Nigeria Ovia South-West

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Travelers at this place
  • Day 160

    Am Niger Fluss

    January 26 in Nigeria ⋅ ⛅ 35 °C

    Wir fahren weiter Richtung Osten durch Nigeria – und es ist eine Herausforderung. Die Straßen sind in einem miserablen Zustand, voller Schlaglöcher und teils fast unbefahrbar. Das Fahren ist anstrengend, mit unzähligen Stopps. Immer wieder müssen wir aussteigen, unsere Pässe vorzeigen und in der brütenden Hitze von 35 Grad zur Migration laufen. Das kostet Zeit und Nerven, aber wir haben keine Wahl.

    Am Abend erreichen wir Onitsha am Niger-Fluss und suchen einen Platz zum Übernachten. Normalerweise kann man auf den Parkplätzen der Hotels schlafen, doch hier ist es nicht so einfach. Schließlich finden wir einen Hotelparkplatz mit guten Bewertungen. Doch der Schein trügt. Es ist schäbig, wie eine Baustelle. Nebenan beobachten uns Arbeiter über die Mauer hinweg, während wir mit Marie spielen und uns unterhalten.

    Dann beginnt um 21 Uhr eine Disco – mit schrecklich scheppernder Musik aus schlechten Lautsprechern. Der Lärm hält bis fast 2 Uhr morgens an. Unsere Nacht ist kurz, denn wir wollen früh weiter, um das Afi Mountain Reserve zu erreichen. Doch die schlechten Straßen verzögern uns. Nach Stunden der Rumpelpiste müssen wir ein Hotelzimmer an der Hauptstraße nehmen, da es keine andere Option gibt.

    Das Zimmer sieht auf den ersten Blick okay aus, doch beim Näheren hinsehen entdecken wir Baumängel: Der Wasserhahn dreht sich mit, die Dusche läuft daneben, und es riecht unangenehm aus der Toilette – typisch Afrika-Style. Direkt unter uns dröhnt der Generator, und die Klimaanlage funktioniert nicht. Der Ventilator ist zwar an, aber so laut, dass wir nicht wissen, was schlimmer ist – er oder der Generator draußen. Wir überlegen sogar, ins Auto zu flüchten, da es dort kühler ist. Eine heiße, anstrengende Nacht.
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  • Day 160–162

    Okomu Nationalpark

    January 25 in Nigeria ⋅ ☀️ 35 °C

    Lagos streifen wir nur im Norden, doch das reicht, um einen Eindruck von dieser riesigen, chaotischen Stadt zu bekommen. Wir müssen ein Stück hineinfahren – und das ist eine echte Herausforderung. Die Straßen sind in schlechtem Zustand, voller Schlaglöcher und noch voller mit Autos, Tuk-Tuks, Bussen und Motorrädern, die sich wild durch den Verkehr drängeln. Märkte reichen bis auf die Fahrbahn, sodass oft nur eine Spur frei bleibt. Wir kämpfen uns langsam vorwärts und sind froh, als wir endlich weiter Richtung Osten und Nordosten fahren.

    Unser erster Stopp ist ein Hotelparkplatz, der uns empfohlen wurde. Das Personal ist sehr freundlich, und wir essen dort zu Abend. Doch das Essen ist … gewöhnungsbedürftig. Es gibt genau eine Option: Reis mit Hühnchen. Der Reis ist in Ordnung, aber das Hühnchen? Kaum essbar. Die Haut fühlt sich an wie Gummi, das Fleisch ist so zäh, dass wir es kaum kauen können. So etwas haben wir noch nie erlebt. Die Nacht wird nicht viel besser, denn der Generator läuft durchgehend und brummt unaufhörlich. Und dann das nächste Missverständnis: Um 6 Uhr morgens werden wir geweckt – es gibt Frühstück. Wir wollten eigentlich nicht aufstehen, aber Regina rafft sich irgendwann auf, doch da ist schon keiner mehr da. Später erfahren wir, dass Alex, David und Frank die Frühstückszeit auf 8 Uhr verschoben haben. Dort gibt es dann eine Tasse Tee und ein scharfes Sandwich. Wir sind froh, dass wir nicht mitgegangen sind und frühstücken lieber selbst auf dem Parkplatz.

    Nach dem chaotischen Morgen geht es weiter zum Okomu Nationalpark, ein Tipp von anderen Reisenden. Die Anreise ist etwas umständlich, da wir das Headquarter nicht auf Anhieb finden. Ein Teil von uns fährt zurück zur Anmeldung, während der Rest wartet. Schließlich bekommen wir einen Stellplatz – mitten im Regenwald. Die verfallenen Lodges und der kaputte Spielplatz wirken zwar etwas trostlos, aber die Natur macht alles wett. Wir werden rundum die Uhr von bewaffneten Männern bewacht.

