen sei.

    Die alte Römerstrasse ging durch kleine Wäldchen aus Kiefern und Eukalyptus, durch ebenso kleine Ortschaften mit ihren zum Teil prunkvollen Kirchen. Manche Orte und Gegenden kamen mir dann doch bekannt vor vor und es war schön diese wieder zu erkennen. Manches hat sich auch nach 5 Jahren verändert. Es wurde etwas dazu gebaut oder entfernt. Aber die Stimmung auf dem Weg war dieselbe. Wir sahen wieder einige recht junge Pilger. Die meisten, so kam es uns vor, waren aus Deutschland. Auch kamen wir unterwegs an mehreren Waschhäusern vorbei.

    So langsam wurden die Ortschaften wieder dichter und uns wurde bewusst, dass wir uns „Valença“ näherten. Die Sonne stand schon im Zenit und so zwischen den Gebäuden und an der Asphaltstraße, war es ganz schön warm. Wir erreichten die Altstadt von „Valença“ und die lag wunderschön in bestens erhaltenen Festungsmauern einer alten Zitadelle. Auch Autos fuhren manchmal da durch, geregelt durch Ampeln fuhren diese dann durch die engen Tore der Zitadelle. Ein interessantes Schauspiel.

    Wir gingen zu unserer Unterkunft und mussten wieder etwas auf die Dame von der Rezeption warten. Das Hotel lag ebenfalls innerhalb der Zitadelle in einem alten Gebäude. Sehr sehr schön gelegen. Vom Balkon aus konnte man das Treiben in der alten Straße verfolgen. Nach einer Ruhepause gingen wir am Abend indisch essen und im Dunklen durch die Zitadelle zu unserer Unterkunft.
    Read more

  • Day 8

    „Nur eine kleine Wanderung“

    August 26, 2020 in Portugal ⋅ ☀️ 27 °C

    Es wehte ein frisches Lüftchen durch das Fenster. Langsam erwachte die Altstadt in der Festung von Valença. Die Geschäfte begannen ihre Waren auszustellen und hin und wieder kam ein Auto vorbei. Zeit für uns aufzustehen und ein Café für unser Frühstück zu suchen. Weit brauchten wir dazu nicht zu gehen und blieben in einem Café auf einem kleinen Platz.

    Während wir unser Frühstück zu uns nahmen und auch den zunehmenden Treiben zusahen, sprachen wir darüber, was wir heute machen wollen. Denn es ist unser Pausentag und den wollten wir etwas ruhiger angehen. Ursprünglich wollten wir weiter nach „Santiago de Compostela“ (Spanien) gehen und von dort entweder mit dem Bus oder Mietwagen nach „Muxia“ fahren. Dann wieder eine Etappe nach „Fisterra“ (oder „Finesterre“) gehen. Dann von dort mit dem Bus zurück nach „Santiago de Compostela“ fahren und wiederum von dort aus mit dem Bus nach „Porto“ zurück und dort dann nach Berlin fliegen. Wegen Covid-19 kommt es aber anders und wir haben sämtliche Buchungen in Spanien storniert (da Spanien derzeit als Risikogebiet eingestuft ist), und wir hier hin „Valença“ umdrehen und an der Küste zurück nach „Porto“ gehen wollen. Deshalb der heutige Pausentag - unsere Kehrtwende.

    Wir entschieden uns, zumindest die Grenzbrücke zwischen Portugal und Spanien zu überqueren und dann wieder zurück zu gehen. Danach wollten wir uns noch einmal beraten was wir heute machen wollen.

    Wir gingen gleich nach dem Frühstück los. Ohne irgendwelches Gepäck - aber mit Sonnenbrille und Sonnencreme - denn es sollen heute wieder 29 Grad werden. Zur Orientierung folgten wir dem gelben Pfeil und verließen die beeindruckende Festung durch mehrere Tore. An der Grenzbrücke angekommen, bot sich uns ein beeindruckender Blick auf die Brücke zwischen Portugal und Spanien. Wir überquerten sie fast ehrfürchtig. Ein Schild am Zugang zur Brücke wies darauf hin, dass noch nicht vor all zu langer Zeit hier gesperrt und eine Teststelle für Covid-19 eingerichtet war. Im Moment ist die Grenze wieder offen und frei für alle.

