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  • Day 35

    Kilimanjaro Tour: Stella Point

    November 19, 2023 in Tanzania ⋅ ☀️ 0 °C

    Es ist kurz vor Mitternacht, als wir geweckt werden und schei***kalt - sorry anderst kann man es fast nicht beschreiben, ah doch und zwar indem wir hier erklären, was wir anziehen, bevor es aus dem Zelt raus geht:

    - zwei Paar Socken (Karine noch Fusswärmer)
    - zwei Thermounterhosen + Skihose (Karine noch Strumpfhosen)
    - zwei Thermosweatshirts + Merinotshirt + Zwischenjacke/Faserpelz + Skijacke (Karine noch ein Tshirt und ein langärmliger Pulli)
    - Winterfeste Wanderschuhe + Manschetten

    Nach einer wärmenden Tasse Tee und Porridge geht es um kurz nach 12, bei klarer Sicht ins Tal und wenig Wind, los. Vor uns liegen Dunkelheit und mehr als 1300 Höhenmeter. Wir hoffen, dass das Wetter so bleibt. Vergebens. Nach rund 30 Minuten nimmt der Wind an Stärke zu und es ziehen Wolken oder so etwas auf, auf jeden Fall sieht man keine Sterne mehr und Moshi ist auch verschwunden. Simon macht der fehlende Sauerstoff zu schaffen, er braucht immer wieder Pausen (zum Glück keine Symptome der Höhenkrankheit). Karine kämpft mit dem kalten und bis zu 80kmh starken Wind, der sie an machen Stellen davonwinden möchte und den immer kälter werdenden Füssen. Irgendwann beginnt es noch zu schneien. Der Körper schreit nach Zelt, Schlafsack und Wärme. Die Füsse spüren wir kaum noch, so kalt sind sie. Mit jedem Höhenmeter wird es kälter. Der Wind ist eisig und fährt durch die Knochen hindurch. Tönt toll oder? 😂

    Auf 5200 MüM machen wir eine kurze Pause an einem etwas windgeschützten Ort, trinken heissen Tee und essen M&Ms, Nüsse und Trockenfrüchte. Das tut gut und gibt neue Kraft. An dieser Stelle ein grosses Danke an unsere zwei Guides, Emanuel und Godliving, die uns motiviert haben trotz widriger Umstände (sie sagen, dass sie das so auch noch nie erlebt haben) weiterzumachen. Mit dem Voranschreiten des Tages wird es immer heller. Wir verstehen nun, warum man Mitten in der Nacht losläuft: es ist wirklich steil und der Anblick ist nicht gerade förderlich für den Durchhaltewillen. Wir hoffen noch immer darauf, dass wir die Wolkendecke mit zunehmender Höhe durchbrechen werden, doch dies sollte nicht geschehen.

    Um 6.30 Uhr, nach sechseinhalb Stunden, erreichen wir bei -15° den Stella Point auf 5756 MüM. Er ist - zumindest für dieses Mal - unser Gipfelpunkt. Grund dafür ist nicht die Höhenkrankheit oder die Erschöpfung, sondern das Wetter. Karine wurde es drümmlig wegen der schlechten oder besser gesagt inexistenten Sicht: man konnte vor lauter Nebel, Wolken und Schnee nicht mehr zwischen Boden und Himmel unterscheiden. Irgendwie machte da ihr Kopf nicht mehr mit.

    Der Abstieg dauert gut 2.5 Stunden und ist nicht minder anstrengend. Auch wenn das Atmen von Minute zu Minute leichter fällt, ist es doch ein steiler und langwieriger Abstieg. Die Sicht bleibt bis auf ca. 5000 MüM schlecht. Erst kurz vor dem Barafu Camp öffnet sich die Wolkendecke etwas. Es hat bis fast zum Camp runter geschneit. So etwas passiert hier nur sehr selten.

    Um kurz nach 9 erreichen wir unser Lager. Wir sind K.O. Da wir keine Symptome der Höhenkrankheit zeigen, dürfen wir uns bis um 11 Uhr hinlegen und etwas erholen.

    Überglücklich und bis zum äussersten erschöpft überkommen uns die Gefühle. Wir haben es geschafft. Wir haben einen der Gipfel des Kilimanjaro erklommen. Wir haben widerlichen Wetterverhältnissen getrotzt. Wir haben unsere Grenzen erreicht und sind darüber hinausgewachsen. Danke, dass wir diese Erfahrung machen durften. 🕊️🤍🙏🏻
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