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  • Day 16

    Ausflug nach Downtown

    September 9, 2022 in Canada ⋅ ☀️ 25 °C

    Freitag, 9. September 2022
    Annie und ich sitzen um 10 Uhr in der Straßenbahn mit keinem Wegpunkt geplant, einem möglichen Mittagessen Punkt im Hinterkopf und nur mit der Google Maps offline Karte von Toronto Downtown bewaffnet, fühlen wir uns doch recht gut vorbereitet und nicht gestresst, so viel wie möglich heute zu sehen. Schließlich haben wir ja ein ganzes Jahr dafür Zeit, die Stadt mit all ihren Parks in allen Jahreszeiten zu sehen, so auch an diesem Tag mit fast 30 Grad Celsius und viel Sonne

    Ich schreibe das ca. 20 Tage später (ich habe natürlich wieder viel zu lang prokrastiniert, bevor ich mit schreiben angefangen habe) bei 10 Grad im Büro und Regen seit mehreren Stunden. Mir wird doch ein bisschen wehmütig bei den Gedanken an das warme Wetter trotz der hohen Luftfeuchtigkeit.

    Da wir nicht wirklich was geplant haben, können wir auch gut verkraften, dass wir mit der ersten Subway zwei Stationen zu weit gefahren und jetzt woanders rausgekommen sind. Das Ausmaß der Stadt zeigt sich daran, dass wir trotz der verpassten Haltestellen immer noch in Downtown aussteigen. Endlich wieder an der frischen Luft werden auch gleich die ersten Fotos gemacht, von der beeindruckenden Queens Subway Station und dem schönen Park, der sich daneben erstreckt. Auf der anderen Seite der scheinbaren Stadtidylle eine der größten und definitiv chaotischsten Kreuzungen, umrahmt von hohen Wolkenkratzern.

    Mithilfe der Countdown-Ampel schaffen wir es sicher, die Kreuzung zu überqueren. So weiter wir laufen, umso mehr sehen wir "alte" Häuser - sofern man irgendwas hier in der nur 188 Jahre jungen Stadt alt nennen kann - zwischen den Glasbauten. So gelangen wir auch schnell zum Campus der größten Universität in Toronto. Dieser lässt uns kurz überdenken, ob ein Studium hier nicht doch ganz nett wäre. Der Campus besteht aus vielen Parkanlagen und Gebäuden mit großen Namen dran und natürlich dem Krankenhaus in der Mitte der Stadt, in dem auch unsere Gastmutter Christine arbeitet. Doch wir erinnern uns schnell wieder an die horrenden Semesterbeiträge in Kanada, die großen Studenten Schulden und die Wohn- und Lebenskosten und gehen lieber schnell weiter. Nach einigen schönen Wegen über den Campus verlassen wir diesen auch wieder und bewegen uns langsam in Richtung Hafen und CN Tower, da dieser sich hier sehr gut als Orientierung eignet.

    Auf dem Weg laufen wir dabei an einem sehr schönen, rosa verglasten Gebäude vorbei, dass sich merklich vom blauen und schwarzen Glas abhebt. Später stellt sich heraus, dass dies die Staatsanwaltschaft ist, mit Tim Hortons, einem Bücherladen und einem indischen Restaurant direkt gegenüber, hat dieses jetzt schon für mich eine bessere Positionierung als die in Frankfurt (Oder). Mama, wie wir so oft, wenn wir in anderen Ländern feststellen, du hättest wo anders arbeiten müssen.

    Gegen 12 Uhr gelangen wir dann endlich zum Roger Stadium und zum CN Tower. Beides monumentale wichtige Gebäude der kanadischen Kultur. Im Roger Stadium wird mehrmals im Monat Baseball gespielt, der nach Eishockey beliebteste Sport hier und auch das eigene Team, die Blue Jays werden vor allem von vielen Torontonian (Einwohner Torontos) gefeiert. So auch von unseren Gastbrüdern Thomas und Elijah, die es sich zur Aufgabe gemacht haben uns Baseball zu erklären. Das ist gar nicht so einfach, denn es gibt viele Sonderregelungen und manche Entscheidungen verstehen auch die geübten Fans nicht. Annie und ich sind zum Schluss gekommen, dass die einfachste Erklärung folgende ist: Brennballspiel mit Schläger, kleinem Ball und vielen Kameras, die Geschwindigkeit messen. Auch zu einem solchen Spiel gehört die Zwischenerklärung mit Zeichnung vom Kommentator, damit man grob verstehen kann, was zwischen den langen Werbepausen und dem Ball in der Hand drehen vom Pitcher so passiert.