    Überall springen Affen durch die Baumkronen, exotische Vögel sitzen über uns, und nachts ist es herrlich still – kein Generator weit und breit. Stattdessen hören wir nur die Geräusche des Waldes. Wir sind fasziniert von der Natur und den Tiergeräuschen. Eine Regenwaldorganisation namens ANI (Africa Nature Investors) schützt das Gebiet und patrouilliert sogar mit Waffen gegen Wilderer.

    Wir nehmen an zwei geführten Touren teil, bei denen wir Affen beobachten und tief in die grüne, ruhige Welt des Regenwaldes eintauchen. Nach zwei erholsamen Tagen mitten in der Natur geht es schließlich weiter – bereit für das nächste Abenteuer in Nigeria.
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  • Day 148

    Tag 148, 0 Km/18631 Km

    January 24 in Nigeria ⋅ ☁️ 30 °C

    Es geht den dritten Tag in Zentrum von Lagos. Im Süden gibt es mit Lekki den angeblich besten und sichersten Teil der Stadt. Lekki unterscheidet sich vom Rest der Stadt darin, dass hier Villen hinter hohen Mauern stehen, manche davon luxuriös, andere heruntergekommen. Zwischen den Villen das übliche Bild aus Armut und Kleinkriminalität gepaart mit Müll und Gestank. Alles außerhalb vom Auto oder den schwer gesicherten Privatgeländen wie auch meinem Hotel fühlt sich einfach maximal unsicher an, auch wenn bis zum Tagesende nichts passieren wird. In Lekki gibt es die größte Kunstgalerie Afrikas und auch wenn Kunst eigentlich nicht unbedingt mein Ding ist, ist die Galerie unglaublich.
    Nicht weit weg von der Galerie liegt der Stadtstrand von Lagos, also laufen wir die kurze Strecke von rund 15 Minuten. Immer wieder werden wir mit 'Master' oder 'Boss' von den auf den Straßen herumlungernden Leuten angesprochen, einzelne springen auf und laufen ungefragt bis zum Strand mit uns. Auch wenn der Strand bewacht ist, fühlt es sich weiterhin nicht gut an, hier umherzulaufen. Schließlich kostet der Eintritt zum Strand 10 Dollar, für einen Stuhl im Restaurant möchte man noch einmal zusätzlich 20 Dollar. Essen und Getränke nicht inbegriffen. 30 Dollar ist ungefähr der Monatslohn eines Angestellten in Nigeria, also fahren wir ohne den vermutlich nicht einmal sehenswerten Strand gesehen zu haben zurück zum Hotel.
    Morgen geht es raus aus Lagos, drei volle Tage im Stadtzentrum sind wirklich genug, die Lebensqualität ist in der ganzen Stadt einfach super schlecht.
    Die nächsten Tage werden nun anders im Tagesablauf, die Zeit drängt ein wenig und ich muss mich auf den Weg in Richtung Kamerun machen. So heißt es ab morgen: Auto fahren und Strecke machen.
    Ab heute reise ich wieder in Begleitung.
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  • Day 157

    Nigeria - Wir kommen!

    January 23 in Nigeria ⋅ ☁️ 27 °C

    Wir verabreden uns im 8 Uhr morgens loszufahren. Alle sind fertig, bis auf Roberto. Er hat etwas länger geschlafen und fragt um 8 Uhr, ob er noch 20 min. Zeit bekommt, da er sich einen Kaffee machen möchte. Wenn er mit möchte, muss er jetzt los. Er wurde hektisch und packte schnell zusammen. Mit vier Autos machen wir uns auf den Weg zur nigerianischen Grenze, etwas nördlich von Lagos. Der erste Teil, die Ausreise aus Benin, läuft erstaunlich unkompliziert. Wir fahren nacheinander vor, zeigen unsere Pässe, bekommen den Ausreisestempel und eine letzte Kontrolle. Dann noch schnell ein Foto, eine kurze Vorführung unserer Dokumente bei der Polizei, die alles fein säuberlich in ein Buch einträgt, inklusive einer Kontrolle der Fahrerlaubnisse. Danach dürfen wir offiziell die Grenze überqueren.

