Türkei - Lykischer Weg

September - October 2021
von Fethiye nach Antalya Read more
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    Etappe 6: Gelemis - Kalkan

    September 23, 2021 in Turkey ⋅ ☀️ 24 °C

    Im Moment liege ich hier in Kalkan auf meinem Bett im familiär geführten Hotel und lausch den Gebetsrufen aus der Mosche. Ich liebe diese Stimmung sehr! 😍 Die über Lautsprecher gesprochenen muslimischen Gebete ziehen mich jedes Mal aus der Realität in eine Art Parallelwelt, in der sich plötzlich alles schön, warm und friedlich anfühlt.

    So entspannt war ich heute am Morgen jedoch definitiv noch nicht, das kann ich euch sagen. Ich hatte eine Mückenplage in meinem Zimmer und konnte überhaupt nicht gut schlafen. Als ich dann um 6 Uhr aufgestanden bin, hatte ich mich noch immer nicht entschieden, wie ich heute nach Kalkan laufen will. Einerseits deshalb, weil in meinem Wanderführer stand, dass der letzte Teil der vorgeschlagenen Tagesetappe sehr gefährlich ist, da man direkt über dem Meer an Felsen entlang klettern muss. Andererseits hat mir der Besitzer von meinem Hostel gestern gesagt, dass der erste Teil der Wanderung im Moment gesperrt ist.

    Ich habe mich dann dafür entschieden, dass ich dem Hostelbesitzer doch nicht glauben werde, weil seine Begründung überhaupt keinen Sinn machte. Das war eine sehr gute Entscheidung, denn die vier Wanderstunden am Morgen gehörten zu den schönsten, die ich bis jetzt auf dem Lykischen Weg erleben durfte. Ich denke, wenn ihr euch die Fotos angeschaut habt, versteht ihr wieso. ❤️

    In Bezug auf den gefährlichen Teil habe ich mich zudem auch bereits am Morgen dazu entschieden, dass ich den längeren Umweg über die Schnellstrasse laufen werde. Es macht keinen Sinn, wenn ich hier ganz alleine mein Leben riskiere. Vor allem auch nicht mit diesem schweren Rucksack inkl. Zeltausrüstung und den starken Wind. Das war rückblickend die richtige Entscheidung, auch wenn die 1 3/4 Stunden neben der Schnellstrasse nicht gerade berauschend waren. 🚗

    Richtig begeistert bin ich vom Kalkan. Das einstige Fischerstädtchen Kalamki hat sich seit seiner Entdeckung in den 80er-Jahren durch einige Individualreisende zu einem beschaulichen Touristenziel gemausert. Ich lief bei meiner Ankunft direkt zum Hafen hinunter, setzte mich in ein Restaurant neben dem Strand und bestellte mir einen frisch gepressten Orangensaft. 🏖 🍊 An so einem Ort kommt man sofort in Ferienstimmung. Ich hatte anschliessend genug Zeit, um online nach einer passenden Unterkunft zu suchen. Es war schon lange klar, dass ich hier in einem Hotel übernachten werde. Nicht nur, weil ich wieder mal richtig schlafen muss. Hinzu kommt, dass morgen 800 anstrengende Höhenmeter bis zur Hochebene Bezirgan vor mir liegen. 🙈

    Mein Plan sieht übrigens vor, dass ich die nächsten beiden Nächte wild kampieren werde, bevor ich dann am Sonntag in Kas ankomme. Ich gehe zwar davon aus, dass ich auch dort oben zumindest ab und zu Empfang haben werde. Falls nicht, hört ihr aber erst am Sonntag wieder von mir.
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  • Day 9

    Etappe 7: Kalkan - auf dem Berg

    September 24, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 19 °C

    Heute bin ich von Kalkan hinauf in die Berge bis kurz vor Gökçeören gewandert. Diesen Tag möchte ich den lokalen Hunden widmen, die mich vom Morgen bis am Abend schikaniert haben. 😡 Ab jetzt gilt bei mir: Kommt mir eine Hund zu nahe und bellt mich an, dann schlage ich zu. Ich kenne kein Erbarmen mehr. 😤

