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- May 15, 2025, 4:00pm
- ⛅ 19 °C
- Altitude: 218 m
FranceLützelburg48°44’11” N 7°15’37” E
Mit dem Boot im Souterrain

10 Uhr, wir legen ab in Niderviller. Heute wird es spannend, wir fahren „unter Tage“. Bei RMK-km 248 geht es in den Berg hinein, fast 3 km durch die nördlichen Vogesen, unterhalb der Erdoberfläche. Zwei Tunnel hintereinander, gebaut 1839-49.
Der erste Tunnel, Souterrain Niderviller, hat insgesamt 9,2 m Höhe, über Wasser ca. 5 m und ca. 8 m Breite. Glücklicherweise sieht man schon bei der Einfahrt das Ende des Tunnels und ist mit 3 km/h zügig durch. Es waren nur 475 m.
Kurz danach kommt schon der zweite Tunnel in Sicht, der Souterrain d’Arzviller. Er ist über 2 Kilometer lang, genau 2305m - für Frankreich Mittelmaß, es gibt längere - für uns WOW! 9,4m hoch (über Wasser ca. 5m), nur 6,2m breit. Die Solaris hat 3,6m Breite, passt. Rechts ist ein Treidelpfad zu sehen mit Schienen. Die Schiffe wurden früher durch den Tunnel gezogen.
Die Ampel ist rot, wir erwarten Gegenverkehr aus dem Tunnel vor uns und machen in der “Detection Zone” fest, damit die elektronische Blockabfertigungsanlage uns ‚im Blick behält‘. Wie lange wohl, bis die Ampel grün anzeigt? Der Tunnel hat einen Nachbartunnel, durch den die Eisenbahn die Vogesen überwindet. Während wir warten, fahren Züge laut hupend an uns vorbei.
Zwei Männer auf einem französischen Charterboot kommen schließlich aus dem Tunnel, geben Vollgas, das macht „schöne“ Wellen auf dem engen Kanal. L‘abruti…
Nach 20 Min springt die Ampel also auf Grün und wir fahren in den Berg. Vor uns Dunkel, rechts weiße Lämpchen. Es tropft die ersten 100 Meter von der Decke. Jetzt heisst es, 2 km ruhig geradeaus fahren. Zur rechten und linken Tunnelwand haben wir ca. 1,5 m Platz. Keine unüberlegten Lenkbewegungen. Während der Tunneldurchfahrt sollten sich keine Personen an Deck aufhalten wegen der Abgase… die sind lustig, die Solaris hat ja nur einen Steuerstand auf dem Deck! Man ist schon sehr erfreut, wenn man nach 25 Minuten endlich wieder Tageslicht sieht.
Wir haben die Vogesen-Höhen fast überwunden, jetzt kommt ein Schiffshebewerk. Wir fahren bei Grün in die rechte Box (die linke ist nie realisiert worden) und machen in der Wartezone fest. Der Trog, mit dem wir nach unten befördert werden, ist noch auf dem Weg zu uns nach oben.
Eine nette Frau bedient das Hebewerk von einer Fahrerkbine aus. Sie gibt uns eine neue Fernbedienung für die kommenden Schleusen bis Saverne. Wie praktisch! Keine einzige handbediente Schleuse mehr!
Auf der Anlage stehen Touristen und machen Photos. Auch wir sind schwer beeindruckt, erst recht, als wir in den riesigen Trog einfahren und der Schrägaufzug uns und das Boot 44m nach unten liftet. Es dauert nur 5 Minuten, dann sind wir da und fahren aus.
Unten warten einige Sportboote und ein Ausflugsschiff auf den Lift nach oben. Das Schiffhebewerk ist eine Attraktion dieser Gegend. Es überbrückt eine alte Schleusentreppe mit 17 Schleusen, heute alle außer Betrieb, schöner Wanderweg. Man spart 6-7 Std. Fahrzeit.
Wir sind jetzt im wildromatischen Zorntal. Bereits in römischer Zeit verlief hier in der Nähe die Straße von Straßburg nach Metz. Es folgen Écluse No. 18-22 mit jeweils 2,5 m Hub und einer Größe von 38,5 x 5,1 m (Norm für Schleusen seit 1879). Wir schleusen talwärts - viiiiel entspannter als zu Berg!
Mit der Fernbedienung kann man nicht nur die Schleuse anfordern. Es gibt auch eine Taste, mit der man den Schleusenvorgang starten kann, wie wir von einem älteren Herrn erfahren, der mit uns schleust…. Darauf hätten wir auch mal kommen können! Die blaue Stange ist also eigentlich überflüssig! Das hätte uns vorgestern manchen Stunt erspart 😂
Nach insgesamt vier Stunden legen wir in Lutzelbourg an, eine 600-Einwohner-Gemeinde am Kanal und am Fluss Zorn. Drei Anleger gibt es in dem Ort, wir nehmen den letzten fast am Ortsausgang, Strom, Wasser, saubere sanitäre Anlagen (öffentlich, unbewacht), alles da, sofern man kalt duschen mag, Kosten lediglich für Strom an der Säule (2€ für 2 Std.)
Die Lutzelburg aus dem 11. Jh. oben auf dem Burgberg ist malerisch. Wir sind nicht die einzigen, die an dem kleinen Örtchen in dem engen Tal Halt machen. Es ist mit seinen Sträßchen und meist gepflegten Häusern am Hang recht sehenswert, hat einen Proxi-Laden (Jeudi fermé, welchen Tag haben wir heute? War klar.) und eine Boulangerie (Fournil des Eclusies, empfohlen vom Michelin!), mehrere Cafés, ein Hotel, zwei kleine Kirchen, gemütliches Treiben.
Sagte ich schon, dass wir heute kein einziges totes Reh gesehen haben? Nun gut, 1-2 tote Fische im Kanal, aber der Trend geht in die richtige Richtung.
Heute: Rhein-Marne-Kanal zu Tal von Port d’Altmuhle (Niderviller) bis Lutzelburg, km 247-259, Tunnel 2, Schiffshebewerk 1, Schleusen 5, Stecke 12 km, Dauer: 4 Std., Wetter: sonnig, leichter kalter Wind, nachmittags bewölktRead more
Traveler
Sieht ja echt wunderschön aus 😎
Traveler
Waren das denn alles mal Transportkanäle?
Traveler Ja früher auf 293 km Güterverkehr zwischen Rhein und Marne, heute nur noch Sportbootverkehr wegen der geringen Breite und der vielen Schleusen. 😎
Traveler
Coole Technik 😎