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- Apr 30, 2025, 2:31 PM
- ☀️ 19 °C
- Altitude: 41 m
FranceWissant50°53’0” N 1°39’53” E
Wissant

3.228 TAGE AUF UNSERER
LEBENSREISE IM BLAUEN BUS (Fahrtstrecke 113 km/ Gesamt 391.973 km / Ø121,42 km)
Wohnmobilstellplatz
Wissant
Frankreich
Am Morgen ist es windig, und wenn ich aus dem Seitenfenster schaue sehe ich, wie sich das helle Licht der Sonne über die Baumspitzen hebt.
So begann meine Geschichte gestern morgen, bis mir klar wurde, dass ich gar keine Zeit habe, wenn ich früh morgens endlich die dringenden Einkäufe erledigen will. Denn später geht bei der Hitze gar nichts. Heute nochmal das gleiche Spiel, weil ich in der Eile einige wichtige Sachen vergessen habe.
Die nächste Reise nach Frankreich ist erst Ende des Jahres geplant, da brauche ich noch ein paar Kleinigkeiten für zwischendurch. Jetzt ist alles verpackt, wir haben einen Schattenplatz für einige Stunden, die Passanten lächeln mir zu, und Hilde kann endlich schlafen.
Denn an so unruhigen Vormittagen kommt auch sie völlig aus dem gewohnten Rhythmus raus, was sie zusehends angespannt macht. Und ich merke, dass sich diese Stimmung auch auf mich überträgt oder anders herum. Sodass ich dann in einen negativen Lauf hineinfalle, aus dem ich mich nur mit größter Mühe befreien kann.
Auch fällt es mir nicht so leicht, mich tagelang zurück zu denken, weil die aktuellen Eindrücke ja im Vordergrund stehen. Und das ist bei so einer Küstentour immer noch ein wenig intensiver, als wenn ich so durchs Ländle tingele.
Der Morgenspaziergang fällt den schmerzenden Knien nach dem gestrigen Strandspaziergang zum Opfer, sodass ich mich nur bis zum Campingplatz schleppen kann. Das ist natürlich übertrieben, denn im Verhältnis zu heute morgen, war ich vor zwei Tagen noch relativ fit.
Die Sonne, welche gestern hinter dem kleinen Wäldchen untergegangen ist, hat uns heute schon früh beleuchtet, und breitet nach dem Frühstück ihre Flügel so beschützend9 über uns, dass wir schleunigst das Weite suchen müssen. Erstmal Richtung Le-Touquet-Paris-Plage.
So ein Name muss doch eine Geschichte haben, die ich tatsächlich bei Wikipedia finde. "1837 kaufte ein Mann namens Alphonse Daloz (1800–1885) das Dünengelände südlich des Flüsschens Canche, pflanzte einen achthundert Hektar großen Wald aus See-Kiefern, Pinien und Buchen und lud später die Elite des Landes zu Jagdgesellschaften ein. Hippolyte de Villemessant, Gründer und Herausgeber der Zeitung Le Figaro hatte die Idee, auf diesem Gelände eine Ferienkolonie für reiche Pariser Bürger zu bauen. Daloz und Villemessant nannten ihr Projekt werbewirksam Paris-Plage.
Ein britisches Syndikat übernahm um das Jahr 1900 (Belle Époque) die weitere Entwicklung von Paris-Plage (mit Luxushotels und Kasinos, Golfplätzen, Tennisplätzen und einer Pferderennbahn). Pierre de Coubertin war unter anderem drei Jahre lang Sportdirektor der Gemeinde."
Es ist eine grüne Stadt am Ufer des Meeres und der langgezogenen Mündung des Flusses Canche. Und eine reiche Stadt, die auf großen, grünen Tafeln an der Straße für ihre Veranstaltungen wirbt, und am Ende der Stadt ein Museum am Meer anbietet, mit skurillen Skulpturen vorm Eingang.
Auf dem Weg zum Strand von Sainte - Cécile gelingt mir ein Bild der eindrucksvollen Einkaufsmeile, die Saison ist eröffnet, es fehlen lediglich die Menschen. Wobei dies eine Zeitfrage ist, denn am Nachmittag sind alle da.
In einem Kreisverkehr sehe ich den Abzweig Dunes de Sainte-Frieur und finde eine geöffnete Höhenbegrenzung von 2,10m, und einen Strand voller Bunker, die zum Teil halb versunken ihr Dasein fristen. Den Sand durchziehen Streifen von Wasser und tiefe Traktorenspuren, es wirkt alles ein bisschen ölig und schmutzig, aber es gibt wenig Menschen, ein paar Hunde und den üblichen Hildespaß.
Später empfehle ich Antje diesen Platz zur Übernachtung, als wir uns an einem der vielen Kriegsgräberfriedhöfe treffen. Dieses Mal sind es über viertausend Briten, die hier beerdigt wurden. Antje ist uns mit ihrer dicken Berta und den beiden Hunden entgegen gekommen, und es freut mich sehr, dass wir uns hier kennenlernen.
Da habe ich gerade nach der Jugendherberge in Boulogne-sur-Mer gesucht, die jetzt mitten in der Stadt liegt. Mit der alten Herberge an einer Landstraße am Stadtrand hatte ich in den meine besondere Begegnung. Kurz vorher war ich mit meinem VW Käfer in einen Vogelschwarm gefahren, der sich ganz kurzfristig entschieden hatte, die Straßenseite zu wechseln. Überall lagen tote und schwerverletzte Tiere, ich fiel in eine tiefe Melancholie, und sehnte mich einfach nach netten Menschen.
So habe ich an der Jugendherberge gehalten, wo ich der einzige Gast war. In der Küche stand ein freundlicher äjunger Mann mit einem kleinen Kind auf dem Arm, der sich als Herbergsvater entpuppte. Seine Frau betrat den Raum, blonde lange Haare, lieblich anzusehen. Dann drehte sie sich zu ihrem Mann um, und schrie ihn mit einer so hässlichen Stimme an, dass ich umgehend aus dem Haus floh, und im Auto einsam an der Landstraße übernachtet habe.
Die Stadt ist nicht wiederzuerkennen, über fünfzig Jahre verändern fast alles. Die Schlafplatzsuche gestaltet sich heute schwierig. Wir biegen von der D 940 kurz nach Wimereux und Audinghen ab, um zum Cap Gris Nez zu fahren, und landen letztendlich auf dem Stellplatz in Wissant hinter einer Schranke für knapp elf Euro.
Nicht schön, aber zweckmäßig, genügend Schatten am Abend und einer ruhigen Nacht.Read more
Traveler
Ein T3 🥰