    Begonnen hat das Ganze bereits am Morgen um 7 Uhr, als ich nach einer sehr erholsamen Nacht losgelaufen bin. Innerhalb von 45 Minuten wurde ich zweimal von der Seite angefallen und fast gebissen. Als ich eine Stunde später in einem kleinen Dorf vorbeigekommen bin, hat mich dann ein einheimischer Mann aufgehalten, etwas von einem „Alten“ erzählt und in meine Laufrichtung gezeigt. Etwa 5 Minuten später habe ich dann verstanden, um was es geht. Er wollte mir sagen, dass etwa 100 Meter weiter vorne ein äusserst aggressiver Hund lebt, der Alten heisst. Um überhaupt eine Chance zu haben, an diesem Hund vorbeizukommen, musste ich scheinbar zwingend meine Wanderstöcke unter den Armen einklemmen und immer wieder den Namen des Hundes sagen. Etwa 50 Meter später ist eine Frau auf mich zugekommen und auch sie hat etwas von einem Alten geschwafelt. Ich bekam es deshalb langsam aber sicher mit der Angst zu tun. Wie sollte ich mich denn ohne Stöcke wehren, falls dieser Hund mich tatsächlich attackiert? Und wieso lässt man einen solchen Hund auf dem offiziellen Lykischen Wanderweg überhaupt frei herumlaufen? 🙈. Alten lies nicht lange auf sich warten. Er war mit Sicherheit 2 Meter gross 😉 und wirklich extrem aggressiv. Mein Glück war, dass in diesem Moment ein weiterer Nachbar bei dem Hund stand und ihn so gut wie möglich festhielt. Ansonsten wäre ich heute bestimmt von diesem Riesenvieh zum Frühstück verspeisst worden. Die beiden Hirtenhunde der vorbeilaufenden Ziegenherde haben mir dann am Abend noch den Rest gegeben. Keine Ahnung was heute los ist. Ich bin bereits die Tage zuvor an unzähligen Hunden vorbeigelaufen, ohne dass ich mich ernsthaft bedroht gefühlt habe. Die meisten waren sogar sehr zutraulich und lieb. Ist heute vielleicht einfach der Arschloch-Hunde-Tag? 🐶

    Ansonsten war der Wandertag ganz schön. Es ging zwar fast immer nur bergauf, aber langsam spüre ich, wie sich mein Körper an die aktuellen Umstände gewöhnt hat und besser mit den Belastungen umgehen kann. Kommt hinzu, dass es hier oben auf ca. 900 Meter deutlich kühler als auf Meereshöhe ist. Während einer Stunde bin ich zudem mit einem netten Paar aus München gewandert, die nur vereinzelte und kurze Etappen vom Lykischen Weg absolvieren.

    Ach ja: Beim Ziegenhirten Hüseyin bin ich natürlich auch vorbei gekommen. Von ihm habe ich bereits in meinem Wanderführer gelesen. Da nur seine Frau zuhause war, hat sie mich auf einen „Chai“ eingeladen. Wie im Buch beschrieben, bot sie mir auch Essen und ein Übernachtungsplatz an. Dies Angebote habe ich jedoch dankend abgelehnt. Leider war der Chai dann etwas anderes, als ich erwartet hatte: Stellt euch ein Glas Feta-Lake mit Kräutern vor. 😳 Wie immer habe ich gute Miene zum bösen Spiel gemacht und das halbe Glas getrunken. Mehr ging jedoch echt nicht. Ich war ausserdem froh, dass es auch noch Schwarztee gab. Zum Abschied habe ich der guten Frau etwas Geld in die Hände gedrückt. Sie hat sich so über den Betrag gefreut, dass sie noch einmal ins Haus ging und mir eine Tomate sowie frische Trauben mitgeben hat.

    Ich bin dann noch etwa 20 Minuten lang weitergelaufen. Hier liege ich nun in meinem Zelt. Zum ersten Mal ganz alleine im Nirgendwo. Ich hoffe, ich kann in der Nacht ein paar Stunden schlafen, ohne dass ich eine Panikattacke kriege. ✨🌙✨

    Ich wurde übrigens von einer Wespe gestochen 🐝! Mimimimi…
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  • Day 10

    Etappe 8: auf dem Berg - Çukurbag

    September 25, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 20 °C

    Da ich wieder mal sehr müde bin, gibt es heute nur einen kurzen Bericht.