    Auf der nigerianischen Seite ändert sich das Bild. Das Grenzgebäude ist alt und verlassen, mit verschiedenen Kontrollstationen in unterschiedlichen Ecken. Glücklicherweise nimmt sich ein Angestellter unserer an und führt uns durch das Prozedere. Erst geht es durch das Gebäude, dann nach draußen in den Hinterhof, wo an einem Schreibtisch im Freien 2 Beamte sitzen und unsere Gelbfieberimpfungen prüfen und Fieber messen. Alles ok. Weiter geht es in einen kleinen Komplex, wo wir auf den Chef der Immigration warten. Er wirft lediglich einen Blick auf uns und unsere Pässe, um sicherzustellen, dass wir tatsächlich die Personen sind, die in den Dokumenten stehen. Danach weiter in das verlassene Gebäude. Dort hat sich Immigration in einem Zimmer gemütlich gemacht. Die Beamten schauen zunächst Nachrichten. Nachdem Marie freundlich bitte, schalten Sie auf einen Kinderkanal um und alle schauen nun Mickey Maus, während unsere Passdaten notiert und die begehrten Einreisestempel vergeben werden. Doch es geht noch weiter: Wir müssen uns an einer anderen Stelle registrieren lassen. Ein Beamter nimmt alle unsere Pässe und schreibt die Daten in ein großes Buch. Effizienz ist hier kein großes Thema – anstatt uns die fertigen Pässe direkt zurückzugeben, wartet er, bis er mit allen sieben durch ist, bevor er sie im Bündel überreicht. Es dauert. Zum Glück geht es bei der Gesundheitsbehörde schneller. Die Beamtin, die nur einen Tisch weiter sitzt, nimmt unsere Ausweiskopien entgegen und schreibt die Daten direkt ab.

    Anschließend geht es noch einmal zu Customs, um das Carnet de Passage abstempeln zu lassen. Nach drei Stunden sind wir endlich durch die Grenze und können weiterfahren.

    Kaum rollen wir los, spüren wir sofort die Herzlichkeit der Menschen. Überall winken uns Leute zu, rufen uns „Welcome!“ hinterher und zeigen den Daumen hoch. Die Freundlichkeit ist beeindruckend, auch wenn uns die Armut direkt ins Auge fällt. Viele Menschen leben in einfachen Hütten, die Kleidung ist oft schmutzig, aber trotzdem strahlen sie Lebensfreude aus.

    Doch dann beginnt der nächste Abschnitt: die Kontrollen. Mindestens alle paar hundert Meter werden wir gestoppt – mal vom Militär, mal von der Immigration, dann wieder von einem anderen Department. An manchen Stellen gibt es drei oder vier Kontrollen direkt hintereinander. Immer wieder werden unsere Pässe geprüft und wir müssen erklären, woher wir kommen und wohin wir wollen. Die ersten 20 Kilometer ziehen sich, aber dann werden die Kontrollen weniger, und wir sind endlich wirklich in Nigeria angekommen.
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  • Day 146

