Ghana
Ghana

Discover travel destinations of travelers writing a travel journal on FindPenguins.
Top 10 Travel Destinations Ghana
Show all
Travelers at this place
    • Day 3

      Akwaaba! - Willkommen!

      February 14, 2023 in Ghana ⋅ 🌩️ 25 °C

      Akwaaba! So heißt „Willkommen!“ auf Twi, der gerade in Südghana am weitesten verbreiteten Sprache.

      Ich bin gegen 07:30 aufgewacht und traf im Essensraum direkt auf die vier anderen Famulantinnen, die gerade hier vor Ort sind: Isa und Amelie aus Deutschland und Alicia und Maria aus Spanien. Außerdem war Uwe (gesprochen Uwi) in der Küche am Rührei machen. Uwe arbeitet für Torben und Portia und ist der Mann für alles.

      Die vier erzählten mir ein wenig von den Kliniken, aber da ich in einer anderen eingeteilt war, konnten sie mir keine Details zu den Stationen und der Arbeit geben. Jedenfalls schien auch die Famulatur in Ghana ein sehr lockeres, entspanntes Konstrukt zu sein.

      Als nächstes lernte ich Mila kennen, die vierjährige Tochter von Torben und Portia, super süß! Torben begrüßte mich sehr herzlich und gab mir eine ghanaische SIM-Karte und meine ersten Cedis. Er würde mich später noch in Obomeng herumführen und mir den Markt in Mpraeso zeigen.

      Vorher wollte ich jedoch mein Zimmer und besonders mein Moskitonetz besser herrichten, als ich es am Abend zuvor schlaftrunken versucht hatte. Ich hatte ein Zimmer für mich allein bekommen, mit drei einzelnen Betten, einem Regal und einer Glühbirne. Sehr spartanisch, wie das ganze Haus, aber sauber und ruhig. Mit vier Nägeln stand das Moskitonetz ratz-fatz optimal, im Bett liegend wirkt es jetzt beinahe wie der Baldachin eines Himmelbetts.

      Dann ging es mit Torben los ins Dorf. Obomeng liegt auf einem Hügelrücken und besteht aus vielen einzelnen Häusern mit einer Menge Grün und Sandpisten dazwischen, umrahmt von weiteren bewaldeten Hängen. Hier vor Ort gibt es zwar ein paar kleine Lädchen und Stände für das nötigste, aber letztlich muss man für Einkäufe mindestens nach Mpraeso fahren, ungefähr fünf Minuten mit einem der unzähligen Taxis.

      Die Taxis sind hier das Hauptverkehrsmittel. Wenn man irgendwo hin möchte, beginnt man einfach in die entsprechende Richtung entlang der Straße zu laufen. Von hinten kommende Taxis hupen und wenn man darauf reagiert, werden sie so langsam, dass man dem Fahrer sein Ziel zurufen kann. Wenn das Ziel zu dem der anderen Mitfahrenden passt oder auf der Strecke liegt, steigt man einfach dazu, drei Kilometer kosten circa 5 Cedi (40ct), die Preise sind spottbillig. Für überregionale Fahrten nimmt man entweder ein Trotro (die Sammelbusse) oder mietet einfach als Gruppe ein ganzes Taxi.

      Der Markt in Mpraeso ist verwinkelt und besteht letztlich nur aus einem Dutzend verschiedener Shoparten, die sich immer wieder abwechseln. Torben wusste ziemlich genau was er wo kaufen wollte, entsprechend war nicht so viel Zeit zum Bummeln, aber das hole ich sicher noch nach.

      Am beeindruckendsten war das Schlachthaus bzw. die Metzgerei, auch wenn dieser Begriff hier nichts mit dem zu tun hat, was wir uns in Deutschland darunter vorstellen. Das Fleisch liegt einfach ungekühlt auf Fliesentischen und wird zerkleinert, es riecht sehr streng und wenn man nur lange genug sucht, findet man wirklich ALLES, was ein Tierkörper zu bieten hat. Tatsächlich kommt auch das Fleisch für unsere Mahlzeiten von dort, aber ich vertraue einfach darauf, dass Portia und Uwe wissen, wie sie es richtig zubereiten müssen. Da die anderen Volunteers auch nicht mit einer Lebensmittelvergiftung in der Ecke liege, wird es schon gehen. Und lecker ist das Essen auf jeden Fall!

      Leider ist es schwierig vom alltäglichen Leben hier Fotos zu machen, weil die Ghanaer dem oft skeptisch gegenüberstehen. Wenn man vorher fragt, haben sie dann meistens aber doch nichts dagegen, nur Schnappschüsse sind unangebracht. Deshalb werde ich wohl aktiv Nachmittags losziehen und mit genug Zeit versuchen müssen, einige Aspekte einzufangen, statt einfach immer alles abzulichten.

      Nachdem Torben alles gekauft hatte, was Portia ihm aufgetragen hatte, ging es wieder zurück zu unserem Haus. Mittlerweile waren es schwüle 36 °C und ich war ziemlich müde, also hing ich nur auf den Sofas herum, bis die Mädels von der Famulatur kamen und es Mittagessen gab.

      Den Nachmittag über lernte ich die anderen Volunteers langsam kennen, die Namen saßen immer sicherer und ich hatte das Gefühl, endlich richtig angekommen zu sein.

      Vor dem Abendessen, es war inzwischen dunkel und etwas kühler, überredeten Isa und Amelie mich noch zu einem Workout auf dem Hof. Die Bewegung tat gut, aber der Schweiß floss wirklich in Strömen an mir herunter, sodass ich direkt im Anschluss das erste Mal „duschen“ gehen musste. Die Dusche ist hier eine Badewanne ohne Wasseranschluss (es gibt im gesamten Haus kein fließendes Wasser) und ein Eimer mit einer großen Kelle. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber sauber wurde ich trotzdem.

      Zum Abschluss des Abends spielten wir noch etwas Karten und gingen dann recht früh ins Bett, die Hitze hatte zumindest bei mir wirklich ihren Tribut gefordert!
      Read more

    • Day 5

      Big MILLY'S Backyard

      February 16, 2023 in Ghana

      Komm, wir fahren an den Strand!

      In Rostock eine Sache von zwanzig Minuten, in Ghana eine Tagesaktion. Zugegeben, es sind auch 170km statt nur elf, aber alleine die Zeit, die wir brauchten, um ein Trotro zu finden hätte in Deutschland für die Strecke gereicht.

      Unser Ziel war Krokobite, ein Küstenort westlich von Accra. Dort ist das „Big Milly´s Backyard“, ein unter Volunteers und Touristen sehr beliebtes kleines Strandresort. Eigentlich war es mir etwas zu früh, um Obomeng direkt wieder zu verlassen, immerhin war ich erst zwei Tage dort. Aber Henning und Bent waren schon in Krokobite gewesen und die Mädels wollten als geschlossene Gruppe dieses Wochenende gehen, also war es die beste Gelegenheit, die ich kriegen würde.

      Nach dem Frühstück, es gab Porridge mit Wasser, da Milch und Milchprodukte in Ghana praktisch nicht vorhanden sind, packten wir unsere Sachen zusammen und liefen zur Hauptstraße um zunächst in zwei Taxis (wir waren zu siebt) nach Nkawkaw zu fahren. Dort wollten wir uns mit Vilana und Uwe an der Trotro-Station treffen, die ghanaische Version eines Busbahnhofs.

      Fernreisen mit Trotros in Ghana sind eine unplanbare Sache. In ein Trotro passen je nach dem, wie stark gequetscht wird, 12 – 17 Personen. Eine feste Abfahrtszeit gibt es nicht wirklich, der Trotro-Fahrer wartet einfach so lange, bis möglichst viele Plätze belegt sind, die Fahrt soll sich ja auch lohnen. Das genau System, nach dem die Station organisiert ist, habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden, ohne Uwe hätten wir sicherlich größere Probleme bekommen, besonders weil unsere Gruppe so groß war. Zwischen all den Trotros und Autos liefen unzählige Verkäuferinnen herum, die ihre auf den Köpfen getragenen Waren feilboten: Bananenchips in süß oder deftig, Obst, Getränke, Eis, Teigbällchen, Eier, Tigernuts, Smartphonezubehör, alles lachhaft günstig.