    Auf der Brücke gab es wunderbare Aussichten auf die am Fluss liegende spanische Stadt „Tui“. Eine Stadt mit alter Geschichte und einer Kathedrale. All das wollten wir uns jedoch für einen späteren Zeitpunkt aufheben, wenn wir den Weg durch Spanien wieder fortsetzen können. Also drehten wir am Ende der Brücke um, machten ein paar Fotos und gingen zurück nach Portugal.

    Am Ende der Brücke (wieder in Portugal) pausierten wir kurz und besprachen, was wir denn jetzt machen. Olaf hatte sich im Vorfeld schon informiert und eine Kirche ausgemacht, welche er gerne sehen wollte. Etwas weiter weg sollte eine Ruine von einem Kloster sein. Das interessierte ihn noch mehr. Aber die Länge der Strecke schreckte uns doch etwas ab. Denn wir hatten kaum Wasser und keinen Kopfschutz dabei. Aber was soll’s. Wir gehen zuerst einmal zur ersten Kirche, schauen wie wir voran kommen und entscheiden dann, ob wir noch zur Ruine weiter gehen wollen. Gesagt getan.

    Wir folgten der Planung von „Komoot“ und verließen „Valença“ über Nebenstraßen. Ein großes Feld wo Hopfen angebaut wurde, begleitete uns ein Stück. Dann entschieden wir uns einen ausgewiesenen Fahrrad- und Gehweg zu gehen. Dort war es angenehm schattig und wir kamen gut voran. Eben noch die Bundesstraße überquert und einen kleinen Berg hoch. Dann waren wir an der alten Kirche „Largo de S. Teotonio“ - eigentlich ein kleiner Komplex aus Kirche, Friedhof und scheinbar einem Kloster. Da wir gut voran gekommen waren, entschieden wir uns den Weg zur Klosterruine fortzusetzen. Was für eine Entscheidung!

    Zunächst ging es leicht bergan durch eine weitläufige Ortschaft. Komoot führte uns wieder sämtliche Gassen entlang, die man wohl sonst nicht entlang gehen würde. Irgendwann bogen wir, immer noch leicht bergauf gehend, in einen Wald aus Eukalyptus und Kiefern ein. Wieder dieser herrlich Duft und dazu noch Schatten. So könnte es bis zur Ruine weitergehen.

    Leider war dem nicht so. Alsbald lichtete sich der Wald und wir waren schutzlos der Sonne ausgeliefert. Durch den stetigen Aufstieg und den warmen Temperaturen, begannen wir stark zu schwitzen. Überall lief der Schweiß entlang und konnten ihn teilweise nur mit den Händen wegwischen. Olaf hatte zumindest noch ein altes Zellstofftuch dabei. Aber auch das kam nach 5 Minuten an seine Aufnahme-Grenze.

    Wir schienen auf einer Höhe angekommen zu sein, auf der sich dann auch die Ruine befindet. Uns bot sich durch die baumlose Umgebung ein grandioser Ausblick. Unglaublich schön anzusehen und der Lohn für die Anstrengung. Leicht bergab über einen alten Pfad, kamen wir dann zur Ruine. Und wir wurden nicht enttäuscht. So gut wie jedes Gebäude, egal ob rekonstruiert oder verfallen, konnten wir besichtigen. Gerade in alten Gemäuern herum zu gehen, das gefällt uns sehr. Die Strapazen des Weges haben sich absolut gelohnt.

    Mosteiro de Sanfins
    EM1048 110, Portugal
    https://goo.gl/maps/XU667z5JDd1omQTp9

    Auf eine kleinen Anhöhe bei der Ruine, machten wir kurz Pause und besprachen den weiteren Weg. Am Fluss „Rio Miño“ wollten wir entlang zurück nach „Valença“ gehen. Und so kam es wie es kommen sollte. Aus dem zunächst schönen Abstieg, wurde wieder ein anstrengender Aufstieg durch eine schattenlose Landschaft und die Sonne brannte gnadenlos. Das wenige Wasser hatten wir längst ausgetrunken und wollten nur noch irgendwo ankommen und etwas kühles trinken. Deshalb lenkten wir ein und kamen an die Bundesstraße zurück. Zwar war da viel Verkehr, aber durch den breiten Seitenstreifen kamen wir gut voran.

    Dann endlich ein Restaurant - das war die Oase die wir gesucht haben. Wir bestellten Bier, Cola und eine große Flasche Wasser. Später kamen noch Pommes dazu. Die kühlen Getränke waren herrlich und unsere Erschöpfung ließ nach. Dann bezahlten wir, weil wir unseren Weg am Fluss fortsetzen wollten. Erneut ging es kurz an der Bundesstraße entlang und später kamen wir über eine Nebenstraße dann zum Fluss.