    Tag 146, 0 Km/18433 Km

    January 22 in Nigeria ⋅ ⛅ 32 °C

    Auf geht's zum zweiten Tag in Lagos. Mitten im Stadtzentrum gibt es den Stadtteil von Lagos, in den eigentlich niemand möchte. Makoko, eine Art Super-Slum mit 500.000 Einwohnern, auf Stelzen mitten im flachen Schwemmland errichtet. Das mit Abstand schlechteste Viertel der Stadt, vielleicht von ganz Nigeria. Noch am Abend habe ich eine WhatsApp-Nachricht an eine amerikanische Hilfsorganisation geschrieben, welche eine Schule in Makoko gebaut hat und mir die Telefonnummer von Desmond weiterleitet. Desmond ist der Sohn vom Chef von Makoko und ohne ihn wäre ein Besuch von Makoko lebensgefährlich, sogar für Nigerianer. Wir verabreden uns per WhatsApp mit Desmond direkt in Makoko und fahren am frühen Morgen mit dem Uber zum vereinbarten Treffpunkt. Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Uberfahrer die Fahrt akzeptiert, alle anderen Fahrer stornieren direkt, als sie sehen, was unser Ziel ist. Ganz wohl ist mir tatsächlich nicht, als wir irgendwann in Makoko aussteigen, der Fahrer hinter uns direkt wieder die Türen verschließt und davonfährt. Keine 10 Sekunden auf der Straße, kommen zwei Männer zu uns, fragen ziemlich bestimmt was wir hier tun. "Wir treffen Desmond." sagt Sunday, alleine der Name reicht schon um in Ruhe gelassen zu werden. Desmond taucht auf, ein junger Typ, ordentlich gekleidet und freundlich. Er freut sich sehr, dass sich jemand für den schlimmsten Teil von Lagos interessiert und führt uns durch sein Viertel. Ohne ihn wäre ein Besuch von Makoko aus meiner Sicht vollkommen undenkbar, er ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Stadtviertel. Wir besteigen schließlich ein Boot und fahren durch die Kanäle. Das Wasser ist tiefschwarz und voll mit Müll, die rund um die Kanäle gebauten Stelzenhäuser sind vergammelt, kaputt, eingefallen. Eine Art Anti-Venedig, einer der ärmsten, härtesten Orte in denen ich jemals gewesen bin, an dem es an allem mangelt, angefangen beim sauberen Trinkwasser. Desmond zeigt uns die errichtete Schule und das Waisenhaus derjenigen, die nicht nur in diesem schlimmen Ort wohnen müssen, sondern dazu noch keine Eltern mehr haben. Finanziert wird das Projekt rund um die Schule und das Waisenhaus durch die amerikanische Hilfsorganisation. Mit dem Boot geht es schließlich weiter durch die Kanäle, raus bis aufs offene Meer, wo sich die Abwasser der Stadt, die durch Makoko fließen, langsam mit dem frischen Meerwasser mischen und dafür sorgen, dass hier wieder gefischt werden kann. Direkt vor Makoko steht die zweitlängste Brücke Afrikas, welche nach Viktoria Island führt, dem Villenviertel von Lagos. Nach zwei Stunden fahren wir zurück und Desmond lädt uns in sein Haus ein, während es wieder einmal ewig dauert, bis wir ein Uber finden welches uns abholt. Durch das Wohnzimmer läuft, während wir warten, eine Ratte, was Desmond nicht einmal mit einem Blick kommentiert. Die Tour ist kostenlos, Desmond möchte viel lieber dass von Makoko erzählt wird, mehr Leute sich hierher trauen und sich der Ruf bessert, am Ende zahle ich dennoch das Gehalt des Lehrers der Schule für den kommenden Monat.
    Am Nachmittag tausche ich schließlich den Ölfilter im Parkhaus des Hotels. Erster Versuch: der Filter ist zu lang, passt nicht in die Öffnung. Sunday zieht los um einen kürzeren zu besorgen. Dann Versuch zwei: Filter zu kurz. Das Risiko hier einen willkürlichen, kürzeren Filter einzubauen und evtl. einen Motorschaden zu riskieren ist mir zu hoch, also zieht Sunday ein drittes Mal los. Ohne Filter kommt er zurück, er möchte den Original-Filter als Muster mitnehmen. Wohl ist mir dabei nicht, ohne Filter kann ich den Motor nicht starten. Gefühlte 100 Mal sage ich ihm, dass er gut auf den Filter aufpassen soll (was er dann auch tut), schließlich kommt Versuch 3 und siehe da: der Filter passt nicht! Gewinde zu klein. Nach 3 Stunden baue ich alles zurück und den alten Filter wieder ein, der muss es jetzt halt bis Angola tun.
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  • Day 144