      Irgendwann kam dann ein Ghanaer an das Trotro und sammelte unser Geld für die Tickets ein. So richtig hatten wir nicht verstanden, ob das seine Richtigkeit hatte, aber zum Glück machte er sich nicht aus dem Staub sondern schien tatsächlich dort zu arbeiten, zumindest kam er mit kleinen Zettelchen wieder, die unsere Tickets waren.

      Nachdem wir mehrmals um das Gebäude gefahren waren, entweder weil andere Trotros an uns vorbeimussten oder aus völlig unersichtlichen Gründen, war der Wagen voll und es ging endlich los. Die Sonne knallte auf das Auto, aber die Straßen waren ziemlich frei und mit offenem Fenster ließ es sich aushalten. Am Straßenrand wechselten sich einfachste Wellblechverschläge und lichte Wälder immer wieder ab, bis die Wälder irgendwann ausblieben und wir uns im Großraum Accras befanden.

      Accra selbst ist eigentlich nicht so groß, aber da immer mehr Menschen in die Stadt gezogen sind, gibt es mittlerweile keinen Unterschied mehr zwischen Accra und den umliegenden Gemeinden: Es handelt sich um eine Aneinanderreihung mehr oder minder baufälliger, maximal zweigeschossiger Betonhäuser mit vielen Hütten und Verschlägen rundherum. Grün gibt es kaum und eine Zonierung der Stadt im Sinne europäischer Großstädte in Stadtzentren, Wirtschaftsbereiche und Vorstädte gibt es nicht. Die auf Säulen errichtete, gut ausgebaute Schnellstraße bot einen tristen Ausblick auf ein Meer aus Wellblechdächern soweit das Auge in der von Staub und Luftfeuchtigkeit trüben Luft schauen konnte. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass in dieser Metropolregion fast fünf Millionen Menschen größtenteils in ärmsten Verhältnissen leben.

      Das Trotro hielt jetzt immer mal wieder an, um Fahrgäste aussteigen zu lassen, und an der Tuba Junction war es dann auch für uns so weit. Von hier war es noch ein gutes Stück zum Strand, also organisierten wir uns erneut zwei Taxis für die letzten sieben Kilometer. Der Weg führte jetzt wieder über die typischen Sandstraßen und die Bebauung um uns herum wurde zunehmend ärmlicher. Henning und Bent hatten uns schon darauf vorbereitet, dass das Resort regelrecht im Slum liegt und auch die umliegenden Strandbereiche besonders abends nicht für Touristen geeignet seien.

      Und so wurden wir direkt vor dem Tor zu „Big Milly´s“ abgesetzt, dem Ziel unserer Tour. Big Milly´s war für ghanaische Verhältnis sehr westlich und schon luxuriös, für den Europäischen Blick sympathisch und einfach. Es handelte sich um mehrere kleine, bunt verputzte Hütten mit Ziegel- oder Strohdächern, die sich um einen großen Pavillon und einen grünen, sauberen Garten mit bunt blühenden Sträuchern unter großen Palmen gruppierten. Um den sandigen Hauptplatz herum lagen die Bar, ein überdachter Bereich mit Billardtisch, ein Surfladen und Souvenirshops.
      Wir hatten zwei Zimmer gebucht, die in einem zweistöckigen Haus ganz hinten im Garten lagen. Leider waren keine Räume mit Klimaanlage mehr verfügbar gewesen, aber dafür gab es fließend Wasser und ein richtiges Bad mit Dusche.

      Von dem Platz aus ging es durch ein Tor in der Mauer direkt hinaus auf den feinen Sandstrand. Die Idylle unter Palmen wurde leider durch Müll, Baracken und Bauruinen zerstört, trotzdem freuten wir uns auf ein Bad. Die Atlantikwellen brachen kräftig an der flachen Küste und das Wasser selbst war im Gegensatz zum Strand müllfrei, vermutlich, weil die Gezeiten alles, was von der Küste aus im Wasser landete, wieder an Land spülten. Bei 27 °C Wassertemperatur machte es einen Heidenspaß sich in die hohen Wellen zu werfen. Ich war schon sehr lange nicht mehr im Atlantik baden gewesen und hatte ganz vergessen, wie salzig dieser war.

      Ich hielt es nicht all zu lange am Strand aus, weil die Sonne erbarmungslos auf uns herniederbrannte, mittlerweile waren es 35 Grad im Schatten.

      Zum Abendessen setzten wir uns in das Restaurant des Resorts, ein leicht erhöhter Pavillon mit direktem Blick auf die See. Die Mädels, allesamt schon einige Wochen in Ghana, freuten sich darauf, endlich mal wieder einen Cheeseburger zu essen, während ich natürlich viel mehr Lust auf den ghanaischen Teil der Speisekarte hatte. Letztlich entschied ich mich für Banku mit gebratenem Fisch, eine Art Knödel aus Mais- oder Maniokmehl mit saurer Milch, sehr lecker!

      Am Strand hatten wir eine Ghanaerin getroffen, die uns von einem Bandauftritt in einer Bar einige Meter den Strand runter, dem „Dizzy Lizzy´s“, erzählt hatte. Also rafften wir uns, eigentlich müde von der Anfahrt, auf, um noch etwas trinken zu gehen. Die Bar lag auch direkt am Strand und wir saßen, erneut mit direktem Blick auf die Brandung an einem großen Tisch und ließen es uns gut gehen. Die Band spielte African Pop-Lovesongs und machte ordentlich Stimmung in der fast leeren Bar, sodass wir irgendwann anfingen zu tanzen.
      Während einer Pause lernte ich Lizzy kennen, die Besitzerin und Namensgeberin. Lizzy war eine geschätzt 60/70-jährige Engländerin, die vor dreißig Jahren als Freiwillige nach Ghana gekommen war und sich in das Land verliebt hatte und irgendwann dieses Grundstück am Meer erwarb. Sie lud uns direkt ein, nächste Woche wiederzukommen, dann sei die Band, deren Managerin sie auch noch war, nämlich in voller Stärke da und noch viel besser.

      Es fühlte sich zwar schon viel später an, aber letztlich gingen wir gegen 22:00 Uhr zurück und schlafen. Ohne Bettdecke und mit dem Deckenventilator auf höchster Stufe war es beinahe angenehm und ich freute mich auf den nächsten Morgen, an dem ich seit langer Zeit mal wieder Surfen gehen wollte.
      Read more

    • Day 7

      Strandurlaub

      February 18, 2023 in Ghana

      Ein Grund in das „Big Milly´s“ zu fahren, ist die Möglichkeit zu Surfen. Zu viel darf man allerdings nicht erwarten: Auf einer Website zur Vorhersage für Surfbedingungen, bekommt der Strand in Krokrobite im Optimalfall zwei von zehn Sternen. Klingt wenig, ist wenig. Da ich noch blutiger Anfänger bin, war mir das aber egal, ich wollte eh nur Weißwasserwellen angehen.

      Direkt am Morgen um 08:00 Uhr hatte ich mich mit Isa bei „Joshua´s Surfschool“ verabredet, einem kleinen Schuppen direkt an unserem Strandzugang. Joshua war ein super netter, ghanaischer Surflehrer, aber wir waren geizig, deshalb mieteten wir lediglich zwei Boards (5€/h) und verzichteten auf eine Einführungsstunde. Von dort mussten wir etwa 15 Minuten den Strand entlanglaufen, um zum Surfspot zu kommen. Die Szenerie verändert sich nicht und so stürzten wir uns mit dem Slum im Rücken in die Wellen, ein komisches Gefühl.

      Die Brandung war ziemlich kräftig, mein Anfängerboard riesig und ich total ungeschickt, entsprechend viel wurde ich einfach nur herumgeworfen. Aber letztlich bekam ich doch zwei, drei Wellen und nach einer guten Stunde hatten wir genug Salzwasser geschluckt und traten den Rückweg an.
      Wieder im Resort angekommen, die Temperatur war mittlerweile deutlich gestiegen, hatten wir Lust auf etwas Frisches. Also zogen Isa und ich uns schnell um und machten einen Spaziergang in der umliegenden Gegend, auf der Suche nach Obst und anderen Leckereien. Letztlich bestand unser Frühstück aus Mango, Papaya, ghanaischen Orangen und Black Berries.