    Hier gab es einen guten Weg, der wiederum gleichzeitig für Fußgänger und Fahrradfahrer war. Jedoch gab es hier keinen Schatten. Die Bäume standen auf der falschen Sonnenseite und spendeten somit keinen Schatten. Hinzukam, dass wir die Wasserflasche in dem Restaurant vergessen hatten. Wir hatten also wieder kein Wasser. Na gut, dann eben ohne. Nach ca. 30 Minuten erreichten wir erneut erschöpft, wieder die Grenzbrücke und somit den Startpunkt unserer „kleinen Rundwanderung“. Dann eben noch durch die Tore der Zitadelle und ab ins Hotel unter die wohltuende Dusche.

    Nach einer ausgiebigen Pause, wobei sie für Olaf kurz war, denn er „musste“ unbedingt die Zitadelle noch auf den Mauern erkunden. Ich blieb im Zimmer und schrieb mein Reisetagebuch. Als er zurück kam, natürlich mit einem Shopping-Ausflug, gingen wir zum Essen. Wieder das indische Restaurant wo wir auch gestern Abend waren. Wir beide sind uns absolut einig, so gut indisch haben wir in Europa noch nie gegessen. Nach dem wunderbaren Mahl, gingen wir durch die Zitadelle zurück zu unserer Unterkunft. Morgen geht es dann wieder weiter und wir verlassen das schöne „Valença“.
    Read more

  • Day 9

    „ ... langsamer! “

    August 27, 2020 in Portugal ⋅ ⛅ 23 °C

    Es war schon ein schwerer Abschied von dem hübschen Hotel, der Altstadt und der Zitadelle von Valença. In dem kleinen Foyer nahmen wir uns noch einen „Kaffee for free“ und verließen die Zitadelle in Richtung Lidl. Das Wetter war bewölkt - kein Sonnenstrahl. Zuerst fühlte es sich gut an, aber im späteren Verlauf wurde es sehr drückend - es weht auch kaum ein Lüftchen. Eigentlich wollten wir auf dem Weg dorthin in irgendeinem Café frühstücken. Aber dann entschieden wir uns für den Einkauf bei Lidl und dem Frühstück im kleinen Stadtpark auf der Holzbank.

    Wir füllten danach unsere Trinkflaschen mit dem bei Lidl gekauften Wasser, verstauten den restlichen Proviant und zogen los. Diesmal folgten wir NICHT den gelben, sondern den blauen Pfeilen. Die zeigen den Weg nach „Fatima“.

    „Fatima“ ist die wichtigste Pilgerstätte in Portugal. Hier erschien die Jungfrau Maria sechsmal im Laufe von sechs Monaten drei Hirtenkindern. Dies gipfelte im sogenannten Sonnenwunder, das mehr als 70.000 Menschen beobachteten. Diese Ereignisse ziehen jedes Jahr unzählige Pilger und Besucher nach „Fatima“. An der Stätte, an der sich die Erscheinung vollzog, befindet sich heute ein großer Kirchenkomplex. Dieser umfasst eine wunderschöne Basilika, eine imposante Kirche, eine weitläufige Plaza und eine winzige Kapelle, die auf Anweisung von Maria errichtet wurde.

    Eigentlich wollte ich Mitte April 2020 von Lissabon über „Fatima“ nach „Santiago de Compostela“ gehen. Aber wie bereits zuvor erwähnt, kam Covid-19 dazwischen. Wirklich sehr schade.

    So folgten wir nun den Weg nach „Fatima“ der in umgekehrter Richtung mit gelben Pfeilen markiert war und somit dann der „Camino portugues costa“ ist. Der heutige Weg war mit zuerst geplanten 15km recht kurz und wir kämen somit schon gegen 12:00 Uhr am Ziel an. Damit das nicht passiert, wollten wir mehr und längere Pausen machen und es gab ein Losungswort „langsamer!“. Das wurde immer dann gesagt, wenn einer von uns zu schnell gehen würde. Komischerweise sagte ich es dauernd zu Olaf - LOL

    Der Weg aus Valença und darüber hinaus war - ähm ... wenig aufregend. Es wurde etwas ländlich und führte zunächst an einer Bahnstrecke entlang. Einmal kam uns ein Zug entgegen und das allein war schon spektakulär. Ach nein, ein Radfahrer überholte uns auch noch. Nach einer Weile bogen wir dann von dem Radweg ab und gingen durch scheinbar ineinander übergehende Ortschaften. Mal ein hübsches Haus, mal ein paar kläffende Hunde. Aber auch dieser Weg war nicht schön.

