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  • Day 8

    Magische Walbegegnungen

    July 8, 2021, Indian Ocean ⋅ ☀️ 20 °C

    Aller guten Dinge sind Drei - Sardine Run Tag 3

    Der Tag startet schon damit, dass es bestimmt 3 Grad wärmer ist als gestern. Also kein bitteres Frieren bis zum Erreichen des offenen Meeres. Das Meer ist wahnsinnig ruhig und wir sind uns alle sicher, dass der letzte Tag Sardine Run der Saison ein wundervoller Tag sein wird.

    Die Meeresbewohner sehen das erst einmal anders, denn nirgens wird von Action berichtet. Während dem Sardine Run sind Flugzeuge unterwegs, die nach Action Ausschau halten und die Boote dann entsprechend informieren. Da ist an diesem ruhigen Tag absolut gar nichts zu hören. Wir lassen uns die Laune nicht verderben und fahren dann auf gut Glück raus.

    Da das Meer so flach ist, bekommen wir viele Wale zu sehen (von weitem) und können sogar beobachten wie ein Wal komplett aus dem Wasser springt. Als wir schon recht weit draußen sind und ein paar Delfine sehen, springen Sascha, Rudie und ich ins Wasser. Erstmal sehen wir nichts, aber nach einer Weile kommen Bottlenose Dolphins (Tümmler) zu uns. Im Gegensatz zu den Common Dolphins sind diese super interessiert an uns und drehen ihre Kreise um uns genau zu beobachten. Es wirkt so, als wären wir genauso interessant für sie, als sie für uns. Als wir versuchen ein paar Haie anzulocken mit Anchovy Oil, bekommen wir sogar noch mehr Delfine zu Gesicht. Haie zeigen sich aber keine. Da das Wasser super klar ist und wir eine richtig gute Visibility haben, bin ich mit den Delfinbegegnungen absolut zufrieden. Ich wäre happy über diesen Abschluss meines Sardine Runs.

    Wir packen unseren Lunch aus (den ich zum ersten Mal auf dem Boot essen und genießen kann) und sind gedanklich schon darauf vorbereitet wieder einen kürzeren Tag zu haben, da weiterhin keine Action gemeldet ist. Keith schlägt dann vor, dass wir nochmal unser Glück mit den Walen versuchen könnten. Vielleicht zeigen sich die scheuen Meeresrießen ja wenigstens für ein paar Sekunden unter Wasser. Wir entdecken wieder einige Wale, Humpbacks und Brydes (meine ersten Brydeswale). Jeglicher Versuch mit den Tieren zu schnorcheln scheitert, da die Wale direkt andere Richtung einschlagen wenn wir uns mit dem Boot nähern.

    Irgendwann meint Keith dann, da hinten hat's Wale, ich habe das Gefühl das wird was. Geht einfach mal rein und vllt habt ihr ja Glück und sie schwimmen an euch vorbei. Und was für ein Glück wir hatten! Die Wale sind nämlich nicht vorbei geschwommen, sondern zu uns geschwommen und bei uns geblieben. 40 Minuten lang. Wir sind geschnorchelt und die Rießen sind unter uns hergetaucht, vor uns aufgetaucht, haben mit einander getanzt und uns ganz genau beobachtet und an ihrem Leben teilhaben lassen. Der eine Wal hat sich immer wieder auf den Rücken gedreht und uns seinen Bauch gezeigt. Meeresbiologen gehen davon aus,dass sie das machen, wenn sie verspielt sind. Wenn ich an diese 40 Minuten zurück denke, bekomme ich direkt wieder eine Gänsehaut. Wir waren so nah dran an diesen wundervollen Geschöpfen, die mit ihren 16m und 30t absolute Giganten sind im Vergleich zu uns. Die Tiere haben so eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt und dabei gesungen, das war schon fast meditativ.

    Neben den Walen sind auch riesige Tümmler-Schulen um uns herum geschwommen. Auch diese waren wahnsinnig ruhig und kamen ganz nah her um uns zu beobachten. Noch nie in meinem Leben hatte ich so eine innige Begegnung mit einem Wildtier. Die Meeressäuger wussten ganz genau, dass wir in ihrem Lebensraum sind, dass wir nicht hier her gehören und dennoch waren sie ganz sanft und neugierig, extrem friedvoll und liebenswürdig.

    Wir konnten unser Glück nicht fassen, dass diese wundervollen Geschöpfe ausgerechnet uns ausgesucht haben um Kontakt aufzunehmen. Keith, der seit 30 Jahren Sardine Run betreibt, meinte, dass er sowas noch nie erlebt hat und auch noch von keinem anderen Skipper gehört hat. Normalerweise sind die Buckelwale wahnsinnig scheu und zeigen sich höchstens für eine ganz kurze Zeit. So eine lange Begegnung ist also extremst selten.

    Meine erste Woche auf Weltreise und ich erlebe Abenteuer, die ich mir noch nicht einmal erträumt hätte.

    Nach diesem Erlebnis war eine ganz besondere Stimmung auf dem Boot, was wir 8 erlebt haben, verbindet und wir sind alle von so einer Dankbarkeit erfüllt und in unserer kleinen Blase, von der wir kaum glauben können, dass sie wirklich existiert. Was für ein Abschluss des Sardine Runs - oder auch nicht. Auf dem Weg Richtung PSJ wird auf einmal Action im Norden gemeldet. Keith hätte uns absolut zurück zur Lodge bringen können, meinte aber, dass wir das nochmal mitnehmen. Was für eine gute Intention. Tatsächlich entdecken wir unseren ersten riesigen stationären Bait Ball. Eine halbe Stunde lang sind wir im Wasser und können einen Delfin-Angriff nach dem anderen aus nächster Nähe beobachten. Was für ein Anblick! Die weite Anfahrt zu diesem Spot hat sich mehr als gelohnt.

    Auf der Rückfahrt nach PSJ erleben wir eine wundervolle Abenddämmerung. Auf dem flachen Meer sehen wir immer wieder Delfine und Wale, als würden sie sich genauso von uns verabschieden wie wir von ihnen. Die ersten Freudentränen dieser Reise fallen. Abends sitzen wir lange zusammen auf der Terasse und reflektieren über den Tag, wir schauen Videos und freuen uns stundenlang über das Erlebte. Wir sitzen bis spät in die Nacht zusammen, trinken Bier und genießen den BESTEN TAG UNSERES LEBENS.

    Das leckere Bunny Chow zum Abendessen (für mich natürlich Veggie) muss ich an dieser Stelle aber auch noch festhalten. Das ist nämlich ein sehr traditionelles Gericht in Südafrika.
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