      Black Berries sind keine Heidelbeeren, sondern eine wirre Mischung aus Nuss und Beere. Unter der harten, dünnen Schale, die etwas an Bucheckern erinnert, ist eine pelzige, weiche Frucht mit einem kleinen, harten Kern. Sobald ich mich an die Konsistenz gewöhnt hatte, fand ich sie richtig gut! Die ghanaische Orange ist etwas anders als die klassischen europäischen Varianten. Sie ist grün und wird nicht geschält und gegessen, sondern nur gekappt und dann direkt in den Mund ausgequetscht.

      Den Rest des Tages passierte nicht viel, die Mädels genossen den Strand, aber ich hatte schon genug Sonne abbekommen und fläzte mich im Schatten des Pavillons. Wie ich schon vermutet hatte, handelte es sich um ein Erholungswochenende und da ich noch keine Erholung brauchte, langweilte ich mich etwas.

      Am Abend war „Cultural Night“ mit einem Auftritt einer Trommlergruppe und einer Gruppe Akrobaten. Die Tänzer erzählten mit ihren Bewegungen echt unterhaltsame Geschichte zum Rhythmus der Musiker, unter anderem die einer Gruppe Fischer auf Brautschau.

      Müde vom Nichtstun und zu faul für ausgiebigen Smalltalk mit den anderen Gästen ging ich nach der Vorstellung ziemlich direkt ins Bett, immerhin wollte ich am nächsten Morgen wieder Surfen gehen!
      Der zweite Tag im Big Milly´s lief genau so ab, wie der erste: Surfen, Frühstücken, Faulenzen. Mal lief ich etwas am Strand herum, mal schrieb ich Reisetagebuch und mal ergab sich ein nettes Gespräch mit den anderen Leuten im Hotel, aber etwas Spektakuläres erlebte ich nicht.

      Dafür sollte es am Abend wieder Programm geben: Reggea-Night! Tatsächlich füllte sich das Big Milly´s ab 18:00 langsam mit Abendgästen, größtenteils Ghanaer aus Accra, die hier ihr Wochenende verbringen wollten, bis es am Ende richtig voll wurde. Und dann, so ab 20:00 Uhr, fing die Band an zu spielen. Die Stimmung war super, viele waren auf der Tanzfläche und aus der Ecke mit dem Billiardtisch zogen dicke Schwaden Marihuana herüber. Es war keinen Grad abgekühlt und mein T-Shirt klebte mir am Körper, fast wie zuhause im LT-Club, herrlich.

      Ich hatte am Tag Emmanuel kennengelernt, er war Teil der Akrobatengruppe vom Vorabend. Auf der Tanzfläche traf ich ihn wieder und er machte es sich zur Aufgabe, einem Körperklaus wie mir ghanaische Dancemoves beizubringen. Das Ergebnis war – sehenswert. Jedenfalls hatte ich extrem viel Spaß und verließ die Tanzfläche erst gegen 00:30 Uhr.
      Read more

    • Day 14

      Kumasi und die Ashanti

      February 25, 2023 in Ghana

      Wochenende! Und Wochenende bedeutet, viel Zeit für einen Ausflug zu haben. Deshalb ging es heute früh los Richtung Kumasi, wo wir die Nacht verbringen wollten. Mittlerweile waren wir Trotro-Experten und so saßen wir gegen 10:00 Uhr in einem wirklich modernen, nicht all zu vollen Trotro, dessen Motor offensichtlich noch so gut war, dass der Fahrer wie ein Irrer nach Kumasi brettern konnte. Lebensgefahr gegen frühere Ankunft, ein guter Deal!

      Wie schon im letzten Footprint erwähnt, ist Kumasi die zweitgrößte Stadt des Landes und ehemalige Hauptstadt des Ashanti-Reichs. Die Ashanti sind die größte Volksgruppe in Ghana und die Stadt ist immer noch Sitz des Königs, viele Ghanaer betrachten Kumasi als das eigentlich Zentrum des Landes.

      Im Hostel angekommen, war ich total überrascht: Es war einfach nur schön und gemütlich! Der erste Ort in Ghana, der liebevoll gestaltet, ordentlich und wirklich sauber war. Das Hostel wurde von einer Organisation betrieben, die ghanaischen Frauen Arbeit, Ausbildung und einen sicheren Platz zum Leben bieten möchte. Direkt angeschlossen ist eine Schneiderei und Webwerkstatt und die dort hergestellten Produkte waren im ganzen Hostel zu sehen: Kissen, Gardinen, Bettdecken oder Servietten in den buntesten Stoffen zierten die Möbel. Natürlich gab es auch eine große Auswahl an Kleidung und anderen schönen Dingen zu kaufen und mir war sofort klar, dass ich hier ordentlichen Souvenirs besorgen werden würde.
      Als wäre das noch nicht genug, war auch unser Mehrbettzimmer tip-top geputzt und wir hatten ein eigenes, großes Bad mit fließend Wasser und richtigem Duschkopf! Die eigenen Ansprüche verschieben sich in Ghana ziemlich schnell…

      Ich war super gelaunt und hätte am liebsten direkt den Aufenthalt verlängert, um das Hostel so richtig auszukosten, aber am Montag mussten wir leider wieder in der Klinik sein. Also wollten wir keine Zeit verlieren und machten uns auf den Weg in die Innenstadt zum Kumasi Central Market.

      Der Kumasi Central Market ist der größte Markt Westafrikas. Das war er schon immer und bis 2018 bestand er aus einem Gewirr hunderter kleiner Gassen mit tausenden Ständen, in dem man schlichtweg alles kaufen und sich wunderbar verlaufen konnte. Dann wurde das ganze Gelände dem Erdboden gleichgemacht und eine gewaltige, mehrstöckige Markthalle errichtet, um Ordnung ins Chaos zu bringen. Jetzt befinden sich die meisten Stände dort, quadratisch, sauber, und irgendwie seelenlos.
      Natürlich war der Markt trotzdem beeindruckend und seine schiere Größe erschlagend, aber die Atmosphäre und Lebendigkeit eines natürlichen gewachsenen Ortes, wie sie die kleineren Märkte zum Beispiel in Nkawkaw besaßen, vermisste ich.

      Vom Markt aus gingen wir zu Fuß zum Ashanti-Kulturzentrum. Dabei handelt es sich um eine Parkanlage um deren zentrale Grünfläche in kleinen Gebäuden verschiedene ashanti-typische Werkstätten untergebracht sind, etwa Schmuckmacher, Töpfer oder Instrumentenbauer. Außerdem gibt es ein Archiv zur Ashanti-Geschichte und natürlich mehrere Souvenirläden.

      Leider war das ganze Gelände nicht gut in Schuss, die meisten Werkstätten hatten geschlossen und die Waren in den Souvenirläden waren so sehr eingestaubt, dass offensichtlich war, wie wenig Publikumsverkehr hier herrschte. Außerdem gab es kaum Informationen, keine Tafeln oder ein Museum, wo man mehr über die Ashanti hätte erfahren können.

      Eigentlich wollten wir uns auch noch den Ashanti-Palace angucken, den Sitz des Königs. Aber wir hatten nicht auf die Zeit geachtet und da er schon geschlossen hatte, machten wir uns stattdessen auf den Weg zurück ins Hostel.

      Wir waren gerade rechtzeitig dort angekommen, denn über der Stadt zog ein gewaltiges Gewitter auf. Von jetzt auf gleich fegten die Sturmböen durch die Stadt und mit unserer Hilfe konnten gerade noch so die meisten Dinge nach Innen geholt werden, bevor der Sturzregen begann. Der Lärm war ohrenbetäubend, denn das Haus hatte lediglich ein Wellblechdach und funktioniert wie ein Resonanzkörper für das Prasseln der Tropfen, eine Unterhaltung war kaum noch möglich. Innerhalb kürzester Zeit viel Straßenbeleuchtung aus und wir konnten es uns nur gemütlich machen.

      Nach einer halben Stunde war das schlimmste vorbei, es blitzte und donnerte nicht mehr und der nur noch ein leichter Nieselregen war über. Das Timing war perfekt, denn so konnten wir das Abendbrot auf der überdachten Terrasse essen und die jetzt saubere, kühle Luft genießen. Das Essen war super lecker und wir hatten viel Spaß mit den anderen Gästen, die zusammen mit uns an einem großen Tisch saßen.