    Tag 144, 115 Km/18433 Km

    January 20 in Nigeria ⋅ ⛅ 28 °C

    Die Nacht läuft alles andere als gut, ich bekomme Fieber. Das Fieber kommt und geht, ein typisches Zeichen für Malaria. Nachdem ich in der Nacht mehr wach war als ich geschlafen habe, stelle ich mir am Morgen die Frage, wie es weitergehen kann. Ich habe morgens kein Fieber mehr und fühle mich eigentlich okay, also treffe ich den Entschluss nicht länger zu warten und nach Nigeria einzureisen. Ich muss gestehen, dass ich als ich starte nicht frei von Nervosität bin. Ich erreiche um 09:00 Uhr die Grenze, es ist nicht viel los. Trotzdem dauert es ewig bis das Carnet in Benin ausgestempelt wird. Der Chef muss erst kommen und der ist irgendwo verschwunden, also stehe ich vor dem kleinen Zollhäuschen in der prallen Sonne bei bereits 32 Grad und merke, wie das Fieber wieder zurückkommt. Während ich mich irgendwo im Schatten hinsetze um nicht umzukippen werde ich von diversen Leuten umringt, die alle mein Geld wechseln wollen. In ganz Nigeria gibt es keine Bank, die eine europäische Kreditkarte akzeptiert und auch so gut wie keine Wechselstube, das Geld muss auf dem Schwarzmarkt getauscht werden. Während ich im Schatten sitze verhandle ich mit einem der Geldwechsler, bis die Rate für mich akzeptabel ist. Für 400€ bekomme ich einen Stapel Geldscheine, für den man zwei Hände zum Festhalten braucht. Ich gebe 4 Euroscheine ab und erhalte 1300 Scheine in der nigerianischen Währung Naira. Nachzählen tu ich nicht, das passt schon.
    Ziemlich angeschlagen fahre ich zur Polizei, lasse den Pass ausstempeln und verlasse Benin. Bis hierher anstrengend aber problemlos.
    Auf der nigerianischen Seite ist fast gar kein Betrieb, ich komme überall direkt und ohne zu warten dran. Mein Visum wird geprüft und der Herr bringt mich zu seinem Chef. Nachdem dieser fast 15 Minuten in meinen Pass schaut, sagt er dass auf dem Visum nicht angegeben ist, wieso ich nach Nigeria reise. Tatsächlich wurde das Feld von der Botschaft nicht angekreuzt. Er überlegt lange, was er mit mir macht und ich habe zwischendrin das Gefühl, hier heute nicht einreisen zu dürfen. Ich soll zum 'Big Man', der möge die Entscheidung fällen. Der 'Big Man' ist der Grenzchef, freundlich empfängt er mich und gewährt mir 30 Tage Aufenthalt. Nachdem alles drei- und viermal geprüft und in zig Bücher geschrieben wurde, bin ich nach knappen 2 Stunden in Nigeria. Eine SIM-Karte mit mobilem Internet gibt es für Ausländer im ganzen Land nicht zu kaufen, ich habe mir vor einigen Wochen jedoch bereits eine besorgt die es glücklicherweise auch tut.
    Der Weg bis nach Lagos ist nicht weit, rund 80 Kilometer. Auf dem Stück gibt es um die 150 Polizeicheckpoints, eine solche Dichte an Kontrollen habe ich noch niemals in irgendeinem Land gesehen. Manche in Uniform und freundlich grinsend, andere in Zivil, vermummt und bewaffnet. Bis zum Schluss weiß man nicht, ob man von der Polizei oder von Banditen angehalten wird. Mittlerweile geht es mir richtig mies und ich nehme eines der Malariamedikamente, die ich für Notfälle dabei habe. Die Medikamente wirken schlagartig und nach 30 Minuten geht es mir schon deutlich besser, auch das Fieber verschwindet wieder. Trotzdem nehme ich mir vor, am Abend in Lagos in ein Krankenhaus zu gehen.
    Lagos erreiche ich nach Stunden, der Verkehr wird dicht und man muss immer 100% präsent sein, die Atmosphäre wirkt wie in einem Endzeitszenario, bei dem alle noch lebenden Menschen sich an einem Ort zusammenrotten und uns Überleben kämpfen. Leute schlagen an meine Scheibe, brüllen mir irgendetwas zu oder rennen soweit sie können neben meinem Auto her. In einem der nördlichen Stadtteile habe ich ein Hotelzimmer reserviert, treffe hier Sunday meinen Bekannten aus Nigeria. Er bringt mich zuerst ins Krankenhaus, der Bluttest ergibt glücklicherweise keine Malaria aber hohe Infektionswerte. Eine Malaria ist dennoch plausibel, die Einnahme der Medikamente verhindert laut Ärztin den positiven Test.
    Es gibt Tage, die einen hier maximal herausfordern. Heute gehört definitiv dazu.
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  • Day 104

