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  • Day 108

    Vom Stäffelsbergturm bis nach Kapsweyer

    October 25, 2023 in Germany ⋅ 🌧 13 °C

    Heute 17km

    Guten Abend,
    Da fragt sich der geneigte Zuhörerin, wieso nur 17? Oder, wie der Pälzer (! -> Lena) sagt: Wie kummt des?
    Ja, es war nämlich nass. Und das schon ab der Elfe. Und es wurde nicht trockener. Selbst beim Abwarten mit Risotto und Schorle in Schweigen-Rechtenbach. Obwohl nur Schweigen ein richtiger Ort ist - Rechtenbach hat sich wegen dem Tor zur Weinstrasse dazugemogelt. Und wegen dem Bach.
    Ich hatte eine wirklich gute Nacht dort oben am Stäffelsbergturm, der mich gut beschützt hat, trotz viel Wind. Die Hütte war bestens abgedichtet. Ganz anders als auf der Hohen Loog vor ein paar Tagen. Aufgebrochen bin ich noch bei schönem Wetter und habe interessiert die Schilder zum ehemaligen Westwall wahrgenommen, die die historischen Ereignisse um Bunkerbau und Abwehrgräben auf den Pfälzer Höhen gegen die Franzosen schildern, letztlich aber von den Amerikanern eingenommen wurden. Es gab viele Zwangsarbeiter und Rekruten auf deutscher Seite, die letztlich sinnlose Arbeit verrichteten, wie alles sinnlos ist, was für den Krieg passiert. Trotzdem beeindruckend, wenn man die Bunkerreste mitten im Wald sieht. Man kann es irgendwie nicht fassen. Ich bin dann im einsetzenden Regen nach Schweigen getrudelt. Dort habe ich heute auch den Pälzer Weinsteig abgeschlossen. Im Restaurant sass ich neben zwei Damen, die sich viel zu erzählen hatten und dabei immer zwischen Pfälzer Deutsch und Französisch hin und her wechselten. Mühelos, wie mein Eindruck war. Ich hatte schon gehört dass der kleine Grenzverkehr in dieser Region rege sei. Auf meine Nachfrage erklärten sie mir, dass sie Französinnen seien aber schon in der Schule und auch durch ihre Eltern deutsch gelernt hätten. Das sei damals in der Grenzregion so üblich gewesen. Ihre Kinder aber würden alle nur noch französisch reden und kein Deutsch mehr können. Das fand ich doch bemerkenswert, dass die ältere Generation offensichtlich den europäischen Gedanken mehr lebt als die jüngere. Weltgewandt. Ein bisschen nachdenklich hat es mich auch gestimmt, sehe ich mich doch als glühenden Europäer, der besonders den grenzüberschreitenden Kontakten der Menschen immer wieder das Wort redet. Um im Thema zu bleiben, bin ich noch 7km bis Kapsweyer in Richtung Wörth am Rhein/ Karlsruhe gelaufen und habe dann geplant gestoppt, mich in den Zug gesetzt und bin in einer knappen Viertelstunde nach Wissembourg ennet der französischen Grenze gefahren, um hier mein Nachtlager im Hotel de l'Europe am Bahnhof aufzuschlagen. Es ist gemütlich hier. Ich beschliesse den Tag mit gutem französischen Käse und -Rotwein und werde versuchen, mich Morgen durch den garantierten Regen bis an den Rhein vorzukämpfen. Jute Nacht, wie der Franzose sagt.
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