      Eigentlich hatten wir geplant in eine Bar und feiern zu gehen, aber der es regnete immer noch. Für uns wäre das zwar kein Problem gewesen, aber es ist fast unmöglich und viel teurer bei solchem Wetter in Ghana Taxis zu bekommen, weil die Fahrer es einfach nicht gewohnt sind, auf den nassen, schlammigen Straßen zu fahren. Deshalb machten wir es uns stattdessen wieder gemütlich, schlugen kräftig im Hostelshop zu und spielten den restlichen Abend Karten.
      Read more

    • Day 15

      Cape Coast Castle

      March 2, 2023 in Ghana ⋅ 🌧 30 °C

      Eine von vielen Sklavenburgen an der Goldküste. Die Sklaven wurden im Keller zusammengepfercht, manchmal bis zu 3 Monaten. Anschließend wurden sie versteigert, gebrandmarkt und aufs Schiff gebracht. Bild Nr.4: The door of no return.Read more

    • Day 68

      Sekondi-Takoradi, Ghana - 2 of 2

      March 23, 2023 in Ghana ⋅ ☁️ 90 °F

      If you are reading this post before the other one from Ghana, there are two videos at the end of that post that you should watch first. Then in this post there are 17 photos, followed by 2 videos, followed by 3 more photos.

      We stopped for an adventurous walk through the crowded fishing harbor of Albert-Bosomtwi-Sam to watch these hard-working people get their fish to market (believe it or not, the fish market is 1.4 miles long ... that's a lot of fish).  Looking at the photos, you can see how busy everyone is mid-day (they were busier in the morning when fishing) but still respectful of each others crowded space and very friendly to strangers. We then visited the ice making plant next door to understand how they make the 1200 kg blocks of ice required every day to keep the fish fresh. Interesting operation.
       
      We drove around the two cities to get an understanding of the people and the culture and see how they live. While touring these cities we learned about family life including how names are based upon when you are born (ie, Kofi means Friday).  They are named on the 8th day after birth in a very elaborate ceremony (sounded like a bris to me, maybe without an important part). Learning “truth” is an important part of the ceremony for the child’s entire life. Yes, this means there are only 14 names (7 for males and 7 for females) in the entire country. That is correct in general with few exceptions. Yes, there is the big Kofi, the short Kofi, the good looking Kofi…. Women’s roles are very traditional and girls learn about cooking and motherhood at a very young age. Boys learn about agriculture and how to take care of the land and crops and support their family. We also learned about how arranged marriages are organized and the dowry process (given by the man’s family).
       
      Next we had a few hours snacking and seeing a cultural show with some incredible drumming and dancing … and drinking.  A lot of fun, relaxing and refreshing. Social dancing is very important to the Ghanaians. Lastly before we got back to the port I asked about the many Ghanaians we find in the U.S. serving in roles of home health aides throughout the country. I was told that is very true since many women are very well-trained nurses and work in social services in general in Ghana. When they come to the U.S. and U.K. they often choose to be in those fields, easily lending itself to the empathy and care required of home health aides for the elderly that remain in their homes these days.  Thank you Ghana or MEDASE ("May Dah Say") Thank you.
      Read more

    • Day 102

      Sekondi-Takoradi, Ghana

      March 23, 2023 in Ghana ⋅ ☁️ 88 °F

      New-to-us Port: #24.

      OMG! What a day this turned out to be! A comedy of errors might be a good description. Except that we weren’t laughing much towards the end, and the problem was more a lack of time management than errors. As they say, tomato … tomatah! An adventure for sure … that ended well.

      It all started with the authorities not clearing the ship on time. When a smartly-uniformed female officer and her contingent of 10 military aides arrived, the sour expression on her face was a clear indication that she wasn’t in a good mood. But her aides returned our friendly greetings with smiles and waves. Finally, we got the all clear to disembark around 9:00a. Thus losing an hour that would come back to haunt us,

      We were on a tour organized by Pat and Tom … a group of 14 people. We had no trouble finding our guide, Felix, who had been patiently waiting for us at the bottom of the gangway. In no time at all, we were piled into a Toyota midi-bus with the words “Presbyterian Church of Ghana … Ebenezer Congregation, Pedu Cape Coast” emblazoned on the side.

      Immediately, we told Felix that we needed to be back on the ship by 3:30p … NLT than 4:00p. Yes, all aboard was at 4:30p, but we wanted to get back before the designated time. Hah! Little did we know then how the day would pan out.

      With our deadline in mind, Felix suggested that we re-order the stops … Kakum National Park … palm oil plantation and local factory … lunch … Cape Coast Castle … Takoradi’s Market Circle. That was fine by me as I really didn’t want to waste my time at another market. The rest of the group agreed. And off we went … a 2.5-hour drive with just two stops. One was a quick two-minute photo op at a fishing village in Sekondi where they build their own boats. The other was a potty break at a gas station.

      The potty break was at the junction with another road. It was here that we had our first surprise. This one good. An Oceania tour was going to be convoying through here with a police escort … Felix hoped to tag along.

      When the buses came through, the policeman hung back to verify that a bunch of ship’s people were in the midi-bus and then he waved us on to join the tail of the convoy. We followed the buses for about 1½ hours. Then they peeled off at another junction. They headed right to Cape Coast while we went left to Kakum. By this time, there was very little traffic, so the escort would have been superfluous anyway. At 11:30a, we entered the national park.

      The scheduled activity here was a canopy walk in the semi-tropical rainforest. To get to the series of seven rope bridges that make up the walkway, first we had to hike through the rainforest. The uphill grade wasn’t bad and soon we were at the entrance to the canopy walk.

      All but a few of us did the entire length of the walk which is suspended 100 feet above the ground … one or two took the short cut … one person skipped it entirely. We had a wonderful time, but little did we know then that there would be a price to pay.

      In hindsight, Felix should have said that we all needed to take the shortcut spur back instead of doing the entire length of the walk. After all, he had a sense of how long it was going to take us to get to our next destination … we didn’t. But water under the bridge and all that.

      It was 1:30p by the time we were back on the road again. Hmmm! Are we going to make it back to the port by the time we designated? We posed the question to Felix who said that we were still good … but that we would have to drop the palm oil plantation and factory and speed up lunch so we could visit Cape Coast Castle before returning to the port. Alrighty then.

      The fast lunch was anything but. Kokodo, the guesthouse we went to for our meal break, took its sweet time serving us. We nibbled on the food that was eventually brought out, but the food was dried out — especially the chicken. Definitely a lunch that could have been skipped in lieu of snacks … or a boxed lunch as we drove.

      By the time we left Kokodo, there was no hope that we’d make it to the ship by 3:30p. Now, the goal was to get there by 4:30p … the designated all aboard time. Again, Felix said no problem. So, we figured that the return route along the coast was going to be shorter.

      A short drive from the guesthouse took us to Cape Coast … one of approximately 40 slave castles built by European traders on the Gold Coast of West Africa … an area now known as Ghana. Enslaved Africans were held here before being shipped off to the Americas through “the door of no return.”

      Felix said we would have 30 minutes here. We looked at our watches and said, no can do. We finally settled on 15 minutes. Mui and I rushed inside, leaving the group to listen to Felix. I figured I could get the history of the castle from the the web. Photos were a priority. As I was wandering around, Mui called me on What’sApp to say that the group was already back at the van. Somewhere along the way our stop had been shortened to 5 minutes. I rushed to join them and off we went. It was now 3:03p.

      Once again, we turned to Felix for answers. How long was it going to take to get to the port. Our group cry — Noooooooooo! — when he said that he’d get us to the ship around 5:00p reverberated through the van. No can do, indeed. Insignia was scheduled to leave its berth at that hour. Sure, there might be a delay if ship’s tours were late, but we had no idea if that was the case. Felix kept saying, 5:00p is OK. He just couldn’t grasp the concept that all aboard is different from the departure time. Finally, we got through to him and he told the driver to step on it!

      And we flew! Luckily, there was very little traffic on the coastal route, so we could speed. But there were frequent speed bumps that slowed us down. Our biggest concern was going through Sekondi. That it wasn’t market day was in our favor, but we’d be hitting the city during rush hour. Nothing to do but hold on and hope for the best.

      Several people, including Mui, got on Google Maps to track our progress. Concerns about our arrival time kept growing as the app showed an arrival past 5:00p.

      Delonnie called the port agent and advised him that we were going to be late. She collected the cabin numbers to give to him in case he needed to get our passports from the purser in the event we were stranded.