    Auf der Jagd nach Bargeld

    April 17, 2024 in Nigeria ⋅ ☁️ 28 °C

    Fünf Stunden hat es heute Vormittag gedauert um in allen möglichen Banken Geld mit der Karte zu bekommen oder auf legale Weise Geld zu tauschen. Die Regierung von Nigeria hat um ihre eigene Währung zu stärken und auch um die Korruption ein zu schränken den Bargeldverkehr, sowie die ausländischen Devisen stark eingeschränkt. Wie das funktionieren soll weiß keiner so richtig, aber wir leben ja in Afrika! Letztendlich kontaktiert unser Gastgeber einen Geldwechsler, der auch prompt kommt und US Dollar gegen Naira tauscht. Zwischenzeitlich ist der Schneider mit unseren Kleidern auch schon fertig: Julia bekommt ein Kleid das die Angestellte vom Hotel geschneidet hat und ein Shirt aus dem Stoff des Königs, vom Schneider gemacht . Ich bekomme einen Anzug aus dem Stoff , und von meinem neuen Freund Tosin, dem Eigentümer des Hotels einen weiteren Anzug in Traditionell Bunten Farben blau in Gold - genau passend zu meiner Sonnenbrille😎
    Tosin gibt uns noch einen Angestellten mit, der uns die günstigste Tankstelle zeigt. Wir kaufen noch Wasser und dann geht es endlich schon, weit nach 2.00 Uhr nachmittags auf die Weiterreise. Wir werden wiederum von keiner Polizeikontrolle aufgehalten, obwohl in alle Foren dafor berichtet worden ist. Na ja vielleicht hielten die einen oder anderen die immer nicht so eindeutigen Handzeichen der Polizei, Armee und zivilen Wegelagerer grundsätzlich als STOPP!
    Meine Devise, erst msl nicht stehen bleiben aber schon von weiten winken und freundlich lächeln und alles andere ignorieren funktioniert immer noch am besten. Ermutigt durch die bisherigen Erfahrungen in Nigeria beschliessen wir wild zu campen. Ein 10 km langes Buschstück zwischen zwei Dörfern erscheint genau richtig. Julia ist gerade beim Brotbacken und ich sitze gemütlich im Stuhl bei einem Bier, als ein Moped Fahrer mit seiner Machete aus dem Busch auftaucht. Er fragt freudlich ob wir ein Problem hätten. Wir verneinen und fragen ob wir übernachten können und es hier save sei. "Yes, yes it's save" meint er lächrlnd, steigt auf sein Moped und fährt davon. Wir sitzen vor der JuSe und sind mit Navigation und Tagebuch beschäftigt als plötzlich 3 Mopeds mit 5 Jungen Männern, 2 davon mit einer Art Schrotflinte auftauchen. In der Dämmerung sind die Gesichter nicht so genau zu erkennen, alle haben ein rotes t-shirt an, was mich zwar nur leicht beruhigt, sber doch Hoffnung schöpfen lässt. Wir werden gefragt woher wir kommen, wohin wir wollen, ob wir schon von einem Polizeiposten kontrolliert wurden und sind was wir hier wollen. Julia ist sichtlich verängstigt, beantwortet aber brav die Fragen währenddem ich aus dem Augenwinkel alle Burschen beobachte und mir gleichzeitig überlege ob es klug ist meine Machete zu holen. Sie behaupten von der Security des Dorfes zu sein und wollen das wir zurück fahren zu ihrem Posten damit eir da sicher sind. Julia traut den Frieden noch nicht. Ich bin jedoch ganz zuversichtlich. Hätten uns sie was Böses wollen, dann wären sie gleich in den Lkw gestürmt und uns nicht erst unser ganzes Zeug zusammenräumen lassen und uns und selber in den Lkw steigen lassen. Es fährt ein Moped in unserem Fernlicht voraus und wir hinterdrein bis zum nächsten Dorf. Dort zeigt uns der Chef stolz sein Polizeiposten und erklärt uns, dass sie vom Staat bezahlt werden um hier Reisende sicher durch die Gegend zu leiten Auf meine Frage, woher sie wussten, dass wir mitten im Busch stehen, meinte er nur, er hätte seine Leute überall!
    Es erfolgt der übliche Plausch mit den Einheimischen. Julia ist im Bus und ich diskutiere und rede mit den Leuten die natürlich die Abwechslung mit einem white man zu sprechen slle gerne ausnutzen. Irgendwann wird es mir zu blöde-Gast hin oder her- und ich täusche Müdigkeit vor um mich dezent aus dem Staube machen zu können.
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  • Day 150

    Tag 150, 174 Km/19184 Km

    January 26 in Nigeria ⋅ ☀️ 34 °C

    Die Nacht beginnt so, dass sich gegen 23 Uhr - ich schlafe gerade so noch nicht - jemand ans Auto lehnt. Ich beobachte ihn aus dem Dach und einige Minuten später übergibt er sich direkt neben dem Fahrzeug, verschwindet dann irgendwo in die Dunkelheit. Na vielen Dank auch. Gegen 4 Uhr in der Nacht werde ich wach, ich höre leise Stimmen direkt am Auto und spüre Unruhe. Ich erkenne zwei Männerstimmen, eine Frauenstimme. Die Drei versuchen, die Türen des Autos aufzumachen, schaffen sie aber nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass die Drei nicht kapieren, dass ich im Dach liege, also beobachte ich genau was sie machen während ich sie sehe, sie mich aber nicht. An allen Türen wird gerappelt und gezogen, dann gehen sie zum nächsten Auto. Security sehe ich keinen mehr, das Tor steht die ganze Nacht offen. Die drei checken alle Autos und verschwinden dann vom Hof, die Nacht ist für mich gelaufen. Ziemlich müde starten wir zeitig am Morgen, ich will von diesem Ort so schnell wie möglich weg, eine der schlechtesten Schlafstellen der Reise. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, bei der Ankunft am Nachmittag war mir der Platz schon nicht geheuer.
    Über ähnlich viele Checkpoints wie am Vortag geht es weiter nach Osten, bis wir schließlich kurz hinter der Stadt Onitsha den Niger überqueren. Was ein Meilenstein, ich kann es bei der Überquerung der Brücke kaum glauben, dass ich mit dem Auto bis zum Niger gefahren bin. Östlich des Nigers beginnt langsam der 'Middle Belt', einer Region die leider nicht gerade zu den Besten von Nigeria gehört. Nach dem langen Fahrtag von gestern und der schlechten Nacht bin ich froh, dass wir kurz hinter Onitsha ein Kloster finden, auf dessen Gelände wir gut gesichert die Nacht verbringen können. Kirchen und Klöster sind im Middle Belt immer wieder Ziel von Anschlägen, also eigentlich nicht der beste Platz zum Übernachten, dieses Kloster ist jedoch maximal gesichert. Mehrere Wachleute, hohe Mauer, Stacheldraht. Einer der Mönche nimmt uns in Empfang und wiederholt immer wieder, dass wir uns keine Sorgen machen müssen, der Platz wäre eine Festung. Fühlt sich in jedem Fall besser an als das Loch von gestern Abend. Im Schatten der Bäume gelingt es mir schließlich sogar am Nachmittag etwas Schlaf von der letzten Nacht nachzuholen.
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  • Day 149