    Wichtig ist ja primär nur, dass ich die vergangene Nacht in der Wildnis gut überstanden habe. Wie zu erwarten, ist auch überhaupt nichts passiert. Das Problem war nur, dass es viel kälter wurde, als ich dachte. Ich bin deshalb immer wieder frierend aufgewacht und habe während der Nacht nach und nach noch mehr Kleider angezogen. Bis am Morgen lag ich in voller Herbstmontur im Schlafsack. 😉

    Die anschliessende Wanderung führte ab dem Dorf Gökçeören zuerst entlang von etwas eintönigen Forstpisten und durch Kieferwälder. Diese Bäume 🌲 riechen so unglaublich gut. Danach ging es steil bergauf durch eine herrliche Mittelgebirgslandschaft bis zu den Ruinen der antiken Stadt Phellos. Kurz vor dem Abstieg nach Çukurbag habe ich dann zwei altbekannte Gesichter getroffen, denen ich hier bereits zum fünften Mal über den Weg gelaufen bin. Zusammen haben wir dann den Abstieg in das Dorf in Angriff genommen.

    Da die Campmöglichkeiten in der näheren Umgebung im Moment geschlossen sind, übernachten wir heute in kleinen Hütten auf einem Reithof. 🐴
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  • Day 11

    Etappe 9: Çukurbag - Kas

    September 26, 2021 in Turkey ⋅ ☀️ 26 °C

    Solange wie heute habe ich auf dem Lykischen Weg noch nie geschlafen. Erst um 7.45 Uhr bin ich nach einer erneut erstaunlich kalten Nacht aufgestanden. Da ich jedoch nur eine Wanderung von ca. 3 Stunden nach Kas vor mir hatte, war das überhaupt kein Problem.

    Nachdem ich vor meiner kleinen Hütte gefrühstückt hatte, bin ich noch etwas mit dem Besitzer des Reiterhofs zusammengesessen, bis um 9 Uhr endlich die beiden anderen aufgestanden sind. Irgendwie wurde ich etwas wehmütig, als ich ihn (den Besitzer) so ansah. Der Hof hat so viel Potential und der Wille für ein tolles Übernachtungsangebot in der Region war bestimmt auch mal da. Das bringt jedoch nichts, wenn die Wanderer nichts von dieser Übernachtungsmöglichkeit wissen. Wir sind nur auf den Hof aufmerksam geworden, weil uns ein ehemaliger Touristenguide am Vorabend zufälligerweise darauf hingewiesen hat. Ich habe mich zudem auch gefragt, welche Auswirkungen die aktuelle Situation mit Covid wohl auf den Betrieb hatte. Leider konnte der Besitzer für diese Frage jedoch nicht genug gut Englisch. Zum Abschied hat er mir ein Feuerzeug mit dem Logo der Farm geschenkt, dass ich meiner Familie zeigen soll.

    Nachdem ich mich von meinen beiden Freunden verabschiedet hatte, bin ich nach Kas losgelaufen. Hier geniesse ich nun das „dolce fare niente“. Jedenfalls seit ca. 1 Stunde. Davor habe ich geduscht, meine Kleider gewaschen, das Städtchen angeschaut, ein Eis gegessen, den Bart schneiden lassen und für die nächsten Tage eingekauft. Obwohl diese Strecke in meinem Buch als offizielle Tagesetappe angegeben wird, fühlt es sich für mich wie ein Rasttag an. Das ist wunderbar so. 😎☀️ Ab Morgen werde ich dann wieder Gas geben.