      Mui advised CD Ray via What’sApp … and OCA Cella, too. Ray reported back that gangway security had been given the cabin numbers so that there would be no announcements asking us to report in. Cella spoke to Claudio, who spoke with the bridge, and reported back that they would wait for us. Whew!

      Long story short, we continued to speed towards Takoradi, where Insignia was docked. Each of us with an unvoiced concern … praying that no one would jump in front of the vehicle as we sped by.

      We pulled up to the gangway at 4:47p and were on the ship minutes later. There was no movement on the part of security to pull the gangway up behind us. We later found out that we weren’t the last to arrive … another private tour came in after us … and two O tour groups as well.

      If Malik, the driver, had not been so good, we never would have gotten back to the ship before sailaway. If the O tour groups had not been behind us, would the ship have waited? Since there were more than just one or two people delayed — and considering where we were — probably. But I’m glad we did not have to put that to the test. Malik deserved the tips he received from everyone.
      Read more

    • Day 230

      Tag

      April 27, 2023 in Ghana ⋅ 🌧 24 °C

      Mehr als die Hälfte meines, von Euch ermöglichtem, Freiwilligendienstes ist nun vorbei.

      Eine der ”richtigsten” Entscheidungen meines Lebens, denke und spüre ich.

      Ich erlebe unendlich viel, so dass es mir schwer fällt, an Erfahrungen festzuhalten. Zwischenfazite zu ziehen, zu reflektieren. Dafür nehme ich mir wenig Zeit.
      Dadurch, dass mein Aufenthalt in Ghana von einer 22 und 23 eingerahmt ist, entsteht ein eigenartiges Zeitgefühl.

      Einerseits finde ich acht Monate eine lange Zeit.
      Andererseits habe ich das Gefühl nur mit einschlafen und aufwachen beschäftigt zu sein, weil die Tage so schnell vergehen.
      Ein Grund dafür sind sicherlich meine Arbeitszeiten.

      Das Tor ist manchmal schon verschlossen, die letzten Nachbarskinder schauen in der, mit Fernseher ausgestatteten, Schneiderei gegenüber Serie und die Sonne ging vor 2 Stunden regelgemäß unter, wenn ich vom Tag in Jamestown, zu meiner Heimatstadt Nima zurückfahre.

      Lasst uns die Uhr neu aufziehen, während ich Euch von einem typischen Tag in meinem Leben erzähle.

      Von Dienstag bis Samstag (keine Schule = mehr Kinder) stehe ich um Acht auf, putze meine Zähne, ziehe mich an, vergesse zu frühstücken und plane mit Cleo die Hinfahrt zu unseren Arbeitsplätzen.

      “GuMo Jascha, Bolt oder Trotro?”

      Bolt, ein “Taxi” Vermittler wie Uber, ist in Deutschland reguliert. Hier nicht, was zu einer noch größeren Konkurrenz unter Transportdienstleistern führt. Ein großer Komfort, zu kriminell niedrigen Preisen, bei denen man sich manchmal fragen muss, ob die paar, stumm übergebenen, Cedis überhaupt die Tankkosten decken.

      Dann gibt es noch das Trotrosystem, über dessen unfassbare Verlässlichkeit und landesweiten, ‘tschuldigung, kontinentweiten, Umfang, ich einen eigenständigen Eintrag schreiben müsste.
      Zusammengefasst: Typisches Fortbewegungsmittel mit der Möglichkeit, etwas wachmachendes, wie zum Beispiel das Abfallen der Tür, zu erleben. Pro.

      Die Tendenz meine Lebenserwartung erheblich zu verringern und Unkomfortabilität stehen dem schwitzenden Minibus entgegen. Deshalb und vor allem, weil wir für’s Trotro eine halbe Stunde früher aufstehen müssen, holt uns meist ein Toyota Vitz vor der Haustür ab. Das Vorkommnis dieses Automodels unübersehbar.

      An einer der ausführlichen Ampelphasen in Accras (Vulkan)ausbrechenden Verkehr, werden einem von Wassertütchen, bis hin zu Gesetzbüchern und Steinschleudern, ziemlich alles vorstellbare angeboten. Die gelassenen, zwischen den Autoreihen schlendernden Verkäufer*innen, müssen aufpassen, nicht von Motorrädern erwischt zu werden, während sie das Rückgeld durch die (immer) offene Fensterscheibe reichen.

      In Jamestown angekommen, biegen wir kurz vor dem bekannten Lighthouse ab und kommen mit Blick auf den Basketball Court und Cleos Stelle, dem Theater, zum Halt.

      Immer wieder werde ich von großen Zelten oder anderen Gerüsten auf unserem Platz begrüßt. Seine Funktion geht weit über die zwei Basketball Körbe hinaus.
      Es ist ein beliebter Veranstaltungsort in einer Stadt mit so wenig freien Raum. In Ghana ist es sowieso üblich, Feste mitten in der Öffentlichkeit zu feiern. Ein Grundstück, das alle Gäste bewirten kann, haben nur die Wenigsten im vollgepackten Accra. Dementsprechend kann es gut sein, dass man einen Umweg fahren muss, weil die Straße von einer Beerdigung besetzt ist.

      Das Besondere bei solchen Veranstaltungen ist, dass sich jeder zu jeder Zeit zusetzen kann. Ghanas (Gast)Freundlichkeit und Gemeinschaftlichkeit ist berührend.
      Es spiegelt sich in allen Bereichen wieder, vor allem aber beim Essen. “Your’re invited!” Eine, nicht nur daher gesagte, Aufforderung zum Teilen.
      Anfangs war es noch ungewohnt, gemeinsam von einem großen Teller zu essen. Jetzt käme mir die Frage “Getrennt oder Zusammen?” absurd vor. Heute zahlt einer, das nächste mal der Andere. Wenn es kein nächstes mal geben sollte, ist das auch gut, denn das was man hat, genießt man zusammen.

      Im stickigem Büro angekommen, begrüßen mich meine Kollegen freundlich.
      Abgesehen von der Hitze, herrscht im Büro eine optimale Arbeitsatmosphäre.
      Allgemein befinde ich mich bei DUNK in einer Umgebung, die mir das Gefühl vermittelt, wertvoller Teil eines großartigen Projekts zu sein. DUNK macht viel und ich sehe täglich, wie Leben positiv beeinflusst werden.

      Den administrative Morgen lasse ich gegen 14 Uhr hinter mir, wenn ich mich zielsicher auf die Suche nach Nahrung mache. In vier von fünf Fällen gönne ich mir Bohnen, in Kombination mit frittierten Kochbananen. “Red-Red” oder “Gob3” heißt das Gericht und mein Spitzname.

      Vollen Magens bereite ich schließlich das Basketballtraining oder die Nachmittagsaktivitäten vor. Natürlich macht es am meisten Spaß, meine Kids zu trainieren. Es gibt neben meinem U16 Team, aber auch noch die ganz Kleinen, eine Frau- und eine Mannschaft.

      Ein kurzer Exkurs in meine Vorbereitungszeit in Ostfildern.
      Geplagt von Zukunftsängsten, lag ich eines frühjährlichen Morgens im Bett und scrollte durch weltwärts FSJ Angebote. Einzige Bedingung, Ausland.

      Nach einer Stunde Zukunftsbeschäftigung, bin ich über meine jetzige Gegenwart gestolpert und war interessiert. Noch am selben Tag, eine Woche vor der Bewerbungsfrist, habe ich also angefangen mein Motivationsschreiben an Aminu e.V. zu formulieren.
      Vier Wochen später lief ich, zwar immer noch übermüdet, aber entspannter zur Schule, da ich endlich wusste, dass etwas auf mich warten würde und ich nicht planlos dem postschulischem Chaos ausgesetzt sein würde.
      Was genau mich in Ghana erwarten würde? Darüber habe ich mir nie wirklich Gedanken gemacht. DUNKs Präsentation auf weltwärts Website reichte mir anscheinend. Wenn immer ich von meinen ghanaischen Zukunftsplänen erzählt habe, musste ich selbst grinsen, weil es so surreal schien.