    Tag 149, 379 Km/19010 Km

    January 25 in Nigeria ⋅ ☀️ 35 °C

    Mit dem ersten Tageslicht geht es los, raus aus Lagos. Es ist noch ziemlich früh als wir uns durch den bereits dichten Verkehr in den Randbezirken kämpfen. Rund um Lagos wird der Müll aus der Stadt an den Seiten der Straßen ausgekippt, dieser türmt sich Meterhoch und über viele Kilometer auf. Der Müll wird durch die dort wohnenden Menschen nach Verwertbarem durchsucht, der Rest wird in kleinen Haufen zu Tausenden verbrannt. Über Kilometer ist die Luft diesig durch den sich ausbreitenden Rauch. Insgesamt ist Nigeria, insbesondere aber rund um Lagos, wirklich extrem verschmutzt. Einer der Orte mit der schlimmsten Umweltverschmutzung an denen ich jemals war. Die Gewässer sind pechschwarz, der Boden zum Teil auch, die Luft stinkt und ist diesig durch die verbrannten Müllberge und die ungefilterten Abgase, überall türmt sich der Plastikmüll an den Seiten der Straße auf. Die Einwohner verrichten ihren Toilettengang direkt ungeniert überall, ich sehe wie die Seitentür eines LKWs aufgeht und während der Fahrt direkt aus der Tür heraus auf die Straße gepinkelt wird.
    Ich tanke noch einmal rund um Lagos voll, die Qualität des Diesels ist ziemlich mies, ich spüre unmittelbar danach den Leistungsverlust des Autos. Nigeria ist leider bekannt für seine schlechte Kraftstoffqualität. Auf dem Weg nach Benin-City gibt es ungefähr alle 5 Kilometer einen Checkpoint, davor staut sich der Verkehr fast jedesmal und es wird vor jedem Checkpoint extrem hektisch. Vorlassen, reinlassen, durchlassen gibt es in Nigeria nicht, jede Lücke wird ausgefüllt, bis zum Kontakt mit dem Nachbarauto. Rund jedes zweite Privatfahrzeug hat ein Blaulicht um sich hier irgendwie einen Vorteil zu verschaffen. An einem Checkpoint schneidet mich ein LKW dermaßen von der Seite, dass ich sofort den Rückwärtsgang einlegen muss, sonst würde mich der Auflieger mitnehmen.
    Nicht jeder Checkpoint ist durch die Polizei besetzt und so gibt es zwischendrin immer mal Checkpoints, die temporär durch Banditen übernommen werden. An keinem Checkpoint in Zivil schafft man es, uns anzuhalten, auch wenn man zum Teil mit Stöcken hinter uns herläuft. Die offiziellen Polizisten sind hingegen alle ausnahmslos freundlich, kein einziges Mal werden wir nach Geld gefragt.
    Sunday verlässt uns nach etwa 200 Kilometern, macht sich anschließend weiter auf den Weg mit dem Sammeltaxi in sein Dorf, wir fahren weiter bis zum Tagesziel Benin-City. Hier kommen wir schon am Mittag an, die Straße war trotz schlechten Abschnitten besser als gedacht. Also entscheiden wir uns, noch rund 100 Kilometer weiter bis Agbor zu reisen. Hier gibt es ein Hotel, ziemlich einfach aber immerhin mit zwei bewaffneten Polizisten direkt am Tor, wir dürfen auf dem Hof im Auto schlafen. Kein schöner Ort, laut und mit dröhnenden Bässen von allen Seiten, aber immerhin gut gesichert.
    Wir essen im Restaurant, es gibt eine riesen Speisekarte mit allen möglichen Gerichten, verfügbar sind jedoch mal wieder nur Nudel und Eier. Soße gibt es keine. Während wir essen hören wir aggressives Geschrei aus dem Hof, die beiden Security sind mit einem Mann zugange und alle drei brüllen sich gegenseitig an. Schließlich lädt der eine der beiden Sicherheitsleute sein Maschinengewehr durch und richtet die Waffe auf den Mann. Unter lautem Schimpfen verlässt dieser schließlich den Hof. Als wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit noch einmal ein paar hundert Meter nach links und rechts vor dem Hotel zu Fuß gehen möchten, lässt uns der Sicherheitsdienst nicht gehen. Außerhalb vom Hotel sei es in der Stadt "Not safe". Leider ist dies Alltag in Nigeria.
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  • Day 147