    Schon während der ersten größeren Pause überlegten wir uns , wie wir unsere Etappe verlängern könnten. Bei unserem Zielort „Vila Nova de Cerveira“ gab es einen Berg. Laut unserer Wanderkarte sollte es dort einen Ruine geben. Nur leider führte scheinbar kein direkter Weg zu dieser Ruine. Was für ein Abenteuer dachten wir uns in Anbetracht des bisher heute gegangenen Weges und planten die Ruine mit in die Etappe ein.

    Bisher gingen wir tatsächlich immer der Route und den blauen Pfeilen folgend nach „Fatima“. An einem alten Waschhaus, wo das Wasser aus einem mit alten Fliesen umrahmten Ausguss heraus kam, bogen wir von den blauen Pfeilen ab und direkt in einen Wald mit Bäumen von Eukalyptus. Wieder dieser herrliche Duft und endlich mal wieder keine Häuser und Straßen. Das ging eine ganze Weile so, bis wir dann auf eine Autostraße kam und dieser (leider) folgen mussten. Es ging stetig bergauf und obwohl heute keine Sonne schien, schwitzten wir unsere Klamotten voll.

    An einer Stelle bogen wir von der Straße auf einen kleinen Pfad in den Wald ab. Der Pfeil in unserer Wander-App zeigte uns die Richtung. Aber ein Weg war nicht eingetragen. Wir folgten dem Waldweg, kamen über eine fast vom Wald verschluckte kleine Steinbrücke und kurz dahinter die restliche Fassade von einer Ruine. Mitten im Wald gelegen wirkte das schon wieder sehr mystisch. Aber es war hübsch gelegen, mit einem herrlichen Rundblick über die Flusslandschaft. Genau in der Mitte von dem Gebäuderest dieser Fassade, was wohl mal eine Art Turm war, wuchs ein großer Baum heraus. Auch das war irgendwie mystisch.

    Dann zurück wollten wir einen Abkürzung durch den Wald nehmen. Aber die entpuppte sich schnell als zugewachsener und undurchdringlicher Weg. So mussten wir zurück zu dieser Straße. Der folgten wir zu dem Ort wo wir heute übernachten wollten. Dort gab es noch eine (Mini-) Zitadelle und nachdem wir die uns angesehen hatten, gingen wir zu unserer Unterkunft. Es war heute mal eine Jugendherberge. Recht modern eingerichtet und mit Doppelzimmer.

    Nach dem duschen eine kurze Pause und dann ab in den Kern von „Vila Nova de Cerveira“. Hier gab es wohl heute ein Kulturfest. Überall standen aus (Kunst)-Blumen gefertigte menschengrosse Musikinstrumente. Eine mega kleine Altstadt lud zum megakurzen bummeln ein. Dann gingen wir essen - Pizza - die war super lecker und danach am Fluss „Rio Miño“ zurück durch die mega kleine Altstadt zu unserer Jugendherberge. Leider lag die an der viel befahrenen Straße und wir werden gespannt sein, wie wir mit geöffnetem Fenster schlafen werden.
    Read more

  • Day 10

    Caminho Rio Minho

    August 28, 2020 in Portugal ⋅ ☀️ 20 °C

    Unser Quartier die Jugendherberge von „Vila Nova de Cerveira“ ist sehr schön, modern und gut ausgestattet. Leider heizt sich das Gebäude tagsüber stark auf, so dass es nachts im Zimmer sehr warm ist. Öffnet man das Fenster, so kommt einem der Lärm der vorbeifahrenden Autos entgegen. Entweder ersticken oder schlecht schlafen. Wir entschieden uns für das letztere.

    Das Frühstück war inklusive und der Zutritt zum Essensbereich wurde uns pünktlich um 08:30 Uhr gewährt. Ein Mann öffnete die Tür zum Raum und eine Frau stand hinter dem Tresen. Er sprach etwas Englisch und übersetzte unsere Wünsche. Dabei sprach sie die Worte nach und lernte so nebenbei eine andere Sprache. Wir waren darüber etwas belustigt und als sie es merkten, lachten beide.