      In Ghana gelandet, merkte ich schnell, wie gut es mir tat und tut, dass ich mich damals nur eine Stunde mit meiner Zukunft beschäftigte, denn gemachte Erwartungen stellten sich schnell nicht nur als unrealistisch, sondern als lächerlich, heraus. Die Umstände hierzulande sind unvergleichbar (weder negativ noch positiv), weshalb man große Anpassungsfähigkeit entwickeln muss.
      Wenn man also von Anfang an so gut wie keine (bewussten) Erwartungen hat, erleichtert das einiges.
      Erwarte das Unerwartete habe ich gepredigt, als mich letztens meine Mama und mein Bre besucht haben. Ein lebenswichtiges Mantra für mich.

      Zurück nach Jamestown.
      Eines dieser unerwarteten Phänomen ist die vielfältige Rolle eines Jugendtrainers. Erst jetzt fange ich an meine ehemaligen Trainer, mit ihren verschiedenen Persönlichkeiten und ihren unermüdlichen Aufwand wertzuschätzen.

      Ich denke, nicht nur jemand, der Übungen vormacht, zu sein, sondern manchmal fühle ich mich wie ein Vater. Basketball und das Umfeld bei DUNK bedeuten den Kindern unvorstellbar viel. Es ist eine Art Flucht aus einem schwierigem Alltag. Zeit, in der man unbedingt(e) Freude haben kann.
      Viele meiner Kinder sehe ich jeden Tag, so bin ich nicht nur für ihre basketballarische Entwicklung verantwortlich, sondern auch Bezugs- und Erziehungsperson. Anfangs habe ich das noch nicht so gesehen, aber umso mehr Zeit ich mit Allotey, Oko, Rauf, Atta Ayi und Co verbringe, desto mehr Verantwortung übernehme ich.

      Den letzten Pfiff gepfiffen, fülle ich noch ein digitales Anwesenheitsformular aus, um unsere Monitoring & Evaluation Protokolle einzuhalten und lasse die Bälle, Leibchen und Hütchen an den vorgeschriebenen Platz bringen. Zu guter Letzt, kriegt jeder ein oder ein halbes Tütchen Wasser.

      Während ich vor einem Jahr unter der Spielerbank noch zwischen den vielen, mit Sprudel-, Isotonic-, oder Magnesiumwasser gefüllten, Flaschen suchen musste, können sich unsere Spieler diesen Luxus nicht leisten. Wahrscheinlich nicht mal vorstellen.
      Einen eigenen Ball hat keiner meiner 16-jährigen Jungs, wir spielen meist ein halbes, höchstens ein Spiel pro Monat, auf Grund von zu hohen Transportationskosten.

      Auf dem Heimweg grüße ich noch die bekannten Gesichter an den Haltestationen und schaue zufrieden durch die Gegend.

      Tolles Leben.

      Am Ende des Tages bin ich d’accord mit meinen Arbeitsgewohnheiten und
      habe versucht keine Wertungen in meine Alltagsbeschreibung einzubauen.

      Manchmal…
      …vergesse ich mich selbst und meine Geliebten und ich bin mir auch sicher, dass es mir langfristig nicht gut tun würde, so viel (gedankliche) Zeit auf Arbeit zu verbringen.

      Meistens…
      … bin ich dankbar für mein Leben in Ghana und meine Integration bei DUNK und vertraue in eine fortschreitende Entwicklung, durch Aussetzung in einem inspirierendem Umfeld.

      Grüße und ein riesiges DANKESCHÖN an all meine Spender*innen. Ihr ermöglicht mein Glück.

      Euer Jascha
      Read more

    • Day 340

      Door of No Return

      August 15, 2023 in Ghana ⋅ 🌙 25 °C

      1

      Es ist halb Sieben, dunkel und deshalb ruhig. Ich sitze vor unserem Tor in der Oku Street und möchte eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte von einem Stimmungswechsel, den ich so noch nie erlebt habe.

      Sie soll mit dem Schwirren des Ventilators anfangen, der den Raum schön kühl hielt, so dass wir uns ausgeschlafen auf den Weg zum Castle machen.

      Eine gut besuchte, von den Kolonialmächten eingeweihte, Kirche singt fröhlich vor sich hin. Die Lieder drehen sich um Freiheit und der Befreiung des Bösem. Am geöffneten Tor ist eine, ebenso munter vor sich hinwehende, Englandflagge befestigt.

      Ein paar Schritte weiter, nun nur noch 15 von der Sklavenburg entfernt, kommt ein Künstler auf Lena und mich zu. Souvenirs an diesem schönen Ort wolle er verkaufen. Neben ihm, ein älterer Mann, der fragt ob wir ihn mit nach Europa nehmen würden. Wir verneinen höflich und gehen weiter.

      Hinter dem Tor begrüßen uns mehrere Verkaufsstände mit prachtvollen, typisch(en,) bunten Kleidern. “AKWAABA!” (Willkommen auf Twi) Heißt es auf der Holztafel über dem sitzenden Verkäufer.

      2

      Glück hätten wir, gerade würde eine neue Führung starten. Wir sollen uns einfach der wartenden Gruppe am “Male Dungeon” (Männerhöhle) anschließen, meint die nette Frau an der Rezeption, während sie mir das Rückgeld in die Hand legt.

      Der breite Hof und die gepflegten, weißen Wände hoch zu dem ehemaligen Gouvernorszimmer haben mich auch dieses Mal unwohl beeindruckt fühlen lassen. Umgeben von einem feinkörnigen Sandstrand, glatten Steinketten und dem auflaufendem Meer, ist das Castle einfach ein wunderschön gelegener Ort. Ein halbes Jahr früher habe ich schonmal eine “Tour” durchs Castle absolviert. Damals schon konnte ich den Widerspruch von unvorstellbarem Leid in einer Photoshoot-Location, nicht verarbeiten.

      Auf den schattigen Eingang der Höhle zulaufend, entdecke ich unsere Gesellschaft. Schwer ist das nicht, denn die Gruppe aus Italien, Deutschland, Österreich und der Schweiz ist auffallend gekleidet. Über den Kopf ragende Reiserucksäcke, Allwetter Jacken, wasserfeste Wanderschuhe und mulit-purpose Reißverschlusshosen. Perfekt gewappnet eben für das klimatisierte Auto und die asphaltierten Straßen. Unsere Vorstellung von Afrika ist ein Witz.

      Dem Kreis beigetreten, geht es auch schon los. Der im African Print (bunter, kunstvoller Stoff) gekleidete “Tourguide” stellt sich vor. Mr Tetteh. Ein Nachname, den ich häufig in Jamestown, meinem Arbeitsplatz, höre.

      Nach einem kurzem Rückblick auf den Bau der Burg, dem ursprünglichem Zweck und einem Hagel von Jahreszahlen, übernimmt Mr Tetteh geübt die Führung. Aufpassen sollen wir, die abgelaufenen Backsteine seien rutschig und hart.

      3

      Im “Male Dungeon” wird der Boden schrittartig weicher. Es fühlt sich an, als ob man auf einer dünnen, schwarzen Matratze läuft. Ähnlich beschreibt es Mr Tetteh auch, nur dass die einzentimeterdicke Schicht nicht aus Kunstoff sei, sondern aus dem Urin, Blut und restlichen Körpersubstanzen ehemaliger, festgefangener Sklaven.

      Entlang Westafrikas Küste gab es zahlreiche solcher “Haltestationen” für Sklaven. Nachdem sie aus dem Landesinneren teilweise monatelang zur Küste wandern müssen, kommen sie schwach und aneinander gekettet an den Burgen an.

      Einmal da, werden die Ketten abgenommen und mit einem Platz im Dungeon ersetzt. Drei bis Zwölf Wochen müssen sie nun unter höllischen Bedingungen auf ihr Schiff Richtung Europa oder Nordamerika warten.

      Nachdem Mr. Tetteh noch das Licht ausmacht und uns realisieren lässt, dass es in dem Dungeon keine Fenster gibt, lediglich ein Atemloch, gehen wir weiter zum Schrein.

      4

      Mir ist das auf englisch ähnlich ausgesprochene “Shrine” nicht bekannt, frage also nach.
      Schon fast begeistert schießt es aus allen Richtungen los: “Wie du kennsch des net?” - “Schrein gibts auch im Deutschen” - “It’s where you pray” - “Isch wie ne Kirche für andre halt…” Es kommt noch mehr, meine Gedanken fügen sich aber nicht mehr zusammen. Ich bin irgendwie geschockt, denn diie laute Teilnahme unserer Gruppenkollegen passt mal so gar nicht zu meiner Stimmung und das erste Mal in meinen zwei Besuchen frage ich mich, wieso ich hier ruhig sein will.
      Warum fühlt sich jeder spaßige Gedanke an diesem Ort falsch an?