    Tag 147, 198 Km/18631 Km

    January 23 in Nigeria ⋅ ⛅ 27 °C

    Statt den dritten Tag in Folge in Lagos zu verbringen, fahren wir am Morgen mit Heiner rund 100 Kilometer weiter in den Norden in die Stadt Abekouta. Hier steht der Olumo Rock, um den die Stadt einst herumgebaut wurde. Der Weg dorthin führt uns durch den Norden von Lagos und am frühen Morgen ist der Verkehr schon ziemlich intensiv, defensive Fahrweise ist hier alles andere als angebracht, wenn man irgendwie aus dem Stadtzentrum kommen möchte. Der Highway nach Abekouta ist sechsspurig, gut ausgebaut und angenehm zu fahren, auch wenn aus den sechs Spuren eigentlich 12 gemacht werden. Sunday ist ziemlich angespannt, als wir die Stadt erreichen, mahnt mich immer wieder dazu an, die Fenster zu schließen, selbst bei hohen Geschwindigkeiten. Die Stadt ist ziemlich heruntergekommen, die Straße im Zentrum total kaputt, Wellblechhütten bis zum Horizont, in alle Richtungen. Wir erreichen den Felsen, der von einem rund 6 Meter hohen Zaun mit Stacheldraht umrandet ist und zusätzlich von mehr als 10 Sicherheitsleuten am Eingangstor bewacht wird. Hinter dem sich öffnenden Tor scheint die Welt in Ordnung, zumindest werden wir wie üblich penetrant von allen Seiten mit 'Money, Money!' angesprochen. Der Stein ist relativ unspektakulär, ein zugebauter Felsen mit rund 50 Meter Höhe, die Aussicht von oben auf die Stadt ist jedoch wirklich toll. Auf dem Weg nach oben gibt es immer wieder Stellen, an denen Einheimische zum Teil zu viert sitzen und einen nur gegen Zahlung einer Gebühr durchlassen. Als wir oben auf dem Felsen stehen, höre ich mehrfach Schüsse in der Stadt. Sunday meint, die Schüsse waren Freudenschüsse in die Luft. So muss es sein. Ganz bestimmt.
    Ab ins Auto, Türen verriegeln, Fenster zu und zurück nach Lagos. Wir gehen am späten Nachmittag zusammen etwas Essen, Sunday bringt mich in einen Foodcourt wo er selber bei Dominos Pizza arbeitet und daher alle Leute vom Sicherheitspersonal bis hin zum Koch kennt. Er arbeitet in dieser Pizzeria 7 Tage in der Woche jeweils 12 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr, wenn er nicht seinen Chef um 5 freie Tage anbettelt, die er dann mit mir im Stadtzentrum verbringen kann. Er schläft in einem kleinen Hinterzimmer des Geschäfts mit allen anderen männlichen Angestellten zusammen in einem einzigen Raum. Seine Frau und seine zwei Kinder leben rund 500 Kilometer außerhalb von Lagos in einem kleinen Dorf, sehen tut er sie kaum. Schon vor einigen Tagen habe ich ihm nach meinem Empfinden einen angemessenen Lohn für seine Hilfe in Nigeria gezahlt, später erzählt er mir, dass dies ein Halbjahreslohn für ihn war. Neben der Pizzeria gibt es viele weitere Restaurants, wir essen dort, wo es nigerianisches Essen gibt und eigentlich müsste ich es mittlerweile besser wissen...es gibt Ei vermischt mit püriertem Fisch, dazu Huhn und zermanschte Yamswurzeln. Alles super scharf, alles schmeckt nur nach Fisch. Mit dem KeKe geht es schließlich zurück zum Hotel. Abends erzählt mir Sunday noch, dass er früher einmal in einer Bank in Ibadan, wenige Kilometer weg von Lagos gearbeitet hat. Der Job war besser bezahlt, die Arbeitszeiten kürzer und er konnte öfter seine Familie sehen. Nach dem dritten bewaffneten Raubüberfall in drei Jahren wollte er jedoch lieber einen Job, bei dem er etwas älter werden kann.
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