    Nachdem wir auch tausende Fotos hier gemacht haben in der Hoffnung, dass wir trotz der prallen Sonne auf irgendeinem Bild beide Augen offen hatten, bewegten wir uns weiter in Richtung Osten auf der Suche nach weiteren sehenswerten Sachen.

    Nach kurzer Zeit stoßen wir dann aufs “TIFF”, ein weiterer ungeplanter Wegpunkt unseres Ausflugs. Das "TIFF" oder auch Toronto International Film Festival ist eine international sehr bekannte Veranstaltung für Stars aus aller Welt, die nach Toronto kommen, um unterschiedliche Projekte zu unterstützen und vorzustellen. Da weder Annie noch ich uns sonderlich gut mit solchen Menschen auskennen, verpassen wir natürlich Taylor Swift, die am gleichen Nachmittag wie wir dort erscheint.
    Das haben wir auch nur herausgefunden, weil unsere Mentorin von der Forward Baptist Church ein Foto mit ihr gemacht hat. Wer weiß, wen wir noch so alles übersehen haben.
    An einem der Stände auf dem Festival kann man Filme raten, an einem anderen das Glücksrad drehen oder sich Film inspirierte Cocktails kaufen und so schlendern wir durch die abgesperrte Straße und gewinnen sogar das ein oder andere T Shirt und bekommen den ein oder anderen Trost-Magneten.

    Umso weiter wir nach Osten laufen, umso näher kommen wir unserem einzigen Ziel des Tages. Essen. Genauer gesagt: Essen im St. Lawrence Market. Einer der ältesten Markthallen in Toronto und sehr ähnlich dem Hamburger Fischmarkt. Hier kann man im Erdgeschoss alle möglichen Tierprodukte kaufen, vor allem Fisch aus dem Hafen oder andere Seefrüchte aus aller Welt. Im Untergeschoss gibt es eine große internationale Küche zu bestaunen und die ein oder andere importierte Süßigkeit. Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns für italienische Sandwiches und genossen die warmen Köstlichkeiten kurze Zeit später im gegenüberliegenden Park in der Nähe des "Flatiron-Building”.

    Frisch gestärkt laufen wir weiter und erreichen bald unseren Anfangspunkt wieder. Auf dem Rückweg durch den Park sehen wir viele Eichhörnchen, Tim Hortons und die ein oder andere schon bekannte Straße. Auch ein kurzer Zwischenstopp im Shopper Drug Market für einen kanadischen Stecker fürs schnellere Laden und einen kurzen Kaffee Snack im Tim Hortons mit TimBalls muss drin sein. Während die Abendbrotzeit immer näher rückt und wir immer mehr Schritte zurücklegen, peilen wir dann doch einen geplanten Wegpunkt an: das Toronto Sign.

    Dieses befindet sich vor dem neuen Glas-Rathaus und gegenüber dem alten Backstein-Rathaus. Auch hier schießen wir viele Bilder bei immer noch sehr angenehmen Temperaturen. Der Rückweg zur nächsten TTC Station führt uns dann noch durch die berühmte Eton Shopping Mall, in der wir Schaufenster Shopping betreiben und die Zeit weiter vergehen lassen. Als wir aus dem Center heraustreten, begegnet uns das komplette Gegenteil als 7 h zuvor auf derselben Straße. Die zuvor recht leeren Straßen für Downtown sind nun prall gefüllt und es herrscht reger Feierabendbetrieb. An der Bürgersteigkante haben viele Künstler ihre Werke ausgestellt und viele Sänger musizieren nur wenige Meter voneinander entfernt.

    Durch den dichten Fußgängerverkehr schieben wir uns zur TTC Station und atmen tief durch, als wir nicht jede Sekunde von anderen Schultern gerammt werden. Wer hätte es gedacht, Toronto Downtown am Time Square ist Freitagabend doch recht voll. Passend wie immer braucht unsere Subway nur 2 Minuten bis sie kommt und so müssen wir nicht lange warten, bis wir die halbe Stunde zurück nach Hause fahren. In Main Street - unserer Heimat TTC Station - angekommen, legen wir mit langsam müden Füßen den kurzen Weg bis nach Hause zurück. Nach ca. 7,5 h, 25.000 Schritten, vielen Fotos und guten Erlebnissen sind wir ziemlich geschafft nach diesem Tag. Wir nehmen uns trotzdem Zeit und erzählen unserer Gastfamilie von unserem langen Weg und zeigen den begeisterten Kindern viele Fotos von uns an verschiedenen Orten.

    Fotos, die uns noch lange Zeit an die unglaublichen Erlebnisse und viele wichtige Erfahrungen und Tipps erinnern. Immerhin wissen wir jetzt ungefähr, was Leute reden, wenn sie über Orte zumindest in Downtown reden. Denn am Ende des Tages ist das nur ein halber Stadtteil von sechs insgesamt.
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