    Danach gingen wir zurück in die Altstadt zu einem kleinen Supermarkt und kauften dort ein paar Brötchen, Wasser und ein paar Schokoriegel - darauf hatte ich heute Appetit. Wir füllten das Wasser wieder in unsere Trinkflaschen und verstauten den Rest in unsere Rucksäcke. Dann gingen wir quer durch die Altstadt und zum „Rio Minho“ hinunter, dem großen Grenzfluß zwischen Portugal und Spanien. Das gesamte Ufer bis zur nächsten Stadt „Caminha“, wurde komplett als Erholungsweg ausgebaut und nannte sich „Ecopista“. Und darauf war man offensichtlich sehr stolz. Denn die Dame an der Rezeption wies uns mehrfach darauf hin, unbedingt den Weg „at the River“ zu nehmen.

    Wir wurden nicht enttäuscht. Das Wetter war herrlich und die Temperatur angenehm. Es wehte ein leichter Wind vom Fluss herüber. Der Weg an sich war rot betoniert. Rechts und links vom Weg waren Gras- und Uferlandschaften angelegt. Hin und wieder kam ein Radfahrer entspannt daher gefahren und einige Jogger waren auch unterwegs.

    Immer wieder genossen wir den Moment und die wunderbaren Ausblicke. Wir gingen über einen kleine Brücke auf ein kleine Insel, gingen auf einem Steg etwas in den Fluss hinein und machten Pause mit mit Blick auf den „Rio Minho“.

    So gingen wir bis „São Sebastião“. Dort wurde der Weg wohl erst gebaut und wir mussten ein kleines Stück durch die Ortschaften gehen. Später jedoch, ging erneut der Weg am Ufer weiter. Da fehlte wohl noch ein Teilstück von diesem wunderbaren Weg.

    Über eine lange Steinbrücke erreichten wir dann „Caminha“. Eine ebenfalls schöne Stadt mit einem sehenswerten alten Stadtkern. Wir schauten uns einige alte Gebäude an und setzten unseren Weg dann direkt an der Küste weiter fort. In der Ferne sah man schon die Flussmündung in den Atlantik. Links war Portugal und rechts Spanien.

    Ein Blick auf den Strand und Olaf kam ins Schwärmen. Wunderbarer weißer feiner Sand, dazu das blaue Meer und im Hintergrund auf einer kleinen Insel, war eine alte Festung (Forte da Ínsua Forte de São João da Ínsua) zu sehen. Was für ein herrliches Postkartenmotiv. Wir gingen aber nicht am Strand weiter, was zwar schön aber auch sehr beschwerlich gewesen wäre. Hinter den Dünen verlief im schattigen duftenden Kiefernwald ein schöner Weg.

    Wir gingen durch den Wald und kamen nach „Moldeo“. Eine kleine Ortschaft die von der Lage an dem wunderbaren Strand profitierte. Jeder freie Parkplatz war mit Autos zugestellt und da es sich recht windig war, waren viele mit ihren Surfbrettern da.

    Leider gab es jetzt keinen Schatten mehr und es wurde etwas warm. Der Weg war immer noch sehr gut zu gehen. Ab und an kamen uns ein paar Pilger entgegen. Die Küste wurde immer felsiger und ein Baden zwischen den Felsen war schlichtweg Lebensgefährlich. Aber das Schauspiel wenn die Wellen sich an den Felsen brechen war herrlich.

    An der kleinen Kapelle „Capela Santo Isidoro“ hatte man mit viel Phantasie den Eindruck, als stünde man an einer schottischen oder irischen Küste.

    Wir näherten uns unserem Zielort „Vila Praia de Âncora“ und auch hier gab es einen herrlichen Strand. Aber auch viele Menschen. Bald kamen wir zu unserem Hostel, das direkt am Strand lag. Nur einmal kurz über die Straße und schon war man am Atlantik. Olaf nutze auch gleich die Gelegenheit für ein erstes Bad im schönen aber doch recht kühlen Atlantik.

    Da unser Hostel eine Küche hatte, haben wir uns etwas zum Essen gekocht und es dann bei einer Flasche Wein auf dem Balkon eingenommen. Leider war unser Zimmer im Erdgeschoss. Aber es war auch lustig die vorbeigehenden Menschen zu beobachten. Das mit der Straße am Hostel ist so eine Sache und wir hoffen, dass es nachts ruhig sein wird.

    Am Abend machten wir noch eine. Spaziergang am Strand in der Abendsonne und kauften ein paar "Churros" die wir genüsslich auf unserem kleinen Balkon mit Meerblick aßen.
    Read more