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- Jan 19, 2025
- ☁️ 33 °C
- Altitude: 5 m
BeninOuéméPorto-Novo6°30’2” N 2°36’28” E
Tag 143, 72 Km/18318 Km

Es geht am Morgen nach Porto Novo, die Hauptstadt Benins. Porto Novo hat nichts zu bieten, liegt aber unmittelbar an der Grenze zu Nigeria, sorgt also dafür dass ich nicht allzu viel Zeit auf dem Weg zur Grenze verliere. Leider führt der Weg nach Porto Novo einmal komplett durch Cotonou und auch wenn heute Sonntag ist sind die Straßen ziemlich voll. Hab ich gestern noch die korrekte Polizei in Benin gelobt, werde ich heute mal wieder daran erinnert, dass ich in Afrika bin. An einer stark befahrenen Kreuzung werde ich angehalten, ich soll die Papiere für das Auto, Führerschein und Versicherungsnachweis zeigen. Anschließend möchte die Polizistin ein Laisser Passer sehen, also die Einfuhrpapiere des Fahrzeugs. Ich zeige also das Carnet de Passage, das reicht der Dame aber nicht. Sie holt ihren Chef dazu, auch der möchte das Laisser Passer sehen. Mitten auf der Kreuzung stehend erkläre ich minutenlang, dass das Carnet de Passage vollkommen ausreichend ist, schließlich werde ich aufgefordert an den Rand zu fahren und auszusteigen. Zwei weitere Polizisten kommen hinzu und alle vier sagen das gleiche: wo ist das Laisser Passer. Mehr als 30 Minuten drehen wir uns im Kreis, ich zeige alle Stempel im Carnet aller Länder, an noch keinem Checkpoint würde ich seit Reisebeginn derart lange aufgehalten. Irgendwann reicht es mir, natürlich soll hier Druck aufgebaut werden um an Geld zu kommen. "Ich habe von Marokko bis hierher fünf Monate gebraucht und wurde rund 600 mal angehalten. Noch nie hab ich ein Laisser Passer zeigen müssen. Dann fahren wir halt jetzt zusammen zur Grenze und klären das dort mit dem Zoll." Es ist schon komisch, aber der richtige Satz reicht manchmal um die Situation innerhalb von Sekunden zu entschärfen. Zwei der Herren interessieren sich plötzlich nicht mehr für mich und fangen an zu Essen. Die Dame regelt jetzt den Verkehr und der Chef kann plötzlich lachen und plaudert mit mir über den Tourismus in Benin. Zum Abschluss werde ich gefragt, ob ich vielleicht etwas zu trinken übrig hätte. Geld würde es aber auch tun. Hätten sie vor 30 Minuten gefragt, hätte ich sicherlich eine Flasche Wasser übrig gehabt. Als ich ins Auto einsteige, möchte dann plötzlich noch einer der dort rumlungernden Zivilisten Geld haben. "Fürs Parken". Als ich auch hier nichts zahle rennt er wild gestikulierend sogar noch ein ganzes Stück neben dem Auto her.
In Porto Novo finde ich ein schönes Hotel, welches mich im Hof im Auto übernachten lässt. Als ich alles aufgebaut habe, kommt der Chef vorbei. Aus 'Sicherheitsgründen' muss ich ein Zimmer nehmen. Normalerweise würde ich einpacken und fahren aber ich habe keine Lust mehr. Die Zimmer sind gut und es gibt keine Alternative in der Nähe. Porto Novo ist auch nicht unbedingt der sicherste Ort der Reise, die Stadt wirkt beim Durchfahren total heruntergekommen und arm. Also her mit dem Zimmer, Monsieur!
Trotzdem schade, dass sich Benin am letzten Tag derart von mir verabschiedet.
Morgen geht es nun über die Grenze nach Nigeria. Das Erreichen von Nigeria bedeutet für mich persönlich einen sehr großen Schritt. Der Grenzübertritt bedeutet zum Einen, dass die Reise zur Hälfte beendet ist. Ich verlasse Westafrika und betrete Zentralafrika. Nigeria bedeutet aber auch, dass es keinen Weg mehr zurück gibt. Hätte ich bis heute noch umdrehen und heimfahren können, geht dies ab Nigeria nicht mehr. Ein zweites Nigeriavisum zu bekommen ist eigentlich unmöglich, ein Verschiffen des Fahrzeuges vor Namibia wohl ebenfalls. Nigeria symbolisiert aber auch den 'Mount Everest' der Reise. Im Norden des Landes gibt es erhebliche Probleme mit Boko Haram und dem Islamischen Staat, alles nördlich von Abuja, der Hauptstadt Nigerias ist unbereisbar. Im Süden gibt es Probleme mit Banden und Separatisten. Außerdem wird in einer Mafiaähnlichen Struktur illegal Öl gefördert. Im ganzen Land gibt es immer wieder schwere Anschläge durch den Konflikt zwischen Farmern und Hirten, der sich hauptsächlich gegen die Zivilbevölkerung richtet. Seit Weihnachten gab es zwei Anschläge mit vielen Opfer, einer der beiden leider unmittelbar auf meiner Strecke. Zudem gibt es Probleme mit dem Sicherheitsapparat und mit korrupter Polizei. Die Grenze zu Kamerun ist seit vielen Jahren geschlossen, da in Westkamerun noch immer Bürgerkrieg zwischen den Separatisten und der Regierung herrscht. Durch dieses Gemengelage muss ich zwischen Boko Haram im Norden und dem Krieg im Süden hindurch. Um nach Kamerun zu gelangen gibt es eigentlich nur einen einzigen Grenzübergang im Zentrum. Hier besteht das Problem, dass die Straße auf den letzten hundert Kilometern richtig übel ist. Leider muss ich diesen Preis zahlen und die schlechte Piste für eine vermeintlich bessere Sicherheit in Kauf nehmen. Ich werde zunächst nach Lagos reisen und hier ein paar Tage bleiben, im Anschluss den schnellstmöglich Weg nach Kamerun wählen und hoffentlich in knappen zwei Wochen aus dem zweiten schwierigen Teil der Reise heraus sein. Für die nächsten zwei Wochen gilt: kein Fahren in der Dunkelheit und kein Wildcampen.Read more
Traveler Hey Marvin, alles Gute! Wir verfolgen Dich seit Beginn Deiner Reise und fahren gerade den entspannten Teil Deiner Reise (in Etwa) nach! Mit Franz (unserem TD5). Einfach großartig was Du machst und wie toll Du Deine Reise beschreibst! Für den Abstieg vom MtEverest jetzt wünschen wir Dir alles Gute! Du hast unsere guten Gedanken mit Dir! Liebe Grüße aus der Sahara! Günter +Tina
Traveler Gute und sichere Fahrt durch Nigeria, wünsche ich!!!!