Die Reuters on Tour 2024/25

Ganz normale Weihnachten hatten wir auf Kreta auch gar nicht erwartet, aber das unser Leben an den Weihnachtsfeiertagen von einem 60 Gramm leichten Fellmonster bestimmt wird, hätten wir uns auch nicht gedacht. 😽😅

Einen Tag vor Heiligabend standen wir mit unserem Van am berühmten Zorbas Beach 🏖️ in Stavros, dort wo einst Anthony Quinn, Alexis Sorbas mimte und tanzte.

Es war ein schöner, sonniger Morgen ☀️ und erst die dritte Nacht mit Herbert 🐕 an Bord. Nach einer ausgiebigen Gassirunde mit Lady und Herbie, wollte ich eigentlich in der Bucht schwimmen gehen, als uns etwas unscheinbar Kleines aus dem Sand anschrie.

Vor uns saß ein Kitten 😽 mit verklebten Augen, vielleicht 4-5 Wochen alt und weinte fürchterlich. Ich nahm es mit zum Van. 🚐 Wir suchten die Gegend ab, aber keine Mutter weit und breit und auch keine Geschwisterchen. Nur drei streunende Hunde, die sich den Spaß machten an einer Futterstelle Jagd auf Katzen zu machen. Na super. Wir säuberten die Augen des kleinen Kätzchens, gaben ihm den Namen „Picasso“ (ich trug ein T-Shirt mit der Aufschrift „Picasso“) und der kleine Kerl verputzte eine Softkaustange Hundefutter. Immerhin.

Zurücklassen war keine Option. Wir kontaktierten zwei Tierhilfeorganisationen in der Gegend, aber die Antwort war dieselbe. Kein Platz, keine Zeit. Die Shelter hier sind tatsächlich alle hoffnungslos überfüllt und so packten wir unser Findelkind in eine Edeka-Tüte, bedeckten den Boden mit Sand und fuhren mit ihm in die nächste Stadt. Während der Fahrt entkam Picasso seinem Gefängnis und machte sich in Aileens Armbeuge gemütlich und pennte sofort ein. 😴

Wir entschlossen uns ein Hotelzimmer zu nehmen und Gott und die Welt in Bewegung zu setzen, um dem Leben des kleinen Tierchens ebenso eine glückliche Richtung zu geben, wie das von Herbie vor ein paar Tagen.

Wir durchforsteten unzählige Facebook Seiten von Tierrettern und telefonierten uns die Finger wund. 📞

Über Umwege wurde uns eine gewisse Silke empfohlen, die sich seit über 30 Jahren um das Wohlergehen hilfloser Tiere auf der Insel kümmert. Silke ist 76 Jahre alt und sie erklärte sich bereit, dass wenn der Kater untersucht und entfloht ist und er Aussicht auf eine Pflege- oder Endstelle hat, ihn aufzunehmen. Silke ist ein grosßartiger Mensch. Sie hat sich ein lebenlang um Straßentiere von Kreta gekümmert. In Chania hat sie eine große Hundestation und eine mittlere Katzenstation aufgebaut, um den Straßentieren ein Zuhause zu bieten und um die Wachstumsrate durch Kastration und Sterilisation entgegenzuwirken.

Wir bemühten unser Netzwerk in Deutschland und es dauerte nicht lange, bis sich ein befreundetes Pärchen aus unserer alten Heimat, bereiterklärte, dem kleinen Mann und auch noch einer weiteren Katze ein dauerhaftes Zuhause geben zu wollen.

Silke empfahl uns einen Tierarzt in Chania und wir warteten knapp drei Stunden auf Picassos Untersuchung. Der Tierarzt war der Brüller, hätte er doch auch ohne Zweifel der Zwillingsbruder von Freddie Mercury sein können. Dieser markante Schnäuzer, der leichte Überbiss. Herrlich. Die Praxis war völlig überfüllt, aber man konnte dem gut gelaunten Tierarzt hinter einer großen Scheibe bei seiner Tätigkeit zusehen und wenn er rauskam um den nächsten Patgienten aufzurufen, hätte uns ein geschmettertes „Oh, Mamma mia, Mamma mia, Mamma mia, let me go“ nicht wirklich gewundert.

Er berechnete uns auch erstmal nur die Medikamente und beglückwünschte Picasso bei Silke in besten Händen zu sein. Picasso hatte keine Flöhe, keinen Katzenschnupfen und auch kein FIV. Nur einige Parasiten im Ohr und er war natürlich sehr schwach. 🙏

Wir fuhren zu Silke und ich muss sagen, dass ich selten in meinem Leben einen imposanteren Menschen kennengelernt habe. In ihrer Wohnung türmten sich weit über 30 Tierboxen in denen sich schwerstkranke Tiere zur Pflege befanden. Wir sahen Katzen, Vögel, Hunde und sogar einen Igel. Unterstützt wird Silke von Volontärinnen, ohne die das Ganze nicht zu stemmen wäre.

Mitte Januar holen wir Picasso und Spirulina (im Gegensatz zu ihren Geschwistern überlebte sie ein Feuer) zum impfen und chipen ab und suchen dann nach Flugpaten. Wir gaben Silke Geld für Medikamente, Futter und selbstverständlich für ihre selbstlose Unterstützung.

Ebenso selbstlos und emphatisch zeigten sich spontan die liebe Buket und Hu Bi sowie die unglaubliche Bidgy aus meiner alten Heimat, sowie Sven und Bärbel aus Berlin, die uns bzw. Picasso und Herbie monetär unterstützten. Ihr seid der Hammer. Vielen lieben Dank. Ihr seid die wahren Weihnachtsengel. Wir sind Euch sehr dankbar und jeder Cent geht an die Tiere! Versprochen!
Guckt Euch die Bilder und das Video an. Und guckt Euch mal auf Silkes Seite um:

https://www.silkewrobel.com/

Vor 34 Jahren kam Silke zum Sterben nach Kreta. Für die heute 76-jährige Hamburgerin schien der Krebs das Todesurteil zu sein. Doch das unvorstellbare Elend unzähliger Straßentiere gab ihr eine neue Lebensaufgabe. Sie gründet die Arche Noah, das erste Tierheim Griechenlands, und kämpfte und kämpft gegen eine Mentalität die Straßentiere zu Zielscheiben für Schießübungen macht und angekettete Hunde unter sengender Sonne in rostigen Tonnen verdursten lässt. Sie wird von vielen Griechen angefeindet, aber sie gibt nicht auf. Sie kämpft für ihre Tiere bis zur Selbstaufgabe. Sie versucht so viele Tiere wie möglich zu retten und zählt dabei auf die Hilfe der Touristen. Den Krebs hat sie besiegt, aber den Kampf gegen das Elend der Tiere noch lange nicht gewonnen.Leia mais