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  • Day 4

    Einmal Bosnien und zurück

    August 21, 2021 in Bosnia and Herzegovina ⋅ ☀️ 34 °C

    Nachdem wir den Tag mit Yoga, schwimmen und frisch gebackenen Brötchen gestartet haben, ist sie wieder da…. Die große Frage nach dem Tagesplan.
    Ich entscheide dann spontan, dass heute Bosnien, genauer gesagt Mostar, was nur einen Katzensprung entfernt liegt, auf dem Programm steht. Seines Zeichens UNESCO Weltkulturerbe und überall hoch gelobt, stand es ohnehin schon eine Weile auf meiner „nice-to-see“ Liste.
    Witzigerweise bekomme ich direkt, als wir am Appartement starten eine Nachricht von meiner lieben Nachbarin Claudi, die wir durch ein Wunder, drauf hinweist dass wir unbedingt unser Datenroaming ausschalten sollen, falls wir nach Bosnien fahren, um ein unnötig böses Erwachen auf der nächsten Telefonrechnung zu vermeiden. Denn Bosnien ist nicht EU und somit gelten sämtliche Datenflatrates dort nicht. Ich würde sagen: der Tipp kam genau im richtigen Moment. Keine 20 Kilometer nach Start passieren wir bereits die erste Grenze ohne Probleme. Doch bereits wenige Meter dahinter stehen wir bei 33 Grad im Stau und es geht so gut wie nichts vorwärts. Na das kann ja heiter werden. Der Grund des Staus ist schnell ergründet, denn vor uns liegt der Grenzposten von Bosnien. Klar - macht Sinn. Die eben passierte Grenze war die Kroatische. Vor uns liegt die Bosnische. Und wir stehen mittendrin im „No-Mans-Land“. Als wir nach knapp 50min. endlich am sehr freundlichen Grenzbeamten vorbei sind, rollt es wieder problemlos und wir fahren durch wunderschöne Landschaften aus Feigenbäumen und grünen Ebenen und Bergen mit hohen Gipfeln am Horizont. Und mitten durch schlängelt sich der stets türkisgrün glänzende Fluss Neretva, welcher das Delta so fruchtbar macht. Dieser entspringt im Gebirge und hat fast überall ein felsiges, aber schön bewachsenes Flussbett mit kleinen Felseninseln. So auch in Mostar, was für seine im Krieg zerstörte, aber 2004 wieder erbaute Brücke über besagte Neretva berühmt ist. Wir sind nicht die Einzigen die heute die Stadt besuchen möchten und dementsprechend schwierig gestaltet sich die Parkplatzsuche, besonders mit unserem Familienbus. Einem blauen 🅿️ Schild folgend, werden wir von Einheimischen weiter gewunken und zu einem Parkplatz gelotst und sogar eingewiesen, der buchstäblich in der Pole-Position für den historischen Stadtbummel liegt. Dafür löhnen wir zwar auch sportliche 10€, was sich später als Touristen-Abzocke rausstellt, aber bei den Temperaturen ist man happy über jeden unnötigen Schritt, den man sich erspart. Als wir loslaufen fällt uns sofort der akkurate Boden auf, welcher aus dicken, runden Steinen besteht, welche einzeln einbetoniert sind und liebevolle Muster darstellen. Dieser Boden liegt in der gesamten historischen Altstadt. Die Brücke ist in echt nur halb so beeindruckend wie auf Instagram und Co.
    Was zum einen sn den vielen Menschen lag, die sich durch die schmalen Gassen drängten und zum anderen aus der Perspektive, denn wenn man oben drauf steht, erkennt man deren Imposanz kaum. Wir kaufen uns also ein Eis und schlendern weiter durch die Stadt. Auf dem Markt gibt es für Dini ein paar neue Schuhe und für uns frische Feigen und Weintrauben. Und weil wir gerade beim Essen sind, ist auch klar dass es nicht lange dauert, bis unser jüngster Spross wieder einmal Hunger verspürt und etwas essen will. Der Bandwurm lässt grüßen. Also sitzen wir wenig später in einem kleinen Restaurant, was neben Kaffee und Eis auch Döner verkauft und meine 5 Familienmitglieder verputzen eine Dönerbox. Ich selber bin nicht unbedingt der Freund von „Dummfraß“ und verzichte aus Ermangelung von Hunger auf diese Mahlzeit. Da jetzt alle gestärkt sind und wir nun einmal in Bosnien sind, entscheiden wir uns noch für die Weiterfahrt nach Sarajevo. Denn Rüdi hat in einer, seiner unzähligen Facebookgruppen irgendwo einen „lost place“ im ehemaligen Olympiapark von 1984 gesehen. Dabei handelt es sich um eine teilweise zerstörte und mit Graffiti verzierte Bobbahn, welche man sogar begehen kann. Also fahren wir weiter, entlang unseres türkisgrünen Begleiters, welcher zwischendurch die Gestalt eines riesigen Sees annimmt, auf dem lustige Ausflugsboote und -flösse herumfahren. Der letzte Streckenabschnitt schraubt sich in Kurven und Serpentinen den Berg empor und wenn man die vielen Autos auf dem Parkplatz sieht, dann ist er scheinbar nicht ganz so „lost“, dieser Platz. Die letzten 800 Meter spazieren wir durch den Wald, bevor wir die skurril wirkende, bunt bemalte Betonbahn erreichen. Sie windet sich wie eine versteinerte Schlange durch die Bäume und ist über und über bunt besprüht. Es tummeln sich schon etliche Leute in der Fahrrinne und so lassen wir uns nicht lumpen, es ihnen gleich zu tun. Wir laufen also ein paar hundert Meter zu Fuß empor, wo 1984 Rekorde aufgestellt worden und dutzende Athleten um ihre Olympiamedaillen kämpften. An einem Aussichtspunkt machen wir noch ein paar typische Touri-Fotos und die Kids stellen ihre Kletterqualitäten unter Beweis als sie einen abgebrochenen Teil der Bobstrecke empor kraxeln. Die Uhr zeigt inzwischen schon fast 18 Uhr und wir machen uns so langsam auf den Heimweg. Geplante Ankunft laut Navi: 22:25 Uhr. Also eins steht fest, das geplante Grillerchen muss vertagt werden. Auf dem Weg haben wir ja genug Restaurants passiert, da wird sich sicher eins finden, wo wir Abendbrot essen können. Doch so leicht ist es dann doch nicht, denn scheinbar speisen die Bosnier zum Samstagabend gern auswärts. Alle Restaurants an der Strecke sind brechend voll und wir passieren eins nach dem Anderen. Schließlich hilft mir „Frau Google“ und ich finde ein kleines Familienlokal in welches wir wenig später einkehren. Dort bestellen wir eine gemischte Fleischplatte mit handgeschnittenen Pommes und Salat. Es ist köstlich und wir bezahlen lächerliche 36€ für 6 Personen Essen und Getränke. Damit sind die Parkgebühren ja wieder ausgeglichen. Die letzten 120 Kilometer meistern wir problemlos, bis auf einen kleinen Zwischenfall, als Rüdi versehentlich am Grenzposten vorbei fährt und ich ihn nur durch ein kurzes, lautes „STOP“ zum Anhalten bewegen kann. Der Grenzer ist natürlich nicht happy und motzt ganz schön rum. Aber da wir nichts zu verbergen oder verzollen haben, geht es für uns weiter. 23:15 Uhr sind wir dann endlich zurück und Alle fallen direkt in die Betten. Aber ich musste euch ja noch fix auf dem Laufenden halten. Mission erledigt!!! Also dann jetzt „gute Nacht“
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