• Grüße aus Copacabana

    21 de noviembre de 2023, Bolivia ⋅ ☀️ 15 °C

    Vermutlich denkt jeder, wir seien jetzt in Rio. Dass auch Bolivien mit einem Copacabana aufwarten kann, das wusste ich bis vor der Planung für diese Reise auch nicht. Nachgewiesenermaßen war diese Ortsbezeichnung als erste da. In der Sprache der Aymara heißt es „Sicht auf den See“. Und was für Eine!
    El Titicaca, mit 8.378 qkm, etwas kleiner als der Salar, dafür 15 mal größer als der Bodensee, ist dieser höchste schiffbare See der Welt. Ich freue mich schon auf die Reaktion unserer Enkel, wenn wir ihnen sagen, wie der See heißt. Beide sind noch in dem Alter, wo sie definitiv an Titi💩 denken und sich vor Lachen wegschmeißen.
    Nun gut.
    Eine richtige Vorstellung, was uns erwartet, hatten wir beide nicht.
    Die Anfahrt ist recht erholsam. Die Ruta 2 ist super ausgebaut. Plötzlich ist sie zu Ende und wir müssen mit Boot übersetzen. So ähnlich wie wir das auch in Newport Beach/USA immer machen. Nur sind hier die Boote aus Holz. Da drüber liegen Planken. Nicht etwa eng verlegt. Nein Spalten zwischen 5 bis 50cm haben die. Auf ein Boot passen 2 Autos. Die tanzen sehr „flexibel“ auf diesen Planken. Wir sitzen am Bootsrand. Rainer, meine Wasserratte, guckt ganz schön angespannt. Während er sich um das Auto Sorgen macht, denke ich nur an mein Handy und die SD-Card. Da ist der ganze Urlaub fotografisch festgehalten. Ein Blick auf die anderen Boote signalisiert Entwarnung. Denn ganze Busse werden mit diesen Nussschalen befördert!
    Das gebuchte Hotel hat ein anderes, ein ungewöhnliches Konzept. Und so ist es auch.
    Am Steilhang gelegen, mit Blick auf den tiefblauen See wohnt jeder Gast in einem anders, sehr liebevoll gestalteten Haus. Jede Unterkunft hat eine kleine Terrasse mit Liegestühlen und Hängematten.
    Die kleine aber offene Küche ist gut ausgestattet, so dass uns kein Wecker zum Frühstück wach macht und wir endlich bis in die Puppen ausschlafen können.
    Am ersten Tag schaffen wir es erst halb Elf zu uns zu kommen. Wir sind zwar bei 3.830Höhenmetern, aber der See ist ein Wärmespeicher und lässt die Luft nicht so abkühlen, wie man es in dieser Höhe erwartet.
    17 Grad sind dann eben in der Sonne gefühlt 25Grad. Und das fühlt sich ungemein nach Urlaub an. Und so verlassen wir unser Haus den ganzen ersten Tag nicht. Wir tingeln zwischen Hängematte und Essenstisch im Haus. 30 Meter von der Hotelanlage entfernt, befindet sich ein Mercadito. Da gibt es gekühlten Weißwein aus Tarija. Damit haben wir ausgesorgt. Seit drei Monaten koche ich zum ersten Mal für uns.

    Wahrscheinlich sind wir auch die einzigen Touris, die nicht zur unbedingt sehenswerten Isla del Sol otten. Ist ja auch schwierig.
    Das Bötchen startet kurz nach Acht. Und das zweite halb Zwei. Aber ich habe eh eine gewisse Abneigung gegen diese vorgeschriebenen Touren. Deshalb entscheiden wir uns für die Erkundung der Halbinsel, auf der wir wohnen. Ganz individuell.
    Wir fahren bis zum absoluten Ende der Halbinsel. Bis es nicht mehr weitergeht. Am Strand steht ein ausrangiertes Strohboot. Ein typisches Relikt, das zu den Touren gehört. Hier steht es einfach so da. Auch ein paar Kutter. Jemand bietet uns an, zur Isla del Sol zu fahren 😐Wir lehnen ab.
    Eine Kirche weckt unser Interesse. Plötzlich steht auf einer Anhöhe ein alter Mann und winkt uns zu. Er zeigt uns einen Weg zur Playa Blanca. Dass wir kein Spanisch sprechen, stört ihn nicht. Er erklärt uns alles Mögliche. Einiges verstehen wir ja doch. Zum Beispiel, dass auf der schwimmenden Insel „truchas“, also Forellen angeboten werden. Während also Rainer sich eine lebende Forelle aussucht, die frisch zubereitet wird, interessieren mich die Frauen am Wasser, die ihre Wäsche waschen. Auch diese „Polleras“, also diese typischen Röcke. Nach dem Waschen werden die auf große Steine zum Trocknen gelegt. Endlich kann ich die auch mal anfassen. Leicht und aus feinem Material sind die. Eine Frau frage ich etwas aus. Ob das alle ihre sind. Und wie viele sie besitzt. Sie ist ganz stolz und freut sich über mein Interesse.
    Dann teste ich das Wasser. Das ist extrem klar.
    Die Temperatur? Wie Ostsee.

    Inzwischen schwebt Rainer im Trucha-Himmel. So eine leckere Forelle hat er noch nie gegessen.

    Auf dem Rückweg quatsche ich ganz mutig eine Bäuerin an. Frage nach dem, was sie da anpflanzt. Sie erklärt und zeigt mir die verschiedensten Samen. Ich bin happy, dass ich so viel verstehen kann. Am liebsten würde ich länger verbleiben. Besser kann man eine Sprache nicht lernen!

    Rainer wartet schon am Auto und wundert sich, wo ich nur bleibe. Ich habe gleich mal auch die Gelegenheit genutzt und bin durch eine schmale Gasse gelaufen, um das Ambiente einzufangen. Das Ambiente zwischen den eng stehenden Häusern. Eigentlich nicht anders als Venedig. Altes eng stehendes Gemäuer mit abblätternden Putz 😎

    Letztendlich war der Aufenthalt in Copacobana am Titicaca ein voller Erfolg. Auch ohne Isla del Sol.
    Leer más