    Ich freue mich übrigens sehr darüber, dass die Ehe für alle angenommen wurde. 🏳️‍🌈 😍 Es war jedoch ehrlich gesagt aber auch echt langsam an der Zeit. Wieso in meinem Heimatdorf jedoch noch immer exakt 50% der Menschen ein Problem mit dieser rechtliche Gleichstellung und somit auch mit meiner individuellen Lebensweise haben, bleibt mir ein Rätsel. Ich frage mich, was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht. Wie kann man nur so engstirnig und rückwärtsgewandt sein?
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  • Day 12

    Etappe 10: Kas - Aperlai

    September 27, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 25 °C

    Mit dem heutigen Tag ist bereits die erste Hälfte von meiner Wanderreise vorbei. Das macht mich im Moment sehr traurig. Ich wünsche mir deshalb, dass sich die nächsten 10 Tage wie eine kleine Ewigkeit anfühlen werden. Ich will noch nicht zurückkommen!!! 🥲 Erfreulich ist jedoch, dass ich mit diesem Tempo wahrscheinlich tatsächlich den gesamten Lykischen Weg schaffen werde. 👍🏻

    Bevor ich auf den heutigen Tag eingehe, möchte ich noch eine kurze Geschichte von gestern erzählen. Als ich in Kas in meinem Familienhotel angekommen bin, habe ich kurze Zeit später ein taubstummes Paar aus Rumänien 🇷🇴 kennengelernt, das auch dort übernachtet hat. Als ich ihnen mit Zeichensprache und der Hilfe vom Internet mitgeteilt habe, dass ich aus der Schweiz komme, haben sie sich sehr gefreut. (So reagiert übrigens auch die lokale Bevölkerung immer auf meine Herkunft.) Am Abend habe ich das Pärchen dann in der Küche neben der Dachterrasse wieder getroffen. Die Frau hat dort in einer Pfanne frischen Fisch 🐟 angebraten und ich habe ihr in Zeichensprache versucht zu erklären, dass es sehr gut riecht. Als ich dann 10 Minuten später alleine an meinem Tisch sass und mein Abendessen ass, ist sie als Geschenk mit einem Teller voller Salat und zwei kleinen Fischen zu mir gekommen. Ich habe mich so darüber gefreut, auch wenn ich ihr erklären musste, dass ich die Fische nicht essen kann. Das war auch überhaupt kein Problem. Da ich mich revanchieren wollte, bin ich gleich nach dem Essen hinunter ins Zentrum gelaufen und habe zwei schöne Souvenirs gekauft. Ihr hättet ihre Augen sehen sollen, als ich ihnen die beiden Geschenke kurze Zeit später in die Hand gedrückt habe. 😍

    Die heutige Wanderung war sehr schön, aber auch lang. Ich war schlussendlich von 7 Uhr bis kurz nach 17 Uhr auf den Beinen. Nach einem so langen Tag werde ich gegen Ende immer etwas ungeduldig und auch nervös. Ich merke, dass ich dann meine Emotionen nicht mehr so gut kontrollieren kann, weil mein Körper einfach nur noch müde ist. Das war auch heute so, als ich beim vorgesehenen Campingplatz 🏕 im Nirgendwo vor verschlossenen Türen stand. Ich musste deshalb noch einmal 20 Minuten bis zur nächsten Unterkunft weiterlaufen. Dort wurde ich von den drei anwesende Personen ganz merkwürdig empfangen. Alle haben gefragt, ob ich Russisch spreche. Englisch konnte niemand. Ich fand das alles sehr komisch und unangenehm. Nachdem ich jedoch mein Zelt aufgestellt, geduscht und etwas relaxt hatte, sah die Welt wieder komplett anders aus. Die sind alle voll lieb und haben mir heute die besten Pommes, die ich jemals gegessen habe, serviert. Es ist schon krass, wie vorschnell auch ich immer wieder Menschen verurteile.

    Heute habe ich übrigens eine erstaunlich grosse Eidechse und zwei lange schwarze Schlangen gesehen. Die Schlangen waren glücklicherweise in einer offenen, viereckigen Zisterne gefangen, in welcher sie wahrscheinlich auch sterben werden. Aus Mitleid habe ich mich im ersten Moment auf die Suche nach einem umgefallenen Baum gemacht, aber dann aus Angst doch wieder davon abgelassen. Vor meinen inneren Auge habe ich nämlich schon gesehen, wie ich zusammen mit dem Baumstamm in die Zisterne falle und von einer Horde Schlangen gebissen werde. 🐍 Es blieb mir deshalb nichts anderes übrig, als die Schlangen ihrem Schicksal zu überlassen. Ich kann nicht allen helfen…
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  • Day 13