      Mr Tetteh unterbricht meine Reflexion. Ob ich (es) nun verstanden hätte, was ein Schrein ist, schaut er mir in die Augen. Um ehrlich zu sein, bin ich mir immer noch nicht ganz sicher. Nichtsdestotrotz steigen wir wieder hoch auf den Hof. Die weißen Wände spiegeln das grelle Sonnenlicht, unsere Augen sind zugekniffen. “Boar isch des heiß, wie lang no?” schallt es von hinten.

      5

      Drei Zurufe braucht es, bis sich die Gruppe endlich vor den offenliegenden Grabsteinen in der Mitte des Hofes versammelt hat. Mr Tetteh erzählt die Geschichte eines Ghanaers, der mit den Engländern zusammengearbeitet hat und Seinesgleichen versklavte. Seiner Taten zur Ehre, begruben ihn die Engländer neben einem ehemaligem Gouverneur und seiner Frau. Verhungerte Sklaven wurden kurzerhand ins Meer geschmissen.

      Zwei Neuankömmlinge wollen der Gruppe beitreten. Mr Tetteh winkt abweisend.

      6

      Vor sichtig berührt sein Handrücken den Türrahmen. Erfahrung hat Mr Tetteh wohl gezeigt, dass er unsere Köpfe vor dem niedrigen Eingang der Todeszelle beschützen muss. In der stickigen Zelle erklärt er uns, dass sie zur Abschreckung potentieller Rebellen gedient hat.
      Stolz unterbricht der Italiener. Die zu Tode verurteilten Sklaven würden nicht erschossen werden, denn sie seien das Schwarzpulver nicht wert gewesen. Letzte Woche habe er schon zwei Burgen besucht, morgen soll noch eine folgen.
      Per zögerlichem Nicken nimmt ihm Mr Tetteh das Wort und dann schirmt seine Hand auch schon wieder den Türrahmen ab.

      7

      Vor der Treppe, die zur Sklavenverkaufshalle führt, hält Mr Tetteh abrupt. Ich laufe direkt hinter ihm, muss also schnell auf den Stopp reagieren.
      Leicht verwundert hebt sich mein Blick hoch zu seinem Gesicht und ich treffe seine Augen. Diese sind lang nicht mehr so begeistert, wie sie es waren, als er die vielen Jahreszahlen aufsagte. Seine Wangen sind rot und die Stirn wirkt angespannt. Auch die Schultern sitzen tiefer und die Arme schwingen nicht mehr mit, wie sie es anfangs getan haben. Er wirkt angestrengt.

      Mehr und weniger aufmerksam sehen wir ihm dabei zu, wie er das zu Ende bringen will, was er in der Todeszelle angefangen hat, zu erzählen.
      Folter und die ekelhaftesten Dinge hätten Europäer dort durchgezogen. Wir kommen an der einzigen Stelle der Führung an, die mich routinelos schlucken lässt.

      Nach einer Zeit kann ich den Augenkontakt einfach nicht mehr halten. Die Vorstellung der rumgezogenen Leichen ist kaum auszuhalten. Mr Tetteh erzählt nämlich so, wie Großeltern es tun. So Echt, so nah. Ich fühle mich unwohl und irgendwie schuldig. Meine Arme kitzeln. Wie kleine Lanzen stechen die Haare in die Haut. Bei dem Gedanken, was für schreckliche Sachen hier passiert sind, bekomme ich Gänsehaut.

      Und genau an diesem Punkt, dem womöglich emotionalsten des Tages, scheint die Sonne den Sicherungskasten unserer Gruppenkollegin endgültig durchgebrannt zu haben: “WHO’S FOR DRINKS ET SE BEACH? DRINKS ET SE BEACH?” Unterbricht sie, mit heftigem Akzent, Mr Tetteh

      Daraufhin zieht sich mein Bauch zusammen und Mr Tettehs gestikulierender Arm bleibt in der Luft stecken.
      Seine Worte: verwichen.

      Entsetzt warte ich aufs Einschreiten von Mr Tetteh, ihrem Mann oder sonst wem, aber die vierzigjährige Dame erntet eher Zustimmung, als dass jemand ihr unangebrachtes Verhalten kritisiert.

      Mr Tetteh seufzt gekonnt, legt seine Arme an, dreht sich um und besteigt tourgemäß die Treppen.

      Während der Rest der Gruppe folgt, bleibe ich starrend stehen. Ich spüre Lenas Hand auf meiner Schulter: “Es gibt nunmal solche und solche Menschen, zeigt dir wenigstens, wie du tickst.” sagt sie und geht voran.
      In ihrem Schatten sehe ich meine Füße die Treppe hochlaufen. Meine Gedanken werden aber für den Rest der Tour unten, bei dem in der Luft zurück gelassenen Arm und den Getränken am Strand, bleiben.

      8

      Mein Bewusstsein nimmt sich dem, was Mr Tetteh erzählt, nicht mehr an. Ab jetzt, werde ich nur noch hinterherlaufen und auf das Ende der Führung warten. Der Drang, den Vorfall am Schluss anzusprechen ist so groß, wie die damit verbundene Spannung und das Konfliktpotential.

      Nach der Verkaufshalle laufen wir ein Geländer entlang, Mr Tetteh erzählt irgendwas von Kämpfen unter den europäischen Besatzungsmächten, aber ich höre eigentlich nur, wie sich die Worte in meinem Kopf melden und wieder verschwinden. Dazu werde ich nervös, denn umso häufiger sich die konfrontierenden Formulierungen wiederholen, desto mehr verpflichte ich mich auch, am Ende der Führung, das Verhalten der Frau wirklich zu kritisieren.

      9

      Die Frau wischt sich den Schweiß ab.

      10

      Der letzte Raum, den wir gezeigt bekommen, ist gefüllt mit Souvenirs und Mitbringseln. In mir kommen ähnliche Gefühle auf, wie vor dem Castle, als uns die Künstler und Touristände entgegenkamen. Dieses Aufeinanderstoßen von Kommerz und Gedenkkultur inmitten einer ehemaliger Sklavenburg reibt sich in mir.

      Nur kurz denke ich darüber nach, dann wiederholen sich die Sätze, die unsere Gruppe ansprechen sollen.

      11

      Ein letztes Mal warten wir geduldig auf den Rest der Gruppe. In einem kahlen Durchgang hinter einer Aussichtsplattform soll die Führung enden. Die Decke ist hoch. Bevor Mr Tetteh sein Schlusswort aufsagen wird, frage ich, ob ich etwas sagen könnte. “No problem.” Nickt er mir zu.

      Ich bitte um Aufmerksamkeit: “Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit…”

      Ein “Ohooo!” erkennt sicher meiner Bitte an. Die Frau betont es aber so, wie ältere Geschwisterteile es tun, um die Jüngeren am Widersprechen zu hindern. Ich ignoriere die Provokation und merke wie sich mein Mund zu den einstudierten Phrasen anfängt zu bewegen: “As much as we are here as toursits that explore Ghana, we also came here to learn and remember. Right? In my opinion I find It inappropriate and disrespectful to discuss fun afternoon activities. Thank you.”

      12

      Die Zufriedenheit, es ausgesprochen zu haben vergeht schnell. In Kürze werde ich nämlich einen kollektiven Stimmungswechsel von fröhlich neugierig zu verachtend verletzt beobachten. Lena und ich werden Opfer dieser Ausgrenzung sein und auch wenn ich an Kontern und Rechtfertigungen feilen werde, werde ich kein einziges Wort mehr sagen.

      13

      Gespannt verschränke ich meine Hände hinter dem Rücken und warte auf die Reaktion meiner werten Kolleg*innen. Diese kurze Ruhe entsteht, es ist als ob man einem Kind Handyverbot gibt. Mit geöffnetem Mund und gehobenen Augenbrauen wird realisiert, dass man eine Grenze überschritten hat, doch im allernächsten Moment ist es schon wieder vergessen, denn die heiße Wut heute Abend keine Videos mehr schauen zu dürfen, lässt jeden vernünftigen Gedanken verdampfen und das muss raus geschrien werden.

