Cirauqui

Tag 15 (93 km, 1.000 hm)

Tag 15 begann unspektakulär, also direkt ab zum Supermarkt. Wir haben übrigens neben der Herberge übernachtet, in der auch Ernest Hemingway regelmäßig residiert hat. Heute standen „nur“ 104 Kilometer auf dem Programm – eine Art Erholungsfahrt für uns. Naja, außer dass 22 Anstiege dabei waren, und unsere Beine sich von gestern noch wie Beton anfühlten. Die Strecke führte uns durch Pamplona/Iruña, und wir dachten uns: „Easy!“

Dann kam die Realität in Form von Gravelstrecken. Wir können uns kaum vorstellen, dass die EuroVelo 3 eine "Rentnerroute" sein soll. Okay, vielleicht in Frankreich mit den schönen Kanälen und Bahnstrecken, aber hier? Die nassen Kieselstrecken waren irgendwann so nervig, dass uns selbst die Klänge von Mozart, Beethoven und Mehnermoos aus unserem Bluetooth-Lautsprecher nicht mehr motivieren konnten. Wir entschieden uns dazu, auf die parallel zur EuroVelo verlaufende Bundesstraße zu wechseln – ganz getreu dem Motto: „Straße ist Straße!“. Somit kamen wir am Ende mit nur 93 Kilometern an unserem Zielpunkt an.

Und dann bei Kilometer 51,5: Ein klackerndes Geräusch an Max‘ Hinterrad. Das klang so gar nicht nach „Erholungsfahrt“. Ergebnis: Eine Schraube hatte sich komplett durch den Reifen gebohrt! Für uns Profis kein Problem – dachten wir zumindest, bis unsere Luftpumpe plötzlich den Geist aufgab. Also sind Markus und Daniel nach Pamplona vorgeradelt, um eine neue Pumpe zu kaufen. Die war schweineteuer, aber was will man machen. Max musste währenddessen am Straßenrand stehen und warten, der Arme.

Ein alter Mann kam vorbei und wollte ihm helfen – MacGyver-Style. Er versuchte eine improvisierte Luftpumpe zusammenzubasteln, aber leider ohne Erfolg. Direkt neben uns war übrigens der Hauptsitz eines Tour-de-France-Teams, aber die hatten samstags natürlich geschlossen. Pech gehabt.

Mit der neuen Pumpe haben wir den Reifen zwar aufgepumpt, aber die Pumpe hatte leider keine Baranzeige. Daher müssen wir auf jeden Fall zu einem späteren Zeitpunkt nochmal zu einem Fahrradladen und nachpumpen.

Zur Mittagspause gab’s Burger in Pamplona/Iruña, und wir haben die weitere Route diskutiert. Plan: Überleben und ankommen.

Dann der nächste Lacher: Eine Frau im Supermarkt dachte, sie hätte den Alarm ausgelöst. In Wirklichkeit war es Daniels Fahrrad, dessen Alarmanlage plötzlich losging. Wir haben uns köstlich amüsiert.

Am Nachmittag fuhren wir über verlassene Straßen und durch verlassene Gewerbegebiete, die richtig „Lost Place“-Vibes verbreiteten. Man hätte hier problemlos einen Horrorfilm drehen können – „Radler im Nirgendwo“.

Die Motivation schwankte spätestens bei den Anstiegen mit Gegenwind. Da half nur noch „Eye of the Tiger“ aus unseren Lautsprechern und der Gedanke, wir wären in einer Rocky-Balboa-Montage. In Wahrheit sahen wir eher aus wie drei gequälte Möwen gegen den Wind.

Abends dann das Highlight: Eine tolle Herberge mit einem 3er-Zimmer und eigener Dusche! Unsere Erwartungen waren so niedrig, dass uns diese Luxus-Suite fast umgehauen hat. Sogar unsere nassen Zelte konnten wir im Fahrradabstellraum aufhängen. 10 von 10 Punkten für diesen Schlafplatz!

Fazit des Tages: Schrauben im Reifen, improvisierte Luftpumpen, und die Erkenntnis, dass „Eye of the Tiger“ immer hilft – egal, wie viele Anstiege noch kommen.Read more