    Etappe 11: Aperlai - Andriake

    September 28, 2021 in Turkey ⋅ ☀️ 28 °C

    Es scheint fast so, als ob die grossen Schlangen von gestern ein böses Omen waren. Als ich heute am Vormittag gemütlich am Wandern war, zischte neben mir in einem Felsen nämlich plötzlich etwas. Es handelte sich dabei um eine graue und glücklicherweise viel kleinere Schlange, die während ihrem Sonnenbad von mir überrascht wurde. Vor Schreck fiel sie vom Felsen auf den Boden. Ich wiederum habe im ersten Moment gedacht, dass mich etwas anspringt und mein Herz blieb fast stehen. 😱 Die Schlange machte sich so schnell wie möglich aus dem Staub und wir beide sind mit dem Schrecken davongekommen. (Im Nachhinein habe ich mich bizzeli wie Lara Croft gefühlt. Die wird ja auch ständig von irgendwelchen Schlangen angesprungen. 🤣)

    Der restliche Tag war ganz entspannt, aber wieder mal viel zu warm. Deshalb musste ich mich am Mittag doch tatsächlich für eine halbe Stunde hinlegen. Danach ging es dann wieder viel besser. Kurze Zeit später hat mich übrigens in Kapakli eine Frau mit eiskaltem Wasser beschenkt, dass sie in ihrem Haus aufbewahrt hatte. So wie ich bin, habe ich das Wasser dankend angenommen und anschliessend mit einem süssen Hundi geteilt, der wie ich unter der Hitze litt. 😇

    Ich übernachte heute auf einem Zeltplatz hier in Andriake. Morgen werde ich im nahen Demre meine Vorräte auffüllen und anschliessen eine Passbesteigung in Angriff nehmen. ⛰ Ich werde versuchen, bereits zwei Tage später in Finike zu sein. Ob das tatsächlich klappt, bezweifle ich im Moment jedoch noch. (Mein Reiseführer schlägt 3 Tagesetappen für diese Strecke vor.) Wie immer gilt, dass ich nicht weiss, ob ich dort oben Zugang zum Internet haben werde. Es kann deshalb sein, dass ich mich erst am Freitag wieder melde.

    Zwei Dinge noch, über die ich schon lange schreiben will und bis jetzt nicht dazu gekommen bin. Ich werde hoffentlich zu einem späteren Zeitpunkt noch etwas ausführlicher eingehen.

    1. Die Menschen hier sind bis jetzt unglaublich freundlich und hilfsbereit. (Eine kleine Ausnahme ist die Ziegenhirtin, die mich in den Bergen vor ein paar Tagen während ca. 10 Minuten auf türkisch angeschrien hat, während sie gleichzeitig ihren Kampfhund festhielt. Rückblickend bin ich jedoch davon überzeugt, dass die gute Frau wahrscheinlich nicht mehr alle Tassen im Oberstübchen hat.)

    2. Verlasst wieder mal eure Komfortzone und lasst euch auf ein Abenteuer ein! Das Leben ist zu kurz und das Hamsterrad nur eine Erfindung.
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  • Day 14

    Etappe 12: Andriake - Alakalise

    September 29, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 19 °C

    Heute bin ich bis zur Kirchenruine Alakalise auf ca. 800 Meter über Meer gelaufen. Ich war davon überzeugt, dass ich hier auf andere Wander treffen werde, da es sich gemäss meinem Reiseführer um einen beliebten Übernachtungsort handelt. Entgegen meinen Erwartungen bin ich jedoch ganz alleine. Im Moment scheint der Lykische Weg nicht sehr stark frequentiert zu sein. Das zeigt sich auch darin, dass mir gestern auf dem Wanderweg nur eine einzige Person begegnet ist. Heute habe ich sogar überhaupt niemand angetroffen.