      Ich meine, dem Italiener kein Handyverbot gegeben zu haben und trotzdem läuft er rot anlaufend und Finger zeigend auf mich zu. Sein Schnauzer fährt Achterbahn, so wie sich die Beleidigungen überschlagen: “FUCK OFF! We don’t - PISS OFF! - wan’t you here! Who are you to say this? You little- You didn’t even pay for this tour, we don’t want to talk to you, you fucking Freelancer!”

      Der Mann kommt immer näher und mit meinen Armen hinter dem Rücken fühlt es sich an, als ob ich meine Verteidigung aufgeben hätte. Plötzlich fühle ich mich nicht mehr so sicher in dem was ich gesagt habe, bleibe aber trotzdem ankernd stehen. Nun ist er schon fast in meiner Zone, die, in der anderen verschränkten, Hand zuckt schon, da unterbricht ihn die Frau schwäbisch: “Ha ne, also echt net, des hör i mir net ah” Auch sie tritt näher und spricht mir zu: “Ich glaube, vor allem in Ihrem Alter, haben Sie nicht das Recht sowas zu sagen, also bei allem was Recht ist.”
      Schnaubend dreht sie sich wieder zur links und rechts diskutierenden Gruppe und lässt ein “Mir ham ja au sechs Milliona Juda aufm Gwissa, isch net so als ob mir ned wissa wie’s dene ganga isch” los.

      Ich muss wohl doch versehentlich ein Handyverbot ausgesprochen haben. Und was ein schlimmes, denn anders kann ich mir diese Reaktion nicht erklären.

      Wieder schlucke ich das Wasser, dass sich unter meinen Augen ansammelt runter. Es schmeckt nicht gut, denn egal wie sehr ich das unangebrachte Verhalten der Gruppe, vor allem den Vorfall der Frau, verurteile, von einer Gruppe ausgegrenzt zu werden, fühlt sich nie gut an.

      Um den Italiener davon abzuhalten, mir noch näher zu kommen, greift Mr Tetteh ein: “Please can we calm down? Please- Please the tour is ending.” Zieht natürlich nicht, also probiert er eine andere Strategie: “I’m sorry for this incident and the behaviour of this young man. I apologise for his actions. I thought he was part of your group, that’s why I let him speak.”

      Mal ganz abgesehen von dem Fakt, dass eine vermeintliche Professorin ihr respektloses Verhalten Sklaven gegenüber mit der Opferzahl des Holocausts rechtfertigt bin ich nun komplett entsetzt. Mein Mund steht offen. Die einzige Person, neben Lena, von der ich Unterstützung erwartet habe, entschuldigt sich in meinem Namen. Völlig verstört schüttle ich meinen Kopf, innen drin schüttelt sich alles mit, ich kann die Folge von Angriffen, Unwahrheiten und Ausgrenzung nicht verarbeiten.

      Nach einem letztem “Don’t follow us, find your own way out, piss off!” Führt uns Mr Tetteh die Treppen runter zum Burgausgang. Trotz der uns umzäunen Blicke folgen Lena und ich die Treppe hinunter. Die Frau beschwert sich bei ihrem Mann: “Du i sag’s dir, des isch die Jugend. So frech. Des merksch bei meinen Studenten au immer mehr”. Kurze Pause. “Typisch deutsch mal wieder”.

      14

      Mit “Te oyɔɔ tɛŋŋ?” ziehe ich Mr Tetteh aus einer Gruppe Pause machender “Tourguides”. Damit frage ich ihn auf Ga, wie es ihm gehe. Durch seinen Nachname, den ich häufig in Jamestown höre, konnte ich seinen Ursprung erraten. Er ist überrascht und antwortet, dass es ihm gut gehe. Ob ich in Ghana lebe, möchte er wissen.

      Den Smalltalk lassen wir schnell hinter uns und ich komme direkt zu meinem Anliegen. Mittlerweile ist die Konfrontation mit der Tourgruppe 20 Minuten her, sie haben sich in einen komfortablen Privatbus gesetzt und fahren durstig Richtung Strand, während Lena und ich wortlos den Wellen hinterherschauten und versucht haben, uns zu sammeln. Vollkommen aufgesammelt werden wir erst am nächsten morgen sein.

      Aus Höflichkeit entschuldige ich mich dafür, dass ich der Auslöser für das hässliche Ende war. Kopfschüttelnd und Arme wackelnd weist er meine Aussage zurück, sie haben sich falsch benommen, ich hätte ja recht.
      Mr. Tetteh seufzt: Er müsse aber die Gruppe als Ganzes behandeln und seine oberste Priorität sei ein reibungsfreier Ablauf der “Tour”. Eigentlich hätte er mich gar nicht zu Wort kommen lassen sollen, aber er dachte ich sei Teil der geschlossenen Gruppe gewesen.

      Um Ehrlich zu sein, bin ich von seiner Unehrlichkeit enttäuscht. Als der Konflikt entstand, hat es nämlich nicht lange gebraucht, bis er sich der feurigen Gruppe angeschlossen hat. Da hieß es noch nicht, die Frau hätte sich schlecht benommen und die Gruppe sei anstrengend, wäre unaufmerksam.

      Ich verstehe seine Aufgabe, Konflikte zu vermeiden. Die Missachtung einer historischen Gedenkstätte und des Schicksals Sklaven verstehe ich jedoch nicht.
      Read more

    • Day 90

      Arrival Ghana

      April 3 in Ghana ⋅ ☁️ 31 °C

      Ivore Coast verabschiedet sich mit unendlichen Palmen und Ananas Plantagen. Die Grenze ist unproblematisch, der übliche Ablauf: Police und Emigration, dannach Zoll für die Carnet de Passage und auf der Ghanischen Seite, das selbe in umgekehrter Reihenfolge. Nur dass hier endlich wieder Englisch gesprochen wird. Nach kurzer Zeit wird die Anfangs gute Straße zu einem Schlaglochteppich. Riesige Lastwagen mit bis zu 10 Achsen (wenngleich ab und zu ein Reifen fehlt) geben das Tempo vor. Die kleinen Dörfer und Märkte, machen im Vergleich zu Ivore einen eher ärmlichen Eindruck. Irgendwann hört der Schlagloch Horror auf und die Straße wird wieder besser. Wir haben uns mit unseren Schweizer Freunden Julia und Simon in Ko-Sa Beach Ressort verabredet. Das Wiedersehen ist auch deshalb so herzlicher, weil Julias Freund für 5 Tage zu den beiden dazugestoßen ist und er mir die Ersatzteile für die Husky mitgebracht hat.

      Das war auch so eine Aktion. Bei MXTREME bestellt, über Zupin zu meinem Freund Saudi verschickt, der es per NachtExpress in der Schweiz zu Julias ll Mutter geschickt hat und Simon ll das dann mit dem Flieger mitnehmen konnte.
      Alles just in time 👍💪

      Wir treffen heute die Schweizer, die mittlerweilen den zweiten Simon vom Flughafen in Abidjan abgeholt haben in einem von Holländern gebaut und geführten Resort Kosa Beach in Cape Coast. Die Straße bis Cape Coast ist fast schon super, ich trau mich aber nichts zu sagen, damit ich es nicht verschrei. Die letzten Meter zum Resort lassen uns einem Eindruck von Regenzeit und Schlammpiste geben und bestärken mich in meiner Meinung, dass ich die Reifen mit eher Straßenprofil zu grobstolligen Mudgrippers nachschneiden lasse.
      Das Wiedersehen mit unseren Schweizer Freunden ist um so herzlicher, da,mir Simon2 der Lebenspartner von Julia 2 meine Kupplungsersatzteile für die Husky mitgebracht hat.
      Read more

    You might also know this place by the following names:

    Republic of Ghana, Ghana, Gaana, ጋና, غانا, Qana, Гана, Gana, ঘানা, གྷ་ན།, Ghana nutome, Γκάνα, Ganao, قانا, Ganaa, Gána, ઘાના, גאנה, घाना, Գանա, ガーナ共和国, განა, Ngana, ហ្កាណា, ಘಾನಾ, 가나, غەنا, ການ່າ, ഖാന, ဂါနာ, ଘାନା, ګانا, Ganäa, ඝානාව, கானா, ఘానా, กานา, Kana, گانا جۇمھۇرىيىتى, گھانا, Gha-na (Ghana), Ganän, Orílẹ́ède Gana, 加纳, i-Ghana

    Join us:

    FindPenguins for iOSFindPenguins for Android