    Das ist wahrscheinlich auch besser so. Die vergangene Nacht war nämlich ganz schlimm, so dass ich heute am Vormittag entsprechen schlecht gelaunt war. Auf dem Campingplatz in Andriake lief doch tatsächlich bis um 1 Uhr laute Musik. In Kombination mit dem nervigen Verkehr und einer redseligen Gruppe aus der Ukraine konnte ich erst etwa um 1.30 Uhr einschlafen. 🙈

    Als ich am Morgen startklar war, bin ich zuerst nach Demre gelaufen. Dort habe ich für die bevorstehende Bergwanderung Essen und Wasser für mindestens drei Tage eingekauft. Insgesamt 8.5 Liter Wasser habe ich anschliessend den Berg hochgeschleppt. Schliesslich will ich hier oben ja nicht verdursten. 😉
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  • Day 15

    Etappe 13: Alakalise - Belos

    September 30, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 19 °C

    Der Schock sass im ersten Moment tief, als ich am Abend in meinem Zelt bei den Kirchenruinen festgestellt habe, dass meine beiden Powerbanks leer waren. 😳 Mein Natel hatte noch 35 %, was für die restlichen zwei Tage in den Bergen definitiv nicht mehr ausreichen würde. Ich weiss, im Prinzip ist das nichts Schlimmes. Bizzeli weniger Technik und etwas mehr Natur kann nie schaden. Trotzdem hatte ich ein grosses Problem mit dieser Situation. Seit etwa dem vierten Wandertag benutze ich nämlich neben meinem Reiseführer in Buchform auch ein GPS-App vom Lykischen Weg. Das Programm braucht zwar relativ viel Akku, aber dafür hat es mich in den vergangen zwei Wochen immer wieder davon bewahrt, dass ich mich total verirre. Das mir so ein Ungeschick gerade hier in den Bergen passiert, fand ich deshalb um so schlimmer. Ich habe mich dann dazu entschieden, dass ich mein Natel in den kommenden beiden Tagen immer ausschalte, wenn ich es nicht unbedingt zur Wegfindung oder für ein Foto benutzen muss bzw. will. Geschlafen habe ich dann trotzdem wie ein Stein während fast 11 Stunden….

    Heute führte der Weg 900 Meter bergauf und anschliessend wieder 900 Meter bergab. 🤪 Der schweisstreibende, steile Anstieg im ersten Abschnitt hat mich dabei mehrmals fast zur Verzweiflung gebracht, weil ich den richtigen Weg immer wieder aus den Augen verloren habe. In den Bergen kann so etwas richtig gefährlich sein. Glücklicherweise war das Schlimmste überstanden, als ich endlich beim Krk. Merdiven, einer senkrecht aufragenden hellen Felswand, angekommen bin.

    Der Abstieg war abgesehen von erneut sehr aggressiven Hirtenhunden ganz in Ordnung. Es gab sogar eine sehr schöne Überraschung. Als ich in einem fast verlassenes Bergdorf angekommen bin, ist ein Auto 🚗 mit drei jungen Männern an mir vorbeigefahren. Sie haben angehalten und wollten von mir wissen, von wo ich kommen. Als ich die offerierte Mitfahrgelegenheit dankend abgelehnt habe, sind sie weitergefahren. Etwa 50 Meter weiter den Berg hinunter haben sie dann jedoch erneut gestoppt. Sie sind alle ausgestiegen und haben im ganzen Auto Esswaren für mich zusammengesucht. Plötzlich stand ich mit einem Sack voller Trauben, zwei Tomaten und einem Brot da. 😍 Ich war völlig perplex und habe mich von ganzem Herzen bei ihnen bedankt. Unglaublich, so etwas!

    Als ich dann bei meinem Tagesziel den Ruinen von Belos angekommen bin, habe ich wieder mal mein Zelt aufgestellt. Als ich fertig war, fielen doch tatsächlich ganz kurz vereinzelte Regentropfen vom Himmel.

    Da ich mich ohne Natel nicht ablenken konnte, sass ich vor dem Abendessen angelehnt an die Ruinen einfach so da und kuckte in die Natur vor mir. Plötzlich realisierte ich, dass von hinten etwas mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf mich zugerannt kommt… Wenn das so weiter geht, habe ich hier tatsächlich noch ein Herzinfarkt. 🙈 Glücklicherweise war der Angreifer nur ein ganz lieber und völliger überdrehter Hundi, der mir dann am Abend und auch in der Nacht Gesellschaft geleistet hat. ✨🌙✨
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  • Day 16

    Etappe 14: Belos - Finike

    October 1, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 24 °C

    Inzwischen bin ich gesund und munter im Städtchen Finike angekommen, wo ich mir ein Hotelzimmer mit Aussicht auf das Meer gönne. Ich muss schliesslich wieder mal richtig schlafen und Kleider waschen. Ihr kennt das ja bereits. 😉 Etwas erstaunt war ich dann jedoch schon, als mir an der Rezeption gesagt wurde, dass dieses tolle Zimmer zusammen mit Abendessen und Frühstück nur CHF 18.- kostet.

    Da ich heute nur am Vormittag unterwegs war, gibt es nicht all zu viel zu erzählen. Ich stand wieder mal drei zähnefletschenden Hirtenhunden gegenüber, die noch rechtzeitig von ihrem Besitzer zurückgerufen wurden. Das ist übrigens auf einer asphaltierten Strasse und nicht im Nirgendwo in den Bergen passiert. 🙈 Ich frage mich inzwischen, ob mich die Hunde richtig angreifen würden, wenn sie tatsächlich die Chance dazu hätten? Ich war auf jeden Fall wieder mal ein wenig geschockt und musste eine Träne wegdrücken. Das ist einfach so passiert. 😳

    Kurze Zeit später fand dafür das absolute Highlight meiner Wanderferien statt. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass kein anderes Erlebnis das noch übertreffen wird. Ich bin tatsächlich einer wilden Schildkröte 🐢 begegnet! Das wünsche ich mir schon seit ich ein kleines Kind war. Sie war noch ganz klein und wunderschön. 😍 Da ich sowieso bald eine Pause machen wollte, habe ich mich hingesetzt und mit ihr meine Banane geteilt. Etwas Besseres hätte mir heute definitiv nicht passieren können!
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  • Day 17

    Etappe 15: Finike - Gelidonya Lighthouse

    October 2, 2021 in Turkey ⋅ 🌙 24 °C

    So weit wie heute bin ich auf dem Lykischen Weg noch nie an einem Tag gewandert. Bis am Abend waren es tatsächlich fast 40 Kilometer. Dieser anstrengende Fussmarsch hatte zwei Gründe. Einerseits waren die ersten 2/3 des Weges flach, was das Wandern ungemein erleichtert hat. Andererseits wollte ich den Tag nach dem eintönigen ersten Teil entlang einer Strasse nicht bereits in Karaöz beenden, weshalb ich noch bis zum Gelidonya-Leuchtturm weitergelaufen bin. Das hat sich definitiv gelohnt. Eine so schöne Aussicht hatte ich in meinem Zelt 🏕 bis jetzt noch nie. 🌅

    Falls ihr selber mal in diese Ecke der Türkei 🇹🇷 reisen wollt, dann lasst Finike links liegen. Die Stadt und auch der Strand lohnen sich definitiv nicht für einen Besuch. Fahrt besser gleich nach Karaöz. Dort könnt ihr etwas ausserhalb vom Dorf auf einem der vielen Campingplätze euer Zelt aufstellen oder ein Bungalow mieten und anschliessend die wunderschöne Lage und das Meer geniessen. 😍

    Wenn ihr Glück habt, trefft ihr wie ich im tiefen Wald auch auf den netten Fruchtsaftverkäufer. Bei ihm kosten nur die Vitamindli etwas, alles andere (Kaffee, Alkohol, Zigaretten…) sind gratis. Die Früchte stammen übrigens alle ausnahmslos aus seinem eigenen Garten. 😋

    Etwas noch, dass ich schon länger zum Thema „Wandern mit dem eigenen Zelt“ sagen wollte. Es ist unglaublich, wie schnell ein solches Zelt ⛺️ zum eigenen Zuhause wird. Immer wenn ich es aufgestellt habe und ich mich zum ersten Mal hineinsetze, fühle ich mich gleich wie in meiner eigenen Wohnung. Als ob ich daheim in meinem eigenen Reich angekommen bin. Das finde ich schon irgendwie verrückt. Hinzu kommt natürlich auch, dass ein Zelt den Stress beim Wandern extrem verringert. Obwohl ich meine Tage natürlich im Voraus plane, bin ich trotzdem immer total flexibel. Das ist echt ein angenehmes Gefühl, wenn man so wie ich unterwegs ist.

    Ich wünsche euch süsse Träume! ✨🌙✨
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